Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 27, 1870, Page 1, Image 1

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6. Jahrgang.
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Drei Zfrerer.
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Humoristische Original-Novelle von Ewalb >
August König.
(Fortsetzung.)
Kapitel.
Im Officier-Casino.
Der Fähnrich hatte fich die Sache leich >
ter vorgestellt, als sie in Wirklichkeit war.
Sein jugendlicher Leichtsinn ließ ihn über
die Forderungen der Zukunft hlnwegblik»
ken. Der Erwiderung seiner Liebe gewiß, j
werde. Die junge« Leute ginge» leicht
darüber hinweg, sie bauten goldene Luft- !
fchlösser und tröstete» sich uiil der Hoff- !
nung, dc.ß das Glück sie begünstigen und
die Brautzeit abkürzen werde. Uin so nn-
Leichtsinn die Ruhe einer Familie unter- >
grabe» und die Gelieble wie sich selbst ge- >
täuscht hatte. Dennoch wollte ihm der
ein Ende machte.
Noch nie war der Fähnrich so schlecht
gelaunt gewesen, wie an diesem Mittag.
Die reich besetzte Tafel im Ljfizier-Casino,
welch« ihn sonst für alle U»a»nehmlichkei
len entschädigte, konnte ihm heute kein
! Lächeln, kein Wort der Anerkennung ent
locken; er ließ, in seine Gedanken versun
ken, die meisten vor
übergehe». Erst später, als die T-ifcl auf
! gehoben war und die Ofsizi«r« sich an di«
j Spieltische setzten, um bei einer Parihie
Domino ihre» Kaffee zu trinken, wachte
er aus seinem düstern Sinne» auf.
An dem Tische, an welchem er Platz ge
nommen hatte, saßcn drei Offizitr», w»lche
dem Fähnrich eine besondere Ausmerksam-
keit zu schenke» schienen.
Der älteste dieser drei Herren, welcher
sieben bi« acht und vierzig Jahre zählen
mochte, war der Chef der vierten Compag
nie, Hauptmann von Rottveil. Ihm zur
Seite saßcn der Secondelieutenant von
Reden und der Ulanenoffizier von Kau
> lcn. Die beiden Letzteren standen in der
i ersten Blüthe ihrer Jahre, sie hatten die
Hälfte ihres dritten Decenniums noch
nicht überschritten. Im Gegensatz zu ih
ren Zügen besaß der Hauptmann einen
Kopf, der einem Studienmaler ein vor
treffliches Modell geliefert hätte. Da«
kurze, gekräuselte Haar umrahmte ei«e
hohe Stirne; unter den buschigen, vorste
henden Brauen blitzten zwei dunkle, seu
rige Augen, und ein Schnurrbart, dessen
beide Spitzen weit über das Kinn hinun
terhingen, beschattete die dünnen, schma
len Lippen, welche ein Zug bitterer Resig
nation umspielte. Dt» Nas» war groß
und schief gebogen, da« Kinn spitz, und
die hohlen, eingefallenen Wangen zeigten
die Furchen eines vietbewegten Lebens.
Der Hauptmann hatte schon eine geraume
! Weile den Fähnrich, welcher stier vor sich
hinblickte, beobachtet und von Zeit zu Zeit
sein Haupt geschüttelt.
„Na, alter Förster, was fehlt Ihnen?"
wandte er sich endlich zu dem jungen
> Mann», d»r «rfchrrckt au« seinem Sinnen
! ausfuhr, „Sie sitzen ja seit einer halben
Stunde so steif und starr da, wie eine alte
chinesische Pagode; bereitet e« Ihnen Sor-
ge, daß das Osfiziers-Patent noch nicht
! eingetroffen ist?"
„Bah. er wird verliebt fein!" warf der
Lieutenant von Kaulen hin.
' „Das wär» ja »in» schauderhaft» Ge
schichte!" flüsterte der Secondelieutenant
von Reden, dessen dünne Falsetstimme,
namentlich in de» Zischlauten, einen un
' angenehmen Eindruck machte, „wahrhaf
tig, höchst schauderhaft!"
„Rücken Sie mit der Sprache heraus,
altes Haue," fuhr der Hauptmann fort,
„mir können Sie ihre alten Herzcnsge
heimnisse ruhig anvertrauen."
! „Ich denke, wir Beide erfreuen uns
! ebenfalls Deines Vertrauens," versetzte
! der Ulanenoffizier, „also heraus damit!"
! Der Fähnrich seufzte tief auf und reich
! te dem Hauptmann die Hand.
„Ich weiß, daß Sie mir Ihr besondere«
Wohlwollen schenken," erwiderte er, „und
ich danke Ihnen dafür, lange werde ich'«
nicht mehr beanspruchen."
Die Offiziere rückten unwillkürlich nä
her.
> „Du wirst doch nicht Deinen Abschied
> nehme» wollen?" fragte der Ulanenlieu
> tenant. „Das wäre, auf Ehre, ein—"
! „Bevor Du das Wort aussprichst, wel
! ches Dir auf der Zunge schwebt, höre die
! Gründe, welche mich dazu bewegen;" un
terbrach der Fähnrich ihn.
! „Förster hat Recht, höre» wir zuvor
l seine gute» Gründe," sagte der Haupt
zündet hatte.
„Ich will heiiathen," suhr der Fähnrich
gelassen fort; „ich denke, der Grund ge
nügt."
„Du? Heiratlien?" rief der Ulanenof
! fizier, in dessen Zügen Ueberraschung und
Spott fich spiegelte». „Nimm mir nicht
j de ich warten, bis der Bart sichtbar wäre!"
! „Kaulen!" fubr der Fähnrich zornig
! auf.
! „Ruhe!" gebot der Hauptmann, indem
er feine Hand auf den Arm des Fähnrich«
legte. „Ruhe, sage ich! Wozu soll die
Zankerei dienen? Aendert sie an der Sa
! Manne.
„Einen gute» Rath soll man niemals
! verachten."
! sort. „Wer ist Ihre Erkoreue i"
heiralhttt, und zwar, je eher, je lieber.
! Kann ich's, wenn ich meiner Carriere treu
bleibe?"
DerUlanenosfizier zuckte geringschätzend
die Achseln.
in ein Mädchen verliebt ist! Wir Offi
lieutenant. „Ein Fähnrich und Gatte!"
„In der That, der Gedanke ist lächer
lich!" fetztederUlanenosfizierhinzu. „Frei
lich, wenn die junge Dame Geld hat —"
„Ach, kennt Ihr die Arie au« „Don
Juan": „Gold, ja Gold ist Chimäre!"
unterbrach der Secondelieutenant seinen
Kameraden.. „FamoS, schauderhaft fa
mas! Der Mozart war ein ganz brauch
bare« Subject!"
Ein Lächeln bitterer Ironie umspielte
die Lippen de« Hauptmann«. „Die Arie
ist au« „Robert, d»r T»usel," sagte er,
! „der alte Mozart hat nicht daran gedacht,
sie zu schreiben."
„Au« „Dem Juan," lieber Freund, au«
„Don Juan," erwiderte der Secondelieu
tenant mit einer Gelassenheit, welche be
wie«, daß er seiner Sache gewiß war.
„Ich habe die Oper wohl ein Dutzend
Mal gehört."
„Reden besitzt einen entschiedenen Wi
derspruchsgeist," versetzte der Ulanenlieu
tenant, „lassen wir ihm die Marotte! Ich
glaube, Ihr s«td Beide im Irrthum, und
die Arie ist au« d»m „Freischütz."
kommen wir auf unser Thema zurück!
Ich sage, wenn das Mädchen Geld ha!--"
„Geld hat sie nicht," unterbrach der
Fähnrich ihn wehmüthig. „Das heißt,
nicht so viel, daß di» Zinsen de« Capitals
zur Bestreitung der Bedürfnisse hinreichen
! „Wenn Sie die junge Dame von Her
! zen lieb haben." nahm der Hauptmann
! da« Wort, ..wenn Sie ihr dir hart» Ge
i tuldprobe «in»r zwanzigjährigen Braut
l zeit ersparen wollen, dann kann ich Ihren
Entschluß nur billigen. Beim Militär ist
' i« Friede»«Z»it»n nicht vi«l zu h»l»n, man
, avancirt höchst langsam. Wrnn wir »i
-» n»m Kri«g« »ntgeg««s»h»n dürft««, dann
allerding» würde ich Ihnen rathen, Jh-
rem Glück zu vertrauen und dem alten -
Portepee treu zu bleibe», aber unter den
obwaltenden Umständen —na, Sie wissen
ja, wie lange tcl> auf das HauptmannSpa-
tent warten mußte."
Der Fähnrich winkte gedankenvoll mit!
dem Kopfe.
„Freilich, freilich, das ist es ja eben,
was mich bewegt, mein Abschiedsgesuch
einzureichen. Wenn unsere Armee im
Begriff stände, in'« Feld gegen den Feind
zu rücken, ja, dann wäre ich mit dabei!
Ich würde mich bei Erstürmung einer
Batterie oder bei einer anderen Gelege»- !
heit auszeichnen, in den Bulletins lobend
genannt und rasch befördert werden."
„Natürlich, als General müßtest Du
heimkehren," spottete der Ulanenoffizier,
„an der Spitze eines Armeecorps. Ge- !
nerallieutenant von Förster, DivisioiiS-
> Orden."
„Dabei allein darf es nicht bleiben," !
setzte von Reden hinzu, „er müßte auch -
Flüakladjutant Seiner Majestät des Kö- !
»ige sein und die nächste Aiiwartsckaf! !
Der Fähnrich warf dem Spötter eine»
vernichtenden Blick zu. „Zum General
würdest Du nicht befördert, wenn ich
test."
Der Ulanenoffizier hatte fich e>holen. !
! „Ich denke, Dein Entschluß ist »och »ich«
so weit gediehe», daß man Dir zu der
sagte er, „vielleicht besinnst Du Dich ei
> ncs Besseren."
l Der Secondelieulenant erhob sich jetz!
' und rieth ihm, den Heirathlgedanken zu
> entsagen,
„Lassen Sie die Spötter gehen," nahm
> Offiziere sich entfernt hatten. „Sie sind >
' > malerielle Menschen, die nur den Augen- >
> ! blick genießen wolle». Welche Laufbahn !
waltungssache ausbilden. Er Ivill mich
> der Direclio» der hiesigen VersicherungS-!
Gesellschast vorschlagen und glaubt, nach
die ersten Jahre genüge dieß, wenn ich die >
Zinsen des Vermögens meiner Braut mit i
fünfhundert Thalern dazu rechne."
Der Hauptmann blickte nachdenklich vor j
sich hin.
„Mit tausend Thalern können Sie aus-!
rkichen," sagte er. „Freilich große Sprün !
ge lassen sich damit nicht machen, aber bei
und manchem Andern ist e« nicht so leicht
geworden. Ich habe mit Sorgen und
Entbehrungen kämpfen müssen, und als
ich nach langen Jahren des Hoffens und
> Harren» die alten Wolken allmälig fchwin
i den sah, da zog un« unser Herrgott eine«
> liebes Weib Aber wozu soll ich
die alten Erinnerungen auffrischen, die
! Tage liegen hinter mir. Damals glaubte
ich, ich würde das Begrädniß nicht über
, leben, aber der Mensch kann viel ertragen,!
, ! mehr, als er glaubt. —Kellner, eine Fla
sche Wein und zwei Gläser!"
> „Für meine Rechnung!" setzte der gäh«-
> > rich hinzu.
„Nein, nein, lieber Herr Förste», die
. l wenigen Pfennige, die Sie von Jhrrr
s Gage erübrigen, können Sie besser ver
wenden."
Der Fähnrich ließ die Börse wieder in
- feine Tasche zurückgleiten.
„lch werde mich später revanchiren,"
v sagte er.
r „Wenn Sie einmal Inspektor find,"
! ! fuhr der Hauptmann fort, wahrend er die
- Gläser füllte. „Stoßen wir an auf eine
r baldige Hochzeit."
, i Hell, wie der Schall eines
s chcns, erklangen die Gläser, welche bi« '
, aus den letzten Tropfen geleert wurden.
„Sie haben früh geheirathet?" fragte
- der Fähnrich.
, Der Hauptmann stützte da« Haupt auf
- den Arm und blickte wehmüthig vor sich
- hin. „Früh und spät, wie man'« nehmen
a will; ich war bereit« dreißig Jahre alt.
st Meine Braut hatte sieben Jahre hindurch
n auf den Tag der Hochzeit gewartet, und
- tch sah ihm mit ebenso großer Ungeduld
n entgegen, wir li»it«n einander so innig
Ao. 4.
und treu, doch ich will St»
mit diesen GefühlSschilderungen verscho
nen, Sie wissen ja selbst, wie glübend man
lieben kann und wie glühen» man gerade
dann liebt, wenn man mit dem Schicksal
um die Erfüllung seines heißesten Wun
scb«S kämpfen muß. Ich wartete aus die
Beförderung zum Premierlieutenant: sie
blieb aus, jüngere Offiziere wurden mir
vorgezogen, weßhalb, ist mir bis heute ein
Räthsel geblieben. Endlich war ich des
Wartens müde; ich erklärte meiner Braut,
daß binnen heute und vier Wochen die
Hochzeit gefeiert werde. Damals, in dem
Freudenrausch, in welchen dieser Entschluß
mich versetzte, dachte ich nicht an die Zu
kunst. Meine Braut besaß fünfhundert
Thaler, damit glaubte ich die Welt erobern
zu können. Aber es kam anders, als ich
vermuthete. Ein guter Freund stellte die
! Caution für mich; ich danke ihm »och
beute dafür; ob»« feine uneigennützige
Zreuiidschast hätie ich meinen höchsten
j Wunsch niemals erfüllt gesehen. Die
Kosten »nsenr Einrichtung und die Reise,
! welche wir der Le»tc wegen machen muß.
! len, hatten die Mitgift meiner Braut ver»
, schluiigen, einige Rechnungen blieben noch
;u decken. Trotzdem waren wir heiter
und guten Muthes; wenn uns oft »or der
schwarzen Nacht der Zukunft graute, such
!en und fanden wir Trost in unserer Li»,
be, sie hielt uns in allen Stürmen auf
recht. Niemand wußte, daß meine Cou
! lion erborg! war, Niemand ahnte, daß
meine s'ieutenantSgage alle Bedürfnisse
bestreite» mußte. Freund, damals habe
ich schwere, sorgenvolle Tage durchlebt.
! Wir durst.» keinen Menschen dieß wissen
! Z!e werden später selbst erfahren, wie
j leicht die Welt geneigt ist, ein ungerechtes
! Unheil zu fällen. Wir besuchten oft öf
! scntliche VergnügungSorte, mietheten eine
i?oge im Theater, luden dann und wann
einige meiner Kameraden ein, kurz, wir
lebten vor den Leuten, wie unser alter
Herrgott in Frankreich. Und wissen Sie,
wodurch wir dieß ermöglichten? Wir
darbten eS am Munde ab. Wenn man
hcntziitage mir den Leuten das alt« Maul
> zu stopscn weiß, bester Freund, da« Nebri
! ge ist Nebensache!"
Der Fähnrich schüttelte, während er die
Gläser füllte, zweifelnd den Kopf.
„Dennoch begreife ich nicht, wie Sie—"
! „Nur Geduld!" fiel der Hauptmann
ihm tn'S Wort. „Mittags begnügten wir
uns mit Kartoffeln und billigen Gemüsen,
Fleisch kam nur Sonntag« auf den Tisch.
Kommißbrod, Kartoffeln mit der Schaale
bildeten uuser Abenddrod. Wir haben oft
trockenes Brod gegessen. Wie oft, wenn
meine Freunde unsere elegante Einricht
ung bewunderten, wie oft, wenn ich mit
meiner Gattin am Arme durch die Pro-
menadtn spazierte oder in der Theaterloge
saß und ich neben oder hinter mir die Be
merkung hörte, der Lieutenant von Rokt
iveil führt ein sorgenfreies, gückliche« Le>
> b«n, schnitt es mir tief in'S Herz, daß ich
hätte laut aufschreien mögen! E« wußte
i ja Keiner, wie manche Nacht ich in Sor
gen und Kummer durchwacht. Hätte ich
nicht mein Weib so heiß geliebt, hätte
mein müde«, sorgenschweres Haupt nicht
an ihrem treuen Herzen eine Ruhestätte
gefunden, ich wäre der elendeste Mensch
unter der Sonne geworden!"
Der Hauptmann schwieg, krampfhaft
zuckle es um seine Lippe«, er blickte stier,
in düsterem Brüten versunken, vor fich hin.
Der Fähnrich reichte erschüttert dem al
ten Kameraden die Hand.
„Lassen Sie'S gut sein," fuhr der
Hauptmann fort, nachdem er hastig sei«
Glas geleert hatte, „jene Tage liegen hin
ter mir! Neben der Liebe meiner Battin
hielt die Hoffnung auf bessere Tage mich
aufrecht, und in der That, im vierte»
Jahre unserer Ehe schienen die Wolken
fliehen zu wollen. Ich wurde zu« Pre
mierlieutenant befördert. Aber du lieber
Gott, was wollte die kleine Gehalt«zulage
bedeuten, gegenüber den erhöhten Anfor«
> derungen, welche die Geburt eine« Kinde«
an mich stellte! Und doch waren wir stet«
fröhlich und guter Dinge. Da« heißt,
meine Frau war e«, aber ich ahnte, daß
auch sie hinter dieser Heiterkeit ihren Vram
und ihre Sorgen verbarg. Glaube« Sie
mir, der Taglohner. der Handwerker, der
täglich nur fünfzehn Groschen verdient,
führt ein bessere« und sorgenfreiere« Le
ben, denn unserein«. Von ihm verlangt
die Welt weder moderne Kleidung, noch
elegante Wohnung, noch den Besuch de«
Theater« und der Concerte, seine Bedürf
nisse richten sich nach seinem Einkommen,
l während man un« Anforderungen stellt,
gen."
„Was konnte Sie zwingen, diese An
forderungen zu erfüllen?" fiel der Fahn
> rich ein.
Der Hauptmann zuckte die Achsel«.
„Sie glauben nicht, wie sehr »te die
(«ehe viert» «ew^