Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 06, 1870, Page 1, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Acranton Nockcnlckllt.
6. Zahrgang.
Dr. K. Bode<yan,
Haus« de« Herr» Peter Sreter.
Morgen« von B—9
Nachmittag« „ 3—k
Abend« „ B—S
I» Abwesenheit wird Herr Sreter Nachricht «r
-heilen.
Dr. Camill Kr«tei»
deutscher
«rzt, W«»darzt«. Geburtshelfer,
Of?c« In Wyoming Avenue, Kaiser « Hau«,
rdlnirt von l l Uhr vormittag« bi« Z Uhr Nach
mittag« täglich. ,
Impfnna feden Montag. Mittwoch und Frei
«g, von l l Porm. di« 3 Uhr Nachm. ?Bn7
vr.
Deutscher Arzt.
Wundarzt und Geburtshelfer.
Office im Hause von I. Schimpff, Sed-rftiaßt.
Sprechstunden Morgen« von 8—?, Mittag« von
—Z, AdendS von V-«. tOsS
Deutsche Apotheke,
TIS vackawanna Avenue,
eben Haadk»,'« Merchant« u. Mechanik« Bank. !
SapB H. F. Lobeck.
(?. Sodilliät Sc Lo.,
Deutsche Apotheke.
Slv Larkawanna Avenue.
Dr. S. W. Nuch,
widmet und bei ersteren strenge Verschwiegenheit
arantirt. I» der Gedurtthulfe ist er sebr erfah. i
««.—Spricht deutsch und englisch.
Officestunden: Morgen« von 7 ?, Nachmit
«g« vm> tZj—2 und kj—B. Von 8 Uhr Abend« !
bi« 7 Uhr Morgen« in seiner Wobnung, No. 20t
«dam« Avenue, anzutreffen lieg
???
Priii! - Halbe» «ebiß ganze« Gebiß O 3».
»gen. ' ; g
Office oberdalb'MatbewS Apotbeke. läoS
Gustav Hahn,
weÄauft PÄ'lichste
eisen, werde» schnell ausgestellt.
Office mit Ttanlev Woodward. E«q., granklin
Sttaße, der Pre«b,«erianischen Kirch« gegenüber,
w. Januar lgkti. ba
EhaS. D«po«t Breck,
Adv okat u n walte r,
G. Gailer,
Groeerte» und Proviftone»
Holt- und K»rdwaare»/s°wie eine
»««»»hl von Artikln, wie sie täglich in Hau«- I
dtltunge» gebraucht werden.
Uas.ee Preise find so billig al« in irgend einem >
anderen Geschäfte, wovon sich da« deutsche Pudli- z
um gefälligst durch zahlreichen Zuspruch über
engen möge. Bedienung prompt und Waaren
rei nach jedem Ttadttheile geliefert. 2KnB
Atsch A?si on.
Groeerten und Provtfto»»«n»
Herrn Friedrich Simon« neuem Bebä»»«. I»
Oroeerien, Mehl und Mutter, Füchte,
Zucker, Kaffee, Thee u. s. w. Da« deutsch« Pu
»likum ist eingeladen, seiner Kundschaft
ss?!',u
Seiger. 22 u. 2ä yrankfort Tt.,
Arich Steuter S Werke
l« plattdeutscher Sprache.
An wöchentlichen >!iefeningen <K lS Cent«.
Die unübertrefflich luftigen und anziehenden
Erzählungen und Aedichte Reuter'« sind nicht
tlo« für sein« speziellen Land«leute, die Nord
deutschen, für
MM' Verl«»gt werden zur Verbreitung von
Friß Reuter'« Werken,
Zimmermann« Wunder der Urwelt,
Itrfgu. «it vielen Illustrationen, G Il> Cent«,
Nachrichten au« Dentschland und der
Schweiz, Wochenblatt tA lO Cent«,
» sebr glinfti-en Bedingungen thätige Leute an
v«<en «» dieselden noch »«cht zu haden fi»d. Ue
,r«ll iß ein großer Abs»» davon zu eizielen.
»fi9,7« S. G»«i««r,
» ». Z 4 Arankfort St., Ue» U»rt
»V.
o. «s.
Tapeten «K Wandpapier,
Fclister-Vorhänqk,
Schot-, Plank, vlld Ichreibdichtr,
Schretbmat«rialien.
werden aufßcstel-
Tprecht bet ««s vor.
d?handelt werde». (2log)
Karl D. Neuster,
K ppen- Fabrikant»
tirte» Hillen und Kappe» aller
Art auch Wollwaaren, Spielsachen, Bü -
cher ,c. halte. Bestellungen auf deutsch» und
englische Bücher, diesige und in Deutschland er
scheinende Zeitschriften uad Pamphlet« »«teil
(Yünstcr St Äull,
Großes Mobilien-Lager,
Lackawanna Avenue, Serante». Pa.
Alle Zeit in großer Auswahl vorrSthig, Bu
reau», Sominoden, Nachttische, aewöhnllche und
AuSjieh.Tische, Bettstatten jeder Art, Mi^azzen
kel- und andere Stühle, Kinderstühlche». Mar
mor-Tische, Ruhbetten, Sopha'«. Spiegel jeder
Größe; kurz, alle in unser Fach einschlagende Ar
tikel, solid und dillig, als die Zeitumstand« e« «r-
Lolal-Berändernng.
Möbeln! Möbeln!
Grießer St Eo.,
Scrilnlon, 28. gebr. lB6k.
CedarstraHe Möbel - Gestuft.
ttf7ba Ne»l« u. Seh» u. <to.
Germania
Lebn»« - Berflcherung«»Eompagi«,
zu New-Yor?.
Baar-Vermoaen, P 2,(>uv.ovo j
.1 Irlich»« Einkommen l.uvo.vvt)
ihn zu >., dl»n. M. Geheu, Alderwan,
22,1 s L^fiee: Pitt«ton Avenut, Seranto».
Neues
Etablissement.
> Kleider-Geschäft,
in I. Zeidler's Gebäude,
und de» eraktesten Schnitt in der
Ihr leutsche, überzeugt euch und sprecht vor,
i so »erdet ihr hefriedigt «erde».
Zahlreichem Zuspruch sehen achtung«»oU ent
gegen
tiitaxellw? »ljeknelÄer.
Zeidln'« «lock.
! Seranton. 2S. April IBK9,
ootts
Wein- und Bier-Wirtbfchaft.
der Penn Avenue, » dem früher von tidwaed
Bünster bewohnten Lokale, »ine Wirthschaft eröff
net hat unb lad« All» freundlichst zum B-mchr
rin. «betrink» frisch nnd Speisen schmaitdafl.
(Sf») «h»rle« Och«.
Scranton, Luzerne County, Pa., Donnerstag den 6. Januar 1870.
Reuer deutscher Store,
Xeuk kreise,
Sto. lIS Lackawa»»» Avenue.
Schnittwaaren
Galanterie tvaaren
Spottpreisen
t Jard dr»il»» ungtdl. Mutlin, l2t It».
l „ >, gebleichten „ >2j „
Gute Calico, von 7—!2j und lZt ~
Delaine« von IS Et« an
Feine französisch» Tibet« von 40 St«, an in al-
Alle andere Sorten Kleiderstoffe billig.
Wollene Dicken zu P 4.00 da« Paar.
Billige Teppiche und Oeltücher.
selber.
IUSBB <BL 00.,
No. US Lackawanna Avtnue, in I. Zeidler«
Block. li-9
Philip Nobinfon,
Bierbrauer,
Eedar Street, Scranton. P«.
ehrten Wirthen Uyrk"
Oefen! Oefen!
Hofeph Ober,
Blech-, Kupfer- S- Eisenwaare«,
Oese», sowie Me dem Haushalt nöthigen Gegen
stände, al« Messer, Gabeln, Löffel, Bügeleisen
Qualität. r 112 st
und Wassrr^enunqen
Kau? und Schnupf-Tabacke, Pscifcii u. s. w.,
auf Borrath halte. Alle Artikel sind von bester
Qualität.
lOjnv Luther.
Neues Tehnhmacber-Gescbäft.
h einß.
Zrranton, 3. Juni ISKS.
Spart Euer Geld.
Seranton Sparkasse.
Lies»« Institut ist eröffnet in
Sto. ISV Wyoming Avenue.
(dem frühere» Meplert Bankgrdäud»,)
zur Entgegennahme von Depositen im Betrage
ron nicht weniger al« »in«« Doll, von
M i»i ft » n^,
Mi««r»,
W d» r »,'
d«d >, Ich» I ss"^'la"d
»?d»n Unterznchnete» od« »o» der Bant zu be
komme» ist.
Ja«»« Blair, Präsident.
Io"n j Vice-Präsid»»!»«.
v«car S. Moore, Sashier.
uad B^erwalter.
! H. «utpht«. T. g! H»m,
Daniel Howell, George Kishrr,
Iam»« S. Slocum.
! Erranto», Z. Okt. 1867.
Friedrt<b Schräder,
5 Fabrikant von sprudelndem (?ronk Bier.
Aarlaparitta »ad Miarraiwasser,
Fabrik in zwischen Penn «. Wpo»
Vorter, Ale und Lagerbier,
m Flaschen, wird zu den niedrigsten Preisen im
Großen nach allen Pläsen der Sit, kostenfrei ge
liefert.
Sesundbeit sedr zuträglich ist. Da« Geschäft steht
Aufträge, bei Herrn John Zeidler abge
aeben »der durch die Post mir zugesandt «erde»,
siodeu prompte BrrÜMchtigung.
Wt« Fr. Gchrad«».
««^Geschäft» «Karten. 'W»
E. Q. Carman, HSndl« t°
PineßrookKohlen
OfArt in No. 109 Penn Avenue,
2jlS Tcranto», Pa. tj
D . <5 o lli n s,
Recht«-Anwalt.
Office«, No. ZOK Lackawanna Avenue (über de«
Store von Gebrüder Orr),
tvjr7ba Garant»«, Pa.<
Peter Creter,
Hans-, Scbtld-,
Fresco- St Ornamental-Maler,
Ward « Günster,
Advokaten und Recht««Anwälte,
Ofßce in Jakob Schläger« Gebäude,
Ecke von Lackawanna und Washington Avenue,
2908 Seranton, Pa. ba
Ä. V. Konarsvn,
deutscher Uhrmacher Lt Juwelier,
Wpoming Ave., gegenüber dem Wyoming Hau«,
Seranton, Pa.
Scranton, 10. Jan. IB6L ta
E. M-rrtsseld,
Advokat und Sachwalter,
Ech g 810 . Lackawanna^Ave
Drei Freier.
I. Kapitel.
Kr«uzbau»r.
Er htȧ allgtinttn nnr drr Krtuzbautr.
WtShalb dtr Unttrosfizirrr und Gt«ti««n
dtr 4. Compagni« . ..
Rrgiment« ihren Ftldwkbtl Jacob Storch
als» nannttn, wtlchtr Ursacht dttfer Name
setn« Entstehung verdanktr, darüber konnte
Niemand «t»«n bkfriedigendtn Aufschluß
gtben. Der Name hatte sich von einem
Rekruten-Jahrgang zum andrr« «rerbt,
und nie oder nur selten versuchte irgend
«in Neugt«rtg«r d«r Entstrhung d««selben
nachzuforschen.
E« kann nicht meine Sache f«in. mich
in Vermuthung«» darübrr zu «rgehen und
schwerlich dürft«» di«f« j«tzt, nachdem Ja
cob Storch schon s«tt mehreren Jahren
den Dege» an den Nagel gehängt hat, zu
etnem Ptsultat« führ«». Sollt« ich ab«r
m«in« unmaßgtblicht Mtinung darübtr
äußtrn, so könntt tch al« dtt muthmaß
licht Ursache der Entstehung jtnt« Spttz
namtn« nur die anführen, daß der Feld
webel Storch In feiner äußeren Erschei
nung den Eindruck eine« Bauern machte,
der „Europa« übertünchte Höflichkeit" noch
nicht kannte, daß zweiten« sein runde«,
wohlgenährte« Antlitz mit den grünen
Augen, der schiefen Nase, der ehemal« sthr
nirdrigtn, jetzt aber ungemein hohen Stirn
und dem langt» buschigen Schnurrbart
al« Modell zum Portrait eine« Kartenbu
ben sehr wohl dient» konnte, und daß
drlltrn« der Frldwtbtl da« Solospitl ltl
dtnschaftllch litbt«.
Er war grob und freundlich, heftig und
phlegmatisch, geizig und v«rschwend«risch,
Augtnblick e» erfordert», »ine« bestimmt
«»«geprägten Charakttr btfas tr nicht.
Man sagt», sei« Vater sei Maurtrgestllt
gtivest« und er selbst Im Waistnhausr rr
zogtn worden, aber behaupten konntt da«
Niemand, den» der Feldwebel ließ kein
sremdr« Augt in seine Legitimaiio»«pa
pttrr blickrn i»nd stint besten Freunde ver
schwister besaß, den» nie schrieb, noch em
pftng er Britst. Auch hatt« «r s»tn«m
Hauptmann g«g«nüb«r «tnmal g«äuß»rt,
Ihm s»i »« gl»ichgültlg, ob »In Krlrg au«-
brrch», d«nn Ihn halt« nicht« zurück, Nt«-
mand w»rd« ihm nachtraurrn.
Er hatt« da« so wehmüthig gesagt, daß
der Hauptmann «icht umhin io»»«e, ihm
de« freundschaftliche« Rath zu ertheile«,
er möge Heirathen, da« Einkommen relchr
ja zur Ernährung »Iner kleine» Famllt»
au« und e« fei ja doch imm«r angrnthm«»,
h«tzt« Stub« uad «I» traulich«« Wttbch»»
find», al» wt«a man so ganz multtrsttlt»-
alltt» ln d«r Wtll sttht. D«r Ftldwtbtl
gab zu, daß «r mtt dt«s«r Anficht ri»v»r
-l stand«« war, gestand offen, daß er dreimal
v«rg«bllch de« Versuch zur Befolgung die
se» Rathe« gemacht hab«, u«d «« hab« d«r
Entschluß, Jungg«s«Ur ,u dl«Ib«n, I» sei
»er S««l« g«r«ist. Drr Hauptmann schüt
trlt« brdrnkllch da« Haupt. Ahntr rr vlrl
lrlcht, daß drr Frldw«b«l kaum «ln Jahr
spät«r di«sr» Entschluß vergefftn hab»n
»ürd»? Wußt« t», daß da« G««üth dt«
In s»in»n b»st«n Jahrrn sttbt»d»n Man
nt« fich an jtdem hübscht» Gefichtchen er
quicken konnte, daß sein H»rz Fru«r fing,
sobald «in Mädchrn thu fr»undllch a»rr»
d»t»?
Damal« würd» der Feldwebel seine Se
ligkeit zum Pfande gesetzt haben, daß er
an seinem Entschluß festhalten werde, »in
Jahr später, al« er die Magd de« Ober
stabtarzte« kennen lernte, al« seine indi
rekten Werbungen gnädig von ihr aufge
nommen wurden, erklärte er, daß e« Thor
heit sei, einen solchen Tntschluß zu fassen.
Da« Jawort seiner Christine hatte er fiel
lich noch nicht, sein ganze« Verhältniß zu
ihr beschränkte sich darauf, daß er dann
und wann einen Abend in ihrer Gesell
schast »erbringen durste, da« genügte ihm
vorläufig, er hofft», w»nn Christine ihn
näher kenn», werde sie ihr Jawort ihm
nicht verweigern, und bi« zu dem Z»lt
punkte wollt» »r g»duldig wartrn. Die
Ungeduld wollt» ihn freilich oft »erzthren,
wenn er bedacht», daß er schon längst al«
glücklicher Ehemann die Annehmlichkeiten
eine« »ig»«!»» Hausstand»« g»ni»ß»n könn
te und diese Ungeduld erreicht» ihr» Spitze,
so oft er da« hübsche blühend» Mädchtn
mit d»m Korbe am Arm» zum Markt At
hen sah. Wie anmuthlg kleidete fie da«
weiße Häubchen, darunter da« schwarze
dichte Haar In reichen Wellen hervorquoll.
Wie schalkhaft konnten ihre dunklen, feu
rigen Augen ihn aublick»», wi» oft uad
b»deutung«voll sah sie stch um, w»nn er
vorgefchrittrn war!
In folchrn Augtnblicktn hatt» der Feld
web»l kein» Augen für die Untergebenen,
welch» ihm b»g»gn»t»n. Ob st» Vorschrift«,
mäßig dl» rechte Hand an dt» Kopfb»deck
ung legten und in gerader Haltung an
ihm vorbeischritten, oder ob fie den schul
dig»« Gruß unt»rli»ß«n, ob st» streng ver
boten», eigene Uniform oder königliche
Mon»irung«stücke trugen, er bemerkte e«
nicht.
In einer solchen Ekstase befand der
Feldwebel als er eines Morgen« vom
Exercierplatz zurückkehrte. An der Spitze
der Compagnie durch die Stadt marscht
rend, war er dem Mädchen begegn»« und
noch nie hatten ihre Augen ihn so li»be
voll und bedeutsam angeblickt wie bei die
fer Begegnung.
„Alle Wetter!" sagte der Secondelieu
tenant von Reden, welcher neben dem
Feldwebel marschirte, „die hat »in paar
Aug»n—scheußlich, auf Ehr»l"
D»r Feldwebel sah stch um, der Flügel
mann der Compagnie wagte über die Be
merkung de« Lieutenants zu lächeln. Er
sollte e« ber»u»n. Als di» Compagnie
vor der Kaserne stand und der Hauptmann
den Feldwebel beauftragte, ihm diejrnigen
zu n»nn»n, welch» stch beim Ex»rcir»n v»r
nachläsflgt hatten, wurde auch der Flügel
mann vor die Front gerufen, der stch nicht
entsinnen konnte, während de» Exerciren«
einen Verwei« erhalten zu haben.
Der Feldwebel ging nach dieser Helden
that in sein Zimm»r. Er btsaß d»r»n
zw»i in der Käsern», ab»r in Crmang»lung
drr nöthig»» Möb»l bewohnt» »r nur da«
größere derselben, während da« kleinere,
welch»« hinter diesem lag, zur Aufbewah
rung von alten Tischen, Stühlen und
Bettstellen, für welche man im Fourier
zimmer keinen passenden Raum fand, be
nutzt wurde.
In d»r vordtrtn Stub» standen da« j
B«tt de« Feldwebel«, ein Schrank, ei» !
Tisch, drei Stühle und »In Schreibtisch,
an welchtm d»r Compagni«schr»lb»r die
schriftlichen Arbeiten de« Feld»»b»l« be
sorgte. Storch machte e« stch gerne be
quem, böse Zungen wollten behaupten, er
s»i nicht fähig, felbstständig die schriftlichen
Arbrittn au«zuführ»n. Er b»fr»it» s»tnen
Schreiber vom Nachtdienst und allen E»
erzir-Uebungen, so weit er e« vermochte
und verschaffte stch dadurch die Anmehm
llchkeit, daß er stet« über sein Factotum
verfüg»» konnte.
Diese« Factotu« hieß Ernst Hartman»,
war d«r Sohn «int« Pächttr« und »in
schmucktr Bursche. Er hatt» di« Otkono
«>« th»orttisch uad praktisch trlrrnt und
ditnt« btrtit« im l»tzt»n lah«, nach d»s
s«n Ablauf «r »in »ig»n»« Gut pachten
und bewirthschafttn «ollt«.
D«r klar», ausg»»«ckt« Kopf und dt«
hübsche Handschrift Hartmann'« hatt«n
den Feldwebel auf ihn aufmerksam ge- !
macht. Al« d«r alt« Schr«iber zur R«s«rv«
abging, wurde Ernst zum Befreiten und
E»«pagni«schr»iber befördert. Er ver
waltete da« ktine«»egs schwere, aber ziem
lich lästige Amt dt« L«tzt«rtn mit g«wiff«n
hafttr Pünktlichkeit und wußt« stch da-!
durch rasch da« Btrtrautn dt« Borgtsttz
t«n zu »werben.—
Al« der Feldwebel »tntrat, fand »r s«i
ntn Schreiber mit der Btrtilgung ein««
durchau« nicht zu v«racht«adta Frühstück«
btschSsttg«. Brod, B»tt»r und «tn großt«
Stück Käs« lagt« auf dt« Rapportbucht
d«r Compagni». »ähr»»d »in» halb g«lt«r
-t« Flasch« und «in Gla« aus dtm gußb».
d«n unt«r d«m Schrtiblische stand.
„Ra, Sie haben e« stch wohl btqittm
gemacht?" nah» er da« Wort, „ei»stg he
quem! Mit d,« Frühstück hätte» Sie
wohl wart«» könn»», di« der Verpfle-
gung«.Rapport ftrtig war, S«t «tfftn
doch, daß ditft Eingab» »iner rttst
gtn Präcision btdarf."
„Und ich dtnkt, daß ditft riesige Präci
sion ihr dit«mal ebenso wenig eügehtn
wird, wit tn drn vtrgangtntn MonattN,"
trwidtrtt dtr Schrrtbtr, wtlchtr inzwischtn
dit Victualitn bti Seit« g«schob«n hatt«.
D«r Ftldwkb«! l«gt« s«in Porttftuill«
und dtn Dtgen ab.
„Na, lassen Sit sehen, was haben Sie
Gutes?" fragte er. „Wtnn man btt dtr
riesigen Hitze zwei Stunden aus der Haide
exerctrt hat, können Etnem die Ltppen
wohl trocken werdtn."
Hartmann hatte bereits die Flasche ent
korkt und das Gla« gefüllt. Der Feldwt
b«l hitlt ftint schitst Naft übrr dit dun
ktlgtlbt Flüsstgk«tt, und «in Läch«ln «rh«t
t«rie ftint Zügt. „Ah, Rum, vtritabltr
Rum."
„Na, rückt» Sit mit dtm Bulttrbrod
uad dtm Käst vor," fuhr tr fort, währ«nd
tr «in«n Stuhl an den Tisch rückt», „»»h
-m«n wir da» Frühstück grmetnschaftlich
»ln, w«nn Ihr Loirath nicht au«r«icht,
hab« ich auch noch «inig« Victuali«» tm
Schranke."
Hartmann kam dem B«rlang«n d««
Ftldwebtl« ohn« Zögtrn nach, drr Vtr
pflegung«rapport war »orlänfig ad acta
g«l«gt.
„St« tst mir witdtr begtgnet, Hart
mann," nahm d«r F«ltw«b«l da« Wort,
al» dem ersten Glase ta« zweit» gefolgt
war, „ich sag» Ihn»n, »in rirstgr« Mädtl!
Ein paar Augtn hat stt und tin paar Lip
p«n, wenn ich jtmal« schönrrt Augrn
und Lipp«» g«s«h«n hab«, soll mich ,
na Sit kennt» Sit ja!"
Utbtr die hübschen Züge d»« jungtn
Mannt« glitt »in Schatttn düstrrn Un
mnth«.
„Glauben Sie dt»» wirklich, daß Ehrl«
stint Sie heirathtn wirdfragt« Ernst.
„Ob st« mich will? Hartmann, f«h«n
Ei« mich einmal an, finden Sit'ttwa« an
mir a»«zufttztnf" Cr drrhtt dit Spitzt»
feine« Schnurrbart« empor und sah m»
etnem Lächeln stolzen Selbstbewußtsein«
feinem Schreiber in'« Auge. „Ich bin
ein Mann in den besten Jahren," fuhr er
fort, „kein Milchbartgeflcht und auch nicht
zu alt, mein Einkommen reicht für die B»-
kt, so übrl ist »« nicht! D»r Mondschein
aus m»tn»m Haupt» l»gt Zeugniß ab für
mein» geistige Thättgkitt, die Gelehrten,
wie überhaupt alle Männtr, wtlch» ihr«»
Gtist unau«g»s«tzt anstr««grn, thtiltn das
stlbt Loo«, folglich fchändtt ditftr Mond-
Ernst füllte dt» Bläs»r wi»d»r, »tn sar
kastisch»« Läch»ln umspl»lt» s«tn» Ltpp»n.
Er schwieg! Wa« auch sollteer auf diese
Bemerkung erwidern? Er war e« ge
wohnt, daß der Feldwebel stch mit der Ar
beit s«inrs Schrribtr« brüstrte und stch de«
Anschein gab, al« ruht dit ganze Last s»i
«tr Amtspflicht»» ausschlitßlich auf ftinen
Schulttrn.
Der Feldwebel leerte da« dritte Gla«
und trocknete den Schnurrbart, der mitge
trunken hatte. „Ah," sagte »r, „da« hat
mir gut gethan I Weiß d»r Kuckuk, ich
muß »in» »rctltnt» V»rdauuug b«fitz»«.
Hab« ich doch h«ut« Morg«n, b«vor wir
zu» Ex«rcire« au«rückt»», vier Schnitt«
Kommtßbrod nebst dem eatsprtchtndtn
Wttßbrod v»rttlgt, und jrtzt könnt» ich
mich schon »itd«r an dt» Mittag«tisch si
tzt«. H«ut« ist Frritag, also gibt« Erb
s«»supp«, Kartoffrln u»d Stockfisch, mtt«
Lttbgtricht. Sit könn«n nicht dtukt«,
Hartman«, wir ungtr« ich jrtzt noch di»
Garküch« «ff», s«itd«m ich «ich mtt d««
G«dank«a an «t««n «tg»««u Hau«sta«d
»»rtraut armacht hab«. Na, ich g»d»«k»,
h»ut» Ab»i>d um di» Hand Ehrtsti»«'« zu
w«rb«n, uut >v«nn meine Werbuzg' ang«-
nomm«n wird, dann—"
„H«ute Ädent s>i>>>»! Ernst
überrascht.
„Da« bnit'iid»! « es Bah, wenn man
seine» Zache so sicher jein kann, «i? ich
dieß bin."
~St« find also üb«rz«ugt. daß Christi««
„Ja" sag«« wird?"
„Naturlich! Glaub«« St», ich kö«n«
di« Gtdanktn «in«« M«nsch«n »tcht ta s«t
-««» Blick«« ltst»? Toll ich Ihn»« sa
gt«, wa« St» in di«s«m Aug»obltck de»
»-«?"
„Ich btn btgitrig."
„Sit drnktn dti stt «ta rtrstg
samos«r K«rl!"
„G«troff«n!" «rwidrrt« Ernst lachead.
~Si« g«h«n natürlich h«ut» Ab»nd mit,"
fuhr drr g»str»«gt Htrr fort, „Christi«»
hat nun »inmal dit Marott«, daß lch »icht
alltin komm«« darf, st« will dir L»ut« noch
nicht wifft« lasst«, daß fit, so zu sag««,
Braut ist. Ich muß St« ab«r dringrnd
trsuchtn, in d«m «ntsch«idtndrn Augtnblick
vor dit Thür« zu gtht«—"
„Htrzlich g«rn!" fitl Er«ft s»t»»« vor
g»s»tzt»n i«'« Wort, d«r t'tz» »t» V»ar-
Ao. l.
r»»»tut au« d»r Tafch» zog. „G«b«a «l»
mir nur eine» Wink, damit ich weiß, «an»
tch mich «ntf«rn«o soll."
„Soll g«fchrhrnl" »atg«gn«te der Feld
webel. „Rauch»» St» »la» mit? Ritstg»
Sort», kostet da« Dutzend zwtl und tl»t»
halben Sllbergroschen."
Dtr junge Mann dankte.
„Ja, Ich weiß, Sit rauchtn h»ss«rt Et
garr«n, ab«r tch btn nun «tnmal an dt«s«
Sort« g«wöb»t." Er zündtt« «In« Ctgarr»
an, fuhr, vor dt» Spltgtl tr«t«»d, mit
bttdt» Händrn einigemal über seinen kah
len Schäd«l und vrrltrß dann da« Ztm
mrr, frlnrm Schrrlbrr dtr Sorg« für de»
Verpflegu«g«rapport übtrlaffrnd.
Z. Ztapitel.
Dtt g««tlir dt« Ob«rftat«arttt».
Dtr Obrrstab»- und Reglmrnt«arzt dr«
. . . trn Jnfantrrlr-Rrglment«, Doctor
Hermann Gruner, erfreute fich einer sehr
glücklichen Häu«lichkett. Brschränktr srtor
Praxi« fich auch «ur aus srtar Pattrntr»
im Gar»lso»«.Lazartth, s» rrlchte doch
srtn Gehalt, verbundtn mit dt» Zinstn
«ine« btschtidtNt» vtrmögen«, z«r Br
strrltung der Bedürfniss« seiner kleine»
Famlllr vollständig hin. Drückrudr Nah
rungtforgin kannt« «r «Icht, und da er
mit s«ln«r Sttllung durchau« zufrl«d«n
war, so konnt« tr mit Zuversicht einer ru
higen und glücklich«» Zukunft »ntg«gt«.
s«he».—Sein« Familit bestand au« feiner
Gattin und zwei Kinder». Der Sohn
studlrte, die Tocbttr trat ta Ihrrn zwanzig
st«» Frühling.— Dtr kltint jovlalt Doctor
war btt Allt» nicht alltin in ftlntr
bürgrrllcht» Abtndgesellschast und bti dt»
Offizltrtn dtr Garnison, sondtrn au»
beim ganzen Regiment. Sogar di» R»-
kruttn, welch», um fich der verpflichtiguug
zum Mllitärditnst zu entzieht», tin Stidt»
simulirtrn und dafür mit Douchebäter»
und dti Hung«rkur regalirt wurde», muß.
ten ihn lieb g««in»cn. Er halte sür j«d«»
stlntr Patl«»t«n «In srrundlich«« Wort,
dl« «Irklich Kranken tröstet» und btruhtgtt
tr, dit Slmulanttn Ntcklt »r mit harmlo
stm Spott, ohne stlntr Würde und seiner
Pflicht da« Geringst« zu v«rgeb«n. Er HI«lt
vl«l auf Phvflognomlk! g«fiel«u Ihm dl«
Züg« «Ine» Patienten, glaubt« tr, in ih
n»n treuhtrzlgt Offtnhtit zu ltftn, so durft»
ditftr mit Zuv»rficht auf da« Wohlwollr»
dr« Obrrstab«arztr« rrchnrn, währrad rr
Im rntgrgtngtsttz«»» Fallt stch auf Hu»,
gtrkur und Douch»bäd»r gtfaßt mach«»
mußtr. E« war natürlich, daß. nachdem
dlrfr Schwäch» d»« Doct»r« btkannt »or
d», Itdtr »Ine unbefangene, treuherzige
Mine zu heuchtln sucht«, ?i»d Manchn»
gtlang t«, dt» Schulte Lavatrr« zu tau
scht». Ab»r dit Täuschung httlt in der
Regel nicht lang« Stand, und da»» war
«« mlt d«m Wohlwoll«« für imm«r »orb»t.
Eine zweite Schwäche d«« akt«n H«rr»
war die Neuglerd«. Wa« auch In f«lnem
Haust, Im Lazareth, im Ofstzter-Castno
odtr In dtr Eastrnt vorfalltn mochtt, dir
Obrrstab«arzt mußtL, sobald tr Ktnntnlß
von rinem nicht ganz unwlchtlgtn Vorfall
trhltlt, die genauesten Detail« wissen, rr
ruht« nicht, bi« rr dlrfr rrforscht hatt«.
In srintm Haus« btkümmtrte tr fich um
Allt«, er wußte schon beim Frühstück, »a«
für drn Mittag grkocht »urdr, rr kanntr
frinra Krllrr und di« Lorrach«st»br so
grnau, wi« dl« Hau«frau, er konnte sogar
genau angehen, »ie viele Ser»i«tte»,
Tlsch-, Hand- und vettüch«r d«r L«t»-
wandschrank f«l««r Frau ««thl«lt. Um
f«i« Gtdächtntß aufzufrifch««, v«rf«hlte «r
»tcht, vo» Z«tt zu Zttt sämmtlich« Schrän
kt tn stlntm Haust zu vtvtdtrt», und dtts»
Rrvifio» hatt» da« Gut», daß allt« Schatz-
Hast» b»t Zrltr» «»«Frbrffrr» od»r rrfrtzt
«urdr.
Just so klrta, dick,' so gutmüthig »»d
so hritrr, »tr rr, war auch srlnr Gattl»,
„sei»« brssrrr Hälft»," «I» »r dl» Muttkr
sttner Kinder »anate. St» konnte »»ch
immer für ein» hübsche Frau gelte», und
der Oberstabtarzt benutzte jede Gelege»-
helt, dieß mit ein»,» gewissen Stolz hervor
zuhebe». Ei« ruhigere», gemüthltchrrr»
B»lsammt»l«brn. wir tirsr Gatt«» r»
sührtrn, konnt« man fich kau« d«»k«», nl«
fi«l «In hart«« Wort, ui« sand d«r Doctor
noch d«ssen Frau Gel«ge»h«tt, stch zu hr
schw«r«n. zu schmoll«» odrr zu zürnr», fir
war«» Bridr fritdlichr Natare», die b»t
M«inung»»«rscht,d»nhttt»n »t»MMMr«
Anficht«« t,gt»st»a«g u^WWackts ?.r
- dt»sr«
glücklich« »»mp»ra««»t Ihr« Elt«rn g»'
«rbt, August«, da« g«tr«u« Ebenbild ihrrr
Mutt«r. war trotz Ihr»r «eanzrh» L«»z«
noch «I« s-«f»«« stächt«!»»« Ktn». brschet
drn i« thrrm Auftr.t«». zurückhält.«» I»
d«r Uakrhaltuog uad f«I«fühl»»d I» «l
-le» Dinge«, ««lch« H"j und S««l« I»
Anspruch n«d««n. I» tl«fblau«a
Aug»» s»l»ge>>« fi« U»sch»U> rt«r
rei»««, fr»««»» »ihr»»d a«f »er