Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 30, 1869, Image 1

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    ActNnlon Mockenblstt.
5. Jahrgang.
Dr. F. Bodcman,
Im Hause dt« Herrn Peter Treter.
v'Sce-Stu.iden, Morgen« von B—9
Abends „ B—3
In Abwesenheit wird Her, Sreier Nachricht er
»eilen. 7wz7
Dr. Eamill Srejet,
deutscher
Arzt, Wundarzt u. Geburtshelfer,
Office in Wpoming Avenue, Kaiser'S Hau«,
rdinirt von l l Uhr Vormittag« bi« 3 Uhr Nach
mittags laglich.
Impfung jeden Montag, Mittwoch und Frei
ag, von 1t Vorm. bis 3 Uhr Nachm. 28n7
vr.
Deutscher Arzt.
Wundarzt und Geburtshelfer.
Office im Hause von I. Schimpff, Cedarstraße.
Sprechstunden Morgen« von B—9, Mittag« von
t—3, Abends von <>-«. IM
Deutsche Apotheke,
-»18 Lackawanna Avenue,
neben Handle,'« Merchant« u. Mechanik« Bank.
9apB H. F. Lobeck.
(?. Bckmiclt 00.,
DeutschcApotheke»
Sllt Lackawanna Avenue.
Dr. S. W. Ruch,
Eraduirter der Universität von Pennsvlvanien,
n Philadelphia, hat seit acht lahren in diesem
Staate erfolgreich praktizirt, und erlaubt sich acht
ungsvoll die Bekanntmachung, daß er eine Office
hier eröffnet hat. in No. M 5 Lackawanna Avenue,
neben guller'S Apotheke. Krankheiten der grauen
und Kinder wird besondere Aufmerksamkeit ge
widmet und bei ersteren strenge Verschwiegenheit
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Officestunden: Morgens von 7—9, Nachmit
agS von !2j—2 und bj—B. Von 8 Uhr Abends
bis 7 Uhr Morgens in seiner Wohnung, No. W4
IWNM.
Halbrs Gebiß H2O, ganzes Bebiß tW.
-gen.
Office oberhalb MathewS Apotheke. No 9
Gustav Hahn,
eiftn/werden schnell ausgestellt.^
Office mit Stanley Woodward, Esq., Franklin
Straße, der PreSbvterianischen Kirche gegenüber.
tt>. Januar 1866. ba
ChaS. Dupout Breck,
Advokat und Sachwalter,
I ohn G. Sailer,
jedem Madtthei?e
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»likum ist eingeladen, un« mit seiner Kundschaf«
« beehren und sich zu überzeugen, daß »ir die
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billige Preis ermöglicht die ausgedehnteste Ver
treitung derselben.
Jede Lieferung wird einzeln »erkaust.
Verlangt werden zur Verbreitung von
gri» Reuter « Werken,
Zimmermann« Wunder der Urwelt,
9 Siefgn. mit dielen Illustrationen, <H ig «ent«,
Nachrichten au« Deutschland und der
Schweiz, Wochenblatt Ol» Cent«,
u sibr günstigen Bedingungen thätige Leute an
Orten wo dieselben noch nicht zu haben sind. Ue
eeal ist ein großer «bsas davon zu erzielen.
2W9.7« >t. Steiger.
« «. St Arankfvrt St.. «e» K^k.
0. (^O.,
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Karl D. Nevffer,
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tirten Hillen und
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cher >c. haltte.
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Lackawanna Avenue, Scranto». Pa.
Alle Zeil in großer Auswahl »orräthia, Bu
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Scranton, tO. Jan. IBLL. da
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Baar-Bermögen. P 2,iXXI,OX>
Jährliches Einkommen t,vol>.(XX)
Lehterklärte Dividende. tO Prozent.
Der Unterzeichnete ist Agent für diese Gesell-
Pcrstchir» Personen Hasen ihre Prämien an
ihn,u zahlen. M. Gehen. Alder«an,
22, I> Office - Pitllton Avenue, Scranton.
9teueS
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in I. Zetdler'S Gebäude,
Zahlreichem Zuspruch sehen achtungsvoll ent
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«imxelvo?» Beltmel«ler,
Zettle»'« Block.
Scranton, 29. April IB6S.
O<Z«L
Wein- und Bter-Wirtbf«baft.
Günter dewohnten Lokale, eine Wirthschaft eroff
net hat «ad ladet Alle freundlichst »um Besuche
ein. Betränke frisch nnd Speisen schmackhaft,
(gfl) «h»»Ie« Och«.
Seranton, Luzerne Couitty, Pa., Donnerstag den 39. Dezember IBK9.
Neuer deutscher Stkre,
schrägüber der Wochenblatt Office.
Schnittwaaren
Galanterie tvaaren
Spottpreisen
1 A-ird breiten ungebl. MuSlin, 12t TIS.
1 „ „ gebleichten „ I2j ~
Gute Ealieo, von 7—l2j und 13j „
Delaine« von 15 Et« an
Feine französische Tibets von >ti> TtS. an in al
len Farben.
Alle anbere Sorten Kleiderstoffe dillig.
Wollene Decken zu P4.A) da« Paar.
Billige Teppiche und Oeltucher.
Alle andere, hier nicht genannte Waare sehr
billig.
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RISBB (^O.,
Philip Nobinson,
Bierbrauer,
chrten Wirthen lUjr«
Oefen! Oefen!
Billigsten Preisen.
oird Leonard« patentirten ungelösten
Waschkesseln beigegeben, gerner Slblösser, Ban
ser und ähnliche Artikel, sowie Blechwaaren jede,
llrt. Preise eben so billig al« anderswo und di«
Henr» I. Zitaler,
Nachfolger von Geo. Pfeffer, Ledarstraße
Joseph Ober.
vlech-, Kupfer- ä- Eisenwaaren,
>ält stet« eine gute Auswahl von Äoch- und Heiz
iände' al« Messer, Gabeln, Löffel,
lester Qualität.
GeschäftS-Änzeige.
ch mein Geschäft nach Lackawanna Ave., zweite
thüre unterhalb Jakob Schlägers Backsteinge
laude verlegt habe und in innn Fach
iuf Vorrath halte/ Alle Artikel sind von bester
Qualität.
Es bittet um geneigten Zuspruch
Ivjn9 Henry Luther.
m a
euer Arbeit sowie zu Reparaturen.
John Weinß.
Tcranton, 3. Juni 1869.
Spart Euer Geld.
Gcranton Sparkasse.
Diese« Institut ist eröffnet in
>Xo. ISV Wyoming Avenue.
Bremsern,
Ma^chi ntst «
W ib / r n,'
ind an welchen Interessen erlaubt
lame« Blair, Präsident.
O«ear E. Moor». Eashier.
Lame« Blair, John Handle,,
lame« Archbald, Sanford Grant,
iB
Dcranton, Z. Ott. 1867.
Friedrich Schräder»
Sarlaparilta »od Miaeraiwasser,
Fabrik in zwischen Penn u. W»o-
Porter. Ale und Lagerbier.
m zu den Presen im
2' I h i i Ge
Sesundhri» sehr Da« Geschäft steht
20b« Fr. Schräder.
«s- Gescbäfts-Karte». '«>
C. Li. Carman, Händlerin
PmeßrookKohlen
Office in No. 109 Pcnn Avenue,
2jlB Tcranton, Pa. ll
F. D. Collins,
Rechts-Anwalt, '
Peter Creter,
Ha«»-, Schild-.
Fresco- Sk Orname»tal-Maler,
Ward Lt Günster,
Advokaten und RechtS-Anwälte.
Office in Jakob Schlagers Gebäude,
itcke von Lackawanna und Washington Avenue,
2908 Scranlon, Pa. da
A. V. Kvttarfon,
deutscher Uhrmacher vi Juwelier.
Scranlon, lt). Jan. tSKK l>a
E. Merrifkeld.
Advokat und Sachwalter,
Eine amerikanische Hanfirer
geschichte.
Mag man über das Jankeevolk urthei
len, wie »S beliebt; mögen die hagern Ge
stalten mit gekrümmtem Rücken, enger
Brust, langem Halse und nach beiden Sei
ten flachem Kopfe, die klugen, herzlosen
Rechenmaschinen nicht nach Jedermann«
Geschmack sein: immerhin stechen au« der
Menge einzelne charakteristische Figuren
Interesse zu betrachten vermag. Für mich
haben unsere Pedlar« (Hauslrer) jederzeit
Anziehendes dargeboten, und e« unterliegt
keinem Zweifel, daß sie fast ohne Ausnah
me sehr scharfe Beobachtungsgabe neben
der Verhältnisse besitzen. Unter einer
Menge von Pedlargeschichten, die ich ge
hört oder gelesen, ist mir besonder« nach
folgende im Gedächtniß geblieben.
Um den glühenden Eisenofen eine«
fange de« Winter« mehrere Gäste, die sich
in gewöhnlicher Weise herzlich langweil
ten und kaum eine trockene, lakonische Un
lerhaltung ausrecht erhielten, so daß im
Anspucken de« Ofens ihre Hauptaufgabe
zefunden werden konnte. Als daher das
sollen eine« Wagen« die Ankunft frem
sen Besuch« verkündete, machte dies wahr
haft elektrischen Eindruck, der noch ver
iärkt wurde durch die Persönlichkeit de»
dald darauf Eintretenden. E« war der
pedlar Lemuel Vincey au» Dover in New
hampfhire, ein kurzer, untersetzter Mann
>on etwa vierzig Jahren, dessen große
»hyslsche Kraft man ebensowohl kannte,
>l« sein« Verstande«begabung. Nachdem
Lince? ein Abendbrod zu sich genommen,
vurde er freundlichst eingeladen, Platz am
Ofen zu nehmen, und ai« die« geschehen,
?estücmte man ihn von allen Seiten um
sine Geschichte. Selbstgefällig lächelnd
»egann er:
Wohlan, Gentlemen, ich vermuthe, e«
vird am besten fein, Ihnen eine Begeben
heit mitzutheilen, die mir erst ganz kürz
ich aufgestoßen ist. Sie sehen, ich komme
!ben au« dem fernen Westen, um die Win
erquartiere in der Heimat zu beziehen.
!twa vor zwei Monate» pochte ich eines
chönen Abends an die Thüre einer klei
nen Dorfkneipe im Hancock Eountp de«
Ttaatrs Indiana. La« Wetter war
varm, aber der Himmel bedeckt und große
Dunkelheit der Nacht verkündend. Gegen
»cht Uhr, al« ich mein Abendbrod zu mir
ztnommen, fing e« an, stark zu regnen,
>enn ich wollte früh am nächsten Morgen
n Jackson sein, wo eine Ladung Güter
»einer «artete, mit welcher ich den Weg
»eimwärt« anzutreten gedachte. Gegen
Mitternacht fand der Aufgang de« Mon
>e« statt, und dann hofft» ich gemächlich
>uf den schlechten Wegen weiter zu gelan
>»n. Demzufolge sprach ich mit dem
Wirthe wegen meiner Abfahrt um zwei
ähr de« Morgen«, und dieser zeigte einig»
Verwunderung darübtr, indtm »r äußtrt»:
Warum bltibrn Si» nicht lieber bt« nach
?em Frühstück?
Meine Leute kennend, schien mir darin
kin versteckter Wink zu liegen, und wäh
rend ich dem Wirthe ohne Argwohn
merken zu lassen —Au«kunst über d>« Ur
sache m»ine« frühen Aufbruches gab, rich
tete ich einige Blicke auf die Anwesenden.
Mit Au«nahme eine« Einzigen, erschienen
mir Alle unverdächtig. An den Sheriff
von Jackson hatt» ich ein Packet mit g»-
vruckt»n Plakatrn zu üb»rli»fern, di» Nach
richt»» üb»r »in»» b»rüchtigt»n Räuber
Nam»n« Dick Hardh»ad »nthirlt»», aus
dtffkn Einsangung »in Pr»i« g»s»tzt war.
Die Plakate enthielten eine genaue Be
schreibung seiner Person, und der Mann
! vor meinen Augen paßte ganz zu dersel
! den. So verstohlen als möglich prüfte
! ich dessen ganze Erscheinung, und sie ent
sprach den Angaben genau, E« war ein
hachgewachsener, wohlgebildeter Mensch,
von schlanker Gestalt, und hatte das Aus
sehen eines Gentleman, nur daß sein Ge
zeigte, wie man solchen lediglich bei aus
gemachten Schurken findet.
Als der Wirth mich nach meiner Kam
mer führte, fragte ich ihn, wer jener Mann
sei? Die Antwort lautete, daß er ihn
nicht kenne, tenn er sei Nachmittags erst
angekommen, um morgen wieder abzurei
sen. Zugleich aber wollte der Wirth wis
sen, weshalb ich mich erkundigte. Man
darf aber auf den Straßen nicht Alles
gleich über die Zunge schlüpfen lassen.
Daher entgegnete ich:
Ei, des Manne« Geflcht kam mir be
gegnet ist!
Mein Entschluß war: so rasch als mög
lich nach Jackson zu kommen, um dem
Sheriff Anzeige zu machen, damit dieser
den Schurken womöglich noch ln dem
Wirthshause erwische: denn ich zweifelte
nicht im Geringsten an dessen Identität.
Ich besitze' eine Weckeruhr, die ich vor
Schlafengehen zum Wecken um ein Uhr
stellte. Demzufolge stand ich zu rechter
Zeit auf, zog mich an und ging hinunter
auf den Hof, welchen der Mond hell be
schien, da sich alle Wolken verzogen hatten.
Der Hausknecht kam bald auf die Beine
und Punkt zwei Uhr war ich auf dyn We>
ge. Der Koth war tief und mein Pferd
konnte nur langsam vorankommen, den
noch that das Thier mehr als nöthig war
ohne Antrieb, worüber ich mich einiger
maßen wunderte. Lver viel reist, lernt auf
Alle« achten, wenn er kein Dummkopf ist.
Indessen dachte ich doch an nichts Arge«,
und binnen einer halben Stunde hatte ich
den Saum eines großen Waldstriches er
reicht, der meist aus großen Fichten be
stand. Die Straße lief, soviel ich mich er
dtesen Wald. Da jedoch der Mond im
Osten stand und ich nach Westen fuhr, so
selte e« nicht an genügendem Licht. Als
ich etwa eine halbe Meile zurückgelegt
hatte, stürzten die Räder meine« Wagens
plötzlich in ein tiefe« Loch, wa« mich zu
einem Au«ruf de« Erstaunen« brachte-
Aber die« war nicht alle«, denn ich hörte
einen zweiten Au«ruf, von anderer Seite
kommend. Wa« konnte die« sein? Ich sah
entdecken. Dennoch war ich überzeugt, daß
der Laut ganz nahe bei mir war. Al« die
Hinterräder endlich wieder herausgearbei
tet waren, fühlte ich eine mir unerklärliche
Bewegung. Zugleich hörte ich in meinem
Wagen Etwas von einer Seite zur andern
fallen. Augenblicklich wurde mir klar, daß
ein Mensch sich darin befinde, und war
nicht wenig bestürzt darüber. Anfang«
dachte ich, irgend ein armer Schelm habe
die Gelegenheit zum Fahren benutzen wol
len, doch verwarf ich diesen Gedanken wie
der, weil ein solcher Kamerad mich gewiß
um Erlaubniß gefragt haben würde.
Meine nächste Idee war, daß Jemand nur
einen Platz zum Schlafen gesucht; doch
gab ich dieselbe sogleich auf, indem da«
gewaltsame Ausbrechen de« verschlossenen
Wagen« dagegen sprach. Nun entstand
die Frage: wer konnte der Einbrecher
sein»
Mein verdacht fiel sogleich auf Herrn
Dick Hardhead. Er hatte mich sagen hö
ren, daß meine ganze Ladung verkauft sel,
und vermuthete demnach Geld bei mir,
wa» begründet war, denn ich hatte zwei
tausend Dollar im Gürtel. Nun leuchtete
mir ein, der Raubvogel wollte eine gün
stige Gelegenheit und sichern Platz zum
verlassen de« Wagen« abwarten, um mich
niederzuschießen oder zu schlagen. Alle«
diese« ging mir durch den Kopf, während
ich da« Loch in der Straße kaum einige
Schritte hinter meinem Rücken hatte.
Prahlerei ist nicht mein Fehler, aber ich
habe schon viel in der Welt gesehen, und
bin ziemlich kalt bei Schwierigkeiten, die
mit klarem verstände betrachtet sein «ol
len. Binnen wenigen Augenblicken war
ein Entschluß gefaßt. Mein Pferd stand
knieetief im Kothe, und ich wußte bestimmt,
daß e« ohne Geräusch weiter gehen konnte.
So band ich denn die Zügel um den Stock
meiner Peitsche, nahm den Revolver zur
Hand, welcher in diesem Lande mein steter
Begleiter ist, und schlüpfte behutsam vom
Wagen, um die am Hintertheile desselben
angebrachte Ha«pe zu untersuchen. Meine
Wagenthüre geht abwärt« und ist durch
eine Ha«pe befestig», die über einen Haken
geht; daran hängt da« Sicherhei»«schloß.
Diese« war fort und die Ha«pe nur durch
einen Holzpflock verwahrt, der sich mit ge
ringer Kraftanstrengung von innen be
seittgen ließ, um herau«zubrechen. De,
Schraubenschlüssel zu meinen Wagenrä
dern hing in einer Ledertasche zur Seite
des Fuhrwerk«, und ich griff schnell dar
nach, ihn in den Haken zu stecken. Zum
Glück paßte derselbe gerade.
Jetzt hatte ich den Kerl. Mein Wagen
Gestell, das absichtlich sehr dauerbast ge
starkes Werkzeug besaß, und selbst in die
sem Falle erschien die Sache schwierig, weil
der innere Wagenraum zu beengt ist, um
kraftvolle Bewegungen znzulasstn. Eben
so geräuschlos, wie ich vom Wagen gestie
gen, kroch ich wieder hinaus und trieb mein
Pferd an, die Pistole immer zur Hand.
Mir war bekannt, daß der Weg etwa eine
halbe Meile wtiter hart sein mußte, und
so ließ ich das Thier stch den Pfad nach
Belieben bis dahin durch den Schlamm
suchen. Ungefähr zehn Minuten darauf
hörte ich eine Bewegung im Wagen, ver
bunden mit einem Geräusch, als wenn
mit heftiger Gewalt am Oeffnen der Thüre
gearbeitet würde. Ich verhielt mich ru
hig, aber der Gedanke fuhr mir durch den
Kopf, daß der Schurke berechnen könne,
wo ich meinen Sitz habe und durch den
Obertheil des Wagen» nach mir schießen
würde. Die Sache war kitzlich, aber Un
sereiner lernt stch helfen. Ich nahm schnell
Platz auf meinem Fußbrett.
Daß mein Passagier ein Schurke war,
wußte ich jetzt bestimmt: denn er mußte
schon lange wach sein und die Fortsetzung
der Reise bemerken. Kein redlicher Mensch
würde unter solchen Umständen beharrlich
still geschwiegen haben. Unierdessen wurde
das Stoßen und Schieben im Wagen lau
ter und lauter, bis endlich eine menschliche
Stimme rief:
Laß mich hinaus!
Ich hob meinen Kopf empor, damit der
was er innen zu schaffen habe?
Laß mich hinaus, und ich will'S Euch
sagen! wurde geantwortet, und ich sagte -
Sagt mir, weshalb Ihr hineingegan
gen?
' Ich wollte auf Euren Lumpen schlafen!
schrie der Hallunke aus vollem Halse.
Aber wie seid Ihr eingedrungen? fragte
ich Wetter.
Laß mich hinaus, oder ich jage Euch
eine Kugel durch den Kopf! brüllte wü
thend der Eindringling.
Gerade in diesem Augenblicke trafen
die Füße meines Pferde« auf harten Weg,
und nun war ich sicher, daß die Fahrt bis
Jackson gut vor sich gehen werde. Zwölf
Meilen Entfernung ließ stch bald zurück
legen. Behend schlüpfte ich auf's Fußbrett
und griff nach der Peitsche, die jedoch kaum
nöthig war, denn meine Stute über
haupt eiu guter Läufer —setzte mich durch
ihre Anstrengung in Erstaunen. Sie
schien etwas Ungewöhnliches zu fühlen,
hatte eine gute Hafermahlzeit im Leibe
uz>d die Lust war kühl, so daß wir binnen
fünfzehn Minuten aus dem Walde waren.
Mir scheint etwas Wahres in der Behaup
tung zu liegen, die man von Fremden
hört: da« amerikanische Pferd sei klüger
und gelehriger als das europäische. Ich
denke, e« ist gerade wie mit dem Menschen!
Der Kerl im Wagen schrie in Einem
fort, er wolle hinauSgelassen fein, bis er
die Sache satt hatte und inne hielt. We
nige Minuten darauf kam viermal der
Knall einerPistole undich hörte die Kugeln
über meinen Kopf hinpfeifen. Mich wie
der etwas erhebend, that ich einen heftigen
Schrei und ließ darnach ein tiefe« Stöh
nen erfolgen, mit dem Au«rufe: O Gott,
rette mich, ich bin ein todter Mann! Dann
machte ich ein Geräusch, als ob ich vom
Wagen fiele, setzte mich aber ziemlich ge
müthlich auf meinem Fußbrett fest. Mein
brave« Roß griff zum Verwundern au«,
und e« war Ueberfluß, daß ich ihm von
Zeit zu Zeit noch einen Stoß mit dem
Peitschenstiel «ersetzte.
Bald daraus rief der Schütze im Wagen
jweimal nach mir, und als er keine Ant
wort bekam, machte er endlich lärmende
Bestrebungen zum Oeffnen der Wagen
thüre. Aber e« half ihm zu Nichts, und
als er die« gewahr wurde, erfolgten die
heftigsten Angriffe de« Schufte« auf die
Wagendecke, mit gleicher Erfolglosigkeit;
denn dieselbe ist mit Schwalbenschwänzen
(Nägel mit gleichförmigen Köpfen) einge
faßt und da« Gestelle an den Zusammen
fügungen mit eisernen Bolzen befestigt.
Wenn man schwere Ladungen zu fahren
hat, find solche Vorkehrungen sehr empseh
len«werth, und mein Gefangener war auch
schwer an Niederträchtigkeit und Verwor
fenheit. Al« ihm jeder Ausbruchsversuch
fehlschlug, schrie er dem Pferde so lang«
Ho! und Halt! zu, bis feine Stimm«
ganz heiser wurde. Die Stute ließ sich im
Rennen nicht irre machen, und lch, mäus
chenstill auf meinem Fußbrett hockend, be
stätigte ihre Nichtbeachtung de« Zuruf«
Ao. 52.
durch gelegentliche Stöße mit dem Peit
schenstiel. Man muß mit Jedermann eine
angemessene Sprache reden.
Das Dutzend Meilen legten wir, auf
zurück. Beim Anblick der alten Mehlfässer
fabrik, die an einer Ecke von Jackson steht,
fühlte ich denn doch mehr Behagen und
Sicherheit, als bisher. Furcht kam mir
weder in den Sinn, noch in die Glieder,
allein der Zufall spielt zuweilen wunder
lich. Mein Vogel im Käfig hatte sicher au
grunde lauern. Kurzum, als ich Halt vor
dem Wirthshause des Orts machte und
zwei Männer Pferde vor einen Personen
wagen spannen sah, ward mir erst wieder
ganz froh zu Muthe, so daß ich dem Ge
fangenen lustig zurief, als ich vom Wagen
gestiegen:
Wohlan, alter Kamerad, Ihr habt eine
gute Fahrt gemacht! Ist'S nicht so?
Wer seid Ihr? schrie mein Vogel und
fluchte ein wenig auf meine Frage.
Ei, Schätzchen! ich bin just der Mann,
den Ihr so zuvorkommend zu erschießen
gedachtet!
Hölle und Verdammniß! brüllte der
Wüthende, und Ihr müßt mir diese gott
losen Worte nicht in Rechnung bringen.
Wo bin ich? Laßt mich hinaus!
Als anständiger Mann ermahnte ich
ihn-
Verhaltet Euch hübsch ruhig! Denn
wisset nur, wir sind an einem sichern
Halteplätze angelangt, und mein Revol
ver ist noch immer scharf geladen. Man
thut nicht immer wohl daran, mit dem
Abschießen gar zu rasch bei der Hand zu
sein, schon des Pulver« und der Kugeln
halber. Ihr Habt'S mit mir gewiß aufrich
tig gemeint und sollt dasselbe von meiner
Seite bald erfahren.
Währenddem waren zwei Stallknechte
herbeigekommen, um zu fragen, was die
Unterhaltung bedeute? Ich erklärte ihnen
die Sache und empfahl: sofort dem She
riff zu melden, welchen Fang ich gemacht
zu haben glaube, damit er schnell herbei
komme. Eben wurden die ersten Strah
len des Tageslichts bemerkbar, und al«
nach Verlauf von kaum einer halben
Stunde der Sheriff mit zwei Gehülfen
erschien, war es völlig hell geworden.
Wenige Worten reichten hin, den Beam
ten zu unterrichten, und er macht« darauf
den Gefangenen im Wagen schönsten« be
kannt mit feiner amtlichen Würde, unter
Hinzufügung der Versicherung, daß er bei
dem geringsten Widerstand« ein todter
Mann ftin würd«. Nach dieser Vorbe
reitung zog ich den Eisenschraubenschlüssel
weg und ließ die Wagenthüre niederfal
len, worauf der Gefangene einen Satz in»
Freie machte. Zur Seite stehend, erfaßte
ich einen feiner Fußknöchel, so daß der
Schlingel auf den Boden stürzte, mit dem
Gesicht nach unten, und im Augenblick
war er in sichern Händen. Ich erkannte
sofort meinen Mann, der ohne Weitere«
in« Gefängniß marschirte.
Nach dem Frühstück kam der Sheriff
ins Wirthshaus und sagte mir, daß ich
wirklich den rechten Vogel gefangen hätte,
mit dem Bemerken: wenn ich bi« zum
nächsten Morgen in der Stadt bleiben
wolle—die guten Leute im Westen pflegen
bisweilen ein einzelne« Haus Stadt zu
nennen—so könne ich die Belohnung von
zweihundert Dollars baar in Empfang
nehmen.
Meine Güter fand ich in schönster Ord
nung und Sicherheit aus Indianapolis
angelangt, und sie wurden bald in den
Wagen gepackt. Dabei konnte ich denn
richtig und genau di« vier Kugellöcher an
der obern Vorderseite de« Fuhrwerk« be
sichtigen. Sie befanden sich alle in einer
Linie, je etwa fünf Zoll von einander ent
fernt, und Dick hatt« so gut b«r«chn«t und
gezielt, daß mich sicher alle vier getroffen
haben würden, wäre ich auf dem rechten
Sitze geblieben. Meine bescheidene Selbst
erniedrigung hatte gute Früchte getragen;
denn trotz der Beschwerden meine« Leben«,
hänge ich doch aufrichtig an demselben,
und finde kein Gefallen daran, Pistolen
schützen als Zielscheibe zu dienen.
Nachdem der Sheriff von Jackson sich
vergewissert, daß ich wirklich Herrn Dick
Hardhead in seine Hände geliefert, zahlte
er mir in Gold zweihundert Dollar au«,
und war hinterher noch so freundlich, mich
brieflich zu benachrichtigen, daß mein un
willkommener Passagier zu leben«lSngli
chein Gefängniß verurtheilt f»t. Mein
Wagen hatte sich immtrhin al« recht nett«
Spitzbubenfalle bewährt.
„Sir," sagte ein hypochondrischer
Patient, während er seine Symptome dem
berühmten Arzte Abernethy schilderte, „ich
fühle einen fm chtbaren Schmerz in meiner
Seite, wenn ich metn« Hand auf meinen
Kopf lege."
„Dann, Sir," rief der gutmüthige Arzt
au«, „warum zum Henker legen Sie Ihre
Hand auf den Kopf?"