Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 21, 1869, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Kcrimton Noclicnlil^lt
5. Jahrgang.
Dr. F. Bodeman,
Cedar Straße,
Im Haus- des Herrn Peter Franz.
OPce-Stu.iden, Morgens von B—9
Nachmittags „ ?—k
Abends „ B—9
In Abwesenheit wird Herr Franz Nachricht er
»heilen. 7'NZ7
Dr. Kamill Krejci,
deutscher
Arzt, Wundarzt u. Geburtshelfer,
rdinirt von l l Uhr Vormittags bis Z Uhr Nach-
Wieden Montag, Mittwoch und Frei
ag, von l l Vorm. bis 3 Uhr Nachm.
vr.
Deutscher Arzt,
Wundarzt und Geburtshelfer.
Office im Hause von I. Schimpff, Cedarstraße.
Sprechstunden Morgens von B—9, Mittags von
I—z, Abends von b—B. U»sB
Deutsche Apotheke,
Lackawanna Avenue,
neben Händlers MerchantS u. MechanicS Bank.
9apB H. F. Loblik.
(!. Lclimiclt 6c O'o.,
Deutsche Apotheke,
SIK Lackawanna Avenue.
Dr. S. W. Nuch,
Graduirter der Universität von Pennsylvanien,
n Philadelphia, hat seit acht Jahren in diesem
Staate erfolgreich praktizirt, und erlaubt sich acht
ungsvoll die Bekanntmachung, daß er eine Office
hier eröffnet hat, in No. A>s Lackawanna Avenue,
neben Fuller'S Apotheke. Krankheiten der Frauen
lind Kinder wird besondere Aufmerksamkeit ge
«idmet und bei ersteren strenge Verschwiegenheit
garantirt. In der Geburtshülfe ist er sehr ersah,
»en.—Spricht deutsch und englisch.
Officestunden: Morgens von 7 9, Nachmit
agS von t2j—Sund <>j—B. VonB Uhr Abends
bis 7 Uhr Morgens in semer Wohnung, No, SM
Eleganz dieser Zahne ,u überzeugen.
Pr>iS: Halbes Gebiß HA>, ganzes Gebiß K3t>.
Auch werden Zahne ausgefüllt und schmerzlos ge»
oberhalb Mathews Apotheke. t !o9
Gustav
Advokat uud Nechts-Auwalt,
WilkeSbarre, Luzerne Eo„ Pa.,
mpiiehlt sich dci» deutschen Publikum in allen in
cin Fach einschlagenden Geschäfte». Ausstellun
gen von Vollmachten und schriftliche Arbeiten aller
Art und Tollektionen, rückständige Löhnung von
Offizieren und Soldaten, Pensionen für solche, die
im Dienste Verletzungen erhielten und arbeitSun-
Collc/tionen gegen die Ver. Staaten
«erden aufs Pünktlichste hesorgt.
Pässe für Solche, welche »ach dem Ausland
eisen, werden schnell ausgestellt.
Office mit Stanley Woodward, Esg., Franklin
Straße, der PreSdvterianischen itirche gegenüber.
ll>. Januar lBkti. ba
Chas. Tupont Breck,
Advokat
H
John G. Gailor Sl Co.,
Wroeeries und Provitlone»
und jiorbwaaren/sowie eine mannigfaltige
Auswahl von Artikeln, wie sie täglich in Haus
haltungen gebraucht werden.
Unsere Preise sind so billig als in irgend einem
«inderen Geschäfte, wovon sich da« deutsche Publi
um gefälligst durch zahlreichen Zuspruch über
engen möge. Bedienung prompt und
rc> nach jedem Stadttheile geliefert. 2knB
Fischer und jrronzer,
Groccrien und Proviflou«u,
Steiger, u. Zt Frankfort St.,
Kvitzßeuter's Werke
Die unübertrefflich lustigrn und anziehenden
Erzählungen und Gedichte Reuter'S find nicht
blos für seine speziellen LandSleute, die Nord
deutscti», sonvei n für das ganze deutsche Lese-
von ungewöhnlichem Interesse, und der
Verlangt werden zur Verbreitung von
Fritz Reuter'S Werken,
Zimmermanns Wunder der Urwelt,
Schweiz, Wochenblatt <A l» Cents,
Urteil wo dieselben »och n>cht zn haben find. Ue.
»rall ist ein großer Absatz davon zn erzielen.
2SjlS,7m E- Steiger,
22 ». 24 Frankfort St., New Jork
Pittsburg, Ctucinnatt und Tt. Louis Eiseubah«,
Vermittelst dieser Bahn ersparen Passagiere IN St»nden Zeit, zwei Wechsel i» den
' Wagen, INN Meilen nach Cinclnnati, lIS Meilen nach St. Louis und SS Meilen nach Chicago.
Dieses ist ebenfalls die kürzeste und schnellste Linie nach
Indianapolis, LouiSville, Memphis, Mobile, New-OrleanS,
St. Joseph, Kansas City, Logansport, Milwaukee, St. Paul,
und nach allen Punkten westlich, nordwestlich und südwestlich.
Drei durchfahrende Jüge
»erlassen Harrisburg täglich und stellen ihre Verbindung nach folgender Leit-Tabelle her:
Verlassen Harrisburg, - - - 4.15 Nachm. 12.A1 Vorm. 1.15 Vorm.
" Altoona, .... 9.45 „ 5.10 „ 9.05 „
Pittsburg, .... 3.00 Vorm. 10.10 „ 2.45 Nachm.
.. Dennison, .... 8.00 1.52 Nachm. 7,i0 „
Newark, .... 11.05 ~ 4.25 „ 10.30 ~
„ ColumbuS, .... 1.15 Nachm. 5.50 ~ 12.40 ~
Ankunft in Cincinnati, ... K.ZO „ 10.40 „ 7.20 „
„ Indianapolis, ... 8.55 „ 2.85 Vorm. 8.50 Vorm.
LoganSport, ... 1t>.40 Vorm. 2.50 „ 9.40 „
Chicago, .... 9.10 Nachm. 8.10 „ 2.45 Nachm.
i Eairo, .... 3.35 „ - 3.30 Vorm.
> St. Louis, .... 8.45 Vorm. 3.45 Nachm. 10.00 Nachm.
LouiSville, .... 1.50 ~ 7.30 Vorm. 4.15 „
„ Nashville, .... 5.20 Nachm. 5.20 Nachm. Vorm.
„ Humboldt, .... 12.35 Vorm. 10.15 „
„ Memphis, .... 5.30 „ 2.45 Nachm.
! „ New-OrleanS, ... 2.00 „ 12.30 „
e it d'le hre ekt Harr sb ich Carinii" n ohne
>..b°n und. S.
Gen. Ticket Agent für den Osten, No. 526 Broadway, Ncw-Zlork City.
In Scranton kann man Tickets erhalten bei Hrn. O'Tonnor, Office der D., L. u. W. R.R.
In Wilkesbarre bei Hrn. Taylor, Office der Lehigh Valley Eisenbahn. Bap9
Karl D. Neuffer,
K ppeil- Fabrikant»
tirten von Hüten und Happen aller
Art auch Wollwiiaren, Spieka -
schnell und billig besorgt.
Um zahlreichen Zuspruch bitte«
18ap7 Neuffer,
Günster S 5
Großes Mobilicn-Lager.
i! ackawanna Avenue, Scranto». Pa.
Alle Zeit in großer Auswahl vorräthly» Bu
reaus, Commoden, Nachttische, gewöhnliche und
AuSzieh-lische, Bettstätten jeder Art, Mattazzen
kel- und andere Stühle, Kinderstühlchen, Mar
mor-Tische, Ruhbetten, Sopha'S, Spiegel jeder
Größekurz, alle in unser Fach cinschlagendr Ar
jiommt und beseht Euch unsre Waare»!
Scranton, ti>. Jan. 166ö. ba
Lokal-Berändernng.
Möbeln! Möbeln!
Griesier St Co.,
pk'ilir Geschäft nach ihrem eignen neuen Gebäude
nächste von Pwke^verlrgt
Scranton, 28. Febr. tBKL.
lsedarstraße Möbel-Gesckäft,
»VN David Neuis L» Soh».
Die Unterzeichilkten benachrichtigen hiermit das
deutsche Publikum und ihre Freunde, sie ei»
Möbelgeschäft in der Ceder Straße, neben Hrn.
Michel'S Branntwein-Brennerei »öffnet haben,
len, Bettstelle», Schränke» und alle anderen in
Jach einschlagenden ArtiiU halten.—
den'nttvngucn Preisen prompt ausgeführt.
l»f7ba David Neuis u. Sohn.
Germania
Leben« - verslch eningS - CsmpajpUe,
zu Netv'Bork.
Baar-Vermögen, P 2,(MAXI
Jahrliches Einkommen I,otX>,lX!o
jletzterklärle Dividende, -tv Prozent.
Der Unterzeichnete ist Agent für diese Gesell
schaft für Scranton und Umgegend und nimmt
Versicherungen zu den üblichen Raten an.
Versicherte Personen haben ihre Prämien an
ihn zu zahlen. M. Gehe», Alderman,
22, u Office: PittSton Avenue, Scranton.
Neues
Etablissement.
Kleidcr-Gkschiist,
tn I. Zetdler'S Gebäude,
und'den Ȋltesten Schnitt in der
Ihr Deutsche, überzeugt euch und sprecht vor,
so «erdet ihr befriedigt werden.
Zahlreichem Zuspruch sehen achtungsvoll ent
gegen
l>anfiielllolr ck kebnetüer,
21)7 Lackatvanna Avenue, 207
Zeidler'S Block.
Scranton, 29. April 1659.
<Z«4B. O<Z«L'
Wein- und Bier-Wirtbs«haft.
Unterzeichneter macht hiermit seinen Freunden
und den Deutschen überhaupt bekannt, daß er i»
der Penn Avenue, in dem früher von Edward
Günster bewohnten Vokale, eine Wirthschaft eröff
net hat und ladet Alle freundlichst zum Besuch«
ein. Getränke frisch nnd Speisen schmackhaft.
(SsS) Shilrles Ochs.
Serantoii, Luzerne Couiity, Pa., Donnerstag den 21. Oktober 1869.
Philip Nobinson,
Bierbrauer,
chrten Wirthen ' l»jrk
Oefen! Oesen!
Billigsten Preisen.
Waar/gut! Z^agöba
Henr» I. Ziegler,
Nachfolger von Geo. Pfeffer, Cedarstraße.
Joseph Ober.
Blech-, Kupfer- ä- Eisrnwaaren,
stände, als Messer, Löffel,
bester Qualität.
Besonders empfiehlt er dauerhafteste
jede/ Art. '
' '
Kau und Schnupf-labacke, Pfeifen u. f. w.,
auf Vorrath halte. Alle Artikel sind von bester
Qualität.
ES bittet um geneigten Zuspruch
I »jn9 He n r p Luther.
Nc^^sSchu^n^
J^ohn^Weinß.
Tcranton, !!. Juni l H6ä.
Spart Geld.
Scranton Sparkasse.
Dieses Institut ist eröffnet in
Ro. ZV? Lackawanna Avenu',
Ingenieuren,
Maschinisten,
Handwerker»,
Taglöbnern,
Weibern,
Kindern
H.^Sulp^in,! Vice-Präsidenten.
OSear S. Moore, Cashier.
Slranton, z. Okt. IBli7.
Friedrich Schräder,
Fabrikant von sprudelndem Nronk Bi»r>
Aarsaparilla und Mincraiwasscr,
Fabrik in Mulberrpstraße, zwischen Penn u. Wv°'
Porter, Ale und Lciqerbier,
m Flaschen, wird zu den niedrigsten Preisen im
Mrichen nach allen Pläsen der <iit» kostenfrei ge
liefert. h ' M
chäfte befähigt mich, einen Tarsaparilla zu lie-
sehr ist. Ta» Geschäft stebt
2Kb« I
Gefchäfts-Karte».
<5. K. Carma», Händler»,
PineßrookKohlen
Office in No. li>!> Penn Avenue,
2jlB Scranton, Pa. lj
K. D. Collins,
Rechte-Anwalt,
Peter Creter,
Haus-, Sckild-,
Freses- Lt Ornameutal-Maler,
Fredr. W. Günster,
deutscher Advokat u. Rechtsanwalt,
Office in Hull'S Block,
2908 Scranton, Pa. da
A V. Konarsou,
deutscher Uhrmacher ii Juwelier.
Wyoming Ave,, gegenüber dem Wyoming Hau«,
Scranton, 10. Jan. t 866 ba
<K. Merrificld,
Advokat und Sachwalter,
Scranton, Pa.
Office in John Zeidler'S neuem Block, Lacka-
Der Goldkosfer.
i.
<?in Eisenbahnunfall.
„Bitte, schließen Sie da» Fenster, wir
kommen jetzt gleich durch den Erlacher
Der junge Mann, dem die Anrede ge
golten, beeilte sich, dem Wunsche seiner
Reisegefährtin nachzukommen.
Und kaum war da» Wagenfenster ge
schlossen, so war auch die Tageshelligkeit
verschwunden, denn der Zug jagte durch
den Tunnel. Das Rasseln, Poltern, Schie
ben, Aechzen und Stöhnen und die totale
Finsterniß verschwand erst wieder, als die
Wagenreihe nach einigen Minuten aus
zu gestatten.
„Sie sind wohl eine Thüringen», mein
Fräulein?" fragte er.
„In Allhose»."
„Allhofen? — Zillhofen?" fragie der
junge Mann.
„Die zweitnächste Station von hier aus,"
arbeiten, denn der Zug fliegt ja förmlich
dahin."
„Der Bahndamm muß hier eine ziem-
Seite ziemlich steil abfällt —"
Gellende Signulpfiffe, in ganz sü-j'N
Unterbrechungen sich wiederholend, >!»!?>
brachen das Gespräch der Beide».
„Um Gottes willen, was ist das? ri 112
die junge Dame erschreckt, als sich .in. l.'r
ließen, ihr Reisegefährte erschrocken zum
Fenster hinausblickte und im Augenblick
wieder zurückfuhr.
Der Angesprochene hatte kaum so viel
Zeit, dem Mädchen zu sagen: „Es giebt
wahrscheinlich ein Unglück wir sind
Alle verloren!" als auch schon der Zufam
den plötzlichen und furchtbaren Stoß in
Schwankung gerieth, sich langsam auf die
Seite neigte und dann, sich mehrmals
überschlagend, unter entsetzlichem Krachen
und Poltern den ziemlich hohen Damm
hinabrollte.
Das hatte der jiinge Mann noch ge
spürt, wie sich der weiche, warme Frauen
körper in der Todesangst an ihn geklam
inert, wie sich die vollen, runden Arme
um seinen Hals geschlungen und die glü
hende» Wangen des Madchens sei» Ge
sicht berührt halten; dann aber waren ihm
die Sinne geschwunden, als er mit seinem
Kopfe an das Fenster der andern -eile ge
prallt war, und er durch die vermehrte
und erhöhte Last feine« Körpers dasselbe
zertrümmert halt«. AIS er die Augen auf
schlug, sein Bewußtsein allmälig wieder
zurückkehrte und er sich die eben erlebten
Momente in sein Gedächtniß zurückrief,
der neben sich, und obgleich das Mädchen
sich eben auf dle Kniee niederließ und ei
ne» kühlenden Verband auf den Kopf legte,
war es ihm doch wie ein Traum. Erst
wundeten und sterbenden aus der näch
sten Nähe an sein Ohr drang, wurde ihm
die schreckliche Gewißheit, daß er nicht
erblickt hatte, Wahrheit sei.
„Gott sei Dank, er lebt!"
Diese Worte, so leise sie auch von den
die letzten Zweifel an der Wirklichkeit des
eben Erlebten genommen haben, denn er
richtete sich plötzlich auf und versuchte ei
nen Ueberblick über seine Umgebung zu
Umschlag auf seinem Kopfe, daß er un
willkürlich die Augen schließen mußte.
Erst nach einigen Minute» war »S ihm
möglich, die Augenlider langsam zu heben
und seinen Blick mit dem des Mädchens
zu kreuzen. Da« war derselbe milde Glanz
aus den schwarzen sinnenden Augen rer
jungen Dame, welcher schon im Eisen
bahnwagen Gegenstand seiner Beobach
tung gewesen war und mit welcher
ängstlichen Sorg« ruhte er auf ihm! Jetzt
Damme herab vor feinen Augen, und eben
wollte er sich der übrigen, die Katastrophe
begleitenden Umstände erinnern, als die
Noch ein schriller Ruf de« Dampfrosses,
als der kleine Zug, aus der Lokomotive
und einem einzigen Personenwagen beste
hend, unweit der Stelle, auf der das Mäd
chen neben dem jungen Manne kniete,
hielt. Aus den geöffneten Wagenthüren
dem Platze, wo die meisten fchwerverwun- !
delen lagen und stöhn!«».
„Ist die Wunde gefährlich?" fragte die j
Mädchenstimm« an der Seite des jungen
Mannes, a!s der herbeigekommene Arzt
die Kopfwunke untersucht hatte.
„Wie rö nicht!" antwoilete die-!
den Kopfhaaren befreit hatte. „Sie haben
wie ick scl»-,'' fuhr dieser fort, „drm Ver- !
wundetei- bereits ein?» Liebesdienst da-
durch erwirsf,;, dap Sie ihm durch Ihre
kühlenden Umschläge einen betenlenten
bis ich wieder hierher komme."
Nach diesen Worten eilte der Arzt fort. >
„Was ist denn geschehen?" fragte der
Daliegende jetzt mit leiser Stimme, den»
seiner Verwundung erinnern.
„Sie solle» nicht sprechen, mein
der Arzt hat es ausdrücklich verboten.
Verhallen S'e sich ganz ruhig, Sie sind
in svrgsan Pflege!" antwortete da«
Mädchen.
Ein i"ck Versuch des Verwun
deten l'»., Eicken Erfolg.
Nach k : > lieit kam auch der Arzt von
seinem ?! wieder zurück, kniete
neben il cder und legte ein Hestpfla
sier auf N- srwundete Stille der Kopf
haut.
Der damit kaum zu Ende, als
eine rau'ic Z limine aus kurzer Entfernung
„Veinia!" rief.
Ein unterdrückter Aufschrei von Seiten
des Mädchen« bei dem E'tönen dieser
Stimme und gleich Saraus eiliges Davon
eilen desselben, füllten die nächst.» Mo
mente aus.
Der Verwundete richtete sich auf und
sah, wie seine Pflegerin mit einem schwarz
bärtigen, finsteren Manne fortging. Noch
ein Blick au« dem groß«» Auge nach ihm
das konnte er deutlich bemerke» —dann
verschwanden die Beiden in der Näbe des
Trümmerhaufen» der zerstörten Züge, über
die der weißliche Dampf der beiden tief in
den weichen Feldbvten hineingewühlte»
Dampfrosse dahinzog.
„War Ilinen die Dame bekannt?" fragt«
der junge Mann de» Arzt.
„Nein, mein Herr."
im Kopfe und die wahrscheinlich durch den
Blutverlust herbeigeführte Schwäche ver
hinderten ihn daran.
Der Arzt ging, still vor sich hinlächelnd,
Der Daliegende starrte noch eine Weile
nach der Richtung, in der die Unbekannte
davongeeilt war, dann wandle sich sei»
Blick wieder der nächsten Umgebung zu.
Plötzlich leuchteten seine Augen auf und
gleichzeitig griffen auch seine Finger nach
einem am Boden liegenden und jedenfalls
der Dame entfallenen Visitenkartentäsch
chen. Das heftige Oeffnen desselben streute
die Menge der kleinen Kärtchen auf den
Boden.
„Sophia Verena Wallmann," wieder
holten die Lippen des Verwundeten mehr
mals hinter einander, als die glatten
Kärtchen durch seine Finger liefen. Er
sammelte die zerstreuten Blätter wieder,
steckte sie in das Täschchen und verwahrte
dasselbe dann in seiner Brusttasche.
Auch die Erkundigungen bei den später
herbeieilenden Landleuten, welche die Ver
wundeten nach dem Wirthshause des nahe
gelegenen Dorfes transportirten, blieben
für den Wißbegierigen ohne jeglichen Er
folg-
2.
Eine belauschte Unterhaltung.
Etwa zehn Tage nach diesem Vorfall
war im „Löwen" in Allhofen ein sonder
barer Fremder abgestiegen. Derselbe hatte
nämlich bei seiner Ankunft ein Zimmer
gemiethet, seine Reiseeffecten tarin einge
schlossen, hatte sich dann in dem Gastzim
mer nach einer Familie Wallmann erkun
digt und war hierauf, nachdem ihm Nie
mand über die Existenz einer Familie die
ses RnnenS Auskunft zu geben vermocht
hatt?, jtdtnfall« in der Absicht fortgeeilt,
feine Nachforschungen selbst zu beginnen.
Erst spät am Abend war derselbe, sichtlich j
ermüdet, zurückgekehrt und hatte noch ei
nen Nachlimbiß eingenommen, ohne daß
er ein ZSort dazu gesprochen hatte. Auf
das Ersuchen des Oberkellners schrieb er
in das ihm präsentirte Fremdenbuch: „Ar
thur Falkening, Kaufmann aus Br. ..
Die Wunde Arthurs war also keine ge
fährliche gewesen, denn wenn auch noch
anzeigte, wo er die Verletzung empfangen
hatte, so war er doch so weit wieder her
gestellt, um ungehindert seinen Geschäften
und Angelegenheiten nachgehen zu kön
nen. ?!nr die Nacht war für Arthur eine
Zeit de? L?ual, da ihn während de« Sckla
gaulcuei', wen» der neckische Traumgott
sein nötiges Scepter über deu Daliegen
den schwing und abwechselnd der Freude
wie dem ',' eid gebot, das arme Menschen-
Herz >n,s den Gipse! der höchsten Wonne
oder in die Ties« des vernichtendsten
Ichiuerzis zu führen.
Aus de» wirren Traumgebilden riß ihn
plötzlich ein greller Lichtblitz; er blickte
peinigt hatten, entrissen,
Und wieder senkten sich seine Lider und
wieder schloß der neckische Iraumgott sein
setzte» und ihm ein Glück elschlossen, das
ans in seinem ganze» Umsange zu genie
ßen nur im Traum möglich ist. Es war
ihm, als müsse er im Vollgefühl dieser se
ligen und von ihm noch nie gekannten
Lust aufschreien und es jubelnd in die
Welt hinausrusen, daß er der glücklichste
rer Sterblichen sei, als sie ihn wieder ne
ben sich zog und die glühenden Lippen sei
nen Mund, der sich eben zum Sprechen
öffnen wollte, mit Küssen schlössen, daß ee
ihm unmöglich wurde, einen Laut, eincn
Die Sonne schien hartnäckig aus ihrem
Weckerposten zu bestehen, denn der grelle
Lichtblitz, der ihn vor wenigen Minuten
schon einmal den beruhigenden Träumen
entrissen hatte, übte «uch jetzt wieder seine
Macht au«, indem er ibn aus dem Berei
che der wunderlieblichtn Phantasiebilter,
die noch eben seine Sinne »nigaukelt hat
teil, in die Wirklichkeit zurückrief.
Arthur sprang von seinem Lager auf,
kleitete sich an und lief taun mit großen
Schritten, die Arme übereinander gekreuzt,
den sinnenden Kopf bald zur Erde gerich
in ihrer Wechselbeziehung übten, wie dies
in dergleichen Fällen gewöhnlich geschieht,
ihre erregende Wirkung aus, Indem sie ei
nen Widerstreit der Gefühle in Arthur
wach riefen, der ihm das Blut schneller
kreisen und ihm seinen Ausenthalt im
Zimmer beengend und nach und nach so
unerträgllch macht», daß er den Hut auf-
No. 42.
setzte, das Zimmer verschloß unv durch die
Straßen der Stadt eilte, um das Freie zu
gewinnen. Unter dem Eindruck dieser Ge
fühle mochte er sich wohl eine Stunde weit
von Allhofen entfernt haben, denn als er
aufblickte und seine Umgebung einer auf
merksameren Betrachtung unterwarf, be
merkte er, daß er sich im Walde befand.
Die drückende Hitze und das ziemlich rasche
Laufen, verbunden mit der innerlichen
Aufregung, preßten ihm große Schweiß,
tropfen aus, daß er stehen blieb und mit
dem Taschentuch die Wasserperlen von der
Stirn trocknete. Auch auf die Bewohner
des Waides mußte die Hitze ihre erschlaf
fenden Folgen ausüben; denn nur hie und
da durchzog einer der leichtbeschwingten
Gäste die Gipfel der Bäume und nur sel
ten erklang die Stimme eines Singvogels.
Er schritt weiter auf dem Waldwege fort,
ohne auf das ferne Grollen des Donners
zu achten; eist als die Schallwellen zum
zweiten Male in erhöhtem Grade an sein
Ohr schlugen, wurde er darauf aufmerk
sam. Er blieb stehen und überlegte, was
zu thun sei. Die Rückkehr nach Allhofen
erforderte jedenfalls eben so viele Zeit,
wie er zur Erreichung des nächsten be
wohnten Ortes nöthig hatte, denn die
zahlreichen gußspuren und Wagengeleise
deuteten ja auf da« Vorhandensein eine«
solchen genügend hin. Während er ss den
Waldweg versolgte, schlugen plötzlich die
Töne einer Orgel und gleich darauf auch
der mehrstimmige Gesang eines gemischten
Chores an sein Ohr. Der Weg bog jetzt
auch plötzlich ab und führte nach einem
kleinen Dorfe. Auf der Anhöhe vor dem
selben lag die Kirche, aus der die Klänge
an sein Ohr drangen. Nach einem kurzen
Marsche hatte er das Kirchiein erreicht.
Er tiat ein. Ueber ihm brausten jetzt die
! Schlußaccorde des ersten Theile« einer
Motette dahin. Da brach da« Wogen der
vielen und starken Töne plötzlich ab und
ging nach einer kurzen Modulation in ein
! von zarten Flöten- und Gambenstimmen
getragenes Adagio über; indem erklang
! auch der sympathisch metallreicht Ton ei
ner weiblichen, trefflich geschulten Stimme
an sein Ohr. Und wie die strahlende
Frühsonne die wallenden Nebel
bricht und sie entweder auflöst oder zer
streut, so wirkten die Töne dieser Stimme
aus sein erregtes Innere, daß er sichtlich
beruhigt nach Beendigung der Probe, denn
als solche erkannte fle Arthur Falkening
durch die Unterbrechungen des Dirigenten,
aus der Kirche heraustrat und denselben
Weg, den er gekommen war, wieder ein« «
schlug, um nach Hause zurückzukehren.
Anstatt sich aber bei der Biegung nach
rechts Zu wenden, ging er link« ab auf dem
Waldwege weiter.
Aus seinem Sinnen schreckte ihn plötz
lich die große Waldlichtung unmittelbar
vor ihm. Und welches herrliche Bild bot
dieser Theil des Waldes!
Eine große, prächtige, in Hellem Saft
grün prangende Wiese, mit den verschie
densten Wiesenblumen untermischt, dehnte
sich vor ihm aus. Umsriedigt durch einen
todten Fichtenzauu, hob sie sich um so
holze ab, endete dann in einen kleinen mit
Blumen und Bosquet« geschmückten Gar
ten, der sich vor einem kleinen Waldhäu«-
chen mit grün angestrichenen Jalousien
hinzog und zu beiden Seiten dasselbe ein
vor, eine Rasenbank, wie er sie im Traume
gesehen hatte, auf der er mit dem Mäd
chen, da« ihm der neckische Traumgott her
vor ihm ausgerollte Bild kein Zauberbild
seiner Phantasie sei. Noch einmal strengte
er seine Sehkraft an, um sich über die
Wirklichkeit ;u vergewissern es blieb
! dasselbe.
Gedanken und Reflexionen über diese
Stück a» ter Seite de« Zaunes hin. an
der sich der gliederstrauch mit ter Rasen
bank befand. Da knarrte an der gegen
obachtenden Blicken entzogen zu werden.
Arthur preßte die glühende Stirn an das
Holz de» Zaunes und strengte seine Seh
kraft abermals an, als sich an einer freien
stelle des Gartens das Mädchen noch
einmal zeigte. Das Profil des Gesicht«
hinblickte, war die Gestalt in dem Haust
verschwunden. Nrch einige Minuten blieb
l tr nachdenklich an dtr Sltllt stehtn, dann
(Siehe vierte Seit«.)