Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 07, 1869, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
3. Jahrgang.
Dr. F. Bodemau,
Cedar Straße,
Im Hause des Herrn Peter Franz.
OPee-Stu.ide», Morgens von B—o
Nachmittags „ 3—li
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In Abwesenheit wird Herr Franz Nachricht er
theilen. 7mz?
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Arzt, Wundarzt u. Geburtshelfer,
Im pfiin gerben Montag, Mittwoch und Frei
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Dr.
Deutscher Arzt.
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Office im Hause von I. Schimpff, Cedarstraße.
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Deutsche Apotheke,
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Fredr. W. Günster,
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A. <5. Konarso», -
Seranton, ll). Jan. lB6k ba
<?. Mcrrifield,
Advokat und Sachwalter,
Freigesprochen!
lSortfehung.)
dort Jemand."
„Aha!" sagte Witte mit bedeutungsvol
lem Kopfnicken. „Das war uns auch so,
der weiß besser Bescheid. Ich will versu-
Gesällig lief die Frau den Abhang hin
ab, sprang über den Bach von Stein zu
Dies unthätige Harren verleidete ihm die
beschlossene Ausführung, folglich begrüßte
er den schnell herannahenden Waldwärter
Witte ihn voll Erstaunen betrachtete.
es ein Vortheil und Fedderhof berechnete
schon jetzt, daß es für die Fortschaffung
des Zerschmetterten äußerst günstig sei.
Nach kurzer Zeit näherte man sich der
während »i.iii i!,,i vorsichtig auf die Holz
sebleise bettele. ?ei> Revolver, der dicht
neben ibm gelegen, steckte Fedderhof mit
einer raschen Wendung in seine Tasche I
und !?trachteie dann schaudernd die Höhe
„Ich sende Euch Betten, Wein, Pro
vinz».
„Wir stehen für alle Kosten und Ana
lagen," sagten sie Beide übereinstimmend,
indem sie dem Forstwärter bieder die Hand
schittleitcn. „Aber sprecht nicht viel von
dem unglücklichen Mann gegen Andere."
Wille »iid Fedderhof vorauf und der et
was stupide Bursche mit der Holzschleife
Hinlerher.
Als sie aus den, Dickicht traten, verab
schiedet« sich der Obercontrolenr eiligst,
Witte aber ging in seine Wohnung. Seine
Frau, mit den Kinder» und mit der Küche
beschäftigt, hatte auf eine längere unmo>
livirte Abwesenheit gar nicht geachtet »nd
es befremdete die gute Frau einigermaßen,
daß Witte ihr sagte, es sei Jemand ver
unglückt, er liege im erste» Forstwärter
häuschen und sie solle schleunigst einige
Bellen nehst Erfrischungen hinsende».
Den Burschen Halle er mit ins Wohnhaus
genommen, damit er nirgends plaudern
schickt. Als er vom Walde heimkam, sen
dele ihn Herr Witte nach dem flachen Lande
in die Stadt, wo er zwei Tage z» thun
hatte, mitbin war die Auffindung des
Försters Scharsenbeck ein Ereigniß geblie
ben, das nur wenige» bekannt geworden
war.
Wer der Mann war, wußte natürlich
Herr Wille ebensowenig, als der Doctor
Bohlen, der einige Stunden später von
ihm nach dem Waldhause geführt wurde
und ebenfalls zu feinem grenzenlose» Er
staune» denselben Mann in ihm erkannte,
druck seiner Augen eine» kleinen Schrecken
eingejagt hatte. Der Verunglückte nahm
jept seine Aufmerksamkeit in anderer Weise
gefangen; darüher vergaß er Folgerungen
unv «Schlüsse zu ziehen. Er prüfte sorg
sam den Zltstand des fremden Maniies
und erklärte, zur Verwunderung aller Um
stehenden, daß er gegründete Ursache habe,
ibn nicht für hoffnungslos zu halten, in
sofern sich nicht bei Gelegenheit heraus
stellte, daß edle innere Organe verletzt seien.
Die anhaltende Bewußtlosigkeit sei natür
lich und keineswegs ein Vorhote des Todes.
Nachdei» von des Dectors Seite Alles
geschehen war, was seine Pflicht als Arzl
heischte, kam endlich der Moment, wo er
sich Zeit zu anderweiten Forschungen
gönnte. Man hatte Scharsenbeck unter
seiner Anleitung von den lästigen Kleidern
befreiet, hatte Uhr und Börse dem Holz
händler zur Aufbewahrung abgeliefert
und war dann zur Untersuchung seiner
LegitimationSpaptere geschritten, die in
einer Briestasche verborge» waren.
Der Doktor blickte mit alle» Anzeichen
einer großen Ueberraschung den Holzhänd
ler an, als er das Papier, welches endlich
Aufschluß über ihn gab, entfaltet hatte,
aber er sagte nicht ein Wort.
„Die Brieftasche werde ich in Verwah
rung nehmen," warf er einige Minuten
später ganz beiläufig hin. „Wir sprechen
später darüber, lieber Witte."
Schon in, Begriff, das WaldhäuSchen
zu verlasse», glaubte der Doktor plötzlich
Zeichen wiederkehrender Besinnung an
Scharsenbeck wahrzunehmen, deshalb blieb
er stehen nnd sah ausmerksam zu ihm hin.
Ein beller Sonncnglanz erleuchtete seine
kleine, bewegliche Gestalt, während er in
der offenen Thür verweilte und der erste
Blick Scharfenbeck's traf den Mann, wel
cher in feine» unbegründeten Phantasien
eine so wichtige Rolle gespielt hatte. Zu
erst war der Ausdruck der Auge», die sich
schwerfällig, gleichsam widerwillig öffne
ten, träumerisch, matt und seelenlos.
Dann belebten sie sich unter der Macht
einer Erinnerung und strömten allinälig
eine leidenschaftliche Neguiig aus.
Doetor Bohlen trat »litleibig wieder
näher an Scharfenbeck's Lager und harte
eine Frage auf feine» Lippen; aber er
„Fort mir Dir! Verfluchte Btindschlei
che, hast Du mich aufgespürt? Stehen >
Deine Freunde aus Non»e»burg drau
ßen? Haben sie die Schergen mitgebracht,
sollen? Ha! vergebene Mühe! Dielst
todt—todt todt, die da gegen mich zeu
gen wollte! Hörst Du, Deine HelferShel
ferin ist geschieden aus der Welt mit dem
weisen? Ihr lügt! Ihr lügt! Fort, Du
im Bunde wärest!"
Die Erschöpfung erstickte endlich seine
Stimme. Der Holzhändler schlug voll Er
staunen seine Hände zusammen.
„Ist's den» sei» Ernst? Was soll das
telt?" cr je
was er meint. Kommen Sie, Wille. Hel
sei, können wir nicht, beruhigen könne»
wir ihn eben so wenig, also ist es gerathen,
wir entsernen uns. Hoffentlich wird seine
Lelhargie wieder eintreten, und das ist ihm
dienlicher als unsere Gesellschaft."
Er entfernte sich rasch aus dem Wald-
Hause nnd der Holzhändler folgte ihm.
l Nachdem sie eine Weile schweige»» auf
dem schmalen Psate hintereinander ~erge!-
! gangen waren, fragte der Doktor mit der
! selben erzwungenen Ruhe, ob er nicht Ge
! legenheit habe, dem Obereontroleur mel
l den zu lassen, daß der Zustand Per
I »»glückten sür den Augenblick durchaus
nicht gefährlich erscheine es wäre ein
> merkwürdiger Fall; jedoch könne sich eine
! Ursache zum Tode sehr schnell entwickeln.
„Lassen Sie ihm ferner sagen, daß es
! mir unmöglich gewesen sei, nochmals bei
ihm vorzusprechen," fügle der alle Herr
nach kurzein Nachdenken »och hinzu.
„Morgen hoffte ich, ihn zufriedener und
beruhigter zu finden. Mit seiner Kleinen
steht es gut, den Umständen nach. Morgen
um beim Höllenkrater den Fußweg einzu
schlagen. der mich rascher metner Wohnung
i nahe bringt."
„Aber Doctorchen, das ist doch der be
schwerlichste Weg, den es gibt," meinte
Witte, lebhaft widersprechend.
„Was thut'S, ich komme eine Viertel
stunde früher nach Hause/' erwiderte der
alle Herr zerstreut.
„Wie wetterwendisch Sie sind! Borge
stern stöhnten Sie über den glatten, schö
ne» Weg und heute klettern Sie wie eine
Katze."
Wen»'« innerlich brennt, achtet ma»
nochmals freundlich gegrüßt.
Wahrlich, wie ein Jüngling stielte der
alte Herr vorwärts, um eine Last von sei
ner Seele los zu werden, die ihn sürck'rr
lich peinigle. Die Triebfeder seiner Eile
zeigte sich sogleich, als er in unglaublich
kurzer Zeit den GebirgSpsad über de»
Höllenkrater zurückgelegt und keuchend,
von Schweiß überströmt, in d.ks Zimmer
seiner Gattin getreten war.
„Jetzt haben wir die Bescheerung, lieb
Frauchen," stöhnte er alhemlos, „ich habe
die Karre hineingeschoben, Du kannst sie
init Deiner anerkannten Klugheit wieder
herausziehen. Aus der Heirath kann nim
mcrmebr was werden, das Frauenzimmer
muß sofort aus dem Hause."
Die alle Dame hatte sich bei dem ganz
unerwartet frühen Eintreffen ihres Man
nes aus ihrem Lehnsessel erhoben und war
ihm entgegen gekommen. Ihre Besorg
niß steigerte sich bei feiner sichtlichen Ue
berhitzung und erreichte den höchsten Grad
hei feinen abgebrochen hervorgestoßenen
Worten.
„Von wem sprichst Du, lieber Alter?"
fragte sie thetlnchmend dazwischen und
legle ihren Arm um seine Schüller».
„Wie geht'S im Zollamte? Was macht
die Kleine? Wie fandest Du Julianen?"
„Gut, gut, unddtnnochAlles foschliinm,
so traurig, daß es ein Skandal ist! Ich
komme von dem Kerl, dem frevelhaften
Meuchelmörder."
Bestürzt schaute die alte Frau in des
DoctorS Gesicht, als müsse sie sich überzeu
gen, daß er noch lebe.
„Von wem sprichst Du lieber Alter?"
fragte sie abermals.
„Von dem, der geschossen hat und dann
durch Unvorsichtigkeit von der Teuselskan
zrl In die Rinne gestürzt ist."
„Mann, lieber Mann, Du phantasirst
wohl?" unterbrach sie ihn kopfschüttelnd.
„Ja, aber ohne Hitze, Frauchen. Alles
Wahrheit! Hier ist der Beweis! Sieh
diese Brieftasche, da steht „Alwin Schar
senbeck!"
„Du mein Heiland, Alterchen, dieser
unglückselige Scharsenbeck macht Dich ganz
verwiirt im Kopse."
„Dich auch, verlaß Dich drauf, lieb
Frauchen," sagte der alte Herr hastig.
„Meine Seelenruhe ist nicht leicht zu
erschüttern."
„Wird aber schwinden, wenn ich Dir
eröffne, daß dieser Scharsenbeck dcr Male
ficant ist." Die alte Dame blickte mit ei
niger Verwunderung auf, ließ jedoch gleich
gültig ihre Augen wieder sinken. Es war
augenscheinlich, daß sie einem unzeiligcn
Scherze ihres Mannes z» begegnen fürch
tete.
„Ja, ja, ich spaße nicht, Scharsenbeck
hat auf Juliane geschossen; Scharsenbeck
hat Nero von seinen Fersen bringen, also
lödteii wollen; Scharsenbeck ist nach Ans
übuttg dieser letzten Heldenthat aller Wahr
scheinlichkeit nach von der Teufelskanzel
hinah gerutscht, hat es aber mit seltener
Geistesgegenwart verstanden, die Gewalt
seines Sturzes durch Schwenkungen und
Turnkünste dergestalt zu vermindern, daß
er zwar stark verstaucht und verletzt, aber
doch lebendig unten angekommen ist. Da
nlin aber Scharsenbeck nur gegen seine
Baut ein Uebermaß von Wuth empfinden
kann, weil sie ibn »ach erlangter Frei
fprechung verlasse» hat, so niuß unsere
Juliane Liebau liese Braut sein, mithin
Pauliue Selbig heiße». Du wirst meinen
Folgerungen die Logik nicht abspreche»
können."
„Mir schwindelt mein Kopf, lieber
Mann," unterbrach ihn die alte Dame
alterirt.
„Da baben wir's ja! Wo bleibt denn
Deine gerühmte Seelenruhe? Ich sage
schlagt." P l' S lbi
..Das geht nicht!" Ein Lächeln strich
über res Doctors Gesicht.
„So dachte ich auch und lief deßhalb
init rafcuder Eile hierher, um Deinen
Rath zu hören."
„Weiß Fedderhof um die Me chichte?"
fche aufgefunden Halen, als dcr verun
glückte Mann entkleidet wurde. Ich ver
mied es, wieder im Zollbause vorzufpre
j sichtSzüge.
> „Siebst Du, jetzt bestrast sich endlich
! einmal Deine Uebereilung!" schalt die
Frau.
„Ich ducke mich auch schon zerki^scht
„In meinem ganze» Leben befasse ich mich
nicht wieder mit Hcirathspläncn für An
dere."
„War es denn Dein Plan, für Feddcr
. Hof eine Gattin durch Deine Zeitungsan»
! iionce zu erwerben?" forschte die Doctorin
! „Versteht sich, Frauchen. Es war ein
verkapptes Heirathsgefuch. mit offenherzl
! Ger Darlegung aller mißlichen Verhält
! Nisse. Daß es auch als solches von den
Ao. 40.
spekulativen Weibern unseres Zeitalter«
erkannt worden ist, dafür spricht die That
fache, daß sich Niemand zu der opfervollen
Stellung weiter gemeldet bat, als diese
arme Juliane Liebau, die ihren Verbält
nissen entfliehen wollte, die sich zu verber
gen trachtete, die keine Pflicht zu drückend
fand, wenn sie nur ein Asyl dadurch er
warb. Aber sie muß fort, sie muß aus
dem Havfe, Du mußt ihr das bezUeiflich
!>> machen suchen. Du mußt Alles thu»,
>!>» eine Uebereilung meinerseits wieder
i gut zu machen."
j „Als wenn da» so leicht wäre," sagte
! die alte Dame klagend.
~Wo läge den» eine Schwierigkeit, lieb
Frauchen?" fragte der alte Herr mit ve»
stellter Sorglosigkeit. „Ich lege diese An-
Gelegenheit getrost in Deine Hände und
will mich jedes Widerspruches enthalten.
Zag' dem jungen Mädchen, daß es Dir
von Ansang an sebr gewagt erschienen
sei, eine wildfremd- Person, die uns nicht
einmal volles Vertrauen geschenkt hätte,
in unsern Familienkreis aufzunehmen und
daß jetzt dein Mißtrauen gerechtfertigt da
stände."
„Aber, lieber Aller, wozu solche Belei
digung auf ihr krankes Herz bäufen?"
rief die alte Dame in der vollen Empö
rung ihres guten Gemüthes. „Wodurch
wäre denn mein Mißtrauen gerechtfertigt?
Hat sich Julianens Charakter nicht glän
zend bewährt in der leidigen Schwurge
richtssache? Hat er sich nicht als vonreff
lich erwiesen bet der Pflichttreue in ihrem
neuen Wirkungskreise? Warst Du nicht
selber ihres Lobes voll?"
„Ja, ich! Lieb Frauchen, mein Urtheil
darf hier nicht maßgebend auftreten."
„Warum nicht?"
„Weil ich des Mädchens Protector bin,
folglich wohlwollend hanteln müßte."
„Und warum wolltest Du Deine Pflicht
als Beschützer nicht üben?"
„Weil ich mir späterhin keine Vorwürfe
machen und mache» lassen wollte."
„Was würdest Du, zum Beispiel, abge
sehen von allen Verhältnissen, beschlie
ßen?"
„Ich würde gar nichts beschließen, wür
de mich passiv verhalten,' würde schweigen
und Gott walten lassen."
„Was kann man besseres thun?" fuhr
die Doktorin freudig auf.
„Wenn Du meinst?" fragte der kleine,
alte Herr mit ausbrechender guter Saune.
„Wozu sollen wir alten Menschen mit
unsern Ansichten dein Glück Anderer tm
Wege stehen? Ist es Gottes Wille, so mag
dies Mädchen Fedderhoss Gattin werden.
Für jetzt bedrohet uns ein solches Verhält
niß »och gar nicht und wenn auch, die
Nachtheile, welche aus unserer Einmisch,
nng entstehen konnten, sind gar nicht zu
berechnen."
„Ich unterschreibe Alles, was Du an
Weisheit zu Tage förderst!"
„Cousin Fedderhof braucht nicht zu wis
sen, wer ihm sein Haus wieder angenehm
macht," fuhr die Dame fort, „bis sie es
für nöthig hält, selbst davon zu sprechen.
Wir haben weder eine Veranlassung, noch
ein Recht, Schleier zu lüften und es wäre
nicht das erste Mal, daß man ein Unheil
mit den Maßrege!» heraufbeschwört, wo
mit man einer Gefahr vorzubeugen ge
dachte."
„Deine Philosophie entzückt mich, liebes
Frauchen!" rief der Doktor mit lustiger
Feierlichkeit.
reden ? Nichts, wa» ihr nicht zur Ehre ge
reichte, selbst das Attentat auf sie ist ihr
eine Ehrenerklärung."
Der Doktor schlug schallend seine Hände
zusammen. „Was erlebt der Mensch nicht
Alles!" rief er vergnügt. „Du übertriffst
mich ja, liebe Alte. Ei, da wird unsere
Juliane am Ende dem Scharsenbeck »och
eine Dankadresse schulden? Genug nun,
fälle und stören den Hausfrieden Fedder
hoss nicht durch weise Rathschläge. Das
hätte ich also erreicht," er rieb sich die
Hände mit beispielloser Geschwindigkeit,
nküthes!"
„Ich glaube fast, Du hast mich genarrt
mit Deinen schroffen Ansichten," sagte die
alte Dame etwas empfindlich, „allein das
thut nichts. Ich nehme nichts von dem
zurück, was ich i» Bezug auf Juliane ge
als ein seltenes Wesen und wenn auch
seltsame Verhältnisse ihre Vergangenheit
unbequem für redliche Herze» machen, so
»ahni das Gesicht seiner
der Ansicht, daß T » gegen das Mädchen
gercdtet habe» würdest, im Falle ich für
ihren Werth plaidirt hatte. Das ist Frau
ennatur! meine List und Verstellung hat
uns auf den geeigneten Standpunkt ge
bracht und ich kann nun im sichern Be
wußtsein dem Mädchen sowohl, als Fed
derhof entgegentreten, daß ich Dir nicht
zuwider handle, wenn ich ihre Entfernung
ans dem Haufe zu verhindern suche."
„Nach meiner Meinung wäre ihre Znt
sernung ein Unglück für Fedderhof und
für die Kinder," meinte die Doctortn sehr
sanflmüthig. „Du hast diesmal mit Ueber
tigung gebändelt, mein lieber Alter und
Deine Vorsicht soll Früchte trage»."
wenn mein Frauchen sich zur Be
wirft. Unter Deinen Flügeln gedeihet das
Glück!"