Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 09, 1869, Image 1

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    HcrAnton MoMMM
5. Jahrgang.
Dr. F. Bodeman,
Im Hause des Herrn Peter Franz.
OPce-Stu.iden, Morgens «on B—9
Nachmittags „ 3 —k
Abends „ B—9
In Abwesenheit wird Herr Franz Nachricht er
theilen. 7mz7
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ordinirt von l l Uhr Vormittag« bis 3 Uhr Nach
' Dr.
Deutscher Arzt.
Wundarzt nnd Geburtshelfer.
von Mmags^on
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tm Dienste Verlesungen erhielten md ardeitSun
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,tl>. Januar tBtik. ba
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Scranton, 10. Jan. IBök. da
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hlikum ist eingeladen, un« mit seiner Kundschaf,
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Scranton, 3. Okt. 1867.
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deutscher Rdvo?at u. Rechtsanwalt,
Office in Hull'S Block,
Lackawanna Avenue, nahe der neuen Brücke,
2908 Scranton, Pa. ba
A. C. Konarson,
deutscher Uhrmacher Si Juwelier,
Wyoming Ave., gegenüber dem Wyoming HauS,
Scranton, 10. Jan. 1866 ba
E. Merrifteld,
Advokat und Sachwalter,
in John Zeidler's neuem Block, Lacka-
Freigesprochen!
(Fortsetzung.)
„Gerad' heraus gesagt, Herr Doctor,"
suhr der Holzhändler mit einiger Malice
fort, „im Thale hat man keine besondere
Meinung von diesem Fräulein Liebau.
Man meint, entweder habe sie einen
Sparren zu viel im Kopfe, oder habe kein
gutes Gewissen."
„Das Erstere kann ich beurtheilen und
erkläre Ihnen, daß die Thalbewohner im
Irrthum sind, wenn sie annehmen, es fei
der Gehirnkasten des Mädchens nicht in
bester Ordnung."
„Nun, so tritt die zweite Behauptung
in Kraft," unterbrach ihn der Mann spöt
tisch. „Sie haben da eine schöne Geschichte
eingebrockt, Doctor. —Jetzt, wo die Eisen
bahnen direct von der Residenz ein verlo
renes Schaf herbringen können, muß man
doch etwas vorsichtiger sein. Ich machte
gleich meine Randglossen, als ich Sie auf
der Chaussee mit ihr stehen sah."
„Was Sie klug sind! Haben Tie da«
bei Ihren Holzhauern gelernt?" warf der
Doctor gemüthlich ein und trank sein
Glas aus.
„Ist denn Ihre Frau Gemahlin mit
Allem einverstanden, was im Zollhause
passirt?" fragte der Holzhändler mit stör
rischem Gleichmuthe dem Ausfalle des
DoctorS begegnend. „Die selige Frau
Obercontroleur war doch eine Verwandte
von ihr, da kann es ihr nicht gleichgültig
sein, wer die Stiefmutter der Kinderchen
wird."
Wa«? So weit sind Sie schon?" rief
der Docic.' lachend.
„Nun, das schon klar u»d erwiesen,
daß Fedderhof ein anderer Mensch
ist, seitdem Fräulein Lied.''» im Hause re
giert."
„Wer die Verhältnisse gekannt hat,
„Das hat freilich Juliane gründlich be
wiesen. Der alte Unsinn, die Unordnung,
Uebe»'hebung und wie die Plagen des ar
men Fellerhof noch sonst heißen mochten,
die flogen vo." dem neuen Besen zum Hause
hinaus."
..Das beste Mitt.'l. um den schwermü
lhigeu Fedderhof in ihr? Netze zu bringen."
, So sagen die Thalbew«hner; ich aber
sage Ihnen - dahin geht >?r Trachten
durchaus nicht."
~E« wird aber eines Tages heißen:
„Fedderhof heirathet sein WirlhSfchaftS
kett dieses Mädchens das Andenken an
seine gute Frau opfern wird."
„Liebenswürdiger als die selige Frau
Fedderhof kann sie wohl nicht sein."
„Ja, sie ist gescheidter, sie versteht es bes
ser, mit Ruhe etwas durchzuführen und
weiß durch die Sonne ihres Gemüthes
eine moralisch« Einwirkung zu entfalten."
„Wir «erden ja sehen, wie diese Sonne
des Gemüthes sich behaupten wird. Mir
scheint ihr Verstand nicht bei der Hand zu
sein, sonst würde sie die alten Kreuzbogen
Frauenzimmer 'mal ansehen."
„Das thun Sie! Wenn Sie nicht vor
Erstaunen über die merkwürdige Verände
rung im Hause außer sich sind, so will ich
künstig statt Menschen, Hunde kuriren."
Der Holzhändler lachte laut auf. „Wet-
ter, Herr Doctor, Fräulein Liebau muß
eine merkwürdige Zauberkraft entwickeln,
daß sie sich an Ihnen einen kampflustigen
Kavalier erobert hat. Was meinen Sie,
wenn ich Beelzebub genug wäre, Ihrer
grau Gemahlin diese Affection mitzuthei
len."
„Ist ihr nichts Neues, Lieber! Warten
Sie, ich werde meine Frau morgen eben
fall« mit nach dem Zollhause nehmen, da
mit sie sich durch den Augenschein über
zeugt, daß ich mit Recht von Julianens
Einfluß auf alle Hausgenossen, Sibyllen
nicht ausgenommen, entzückt bin."
„Das wird ein Hauptspaß!" rief der
Holzhändler. „Wir werden .die junge
Dameafalrenehmtn; weheJhnen, wenn
sie die Probe nicht besteht!"
Der Doctor stutzte bel diesen Worten,
die ihn aufmerksam machten, daß er sich
von seiner Lebhaftigkeit hatte hinreißen
lassen, ein Unwetter über das unschuldige
Haupt de« Mädchens herauf zu beschwö
ren. Es that Ihm leid, aber er konnte
nicht hintertreiben, was der Mann infolge
feiner Behauptungen beschlossen hatte,
ohne die Wahrheit derselben zu gefährden
und seine junge Freundin in Mißcredit zu
bringen. Weit weniger gefährlich war es
am Ende doch, den nicht bösartigen Men
fchen Julianen entgegen treten zu lassen,
um ihn durch den Augenschein zu bekehren.
„Ich bitte aber, nicht zu vergessen, daß
Fräulein Liebau unter meinem Schutz
steht, und daß ich die Verpflichtung habe,
jedenfalls zu ihrem Beistande bereit zu
sein," antwortete der kleine alte Herr mit
drohendem Ernst. „Wenn es Ihnen also
belieben sollte —" Er wurde in seiner Rede
durch das Poststgnal unterbrochen.
Die Passagiere, welche abreisen wollten,
sammelten sich mit einigem Geräusch und
beeilten sich, ihre Zeche zu bezahlen. Un
ter ihnen befand sich auch Scharfenbeck.
Er verfügte sich langsam nach dem Büffet,
in dessen Nähe der Doctor Platz genom
men hatte und stand ihm gerade gegenüber,
als e« diesem quecksilbernen alten Manne
einfiel, dem eintretenden Wirth, der zu
gleich Postmeister war, zuzurufen: ~He,
Postmeisterchen, keinen Brief für mich?"
„Ja wohl, Herr Doctor, aus Nonnen
berg !" war die Antwort desselben.
„Ei der Tausend Blitz und Donner,
das wäre ja eine Epistel von jenen jungen
Herren, die mir Auskunft zu geben ver
sprachen über den Scharkenbeck'schen Pro
zeß. Geschwind, Sie
mir den Brief, der enthält sicherlich inte
ressante Neuigkeiten." Sein Blick richtete
sich zufällig auf Scharfenbeck, der dicht vor
ihm stand. Er schrak zurück vor dem wil
den, fürchterlichen Ausdruck, womit dieser
ihm unbekannte Mann seine Augen auf
ihn geheftet hielt. Wie hatten sich diese
schönen ruhigen, blauen Augen so entsetz,
lich verändern können! Was war gesche
hen? Bestürzt schauete der Doctor umher,
die Ursache zu seiner innern Aufregung
suchend.
Al« er wieder zu dem Fremden aufsah,
lag die frühere Ruhe und Gleichgültigkeit
auf seinem Antlitze. Er that gar nicht,
al« ob der Doctor in der Welt sei und
schritt gemächlich zur Thür hinau«.
„Haben Sie den Herrn beobachtet, der
eben am Büffet bezahlte?" fragte «r Doc
tor unter einem gelinden Grausen ihm
nachschauend.
„Beobachtet habe ich ihn nicht," entgeg
nete der Holzhändler. „Ich bin mit ihm
im Omnibus zusammen gefahren, natür
lich stumm und hölzern, wie der jetzige
Zomment es vorschreibt. Nur beim Zoll-
Hause öffnete er seinen Mund, nachdem er
das Hau« mit seinen wunderlichen Umge
bungen schweigend betrachtet hatte und
fragte die Mitreisenden, „was das für ein
Gebäude sei." Da es Niemand wußte, so
belehrte ich ihn, obwohl er mich nicht ge
gefragt hatte. Warv« interefflrt er Sie,
Doctor?"
„Ein seltsamer Mensch!" murmelte der
alte Herr. „Dem möchte ich nicht im Zorn
entgegentreten! Hinter diesen friedlichen
blauen Augen versteckt sich Bosheit und
Tücke." Der Holzhändler sah ihn ver
wundert an.
Urtheil» I Es war ja ein ganz harmloser
Mann, hübsch und stattlich, wie ein Prinz?
Sie haben kuriose Einfälle. Für Manche
schwärmen Sie und Manche verurtheilen
Sie."
„Niemals, ohne Gründe dafür zu ha
ben, mein Lieber. Ach! da ist mein Brief!
Danke Postmeisterl Gute Nacht!"
Sechstes Kapitel.
Glück wieder eingekehrt. Unter ihrer Auf
sicht gedieh Alles; unter ihrer Pflege ent
faltete sich die Liebenswürdigkeit der Kin
der; unter ihrer ruhigen und dennoch an
regenden Unterhaltung erheiterte sich der
schwermüthige Sinn des Hausherrn und
da« hypochondrische Gemüth der alten
Tante. Nur sie selbst, die Schöpferin die-
ihren geheimnißvollen Kummer in ihrer
Brust. Ruhiger, das heißt weniger schreck
haft, weniger beängstigt durch ihr inner»
llcheS Leiden erschien sie dem Hausherrn
und er fand darin eine gewisse Garantie
für das Fortbestehen der erfreulichen Ver
hältnisse.
Um so mehr erschreckte ihn die plötzliche
Veränderung ihres ganzen Wesens, als er
am Abend desselben TageS, wo sich der
Doctor mit dem Holzhändler Witte im
Gasthause zum Rathskeller traf, von ei
nem GtschäftSwcgc heimkehrte und sich im
voraus auf ein behagliches Piauderstünd-
Juliaue that freilich Alles, was ihre
Stellung ihr als Pflicht vorschrieb, aber
ihr Blick flog unstät von einem Gegen
stände zum andern und sie war so zerstreut,
daß sie ihm oftmals die Antwort schuldig
blieb.
„Ist etwas vorgefallen, liebe Tante?"
fragte Fedderhof Frau Heyden, als das
„Wie so, lieber Richard?" fragte die
mehr mit sich selbst und mit ihrer Bequem
lichkeit beschäftigt, als mit der Seelenstim
mung anderer Leute.
„Ich finde Fräulein Juliane krankhaft
verstimmt."
„Darnieder geworfen?" wiederholte
Fedderhof aufgeregt.
„Ja, ich fand sie in Deinem Lehnstuhl
! „Hast Du denn nicht gefragt, worüber
sie sich erschrocken hatte?"
„Sie schien mit Bedacht solchen Fragen
auszuweichen. Da sie gleich darauf mit
den Kindern nach dem Walde ging, so
gab ich nicht viel auf diese kleine Ohn
inachtsanwandlung, lieber Richard. Ich
will das liebe Kind aber gleich befragen,
wenn Du es wünschest."
Fedderhof lehnte diesen guten Willen
der Tante ab. „Wenn nichts weiter vor
liegt," meinte er gelassen, „so ist es besser,
wir lassen die Sache unberührt."
Als aber Juliane wieder in's Zimmer
trat, ging er ihr rasch entgegen, sah ihr
mit einem guten freundlichen Blickt scharf
in's Auge und sprach leise:
„Was ist Ihnen begegnet, Fräulein?
Waren es die Geister der Vergangenheit,
die Sie so stark beunruhigt haben?"
„Ja," erwiederte sie hastig. „Hoffentlich
spielte der Zufall! Ich muß aber auf Al
les gefaßt sein. Bitten Sie grau Heyden,
Musik zn machen es würde mich am
besten von meinen trüben Gedanken ab
ziehen!"
Frau Heyden, immer entzückt, wenn sie
andern Menschen dienen konnte, ging
freudig auf diesen Vorschlag ein. Sie setzte
sich an den Flügel und begann die cis moll
Phantasie von Beethoven.
Juliane drückte sich in die Fensterwöl
bung, um dem Lichtschein zu entfliehen,
der ihre innerlichen Regungen verrathen
konnte. Fedderhof nahm seitwärts am
Flügel Platz, doch so, daß ihm nicht «ine
Miene des jungen Mädchens entgehen
konnte. Er betrachtete mit unsäglichem
Mitleid dies arme junge Wesen, das hart
unter einem Seelenkainpse litt, dem unbe
wußt die Thränen aus den Augen dran
gen und wie Perlentropfen auf die ver
schlungenen Hände rollten. Wer konnte
sich erfrecht haben, die« Mädchen so ent
setzlich zu kränken oder zu betrügen, daß
sie, wie im Schmerz versteinert, willenlos
von Thränen überströmt, einer qualvollen
Erinnerung fast erlag? Ihre Seele wurde
indeß von dem Eindruck der hinreißenden
Melodie beherrscht. Fedderhof gewahrte
eine Veränderung in ihren Zügen, ai« sich
ein weißer Streifen zwischen den schmalen
Wiesenplätzen hinzog. Nicht«, nichts regte
sich draußen, was an die Geschäftigkeit,
was an die Unruhe der Welt hätte erin
nern können. Frieden überall! Nur in
diesem armen Mädchenherzei»»in harter
Kampf.
„Ich kann nicht! Ich kann nicht!" bebte
es wie Geisterhauch son»ihren Lippen.
„O mein Vater, mein Vater, hilf Deinem
Kinde!"
Die Musik überrauschte ihre Worte.
Fedderhof aber leistete sich den Schwur,
ihr zu helfen, ihr Vertrauen zu erbitten
und als Freund für sie zu handeln. Seine
No. 3K.
Lebenserfahrungen befähigten ihn zu ei
nem Rathgeber. er zählte vierzehn Jahre
mehr, als diese arme von sonderbaren
Schicksalen bedrängte Waise, sein Seelen
kraft war nach den trüben Erfahrungen
gehoben, er hatte Ihr diese wiedergewon
nene Ruhe zu verdanken, mithin lag ihm
eine Verpflichtung ob, für sie ein Gleiches
zu bewirken, das gewöhnliche menschliche
Erbarmen forderte ja schon dergleichen
Liebesdienste, er durfte sie nicht länger
schwelgend leiden lassen, er konnte es nicht
längee dulden, eine leidenschaftliche Reg
ung trieb ihn an, ihr dies zu sagen. Da
enrete Tante Heyden ihre Phantasie! Er
stand auf. Juliane erhob sich ebenfalls,
eilte auf die kleine, alle, herzensgute Dame
zu, umfing sie und küßte sie zwei Ä.'al auf
die Stiru.
„Gute Nachtl" sagte sie dann mit be
wegtem Tone und reichte Fedderhof die
Er wollte das Mädchen zurückhalten,
mit einem bittenden Blicke lösete sie ihre
Hand aus seiner Rechter und eilte fort.
„Sie hatte geweint," sagte Tante Hev
„lch weiß es!" antwortete der Hausherr
gelassen.
„Gott mag ihr helfen! Es scheint ein
großes Leid ihr Herz zu drücken."
„Auch ein Menschen müssenden Versuch
wagen, Helsen zu wollen!"
„O, Richard — wenn menschliche Kraft
hier ausreichte, so würde sie sich selber hel
sen können. Kennst Du Julianen noch so
wenig, daß Du ihr diese Willenskraft nicht
zutrauest? Nein, ihr kann nur Gott hel
fen, nur Gott mit feiner Allmacht! Glaub'
Fedderhof mußte ihr Recht geben; allein
das änderte seinen Vorsatz nicht. Er be
griff, daß es sich um mehr handelte, als
um eine einfache LiebeSgefchichte mit dem
üblichen Herzeleid, er sah voraus, daß es
schwer werden würde, dies charaktervolle
Mädchen zum Eingeständnisse ihrer ge>
heimnißvollen Betrübniß zu bewegen, trotz
alledem beharrte er darauf, den Versuch
bei der ersten sich darbietenden Gelegenheit
Das Schicksal schien seine Entschließun
gen zu begünstigen.
Schon am nächsten Morgen trat ein
Ereigniß ein, welches ihn direct dazu aus
forderte und mindestens die Bahn zu ei
nem unbedingten Vertrauen eröffnete.
Juliane erschien gefaßter, als am
Abend, beim Frühstück. Ihr Wesen zeigte
sich bestimmt und entschlossen, als stände
sie einer Gefahr »un vollkommen gewaff
net gegenüber. Sie scherzte wie sonst mit
den Kindern, die sich stets mit schelmischem
Eifer um die größte Semmel stritten und
leitete die kleine Ida zum Sprechen an.
Mit inniger Befriedigung horchte Fed
derhof, der die Zeitungen mit ungewohn
ter Andacht zu lesen schien, auf Julianens
Stimme, die durch ihren hellen, frischen
Klang die Heiterkeit und Friedlichkeit ihres
Innern verrieth.
Ein einziger Augenblick sollte Alles
umgestalten. Die Kinder verließen das
Zimmer und Fedderhof wurde von Sibyl
len hinanSgernfen nnd als er wieder ein-
er ein Blättchen Papier in seiner
„Unser Haus belebt sich wieder, Fräu
lein," sagte er zu Juliane, indem er nahe
zu ihr herantrat. „Wir haben heute man
cherlei Besuch zu erwarten."
Juliane wendete sich plötzlich zu ihm um,
ganz nnverkeanbar so gespannt auf das
Weitere der Meldung.
„Der Doktor schreibt mir hier äußerst
lakonisch, daß er mit seiner Frau Nach^
Die Spannung in des Mädchens Zügen
wich.
„Das ist ein erfreulicher Besuch, mein
Herr, grau Doktor hat mir sehr gefallen
—sie war gütig gegen mich, obwohl mein
Auftreten ihr Mißtrauen zu wecken im
„Die alte Dame ist eine Anverwandte
meiner seligen Frau und als solche schon
muß ich sie ehren und achten. Doch besitzt
sie so viele gute Eigenschaften, daß ich e«
auch ohne dies thun würde. Jedoch die
beiden alten Leute kommen nicht allein,
sondern bringen Jemanden mit, der, so
schreibt der Doctor, nur Ihretwegen un«
Juliane richtete sich fest auf und sah
mit dem Muthe der Verzweiflung forschend
in das Antlitz Fedderhoss.
„Und der Jemand heißt?" fragte sie
langsam. Ihre Stimme, die allen Klang
verloren, hatte einen Anflug jener Heiser
keit, die ein Zeichen innerer Erschütter
ung ist.
„Sie werden ihn nicht kennen," iqeinte
Fedderhof etwas verlegen und bestürzt.
Die Verwandlung Julianens befremdete
„Ich bitte, machen Sie meiner Span
nung ein Ende!" stieß sie hervor.
, Es ist der Holzhändler Witte, ein Be
kannter, ein Nachbar, wie man hier zu
Lande zu sage» pflegt, obwohl er eine
Viertelstunde Weges von uns entfernt
Madchen sehte sich in einer
Anwandlung von Schwäche nieder, sagte
aber ganz freundlich: „Ich habe mich un
nöthig geängstigt."
„Was dachten Sie?" fragte Fedderhof
rasch. „Sie haben einen Besuch gesürch
tet, Fräulein, wollen Sie mir nicht sagen,
wen sie erwartet haben?"
Juliane bewegte abwehrend den Kopf.
„Hier in meinem Hause bin ich Herr,"
fuhr Fedderhof eindringlich fort, „ich wür
de also für alle Fälle das Recht besitzen,
einen Besuch abweisen zu dürfen, der Ih
nen lästig sein sollte. Sie müßten mir
dann freilich Ihr Vertrauen schenken, da
mit ich mich waffnen könnte."
„Es wird hoffentlich nicht nöthig sein,"
.Missen Sie ganz sicher, daß kein Ande
(Siehe vierte Seite.)