Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 29, 1869, Image 1

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    HcrAnton Uocl»rnlck<tl
5. Jahrgang.
Dr. A. Bodeman,
Sebar Straße,
Im Hause de» Herr» Peter Franz.
ONce-Stuuden, MorgevS von 3 —9
Nachmittags „ 3—6
Abends „ B—9
In Abwesenheit wird Herr Franz Nachricht er
theilen. ?mz7
Dr. Camill Krejet,
teutscher
Arzt, Wundarzt«. Geburtshelfer,
Office in Wyoming Avenue, Kaiser'S Hau»,
»rdinirt von II Uhr Vormittag« diS 3 Uhr Nach-
Wieden Montag, Mittwoch und Frei
tag, von 11 Äorm. bis 3 Uhr Nachm. LBn7
vr.
Deutscher Arzt,
Wundarzt und Geburtshelfer.
Office im Hause von I. Schimpff, üidarstraße,
Sprechstunden Morgen» von B—9, Mittag» von
I—3, Abends von 6—B. IG»
Gustav Hahn,
deutscher
Advokat und Nechts-Auwalt,
Willesbarre, Luzerne To., Pa.,
empfiehlt sich drm deutschen Publikum in allen in
sei« Fach einschlagenden Geschäften. Aufstellun
gen von Vollmachten und schriftliche Arbeiten aller
Art und ilollektionen, rückständige Lohnung von
Offizieren und Soldaten, Pensionen für solche, die
tm Dienste Verlegungen erhielten und arbeitsun
fähig werden, und für die Wittwen gefallemr Sol
baten, sowie ilollektionen gegen die Ver. Staaten
«erden auf» Pünktlichste besorgt.
Pässe für Solche, welche nach dem Ausland
eisen, werden schnell ausgestellt.
Office mit Stanley Woodward, E»q., Franklin
Straße, der PreSbptcrianischen Kirche gegenüber.
16. Januar 1866. ba
Chas. DuHont Breck,
Sa^walter,
mäßigen Preisen zu versichern und ist pünktlich in
der Bezahlung aller ehrlichen Ansprüche.
Office in Sanders«» u. So.» Gebäude, yegen
über de« Wyoming Haus, Scrgnton. 16jr8
Friedrich Schräder,
Sarsaparilla »od Mineralwasser,
Fabrik in Mnlberrystraße, zwischen Penn u. Wyo
ming Avenue.
Porter, «le «nd Laqerbier,
in Alaschen, wird zu den niedrigsten Preisen im
liefert.
Eine Erfahrung von 25 Jahren in meinem Ge
chäfte befähigt mich, einen Sarsaparilla zu lie
«esundheit sehr Das Geschäft steht
prompte'verücksichtigung.
26b« Fr. Schräder.
L. Stewart Potter, Nachfolger von
G. H. Walter,
«He Arten von sonlrane
Ser»nt»n, 30. Jan. 1866. lj
John G. Sailor L? Co.»
engen möge. prompt und Waaren
rei nach jedem Staditheile geliefert. 26«8
M. Green,
Ußeinen, Cigarren, Lrc.,
"Krieber
t. Ward (früher Hyde Park) Scranton, Pa.
un? kalt» Speisen zu jeder Zeit rob
und gekocht! Je« ilream und Sodadrunnin, mit
den feinsten SyrupS. Sin eleganter Saal füi
Dame».
Z» recht zahlreichem Besuch ladet seine Freund«
ein George Gräber, Prop'r.
Serallton, 19. Jan. 1866. ba
Fischer und Kronzer»
Verkäufer von
Grocerien nnd Provisionen,
Herr» Friedrich Simon» neuem Gebt«»«, i«
Lackawanna Avenue,
alte» immer Vorrätbig die beste Auswahl vor
«rocerien, Mebl »nd Futter, deutsche Früchte
Zncker, «aff-e, Thee n. s. w. Da« deutsche Pu
ilik»« ist eingeladen, un« »et seiner Kundschaf
» beehre» und sich zu überzeugen, daß »ie dil
beste Waare z« dem billigsten Preise »erkaufen.
j»ba Fischer und Ar»»z«r.
Pittsburg, Eineinnati und St. LouiS Eisenbahn,
KOIIIL.
Vermittelst dieser Bahn ersparen Passagiere I« Stunden Zeit, »wei Wechsel in den
Wagen, B«0 Meilen nach Linclnnati, ltS Meilen nach St. Louis und SS Meilen nach Chicago.
Dieses ist ebenfalls die kürzeste und schnellste Linienach
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PittSbara, .... 3.tX)Vorm. 10.10 „ 2.45 Nachm.
Dennison, .... 8.00 „ 1,52 Nachm. 7.4(1 „
Newark, . - - . 11.05 „ 4.25 „ 10.3» „
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Indianapolis, ... 8.55 „ 2.85 Vorm. 8.50 Vorm.
LoaanSport, ... 10.40 Vorm., 2.50 „ 9.40 „
Edicaao, .... 9.10 Nachm. 8.10 „ 2.45 Nachm.
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St. LouiS, .... 8.45 Vorm. 3.45 Nachm. 10.00 Nachm.
Louisville, .... 1.50 „ 7.30 Vorm. 4.15 „
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Memphis, .... 5.30 „ 2.45 Nachm.
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Karl D. Neuster,
K ppen-
Einem geehrten deutschen Publikum dk erge-
benste Anzeige, daß ick neben meinem wohlassor-
tirten i'ager von Hillen und Kappen aller
Art auch Wollwaaren, Spielsache», Bü-l
cher -c. Halle. Bestellungen auf deutsche und >
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scheinende Zeitschriften und Pamphlet« —rde»
schnell und billig besorgt.
Um zahlreichen Zuspruch bittet
lBap7
Günster Sk Hull,
Großes Moliilien-Lager,
Lackatvanna Avenue, Seranton, Pa. >
Alle Zeit in «roßer Auswahl «orrSthly» Bu
reauS, «kommoden, Nachttische, gewöhnliche und
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und beseht Euch unsre Waare»!
Seranton, IÜ. Jan. t 866. ba
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Seranton, 28. ffebr. 1866.
Ccdarstraße Möbel-Geschäft,
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seutsche Publikum und ihre Freunde, daß sie ein
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llZeichel'S Branntwein-Brennerei eröffnet haben,
»»selbst sie eint gute Auswahl von Tischen, Stüh
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Scrant«», 2V. April 1869.
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Scranton, 10. Jan. IBVL ba
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wanna Avenue. I9mzB
Die Raben.
übertrage? von AUipt Wittstock.
Zweiter Theil.
(Fortsetzung.)
18.
Unterdessen war Herr von Ribiere nicht
unthätig geblieben.
Der neue Staatsanwalt, Herr Rever
don, war der gerade Gegensatz von seinem
glänzenden Vorgänger, Herrn Favernay.
Er hatte schon oft von Ribiere und
Esterac von der vermuthlichen Unschuld
Jacob« redenchören und war daher nicht
ganz unvorbereitet.
Als ihm Herr von Ribiere Alles mit
theilte, was diesem Susanne erzählt hatte,
ri'f":
„Cosserousse muß sofort verhaftet wer
den !"
„Ganz gut," sagte der Untersuchungs
richter, „aber unter welchem Vorwand?"
„Ganz einfach! Zunächst al« Mitschul
diger bei der Entführung, da« Andere
wird fich finden."
So wurde fast zur selben Stunde, als
die Verhaftung PerondiS in Chastagnier
geschah, Anselm Cosserousse in seinem Ge-
Höst arretirt.
Als er vor den Untersuchungsrichter
geführt wurde, waren Susanne und Pe
rondi eben angekommen.
„Anselm Cosserousse," fragte der Rich
ter, „wissen Sie den Grund Ihres Hier
sein«?"
Der Bauer warf seins-Blicke auf Mat
teo, auf Susanne, den Beamten und
sagte dann:
„Nein, Herr."
„Sie find der Mitschuld angeklagt an
der Entführung der minderjährigen Su
sanne Servaz durch Ihren Knecht Matteo
Perondi."
Ein« solch« Geringfügigkeit hatte Cosse
rousse nicht erwartet, er athmete auf.
„Herr Richter," sagte er, „ich wußte von
der ganzen Sache nichts. Ich war in
Pradelle«, um mir einen neuen Knecht für
Perondi zu dingen. Wir trennten uns
vorgestern früh, ohne daß er mir ein Wort
von dem schönen Projekte sagte. O, hätte
ich es gewußt, ich hätte sofort Anzeige g«.
macht, denn ich bin ein rechtlicher Mann.
Aber er war seit einiger Zeit ein Narr,
da« Mädchen hatte ihm den Kopf verdreht.
Habe ich Dir nicht immer gesagt, Matte»:
Nimm Dich in Acht vor Susanne, es wird
Dir noch ein Unglück Yassiren! Aber die
Jugend, meine Herren, läßt sich nicht ra
then."
„WaS für Worte!" sagte Herr von Rl
biere. „Man visitire Perondi!"
Mattes undCosserouss« erbleichten. Ein
Gensd'arm zog da« Messer hervor und ei
nen Geldbeutel mit 1500 Francs.
„Sie sind sehr reich!" sagte Reverdon
ironisch. „Cosserousse, wie hoch belief sich
der Loh« Ihre« Knechtes?"
Cosserousse zauderte.
„Sprechen Sie, e« Ist in Ihrem Inte
resse," sagte Reverdon. „Jede Zögerung
kann Ihnen schaden."
„Hundrrtfünszig Franc« jährlich."
„Gut. Perondi war vier Jahre bei
Ihnen. Wenn er während dieser Zeit
keinen Cent ausgegeben hätte, könnte er
nur KW Francs haben. Wie wollen Sie
e« erklären, daß er IKOO Franc« hat? Ent
weder er hat Sie bestohlen oder Sie ha
ben ihm dieses Geld gegeben. Erklären
Sie sich."
Cosserouss« antwortete nicht«, Matte»
blickte ihn an.
„Ich wiederhole meine Frage," sagte
der Richter, „hat Mattes Arondi Sie be
stohlen?"
„Vielleicht hat er da« Geld von Hause
erhalten," stammelte der Bauer, „oder er
hat e« in einem andern, al« in meinem
Hause genommen."
„Elender!" rief der Piemontese und
ballte die Fäuste gegen Cosserouffe.
Ribiere fuhr fort:
„Das Geld von Hause? E« ist leicht,
darüber die Register de« Postbureau« Vil
lefort nachzusehen. Perondi, was ha
ben Sie zu sagen?"
„Ich habe zu sagen, daß dieser Mensch
ein Verbrecher ist ein Verbrecher!"
betonte der Piemontese mit wüthender
Stimme.
„Ein Verbrecher! Da« ist ein schwere«
Wort," sagte der Staatsanwalt. „Wenn
diese« Geld nicht vom Himmel gefallen
ist," wandte er sich zu Cosserouffe, „wenn
Perondi e« nicht von Hause erhalten und
nicht gestohlen hat, so ist e« klar, daß Sie
„Ihr Gehöft," sagte der Untersuchungs
richter, „galt indessen nicht für ein solches,
da« Schätze enthielt."
Cosserouffe stand stumm, überrascht, da«
Auge stier.
Herr v. Ribiere erhob stch.
„Wir bekommen heute nicht« von Anselm
Cosserouffe Hera»«," sagte er zum Staats
anwalt, „geben wir ihm die Nacht zum
Nachdenken!"
Die Gensd'armen führten den Bauer
ab. Herr von Ribiere folgt« ihnen bi«
zur Thür, dann ging er plötzlich auf Mat
tes zu und sicher und energisch sagte er
zu ihm:
„Dieser Mensch Ist der Mörder Simon
Vernou'S und Sie sind sein Mitschuldiger!
Perondi, bekennen sie Alle«! Da« ist
das einzige Mittel, IhreLagezu mildern."
Aus die ersten Worte de« Richter« war
der Piemontese gegen die Wand gesunken,
seine Lippen waren bleich. Bald jedoch
faßte er sich wieder und rief:
„Es ist nicht wahr! e« ist nicht wahr!
Ich habe nichts zu bekennen!"
„Bedenken Sie," sagte kalt der Richter,
„daß Sie auf keinen Fall den Galeeren
entgehen können. Die Entführung einer
Minderjährigen ist bereits ein Raub. Das
bei Ihnen gefundene Geld muß ebenfall«
gestohlen sein. Wenn Cosserousse in sei
nem Verhör zuerst ein reuige« Geständniß
ablegt, so wird auf ihn die Milde de«
Gesetze« angewendet werden und Sie sind
der Mörder und der Dieb, er nur Ihr
Mitschuldiger."
Der Piemontese gerieth in eine fieber
hafte Stimmung.
„Also bedenket wohl wir haben Be
weise. Die Wahrheit nur kann Euch da«
Reverdon machte ein Zeichen der Zu
stimmung.
„Also sprecht," sagte der Instruction«-
rlchter dringend.
Einen Augenblick schien Matteo zu zau
dern, dann aber gewann die Verbrecherna
tur wieder die Oberhand.
„ES ist nicht wahr!" rief er, „die Sache
ist längst gerichtet."
Ribiere wartete noch einige Minuten,
dann wandte er sich zu Susanne.
„Fräulein, vielleicht wird es Ihnen ge
lingen, Ihren Liebhaber zu überreden."
Susanne machte einen SchrittzuMatteo.
„Du hast also auch geglaubt," sagte sie
mit fester Stimme, „daß ich geisteSkrank fei ?"
Er sah sie verwundert an und antwor
tete nichts.
„Und Du hast geglaubt," fuhr sie fort,
„daß ich Dich lieben und mein Vaterland
verlassen könnt», um Dir in das Deinige
zu folgen? O, Verblendeter, ich will Dir
die Wahrheit sagen: ich hätte Dich und
Deinen würdigen Herrn keine« Blicke«
gewürdigt, wenn ich nicht vom ersten Tage
an geahnt hätte, daß Ihr Beide die Mör
der Simon Vernou'« wäret, die Urheber
de« Unglücks meine« Jacob, de« Einzigen,
den ich liebe und ewig lieben werde."
Perondi stand wie versteinert. Seine
Augen sandten wilde Blitze.
Susanne fuhr kalt fort:
„Verstehst Du jetzt, warum ich mich
wahnsinnig stellte, warum als Du mir ei
ne« Morgens auf meinem Wege begegne
test, ich Dich zu suchen schien, anstatt Dich
zu fliehen? Ja, ich wußte, daß ihr die
Mörder wäret, aber wie e« beweisen?
Um mich Eurem Gehöft nähern zu kön
nen, gab e« nur ein Mittel, nämlich, stch
geisteskrank zu stellen. Dem Himmel sei
Dank! e« ist mir gelungen, Euch zu täu
schen, wie die ganze Welt! Wirst Du
jetzt Alles gestehen, Matteo?"
Wäre Perondi mit Susanne allein ge
wesen, inmitten der Felder, er hätte sie
getödtet, aber hier, in diesem Zimmer,
zwei Schritt von den Gen«d'armen, hun
dert Schiitt vom Gefängniß, fühlte er fich
gelähmt.
Dabei siel ihm aber sofort ein, daß sein
Geständniß die Freilassung JacU« nach
sich ziehen und daß dieser dann Susanne
heirathen würde.
Eine wilde Eifersucht erwachte auf ein
mal in seinem von Begierde«. Haß, Angst
und Verzweiflung erfüllten Innern.
Jetzt war e« nicht mehr C«sserousse, den
er haßte, sondern Jacob. Er machte eine
Anstrengung und antwortete:
„Das sind Dummheiten, Geschichten,
die ich nicht verstehe ich liebte Dich,
das ist Alles, ich weiß nicht, was Du sa
ge» willst."
„Was, Du nennst das Geschichten,"
erwiderte sie mit einem verächtlichen Lä
cheln. „Nun denn, meine Geschichten sind
noch nicht zu Ende Du bist auf den
Markt nach Vigan gegangen, ich war auch
da und habe Dich gesehen."
Matteo machte eine Bewegung, aber
fest entschlossen, nichts zu gestehen, ver
harrte er In einer absoluten Stummheit.
„Ich habe Dich dort gesehen," fuhr
Susanne fort, „Du warst mit einem Spa
nier, Namens Marianno Bedare«. Den
würde ich wiederfinden und sollte ich von
hier zu Fuß nach Katalonien gehen. Du
kauftest ein Pferd und wechseltest das Gelt,
da« Ihr au« dem Geldbeutel Simon«
herausgenommen hattet, in französische«
Geld ein."
Der Piemontese machte die größte An
strengung, um sich zusammenzunehmen.
„Warte, ich bin noch nicht fertig." sagte
Susanne. „Ich weiß, wie die Summe,
welche Du zurück brachte«, verwendet wurde.
Zunächst da« Pferd, dann Deine neuen
Kleider, weiter zwei Jahre rückständiger
Pacht, den Cosserousse an seinen Eigenthü
mer bezahlte, ferner 300 Franc«, die Cos
serousse meinem Vckler schuldete, endlich
1500 Francs, die dort ausdem Tisch liegen."
Dasselbe Stillschweigen Matteo'S.
„Ach, ich vergaß um acht Uhr Mor
gens gab Dir Marianno Bedares Dein
Pferd und wechselte Dir Dein Geld. Mit
tags war ich bei ihm und tauschte mir et
was von diesem Gelde, da« Ihr Simon
gestohlen habt, ein. Hier ist es."
Sie hielt ihm den Onadrupel, die bei
den Dublonen, und die vier Piaster unter
da» Gesicht. „Was sagst Du nun?"
fragte sie.
„Du sagst nichts, aber ich habe Air
noch etwa« zu sagen. Ich habe Deinen
Streit mit Anselm am letzten Tag mit an
gehört. Ihr rechnetet ab. Auf dem Tisch
standen zwei Flaschen Wein und der Sack,
welcher da« Geld enthielt. Du drohtest
Deinem Herrn, Du wolltest nach Mende
gehen und Alle« anzeigen. Nun, Matteo,
Di» bist in Wende, sprich also."
„Nein, nein!" wiederholte Perondi,
Schaum vor dem Munde.
Da stellte sich Susanne noch einmal vor
ihn hin und heftete ihre Blick auf ihn.
„Du willst nichts sagen?" rief sie wie
begeistert. „Wohlan, die Raben werden
sprechen die Rabe« haben gesprochen!
Du weißt? Wenn e« dieselben wären!
dieselben, hörst Du?"
Mit einer hatte sie
sich dem Fenster genähert, die Arme erho
ben und man hätte glauben können, daß
sie in Wirklichkeit die Raben draußen vor
beifliegen sähe.
Da» war zu viel für Perondi. Er fiel
zurück und al« wenn er dort oben am wol
kige« Himmel die schwarzen Raben erblickte,
rief er mit athemloser Stimme:
„Da sind sie da sind sie schon wieder
immer sie! Hier waltet der Teufel
macht mit mir, wa« Ihr wollt!"
Man führte ihn ab.
Eine Viertel Stunde später führte« Ri
biere und Reverdon Susannen trinmphi
rend In den Salon, wo sie eine treue
Gruppe, Herr von Efterac, seine Schwester
und die kleine Marie, erwartete.
„Hier stelle ich Euch," sagte Herr v.
Riblere, „einen Untersuchungsrichter vor,
welcher da« Fach besser versteht, als ich."
„Gott war In mir mächtig," antwortete
sie demüthig.
Und die kleine Marie umarmend, be
deckte sie mit Küsse» und dachte
an Jacob.
19.
Eosseronsst war nicht ruhig i« seinem
Gefängniß, sondern brachte eine sehr auf
geregte Nacht zu. Ihn ängstigte der Ge
danke wegen der Unmöglichkeit eine« Nach
weise« de» bei Matteo gefundenen Gelde«.
Er betrachtete diese Frage nach allen Rich
tung««. Er dachte In diesen schlaflosen
Stunden über eine paffende Antwort «ach.
Seine Angst verdoppelte sich, weil er sich
mit dem Piemontese« nicht verständigen
konnte. Vielleicht hatte Perondt den Kopf
vollständig verloren und sich schon verrathen
Anselm schlief also sehr schlecht und e»
verursachte ihm «in heftige« Herzklopfen,
al« er am Morgen die Riegel seiner Zelle
zurückschiebe« hört». Man kam. um ihn
auf's Neue vor de« Untersuchungsrichter
und den Staat«anwalt zu führen.
Ao. 30.
Diese hatten Susanne schon verhört,
welche ihnen «in unb«grenzt«s V«rtrau«n
tinflößt«.
Anselm hatte sich vorgenommen, auf je
den Fall zu leugnen. Im ersten Augenblick
konnte er glaub«», daß all« Gtfahr vorüb«r
war.
„Nun," sagte der Unt«rsuchungSrichter,
„wir wissen jetzt, woher da« Geld stammt,
da» man bei Matteo Perondt gesunden.
Die Erklärung ist sehr einfach. Da« arme
Mädchen mit ihrer fixen Idee hat kein
Bewußtsein von dem. was sie thut. Sie
hat das Geld mitgenommen, als sie das
Haus ihres Vaters verließ. In Chastag
nier hat es ihr Perondt abgenommen.
Susann« schämt« sich natürlich, «S zu sa
gen."
Cosserousse glaubt«, zu träumen. Er
freute sich, daß fein Knecht einen so klugen
Einfall gehabt hatte.
„Nun," sagte Cosserousse mit freundli
cher Stimme, „so werden Sie mich fr«l
-lass«» ?"
„Ja," sagt« H«rr von Ribitre, „sobald
Si« uns «inen sont«rbar«n Umstand er
klärt haben werden, über den wir auf jeden
Fall Rechenschaft haben müssen."
„Welchen?" sagt« Cosftrouss« ängstlich.
„Susann« und Matt«o g«ri«th«n vor
un« in Str«it. Da ri«f da« Mädch«n:
Fragt ihn doch, wa« «r fag«n wollt«, als
«r vor winigtn Abende», aufeine vorüber
fli«gtnd« Schaar Rabtn hinwtisend, plötz
lich«rfchr«cktnd zu Cosserousse sagte:, Wenn
e« dieselben wärenU-die Simon Vernou—'
Darauf wären Sie, Cosseronsse, erbleicht
und hätten eine Mien« gemacht, als woll
ten Sie Perondi den Mund stopfen. Sie
sagten: .Schweig, Elender, schweig!'"
Man hat keine Idee von der Verwand
lung, welche plötzlich in den Zügen An
selms vorging. Er hatte sich während der
Nacht auf alle möglichen Fragen vorbe
reitet, nur an dies« «inzig« hatt« «r nicht g«-
dacht.
Er sucht« sein« U«b«rrafchung zu v«rb«r
grn und sagt«: „Wozu sich um das küm
mern, was ein« V«rrückt« sagt!"
„Wir hätten," sagte Herr von Ribiere,
„auf jene sonderbaren Worte weniger Acht
gegeben, wenn nicht Matteo dadurch be
sonders beunruhigt worden wäre. Er
wurde blaß wie eine Leiche, große Schweiß
tropfen flössen von feiner Stirn; feine
Zähne klapperten, er fiel in Ohnmacht und
rief: .Die Raben Immer sie!"'
Die beiden Beamten betrachteten Eossr
rousse genau und konnten denselben Effect
beobachten, den der Richter eben beschrieb.
„Wir haben," fahr er fort, „Matteo be
fragt. Er zauderte lange mit der Antwort,
bis er endlich sagte: .Verlangen Sie die
Antwort von Cosserousse!'"
„Der Bandit!" rief Cosserousse, mit den
Zähnen knirschend.
„Diese Antwort »erlangen wir von Ih
nen, darauf sollen Sie sogleich I» Freiheit
gesetzt werden."
„Niemals! Niemals! Ich weiß nicht«,
ich habe nichts zu sagen! Es ist eine Lüge,
der Traum «in«S kranken Gehirn« I" rief
Anselm außer sich.
„Möglich aber warum den Namen
Simo» Bernou'S aussprechen in demselben
Augenblicke, wo diese Raben über Ihr
GeHöst hinflogen?"
„Matteo und diese« Mädchen," mur
melte Cosserousse, „haben sich verschworen,
mich zu verderben. Susanne verachtete
mich seit lange und Perondi, unter dem
Vorwand, daß ich ihm nicht Geld genug
gegeben, ist abgereist, indem er Drohun
gen gegen mich ausstieß."
„Sein Geld? Niemal« ist ein Diener
nach vier Jahre« Dienstzeit so reich au«
unserem Departement gegangen. Er sagt
übrigen«, daß er die 600 Franc« erhalte»
hat, die Sie ihm schuldete». Waren Sie
ihm mehr schuldig?"
„Nein, durchaus nicht. Das sage ich
nicht."
„Wenn es wahr wäre, wie Sie zu glau
ben scheinen, daß ein Einverständniß zwi
schen Susanne und Perondi bestände, wo
zu diese Geschichte von den Raben wäh
len? Und warum hat diese sonderbar« Ge
schichte einen solchen Effect auf Matteo
hervorgebracht? Ich versichere Sie, Cosse
rousse, feine Angst, sein Schrecken waren
keine Verstellung."
Der Elende war zu Ende mit seinen
Kräften, er wußte nicht« zu sagen, al«:
„Man will mich verderben! Man will mich
verderben!"
„Sie verderben!" fragte der Richter.
„Aber wer de»«? Matteo? er war nie
dergeschlagener, al« Sie. Susanne? Sie
sagen, si« haßt« Si«? Warnm di«s«r Haß?
Wo und wann hat di«s«lb« Si« k««n«n g«-
I«rnt?"
„Nirgtad«—«iemal«!" stammelte Eoffe»
rousse, der nicht mehr wußte, wa«er sagte.
„Doch halt! weil ich ihre Rendezvo«« mit
Matteo störte."
„Aber was hat da« Alle« «it jenen
Worten zu thu» ?"
E« folgte ein Stillschweige«.
(Giche »terte Ge«»».)