Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 13, 1869, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
Z. Jahrgang.
Dr. F. Bodeman,
Eedar Straße.
Im Hause des Herrn Peter Franz.
OPce-Stuade», Morgens von B—9
Nachmittags „ 3—t>
Abends „ B—9
In Abwesenheit wird Herr Franz Nachricht er
theilen. 7mz7
Dr. <samill Krejci,
Arzt, Wundarzt u. Geburtshelfer,
Office in Wyoming Avenue, Kaiser'S HauS,
ordinirt l Vormittags bis 3 Uhr Nach
vi-,
Deutscher Arzt,
Wundarzt und Geburtshelfer.
l—3, Abends von i>—B. l»j8
Gustav Hahn,
Advokat uud Nechts-Auwalt,
Wilkesbarre, Luzerne Co., Pa.,
1». Januar lBt>ti. ba
Chas. Dupout Breck,
Advokat nnd Sachwalter,
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Porter, Ale uud Lagerbier,
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liefert. 5 6
>ern, der alte anderen Fabrikate übertrifft und der
Gesundheit sehr zuträglich ist. Das Geschäft steht
unter meiner per>önlichcn Leitung, nnd volle Zu
geben oder durchs ie Post mir zugesandt werden,
2tib« Fr. Schräder.
L. Stewart Potter, Nachfolger von
G. H. Walter,
G. H. BZalter.
Scranton, 3». Jan. 1866. lj
John G. Sailor Co.,
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M. Greeu,
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12. Juli IB«i6.—ba
George Gräber, Prop'r.
Scranton, 1». Jan. 18L6. ba
Satr
M e ssiu ,
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„ Newark, . . . . U.VS „ 4.25 „ 10.3» „
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Ankunft in Cincinnati, ... <j.3» „ 10.4» „ 7.A) ~
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„ Logansport, ... l».4» Vorm. 2.5» „ 9.4» „
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„ Eairo, .... 3.35 „ 3.3» Vorm.
„ St. LoniS. .... 8.45 Vorm. 3.45 Nachm. t».W Nachm.
.. LouiSville. .... t.AI .. 7.3» Vorm. 4.15 ~
.. Nashville, .... 5.2» Nachm. 5.2» Nachm. 3.55 Vorm.
„ Humboldt, .... 12.35 Vorm. l».I5 „
Memphis, .... 5.3» „ 2.45 Nachm.
„ New-OrleanS. ... 2.»» „ t 2.3» ..
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! Brock S Kintz,
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die ergebene
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Scranton, Luzerne Connty, Pa., Donnerstag den 13. Wal 1869.
Philip Robinson,
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Scranton, l». Jan/l 8i!«>. I?ii
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Anzeige, daß ich die seiner Zeit von Hrn. Povenz
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- bliknm« zu erwerben. Ein großer Saal steht Ge
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CommcrcialHaus.
lt Einem verebrten deutschen Publikum und inei
nen Freunden hiermit die ergebene Anzeige, daß
e ich von dem verstorbenen H. Vockner gehal
«erbe». "a?"e»'^o/se."
C. Ä. Carman, Händlerin
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F. D. EollinS,
Rechts-Anwalt.
Lsficee, No.-3»6 Lackawanna Avenue (über dem
I»jr7ba Scranton, Pa..
Peter C r e t e r,
HauS-, Sckild-,
FreSeo- Lk Oruameutal-Maler,
Fredr. W. Günster,
deutscher Advokat u. Rechtsanwalt,
Office in Hult'S Block.
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deutscher Uhrmacher L! Juwelier.
Scranton, 1». Ja». 1866 ba
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Lackawanna Avenue,
schrägüber dem Wyoming Hause,
9apB H. F. Lobrck.
Merrifteld,
Advokat und Sachwalter,
Das
Testament des Trödlers.
(Fortsetzung.)
Der Baron reichte ihr dankend die Hand
„Wir werten nach Breslau reisen,"
sagte er, „das heißt, wenn Du noch immer
darauf bestehst, die Erbschaft zu erheben."
„Soll ich sie fahren lqssen?"
„Ich weiß nicht, woran Du besser
thätest, einen Rath mag ich in dieser An
gelegenheit Dir nicht geben."
„Es wäre thöricht, wenn ich es thun
von vierzigtausend?"
„Ja, aber Du wirst nur die Hälfte er
halten."
„Ich werde da« Ganze nehmen," sagte
„Meine Tochter ist noch nicht mündig, ihr
Antheil muß mir zur Verwaltung über
geben werten."
„Das Gericht wird ihren Antheil einem
Sachwalter aushändigen."
„Auch dann, wenn sie zu meinen Gun
sten verzichtet."
„Weißt Du, ob sie das thun wird?"
„Sie muß!"
„Du kannst sie nicht zwingen."
Für einen kurzen Augenblick schienen
Antlitz der Wittwe.
„Ich kenne ein Mittel, durch welches
sehr einfaches Mittel."
Der Baron znckie die Achseln.
„Wir streiten um des Kaisers Bart,"
erwiderte er gelassen; „willst Du Dein
Vorhaben ausführen, in Gotte« Namen,
ich lege Dir keine Hindernisse in den Weg.
Auch darsst Du auf meinen Beistand,
Renn er Dir nöthig scheint, rechnen, die
Summe selbst bleibt Dein Eigenthum.
Ich werde sie verwalten und Dir die Zin
sen unverkürzt auszahlen, sie bilden ja eine
wünschenSwerthe Zugabe zu Deinem Na
delgeld."
„Aber es wird einige Zeit verstreichen,
ehe Du Deine Wünsche mit Ersolg ge
krönt siehst, Deine persönliche Anwesen
heit in Breslau ist dringend ersorderiich,
ich dagegen würde dort die kostbare Zeit
Betroffen blickte die Wittwe ihren Ver
lobten an, diese Worte mußte» sie be
fremden.
„Verstehe mich recht," fuhr der Baron
fort; „Deine Zeit wird dort so sehr in An
spruch genommen sein, daß Du niir viel
leicht nur die Abende widmen kannst, und
daß ich keine Lust habe, mit Dir von
Du begreifen. Deshalb schlage ich Dir
„Eine Trennung in den Flitterwochen?"
„Liebes Herz, wird nicht jede Woche
unserer Ehe eine Flitterwoche sein?"
Frau Turnstedt lächelte, aber dieses
Lächeln konnte die Schatten von ihrer
Stirn nicht verscheuchen.
„Ich werde nach Tyrol reisen und aus
meinen Gütern Vorbereitungen sür unscrn
Empfang treffen," fuhr der Baron fort.
„Ich will und wünsche, daß Du empfangen
„Theurer Mann!"
„Da» wird nur einige Tage in An
spruch nehmen; sobald dort Alles ge
ordnet ist, schreibe ich Dir. Wir treffen
dann in Breslau oder hier in Prag wie
ler zusammen und reise» gemeinschaftlich
nach Tyrol."
„Aber hast Du den» keinen Verwalter
dort, dem Du das überlassen kannst?"
fragte die Wittwe schmollend.
„Nein, süßes Herz, mein alter Verwalter
ist vor Kurzem gestorben, und ich habe
noch keinen Ersatz sür ihn gesunden. Ich
muß selbst alle Anordnungen treffen, muß
da noch Manches zu besorgen, was eben
kein Anderer besorgen kann. Zürnst Du
mir deshalb?"
Der Blick, den die Wittwe ihrem Ver
lobten zuwarf, enthielt eine Fülle freudig
ster Gefühle.
sie. „Muß Deine liebevolle Fürsorge mich
nicht enger an Dich ketten?"
„So erlaubst Du mir —"
»nng recht einsam fühlen/'
„So laß die Erbschaft fahren und be
gleite mich."
„Nein, der Verlust wäre zu groß."
~E«ist wahr und ich gebe Dir Recht
wäre das also besprochen und geordnet.
Die Trauung wird um acht Uhr hier in
Deinem Zimmer stattfinden, ich hoffe, Du
bist damit einverstanden."
„Haben wir auch keine Gäste an unserm
Hochzeilstisch —"
„Wir können ihre Gesellschaft ent
„Das denke ich auch. Nimm meinen
herzlichen Dank für Dein bereitwilliges
> Eingehen aus meine Wünsche; ich hoffe,
Dir später diesen Dank hundertfach be
weisen zu können."
Frau Turnstedt warf stolz das Haupt
einpor, nachdem ihr Verlobter sie verlassen
hatte.
sie Baronin von Sandstein, die höchsten
Kreise der Gesellschaft standen ihr offen.
Sie wollte sich eine andere Gnade dafür
ausbitten, und nach dem Dienste, welchen
, sie dem Hause Habsburg geleistet hatte,
konnte der Kaiser ihr nichts verweigern.
Auf die Erbschaft zu verzichten, die
> ganze Hinterlassenschaft ihrer Tochter zu
!, lassenschaft.
angemeldet wurde.
Im ersten Augenblick wollte sie ihn
nicht annehmen, der Besuch störte sie, aber
flächlicht Beachtung geschenkt, so würde sie
in dem Ausdruck seines Gesichts etwa« ge
sunden haben, was sie in hohem Grade
daß ein Gewitter im Änzuge war, dessen
! Blitzstrahlen sie vernichten, zerschmettern
! konnten.
Aber davon bemerkte sie nichts; mit
heiterm Lächeln bat sie den Offizier, Platz
zu nehme» und zu entschuldigen, daß es
i aussehe.
„Der Herr Baron, mein Verlobter,
wünscht, daß unsere Hochzeit recht bald
seine Güter zurückzukehren," setzte sie hin
zu, „darin liegt allein der Grund dieser
Unordnung."
! „Die Ihr Herr Bräutigam reizend fin
den würde." entgegnete der Hauptmann
und e» lag ein herber Spott in seinen
Morien, ein Spott, der Frau Turnstedt
veranlaßte, ihn betroffen anzublicken.
wenn man mit nüchternem Blick oder den
Augen eines Verliebten die Sachlage be
i trachtet," fuhr der Hauptmann fort, „Sie
haben das vielleicht auch schon erfahren,
j Ich leugne nicht, daß es eine Zeit gab, in
der ich mich ernstlich mit dem Gedanken
beschäftigte, Ihnen mein Herz und meine
Hand anzubieten, mögen Sie das jetzt
thöricht, vielleicht lächerlich finden, mir
! war es bitterer Ernst und ich versichere
Sie, daß ich nur den Friedensschluß ab
warten wollte, um mein Lebensglück in
! Ihre Hände z» legen."
! „Da» ist ja ein überraschende» Ge
! ständniß —"
l „Für Sie nicht, Madame, Sie legten
es darauf an, mich zu fesseln, zu bezaubern,
l mir Hoffnungen einzuflößen und nicht nur
! mein Herz, sondern auch meinen Verstand
gefangen zu nehmen."
! Ein ironisches Lächeln glitt über die
! Lippen der Wiltwe.
„Nun, man sagt ja, in der Liebe laufe
ras Herz mit dem Verstände davon,"
spottete sie.
ja, daß Ihre Berechnung nicht trügen
konnte."
„Meine Berechnung?"
l „Allerding«.. Schon damals, al« Sie
> sich in Trautenau befanden, sagte man
l mir, Sie seien eine Kundschafterin im
! Solde Oestreichs; ich konnte und wollte
es nicht glauben, ich ließ Sie warnen —"
„Nun. wenn Sie wußten, daß ich un
schuldig war, wozu bedurfte es der War
nung?"
„In solchen Zeiten kann man nicht
„Das war eine Ausmerksamkeit —"
> „Welche Ihnen die Aufrichtigkeit meiner
Freundschaft und Zuneigung beweisen
mußte, Mavame."
Frau Turnstedt warf trotzig ihr hübsche«
Köpfchen zurück.
„Was soll das Allesfragte sie stolz.
> „Wollen Sie au« jener Warnung auf eine
Berechtigung folgern, die —"
„Keineswegs."
t „Nun denn —"
t „Nun denn, Madame, Sie haben meine
' Freundschaft mißbraucht, mich, ohne daß
> „Sie haben, gegenüber den vorliegen
! den Thatsachen kein Recht, meine Anklage
mit Hohn oder Verachtung zurückzuweisen.
Sie haben mich zum Gehilfen einer Kund
> ! schasterin gemacht, Sie haben meine arg
! losen Aeußerungen dem Feinde rapportirt."
geworden, sie mußte sich auf die Lehne
> eines Stuhles stützen.
> „Beweise!" sagte sie mit bebender
j „Die Beweise befinden sich in den
t fuhr der Hauptmann fort. „Erst gestern
> erfuhr ich, daß mehrer/ mit den Buchstaben
, A. T. unterzeichnete Briefe —"
r „Erlauben Sie, diese Briese, welche die
! beit liaben und berichtete Ihnen gestern
e das Märchen über die Pläne Frankreichs.
» Einem Politiker würde ich es nicht aufge
i bunden haben, aber bei Ihnen durfte ich
- der Brief, der diese Nachricht enthielt, und
- „Si/stnd ein Elender rief sie in
- I in Gegenwart eines Dritten gesagt hätten,
l . würde ich Sie ohne Verzug verhaften
, lassen," erwiderte der Hauptmann mit
c l deren Anwendung Ihnen böse Stunden
k j bereiten könnte. Ich verschmähe diese
> ! Rache, einem Manne würde ich sie nicht
> erlassen."
„Soll ich Ihnen sage», weshalb Sie
r stedt, die vergeblich nach Fassung rang.
? „Weil die Aussagen, die ich machen
- winde —"
- Grade liebte, in welchem ich Sie jetzt ver
' achte, und deshalb schone ich Sie. Ich
' lasse Ihnen nun die Wahl zwischen zwei
e Wegen, entweder Sie verlassen Prag bin
> Sie Ihre Wahl rasch."
„Gut, ich hatte diese Wahl erwartet,
t Aber ich versichere Sie aus Ehrenwort, be
? finden Sie sich »ach Ablauf der bewilligten
S Frist noch in Prag, so schützt Sie nichts
!> mehr vor der Verhaftung."
Der starre Blick der Wittwe ruhte mit
, dem Ausdruck des glühendsten Hasse« aus
o j dem Hauptmann, der in stolzer, inilitärk
s scher Haltung vor ihr stand.
. „Was ich gethan habe, das that ich aus
r Liebe z« meinem Vaterlande und meinem
, lieben, mich nicht entehren. Sie hinge
t gen haben an Ihrem König einen Verrath
begangen, dadurch, daß Sie einer Feindin
> Ihres Vaterlandes Aufschlüsse gaben, wel
ä cht—"
. l „Madame, Sie vergessen, daß wir uns
t i im Nücke» einer schnell operirenden Armee
! befinden, daß meine Aufschlüsse Ihnen
I und Ihren Freunden nicht« nützen könn
! ten. Wie wenig stichhaltig Ihre Recht
, j fertigung und die damit verknüpfte An
t j klage ist, müssen Sie selbst fühlen, ich er
r ! achte es für unnöthig, mich zu rechtfertigen,
e Vergessen Sie nicht, daß ich mein Ehre».
, ! wort verpfändet habe und lassen Sie die
, ! Frist nicht unbenutzt verstreichen. Leben
! Sie wohl, Madame."
Frau Turnstedt zuckte spöttisch die Ach
seln, als der Hauptmann sie verlassen
Nur Eins ärgerte sie, daß er sie düpirt
0 hatte und daß ihre Hoffnung aus den Dank
des Kaiser» in die Brüche gegangen war.
e Daß der Hauptmann schweigen würde,
wenn sie seine Bedingung erfüllte, unter
e lag keinem Zweifel, die Entdeckung ihres
Verrath« konnte also keine weiteren Fol
gen sin sie haben.
Sl. Kapitel.
Der Hauptmann von Werner verließ
da« Zimmer der Wittwe mit dem Beivußt-
Ao. li).
sein, den Forderungen seiner Ehre und
Pflicht gemäß gehandelt zu haben.
Es schmerzte ihn freilich, daß er in die
ser Weise von der Frau scheiden mußle,
die er einst geliebt hatte, aber seine Liebe
war eiloschen, seitdem er wußte, weiches
Spiel Frau Turnstedt mit ihm trieb. Er
war entschlossen, sie der Militärbehörde zu
überlieseru, wenn sie nicht seine Bedingung
erfüllte, doch hoffte er, daß sie so klug sein
werde, ihn uichtzu diesem Schritt ,u zwingen
Ter Baron erlaubte sich bei Tisch einige
Bemerkungen, die darauf berechnet waren,
dem Hauptmann die Galle in's Blut zu
treiben, aber der Letztere beachtete sie nicht,
er behandelte den jungen Herrn mit einer
erwerben gewußt hatte.
Am Nachmittag wanderte der Haupt
mann wieder zum Hradschin hinauf, er
dachte ernstlich daran, sein Quartier zu
verlegen, denn der Aufenthalt in dem
Gasthof war ihm verleidet, es knüpften sich
zu viele unangenehme Erinnerungen für
ihn an dieses Haus.
Da empfing ihn der Commandant niit
den Worten:
„Herr Hauptmann, ich wünsche Ihnen
Glück, Ihre Batterie hat Befehl erhalten,
morgen früh von Prag abzumarfchireii."
Es war dem Hauptmann, als ob ihm
men fei; er athmete frei auf und ein freu
diges Lächeln erheiterte seine düsteren Züge. "
„Gott sei Dank!" sagte er, „unthätig
zurückbleiben zu müssen, während die Ka
meraden von Sieg zu Siez schreiten, ist
eine.harte Aufgabe."
„Sie werden in direkter Richtung nach
Nikolsburg marschiren," fuhr der General
fort, „dorthin gedenkt Se. Majestät das
Hauptquartier zu verlegen, sobald der Weg
heute Abend ein."
> „Nun denn, auf ein frohes Wiedersehen
' in Wien!"
„Das gebe Gott, Herr Hauptmann,
> wenn die Diplomaten uns nicht die Suppe
> versalzen, werden wir sie ehrlich auslöffeln.
' Ich habe heute Mittag Depeschen erhal
> ten, die von neuen Siegen der Unsrige»
' reden; so soll gestern bei Tobitschau die
> Armee des Kronprinzen den Oestreichern
> eine bedeutende Schlappe beigebracht ha
> ben, Bonin hat sich ausgezeichnet, Benedek
ist abermals geschlagen, einige zwanzig '
" Geschütze sollen genommen sein."
! „Und meine Batterie hatte an dieser
Ehre keinen Antheil!"
l „Geduld, Herr Hauptmann, wir sind
noch nicht am Ende aller Dinge. Die
' Elbarmee steht bereit» vor Wien, eine
> entscheidende Schlacht auf dem berühmten
l Marschfelde wird unvermeidlich sein."
„Wenn die Oestreicher nicht vorziehen,
Frieden zu schließen!"
„Dafür wollen wir unsern König und
seinen Minister sorgen lassen, sie werden
der Armee de» Lorbeer nicht verkümmern.
Also direct auf Nikolsburg, dort werden
weitere Befehle Sie erwarten. Gott be
sohlen, Herr Hauptmann."
Der Hauptmann nahm Abschied und
' eilte zu seiner Mannschaft, um ihr die frohe
Nachricht zu bringen.
" Ein begeisterte« „Hurrah!" empfing ihn,
, man wußte schon, daß der Marsch be
> fohlen war.
" Die Vorbereitungen waren rasch ge
> troffen, wenn es sein niußte, konnte die
Der Hauptmann ertheilte die nöthigen
Befehle und kehrte in die Stadt zurück,
' um in seinem Ouartier Alles zu ordnen.
Der Hauptmann wollte rasch an der
Gaststube vorbeischreiten, als er plötzlich
seinen Namen nennen hörte; ein Herr in
Civilkleidung trat auf ihn zu und bot ihm
die Hand.
„Sie hier, Herr Notar?" fragte der
führt Sie hierher?"
„Verschiedenes," entgegnete der Notar;
„in der Hauptsache aber die angenehme
Pflicht, unsern Verwundeten und auch
den andern Breslauer Kindern einige
willkommene Gaben zu bringen, als da
sind: Taback, Bier, Wnrst und andere
nützliche und angenehme Dinge. Wenn
ich Sie zu einem Glase Wein einladen
darf —"
„Mit Vergnügen,"unterbrach der Haup
tmann ihn, indem er einen Blick in die
Gaststube warf, „aber sind Sieden« ganz
allein gekommen?"
„Nein, meine College» revidiren die
Lazarethe und Easernen."
„Und Sie wohnen hier?"
„Ja, ich hatte besondere Gründe, dieses
Hotel zu wählen."
„Weßhalb nicht."
Der Hauptmann legte seinen Säbel ab
und stieß mit dem Notar auf das Wohl
der tapferen Armee an.
„Es ist schade, daß Sie nicht einen Tag
früher gekommen sind," sagte er, „ich kann
mich Ihnen und den andern Herren jetzt
nur einige Stunden widmen, denn soeben
ist der Befehl eingetroffen, daß meint
Batterie morgen ausbrechen nnd nach Wien
marschiren soll."
„Nun, so bleibt uns ja noch der heulige
Abend."
„Wir wollen ihn fröhlich verbringen;
meine geringe Habe ist rasch verpackt,
weitere Vorbereitungen habe ich nicht zu
treffen."
„Und das Geschäft, welches ich hier
habe, kann »öthigeiifalls auf Morgen ver
schoben werden. Haben Sie den Trödler
! Mittaü in Breslau gekannt?"
„Dem Namen nach. Apropos, ich kann
lhnen da eine Mittheilung machen, die
Sie interesstren wird. Der Mörder Mitt
> au's hat sich hier im Gefängnisse erhängt,
(Siehe »ierle Seit«.)