Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 06, 1869, Image 1

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Deutscher Arzt.
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Das
Testament des Trödlers.
Von Ewald August König.
(Fortsetzung.)
Der Baron war still und einsilbig, die
Mittheilungen des Hauptmann« hatten
ihn verstimmt, sie drohten, seinen Plan zu
durchkreuzen.
Frau Turnstedt hingegen, auf welche
diese Mittheilungen einen entgegengesetz
ten Eindruck gemacht halten, war heiter,
zu Scherzen und zum Lachen geneigt, die
Verstimmung des Barons mußte ihr auf
fallen.
„Was fehlt Ihnen, mein Freund?"
fragte sie, und der Blick, mit welchem sie
zu ihm ausschaute, hätte das härteste Herz
erweichen müssen..
„Nichts," erwiderte der Baron, aus sei
nem Sinnen cmporfahrend, während er
mit der Hand über Stirn und Augen
strich, als ob er die Bilder verscheuchen
wolle, die seiner Seele vorgaukelten.
~Sie sind mißmuthig."
„Gnädige Frau, ich denke an die Hoff
nungen, die ich noch vor wenigen Tagen
hegen zu dürfen glaubte."
„Ah, Sie denken an Fanny!"
„Ja, und ich gestehe Ihnen offenherzig,
daß —"
„Nun?" fragte Frau Turnstedt lächelnd,
als der junge Herr zögerte.
Der Baron erheuchelte eine Verlegen
heit, von der fein Herz nicht« wußte.
„Madame, es begegnet manchem Manne,
der in solchen Dingen unerfahren ist, daß
er die Knospe der entfalteten Blüthe vor
zieht," sagte er.
grau Turnst.dt senkte die Wimper»,
ein leichtes Noth übergoß ihre Wangen.
Sie hatte nicht erwartet, daß der Baron
so rasch ihren Wünsche» entgegenkommen
könne, seine Erklärung überraschte sie.
„So ist es mir ergangen," fuhr der
junge Herr leise fort, „und jetzt bereue ich
es schmerzlich. Nicht deshalb, weil mir
die Knospe geraubt ist, sondern weil ich
einsehe, wa« ich verscherzt und verloren
habe. Doch weshalb sage ich das Ihnen,
Sie werden mich doch nicht verstehen und
begreifen."
„Herr Baron!" lispelte die Wittwe.
„Ja, Madame, ich weiß jetzt, wa« ich
verloren habe, und daß ich e« verscherzen
konnte, werde Ich nimmer vergessen. Ich
sage Ihnen Lebewohl für immer und
scheide mit dem Wunsche, daß Sie glücklich
tische« Lachen hervorgerufen haben würde.
Der Baron hätte wahrlich nicht nöthig
gehabt, zu ibm seine Zuflucht zu nehmen,
aber er konnte freilich der Wlttwe nicht
in'S Herz schauen.
Langsam näherte er sich der Thür, Frau
Turnstedt hielt die Wimpern gesenkt, sie
blickte nicht auf.
Da traf der Name „Hugo!" sein Ohr,
ihn, i« nächsten Augenblick lag der junge
Herr zu den Füßen der Wittwe und ihre
Hand rubte auf feinem Haupte. E« war
eine Comödie, aber die Coniödianten spiel
ten ihre Rollen meisterhaft.
Auge in Auge blickten die Beiden ein
ander lange schweigend an, Worte waren
überflüssig geworden und sie fühlten sich
auch Beide nicht geneigt, ihre Blickt durch
Worte zu commentiren, sie wußten ja
Beide, daß sie Comödie spielten.
„Kannst Du mir verzeihen?" fragte der
Baron endlich, da« Schweigen brechend.
„Verzeihen?" erwiderte die Wittwe leise.
„Ich danke Dir für da« Glück —"
„Ist e« nicht auch mein Glück?"
„So liebst Du mich wirklich?"
„Mit der ganzen Kraft meiner Seele."
„Sonderbar, auch ich fühle Liebe zu
Dir, Deine Werbung um die Hand Fan
ny's schlug meinem Herzen eine tiefe
Wunde. Aber Ich ertrug standhaft den
Schmerz, Ich bekämpfte ihn, «eil Ich durch
diese Verbindung Dein Glück und da«
meine« Kindes zu begründen glaubte."
„Es war ein» Täuschung, Agnes!"
„Ja, ja, und wir danken e« der Vor
sehung, daß die Flucht Fanny's uns die
Augen öffnete."
E« lag so viel Heuchelei und Verstel
lung in dieser Unterhaltung, daß sie einem
erfahrenen Beobachter nicht hätte ent
gthtn könnt», und es war unzweifelhaft,
daß sie Beide nicht an die Aufrichtigkeit
und Wahrheit ihrer Erklärungen glaubten.
„Wirst Du mich auch dann noch lieben,
wenn ich Dir meine Vergangenheit ent
hülle?" fragte die Wittwe nach etner
Pause, den bkzaubtrnd«» Blick forschtnd
auf da» Antlitz dt« Verlobte» gerichtet.
Der Baron kannte diese Vergangenheit
sehr genau, aber die Rolle, die er spielte,
nöthigte ihn, sie bi« zum Schluß durchzu
führen.
„Nicht» wird Dir meine Liebe rauben
können," eiwiderte er; vielleicht pachte er
in diesem Augenblick daran, daß «ine
Stunde kommen werde, In der er auch auf
ihre Verzeihung bauen mußte.
„Nicht«?" fragte die Wittwe scharf be
„Nein, nichts! Und wenn e« ein Ver
brechen wäre, e« würde uns nicht trennen
können."
grau Turnstedt hauchte dankend einen
Kuß auf die Stirn de« jungen Herrn,
dann theilte sie ihm ihre Vergangenheit
ohne Rückhalt und ohne Wwkelzüge mit.
Wenn sie hie und da eine Episode aus
schmückte, mildere Farben auftrug, um
dem Ganzen Harmonie zu geben, so lagen
dafür mancherlei EnlfchuldigungSgründe
vor, um so mehr, al« Frau Turnstedt den
noch nicht von der Wahrheit abwich.
Der Baron hörte ihr aufmerksam zu.
„Und das ist Alles?" fragte er, als sie
schwieg.
„Ja, mein Theurer."
„Ich hatte andere Aufschlüsse erwartet."
Frau Turnstedt lächelte glückselig.
„Mir aber ist eine schwere Last jetzt
vom Herzen genommen," erwiderte sie,
während sie leicht über das Haupt des
Verlobten strich; „wir hätten uns ja he.m
lich trauen lassen müssen, wenn ich meinen
wahren Namen nicht nennen durfte."
Der Baron nickte gedankenvoll.
„Eine heimliche Trauung!" wiederholte
er. „Sie hat einen besonderen Reiz für
mich, ich lieb« das Geheimnißvolle so sehr."
„Schwärmer!"
„Gewiß, litbe« Kind, Ich möchte mich
heimlich mit Dir traue» lassen."
Frau Turnstedt lachte h«ll uad lustig.
„Fürchtest Du nicht den Spott Deiner
Stande«genossen?" fragte sie.
„Nein, mein Herz, weshalb sollte ich ihn
fürchten?"
„Der Mesalliance wegen."
„Bah, dies« Me«alliance macht mich
glücklich, ich bin nicht der Narr, der sein
Lebensglück de» Forderungen der Con
v«ni«nz opfert. Gewähre mir den Wunsch,
die Beschaffung der nöthigen Documente
ist ohnehin mit so vielen zeitraubenden
Hindernissen verknüpft, und ich möchte
gern recht bald —"
»Ja, ja, mein Freund, wenn d«r
Schmi«d von Gr«tna Gr««» in der Nähe
wohnte."
„Wir kößnen auch ohne ihn unserm
Bunde den kirchlichen Segen v«rschaff«n.
Willst Du «» mir übfrlasse», dafür zu
sorg«» ?"
„Weshalb so u»g«stüm?" sch«rzt« Fr»u
Turnstedt und der Ausdruck ihre« leuchte»,
den Blicke« verrieth, daß sie diese« Unge
stüms wegen ihrem Verlobten durchaus
nicht zürnte.
„Grollst Du mir deshalb?"
„Verschweige mir nicht«."
„Ich möchte zuvor gern die Hinterlassen
schaft meine« ersten Gatten ordnen."
„Kannst Du es nicht später eben so gut ?"
„Ich werde keine Zeit dazu finde»/'
„So ordne ich ße in Deinem Namen."
Frau Turnstedt blickt, dem jungen
Herrn in'« Auge, e« strahlt« Liebe, glü
! hende Liebe.
„lch bringe Dir einen Drautschatz mit,"
sagte sie, „und es freut mich, daß —"
„Ich bitte Dich, erwähne das nicht.^
„Weshalb nicht? Ich habe schon an den
Notar geschrieben und erwarte nur seine
Antwort, um nach Breslau zu reisen und
das Erbe in Empfang zu nehmen."
Der Baron entdeckte, daß er noch eben
vor Thorschluß den entscheidenden Schritt
gethan hatte; wäre der Brief de» Notars
früher eingetroffen und Frau Turnstedt
nach Breslau abgereist, so konnte er viel
leicht «uf seine Hoffnungen verzichten.
„Das geht so rasch nicht," sagte erkops
die Wittwe des Erblasser« bist, ehe die
Identität Deiner Person mit dieser Wittwe
festgestellt ist, können Monate verstreichen.
Bedenkt, daß seit dem Tage Deiner Flucht
zwanzig Jahre beinahe verstrichen sind —"
„Nur achtzehn, mein Freund."
„Bedenke ferner, daß der Aushändigung
der Erbschaft die Auseinandersetzungen
mit Fanny vorhergehen müssen —"
„Das »erstehe ich nicht l"
„Fanny hat Anrecht auf die Hälfte der
Hinterlassenschaft, wenn das Testament
nicht andere Bedingungen enthält."
„Fanny wird keinen Pfennig erhalten."
„Liebes Herz, das Gesetz —"
„Was kümmert mich das Gesetz! Ich
will die ganze Hinterlassenschaft haben."
Der Baron hakte sich erhoben, sie kam
„Wenn da» Dein Wunsch ist, so wird
Dir kein anderer Weg offen stehen, als
Fanny zur Vcrzichtleistung auf ihren An
theil zu Deinen Gunsten zu bewegen,"
sagte er. „Aber wir vergeuden die schöne
Zeit mit Rechtsfragen, die keinen Werth
für uns haben können. Was sind vierzig
tausend Thaler!"
„Du verschmähst meinen BrautschaP?"
zürnte die Wittwe.
„Nein, mein Herz, ich würde Dich da.
durch beleidigen, und eine solche Absicht
liegt mir fern."
„Fanny muß verzichten, sich mit einer
kleinen Summe begnügen, unter der Be
dingung verzeihe Ich ihr."
Der Baron zuckte glelchmüthiz die
Achseln.
„Wie Du willst, Theure," erwiderte er,
„ich werde Dir keine Vorschriften Machen.
Aber das Alles vor unserer Hochzeit zu
ordnen, kann ich nimmer zugeben. Nicht
wahr, Du gewährst mir den ersten Wunsch,
den ich aussprecht?"
Die Wittw« seufztt, aber die stolze,
freudige Genugthuung In ihren Zügen
verrieth nur zu sehr, wie gern sie diesen
Wunsch gewährte.
„Ich kann Deinem Drängen nicht
widerstehen," entgegnete sie, „wie Du es
anordnest, so ist es mir recht."
„Gewonnen!" sagte der Baron leise,
als er bald darauf das Zimmer der Wittwe
verließ.
„Gewonnen!" dachte auch Frau Turn
stedt, als sie sich allein befand.
Aber der Gewinn war noch immer sehr
fraglich, und schon zogen die Gewitter
wolken sich zusammen, aus deren Schooße
der vernichtende Blitzstrahl in das er
träumte Glück hineinfahren sollte.
Im Zimmer des Commandanten von
Prag stand der Hauptmann von Werner,
um die Befehle des Generals in Empfang
zu nehmen.
Der General hatte zuvor eine Unter
redung mit seinem Adjutanten, er bat den
Hauptmann, sich eine« Augenblick zu ge
dulden.
„Die Post ist dem Befehl des Herr»
Generals nachgekommen," sagt« der Ad
jutant, „man hat einen der verdächtigen
Lritst zurückbehält«»» und erbrochen."
„Nun?" fragte der Gentral erwar
tungsvoll.
„Es bestätigt sich, daß diese Brief«
wichtige Ausschlüsse über die Ausstellung
über di« Absicht«» Sr. Majestät ent
halten." ,
„Und die Britfe sind an eine Privat
person in Wien adressirt?"
„Ja, aber ihr lahalt beweist, daß sie
an da« östreichische Mmtsterkim gerichtet
sind."
„Die Handschaft einer Dame?"
D«r Adjutant öffn«t« fein Portefeuille
und legte den Brief auf den Schreibtisch
des General«.
Der Hauptmann war aufmerh'am ge
worden, unwillkürlich erinnerte er sich der
Warnung Fanny's.
„An Madame Ernrstiv« von Weckstein,"
la« der General. „Sprach «an nicht da
von, daß dir Schreibe»» dieser Briefe
mehrere T-rrispondente» in Wien habe?"
~Bi« jetzt sind drei Adressen ermittelt,
an welche in abwechselnder Reihenfolge die
Briefe befördert wurden." '
D«r General vertiefte sich in den In
halt de« Schreiben«, ein düsterer Schatten
breitet» sich über sein Antlitz.
„Sie ist außerordentlich gut unter
richtet," sagte er im Tone der Erbitterung;
~t« kann nicht ander« sein, etner unserer
Offiziere unterstützt sie in dieser Spionage,
Ao. 18.
ohne e» zu ahnen. Man soll alle Briese,
deren Adressen diese Handschrift zeigen,
zurückhalten und die Schreiberin zu er
mitteln suchen. Die Unterschrift besteht
nur aus den Buchstaben A. T., vielleicht
geben sie einen Anhalspunkt."
Der Hauptmann fühlte, wie alle« Blut
in seinen Adern zum Herzen zurückwich;
A. T., e« konnte kein Zweifel sein, Frau
Agnes Turnstedt war dle Schreiber!» und
er ihr Helfershelfer.
Diese Entdeckung erschreckte und empörte
ihn, er wollte sich Gewißheit verschaffen,
und wenn er sie hatte, dann
ES gab eine Zeit, in der er diese Frau
geliebt hatte, wohl erinnerte er sich ihrer,
aber in den jüngsten Tagen war ihm
Manches kl»r geworden, wa« ihm die
Achtung vor ihr, diesen Grundpfeiler der
Liebe, rauben mußte. Sie hatte ihn
geködert und benutzt, das sah er nun ein.
Nachdem er die Befehle des Comman
danten in Empfang genommen hatte, kehrte
er in den Gasthof zurück.
Wenn er für die Richtigkeit seiner Ver
muthung Beweise fand, wollte er mit ihr
brechen; sie zu denunciren und auf ihre
Bestrafung anzutragen, widerstrebte seiner
Ehre.
Gewiß, e« fiel ihm schwer, sich mit dem
Gedanken an diese Nothwendigkeit zu be
freunden, seinen schönsten Hoffnungen zu
entsagen, aber Pflicht, Ehre und Selbst
achtung geboten es ihm, er war entschlossen,
den Schritt zu thun. -
Der Hauptmann von Werner ließ sich
bei Frau Turnstedt durch seinen Burschen
anmelden und folgte ihm auf dem Fuße.
Hand in Hand saßen die Wittwe und
der Baron von Sandstein auf dem Sopha;
der erste Blick sagte ihm, was vorgefallen
war.
„Herr Hauptmann, ich habe die Ehre.
Ihnen meinen Verlobten vorzustellen,"
sagte Frau Turnstedt mit einem Lächeln,
welches so oft ihn gefesselt und bezaubert
hatte.
Dem Hauptmann war es, als ob eln
kaltes Sturzbad ihm über Haupt und
Rücken »iederriesele, aber er fühlte, daß er
seinen Aerger verbergen mußte, wenn er
nicht den doshasten Hohn seine« glückli
chenLiivalen herausfordern wollte.
„Ich gratulire," erwiderte er trocken,
und es gelang ihm sogar, seinen Groll
hinter einem ironischen Lächeln zu ver
bergen.
„Befremdet e« Sie, daß —"
„Mein Herr, mich befremdet Nicht«,"
unterbrach der Hauptmann den Baron,
der den Ton der Gereiztheit anschlug;
„ich habe Manches erlebt und den Spruch
Ben Akiba's, daß Alle« schon dagewesen
sei, oft bestätigt gefunden."
Er näherte sich bei den letzten Worten,
anscheinend ganz absichtslos, dem kleinen
Tischchen, auf welchem die Schreibmappe
der Wittwe lag, aber fein Blick, der ver
stohlen die Papiere streifte, entdeckte nicht«,
wa« seinen Verdacht bestätigen konnte.
„Sie haben statt der.Tochter die Mut
ter gewählt," fuhr er in seiner ehrlichen,
offenen Weise fort; „mich freut das für
Fanny, die niemal« in diese Verbindung
eingewilligt hätte."
~AH, jetzt bekennen Sie sich schuldig!"
sagte die Wittwe lächelnd. „Sie haben
Fanny unterstützt."
„Nein, Madame, ich habe als Ehren
mann mein Versprechen gehalten."
„Und doch wußte Fanny —"
„Daß der Verwundete sich in Bre«lau
befindet. E« ist wahr, aber nicht ich, der
Zufall hat es ihr verathen, und ich glaube
nicht, für solchen Zufall verantwortlich
gemacht werde« zu können."
„Sie ist also in Breslau?"
..Ja."
Können SiemirihreAdresseangebtnk'-
„Wozu das, gnädige Frau?"
„Lieber Gott, ist e« nicht meine Pflicht,
meiner Tochter anzuzeigen, daß ich im
Begriff stehe, ihr einen Stiefvater zu
Der leichte scherzende Ton, in welchem
Frau Turnstedt die« sagte, steigerte die Er
bitterung de« Hauptmaun«, aber ihr Be
nehme» öffnete ihm auch die Augen über
sie, e« ließ ihn erkennen, daß er nicht« ver
loren hatte.
„Sie haben Recht," sagteer, „aber die
Adresse kann ich Ihnen nicht geben, so
lange Fräulein Fanny mir nicht geschrie
ben hat."
Die Unterhaltung stockte, der Haupt
mann fühlte, daß er überflüssig war, daß
fein Besuch störte, aber er wollte nicht eher
gehen, bi« er seinen Plan ausgeführt und
Frau Turnstedt auf die Eisfläche geführt
hatte, auf der sie stürzen sollte.
Freilich sagte er sich, daß die« jetzt keine»
Zweck mehr habe, da ja der Bruch schon
erfolgt sei, aber er wollte dennoch sich Ge
ivißheit verschaffen und die Wittwe demü
thigen, wenn er Beweist fand.
Sie kam ihm mit der Frage, ob er nicht«
! Neue« erfahre» habe, zuvor.
(Siehe vierte Seite.)