Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 22, 1869, Image 1

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Das
Testament des Trödlers.
Von Ewald August König.
sZortschung.)
!7. Kapitel.
seiner Rückkehr eine Einladung der Frau
Turnstcdt zum Souper vor und er beeilte
sich, die Annahme derselben durch seinen
Burschen der Wittwe zu übersenden.
Er leerte an diesem Tage bei Tische
nen Schoppen mehr, als er sonst zu trin
ke» pflegte, nicht allein das lebendige Ge
sprach der Gäste, auch die innere Freude
über das Blühen und Gedeihen seiner
Hoffnungen verleitete ihn dazu.
Aus diesem Grunde empfand er nach
Tisch doppelt das Bedürfniß, ei» Stünd'
chen der Ruhe zu pflegen; der biedere
Herr Halle auf dem Marsche fein gewohn
tes Mittagsschläfchen schmerzlich entbehrt.
Er sollte auch heute nicht dazu kvmmen,
Fanny eintrat.
Dieser Besuch überraschte de» Haupt
mann durchaus nicht, er hatte ihn schon
Eben so wenig befremdete ihn die ficht
bare Erregung des Mädchens, deren Ur
sache er sich leicht erklären konnte.
welche feine ganze Theilnahme weckte.
„Verzeihe» Sie mir, wenn ;ch störe, l
Herr Hauptmann," sagte sie; „ich wünsche
des zu hören über sinen Entschluß, den
zu fassen die Verhältnisse mich zwinge»." z
Der Hauptmann bot ihr einen Stuhl!
an und bat f!e, sich niederzulassen.
„Waffen Sie vor allen Dingen mich
Ihnen danken für das Vertrauen, welches
Sie mir schenken," erwiderte er; „seiln
Sie versichert, daß ich —"
„Ich weiß, dast Sie ein edles Her; und
leiten ließen, mit meiner Mutter ein Bünd
niß gegen mich zu schließen, so kann ich es
entschuldigen im Hinblick auf den Einfluß,
den meine Matter aus jeden Mann ausübt."
tlgen tonnte.
„Ich weiß, wo.Georg sich befindet,"
flchr Fanny lächtlnd fort, „ein günstiger
Zufall hat es mir verrathen."
Der Hauptmann athmete sichtlich »r
-leichtert anf.
l „Ich s«gne den Zufall, de, es Ihnen
verrathen hat," sagte er, „aber wissen Sie
auck, ob Sie Ihrer Sache sicher sein
dürfen?"
kenne, die unter anderen Umständen nicht
gerechtfertigt werden könnte. Ich wollte
Sie heult Morgen besuchen, ich hoffte,
meine Birten »nd Ihre Freundschaft für
Georg würden den Einfluß meiner Mut
ter brechen. Sie waren ausgegangen,
Brief, dessen Adresse eine mir wohlbekannte
Handschrift trug."
„Ah, Ich hatte vergesse», lh»ei»zustcckeu."
„Können Sie mir verzeihe», daß ich
mir erlaubte, eine» Blick hineiiizuwerse»?"
lind w«nn dcr Hauptmann wirklich Ur
sache gehabt hätte, ihr zu zürneu, er konnte
es nicht, ihr seelenvoller Blick, ihr kindlich
unschuldiges Lächeln mußte seinen Groll
entwaffnen.
„Nein, ich kann Ihnen deshalb keinen
Vorwurf machen," sagte er, „ich glaube,
an Ihrer Stelle würde ich nicht anders
gehandelt haben."
„So ist die Absicht meiner Mutler zu
Schande» geworden uud ?ie habe» Ihr
mann."
I „Verzeihen Sie mir, daß ich jenes Ver
sprechen gal', «S ist in Uebereilung ge
schehen, freilich entschuldigt mich dieser
Grund nicht —"
„Sie verzeihen mir, so muß ich ja auch
Ihnen verzeihen. Hören Sie weiter. Wel
ches Urtheil fällen Sie über den Baron
von Sandstein?"
„Mein liebes Fräulein, erlauben Sie
mir, daß ich mit meinem Urtheil zurück
halte, bis ich den Herrn Baron näher
kenne."
Fanny schüttelte das Köpfchen.
„Fürchten Sie nicht, daß ich von Ihren
Mittheiluugen eine» indiscreten Gebrauch
machen werde, Sie dürfe» frei und un
verhohlen Ihre Meinung äußern. Ich
halte den Herrn Baron für eine» Schwind
ler!"
„Das ist ein sehr kurzes, aber auch sehr
hartes Urtheil," warnte der Hauptmann;
„bedenken Sie, ob Sie es vertreten können."
„Mit schlagende» Beweisgründen nicht,
wohl aber mit meiner inneren Ueberzeu
gung."
„Nun, nun, ick will Ihnen nicht schroff
entgegentreten, ich habe den Herrn bisher
„Er ist kein Edelmannl"
„Bah, auch unter den Edelleuten giebt
es Personen, welche keine seine Bildung
genossen haben."
„Mag sein, aber ich empfinde eine Ab-
Neigung gegen ihn, die sich auf ein zu
große« Mißtrauen stützt, als daß ich sie
überwinde» könnte. Der Baron hat nm
meine Hand geworben."
„Nun uud?"
„Meine Mutter will ihm beute Abeitd
„Die gewiß bejahend axsfallen wird."
„So ist es."
„Armer Georg!" feufzie der Haupt
mann und Fanny las in feinem Geficht,
wie sehr ihm das Schicksal seines Freunde«
zu Herzen ging.
„Das nicht, aber der Wille Ihrer Fra»
Mutter —"
Slandhastigkeit schuldig, und welche Fol-
Pflicht erfüllen."
rung das muthige Mädchen an, schon in
seiner Eigenschaft als Soldat lieht« er
diese kühne, energische Spracke.
sagte er gedankenvoll, „Frau Turnstedt —"
„Meine Mutter wird niemals ihre Ein
willigung zu meiner Verbindung mit
erngesehen, daß das Herz ihre« Kindes
eine bessere Wahl getroffen hatte, als ihr i
Verstand? Meine Mutter will mich
zwingen, dem Barvn mein Jawort zu
geben, einem Manne, den ich nicht lieben,
nicht einmal achten kann. Ihre Drohungen
schüchtern mich nicht ein, ich überlasse es
ihr, v»r dem Nichterstuhl de» Höchsten die
Schritte zu verantworten, welche sie gegen
mich thun wird, ich kann mir nicht denken.
> Zuge meines Herzens folge."
Der Hauptmann nickte, er konnte das
Alles so rasch nicht fassen.
„Wünschen Sie, daß ich das Ihrer
Frau Mutter sage?" fragte er verwirrt.
I „Nein, Herr Hauptmann, es wäre ver
! gebliche Mühe. Ich habe einen anderen
Entschluß gefaßt, de» einzige», den ich
fassen kann. Georg liegt in Breslau im
Lazareth, ich werde hin reifen, nm ihn zu
pflegen."
Bestürzt sah der Hauptmann aus, die
Energie des Mädchens sing an, ihn zu
beunruhigen.
„Diesen Vorsap faßte ich schon, als ich
de» Brief meines Verlobten hier fand,"
fuhr Fanny mit ernster Ruhe fort; „die
Drohungen meiner Mutter konnten ihn
nur befestigen. Ich werde heute Abend
abreisen, Gepäck nehme ich nicht mit,
außer einigen Äleiiiigkeiten, welche ich mit
leichter Mühe tragen kann."
„Aber, mein Fräulein, dieser Ent
schluß —"
„llebcrrascht Sie, und doch werden Sie
bei ruhigem Nachdenken zugeben müsse»,
daß es der einzige Weg ist, auf welche»,
ich meinem Verlobten die Treue bewahren
kann. Ich werde meiner Mutter mit eini
gen Worten mittheilen, daß ich »ur der
beabsichtigten Verlobung aus dem Wege
gehen wolle und daß ich zu ihr zurück
kehren würde, sobald aber dieser Fall
wird nie eintreten, es ist überflüssig, daß
ich ihn berücksichtige. Von Ihnen, Herr
Hauptmann, erwarte ich die strengste Dis°
cretion, schon Georgs wegen, der auf Ihre
Freundschaft vertraut."
„Und was wollen Sie i» Breslau be
ginnen?"
„Meinen Geliebten pflegen —"
„Sehr schön, aber haben Sir auch daran
gedacht, daß —"
„Herr Hauptmann, ich habe gelernt, zu
arbeiten, und durch »«einer Hände Arbeit
sichern."
Der Hauptmann schüttelte bedenklich
sein eckiges Haupt, ein Zug der herzlichsten
Theilnahme, des Bedauerns und des
Mitleids glitt über sein biederes Gesicht.
de, Sie werden bei ihnen eine freundliche
Aufnahme finden," sagte er, „aber es ist
ein drückendes Gefühl, eine Gastfreund
schaft annehmen zu müssen, für die man
kein genügendes Aequivaleut bieten kann.
Verzeihen Sie, wenn ich Sie auf diesen
delicaten Punkt aufmerksam mache, ich
thue es in Ihrem Interesse."
„Und ich danke Ihnen herzlich dafür,
denn Ihre Offenheit beweist mir die Auf
richtigkeit Ihrer Freundschaft," entgegnete
Fanny. „Aber wenn ich auch wüßte, daß
das Schwerste in Breslau mich erwarte!,
ich würde dennoch nicht zöger», diesen
Schritt zu Ihun."
Ter Hauptmann blickte lange gedanken
voll vor sich hin.
„Wollen Sie den» nicht vorher noch
einmal an das Mutterberz appellireu?"
fragte er. „Sage» Sie ihr —"
„Herr Hauptmann, es wäre nutzlos;
ich habe schon früher die Erfahrung ge»
niacht, daß sie in diesen, Punkte unerbitt- i
lich sein wird."
„Nun denn, mein Fräulein, wenn es!
ihr fester Entschluß ist, und wenn Sie
diesen Schritt vor Gott und Ihrem Ge- j
wissen verantworten können, so kann Sic
Niemand von demselben zurückhalten. 5
Wann wollen Sie reisen?"
„Mit dem Zuge, der gegen siebe» Uhr
abfährt."
„Allein?"
„Ja."
Der Hauptmann hatte rasch einige
Zeilen niedergeschrieben. "
„Nehmen Sie dieses Billet," sagte er,
„es führt Sie in das Hans einer Familie
ein, welche Sie mit offenen Arme» em
pfangen wird. Haben Sie Reisegeld?"
„Meine Ersparnisse reichen noch wei
ter."
„Dann ist es gut. Schütze Sie Gott,
liebes Kind; wen» Sie mir vo» Breslau
aus schreiben wollen, so werte ick, sobald
ich Ihre Adresse kenne, Ihne» genaue Mit
theilungen über die Verhältnisse hier
machen. Bitte, grüßen Sie Georg und
sagen Sie ihm, Ihr Komme» sei die bestc
Antwort auf feinen Brief. In, Uebrigen
ständen die Sachen hier füp uns ganz gut,
uilscre Armee rücke im Äurmfchritt vor
wärts, und wtnn'S nicht bald zu einer
Schlacht komme, so werde wohl binnen
wenigen Tagen der Friede geschlossen
werden."
„Und nun noch Ein?," bat Fanny, in
dem sie dem biederen Herrn die Hand
reichte. „A habe» Sie gesagt, wollen Sie
nun mir und Ihrem freunde zu Siebe
„Ich buckstabire jetzt das ganze Alphabet
durch, wenn Sie es verlangen."
„Verlangen? Nur einen Wunsch habe
ich "
No. ltt.
„So nennen Sie ihn."
„Wen» Sie die Güte habe» wollte»,
meine Mutter zu beschäftigen, während
ich im Neben,iiumei mich reisefertig mache,
so —"
I „Viebes Kind, wird Ihre Frau Mutter
nicht eine» glühenden Haß auf micii
werfen, wem, sie erfährt, daß ick> Ihre
Flucht begünstigt habe?"
Fanny lächelte bedeutsam.
„Sie wird es nicht erfahren," erwiderte
sie, „und selbst wenn sie es erführe, würde
sie Ihnen deshalb nicht zürnen. Aber
den Rath möchte ich Ihnen noch geben,
hüte» Sie sich, reden Tie in ihrer Mege».
wart nie mehr, als Sie verantworte»
können, wem, Sie darüber Rechenschaft
geben sollen."
Was war das? Betroffen blickte der
Hauptmann aus die Thür, hinter der
Fanny verschwunden war.
Welche Neheutung hatte dies- War
nuiig? War Frau Tnrustedt den» wirklich
eine österreichische Kundschafterin »nd
spionirt sie auch jept noch im Nücke» des
Feindes? Dder hat die Warnung eine
andere Bedeutung?
Der Hauptmann konnte nicht klug da
raus werden, es war ein Räthsel, zu wel
chcm er keinen Schlüssel fand. Er erin
nerte sich freilich, daß er manche Aeuße
rung gethan hatte über die Bewegungen,
Märsche und Absichten der preußische»
Armeen, welche für die Oestreicher großes
Interesse haben konnte, er entsann sich
auch, daß er zu verschiedenen Malen durch
die Fragen der schonen Wittwe zu diese»
Aeußerungen verleitet worden war.
Ha, wenn die Warnung Fanny's sich
auf diesen Punkt bezog und die Wittwe
nur deßhalb Freundschaft für ihn gehe»
chelt hatte, um ihn als Quelle für ihre
Spionage zu beiluden aber nein, das
konnte und wollte er nicht glauben.
Seinem Verspeche» getreu, ließ sich der
Hauptmaiui gegen sechs Uhr durch seineu
Burschen anmelden, und es schien, als ob
der Himmel die Absicht Fanny's begünsti
gen wolle; die Wittwe bat ihre Tochter,
sie mit dem Hauptmann allein zu lassen.
„Wünschen sie mir das Glück," sagte si
lächelnd, als der Hauptmann ihr gegen
über Plah genommen hatte, „der Herr
Baron von Sandstein wird sich heute
Abend mit meiner Tochter verloben."
Der Hauptmann schüttelte mit eine,
Miene ernster Mißbilligung das Haupt.
„So weit als ich de» Baron kenne,
kann ich dieser Verlobung kein günstiges
Prognostikon stellen," erwiderte er; „aber
freilich, Sie kennen ja den Baron länger,
Sie müssen das besser wissen."
Die Stirn der Wittwe hatte sich nm
düster», das heilere Lächeln war von ihren
Lippen verschwunden.
„Sonderbar, daß dieser Herr überall
nur Mißtrauen findet," sagte sie «n»»ilhig.
„Das sollte Ihnen ein warnendes Zei
che» fein, gnädige Frau."
„Du lieber Himmel, welche Gründe ha
ben denn Sie, ihm zu mißtrauen?"
„Keine."
„Erlauben Sie, in jeder Menfchtiibrust
redet eine geheime Stimme, die in den
meisten Fällen den richtigen Weg zeig» nnd
selten ohne Grund warnt."
„Daraus stützt sich auch Fanny."
„lind Sie wollen trotz dieser Abnei
gung ihm die Hand Ihrer Tochterzusageu?"
„Ja, Herr Hauptmann, denn ich finde
diese Abneigung albern u»d thöricht. Der
Herr Baron verdient sie nicht, und die
Vortheile, die aus dieser Heirath meiner
Tochter erwachse», sind so bedeutcud, daß
ich meine Mutterpflicht verletzen würde,
wen» ich auf sie verzichten wollte."
„Vortheile?" fragte der Hauptmann
achselzuckend. „Wer weiß!"
„Ich sehe, Sie wolle» opponiren; die
ich."
„Ihr Freund, der Unteroffizier, wird
Ihnen vertrauliche Mittheilungen gemacht
haben."
„Es ist wahr, der Qberfeuerweik«, Bank
hat niemals Geheimnisse vor mir gehabt
aber wissen auch, daß Ich Ihnen ver
sprach, Ihre», Fräulciu Tochter nicht zu
verrathe», in welchem Lazareth sie meinen
„Haben Sie dieses Verspreche» geb.U
ten?"
„Nun, uu», grollen Sie wir nicht,
wenn mau der Ehre eines preußische» L 112
fizicrs »ur um eiucs Haares Breite zu
»ahe tritt, hat man schon in's Wespennest
gestochen. Mein Eiuschluß ist gefaßt und
nichts kann ihn ändern, Fanny wird den
Herr» Baron von Sandstein heirathen."
..Ich bin weit entsernt, in dieser Ange
legenheit Ihnen Vorschristen machen zu
wollen, gnädige Frau, n»r möchte ich Sie
bitten, zu daß auch das stärkste