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Er sollte auch heute nicht dazu kvmmen, Fanny eintrat. Dieser Besuch überraschte de» Haupt mann durchaus nicht, er hatte ihn schon Eben so wenig befremdete ihn die ficht bare Erregung des Mädchens, deren Ur sache er sich leicht erklären konnte. welche feine ganze Theilnahme weckte. „Verzeihe» Sie mir, wenn ;ch störe, l Herr Hauptmann," sagte sie; „ich wünsche des zu hören über sinen Entschluß, den zu fassen die Verhältnisse mich zwinge»." z Der Hauptmann bot ihr einen Stuhl! an und bat f!e, sich niederzulassen. „Waffen Sie vor allen Dingen mich Ihnen danken für das Vertrauen, welches Sie mir schenken," erwiderte er; „seiln Sie versichert, daß ich —" „Ich weiß, dast Sie ein edles Her; und leiten ließen, mit meiner Mutter ein Bünd niß gegen mich zu schließen, so kann ich es entschuldigen im Hinblick auf den Einfluß, den meine Matter aus jeden Mann ausübt." tlgen tonnte. „Ich weiß, wo.Georg sich befindet," flchr Fanny lächtlnd fort, „ein günstiger Zufall hat es mir verrathen." Der Hauptmann athmete sichtlich »r -leichtert anf. l „Ich s«gne den Zufall, de, es Ihnen verrathen hat," sagte er, „aber wissen Sie auck, ob Sie Ihrer Sache sicher sein dürfen?" kenne, die unter anderen Umständen nicht gerechtfertigt werden könnte. Ich wollte Sie heult Morgen besuchen, ich hoffte, meine Birten »nd Ihre Freundschaft für Georg würden den Einfluß meiner Mut ter brechen. Sie waren ausgegangen, Brief, dessen Adresse eine mir wohlbekannte Handschrift trug." „Ah, Ich hatte vergesse», lh»ei»zustcckeu." „Können Sie mir verzeihe», daß ich mir erlaubte, eine» Blick hineiiizuwerse»?" lind w«nn dcr Hauptmann wirklich Ur sache gehabt hätte, ihr zu zürneu, er konnte es nicht, ihr seelenvoller Blick, ihr kindlich unschuldiges Lächeln mußte seinen Groll entwaffnen. „Nein, ich kann Ihnen deshalb keinen Vorwurf machen," sagte er, „ich glaube, an Ihrer Stelle würde ich nicht anders gehandelt haben." „So ist die Absicht meiner Mutler zu Schande» geworden uud ?ie habe» Ihr mann." I „Verzeihen Sie mir, daß ich jenes Ver sprechen gal', «S ist in Uebereilung ge schehen, freilich entschuldigt mich dieser Grund nicht —" „Sie verzeihen mir, so muß ich ja auch Ihnen verzeihen. Hören Sie weiter. Wel ches Urtheil fällen Sie über den Baron von Sandstein?" „Mein liebes Fräulein, erlauben Sie mir, daß ich mit meinem Urtheil zurück halte, bis ich den Herrn Baron näher kenne." Fanny schüttelte das Köpfchen. „Fürchten Sie nicht, daß ich von Ihren Mittheiluugen eine» indiscreten Gebrauch machen werde, Sie dürfe» frei und un verhohlen Ihre Meinung äußern. Ich halte den Herrn Baron für eine» Schwind ler!" „Das ist ein sehr kurzes, aber auch sehr hartes Urtheil," warnte der Hauptmann; „bedenken Sie, ob Sie es vertreten können." „Mit schlagende» Beweisgründen nicht, wohl aber mit meiner inneren Ueberzeu gung." „Nun, nun, ick will Ihnen nicht schroff entgegentreten, ich habe den Herrn bisher „Er ist kein Edelmannl" „Bah, auch unter den Edelleuten giebt es Personen, welche keine seine Bildung genossen haben." „Mag sein, aber ich empfinde eine Ab- Neigung gegen ihn, die sich auf ein zu große« Mißtrauen stützt, als daß ich sie überwinde» könnte. Der Baron hat nm meine Hand geworben." „Nun uud?" „Meine Mutter will ihm beute Abeitd „Die gewiß bejahend axsfallen wird." „So ist es." „Armer Georg!" feufzie der Haupt mann und Fanny las in feinem Geficht, wie sehr ihm das Schicksal seines Freunde« zu Herzen ging. „Das nicht, aber der Wille Ihrer Fra» Mutter —" Slandhastigkeit schuldig, und welche Fol- Pflicht erfüllen." rung das muthige Mädchen an, schon in seiner Eigenschaft als Soldat lieht« er diese kühne, energische Spracke. sagte er gedankenvoll, „Frau Turnstedt —" „Meine Mutter wird niemals ihre Ein willigung zu meiner Verbindung mit erngesehen, daß das Herz ihre« Kindes eine bessere Wahl getroffen hatte, als ihr i Verstand? Meine Mutter will mich zwingen, dem Barvn mein Jawort zu geben, einem Manne, den ich nicht lieben, nicht einmal achten kann. Ihre Drohungen schüchtern mich nicht ein, ich überlasse es ihr, v»r dem Nichterstuhl de» Höchsten die Schritte zu verantworten, welche sie gegen mich thun wird, ich kann mir nicht denken. > Zuge meines Herzens folge." Der Hauptmann nickte, er konnte das Alles so rasch nicht fassen. „Wünschen Sie, daß ich das Ihrer Frau Mutter sage?" fragte er verwirrt. I „Nein, Herr Hauptmann, es wäre ver ! gebliche Mühe. Ich habe einen anderen Entschluß gefaßt, de» einzige», den ich fassen kann. Georg liegt in Breslau im Lazareth, ich werde hin reifen, nm ihn zu pflegen." Bestürzt sah der Hauptmann aus, die Energie des Mädchens sing an, ihn zu beunruhigen. „Diesen Vorsap faßte ich schon, als ich de» Brief meines Verlobten hier fand," fuhr Fanny mit ernster Ruhe fort; „die Drohungen meiner Mutter konnten ihn nur befestigen. Ich werde heute Abend abreisen, Gepäck nehme ich nicht mit, außer einigen Äleiiiigkeiten, welche ich mit leichter Mühe tragen kann." „Aber, mein Fräulein, dieser Ent schluß —" „llebcrrascht Sie, und doch werden Sie bei ruhigem Nachdenken zugeben müsse», daß es der einzige Weg ist, auf welche», ich meinem Verlobten die Treue bewahren kann. Ich werde meiner Mutter mit eini gen Worten mittheilen, daß ich »ur der beabsichtigten Verlobung aus dem Wege gehen wolle und daß ich zu ihr zurück kehren würde, sobald aber dieser Fall wird nie eintreten, es ist überflüssig, daß ich ihn berücksichtige. Von Ihnen, Herr Hauptmann, erwarte ich die strengste Dis° cretion, schon Georgs wegen, der auf Ihre Freundschaft vertraut." „Und was wollen Sie i» Breslau be ginnen?" „Meinen Geliebten pflegen —" „Sehr schön, aber haben Sir auch daran gedacht, daß —" „Herr Hauptmann, ich habe gelernt, zu arbeiten, und durch »«einer Hände Arbeit sichern." Der Hauptmann schüttelte bedenklich sein eckiges Haupt, ein Zug der herzlichsten Theilnahme, des Bedauerns und des Mitleids glitt über sein biederes Gesicht. de, Sie werden bei ihnen eine freundliche Aufnahme finden," sagte er, „aber es ist ein drückendes Gefühl, eine Gastfreund schaft annehmen zu müssen, für die man kein genügendes Aequivaleut bieten kann. Verzeihen Sie, wenn ich Sie auf diesen delicaten Punkt aufmerksam mache, ich thue es in Ihrem Interesse." „Und ich danke Ihnen herzlich dafür, denn Ihre Offenheit beweist mir die Auf richtigkeit Ihrer Freundschaft," entgegnete Fanny. „Aber wenn ich auch wüßte, daß das Schwerste in Breslau mich erwarte!, ich würde dennoch nicht zöger», diesen Schritt zu Ihun." Ter Hauptmann blickte lange gedanken voll vor sich hin. „Wollen Sie den» nicht vorher noch einmal an das Mutterberz appellireu?" fragte er. „Sage» Sie ihr —" „Herr Hauptmann, es wäre nutzlos; ich habe schon früher die Erfahrung ge» niacht, daß sie in diesen, Punkte unerbitt- i lich sein wird." „Nun denn, mein Fräulein, wenn es! ihr fester Entschluß ist, und wenn Sie diesen Schritt vor Gott und Ihrem Ge- j wissen verantworten können, so kann Sic Niemand von demselben zurückhalten. 5 Wann wollen Sie reisen?" „Mit dem Zuge, der gegen siebe» Uhr abfährt." „Allein?" „Ja." Der Hauptmann hatte rasch einige Zeilen niedergeschrieben. " „Nehmen Sie dieses Billet," sagte er, „es führt Sie in das Hans einer Familie ein, welche Sie mit offenen Arme» em pfangen wird. Haben Sie Reisegeld?" „Meine Ersparnisse reichen noch wei ter." „Dann ist es gut. Schütze Sie Gott, liebes Kind; wen» Sie mir vo» Breslau aus schreiben wollen, so werte ick, sobald ich Ihre Adresse kenne, Ihne» genaue Mit theilungen über die Verhältnisse hier machen. Bitte, grüßen Sie Georg und sagen Sie ihm, Ihr Komme» sei die bestc Antwort auf feinen Brief. In, Uebrigen ständen die Sachen hier füp uns ganz gut, uilscre Armee rücke im Äurmfchritt vor wärts, und wtnn'S nicht bald zu einer Schlacht komme, so werde wohl binnen wenigen Tagen der Friede geschlossen werden." „Und nun noch Ein?," bat Fanny, in dem sie dem biederen Herrn die Hand reichte. „A habe» Sie gesagt, wollen Sie nun mir und Ihrem freunde zu Siebe „Ich buckstabire jetzt das ganze Alphabet durch, wenn Sie es verlangen." „Verlangen? Nur einen Wunsch habe ich " No. ltt. „So nennen Sie ihn." „Wen» Sie die Güte habe» wollte», meine Mutter zu beschäftigen, während ich im Neben,iiumei mich reisefertig mache, so —" I „Viebes Kind, wird Ihre Frau Mutter nicht eine» glühenden Haß auf micii werfen, wem, sie erfährt, daß ick> Ihre Flucht begünstigt habe?" Fanny lächelte bedeutsam. „Sie wird es nicht erfahren," erwiderte sie, „und selbst wenn sie es erführe, würde sie Ihnen deshalb nicht zürnen. Aber den Rath möchte ich Ihnen noch geben, hüte» Sie sich, reden Tie in ihrer Mege». wart nie mehr, als Sie verantworte» können, wem, Sie darüber Rechenschaft geben sollen." Was war das? Betroffen blickte der Hauptmann aus die Thür, hinter der Fanny verschwunden war. Welche Neheutung hatte dies- War nuiig? War Frau Tnrustedt den» wirklich eine österreichische Kundschafterin »nd spionirt sie auch jept noch im Nücke» des Feindes? Dder hat die Warnung eine andere Bedeutung? Der Hauptmann konnte nicht klug da raus werden, es war ein Räthsel, zu wel chcm er keinen Schlüssel fand. Er erin nerte sich freilich, daß er manche Aeuße rung gethan hatte über die Bewegungen, Märsche und Absichten der preußische» Armeen, welche für die Oestreicher großes Interesse haben konnte, er entsann sich auch, daß er zu verschiedenen Malen durch die Fragen der schonen Wittwe zu diese» Aeußerungen verleitet worden war. Ha, wenn die Warnung Fanny's sich auf diesen Punkt bezog und die Wittwe nur deßhalb Freundschaft für ihn gehe» chelt hatte, um ihn als Quelle für ihre Spionage zu beiluden aber nein, das konnte und wollte er nicht glauben. Seinem Verspeche» getreu, ließ sich der Hauptmaiui gegen sechs Uhr durch seineu Burschen anmelden, und es schien, als ob der Himmel die Absicht Fanny's begünsti gen wolle; die Wittwe bat ihre Tochter, sie mit dem Hauptmann allein zu lassen. „Wünschen sie mir das Glück," sagte si lächelnd, als der Hauptmann ihr gegen über Plah genommen hatte, „der Herr Baron von Sandstein wird sich heute Abend mit meiner Tochter verloben." Der Hauptmann schüttelte mit eine, Miene ernster Mißbilligung das Haupt. „So weit als ich de» Baron kenne, kann ich dieser Verlobung kein günstiges Prognostikon stellen," erwiderte er; „aber freilich, Sie kennen ja den Baron länger, Sie müssen das besser wissen." Die Stirn der Wittwe hatte sich nm düster», das heilere Lächeln war von ihren Lippen verschwunden. „Sonderbar, daß dieser Herr überall nur Mißtrauen findet," sagte sie «n»»ilhig. „Das sollte Ihnen ein warnendes Zei che» fein, gnädige Frau." „Du lieber Himmel, welche Gründe ha ben denn Sie, ihm zu mißtrauen?" „Keine." „Erlauben Sie, in jeder Menfchtiibrust redet eine geheime Stimme, die in den meisten Fällen den richtigen Weg zeig» nnd selten ohne Grund warnt." „Daraus stützt sich auch Fanny." „lind Sie wollen trotz dieser Abnei gung ihm die Hand Ihrer Tochterzusageu?" „Ja, Herr Hauptmann, denn ich finde diese Abneigung albern u»d thöricht. Der Herr Baron verdient sie nicht, und die Vortheile, die aus dieser Heirath meiner Tochter erwachse», sind so bedeutcud, daß ich meine Mutterpflicht verletzen würde, wen» ich auf sie verzichten wollte." „Vortheile?" fragte der Hauptmann achselzuckend. „Wer weiß!" „Ich sehe, Sie wolle» opponiren; die ich." „Ihr Freund, der Unteroffizier, wird Ihnen vertrauliche Mittheilungen gemacht haben." „Es ist wahr, der Qberfeuerweik«, Bank hat niemals Geheimnisse vor mir gehabt aber wissen auch, daß Ich Ihnen ver sprach, Ihre», Fräulciu Tochter nicht zu verrathe», in welchem Lazareth sie meinen „Haben Sie dieses Verspreche» geb.U ten?" „Nun, uu», grollen Sie wir nicht, wenn mau der Ehre eines preußische» L 112 fizicrs »ur um eiucs Haares Breite zu »ahe tritt, hat man schon in's Wespennest gestochen. Mein Eiuschluß ist gefaßt und nichts kann ihn ändern, Fanny wird den Herr» Baron von Sandstein heirathen." ..Ich bin weit entsernt, in dieser Ange legenheit Ihnen Vorschristen machen zu wollen, gnädige Frau, n»r möchte ich Sie bitten, zu daß auch das stärkste
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