Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 01, 1869, Image 1

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3. Jahrgang.
Dr. F. Bodeman,
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Im Hanse de» Herrn Peter Franz.
Office Stnaden, Morgen» »on B—9
Nachmittag» „ —6
Abends „ st—3
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Deutscher Arzt.
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FreSco«, Haus- und Schild-Maler,
Das
Testament des Trödlers.
(Fortsetzung.)
„Sie mögen Recht haben," sagte Frau
Turnstedt gedankenvoll, ~s» bleibt uns
denn nichts Andere« übrig, als uns in das
Unvermeidliche zu fügen." »
„Und es wird nicht so schlimm sein, wie
wir es befürchten. Die Preußen sind ge
bildete, liebenswürdige Leute, sie rauben
men."
„Sie vertheidigen sie?" fragte Frau
Turnstedt mit leisem Lorwurf.
„Ich nehme sie nur in Schutz gegen die
lügenhaften Gerüchte, welche nian über sie
„Das ist edel gehandelt," entgegnete
Fanny; „auch den Feind muß man achten,
wenn sein Charakter Achtung verdient.
Wir haben die Preußen aus eigener An
schauung kennen gelernt —"
Ein Blick der Mutter gebot ihr zu
schweigen. Fanny brach mitten im Satze
ab und senkte die Wimpern, über den er
haltenen Verweis verwirrt und verlegen.
Der Baron hatte diese» Blick bemerkt,
er entdeckte ihm, daß zwischen den Beiden
ein Geheimniß waltete, welches ihm ver
borgen bleiben sollte.
„Apropos," sagte er, „kennen Sie einen
Geheimbund, der sich gebildet haben soll
zu dem Zweck, die Niederlage bei Aönig
grätz zu rächen?"
Frau Turnstedt schüttelte verneinend
das Haupt.
„Man hat in den jüngsten Tagen viel
von einer Verschwörung der Czechen gefa
belt, welche das Königreich Böhmen von
„Bielleicht ist es derselbe Geheimbund."
doch im Interesse der Anhänger eines
selbstständigen Königreichs, sich mit den
Preußen zu verbünden."
„Möglich, daß sie diese Annäherung
schon versucht haben und abgewiesen wor
den sind."
„Graf Bismarck ist ein zu schlauer
Diplomat, als daß er ihnen nicht auf hal
bem Wege entgegenkommen würde. Aber
wissen Sie etwa« Genaueres über diesen
Bunv?"
„Ja und nein. Was ich weiß, erfuhr
ich durch meinen Diener, und ich fürchte,
Scherz erlaubt hat."
„Darf ich'S wissen?"
„Weshalb nicht. Der Beheimbund
soll beabsichtigen, den Hradschin in die
Luft zu sprengen, und zwar erst dann,
Quartier genommen hat."
„Entsetzlich!" sagte Fanny bestürzt.
Frau Turnstedt machte eine Geberde dei
Geringschätzung.
„Dieser Plan ist zu abenteuerlich, al«
daß ich an ihn glauben konnte," erwidert«
sie.
„Und was weiden Sir thun, H«rr Ba
ron?" fragte Fanny rasch.
„Nichts," sagte Frau T«r»st«dt gemes
sen; „durch eine Warnung könnt« man
„So wird man Ihnen nicht einmal
Dank dafür wissen," unterbracb ihn die
Wittwe. v
Fanny protestirte gegen diese Behaup
tung, sie hielt e« für eine Ehren- »nd Ge
wissenssache, de» Preußen da« Borhaben
der entsetzlichen Hände zu verrathen, und
die oft sehr scharfen Ausdrücke, deren sie
teten. Er beobachtete die Beiden unaus
gesetzt und sond bald, daß Fanny, trotz
dieser Meinungsverschiedenheit, ein gehor
sames und gefügiges Kind war und Frau
Turnstedt keinen Willen «eben dem ihri>
Er zog daraus die richtige Schlußfol
gerung, daß er vor Allem sich die Gunst
der Mutter erwerben mußte, wollte er sei-
Aber kaum hatte die Unterhaltung wie
der Leben erhalten, als ein Kellner dei
Wittwe den Besuch eines fremden Herrn
meldete.
Der Baron erhob sich; so neugierig er
auch war, den Zweck dieses Besuches zu
erfahren, gebot ihm doch die Höflichkeit,
sich zu entfernen.
Frau Turnstedt lud ihn ein, am näch
sten Tage mit ihnen zu speisen; er nahm
die Einladung untcr der Bedingung an,
vanchiren zu dürfen. Auf der Schwell«
de« Zimmer» begegnete ihm der Angemel
dete, eine hohe, schlanke Gestalt, deren
Gang und Gesicht den Soldaten unschwer
erkennen ließen.
Er hörte noch, daß Frau Turilfiedt im
Tone der Ueberraschung „Excellenz!" rief,
dann wurde die Thür hinter ihm ge
schlössen.
„Ich habe Sie gesucht wie eine Steck'
nadel," sagte der Fremde,'nachdem er Platz
genommen hatte, „ich wußte, daß Sie hier
waren und mußte heimlich nachforschen,
das irre geleitete, von Fanatikern aufge
wiegelte Bvlk würde seine Erbitterung an
mir ausgelassen haben, wenn e« mich er
kannt hätte."
„Ercellen'z, das ist mir unbegreiflich!"
„Und doch Ist dem also, Madame. Wir
müssen büße» für die Mißgriffe Anderer,
wir allein tragen die Schuld, daß unsere
Arniee nicht so intelligent, unsere Stadt
nicht so opferwillig ist! Ach — wir Haien
einen schweren Stand, an un« wird da«
Wort „vae victis" wahr."
Frau Turnstedt hatte ihrer Tochter ei
nen Wink gegeben, Fanny trat in das an
stoßende Schlafgemach.
„Ist denn Alle« verloren?" fragte sie
im Tone der Theilnahme.
Die Excellenz blickte auf.
„Alles? Nein, aber mehr als zu viel.
Die Nordarmee ist vernichtet."
„So sind die Gerüchte wahr?"
„Sie sind e«."
„Aber Kaiser Joseph hat Venetien ab
getreten, die Armee in Italien wird sich den
Preußen entgcgenwersen —"
„Ts sind Hoffnungen, die sür mich keine
Lebenskraft besitzen. Unser Kaiser hat
eine Fackel in'« Pulverfaß geschleudert;
wenn Franlreich da« Geschenk annimmt
und sich mit un« gegen Preußen verbün
det, werden die Sachsen und Baiern ab
fallen und Rußland feine Kofacken gegen
uns schicken. Die Südarmee aber kann
den Anprall der Sieger nicht aushalten,
sie wird Wien noch nicht erreicht haben,
wenn die Preußen schon vor den Thoren
stehen. Aber hoffen müssen wir dennoch,
die Hoffnung ist unser einziger Anker.
Wir werden die Trümmer unserer Armee
sammeln, die Truppen aus unsern Festun
gen heranziehen, Ungar» auffordern, sich
zu bewaffnen, wir werden Freiwillige a«.
«erben und un« vielleicht bei Llmütz den
Preußen entgegenwersen. Gelingt e« un«,
sie aufzuhalten, so bleiben un« noch Ehan
ce» sür einen ehrenvollen Frieden —"
„Und i« andern Fall« ?"
„Madame, ich mag nicht darüber nach
denke«; glauben Si« mir, Benedei würde
sterbend die Kugel gesegnet haben, die aus
dem Schlachtfeld« ihm den Tod gegeben
hätte!"
„Das sind erschütternde Nachrichten,"
sagte Frau Turnstedt bestürzt. „To
schlimm hatte ich mir die Sachlage nicht
vorgestellt."
„Sit ist es," fuhr die Excellenz fort,
„wozu kann es nutzen, daß wir uns selbst
zu betrügen suchen?"
„Und Sie käme» hierher, mir das zu
sagen?"
llnisori» ab, aber ich hielt es für dringend
nöthig, Sit über den Stand der Dinge
zu unterrichten und mich Ihre« Beistands
zu versichern."
„Sie wisse», Excellenz, daß ich jeder
zeit —"
~Ja, ja, ich »reiß, daß Sit treu am
Hause Habsburg hangen, und dit Dienste,
welche Sie uns geleisttt habt» und noch
ltisten werden, sollen nicht unbtlohnt
bleiben."
„Nun, nach dieser Z«it kommt eine an
dere, ich hoffe auch dann noch in der Hof
burg Einfluß zu besitzt«, um dtn AdelS
brief Ihnen auswirken zu können. Jetzt
aber handelt es sich darum, den Ftind zu
btobachttn, zu umgariitn, durch LicbtnS.
Würdigkeit und Schmeichelten zu bt
stechen."
„Das soll ich übtrnthmen?"
«Ja."
„Wohlan, zeigen Sie mir dt» Weg."
„Es ist vorauszusehen, daß der König
hier sein Hauptquartier nehmen wird, ich
vermuthe das, wenigstens s«ine General«
und Räthe sowie die srtmdt» Gesandter
werden ihn umgtben. Von hier aus wer
den der vorrückenden Armee dit Befehl«
zugehen, der König bltibt ja durch du
Eistnbahntn mit ihr in Verbindung
Wodurch Sit «S ermöglichen wollen, silf
mit dem Hauptquartier in Verbindung zu
setzen, weiß ich nicht, ich überlasse da«
Ihnen und bezweifle nicht, daß es Ihne»
gelingen wird. Sie werdtn vielleicht,
wenn Sie sich darum btmühtn, tinigt hö-
Herr Offiziere in Quartier trhalkn unt
bti Ihrer Liebenswürdigkeit und den
Zauber Ihrer Erscheinung kann eS Ihne»
nicht schwtr fallen, die alten Herren zu be
den."
„Das wäre der erste Weg," sagte Frau
Turnstedt nickend.
„Die anderen zu suchen, sttllt ich Ihrtir
Ermtffen anhtim," tntgtgntle dtr Ge
neral, „alle Auslagen iverdrn Ihnen »er
gütet und dit betreffenden Summen sollen
im Voraus Ihnen angewlestn ivtrdtn,
Vorzüglich richten Sit Ihr Augenmerl
darauf, unttr wtlchtn Bedingungt« man
un« ttn Fritdt» anzubiettn gedenkt,
welche Bewegungen die Armeen machen
sollen und wie dit Stimmung dtr Be
völkerung ist."
„Das Alles hoffe ich zu erfahren."
„Da« Forschungen mel
den Sie so rasch wit möglich nach Wien,
Hier sind sechs Adressen, schlichte büraer
liche Namen, an welche Sie Ihre Briefe
abwechselnd richten. Die Beamten de«
Ministeriums werden täglich nachfragen,
ob Briefe angekommen flud. Anch wän
t« raihsam, wtnn Früultin Fanny dann
und wann es übtrnthmt, dit Adressen zu
schreiben, die preußischen Postbeamten stni
vortrefflich geschult und das Briesgeheim
niß ist in einem vom Feindt occupirten
Lande keineswegs geschützt."
Der General erhob sich.
„Halt, ich kenne einen bessern Weg,'
sagte Frau Turnstedt, „tr wird mir ein«
Empsthlungskartt verschaffen, die mir der
Weg zum Könige bahnt."
Dtr Gtneral blickte fragend auf.
„Vorhin vernahm ich da» Gerücht, das
einigt fanatistrte Ezechen eiutn Bund ge>
schloffen haben, der nichts Geringeres be>
zweckt, als den Hradschin in die Lust zu
sprengen, sobald der König sich in den
Gemächern desselben befindet."
„Beim Himmel, das wäre vielleichi
eint That, dt«» Oestreich rettete!" rief dei
feil?"
„Baron von Sandstein theilte es mu
mit."
„Baron von Sandstein?"
„Seine Güter liegen in Tyrol."
„Ich kenne ihn nicht."
„Er ist »in Edelmann in dt» Worte.
„Hm es kann eins jener alberne,
Gerüchte sein, dit In solchen Zeiten er
funden werden, um Schrecke» und Ler
„Ich^glaube da« utcht, diesen Czechev
und Slowacke» traue ich Alles zu. Dei
Haß, den sie gegen Preußen hegen —"
„Erklärt manche«, Madame, aber dies,
Ao. 13.
„Man behauptet, Alles sei vorbereitet,
Minen schon gelegt —"
„Wohlan, so eilen Sie in's Haupt
quartier und entdecken Sie dem General
das entsetzliche Geheimniß, Sie werden
sich dadurch seine Gunst erwerbe» und
später dem Könige vorgestellt werden."
„Triumphiren Sie nicht zu früh, die
Preußen siud schweigsame, verschlossene
Leute, aber auch sie könne» den Damen
Nachrichten von Ihnen zu erhalt«!.''
Frau Turnstedt gab ihrem Gast das
Geleite bis zur Treppe und trat dann
an« Fenster, um ihm gedankenvoll nachzu
blicken.
der Menge schreiten, sein Reitknecht er-
Augtnblick dem Blick der Wittwe ent
schwunden.
Als stch Frau Turnstedt umwandte,
war Fanny wieder eingetreten. Das
Mädchen fragte nicht, wer der Gast ge
wesen sei und welchen Zweck sein Besuch
gehabt habe, sie wußte, daß ihre Mutter
solche Fragen nicht liebte und daß ihre
Neugierde nicht befriedigt würde, wenn
Frau Turnstpdt Gründe hatte, zu schwei
gen.
Und das Letztere schien auch jetzt der
Fall zu sein.
„Wie gefällt Dir der Baron von Sand
stein?" fragte Frau Turnstedt nach einer
langen Pause, und der Ton ihrer Stimme
klang so kalt und gleichgiltig, daß Nie
mand dieser Frage eine tiefere Bedeutung
unterschieben konnte. „Er ist ein feinge
bildeter Kavalier, ein sehr angenehmer
und liebenswürdiger Herr!"
Fanny blickte von ihrer Stickerei nicht
auf.
„Er besitzt die Gewandtheit eines Welt»
„Verlangst Du von einen« Edelmann
gediegene Kenntnisse? Er wird sie in
feinem Facht besitzen —"
„In welchem Fache?"
„In der Landwirthfchaft."
Güter —"
„Mutter, aufrichtig gesagt, halte ich ihn
Ueberrascht blickte Frau Turnstedt ihre
Tochter an, aber gleich darauf glitt ein
Zug der Geringschätzung über ihr Gesicht.
„Das ist ein oberflächliches und durch
aus ungerechtfertigtes Urtheil," sagte fle.
„Es stützt sich auf meine Beobach
tungen."
„Ach so!"
„Spotte uicht. In gewissen Augen
blicken kehrt der Baron eine Seite heraus
die ich mit der Bildung eines Edelmannes
nicht wohl vereinigen kann. Dann denke
ich immer —"
„Nun? Ich bin begierig, Deine Mei
nung anzuhören."
ES lag so viel herber Spott in diesen
Worten, daß Fanny stch tief verletzt fühlt»,
das Blut schoß ihr in die Wangen, und
grau Turnstedt konnte, wenn sie gerecht
sein wollte, ihrer Tochter keinen Borwurf
darüber machen, daß diese denselben Ton
anschlug.
„Meine Meinung hat so gut ihre
Berechtigung, wie di« jede« andern Men
schen," entgegnete Fanny mit blitzenden
Augen, „aber ich halte damit zurück und
es ist besser, wir gehen nicht weiter aus
diese« Punkt ein. Ich liebe es nicht, mich
über Meinungsverschiedenheiten in einen
Wortwechsel einzulassen, dem Dein Macht
wort in der Regel da« Ziel setzt."
Frau Turnstedt zuckte die Achseln und
trat an'« Ftnster zurück.
„Wlr sind ihm zu Dank verpflichtet,"
ihm freundlich und höflich zu begegnen."
„Das ist ein anderer Punkt," erwiderte
Fanny ruhig, „ich werde es an Höflichkeit
ihm gegenüber nie fehlen lassen."
„Und wa« seine Stellung betrifft, so
vertraue ich darauf, daß fle un« einst vot»
großem Nutzen sein kann."
„Du denkst noch immer an die früheren
ehrgeizigen Träume?"
„Ehrgeizig in Deinem Interesse, mein
Kind."
„Du weißt, wie ich darüber denke."
„Und- Du weist au», daß Ich Deine
Ansichten darüber weder billigen noch re>
spectiren werde."
Fanny blickte betroffen auf.
~Wa« hast Du nur?" fragte sie beun
ruhigt. „Du bist heute so schroff, so —'
brach die Mutter fle. „Du weißt, ich spio
niere nicht, ich habe bisher stet« geglaubt,