Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 18, 1869, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
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Dr.
Deutscher Arzt,
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FreSco-, HauS- und Tchild-Maler,
Das
Testament des Trödlers.
Bon Ewald August Aönig.
(Fortsetzung.)
Tie durchwanderten die rauchendes
Trümmer des Dorfes Nosiiiß, in welchem
sie »eben den ausgethürmten Leichen ein
bald darauf die Ortschaft Wschcstar.
In der Nähe dieses OrtS auf einer An
höhe lag eine Scheune, die Fahne mit dem
rothen Kren; bezeichnete sie als Verbands
„Suchen wir dort," sagte der Haupt
mann, „es ist möglich, daß Georg dorthin
gebracht worden ist."
Ein entsetzlicher Anblick bot sich ihnen
dar, als sie in die Nähe der Scheune kamen.
Von allen Seite» wurde» Verwundete
Mehr de»» süiifhuiidert Verwundete
lagen in ihr, dürftig auf Stroh gebettet,
und aus dem Wimmern, Stöhnen, Aechzen
aber die Gewißheit, daß man die ilte
dieser Unglückliche» nicht erfülle» koniile.
Die Oestreicher und wohl noch mehr die
fanatisirten Betvohner der Gegend hatten
port anlangte, der nur für einige Minuten
den brennenden Durst löschen konnte.
Auch vor der Scheune lagen einige
Hundert dieser Unglücklichen zitternd vor
Frost auf der Erde und die Aerzte waren
vollauf beschäftigt, zu amputiren und zu
verbinden.
Ein Arzt, an den sie sich wandte», wür
digte die Fragenden nicht einmal eines
Blickes.
gebunden.
„Stören wir ihn nicht," sagte Theodor
leise, „er kann uns keine Auskunst gehen "
In diesem Augenblick hörte Theodor
seinen Namen rufen, in der nächsten Mi-
Hermann.
Seine erste Frage galt Georg.
„Hier ist er nicht," erwiderte Hermann
bestürzt, „wenn er bei Ehlum gefallen ist,
s» liegt er vielleicht in dem Lazareth bei
RoSberitz."
gesunden haben."
„Ich denke, e» ist das beste, wir gehen
unverzüglich dahin, wo er gefallen ist,"
meinte Theodor, „finden wir ihn dort nicht
mehr, so haben wir wenigstens die Beruhi
gung, daß er gesunden und fortgebracht
worden ist."
Der Hauptmann stimmte diesem Vor
schlage bei, man verabschiedete sich von dem
Doctor und marschirte weiter.
Rauch- und Feuersäulen sah nian in der
Ferne emporsteige», dazwischen hörte man
einzelne Gewehr- und Kanonen-Schüsse.
Ueberau zerrissene Hecken und zerschossene
j Bäume, zertretene Saaten und zertiüm
inerte Hütten, überall die entsetzlichen
Spuren des Vernichtungskampfes, des
Kampfes, in welchem Deutschland für die
Sünden seiner Diplomaten geblutet hatte.
Zwischen Rosberitz nnd Ehluni lag da«
Gehölz, in welchen, Georg am Nachmit
tag gefallen war. Aber trotzdem derHaupt
maiin sich die Stelle gena» gemerkt Halle,
fiel e» ihm jetzt doch schwer, sich zu orien
tiren, er fand da« Terrain »ollständig ver
ändert.
Leichen und Trümmer bedeckten die
Wege, die Hecken und kleinen Gebüsche
waren verschwunden, es schien eine ganz
andere Gegend zu sein.
Die Hecken an den Abhängen waren zer
rissen, auf ihnen lagen die Leichen, die
weißen Röcke der Oestreicher gaben den
Gruppe» etwas Grauenerregendes.
„Dort muß es sein," sagte der Haupt
mann, auf einen Punkt zeigend, auf wel
chem hie und da einzelne Bäume und nie
driges Gesträuch die Trümmer überragten,
„ich entsinne mich, daß ich von hier ans
meine Granaten in den Knäuel der
henden warf."
„Halt," nahm Tümpel das Wort, „ha
ben wir so lange gesucht, wird'S wohl nicht
darauf ankommen, ob wir eine Viertel
stundefrüher oder später ankommen. Seht
her, ich hoffe eine angenehme Entdeckung
gemacht zu haben."
„Was wird'S sein!" erwiderte Theodor
ungeduldig. „Sollen wir mit der Durch
suchung dieses Wagens die kostbare Zeit
verlieren."
Tümpel stand schon auf dem Rade des
leichten, zierlich gebauten Wagens, um ihn
zu öffnen.
„Es ist eine OfsizierS-Equipage," sagte
der Hauptmann, „ich hätte nichts dagegen,
wenn wir eine Flasche Wein oder Rum
fänden."
„Himmeldonnerwetter!" rief Tümpel,
dem es gelungen war, den Deck.l emporzu
heben. „Seit wann ist es Sitte, daß man
die Leichen Bomben und Granaten, die
Kerle sind nur betrunken!"
„Was ist?" fragte der Hauptmann.
„Sind es Leute von den Unfrigen?"
„Nein Oestreich»."
sagen Sie?"
„Zu Besehl."
„Na, dann werfen Sie die Kerle heraus,
aber sehen Sie zu, ob sie verwundet find."
Der Unteroffizier hatte den Befehl nicht
abgewartet, mit dem KnaufdeS Faschinen
»lesserS weckte er die Beiden, die in dem
Wagen lagen.
Sie stierten Ihn mit ihren glasigen Au
gen an uud erhoben sich mechanisch.
Kaun, aber standen sie dem Unteroffi
zier gegenüber, als einer von ihnen in die
Biusttasche griff, ein Schuß blitzle auf, die
Kugel riß dem Arglosen die Mütze vom
Kopf.
„Dem Hallunken sollen neunundnenn-
Tümpel hatte das Faschinenmesser schon
erhoben, der Oestreicher bat um Pardon.
„Euch soll der Teufel hol?« !" rief der
Unteroffizier. „Heraus aus dein Wagen,
heimtückische Schufte."
erste Entdeckung, welche Tümpel machte,
war die, daß ste iiur östreichische Röcke
trugen.
henden umklammerte und ihn niederwarf,
„die östreichischen Soldaten sind nicht so
ehrlos, daß sie de» Meuchelmord versuchen."
ES waren zerlumpte Gestalten, Vaga
bunden mit heimtückischen Gaunerphpsiog-
Sie behaupteten, der östreichischen Ar
mee anzugehören und verlangten, als
die Berauschten den heftigsten Widerstand
leisteten.
Das Resultat entsprach ganz den Er
wartungen. Man fand einige Uhren,
ihnen, außerdem blutige Messer, spitze In
strumente, Revolver und andere
Dinge, die mit Sicherheit auf ihr Gewer
überlasse die Scheusale Ihnen. Kommen
Sie, Herr Lieutenant, wir wollen sehen,
ob die Schufte auch etwas für uns übrig
gelassen haben."
Er stieg auf das Rad, Theodor folgte
ihm.
Die Mühe war nicht vergeblich.
Man fand, einige Flaschen Wein, ei»
mit Brot »nd Wurst gefülltes Körbchen
und einen Flaschen Korb, der mehrere mit
Cognac und Rum gefüllte Krüge enthielt.
Man hatte diese Entdeckung eben ge
macht und der Hauptmann stand schon im
Begriff, eine Flasche zu enlkorke», als hin
ter dem Wage» zwei Schüsse rasch «ach
Eine Flasche wurde geleert, der Unter
offizier bclud sich mit dem Flaschenkorb,
während Theodor und der Hauptmann die
übrigen Flaschen und Körbchen trugen.
Die Beute war zu kostbar und unter
den obwaltenden Behältnissen zu werth
voll, als daß man auf sie hätte verzichten
mögen.
Bevor man den Marsch fortsetzte, nahm
man einen Imbiß zu sich, beim Anblick
dieser lang entbehrten und oft ersehnten
Leckerbissen war der Magen rebellisch ge<
worden.
„Wo sind die Beiden?" fragte der
„Abgerelstzur großen Armee," erwiderte
Tümpel ruhig.
„Erschossen?" fragte Theodor bestürzt.
Der Unteroffizier ließ sich in feiner an
genehmen Beschäftigung nicht störe», er
setzte erst den Krug ab, nachdem er einen
tiefen Zug aus ihm gethan hatte.
„Ich denke, das Wort „gerichtet" paßt
besser," versetzte er, „lassen Sie sich keine
grauen Haare deshalb wachsen. Die bei
ihnen gefundenen Gegenstände habeich in
meinem Brotbeutel, ich werie sie meinem
Obersten übergeben und dabei Bericht er
statten."
Ein lauter Hilserufertönte in der Ferne,
er wiedeiholle sich, dann fiel ein Kanonen
schuß.
„Mein Gott es war die Stimme
meines Bruders," sagte Theodor entsetzt.
„Er ist wahrscheinlich in Gefahr —"
„Wer es auch sein mag, eilen wir hin,"
des nicht erkannt, ich möchte bezweifeln —"
„Aber ich erkannte sie glauben Sie
mir."
Der Wein hatte die sinkenden Kräfte
belebt, mit gezogenen Säbeln eilten die
Offiziere der Richtung zu, aus welcher der
R»f gekommen war.
12. Kapitel.
Die Hyäne» des Schlachtfeldes.
Vertrauend auf das Versprechen seiner
Leute, daß er nach der Schlacht abgeholt
werden sollte, hatte Georg sich mit Auf
dielung seiner letzten Kräfte unter dichtes
Gesträuch geschleppt.
Der Fuß schmerzte ih», bei jeder Be
weguug fühlte er de» rasenden Schmerz,
der ihn einer Ohnmacht nahe brachte.
Dazu stellte ein breniieuder Durst sich em
und weit und breit ließ kein lebendes
Wesen sich blicken, welches er um Hilse
hätte ansprechen könne».
Verlassenheit doppelt drückend, aber er
mußte sich gedulden, er selbst hatte es ja
so gewollt.
Wie konnte er auch verlange», daß man
in dem Toben »nd Gewühl? dieses Kampfes
sich um ihn, den Einzelnen, bekümmern
sollte, da ja das Geschick eines ganze»
Staates sich i» dieser Schlacht entscheiden
niußte!
Mancherlei Gedanken tauchten in seiner
Seele auf, bunte Bilder der Vergangen
heit, an welche die Bilder der Gegenwart
und an die Möglichkeit, sie in Prag wie
der zu sehe». >
Er dachte an so Manches, was er
Er gedachte feines Oheims, auf dessen
Hinterlassenschaft er so große Hoffnungen
gebaut hatte, an den Mörder des allen
Mannes und an die Aufforderung des
Notars, die Erbin in Böhmen aufzusu
chen.
strichen.
Da, horch—da» Getümmel des Kampfes
nähert sich wieder, in der Nähe fallen
Schüsse.
Deutlich vernahm Georg den Huffchlag
Ao. 11.
der Rosse, das Rollen der Geschützräder,
den festen Tritt der Infaiiteric Kolon
follte hier noch einmal ein Kampf sich
entwickeln?
In der Ferne sah er Waffen blitzen,
er bemerkte die weißen Röcke der Oest
reicher.
der Gedanke, in Gefangenschaft zu ge
rathen, war ihm fürchterlich.
Er legte sich nieder, es war kein ,-jwei
sel, die Oestrcicher näherten sich diesem
Punkte.
Eine Batterie fuhr vor den Augen
Georgs auf, östreichische Cuirassiere bilde
ten die Bedeckung.
Die Preußen folgten ihnen auf dem
Fuße, ein östreichisches Jnfanteriebataillon
erschien aus dem Plateau.
Einige Schwadronen preußischer Hu
saren sprengten mit Windeseile gegen das
Bataillon an, preußische Jäger und
Füsiliere eröffneten das Gefecht.
Von einer nahe» Anhöhe warf eine
preußische Batterie ihre Granaten unter
die Bedienungsmannschaft der Geschütze
und die Enlrasfire, die Husaren warfen sich
auf das Bataillon, sprengten es ansei»'
ander u»d hieben die Fliehenden nieder.
Ihrem Anprall konnten auch die Eni
rassiere nicht widerstehen, sie wurden zuriick
geworse», die Kanoniere neben ihren Ge
schützen zlisamniengehaucn.
In der Nähe Georgs stand eins dieser
Geschütze, es hatte zum letzten Male ge
laden und trotzdem schon Alles verloren
Ein Husar hieb ihn in diesem Augen
blick nieder, die Leichen lhürmten sich auf
einander, ei» betäubcudes Geschrei erhob
sich, mit lautem Hurrahruf sprengte» die
Husaren den Fliehende» nach, während
die preußische Infanterie im Sturmschritt
ihnen solgte.
Das war das letzte, was Georg sah,
eine Ohnmacht, gegen die er lange müh
sam angekämpft hatte, schloß seine Augen.
Als er erwachte, senkte die Nacht schon
ihre dunklen Schatten auf die zertretene»
Flure» nieder.
Wimmern und Stöhne», schmerzliches
Aechzen und das Röcheln der Sterbenden
waren die ersten Laute, die Georg ver-
Er versuchte, sich den Grnppen z» nä
hern, die ihn iimriiigtk», schauerliche
Gruppen, die Grauen und Entsetze» ein
flößen mußten.
Aher Georg empsand kein Grauen mehr,
die jüngsten Tage mit ihren Erlebnissen,
ihren Anstrengungen und Entbehrungen
hatten ihn abgestumpft.
Er hoffte, bei den Verwundeten oder
Todten elwas zu finden, womit er den
brennenden Durst lösche» konnte, schon
die Gesellschaft der erstere» war ihm tröst
lich.
Husar und ei» Trompeter der östreichtsche»
Cuirassiere lagen hier friedlich vereint, alle
schwer verwundet, unfähig sich aufzurich
ten oder vorwärts zu hewegen und dennoch
frohen Muthes.
„Preußische Artillerie?" fragte der Un
teroffizier erstaunt, als er Georg erblickte.
„Woher des Weges, Kamerad?"
„Dort ans dem Gebüsch," erwiderte
„Ihr hallet vor uns hier ein Rcncoi,'
tre?" fragte der Trompeter.
„Ich stand hier mit zwei Geschüpe»."
„Und Deine Kanoniere ließen Dich lie
gen?" fragte der Jäger.
»er anzunehmen. Ist kei» Tropfen mehr
in Euren Flasche»? Ich verschmachte vor
Durst."
„aber 's ist einerlei, ob ich hier oder im La
zareth sterbe. Nur einen Wunsch habe ich
»och, die Versicherung der Erfüllung
würde mir das Sterbe» erleichtern."
„Nenne ih»," sagte Georg, „wenn es
i» der Möglichkeit liegt, ihn zu erfüllen,
so darfst Du mit der Gewißheit scheiden,
daß er erfüllt wird."
Der Husar blickte i» schmerzlichem Sin
nen vor sich hin.
Der Seclenscb»'>erz überwiegte das pH?,
stscbe Leben, die Hand aus die Wunde
gepreßt, in der das Totesblei steckte, saß
er da, das Hanpt an's Rad gelehnt und
von Zeit zu Zeit zuckte es über sein Ant-
Up wie fernes Wetterleuchten.