Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 28, 1869, Image 1

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    Scrunton Mackendlütt
S. Jahrgang.
Dr. F. Bodeman,
Sedar Straße,
Im Hause d»S Herrn Peter gränz.
Ofsice-Stuade», Morgens von B—S
Nachmittags „ 3—<i
Abends „ B—S
theilen. 7mz7
Dr, Vainill Krejei,
Arzt, Wundarzt u. Geburtshelfer,
ordinirt von 11 Nhr Vormittags bis 3 Uhr Nach
tag? 3'llhr Nachm" Wn?"
Dr.
Deutscher Arzt.
Wundarzt und Geburtshelfer.
Gustav Yahn,
»iftu, «erden schnell ausgestellt.
Office mit Dtanle, Woodward, <tsg., Franklin
Ltraße, der PreSbpterianischcn «irche gegenüber,
tv. Januar ISÄZ. da
Sh«s. Dupo»t Breck,
Advokat und Sachwalter,
Serner Agent fiir die Coming llount» Mutual
Versicherung« I»., inkorporirt lkt». Kapital über
Friedrich Schräder,
Aarlip«rill« und Mineralwasser,
Fabrik in Sprucestra^ße,zwischen Penn u. Wvo
Porter, Ale und Lagerbier.
in glaschen, wird zu den niedrigsten Preisen im
Großen nach allen Platzen der itity kostenfrei ge-
25 Ihe i i <Se
Gesundheit sehr zuträgttch ist. TaS Geschäft steh.
Hinter meiner persönlichen Leitung, nnd volle Zu
»riedenheit wird garanlir».
Aufträge, welche bei Herrn John Zeidler abge-
«der durchdie Post mir zugesandt werden,
26b« Fr. Schräder,
st. Stewart Potter, Nachfolger von
G. H. Walter,
Schiff«- u«d Affeeura«z-Age»t,
Avenue, nahe dem Depot.
Der Unterzeichnete empfiehl» sich zur Beforder
ung »»» Personen und Packelen »on und na»
irgend einem Platze in Teutschland, Frankreich,
«tngland, Ealifornien, TeraS und Meriko, sowie
,ur Besorgung »on Vollwachten, Reise-Passen,
Geldsendungen uud Geld-Einziehung»«.
Auch ist derselbe Agent für einige der sichersten
«nd besten geuer- und Veben.VersicherungS-Lo.
Alle Arten von Eonirakten fertigt aus
G. H. Walter.
Scranton, 3». Jan. !86ti. tj
M. «reeul
Weine», Cigarre», Str.,
immer »orräthig zu dem niedrigsten Marktpreise.
Waaren »erden kostenfrei nach jedem Theil,
der Eit» abgeliefert.
Dankend fiir da« bisherige Zutrauen, bittet ei
um Erhaltung desselben in der Zukunft.
t 2. Juli lök«.—ba
Lackawauua Avenue HI«
Philipp Doersam,
hält ei» mtt Vorsicht ausgewählte« La
5 »«5, welche er a!?« Beste schneidet und mach
«»» billiger, als dieselben Stosse und Kleider ir
end», in »er Stadt angefertigt werdeu konneu.
Aveuue^R«
Scranton
Me
W«eksiälle in No. 4 Eliff Straße, Office iv
„Scranton Haus."
Messingene Hähne, Äußardeilen, Bierpumpen
'Modelle und jede ander« Arbeit pünktlich besorg!
Fertige Arbeit an Hand oder auf Bestellung an
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Jatot'Sraft, Schmied,
jetzt einen guten Wagner beschäftigt, «elcher gu>
und daukrdofte Arbeit liefert. Er bittet dabee m
fleißigen Zuspruch und garantirt prompte uu
»illigr Arbeil. lüo
Blatter Tnback
Karl D. Nruffer,
Kappen- Fabriklut,
btnste Anzeige, daß ich wohlassor-
Art Spielsache», Bli -
cher -c. Bestellungen auf deutsch« und
l^ r"?!e«ffee,
(Yünster Lk Kull,
Großes Mobilien-Lager,
Au"zlrh^T^scht°,^Bm
kel- und andere Stühle, Ainderstühlchen, Mar
mor-Tische, Ruhbetten, Sopha'S, Spiegel jeder
Größe; kurz, alle in unser Fach einschlagende Ar
lauben.
Scranton. l<>. Jan. lBKli. ba
Neues Möbel- Geschst.
°er
Scranton, !ZB. gebr. 1866.
<sedarstraßc MSbel - Geschäft,
von David Neuls und Sohn.
Die Unterzeichneten benachrichtigen hiermit das
der Straß«, neben Hrn.
Nf7ba David Neuis nnd^Sohn.
F. I. Schwab,
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N 8 Süd Main Straße, oberhalb Northa«pl»u.
WilkeSbarre, Pa.
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Lebcn» - Versicherung« - EompaMk,
zu Stcw-Bork.
Kapital und lieberschuß, H <X>
Jährliches Einkommen üMMU IXI
Bcrsicheruiigen UV
29»« Penn Avenue.
Fischer und
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Groeerten und Provisionen,
halten immer »orräthig die beste Auswahl von
Grocerien, Mehl und gutter, deutsche grüchte,
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Seht Cuch vor,
so lange e» Zelt M!
Ren »hallen, »eiche'er in New-?Iort nnd anderen
gabrikorte» de« Osten« selbst ausgewählt hat und
für die jetzige den kommenden Winter
! Schuhen und Stiefeln.
! und Qualität der Waaren anbe
langt, so ist das Geschäft de« Unterzeichneten in
M Goldsmitb.
Lackawauua Aveuue,
Brock S 5 Kintz,
iO t Penn Ave.,
Familie«-
Scranton, Llijeriit Connty, Pa., Donnerstag den 28. Januar 1809.
Wilhelm Friedr. Kiesel,
Wechsel»,
Pa^a^e-^
m bedeutend ermäßigten Preisen auszustellen.
Auszahlungen vermittelst Wechsel oder durch di«
deutsche Post, gür alle durch mich besorgten Ge
besorgt. Kiesei/
I. Robinson L 5 Co.
Brauerei lind Lagerbier-Salo»,
Scranton, >». Zan/lBL<>. b?>
George Pfeffer,
Blech- und Eisenwaaren,
Hält immer rorrälhig ein gute Auswahl von
neuen Oes«», Schloffer, Bänder und ähnliche Ar
tikel, sowie Blechwaaren jeder Art. Preise billig
und Waare gut. Tiagtiba
Joseph Ober,
3?l Pen» Avenue,— gabrikant «on
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stände, als Mrffer, Löffel,
bester Qualität.
Besonders empfiehlt er seine aufs dauerhafteste
gemachte Blechdächer uud Dachrinnen.
HpdraiitS, Bleiröhren uud Wasserleitungen
jeder Art. 2«iui,B
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Geo. Tanderson Li Eo.,
t a b l i r t i n l v 5 5.
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Schottland und Wales, in Summe» »on F! l
Januar lBiV." -Xaten.
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M. L. Alexander,
No. Z2l Lackawauua Ave»«»,
fabrizirt und hält vorräthiz
Bildrrrahmrn j»d»r Größ» uud Qualität,
rl'knso Spi»g»l jeder Fa< on.
Sc Wilson
Ääli-Maschine,
auf welcher man eiu Tausend >tnopflöch»r täglich
Das diutsche Publikum ist zu einem Besuche
meines EtabUssemeutS ergeben» eingeladen und
7jrZm M. L. Alerauder,
Spart Gner Geld.
Scranton Spartasse.
Di»s»S Institut ist rröffnet in
Maschinisten,
Min «r n,
Weibern,'
von den Unterzeichneten oder »on der Bank zu !e-
Zame« Blair, Präsident.
Jame« Archbald, > m.v. «.,55......
JohnH.Sutphin, j P>"'Pr>'l>denten.
OScar S. Moore, Eashier.
Direktoren und Verwalter.
James Blair. John Handle»,
JameS Archbald, Sanford Grant,
John H. Sutphin, T. F. Hunt.
Daniel Howell, George Fisher,
3. Okt. 1867^
John Rosen, Küfer,
empfiehlt sich dem deutsche« Publikum von Scran
ton und Umgehend zur Anfertiguna »on allen in
sein Geschäft einschlagenden neuen Arbeiten. Re
paratureu werden ebenfalls prompt und zur -iu>
friedend«!! besorg».
Zu erfragen (icke der Tedar und Alderstraße,
11. Ward, «der in Herrn Robinsons Brauerei.
Johu Ros«n, Küf»r.
GefchäftS-Karteu. !
C. K. Carman, Händlerin
PineßrookKohlen
Office in No. 109 Penn Avenue,
SM Scranton, Pa. lj j
F. D. Collins,
RechtS-Rnwalt,
Peter Creter,
HauS-, Schild-,
Fresco- L 5 Ornamental-Maler,
Fredr. W Günster,
deutscher Advokat u. Rechtsanwalt,
(Office mit W. G. Ward,)
A. V. Konarson,
deutscher Uhrmacher Li Juwelier.
Wyoming A«e., gegenüber tcm Wyoming Hau«,
Scranton, lg. Jan. IBKL ba
Deutsche Apotheke,
TIS Lacka Wanna Avenue.
schrägüber dem Wyoming Haus»,
H. F. Lobrck. »
(5. Merrifleld,
Advokat und Sachwalter,
Scranton, Pa.
Office in John Zeidler'S neuem Block, Lucka-
Wanna Avenue. l!)mz8
'J. M. <5. Ranck, Advstat,
Scranton, Pa.,
sesoll. » s. »XvW.
Fresco-, HauS- und Schild-Maler,
No. 35 Cedarstraße, Scranton, Pa.
Besondere Aufmerksamkeit wird FreSco und
Schild Malereien gewidmet. 7m!Bba
Das
Testament des Trödlers.
(Fortsetzung.)
Fanny fühlt« kein« Lust, die llnterhal
tung ivitdtr zu b«gi»nen, fie war nach
denklich geworden.
Seitdem fie wußte, welche Pläne ihr«
Mutter verfolgt«, hatte sie einen großen
Theil ihrer Achtung und Ehrerbietung
verloren, «s widerstrebte ihrem Charakter
und ihrem Ehrgefühl, diese Pläne gntzu
heißen.
Si« war schlicht und «insach «rzogen,
ihr« Wünsche und Hoffnungen stiegen nicht
höher als zum Besitz eines bescheidenen
Herds, der Glanz, welcher die höher«»
Ständ« umstrahlt«, bl«ndete ste nicht.
Dennoch war sie nicht ganz frei von
Eit«lk«it, daß st« drn Zutritt zu diesen
Kreisen nicht hätte wünschenswerth finden
müssen. Aber die Mittel, deren Frau Turn
stedt sich bediente, um dieses Ziel zu «rr«i
cheu, waren zu unehrenhaft, alsdaßgannv
ste billigen konnte.
Nach «iner ziemlich langen Fahrt er
reichte der Wagen, der zu verschiedenen
Malen von Patrouillen angehalten wor
den war, das Städtchen Opotschna.
Hier lag das sechste ArmeecorpS der Oe
sterreicher, welches Baron Ramming be
fehligte.
Frau Turustedt schickte den Wagen in
ein Gasthaus und bat Fanny, sie dort zu
erwarten, sie selbst ging in das Duartier
des F«ldmarschall Li«utenants, der ste au
genblicklich vorließ.
Baron Ramming empfing die schöne
Frau mit einer Courtoisie, wie si« den
österreichischen Offizieren angeboren ist, «r
gab seinem Adjutanten einen Wink, da«
Zimmer zu v»rlassen und bat die Wittwe,
Platz zu nehmen.
„Ich habe Sie scbo» gestern erwartet,"
sagte er, „und ich hoffe, daß Sie mir sichere
Nachrichten bringen."
„Eben deßhalb komme ich erst heute,"
erwidert« Frau Turnstedt lächelnd, „die
Preußen sind mißtrauisch und vorsichtig,
! sie lassen sich so l«icht nicht in di« Karten
' blicken. Die schlesische Armee, welche ter
Kronprinz von Preußen befehligt, zählt
dr«i Armetcorps, vi«lleicht hundertund
! zwanzigtausend Mann, ein ArmeecorpS
steht an der Neisse, das zweite bei LandS
! Hut, das sechste ArmeecorpS wird auf Ol
j mich zu marschiren."
Der General war rasch an den Tisch
getreten, auf welchem Karten und Pläne
ausgebreitet lagen.
! Er schüttelte zweifelnd da« Haupt,
j „Mir scheint das nicht so ganz richtig
zu sein," sagte er gedankenvoll, „zwar
glaubt auch Benedek, daß die Preußen die
Richtung auf Olmütz nehmen werden,
aber ich meine, einen solchen strategischen
nau den ersten Stoß aushalten müssen,
daß hier schon die Entscheidung liegt,
' welch» Benedek bei Olmüp suchen will "
„Aber ich versichere Sie, Excellenz, daß
ich die Kenntniß von jenem Plane aus
sicherer Ouelle habe."
„Ich will das nicht bestreiten, man muß
ja im preußischen Lager wissen, daß unsere
Kundschafter überall sind, da verbleitet
man geflissentlich Mittheilungen über
falsche Pläne, um uns irre zu führen.
Benedek glaubt, die Preußen in Böhmen
fangen zu können, wie man die Mäuse in
einer Falle sängt, ich meine, es sei rath
samer gewesen, die Pässe zu besetzen, den
Feind nicht in Böhme» einzulassen und
ihm nachzurücken, wenn er geschlagen ist."
Frau Turnstedt neigte sich über die
Karte und folgte aufmerksam den Ansich
ten des Gtnerals.
„Nun ich tröste mich damit, daß wir
noch einstweilen die Uebermacht haben,"
fuhr der Barou fort, „wir stehen mit sechs
ArmeecorpS hier den Preußen gegenüber,
sie müssen erdrückt werden. Wie fanden
Sie die Stimmung im preußischen La
ger?"
„Getheilt! Es wurde viel gesungen und
schwadronirt, aber Ich sah auch manches
blaffe, kummervolle Gesicht."
„Es kann nichts anders sein, diestr
Kri»g findet in Preußen keine Sympathien
und die Landwehrleute bringen nur ge
zwungen die großen Opfer. Nichtsdesto
weniger hege ich ernste Besorgnisse, die
Ausrüstung, die Verpflegung, die Waffen
sind besser bei unseren Gegnern, wir stecken
noch immer in den alten, längst als unzu
reichend und sogar verderblich erkannten
Verhältnissen. Es ruht ein Fluch auf un
serem Oesterreich, der, daß wir nie »twas
lrrnen sollen!"
„Sie blicken zu schwarz, Excellenz," er
widerte Frau Turnstedt b«troffen, „unsere
Armee hat den Ruf der Tüchtigkeit und
Tapferkeit."
„Gottlob, ja, aber es hängt so manches
Bleigewicht an unsern Füßen und das
zieht uns immer wieder nieder, wenn wir
zu großen Thaten uns aufschwingen wol
len. Also bei Zuckmantel werden sie die
Grenze überschreiten? Es ist eint Scheln
demonstratio», die zur Zersplitterung un
serer Streitkräfte führen wird. Wir wer
den genöthigt fein, die schlesische Armee
an mehreren Punkten zu beobachten und
aufzuhalten und müssen doch auch eine
bedeutende Macht der Elb-Armee eutge
genwerfen, die aus Sachsen im Anrücken
begriffen ist. N»n, Gott schütze Oester
reich!"
„Excellenz, ich werde mich dieser Stunde
erinnern, wenn wir mit klingendem Spiel
in Berlin einrücken."
Ein bedeutsames Lächeln glitt über das
wettergebrännte Antlitz des Generals.
„Hat auch Sie dieser Siegesschwindel
schon ergriffen?" fragte er. „Die Prahle
reien des General von Zdelsheim, so sehr
ste auch von patriotischer Gesinnung zeu
gen mögen, wären besser unterblieben, sie
werden uns später vielleicht theuer zu ste
hen kommen. Verzagt bin ich nicht, das
sei ferne, aber ich sehe ernst den kommen
den Dingen entgegen, ich kenne den Geist
uns viel zu schaffe» machen."
„Dennoch hoffe ich mit Zuversicht auf
den Sieg des österreichischen Doppelad
lers, Exeellenz," sagte Frau Turnstedt.
„Befehlen Ste, daß ich noch einmal hin
wä'e es mir, wenn meine schöne Freundin
in der Nähe bleiben wollte, man kann
nicht wissen —"
„Wenn Excellenz mir und »itiner Toch
ter Ouartier verschaffe» wolle» —"
„Fanny begleitet Sie?"
„Ja."
„Ah fürchten Sie nickt die Gefah
ren —"
„Ich wollte sie nach Prag schicken, aber
sie bestand darauf, mich zu begleiten."
Der General dachte nack.
kein Ouartier geben," sagte er nach einer
Weile; „fahren Sie nach Nachod und
wenn Sie dort keinen Platz finde», so rei»
lenz für Sie sorgen."
Frau Turnstedt blieb zögernd stehen,
trotzdem ein Wink des Generals ihr be
i greiflich machte, daß er die Unterhaltung
! beendet zu sehen wünsche.
Reise unternommen hatte," sagte sie.
Der General blickte fragend auf.
> „Zweifeln Sie daran, daß diese Bedin
gungen erfüllt werden?" erwidei te er.
„Durchaus nicht, aber ich glaube, es
, würde ihre Erfüllung erleichtern, wenn
l des Kaisers Majestät schon jetzt von mei-
ueu Diensten in Kenntniß gesetzt —"
„Ich versichere Sie, daß es geschehen
wird."
„Und der Adelsbrief —" >
werden begreifen, daß unter den augen
blicklich obwaltenden Verhältnissen Ihren
Wünschen nicht sofort Rechnung getragen
werden kann. In Wie» ist man mit an
dere» Dinge» beschäftigt, aber verlasse»
Sie sich daraus, daß ich de» Adelsbrief!
für Sie auswirke» werde. Auch sollen >
Sie, wie die« ja auch bedungen ist, für
Ihre Mühe und Auslagen reich entschä- !
digt werden."
Damit mußte Frau Turnstedt sich be
gnügen, sie verließ am nächsten Morgen
da« Städtchen und reiste nach Nachod.
ES war unmöglich, hier Quartier zu
erhalten, die österreichischen Truppen hat
ten sich aller Schenken und sogar der Prt
vathäuser bemächtigt, die beiden Damen
mußten ihre Reise fortsetzen.
Fanny bat die Mutter, sich von dem
Kriegsschauplatze zu entfernen, und diese
Bitte war um so mehr begründet, als di«
Damen schon zu verschiedenen Malen sich
genöthigt gesehen hatten, den Schutz der
Offiziere gegen die Rohheit einzelner
Soldaten und Patrouillen in Anspruch
Frau Turnstedt wies die Bitte zurück,
sie wandle ihre Beziehungen zu den öster
reichischen Generalen vor und hegte da
bei die sichere Hoffnung, daß sie schon nach
wringe» Tage» in der angenehmen Lage
sein werde, sich dem Siegeszuge der Oester
reicher anschließe» z» können.
In der Abenddämmerung des 24. Juni
kamen die Damen in Trautenau an.
Sie fanden auch hier österreichische
Truppen, aber es gelang ihnen doch, in
dem Gasthofe am Markte ein Zimmer zu
erhalten.
Während Frau Turnstedt mit dem Be
sitzer des Gasthofes unterhandelte, be
mcrkte sie in der Scha»kstube einen Mann,
der sie unverwandt beobachtete, und dessen
Gesichtszüge ihr bekannt zu sein schienen.
Wann und wo sie ihn früher gesehen
hatte, war ihr im ersten Augenblick nicht
erinnerlich, aber eine Ahnung sagte ihr,
daß die Begegnung mit ihm ihr Unan
nehmlichkeiten bereiten werde.
Es war ein widerwärtige«, ausgedunse
ne« Gesicht, welche« den Stempel der Ge
meinheit trug, und e« lag in seinem Blick
etwas, was wohl geeignet war, Mißtrauen
und Abneigung zu wecken.
Ais sie die Gaststube verließ, um sich in
das ihr angewiesene Zimmer zu begebe«,
erhob dieser Mann sich; er wechselt» mit
dem Wirth einige Worte und folgte darauf
den Damen, in deren Zimmer er trat,
ohne sich vorher anmelden zu lassen.
Und in dem Augenblicke, in welchem er
eintrat, erkannte Frau Turnstedt ihn, ihr
plötzliches, erschrecktes Zusammenfahren
Aber nur einen kurzen Augenblick
währte ihre Bestürzung, der Mann hatte
die Thüre »och nicht geschlossen, als sie in
einem kalien gemessenen Tone, als ob sie
ihn nie zuvor gesehen habe, die Frage an
ihn richtete, was ihn in dieses Zimmer
führe.
Der Vagabuud, ein solcher war er, nach
seiner äußeren Erscheinung zu urtheilen,
beantwortete diese Frage mit einem Blick,
der in das Innerste ihres Herzens ein
dringen zu wollen schien.
„Erinnern Sie sich meiner nicht mehr?"
fragte er.
„Nein," lautete die kurze Antwort.
„Es mag sein, ein bewegtes Leben kann
das Aeußere eines Menschen verändern.
Ich heiße Peter Glaser und Sie —"
„Erlauben Sie, ich sagte Ihnen schon,
daß ich Sie nicht kenne," fiel Frau
Turnstedt ihm in'S Wort „wünschen Sie
etwas von mir, so gedulden Sie sich so
lange, bis ich mich von den Anstrengungen
einer weiten Reise erholt habe."
„Das heißt mit anderen Worten, bis
Sie Gelegenheit gefunden haben, mir zu
entwischen," erwiderte Glaser rauh, „dieses
Wiedersehen mag Ihnen vielleicht nicht
angenehm sein, jedenfalls aber ist es
bedeutungsvoll für Sie, denn ich bringe
Ihnen wichtige Nachrichten."
Frau Turnstedt zuckle die Achseln.
! „Sei so gut, und bitte den Wirth, daß
er uns von diesem Unverschämten be
sr»i»n mög»," wandte sie sich zu ihrer
Tochter, welche bereitwillig diese Bitte
erfüllte. „Erkannten Sie denn nicht sofort,
daß Ich in Gegenwart meines Kindes an
die Vergangenheit nicht erinnert fein
wollte?" fuhr sie fort, nachdem Fanny das
l Zimmer verlassen hatte. „Man fällt nicht
mit der Thüre in s Haus. Haben Sie mir
etwa« Wichtiges mitzutheilen, so bestimmen
Sie den Ort, wo ich ohne Zeugen mit
Ihnen zusammentreffen kann."
Diese Wendung halte den Vagabunden
> überrascht; indeß war er erfahren genug,
die Grünte zu erkennen und zu begreifen,
welche die Wittwe zu tiefem Auftreten
bewogen.
N 0.4.
„Hch werde Sie heute Abend in der
Kapelle auf dem lohanne«berge erwar
ten," erwiderte er, rasch gefaßt.
„Gut, ich komme gegen sieben Uhr."
Der Eintritt de« Wirths brach da«
Gespräch ab.
«Ich geh» schon," sagte der Vagabund
mit rohem Lachen, „ich hatte mich geiirt,
eine täuschende Slehnlichkeit trog mich,
Madame wird entschuldigen."
Fanny blickte ihre Mutter forschend a»,
sie hatte ihr« besonderen Vermuthungen
über diesen Vorfall, aber fle fand kein»
Bestätigung dieser Vermuthungen in dem
kalten, gleichmüthlgen Autdruck ihrer Ge
stchtSzüg«.
Am Abend erklärte Frau lurnstedt
ihrer Tochter, daß sie eine Bekannte, wel
che in Trautenau wohne, besuchen wolle,
sie wünsche nicht, daß Fanny fie begleite,
zumal sie nicht wissen könne, wie ihr Be
such aufgenommen werde.
Hinter der Stadt Trautenau liegt ein
bewaldeter Berg, der Johanne«- vder Ka
pellen-Berg, dessen SpiKe die Sankt Zo-
Hanne«-Kapelle krönt.
Diesen Berg stieg Frau Turnstedt hin
an. Als sie in die Kapelle eintrat, fiel
ihr Blick aus mehrere Vagabunden, Man
ner und Weiber, die, eine verdächtig aus
sehend» Gruppe bildtnd, b»isammen stan
den und sich leise »ber eifrig miteinander
unterhielten.
Au« dieser Gruppe trat beim Erschei
nen der Wittwe Peter Glas«r h»rau«.
«er folgte ihr in die Nähe de« Altar«
und beruhigte sie über die Anwtseaheit
der Vagabunden, in deren Nähe Frau
Turnstedt sich nicht heimisch fühlte.
„Ich komme von Breslau," sagte er,
„Sie sind frei, er ist todt."
Auf dies» Nachricht schirn dir Wittw»
nicht vorb»r»itet zu sein. Ueberraschung
und Zweifel gaben sich In ihrem Blicke
kund.
„Ist da« die Wahrheit?" fragte sik.
„Welchen Zweck könnte ich haben, Si»
zu belügen?"
„Wann starb er?"
„Vor einigen lagen."
„Plötzlich?"
„Ja, ein Schlagstuß machte feinem L«.
ben ein Ende."
„Es war ein zähe« Leben."
„Gewiß, aber jedes L»b»n muß einmal
erlöschen."
„Hab«n Sie ihn vor seinem Tode b»-
sucht?"
„N»in, s«in Haß, Si» wiss»n »«—"
„Ja, ja, s»iu Haß wurzrlt» tl»f. Hi».
ttrließ er so viel, daß e« der Mühe werth
ist, sich darum zu b»w»rb»n?"
D»r Vagabund schütt«lt« den Kopf.
„Er war arm, in den letzten Jahren
hat er nichts verdient. Apropos, die jun
gt Dame, welch» Si« b»gl»it»t, ist Ihr«
Tochter?"
„Ja."
„Ein schöne« Mädchen! Weßhalb ka
men Sie nach Trautenau?"
„Haben Si« ein Recht, darnach zu sra
gen?"
Der Vagabund lächelt» höhnisch.
„Stillen Si« sich nicht so hoch übtr
mich," sagt» »r, „Si« st»h»n im Sold«
Oesterreich«, ich weiß es. Nun, mich küm
mert e« weiter nicht, aber hüten Sie sich
vor d«n Preußen, sie werden binnen weni
gen Tagen hier sein."
„Als Sieger, oder als Kriegsgefan
gene?" spottete Frau Turnstedt. „Wollen
Sie mir mit ihnen drohen?"
„Sonderbare Frage, ich selbst bin «in
österreichischer Kundschaft«»-. Ich warn«
Sie nur Ihres Kinder wegen, sollten Si»
für dieses des Schutze« eine» Mannes be
dürfen, so verfügen Sie über mich."
„Ist da« Alle«, was Sie mir zu sagen
hatten?" fragte die Wittwe kalt.
„Ja."
»Dann erlauben Sie mir, daß ich gehe
und vergessen Sie nicht, daß ich Si« nicht
empfange» werde, wenn St» mich in mei
ner Wohr.ung b»fuch»n woll»n."
Si» schritt nach di»s»n Worten rasch
hinaus, mit zusammengekniffenen Lippe»
blickt» Glas»r ihr nach.
Er hatte »in»n besser» Dank sür sein»
Nachricht »rwart»t, »in Dank, der seinen
Plänen aus halbem Wege entgegenkam,
nu» sah er sich kalt, in verletzender Weise
abgewiesen und die Wittwe gab sich den
Anschein, als ob sie nicht den geringste»
Werth auf jene Nachricht lege.
„Was habt Ihr mit der zu schaffen?"
aus seinem Brüten auf; vor ihm stand
der Kutscher, welcher Frau Turnstedt aus
Schlesien nach Trautenau gebracht hatte.
„Seid Ihr es wirklich, Schlegel?"
fragte er überrascht. „Ich vermuthete Euch
noch in Breslau und habe, aufrichtig ge
sagt, In den letzten Tagen oft an Euch
„Habt Ihr etwas vor, wobei Ihr
meiner Hilfe bedürft? Wenn etwa, dab«i
heraus kommt, bin ick nickt der Mann,
der sich zurückzieht —"
(Siebe Vieri« Teile.)