Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 21, 1869, Image 1

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Das
Testament des Trödlers.
Erzählung aus dcni Nriege he>! Jahres tSliti.
Bon llwald Äugi«A,^iönig.
(Zortschnn«.)
Kapitel.
Tie Würfet falten.
Die Ereignisse drängten sich mit uli
glaublicher und beängstigender Schnellig
keit.
A,n 14. Juni hatte Oesterreich »iit sei
rücken.
Es war an. Abend des 20. Juni, als
die Brüder zum erste» Maie seit de». Au».
Die Truppen lagen im Bivouak; trop
Nebel und Regen loderten die Wachife»er
lustig empor und hier an de» Feuer» ia-
Kurhtssen waren eingetroffen, ein Ordon
nanzoffizier Halle sie aus den, Haupt
quartier uiitglb, acht, sie bildete» das Thema
des Gespräches.
ll»d dieses Thema war noch lange nicht
erschöpft, als ein Ulanenoffizier a» der
Gruppe vvrbeisprengte.
Der Hauptmann rief ihn an.
„Was giebt's Neues, Kamerad?" fragte
er. „Ihre Eile —"
„Geduldigen Sie sich eine halbe stunde,"
lautete die Aulwort, ..sobald ich meine
Befehlt dein conimandirenden Geueral
überbracht habe, stehe ick Idnen ger»
! Rede."
„Da bereitet sich etwas Wichtiges vor."
sagte Georg, dem Dffijiee nachschauend;
„gebt Acht, morgen gehl der Tauz los."
„In Gottes Namen," erwiderte d»r
Preinierlieutenant, Alle dabei« diese
ermüdende Ilnlbätigkeit längst satt,"
ser König nicht kommen lassen," uuter
brach ihu ein Husarenossizitr, „dit Suppe
ist eiiigtbrockl, sie wird auch ausgelöffelt
werden."
Der Ulaurnvssizier hielt Wort; noch
war keine halbe Stunde »»»striche», al«
»r, sein Roß am Züg»l führend, sich der
Grupp» näh»rt».
„Di» F»indstligkeit»n haben begonnen,"
sagte er, „unsere Patrouillen haben hier
und dort schon kleine Scharmützel mit dem
Zeiiide gehabt. Ii» dem Dorfe Dürrkun
zendorf ist ein österreichischer Spion er
wischt wmdtn. ein Trupp österrelchischer
Husaren hat dafür Revanche genommen
angezündet,"
„Also beginnt da«. Mengen schon!" ver
setzt» der, „Gott , sei
unscrui Schlesien gnädig, wenn die Crös
ten hineiusallen!"
„Und welchen B»s»hl bring»n Sie, Ka
merad?" fragte der Hauptmann.
.„Den zum Aufbruch. Morgeu früh
jvird die schriftliche Kriegserklärung den
österreichischen Vorposten übergeben, zu
gleicher Zeit setze» unsere Truppen sich i»
Bewegung, um die Grenze zu überschrei
ten."
Ein einstimmige« bezeugte,
mit welchem Enthusiasmus diese Nachricht
ausgenommen wurde.
„Man fürchtet, in den böhmischen Eng
päffen bereits auf den Feind zu stoßen,"
fuhr der lllanenoffizier fort, ..alsdann
werde» wir einen harten Stand Hgbcn.
kehrt, die Möglichl«it liegt nahe, d,,ß ste
aufgegnffen wurden."
„Na,kalte«Blut!" erwiderte derHaupl
uiann. „Mit unseren Granaten und
Kartätsche» werden wir die Pässe schon se
gcn." >,j
„Bentdek hat eine Proklamation an
seinem Truppen erlasse», die alle« Maß
überschreitet," nahm der Ulan noch ein
mal das Wort; „hier ist sie; ich hoffe ste
wird Euch für »in» halb» Stunde die
Langeweile fern halt»»."
Er überreichte den, Hauptmann ein
glugblatl und schwang stch in de» Sattsl,
um in s Hauptquartier zurückjureiteu.
österreichischen Genergls, in d»r di» Ehre
und der Mnth der preußischen Arinee in
Frage gestfllt und die Ueberzeugung aus
gesprochen wurde, daß man binnen vier
zehn Tagen in Berlin den Frieden dicli
ren werde, jeu» Proklamation, di» e.rst spä
ter sich als gefälscht erwit«.
D»r Hauptmann von W»ri,»r las ste
vor und die Zuhöitr lieferten durch bei
ßende Bemerkungen treffende Illustratio
nen zu diesem, denkwürdige« Actenftück.
Man war eben damit zu Ende gekom-
Ein tausendstimmige« Hurrah und Bei
salljauchzen begrüßte di» Nachricht, d«ß
d«r König die Striegserlläruttg brschlossen
habe, und während die Generale uud Os«
die Marschordnung beriethe«, bereitete»
die Einzeilu» sich ans den Abmarsch vor.
E« waren Borbrreitungen s»l>r verschie
t»ner Art.
Viel», wohl d-ie Meist»«, w«ren ernst
und nachdenklich geworttn, sie gedachten
d»r fernen Helniath «nd ihrer Lieben, die
sie vielleicht nie wiedersehen sollte«.
Auch den »inthtgsten Mann beschleicht
ein cNesühk de, Bangigkeit, wenn er weiß,
däfi er nach wenigen Standen dem Tode
in's Antletz schallt» soll; erst im Kugelre
ge» und Geschützdonner, wenn der Trieb
der Selbsterhaltung erstickt wird durch die
ausflammeiiden Leidenschasien des Grim
me« «nd der KampseSwuth. schwinde» se
nes Gefühk, »m einer Todrssrendigkeit
Raum z» geben.
Im Zelte des Generals empfing der
Hauptmann von Werner den Befehk, mit
feiner Batterie die Avantgarde zu decke«,
die elfte Infanterie Division sollte zuerst
die Grenze überschreiten. ÄS schlug fünf
Uhr. als ste sich in Bewegung fetzte. Ge
gen acht Übr erregte sie dl» Hiigelkette
hinter dem Städtchen Zlegenhal«, welche
die Grenzlinie bilret. Dit ColonneN
machten Halt,
Bor ihnen lagen die Grenze, von der
rübmien Reitern des Generals von Ebel^-
Da wurde der Befehl gegeben abzu
' sitzen n»d die Bivouakfeuer aiizuzündeu,
> Die Feldwachen wurden dicht ckn die
' Grenz» vorgeschoben, die Posten a>iSgt>
stellt, »s hatt» dt» Anschein als ob noch
Und il> d'er Thäk, das WroS der Armee .
blieb bei ZlegenhalS liegen.
Ein neuer Aufschub, der die Erbitte
rung und Ungeduld der Soldaten stei
gerte, und dessen Nothwendigkeit erst die
spateren Thatsache» beweisen sollten.
Wie am Tage vorher, so hatten auch
heute die drei Brüder einander gesircht
und gesunden.
Unter den Kanonen de« Hauptmann«
vvn Werner lagen ste im Grase, bald mit
einander plaudernd, bald nachdenklich hin
unterschaurnd auf das bewegte Leben nnd
Treiben in den österreichischen Grenzdör
sern. Sie sahe», wie Bewohner Dürr
kunzendvrss sich aus der Chaussee versam
melten, um die Bewegungen der Truppen
zu beobachten, wie Asterreichische Husaren
sie mit flachen Hieben auseinandertrieben
und durften dennoch nicht den Unglücks
che» zu Hilfe eilen, so lange der Befehl
nicht gegeben war, die Grenze zu iibev
schreiten.
Der Abend dämmerte schon, als ein ge
schlossener Wagen durch das Gebüsch
fuhr, in welchem die Feldwache lagerte.
Ter Posten tief sein „Halt, Werda!",
der Kutscher zog die Zügel an, vie Pferde
standen.
Der Hauptmann von Werner, welcher
die Wache befehligte, 'tiat an den Wagen
heran.
„Woher des Weges?" fragte er kurz
angebunden.
„Von Breslau," kantet« die Antwort.
„Und wohin?"
„Nach Prag-." ' -
„Bomben und Granat««, will der Kerl
«ich zum Narren halten?" donnerte d«r
Hauptmann. „Bon Br»sla» «ach Prag
fahrt man nicht in einer Equipage und
ganz besonders nicht in f»lchen Zeiten."
Dt» Kutscher zuckle gleichmüthig die
5'5- ''
„Mich geht es nichts an," sagte er ge
lassen, „wenn Sie die Damen hier zurück
halten wolle», so fahre ich nach Breslau
zurück, meinen ?ohn habeich in der-Ta
! "'U itt«
Das Wagensenster wurde geüffnet,
überrasch« fuhr der Hauptmann beim An
blick beider Damen zntüik.
,5SinV Sie es wirklich, Madame?"
fragte er. „Oberfelierwerker Bank —"
„Kennen Sit diese Damen?"
„Beim Himmel, Madame TlliNsttdt
nud Fräulein Tochter?" sagte Gevrzf
überrascht. '
„lind Sie, ineine Herren, wohnten Sie
nicht vor zwri lahren eine kurze Zeit in
meinem Hanse i» Karlsbad?" fragte die
Wittwe, deren Sippen »in bezauberndes
schein umspielte. „Fanny, wir haben so
oft gewünscht, die beide» Herren Photo
graphen wiederzusehen, »nn finden wir fle
plötzlich als Feinde unsere« Lande« wie«
p,, cht« a»Si»!i
„Jhtes Landes uicht, Madame," ent
gegnete der Hauptmann höflich, „wir
führen nur mit Ihren, Kaiser Krieg."
„k>, dann werden Sie auch nns an
der Fvrtsetznn.z. Unserer Keise nickt Vln
»ern." >
,<Si« wollen Ziel und Zweck meiner
Reise wissen?" unterkrach ihn Frau Zur«-
steckt, und e« war unmöglich. dem'Zanber
Prag zn »thiiie«. Der Känftr wohnt In
Breslau, ich reiste hi«, um da« Skid in
Empfang >u nehmen.
„Aber weßhaib benutzen Sie nicht die
Eisenbahn?"
„Du lieber Gr>tt, Idissen Sie dttw
nicht, daß überall die Schiene» ansgerisse»
find?"
„?!nr stiecke«n>eise." -
'„Mag sei», abek ich zog deßtwkb einen
Wagen vvt, wenn »>>W die Reise be
schwerlicher ist."
„Und Siesürchtei» nicht —"
„Ich fürchte nicht«, Herr Hauptmann;!
feindliche» Lagkr lu'fft ich auch »och
Frrundt zu besttzdn."
Georg „nterblekt stch inzwischen an der
anderen Stlte des Wagens leise mlt
Fanny und der Hauptmann glauble, als
er eine» flüchtigen Biick aus die Beiden
warf, zlt'btmrrkeii, daß vvn dem schönen
Antlitz dtt blühenden Mädchens allmäiig
die Schatten schwanden, welche bei der un
erwarteten Begegnung mit dem Ober
fenerwerker flck übtr dasselbe gebreitet
hatten.
„Sie waren damals nicht ehrlich gegen
uns, Herr Hauptmann," fuhr die Wittwe
in scherzhaft drohendem Tont fort; „an
dere Absichten führten Sie nach Karls
bad, und ich irre wohl nicht, wen» ich
diese Absichle» mit der heute erfolgten
Kriegserklärung i» Perbindung bringe.
Sie traten u»t«r falsche», Namtn auf.
Ao. 3.
und Sit waren damals ebensowenig PH»,
togeaph, wie Sie e« jetzt find."
Der Hauptmann hatte seinen Entschluß
gefaßt.
E« war ihm schmerzlich, der Wittwe sa
gxn zu müssen, daß er fle dt« Grevze nicht
passixen lassen dürs», aber dit Pflicht ge
bot e« ihm und sein strenges Pflichtgefühl
überwog die Courloisie.
„Madame, ich bedaure. Ihren Wunsch
nicht erfüllt» »u lönnen," sagteer, ohn«
auf itzre Bemerkungen einzugehen, „ich
hab« strengen Befehl, Niemanden hinüber
zulassen. Wollen Sit fich aber an dt»u
commandirtndtn GtNtral «tnden, s» soll
ein Mann meintr Wacht Si« dahin b«-
gltiten, vielleicht erlaubt er Ihnen —"
„Wenn ech von seiner Erlaubniß ab
hängt, so besitze ich ste schon," fiel grau
Turnstedt ihm in « Wort; «prüfen Sie
diese Karte, »in besrenndettr Genrrql war
fv gütig, str mir zy gtben.
Der Hauptmann warf »inen Blick aus
die Karte, «r konnte ihr» Schth«it nicht h«,
zw»iseln.
Si« war im Haupiqnartitr auSg«st»llt
und von einem General uut«rzeichn»t, und
da ste ausdrücklich auf Frau Turnstedt
und ihre Tochter laul»t», dt««» die.h»«
dingungslos» Erlaubniß, die pr»ußisch»n
Vorpvsttn zu passiren. eingeräumt würd»,
so hatte der Hauptmann kein Recht, die
Damen zurückzuweisen.
Mit einer leichten Verbeugung gab er
die Karte zttrück.
„Sie können pasflren. gnädige Frau,"
sagte et, „aber ich rath» Ihnen dich Karte
zu vernichten, sobald Ste die Grenze hin
ter stch haben, eS ist drüben ein sehr ge
fährliches Schriftstück."
„Ich danke für den guten Rath, d»n ich
befolgen werde," entgegnete Frau Turn
stedt. „Gott schütze Sie in diesem Kriege,
Herr Hauptmann. Werden Sieden Marsch
dlrett auf Prag nehmen ?"
Der Hauptmann zuckte die Achseln.
„Ah—Sie fürchten, ich könne —"
„Madame, wir folgen den Befehlen, die
von ObtN uns gegebtn werden,"
„Ich verstehe, Sie dürfen nichts verra
theil. Nun, wenn Sie nach Prag koin
ine», so rechne ich auf Ihren Besuch.
Fahrt zu, Kutscher!"
Gedankenvoll blickte der Hauptmann
dem rasch davon rollenden Wagen nach.
Es lag elwas Boshaftes in dem Tone,
in welchem die Wittwe die letzte» Worte
gesprochen Halle, etwa« was den Haupt
mann mißtrauisch machte.
Aber die Karte des Generais mußte je
den Argwohn im Keime ersticken.
„Ste haben Ihre Schuldigkeit gethan.
H»rr Hauptmann," nah« Theodor da«
Wort, als d»r Wag»n t« Gebüsch ver
schwunden war, „aber ich glaube, es wäre
rathsamer gewesen, die Beiden zu verhaf
ten."
Der Hauptmann schreite an« stinein
Brüten enipor. v
„Das wäre, «ach meiner Ansicht, ein
Gewaltacl gtiveseo, der für un» sehr un
augenehmc Folgen gehabt hätte," s?gte
„Lerhastenk" sragtt dtr Hauptmann
befremdet. „Wenu man eine solche Be
hauptung ausstellt, »illß man seine Gründe
dafür baben,"
„Ich sand dlsst Gründe in dem per?
polizeiwidrigen Äeflcht de« Kut
schers —"
„Ah- bah, ich kaun die Lehre Levater»
nicht anerkenne». Ich versichere Sie, daß
»iir schon «aucher begegnet ist, gegen den
ich, seiner Physiognomie wegen, »ine un
widerstehliche Abneigung hegt« nnd der
dennoch ein sehr »jirenwerther Mensch
„Aber eine solche Galgenphpflogno-
Ntkt-'' '' '
„Herr Kamerad, wenn wir selbst un«
geschaffen hätten, würden wir wohl Alle
anders ausgefallen sein."
„Lan» auch gefiel mir da« Benehmen
der Dame nicht. Weßhalb präfentirte sie
! nicht sofort die Karte ? Deßhalb sucht» fle
! die Richtung unseres Marsche« zu ersor-
Ischen?"
Der Hauplman» zuckte die Achseln; er
selbst konnte das Mißtrauen, welche« in
seiner Seele erwacht war, nicht so ganz
! unlerdrücken, aber er mochte es auch nickt
l bekennen, damit ihm nicht der Vorwurf
i gemacht werden könnte, er hab» gegen
seine bessere Ueberzeugung gehandelt.
„Unser Oberseuerwrrktr scheint den
größeren Nutzen ans dieser Begegnung
gezogen zu haben," sagte er; „sehen Sie
nur, wie seine Augen leuchten und seine
Wangen glühen."
„Scherz bei Seite, mich hat dieses Wie
> dersehen sehr glücklich gemacht," erwiderte
Georg ernst, ~»S ist mir nun Manches
klar, was mir blsber ein dunkle« und be
unruhigende« war. ikd»r «den
j wir heute nicht weil»t darübsr.^
Der Hauptmann wollte trotz dieser
Billc slutsahren, wurde aber daran gehin-