Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, July 19, 1877, Image 2

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    Die Staats-Mllllg
4. "Seor, Stlvp', Herausgeber.
45nrrtövnr<. Pa
Donnerstag, Juli 19, 1877.
Die nächsten Reisen.
Achtung, Kameraden!
Nächste Woche (am Mittwoch,
Freitag und Samstag) geden
ken wir nnsre diesjährige Col
lektirreise und Elnkasstren der
„Läppten" in Philadelphia zu
beschließen. Da viele der Abon
nenten nns letzthin versprachen,
bei erster Gelegenheit an nnftre
Agenten zu bezahlen, (die Na
men der Agenten findet der Le
ser auf der ersten Seite der heu
tigen Staatszeitnng), so soll es
uns sehr freuen, wenn sie seit
dem ihrem Versprechen nachge
kommen sind.
Am Donnerstag werde, vir
an dem Ausflug der wackeren
Schwaben desCanstatter Volks
fest-Vereins nach Atlantic Eich,
wo wir ebenfalls Leser baden,
Antheil nehmen.
In der darauffolgenden Wo
che (am 1. August) wird Pitts
burg und Umgegend unser Rei
seziel sein.
In der darauffolgenden Wo
che gehts nach Lebanon, Rea
ding und Tamaqua.
Am ISten bis zum 17. August
kommen Marietta, Columbia,
Mountville und Silver Spring
an die Reihe, und sodann Car
lisle, Chambersburg und Ha
gerstown.
Vergesse also Keiner, die Mo
neten hübsch bereit zu halten,
und nicht zu sagen: ">a, ich hab'
heut'kein Geld." Seller Er
cS hat ausg'spielt.
Auf Befehl des Oberkom
mandeurs Ripper.
Die Grand-Jury
welche die Rcturning Board von Loui
siana in Anklagestand gesetzt hat, be
stand aus blos vier Demokraten z von
den übrigen zwölf waren vier Neger,
und acht konservative oder Liberale.
Der Forma der Jury soll gesagt ha
ben, daß die Beweise hinlänglich genug
seien, um die schnrkische Rctnrning-
Board in's Zuchthaus zn bringen.
Gov. Nicholls soll erklärt haben, daß
er die Schuften nicht begnadigen,
sonder dem Gesetze seinen Gang lassen
werde.
Zu hoch geschossen.
Der Huntingdon "lZlobo" sagt, der
Achtb. John Scott, früher Vcr. Staa
ten von Pcnnsylvanic, sei 03 Jahren
alt. DaS ist zu hoch geschossen, Hr.
College. Schreiber dieses lernte Hrn.
Scott in den 30gcr Jahren kennen, als
er unter Richter Thompson in Cham
berSburg die Rechtswissenschaft stndirte.
Er ist nicht mehr wie etwa 53 Jahren
alt, anstatt 63. Damals war Scott ein
eifriger Demokrat, jetzt ist er ein brüh
heißer Republikaner; aber das kommt
daher: er erhielt von den Radikalen ein
Amt. Wa ihm die Demokraten nicht
gaben, weil sie den Vogel kannten.
Eomrron grgeu Schurz.
Wie der Pittsburg "tlomworcial'
meldet, soll Simon Camcron sehr bitter
gegen Schurz sein.
Nun, da braucht man sich gar nicht
zu wundern. Schurz spielt in seine
Tasche, und Cameron in die Seinigc,
und dadurch entsteht eben der Brodneid.
AIS Stumprcdner war Schurz den Ra
dikalen gut genug, aber als Beamter hat
er keine bnsiacs, in Simon Camcron'S
Suppenschüssel zu tappen.
UebrigenS wünschen wir nicht unsere
Finger zwischen diese beide Lichter der
radikalen Partei zu stecken, denn wer
Schmutz angreift, besudelt sich. Beim
nächsten Wahlkampf werden sich diese
Streithähne schon wieder vereinigen,
und in ein Horn blasen.
l-Präfldrnt Grant
ist. wie bekannt jetzt in Europa. In
England hat man ihm nach ächt aristo
kratischer Art flattirt, so daß er sich recht
geschmeichelt fühlt, und wünscht gar
gerne, daß dieser aristokratische Geist
auch hier eingeführt werde.
Er will jetzt auch den übrigen Theil
Europa'S bereisen, aber inoogvito nm
nicht erkannt zu werden! Unter welchem
Namen Grant z reisen gedenkt, wird
nicht angegeben; etwa als Graf
Münchhausen, oder als Baron der Le
berknödcl, oder gar auch als fürstlicher.
—SchnappS-Jnspektor?
Es gibt in Amerika gerade solch große
aristokratische Narren wie in Europa
und von diesen scheint Grant einer zu
sein. Möge sich da Volk der Vcr.
Staaten diese hinter die Ohren schrei
ben, da es Grant Absicht ist, im Jahr
1880 wiederum als Präsidentschaft.
Eaudidat zu aufzutreten.
Grant war am Donnerstag in Frank
furt am Main.
Oeffeutliche Dokument. Dem
chtb. William McCandle, Sekretär
de Innern, find wir zum wärmsten
Hanke verbunden für die Uebersendung
seine Zlahrebericht in Betreff der
tzVtjsWVWrec.
Sind sich in die Haare gerathen.
In Dayton, 0., sind sich die „Murr
vieher" in die Haare zcralhcn, und in
zwei Parteien getheilt, zwischen denen
der bitterste Groll herrscht. Die eine
Partie sind die „Junge Männer christ
liche Association", und die andere die
Dunbar und Samplc-Partic. Eincr
der eifrigsten Temperenzler der erste
Partei, wurde vor einige Tagen total
besoffen in der Straße gefunden.
Nun. wer kann'S dem Mrr-„Vicl>"
verdenken daß es säuftj? Sanft doch
auch da gewöhnliche Bich.-Wir sind ge
spannt, wie die Sache noch enden wird.
Verhaftung einrS Richters.
Man sollte denken, daß ein Richter
der Courtkii, besonders einer vom höch
sten Gerichte des Staates, der darauf
sehen soll, daß die Gcsetze'slrcng durch
geführt werden, sich doch gewiß hüten
würde, das Gesetz selber zu übertreten.
Aber in Zeiten der radikalen Beutel
schncidcrei braucht man nicht daran zu
denken, daß diese das Gesetz aufrecht er
halten. Sic bekümmern sich eben so
wenig um daS was Andere gezwungen
sind zn thun, wie der Mann im Mond
sich um da Bellen eines Hundes be
kümmert.
Dieses läßt sich leicht daraus ersehen
wenn wir melden, daß Richter Agncw
von Beavcr Connty, Präsident des ob
ersten Gerichtshofs von Peniisylvanie,
letzte Woche verhaftet wurde, weil er un
schuldige Böge! außer der Jahreszeit
schoß, und dadurch das Gesetz übertrat.
Agncw bezahlte seine Strafe, und wur
de dann wieder laufen gelassen.
Was würde Agncw selbst wohl aber
gethan haben, wenn z. B. ein Wirth
wegen Sonntagsvcrkaufcn verhaftet
worden wäre? hätte er diesen nach Be
zahlung der Kosten wohl laufen gelas
sen? Durchaus nicht, denn Agncw ist
einer der fanatischsten Temperenzler deS
Staates.
Die Herbfiwahlen.
Die nächsteStaatSwahl, welche in die
sem Jahrc'abgehalten werden wird, ist
die von Kentucky. Dieselbe fällt auf
den sechsten August. Zu wählen ist ein
Gouverneur und eine neue StaatSgcsctz
gebung. Letztere hat einen Bundeö-
Senalor an Stelle von McCrcery, des
sen Termin im Jahre 1579 abläuft,
zu wählen. In nächster Folge findet
alsdann in Vermont eine Wahl von
Staatsbeamten statt, nämlich am ersten
Dienstag im September, der in diesem
Jahre auf den Vierten des genannten
Monats fällt.
Am folgenden Tage, den 5. Septem
ber, erwählt dann Kalifornien seinen
Gouverneur und eine neue StaatSgesetz
gebuiig, welcher die Wahl eincS Nach
folgers für den BnndeS-Scnator Aaron
A. Sargent (Republikaner) obliegen
wird. Beide Parteiern werden ver
muthlich die äußersten Anstrengungen
machen, um den Sieg zu erringen, da
die Mehrheit im BundeSsenate von Ei
ner Stimme abhängen mag. In der
letzten StaatSwahl ergab Californien
eine ziemlich große demokratische Mehr
heit, bei der Präsidentenwahl aber
stimmte es republikanisch, so daß daSßc
sultat der diesjährigen StaatSwahl im
merhin als zweiselbast zu betrachten ist.
Maine wählt am 10. September.
Die Wahl in diesem Staate, welche
gleichfall einem Gouverneur und einer
neuen Legislatur gilt, erregt deshalb ei
niges Interesse, weil es möglich ist, daß
bei dieser Gelegenheit die Blaine und
die HayeS Republikaner an einander ge
rathen werde.
In Ohio und lowa wird am 9.
Oktober gewählt. Die StaatSgesetzgc
bung von Ohio, die aus dieser Wahl
hervorgehen wird, hat einen Nachfolger
für Stanley Mathew, dessen Termin
im Jahre 1879 abläuft, in den BundeS
senat zu wählen. Der Umstand, daß
der Präsident aus Ohio ist, und die
Finanzpolitik in dieser Wahl eine gro
ße Rolle spielen wird, gibt ihr ein er
höhte Interesse. Am 0. November
finden dann Wahlen in den Staaten
Pennsylvanicn, Massachusetts, Missis.
sippi, New Uork, Birglnien und WiS
consin statt.
Kam an den unrechten Mann.
Wie bekannt, hat die letzte Gesetzge
bung eine Committcc ernannt, um die
verschiedenen Straf-Anstalten des Staa
tes zu besuchen, und eine genaue Ein
sicht in die Art nd Weise wie dieselben
gehandhabt werde, zu nehmen, und so
dann der Gesetzgebung einen Bericht da
rüber abzustatten.
Zu dieser Committcc gehört auch der
Achtb. Senator Herr vo hier, einer
der scharfsinnigsten und fähigsten Advo
katen des Staates ; ein Mann, der sich
nicht leicht „über den Löffel barbircn"
läßt, sondern der stets ein wachsames
Auge auf eine ihm anvertrantc Sache
hat.
Nun geschah es letzte Woche, daß bei
einem Verhör über das Arbeiter-System
in der Straf-Anstalt von Allcgheny
Connty, sich einer der Contraktorcn
Namen Wm. Lang sehr halsstarrig be
nahm, und sich weigerte, die an ihn ge
stellten Fragen zu beantworten. Hr.
Lang kam aber an den unrechten Mann,
denn Hr. Herr ist nicht der Mann, der
mit sich Spassen läßt. Wir geben hier
nachfolgende interessante Episode, wie
sie sich am Friteag in der Strafanstalt
nahe Allcgheny City zutrug -
! Hr. Lang wurdc anfgcrnsen :
Senator Herr—Als Sic gestern ab
traten, weigerten Sie sich, eine Frage in
Bezug ans Ihre Reineinnahme, die Jh
nen durch ihren Contract mit der Zucht-
Hausverwaltung erwächst, zu beantwor
ten.
Herr Lang—lch weigerte mich aller
dings und weigere mich auch jetzt noch,
da ich nicht glaube, daß da Comite sich
um meine Privatangelegenheiten z bc
kümmern hat.
Hr. Herr—Herr Stenograph, schrei
be Sie diese und die nächste Antwort
nieder. (Zn Herrn Lang gewandt):
Wie groß war der Profit, der Ihnen au
Ihrem Contract mit der Zuchtbausvcr
waltung, die Fabrikation von Besen in
irgend einem Jahre während de Beste-
hcns dieses CoiitractcS betreffend, er
wachsen ist?
Hr. Lang—lch weigere mich, diese
Frage zu beantworten, da ich es nicht
für recht und billig halte, daß das Co
mite mich zwingen will, die Geheimnis
se meines Privatgeschäftes der Ocffcnt
lich preiszugeben.
Hr. Herr—Dies ist aber kein Privat
geschäft, da Sie einen Contract mit dem
Staate betreffs Verwendung der dem
Staate gehörigen Arbeitskraft abgc
schloffen haben und da der Staat das
Recht hat, nachzuforschen, wie diese Ar
beitskraft verwerthet wird und welchen
Cinfliiß sie ans die Privat-Arbcit aus
übt. Ich beantrage deshalb, Herr Vor
sitzer, daß dieser Zeuge für widerspenstig
erklärt und von diesem Comite als wi
derspenstiger Zeuge behandelt wird und
dasselbe in einer Weise mit ihm verfährt,
wie cS dies im Interesse de? Publikums
bei dieser Nntcrsnchnng für nöthig erach
tet.
Vorsitzer Hall— Zeuge verkennt viel
leicht die Schwierigkeit seiner Situation.
DaS Comite ist von der höchsten Autori
tät im Staate beauftragt und ermäch
tigt. gewisse Zustände zu untersuchen
und solche Fragen zu stellen und solche
Antworten zn erzwingen, wie sie zu die
fem Zwecke nothwendig sind. Das Co
mite hat kraft dieser Autorität eine ihm
billig dünkende Frage an Sic gestellt
und fordert eine Antwort auf dieselbe.
Denken Sie darüber nach, daß wir Sie
wegen Mißachtung deS Comites in das
Gefängniß schicken können.—lch möchte
wünschen, daß Sie allen Ernstes die
Folgen Ihrer Weigerung bedenke.
Hr. Lang—lch habe wirklich nicht an
die Folgen dieser meiner Weigerung ge
dacht, aber ich glaube nicht, daß dieses
Comite zu wissen braucht, daß. wenn ich
200 Tonnen Bcscnstroh zu 8200 ver
Tonne gekanft habe und dieses später
auf 875 per Tonne gefallen, ich eine
beträchtliche Summe Geldes eingebüßt
habe oder daß, wenn ich Korn zu 840
per Tonne gekauft habe und dasselbe
bald darauf ans 8100 per Tonne gestie
gen ist, ich großen Gewinn erzielt habe.
Ich glaube, die einzige Frage, welche
diese Comite zu stellen hat, ist einfach die:
Wie hoch belaufen sich die Kosten der
Bescnfabrikation außerhalb der Pcnitcn
tiary. Das Comite kann dann daraus
selbst beurtheile, wie viel mein Con
tract für die SträflingS-Arbeit mir ein
bringt.
Hr. Herr—Sie irren, wenn Sie glau
ben, daß wir Ihre Privatgeschäfte aus
kundschaften wollen. Sic haben einen
Contract mit der Verwaltung einer öf
fentlichen Anstalt abgeschlossen. Ihre
Entschuldigung ist nur eine Ncbcnangc
lcgcnheit, welche das Comite sorgfältig
berathen kann.
Hr. Lang—Sie haben daS Recht, zu
fragen, was ich für die Arbeit bezahle,
aber nicht das Recht, von mir zu verlan
gen, daß ich Ihnen sage, wieviel ich für
Kornstroh bezahle oder wie groß mein
Prosit ist.
Hr. Herr—Wenn Sic fortfahre, sich
widerspenstig zn zeigen, so wird daS Co
mite kraft seiner Autorität danach han
deln und Sic vielleicht zwinge müssen,
einen schriftlichen Ausweis über Ihr
Geschäft im Zuchthausc vorzulegen.
Hr. Lang—lch habe mich nur aus
freien Stücke zum Zeugen hergegeben.
Ich bin nicht vorgeladen worden, son
dern befand mich zufällig in diesem
Saale und wurde aufgerufen und ver
eidigt.
Hr. Herr —Jawohl, und Sic haben
geschworen. AUcS zu sagen, waS Sie
über diese Angelegenheit wissen, und al
le damit in Verbindung stehende Fra
gen zu beantworten.
Hr. Lang—lch wünsche Zeit zur Uc
berlcgnng.
Hr. Roberts—lch beantrage, daß
ihm eine Stunde Frist gegeben werde.
Hr. Lang—Das genügt nicht, da ich
einen Anwalt consultiren möchte.
Hr. Roberts—Nun dann beantrage
ich, daß ihm bis morgen (Samstag)
Vormittag Frist gegeben werde, che wir
strenge Maßregeln ergreife.
Dieser Antrag wurde einstimmig an
genommen und Herr Lang entfernte sich
dann.
Der Sicturning Board von Louisiana
wegen Fälschung in Anklagestand
versetzt.
sAuS der Neiv-Orleanser „Deuische Zeitung.")
Wir theilten bereits mit, daß die
Grand-Jury den Distriktanwalt ange
wiesen haben, gegen die vier Gauner
vom ehemaligen Returning Board,
James Madison Wells. Thomas C.
Anderson, G. Casanave und Louis M.
Kenner eine auf Fälschung nnd Betrug
lautende Criminal - Anklage cinziirei
cher.
Wir theilten ferner mit, die beiden
Hanpt-Gauncr, Wells und Anderson,
hätten sich über dieses verspätete Vor
gehen unsercr Criminal-Behördcn ge
gen sie äußerst „entrüstet" ausgespro
chen und die Absicht kundgegeben, nach
Washington zu eilen, um sich bei ihrem
Präsidenten, bei dem Präsidenten ihrer
Macht, bei dem Rutherford B. HayeS
also, darüber zn beschweren nnd von
demselben zu fordern, daß er einschreite,
m sie, die Mitglieder des Returning
Boards von Louisiana, denen Er, der
Präsident, doch sei Amt verdanke, von
der vollauf verdienten Strafe für ihre
infamen Verbrechen zu schützen.
Wir theilten schließlich mit, möchten
eS aber nicht verbürgen weil wir es
nicht glauben wollen, daß Governor
NichollS seine Mißbilligung darüber
ausgesprochen habe, daß man die vier
Gauner vom Returning Board jetzt
noch zur Rechenschaft ziehe, obwohl er
nicht daran zweifle, daß sie sammt und
sonders das Zuchthaus verdient haben.
Es wurdc uns sogar versichert, Gover
nor NichollS habe im Voraus erklärt,
er werde die vier Canaillen pardonircii,
wenn sie von einer Jury vernrtheilt
werden sollten.
WaS Herrn Hahrs, den Präsidenten
vom Returning Board's Gnaden bc
trifft, so kann unS vollständig gleichgül
sich sein, was Er etwa sagen, thun oder
lassen mag. nm seine Spießgesellen, die
vier Gauner vom Returning Board
vor der verdienten Zuchthausstrafe zu
retten. So viel wir wissen, hat der
Präsident der Vereinigte Staate sei
ne Nase nicht i die Criminal-odcr Civil
Rechtspflege irgend eines Staates z
stecken.
Mit den angeblichen Aeußerungen
sereS GovcrnorS über die vorliegende
Angelegenheit ist es ein ernstes Ding.
Angenommen, Gov. RichollS hätte sich
wirklich in dem ol en erwähnten Sinne
geäußert, so würde er nicht nur eine
außerordentliche Taktlosigkeit begangen,
sonder sich auch eine fnr eine Mann
in seiner Stellung höchst tadcliisivcrthcn
Eingriff in die Jussizpflcgc schuldig ge
macht habe.
Von welcher Seite man auch da
Austreten des Govcrnör in dieser An
gelegenheit beurtheilen möge—immer
vorausgesetzt, daß die darüber umlan
senden Gerüchte ans Wahrheit beruhen
> —so ist dafür keine irgendwie ausreich
ende Entschuldigung zu finden.
Will Governör Nicholls etwa die
Behauptung aufstellen, daß eine der Be
dingungen deS von der Haycs'schcn
Commission vermittelten Schachers die
Zusage der Straflosigkeit für die vier
Verbrecher vom Rcturning Board ge
wesen sei ? Möglich wäre das schon—
denn weder die Legislatur noch das
Publikum haben jemals genau alle die
einzelnen Bedingungen und Punkta
tioncn erfahren, welche jenem Schacher
zn Grunde lagen.
Wir erinnern nns in dieser Beziehung
nur einer Verpflichtung, welche die Le
gislotur noch der Bcsitznohmc deS ge
stohlenen PräsidcntcnamtcS durch HoycS,
Anfongö März übernahm, und dos
wor die: doß die konservative, falls
sie in den Besitz der Staatsgewalt ge
langen sollte, keinerlei Verfolgungen
wegen früherer politischer Vergehen ge
gen ihre bisherigen Opponenten (die
Republikaner) einleiten wollten.
Sollte man jetzt etwa beabsichtige,
die Beraubung der Schnlfonds und
andere gemeine Diebstähle durch radi
kale Schuldircktorcn und Schatzmeister,
die Fälschung von Appropriations-Bills
durch spitzbübische Gesetzgeber, und die
notorische Fälschung der wichtigsten
öffentliche Dokumente durch die vier
Gauner vom seligen Retnrning- Board
unter die Kategorie „politischer Verge
hen" z rangirc, wegen derer die be
treffenden Hallnnkcn nicht „verfolgt"
werden dürfen ?
So hatten wir nicht gerechnet, und
wir würden Diejenigen, die uns damals
bewogen, der Zusage der Straflosigkeit
politischcrVergchcn beizustimmen, sicher
lich dafür zur Rechenschaft ziehen, daß
sie unsere Stimme untcr falschen Vor
wänden erlangt haben, wenn es sich so
verhalten sollte.
Das Verbrechen, dessen sich Wells,
Anderson, Casanavc und Kenner im
November und 1876 schuldig gemacht
haben, ist das der Fälschung, ein ge
meines Verbrechen, das in aller Welt
nnr als solches geahndet, niemals aber
in die Catcgoric „politischer Vergehen"
gestellt werden kann. Und keine gehei
me Zusage von Governör Nicholls oder
wer sonst sich angemaßt haben mag eine
solche Zusage zn machen, vermag die
vier Fälscher vom „Rcturning Board"
zu schirmen und vor Strafe zn schützen,
wenn eine Grand Jurn die kriminal
anklage, gegen sie erheben, eine Petit-
Jnry sie für schuldig erklären und der
kriminalrichtcr sie zur Zuchthausstrafe
vcrurthcilen sollte.
Das Recht der Begnadigung der vier
Gauner nach ihrer Bcrurthcilung bleibt
dem Governör—leider—unbenommen.
Wir haben auch—leider!—gar keinen
Grund daran zn zweifeln, daß Gover
nör Nicholls dieses Begnadigungsrecht
in solchem Falle ausüben würde, so sehr
damit auch der Gerechtigkeit und dem
öffentlichen Gewissen in'S Gesicht ge
schlagen werden würde.
Daß aber Governör Nicholls im
Voraus schon erklärt haben sollte, er
mißbillige das eingeleitete kriniinalver
fahren, und er werde die vier Rcturning
Board-Gauner begnadigen, wenn sie
vcrnrthcilt sein würden, das will uns
beinahe unglaublich scheinen. Gover
nör Nicholls würde dadurch die Schran
ken des berechtigten Einflusses den er
kraft seines hohen Amtes ausübt, bc
weitem und in höchst bedenklicher Weise
überschreiten und das Vertrauen, welches
wir immer noch in ihn setzen, in schwer
wieder gut zn machender Weise erschüt
tert haben.
Vom Kriegsschauplatz.
Aus KarS meldet man untcr'mB.
Juli! Gestern drang Mukhtar Pascha
mit 10 Feld- und 0 Bcrggcschiitzni, soo
Regulären und 3,500 Irregulären von
Kirkbunar nach Wahiranlcll vor, wel
ches 8 Meilen nördlich von Kars liegt.
Diesen Morgen ritt Mukhtar Pascha
in die Stadt (KarS) nachdem er seine
Armee zuvor in Wahirankcll verschanzt
hatte. Sir Arnold Kcmball, der bri
tische Militär-Attache, erschien ebenfalls
und begab sich nach den Batterien der
Karidogh Redoutc, welche dem Feuer der
Russen am meisten ausgesetzt gewesen.
Gestern wurde auf beiden Seiten ein
starkes Feuer unterhalten. Das russi
sche Hauptquaticr befindet sich in Zaim.
Während der Belagerung haben die
Türken nur vcrhältnißmäßig geringe
Verluste erlitten: über die Verluste der
Russen weiß man nichts Bestimmtes.
Die Russen warfen über zwei tausend
Projectile in die Stadt.
Mukhtar Pascha sucht sich zu verschan
zen und KarS für den Winter mit
Mundvorräthen zu versehen. Augen
blicklich hat er hinreichende Quantitäten
Mundvorräthcnnd Munition zur Ver
fügung. Die Preise der Lebensmittel
sind in KarS niedriger wie in Erzerum.
Der körperliche Zustand der Truppen
läßt nichts zu wünschen übrig und Alle
sind sehr begeistert. Die Offiziere schei
nen tüchtige Leute zu sein.
Eine Depesche aus Erzerum meldet,
die Versuche der Russen unter General
Vergukassoff, die Garnison von Baya
zid zu entsetzen, seien fehlgeschlagen, ob
wohl die Garnison einen kühnen Aus
fall machte. Die Russen zogen sich auf
den Ararat zurück, wo sie abermals ei
ne Niederlage erlitten. Die Türken
erbeuteten 0 Geschütze und machte viele
Russen zu Gefangenen.
Behufs Vertheidigung des Balkans
soll eine neue türkische Armee 'gebildet
werden.
Die Verluste, welche die Russe süd
lich von der Donau erlitten habe, sind
weit empfindlicher, als die russischen
Behörden einzuräumen geneigt sind.
Wo sie in die soeben von den Türken
entsetzten bulgarischen Dlstricte eindran
gen, fanden sie verwüstete Felder nd
zerstörte Gebäude. Die Türken haben
sämmtliches Vieh vor sich hcrgetriebcn
und das Getreide entweder zerstört oder
dasselbe mit sich fortgenommen. Die
Russen müssen aus ihren für Bulgarien
bestimmten Zügen Mundvorräthe mit
sich nehmen, nicht nur für die Soldaten,
sondern auch für die hungernde Bevöl
kerung. Selbstredend werden die Be
wegungen der InvasionSarmce durch
eine derartige Lage der Dinge wesent
lich gehindert.
Spätestes aus Europa.
Eine osficiellc Depesche vo Constan
tiuopcl meldet, daß Eyoub Pascha die
Russen unter dem Großfürsten Nicolaus
nördlich von Tirnova angegriffen und
geschlagen hat. Die Russen verloren
12,000 Mann. Der Großfürst ist um
zingelt.
Correftwndenzen.
Philadelphia, Juli 12. 1877.
Trau, Schau, Wem?
Werthester Herr Ripper.
Das deutsche Sprüchwort - „Trau,
Schau, Wem?" bewährt sich oft auch
bei sehr intimen Freunden, wie nachfol
gender Fall, der ans Thatsache beruht,
hinlänglich beimißt. Zwei sehr ehren
werthe Metzger, (oder Bntschcr wie man
hier kurzweg sagt.) und zwar zwei sehr
warme Freunde von Ihne, wovon der
Eine ei Schweine- und der Andere ein
Becf Bntschcr ist. machten neulich einen
Akkord miteinander. Der Schweine-
Kutscher bekam nämlich einen Kontrakt
zur Lieferung alle nöthigen Fleisches
für ein Ver. Staaten Institut. Der
Bcefbutscher welcher gerne einen Antheil
an diesem Kontrakt zu haben wünschte,
versprach dem Schweincbutschcr, ein
scharmantes Dinner zu bezahlen, wenn
er die Lieferung des Becfö ihm übeilasse,
wozu dieser auch einwilligte. Man ging
sodann in eine Restauration erster Klas
se an der Chestnut Straße, um die Mahl
zeit cinzniichmcn, wo aber,—man höie
und staune—der Bcefbutscher anstatt ein
feines Essen, eine—B owleGemüse-
Suppe für seinen Freund nd Wohl
thäter (den Schweinebutscher) bestellte,
welche 10 Ccnts, sage zehn Cents, ko
stete !
Diese Woche nun (am Montag) brach
te der Beefbntschcr den Verwalter der
Anstalt und einen anderen Beamten mit
seinem Bntschcrwagcn nach der Woh
nung des SchwcincbntschcrS; und da
Letzterer immerhin ein sehr liberal ge
sinnter Mann ist, ließ er mehrere Fla
schen Wein auftragen. Bon hier ging
es dann nach John Hanbcrt's Hotcl und
Restauration an der Bclmont Avenue,
wo obige Herren ein scharmantes Din
ner einnahmen, das die beiden Bntschcr
miteinander bezahlen sollte. Der Zu
fall wollte es aber, daß, als der Beef
bntschcr sich einige Augenblicke ans dem
Zimmer entfernt hatte, der Schweine-
Kutscher dessen Rock am Fenster liegen
sah. Im Glauben. cS befänden sich
vielleicht Zigarren in der Tasche des
Rockes, ging er schnurstracks hin, unter
suchte den Rock des Bccfbutschers, und
fand nicht nur Zigarren, sondern auch
ein—gutgcspicktcS Taschenbuch! Diese
Gelegenheit benutzte nun der Schweine
bntschcrer nahm so viel Gcld auS dem
Taschenbuch um die ganze Zeche zn
bezahlen, und steckte hierauf dasselbe
wieder in die Rocktasche seines Freundes
und College.
Als nun der Bcefbutscher zurückkehrte
und hörte, daß die Zeche (ohngcfähr
87.00) bezahlt sei, ivar er voller Freude,
und bestellte sogleich noch eine Flasche
Wein, den er ans demselben Taschen
buche bezahlte, ans welchem die erste
Zeche bezahlt wurde. Auf dem Heim
wege erklärte der Bcefbutscher, (er war
mehrere Tage zuvor krank und bettläge
rig gewesen), daß er jetzt sehr gut fühle
wenigstens besser als vor mehreren Wo
chen, wo ihm am selben Platze ein Markt
block aS dem Wagen purzelte; ja, in
seinem Leben habe er noch nie so gut ge
fühlt wie jetzt. Ob etwa wegen der Er
leichtcruug scincs Pockclbuchcs, weiß
man nicht, aber das weiß man, daß er
kein Stcrbcnswörtlcin von der Art und
Weise, wi c die Zeche bezahlt wurde,
wußte. Achtungsvoll Ihr
B- C.
Bntlcr. Pa.. Juli 13,1877.
Ein Traum.
Was einem doch in der Welt nicht
alles träumen kann—Sachen kommen
mitunter vor, die wirklich ans Fabel
hafte grenzen; nnd so rrgicng es dem
Schreiber dieses, der kürzlich von einem
Tcmpercnzprediger all die Qualen der
Hölle ausmalen hörte und sich in letzter
Nacht dorthin versetzt sah. Wie ich dort
hin kam, weiß ich nicht, dock ich sah de
Luzifer nd alle seine Geräumlichkeiten
die weit größer nd ausgedehnter sind,
wie sich dieselben vorstellen lassen. Sei
ne sataunische Majestät saßen nnf einem
eigens für ihn geschnitzte Bock, wäh
rend ei Schwärm von jungen Teufeln
um ihn stand, geschäftig der Befehle har
rend. die von seinem trotzigen Antlitz
blos mit leichten Wiilkandcntniigen ka
men.
Doch wolle wir nun zn unserer In
spccktionstour übergehen und sehe was
dort alleS anzntreffe ist.
Gleich beim Eingang, eben dcm gro
ßeu, feurigen Thor, befindet sich das De
partement für die Schneider. Dorthin
kommen Alle Diejenigen, welche den
Leuten die Hosen z eng machten nnd
ihre Strafe besteht darin, daß jeder in
ein Paar Zwilgbuxen gesteckt wird, die
wenigstens 3 Scizc zn klein sind, nnd
dann mit Gewalt zugeknöpft werden.
Ist dieses geschehe, so werden sie alle in
einer Reihe aufgestellt, nd dann kom
men die jungen Teufeln, jeder mit ei
nem glühenden Bügeleisen, nd fahren
den armen Schneidern über den „Sitz."
Da Geschrei kann sich einer leicht denke.
Gleich nebendraii kommen die Schn
ster. Schon von Weitem kann man ein
vielstimmiges Zetergeschrei hören nnd
bei näherer Nachforschung erfuhr ich.
daß dieß Diejenige sind, die auf Erden
das Leder zu arg sparte und den Leu
ten die Schuhe nd Stiefel , klein
machte; die Strafe ist hart, denn jedem
werden ei Paar kleine Gaitcrs augc
zwäng, wo inwendig die Nägel einen
halben Zoll lang herausstehcn und dann
jin Galopp hernmgcjag, während die
gchörntcnDiencr mit einer wahren Wuth
drauf.chlage.
Ein starkes Klopfen, gleich dem Häm
mern von beok war nebenan hör
bar, und vonNcngierde geplagt, wandte
ich meine Schritte dorthin. Hier waren
die Butscher. die jeder vo 2 Teufeln in
Behandlung genommen wurden und
ihre Daumen auf große runde Blöcke
legen mußten, wo alsdann mit einem
i dicken Holzschlegel gehörig drauf geschla-
gen wurde. Da Fluchen hätte einer
hören sollen. Aber, sagte ich zu meinem
geschwärzten Begleiter, erkläre mir doch
WaS denn diese Prozedur eigentlich zu
bedeuten hat. Das sollst Du verneh
men ; denn wisse, alle diese so da mal
traitirt werde, hatten einst den Leuten
beim Flcischvcrkanf ihre dicken Daumen
mit in die Wagschaale gelegt und somit
das Gewicht verkürzt, nun müssen sie
dafür büßen- Geschieht ihnen recht,
dachte ich mir.
Nach diesem kamen wir in die Bäcke
rei. Aber ivenn jemals ein Berdum
seinen Namen mit Recht verdiente, so
war es diese „Backstube," denn da hatte
es eine Hitze von wenigstens 1200 Fah
renhcit und man kann sich denken wie
da die behäbigen Bäckermeister schnau
fen müssen. Lächelnd bemerkte mein
geisfüßigcr Cerberus, daß dieß das größ
te Departement in der Hölle sei, denn
selten geht uns einer von der Zunft c
-bcnans. Ein Gegenstand, in Form ei
ner riesigen Schaufel, beiläufig so groß
wie die Drehscheibe auf welcher die Lo
komotiven „Kehrt euch" mache, erregte
meine Aufmerksamkeit, und ans mein
Befragen bekam ich zur Antwort, daß
die für den „Nazi" in Bereitschaft ge
halten wird. Na, dachte ich mir, da
kann der seine starken Arme einmal dran
Probiren. Die übergroße Hitze betäubte
mich fast nd wir setzten uns außen nie
der und fingen ein Gespräch an. Wie
kommt es doch, fragte ich, daß alle diese
Leute so große Bärte tragen, woran jeg
liche Cultur fehlt?
Ja, da hast Dn mich, versetzte der
Schwarze, denn bei all unserer List ist
es bis jetzt doch noch nicht gelungen, ei
nen Barbier zu bekommen, jedoch mein
te er, es seien gute Aussichten vorhanden,
bald einen zu erwischen nd zwar einen
ganz flinken, nehmlich de „Steam Bär
bel" (Stoam barbor). Bravo, Schwar
zer ! sagte ich, da machst D einen gu
ten Fang, denn der "skavoä" eine ganze
Gesellschaft in einem Tag.
Im selben Momente ertönte ein lau
tes Wcibergehenl daß einem die Ohren
gellte, und wir befanden uns bei den
„Eriisadcrn". Komm und laß uns zu
ihnen gehen bedeutcdc ich den Haarigen,
allein dieser zeigte keine Lust dazu und
sagte, crMirchtc sich selbst vor ihnen,
den noch nie hätte er solche Furien ge
sehen wie diese und nur die allerschlcch
testen von den Teufeln müßten die Bet
wcibcr überwachen und ihnen brühwar
mes Pittsbnrgcr Hydrantwasscr über
ihre bösen Zungen schütten, wen sie
vor Durst lechzen.
Im anstoßenden Gemach gicng es
fidel und lustig zu, da wurde gesungen
nd gepfiffen und gelärmt und geschimpft
und „Trumpf ans" geschrieen—es war
mir Raum für Spieler, die ohne Unter
laß fortspiclen müsse. Eine Heiden
lärm konnte man im nächsten Viertel
hören, denn da waren solche Wirthe die
ihren Gästen zu viel Krcidcnstrichc an
schrieben und schlechte Getränke verkauf
ten, dann alle Bummler die ehrliche
Wirthe und andere Geschäftsleute an
schmierten, auch solche, die die Staats
zeitnng und andere Blätter nicht bezahl
te, die prügeln sich die ganze Zeit ein
ander und reiben sich nach und nach auf.
Eben wollten wir nach dem Departe
ment der Gelehrten marschiren, da aus
einmal-Pumps lag ich auf dem
Bode. Ich war in meinem Eifer zi
Bett herausgefallen ohne mich zu ver
letzen. Um mm meinen Mitmenschen
zumßathgcbcr zn werden und Manche
einen Fingerzeig zn geben, beschloß ich
diesen Traum in der „Staatszeituug"
zn veröffentlichen. L- dl.
Schreckliches Unglück.—Siebe Per
sonen erstickt.
In Sharon, Mcrcer County, Pa.
trug sich am letzten Mittwoch ein schreck
lich Unglück zu. ivvbci sieben Personen
erstickten ! Etwa zwei Meilen von jener
Stadt fuhren nämlich mehrere Personen
auf einer Lokomotive in den Schacht ei
ner Kohlengrube, als sie plötzlich durch
daS Cinathmen der Schwcfclgase, welche
den zum Heizen de „Furnace" verwen
deten Athrac>t-Koh!e entströmten, so
sehr überwältigt wurdcn, daß sie bewußt
los af den Boden fielen. Dem Inge
nieur gelang es noch, mit der Locomo
tivc nach dem Eingänge des Schachtes
zurückzukommen nnd ein Nothsignal zu
geben, worauf eine Anzahl Männer in
den Schacht hineineilten, nm ihre Ka
meraden zu rette. Kaum hatten sie
denselben betreten, als sie cbenfalls be
wußtlos zu Boden stürzte. Es folgte
noch Andere, aber dieselben hatten das
gleiche Schicksal. Schließlich wurde
folgender Plan angenommen: Abthei
lungen von vier oder fünf Mann eilte
so rasch wie möglich soweit in den
Schacht hinein, bis sie auf den Körper
eines bewußtlosen Kameraden stießen,
worauf sie sich denselben aufluden nnd
rasch mit demselben nach dem Eingange
Draußen legten sie denselben
nieder und die herbeigeeilten Aerzte nah
men sich seiner sofort an. Auf diese
Weise brachte man 30 Bewußtlos? hin
ans, von denen jedoch später 7 starben.
Zur Warnung für Steifende.— Ein
neuer Schwindel ist der, daß Personen,
welche nicht vorsichtig genug find, von
geriAicncn Gauner, wenn sie auf der
Eisenbahn fahren wollen, in folgender
Weise um ihr Ticket bestohlen werden :
Der Gauner hält sich meist auf Zügen
aus, welche bald am Abfahren sind, und
wartet, bis Jemand kommt, der ihm
dumm und leichtgläubig genug für sei
nen Zweck scheint. Sofort geht er nun
auf den oder die Betreffende zu nd
läßt sich das Ticket für die Fahrt zeigen.
In vielen Fällen hat der Angeredete
kelnArg sondern überreicht dem Schwin
delfritze das Couvert, i welchem sich
daS.Gewünschte befindet. Mit schnel
lem Griff nun hat dieser das Billet her
ausgenommen, besieht cS pflichtschuldig
von vorn und hinten, schiebt es wieder
hinein und reicht e de Eigenthümer
zurück. Mit großer Fingerfertigkeit
, aber hat er nicht da Ticket, sondern ein
Stück Papier, welche demselben an
Größe und Gewicht gleichkommt, in das
Couvcrt geschoben und der so Bestoh
lene merkt den Betrug erst, wenn er von
dem wirklichen Condukteur um seinTick
et befragt wird und der Schwindler mit
dem letzteren über alle Berge ist. Die
ser Streich soll in letzter Zeit von den
Schwindlern mit vielem Erfolg betrie
be worden sein.
Durch Nachlässigkeit erschossen.—
Im benachbarten Äork erschoß sich am
vorletzten Freitag Abend Hr. W- H.
Schetly von daselbst durch reine Nach-
lässigkcit. Wie die „Gazette" meldet,
wollte Schetly das Schloß eines Pistols
scincs Nachbars ntcrsuchcn, um dar
nach eine Pistole, welche eines seiner
Kinder gesunden hatte, und von ihm
auscinanoer genommen worden war,
wieder zusammensetzen Zu könne. Wäh
rend nun er nd sein Nachbar auf der
Treppe des Nachbars Hanse beisammen
saßen, und dieser ihn gewarnt hatte das
Pistol behutsam zn Handiren, da cS
scharf geladen sei, entlud sich dasselbe
plötzlich durch unvorsichtiges Handhaben,
wobei ihm (Schetly) die Kugel durch
dic Hcrzrnbc in die Brust ging, und
denselben fast augenblicklich tödtctc.—
Wenn Leute absolut nicht hören wolle,
so müssen sie eben die Folgen davon neh
men.
DaS Kohlengeschiist.—Nach Ansicht
des Philadelphia „Lcdger" sind Kohlen
jetzt auf den niedrigsten Preis gesunken,
den sie dieses und vielleicht manches
kommende Jahr holen werden. Die
meisten Kohlcn-Eompagnicn mußten
ihr Produkt in ungeheuren Quantitä
ten auf den Markt werfen und zn ir
gend einem Preise verkaufe, um Mit
tel zu erlangen, ihren am 1. Juli fäl
lig gewordenen Verbindlichkeiten nach
koninen zu können. Dies ist geschehen,
und sie haben übcrdcm mit ihre Gläu
bigern cm solches Ucbereinkommen ab
geschlossen, daß sie für längere Zeit nicht
so hart mehr wegen Geld gepreßt sein
werden. Die Versendung hat deshalb
auch schon erheblich nachgelassen, und
dadurch wird ein Steigen der Preise
ganz von selber herbeigeführt.
Vergiftet.—Hr. JohnGarvcr, wohn
haft nahe Maytown, Lancastcr Eonnty,
hatte vier Kühe letzte Woche vergiftet,
indem sog. "Lariz tirov," das mit ge
mahlenem Schroth vermischt, in einem
Eimer stehen gelassen worden war, und
von den Kühen gefressen wurde. Man
befürchtet, daß auch die fünfte Kuh noch
crcpircn werde.
Europäisches.
Deutschland.
Mü II ch c .—Kürzlich ging durch
mehrere Blätter die Nachricht, daß die
baicrische Regierung nach Nußland Ge
wehre verkauft habe. Die Nachricht ist
insofern richtig, als unsere KricgSver
waltung allerdings, aber schon vor län
gere Zeit, eine Partie Chassepotgcwehre
nebst 1 Million Patronen veräußert hat,
aber nicht an Rußland, sondern an die
Firma Spangenberg und Strauß in
Suhl und zwar gegen Lieferung von 14,.
ovo Stück Mauserkarabinern. Dann
gelangten dic ChasscpotS an einen Herrn
Wolf in Berlin, und wenn dieser ein
Geschäft damit nach Rußland gemacht,
so wäre das wohl möglich.
Vom Schwarzwald. —Die in
dustriellen Verhältnisse beginnen aus
der bisherigen Stagnation herauszutre
ten, und man hört, daß die Textilindu
strie in dieser Saison schon namhafte
Aufträge zn effektuircn hatte. Auch
die Eiscnbranchcarbeitet stellenweise mit
gutem Erfolge, und auf dem Schwarz
wald ist es vorzugsweise das Etablisse
ment der HH. Tritschler n. Eoinp. in
Falkau, welches bedeutende Exportge
schäfte mit Nordamerika zu besorgen hat.
Dieser Tage erst ist von dort eine Sen
dung von 0 Zentner Klavierschrau
ben nach New-I)ork abgegangen. Un
sere Uhrenindustric läßt noch Vieles zu
wünschen übrig, da ihr einerseits von
Amerika, andererseits von Schlesien
eine bedeutende Konkurrenz erwachsen
ist. Die einzige Nemcdur dürfte wohl
in einer Herabminderung der Arbeits
löhne bcstahcn. Die Bürstcnsabrika
tion hat stetSfort lebhaften Verkehr
und wird voraussichtlich auch in der
Zukunft ihr seitheriges Absatzgebiet sich
zu erhalten wissen.
Sl inber g.—Die hiesige Gewehrfa
brik hat nun, nachdem die für Preußen
übernommenen 100.000 Gewehre ablie
fert sind, zur Herstellung der für den
Kriegsbedarf der baicrischen Armee
noch fehlenden 53,000 Gewehre zu
schreiten; diese Schußwaffen werden
bekanntlich nicht nach dem System Wer
der, sondern nach dem verbesserten Mu
ster des dcutschenArmcegewehreSsMau
scr) hergestellt. Da die maschinelle
Einrichtung schon vorhanden ist, lann
sofort mit der Fabrikation begonnen
werden und sind die Betriebsverhält
nissc so geregelt, daß täglich 150 Stück,
der ganze Bcdatf somit in Jahresfrist,
fertig gestellt werden können.
Stuttgart.—Eine sinnige Hoch
zcitSgabe wurde dieser Tage nachträg
lich dem Prinzen und der Prinzessin
Wilhelm vom Stadtschultheiß GöS von
Tübingen Namens dieser Stadt über
reicht ; sie besteht in einer Prachtausga
be Silchcr'scher Volkslieder mit Jllu
strationen, von unserem Landsmann
Theodor Schütz, Maler in Düsseldorf,
angefertigt. Der Künstler hat ein Lie
der behandelt: „Nnn lcb' wohl du klei
ne Gasse." „Am Brunnen vor demTho
re," „Leset, was i Euch will sage,"
„Steh' ich in finstrer Mitternacht/,
„In einem kühlen Grunde," „E'bisscle
Lieb'." Es sind reizende, ungemein
stiinmuiigSvolle Bilder. Das Schluß
blatt enthält das Porträt Silcher's.
DaS Titelblatt, mit dem Wappen des
fürstlichen Paares und der Stadt Tü.
dingen geschmückt, bringt al Widmung
von der Hand Ottilie Wildermuth's
zin äußerst liebliches und zarte
Loialc Reuigkeiteu.
Lancaster, Pa.
Donnerstag, Juli 19, 1877.
In Lancastcr wurde dieser Tage ein
Aufseher in eincr der Baumwollen-
Mühlen entlassen, weil er einen Knaben
unmenschlich geschlagen hatte.
In einige Theilen von Lancaster
sollen zahlreiche todte Sperlinge sein,
welche durch denGennß vonl'arii-Uroe,
der auf Kartoffel u. s. w. gestreut war,
crcpirten.
Der „Lancaster Männerch'or," einer
der thatkräftigsten nd besten Gesangver
eine des Staates, wird am Montag den
30sten Juli sein 19tcS Stiftungsfest ans
Tell'S Hain feiern.
Die Richter Livingston und Patter
fön von Lancaster haben einen Plan
entworfen, (etwas verschieden von dem
Plan des Dnxmovrs.) nach Ivel
chcm die Stadt Lancastcr in Zukunft
ausgelegt werden soll. Eigenthümer
werden wohl thun, sich ach diesem Plan
zu richte.
Ucbertrossen. Wir meldeten neu
lich, daß Hr. Adam Gricst von nahe
Ouarryville, Lancastcr Connty, Tabak
habe, von welchem manche Blätter zwei
Fuß lang, und 20 Zoll breit seien. Und
nun meldet sich Hr. John Gross vom
„oberen End" jenes County'S, indem er
sagt, er habe Tabak von denen manche
der Blätter 29 Zoll lang, und 21 Zoll
breit seien, nd daß die Pflanze an wel
chem diese Blätter hingen, solcher 27 zäh
le ! Der Tabak wurde erst vor einem
Monat gepflanzt! Demnach verspricht
die Tabakcrndtc in Lancaster Connty
dieses Jahr eine der ergiebigsten zu wer
den, welche noch je dort gehabt wurde.
Der Lancaster BoMsreund.—Die
ses alte deutsche Blatt (das Zweitälteste
in den Ver. Staaten) feierte letzte Wo
che seinen 70stcn Geburtstag! 70 Jah
ren ist sicher ein schönes Alter. Wie vie
les ist seitdem geschehen, und wclchcFort
schritte sind während dieser Spanne Zeit
schon gemacht worden? Aber mit wie
vielen Kämpfen nd Widerwärtigkeiten
I mag dieses ehrwürdige alte Blatt es
auch schon zu thun gehabt haben? Wir
selbst kennen den „Volksfrennd" schon
länger den 40 lahren, und obschon er
mit unsern Prinzipien nicht überein
stimmt, so müssen wir ihm doch da
Zeugniß geben, daß er stet mit offenen
Waffen kämpfte. Ein „Bär" ist zwar
immer noch in ihm zu erkenne, aber in
neuster Zeit schaut ein mehr lieblicher
! „Haas" heraus, so daß er, obwohl ihm
! der Kamm noch manchmal wächst, den
noch kein ganz übler Kamerad ist.—
Nun, wir gratnliren dem „Volksfreund"
zu seinem hohen Alter, und hoffen, daß
er so alt wie Methusalem werden möge;
was er auch wirb, wenn der große Wcl
tenlcnkcr den „Bären" nd „Haascn"
nicht einen „Strich durch die Rechnung"
macht.
Ball de Gustav Adolph Bunde.
—Wie bereit in letzter Nummer gemcl
dct, wird der Gustav Adolph Bund,
No. lö. V. O. V. B. von Marictta,
nächstciiMoutagAbcndden 23sten
Juli einen große Ball zu Ehre de
Groß Bunde von Pcnnsylvanicn in
Reynolds Sommcr-Pavillion in oben
genannter Stadt geben. Wenn unsre
Freunde in Marictta (und wir haben
viele daselbst) wieder einmal einen recht
vergnügten und gemüthliche Abend
zu erleben wünschen, dann rathen wir
jhiic, ohne Fehl den Ball de Gustav
Adolph Bunde nächsten Montag bei
zuwohnen, da es dort kreuzfidel und ge
müthlich zugehen wird. Die Bälle die
se Bunde gehörten bisher immer zu
den schönsten, nd daß auch dieser zur
höchsten Befriedigung der Theilnchmcr
anSfallcn wird, dafür bürgt der Charak
ter der tüchtigen Männer, welche densel
ben veranstalten. Also auf, ihr Tanz
kamcradcii, und versäumt nicht, dem
Ball nächsten Montag Abend in Ney
nolds Halle beizuwohnen; vergeht aber
ja nicht, auch eure liebe Frauen nd
Fräuleins mitzubringen, denn wo diese
fehlen, da fehlt Lust, Freude und Ver
gnüge.— Der Eintritt ist blos 50
Cent. Siehe Anzeige.
Da bevorstehende schwädige Volks
fest.—Wir haben bereit in einer frühe
ren Nummer der „Slaatszcitung" von
dem Volksfest welche die,.Schwaben"
von Lancaster am 13ten August zn Eh
ren de 400 jährigen Stiftungsfestes der
Universität Tübingen zu feiern beabsich
tigen, erwähnt, wie auch von der Grün
dung eine „Schiller-Vereins" diese
wackeren Völkchen. Dieser Verein zählt
bereit beinahe 150 Mitglieder, unter
denen sich von den gcachtesten Bürgern
in Lancaster befinden. Folgende Her -
ren sind die Beamten des Vereins:
Präsident, John Och; Vizepräsident,
Gco. Schwarz; Sekretär, Wm. Röhm ;
Schatzmeister. Geo. Kircher; Fcst-Com
mittee- John Heß, Phil. Lebzcltcr.
Gottl. Fink, Albirt Wagner, Gustav
Grötzingen Gnst. Elia und Geo. Göll.
Das bevorstehende Fest wird da ge
müthlichste, schönste und großartigste
Schauspiel sein, da je in Lancaster gese
hen wurde, indem die muntere „Schwa
ben" in ihrer volle Nationaltracht er- ,
scheinen werden. Natürlich werden da
bei auch die „Sieben Schwaben auf der
Hasenjagd" nicht fehlen, wobei Man
chem schon beinahe da ZmcrgfcU borsten
wollte, der der drolligen Jagd zuschaute.
(Freund HaaS vom „Volkfrcund" er
bot sich, die Rolle de „fürchterlichen
Thieiet" zn übernehmen, allein c ist
bereit ein ächter schwäbischer Haas im
portirt worden, aus den die Jagd ab
gesehen ist)
Die Festrede bei dieser Feier wird
oon Hrn. Georg Heerbrnndt.
dem witzige Hcranegebir tei New Dort
.Schwäbische Wochenblatts ' gibalten
werden. Man harrt mit Sehn cht aus
l>a frohe Fest.