Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, July 12, 1877, Image 2

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    Die Staats-Zeitung
HnrrlSbnrq. "Va
Donnerstag, Juli 12, 1877.
Veränderung unseres NeisePtaiirS.
Durch die anhaltende Krankheit uns
res ältesten SohncS, sind wir genöthigt,
dcnjPlan nnsrcr Reise zn ändern. In
nächster Nummer hoffe wir im Stande
zn sei, eine genauere Angabc der Reise
zu machen. Die „Läppten" wolle man
indessen recht hübsch zur Seite legen bis
der Drucker kommt, den kommen wird
er. scll ist schür, es sei denn, er würde
krank, waS wir durchaus nicht hoffen.
Eine deutsche „Spectsch."
Bei ciiiem ncnlichcn Banqnctt im
Flnnkli nnd Marschall Colleginm zn
Lancastcr, hielt Hr. C. H. Ranch (besser
bekannt al ~Pit Schwcfclbrcnncr,")
eine Lobrede auf die Pcnnsylvanische
Deutsche, von welcher wir folgenden
Auszug nehmen, wie ihn der Lancastcr
.Volksfrcund" bringt. Die Rede er
regte natürlich große Heiterkeit:
„Ich glahb, es is der lschcnral Opi
nis üwerall, daß de Franzose en arrig
schmärtcSvrtLcit sin, und daß sc üivcr
ans gut fechte im Krieg Awcr doch for
äbant sechs Johr znrück iS amohl an
ordlich großerCrond von de aller dumm
schte Dntschmcnncr in crc Land nei ge
martscht n Heu de große un schmärte
Franzose amohl ordlich nrrick danse ma
che zn der Musik von deitsche Zwcrgpci
je, Drummc un Kanonckngclc. Un sei
le Lessen, as sc von de Deitsche gelernt
Heu, hen de Franzose f der heilig Daq
noch nct scrgessc." „Un Wenn's ans
heule gcit, so häppent's et eh mal aus
zwmizig, daß cnPcnnsylcvaniaDeitschcr
sei Hals in der Strick schlippt nn dnht
Jig danse in der Luft."
Einnahmen und Ausgaben des
letzten Finanz-Jahres.
Am 30. Juni schloß das Finauz-Jahr
der Bundes-Vcrwaltuiig von 1870—
1877. Die Berichte, welche daö Schatz
amt über die Resultate gibt, lauten gün
stig. Die Einnahmen betrugen 8217,-
325,678.—gegen 8287,482,038. Sie
weisen also allerdings einen Mindcrbc
trag von mehr als 10 Millionen gegen
das vorige Finanzjahr auf, dagegen sind
aber die Ausgaben des letzten Jahres
um IKi Millionen geringer, wie in
18751 76. Sic betragen nämlich
8144,6j10 Millionen Dollars in jenem
Jahr. Was die' Einnahme-Oncllcn
betrifft, so lieferten die Zölle 8130,439,-
419 gegen 8143 Millionen im Vorjah
re. Die inneren Steuer ergaben
8116-7jlo im Verjähre. Ans verschie
denen Quellen stammten 822) Millio
nen gegen 822-7 M Millionen im Vor
jahr. Während also die Zölle über 17
Millionen weniger Ergaben wie früher,
betrug die innere Steuer fast 2 Millio
nen mehr.
Wird e ihnen an den Kragen gehen ?
Wie die Nachrichten ans New Or
leans melden, sind die schurkigcn Mit
glieder der „Rctnrning-Voard", durch
welche Haycs in das Präsidcntamt hin
eingeschmuggelt wurde, wegen Meineid
vor das Criminal-Gcricht geladen wor
den. nämlich. I. Madson Wells, T. C.
Anderson, LoniS M. Kenner nnd I.
Easanawc, nicr der niederträchtigsten
Hallnnkcn die je lebten. Die Klage be
zieht sich ans die Fälschung der Wahlbc
richte während dem letzten Herbst.
Die Verhaftung der Schurken hat in
Louisiana, wie anch unter den Radika
len in Waschington nd in allen Theilen
des Landes eine iigchcnrc Aufregung
hervorgerufen, da die ganze Sippschaft
,Dreck am Stecken hat."
Es wird den Kerlen indessen nichts
geschehen, da Haycs ein Verständniß
mit Gov. Nickolls eingegangen habe
soll, daß, im Fall die „Rctnrning
Board" ihn (Haycs) als Präsident hin
cinzählcn, nnd Nicholls als Govcrnör
des Staates erklärt werden würde,
keine Klagen gegen die Ne-
Inrning-Board angestrengt werden soll
ten ! Stellt sich dieses wirklich so her
aus, dann sind Haycs nnd Nicholls
eben solch' elende Schurken, wie die Re
turning-Board.—lst cS aber nicht eine
Schande für das Land, solche Män
ner an der Spitze der Regierung zu ha
ben ?—Nun, wir wollen sehen, was
wohl kommen wird. Wir erklären
übrigens nochmals, daß der Rctnrning-
Board nichts geschehen wird.
Wa ei curopäischer Soldat kostet.
In dem jetzigen Augenblick, in Ivel
mein die politischen Tagesereignisse die
Aufmerksamkeit des Publikums auf die
Armeen der verschiedenen Länder Euro
pas lenken, mag es nicht nninteressant
sein, zu erfahren, wie hoch sich die Ans
lagen für den einzelnen Soldaten in den
größeren Staaten von Europa stellen:
England gibt jährlich für jeden seiner
Soldaten eine Summe von 5200 Francs
aus ; hierauf folgt gleich Rußland mit
1202 Frcs., dann Frankreich mit 1,127
Belgien mit 1047, Deutschland mit 975,
die Türkei mit 922, Italien mit 917,
Dänemark mit 80H Spanien mit 775
nnd zuletzt kommt Oestreich mit nnr 720
Ms. Von den Gesammtansgaben
uncs icdcn der cinzelncn Staaten ent
fallen snr den Unterhalt der Land- nd
Sccarmce. in Prozenten ausgedrückt, in
Rußland 34, in England 33, in Frank
reich 32, in Dänemark 29. in Deutsch
land 27, in der Türkei 23, in Belgien
21. in Oestreich 12. in Italien und
Spanien ;e 1 Prozent.
Au diesen Ziffern geht hervor, daß
die Kosten snr den cinzelncn Mann, im
Vergleich Mit den bezüglichen Ziffern
der anderen Landern, sich in Oestreich
am niedrigsten stellen, und m mehr als
zw Drittel geringer als in. England
Und - auch die Prozcntziffcr dcr'gcsamni
ten Nrmttkostcn ist bis ans eine kleine
Gunsten Italiens und
Spamsis, anch für Oestreich die nie-
Unsre vierte Reise nach Philadelphia.
Es war nnS dieses Jahr nicht gegönnt,
den 4lcn Ji.li im Kreise unsrer lieben
Familie ziiziibringen, sondern bei un
ser Freunden in Philadelphia. Wir
halten gehofft, niil den Besuchen in jener
Stadt ini Laufe der Woche fertig z
werden, allein eS ging nicht, nd zwar
weil viejc unsrer Freunde zu weit ent
fernt wohnen, wieder Andere haben ihre
Wohnplätzc verlegt, und weil wir sehr
unwohl waren. Ein anderer Besuch
wird indessen in Bälde achfolgen.
Wir kamen also am 4tcn Juli nach
Philadelphia, wo wir liniern Weg di
rekt nach der Fairmount Avenue ah
men. m bei unserm Agenten, Hrn.
Gcorgl. Happ einzukehren, hörten
aber von dessen Nachbar, Hrn. Schmidt-
Häuser, daß er nicht mehr dort, son
dern an der Fünften Straße wohne.
Schnurstracks ging cS dann nach dem
schönen Gasthaus des Hrn. Christian
Gerne, das sich ein Square weiter
oben (Ecke der Fairmount Avenue und
22stcn Straße), dem Staatsznchthans
gegenüber, befindet, wo wir auf's gast
freundlichste bewirthet wnrdcn. Hr.
Gerne ist nicht nnr einer der populärsten
nd geachlcstcn Wirthe in Philadelphia,
sondern auch einer nsrcr besten Freun
de nnd ältesten „Rekruten." Natürlich
fnngirt er anch als Agezit der „Staats
zeitnng," nnd ist durch seine Vermitt
lung auch schon gar mancher wackerer
„Kamerad" inS „Ripper'schc Corps"
cingcmuslcrt worden. Wer könnte aber
auch dem fidelen „Christian" vom frü
heren „Nachtciilcn-Qnarlicr" widerste
hen ? Ist er ja doch einer von Natur's
bester Geschöpfe, der keinem Kinde et
wa zn leid thun würde. Möge er
lange leben.
Später besuchten wir auch Hrn. Happ,
welcher, wie schon erwähnt, vom Fair
mount nach der Nord Fünften Straße
übergesiedelt ist, wo er die wohlbekannte
Wcinwirthschaft in No. 873, früher von
den Herren Gcrcth k H n st e r, letzt
hin aber von Hrn. Hnstcr gehalten, über
nommen hat, eine Wirthschaft, die sich
des besten Rufs erfreut, und die in Hrn.
Happ einen höchst würdigen Mann fin
det. Hrn. H. zu loben, ist überflüssig,
da er zu gut bekannt ist; wir können
indessen die früheren Gästen dieser Wein
wirthschaft versichern, das; Hr. Happ ge
rade der „rechte Mann am rcchtcnPlatzc"
ist, nnd daß sie ihm getrost anch ferner
hin ihre Gunst schenken dürfen. Er
hält stets die besten Getränke auf Hand,
und weiß seine Gäste prompt nnd zuvor
kommend zn bediene. Wir wünschen
ihm herzlich Glück zn seinem neuen Ge
schäft, denn er ist ein Ehrenmann im
vollsten Sinne des Worts.
Hr. Gcrcth, von dem oben die Rede
ist, zog vor etwa 6 Jahren wieder nach
seiner Vaterstadt Worms in Deutschland
zurück, nm in der alten Hcimath seine
Abendjahrcn zuzubringen. Er hat aber
in Amerika zwei Töchter, wovon die Eine
in Philadelphia wohnt; von der anderen
Tochter hat er jedoch keine Auskunft.
Um seine Töchter noch einmal zn sehen,
—und welcher Vater sehnt sich nicht nach
seinen Kindern?—kam er kürzlich von
Deutschland nach Philadelphia, wo er
früher 25 Jahre lang gelebt hatte. Die
zweite Tochter von welcher er Auskunft
zn haben wünscht, ist mit einem Manne
Namens John Dietz verhcirathct.
Irgend welche Menschenfreunde die Aus
kunft von Hrn. Dietz geben können, wür
den dem 73jährigcn GrciS einen großen
Dienst erweisen, ihn von deren Aufent
halt unter folgender Adresse zu benach
richtigen: Hrn. Philip Gereth, oarovk
Geo. I. Happ, No. 873 North Fifth
Street, Philadelphia. Hr. G. gedenkt
bis September wieder nach Deutschland
zurückzukehren.
Nebst Hrn. Happ's Wegziehen vom
Fairmount, haben seit einem Jahre auch
noch viele andre Veränderungen in jenem
Stadttheil stattgefunden. Die Herren
I.- P. Ba l tz, z. 8., zwei der tüchtig
sten Brauer im „Bicrstädtcl," lassen ge
genwärtig ein kollosalcs MalzhauS er
richten. Es ist groß genug, um so cn
kleines „Städte!" h'nciiizustellcn. Hr.
Fried. Schick, ihr gewandter Ge
schäftsführer, läßt eine ganze Reihe hüb
scher Wohnhänßcr unweit der Brauerei
bauen, die eine Zierde jenes Stadtthcils
sein werden. Hr. Carl F. Gold
b cck hat eine neue große, auf's prak
tischste eingerichtete Brauerei gebaut, die
ihm zur größten Ehre gereicht. Das
Bier wird in einem großen Braukessel
gekocht, der ganz frei dahängt (ähnlich
wie in Hrn. Lauer'S Brauerei in
Reading), während der Dampf durch
Maschinerien dahingcleitct ist. Sein
tüchtiger Braumeister, Hr. Georg
Arnhold, ein sehr liebenswürdiger
junger Mann, ließ sich schnurstracks in s
„Ripper'schc Corps" einmnstern. Auch
Hr. Franz Rothacker bleibt nicht
hinter seinen College,! znrück. Er hat eine
Wasserleitung des besten frischen Quell-
Wassers in seiner Brauerei eingerichtet,
das nicht zn übertreffen ist. ScinMalz
kcller ist einer der besten in der Stadt,
wie überhaupt die ganze Brauerei jetzt
als eine der ersten gilt. (Ein guter
Freund hat uns versprochen, Näheres
über genannte Brauereien wie über das
„Bicrstädtcl" überhaupt mitzutheilen.
-Aufgewacht, „Uhland". sonst gibt's
Rippenstöße!)
Daß wir aber anch das Vier in obi
gen Brauereien kosteten, na. das versteht
sich von selbst. Da ist z. B. Hrn. Gold
bcckS Bier, daS war t!p top, wie der
Amerikaner sagt; Hrn. Nolhackcr'S war
blilly; HH. Baltz'S, scharmant; HH.
Bcrgncr - Engel's, just wie gewünscht;
HH.Henzlcr -Flach, ein dclikaterStoff;
Hr. Bauer's, famoS; Hrn. Orth s ist
nicht zn bieten. Jetzt wollen wir „stop-
Pen", sonst denkt der gute Leser, der
Drucker müsse entweder eine kolosali
scheu Magen haben, oder sternsmäßig
„beduselt" gewesen sei, als er alle diese
Terstenstoffs kostete. Keines von beiden,
lieber Leser; da Bier der obigen Brau'
er ist ein kerngesunder, guter Stoff) der
nicht beranfcht, wenn man ihn wie ei
Mensch trinkt, und nicht säuft, wie die
Ochsen, nd die „Murr-Vieher."
die Philadelphia das Bier deß-
halb auch gerne trinken, versteht sichfpon
selbst z nur hie und da geschieht', wo
Einer „über die Schnur hasst," nd „zn
tief in'S Glas guckt." So hat z. B.
unser Freund Fickcr am „scharfen
Eck," keine tausend Meilen von der Ti
rard Avenue cS so eingerichtet, daß jeder
Metzger der in seinem Saloon (das
„BntscherHauptquartier") einkehrt, sein
eigenes, mit einem Deckel nebst Namen
versehenes Trinkglas hat. Neulich in
deß geschah cS, daß eines dieser Bierglä
scr Füße bekam, resp, wcgstibizt wurde;
aber man weiß so beiläufig wer es hat;
man will indessen warten, bis die Schlit
tenfahrten wieder angehen, da es dann
wieder zum Vorschein kommen muß,
und sollte es unter den "Loops" einer
Dame versteckt sein! Gestohlen ist eS
nicht, nur „Ivegstipitzt," wie schon gesagt,
damit dem dicken Bntscher welchem es ge
hört, während der Hitze der Schnabel
trocken bleibt.
Als neues haben wir zn melden, daß
die Gebrüder Conrad und Fried
rich Klein am letzten Samstag wie
derum eine Reise nach Deutschland an
getreten haben. Zwei gemüthlichere
nnd jovialere Freunde nnd Brüder wie
die Herren Klein gibt es nicht ans Got
tes weiter Erde. Nur daß sie hin und
wieder so nen kleinen „Spritzer" bekom
men, der die Sprechorgane etwas stark
aufreibt nd wie cinenLuftballoon auf
bläst; aber er vergeht immer wieder,
und endet wie ein lieblicher Regen im
Sonnenschein. Hrn. Conrad Klein,
welcher an der FairmountStraße wohnt
nnd eine Metzgerei dort besitzt, trafen
wir nm 4ten Juli bei seinem Nachbar,
Hr. Schnitzer, nm in dessen Lokal zum
Abschied noch ein s „auf die Lampe zu
gießen." Während dem nun ein s „ge
pfiffen," nnd eine famose Schildkröten-
Suppe, welche Hr. Schnitzer zum Ab
schied Herrichten ließ, verspeist wurde,
ließ sich auch Hr. John Hilgert,
ein höchst geachteter nnd braver Bürger
in's „Corps" einmnstern. Hr. Klein
durch dessen Aufforderung dieses geschah,
war ganz entzückt darüber, theilte uns
aber mit, daß das Trottoir (Lavement)
in der Stadt jetzt breiter gemacht wer
den müsse, da dasselbe für den guten
Mann, der manchmal mit einem stcrns
mäßigen „Zopf" nach Hanse käme, nicht
breit genug sei! Hr. Hilgert mußte na
türlich recht herzlich darüber lache, na
türlich weil es nicht wahr ist, und weil
er dachte - „Kehre den Spieß, Altcrlc,
dann hast dn'S getroffen." Am Sam
stag Morgen nahmen dann die beiden
Brüder Klein Abschied, aber nicht zuvor
bei Hrn. Christian Gerne, noch
ein trefflicher Abschiedtrunk hinter die
Binde gegossen, nd ein zarter Hände
druck gewechselt wurde, worauf sie von
de Herren Gerne nnd Schnitzer an den
New Norker Bahnhof begleitet wnrdcn.
Wir wünsche den biederen Freunden
eine recht glückliche Fahrt, vieles Ver
gnügen, nnd baldige Wiederkehr.
Am Donnerstag den 26stcn Juli wird
der beliebte „Cannstattcr Volksfest-Ver
ein" eine große Ercnrsio nach Atlantic
City unternehmen, wozu anch an nns
eine Einladung ergangen ist. Die Hin-
und Herfahrt kostet blos 81.25 für Er
wachsene, nnd ivird deßhalb die Bethei
ligung an demselben eine sehr großarti
ge sein.
Schließlich haben wir noch zn bemer
ken, daß wir am letzten Tag unsres Auf
enthalts in Philadelphia (am Samstag)
sehr krank wurde. In Gemeinschaft
mehrerer intimer Freunden hatten wir
nämlich Tags znvor sog. l-obstors (Kreb
st) gegessen, die ersten seit 47 Jahren.
Am Samstag indessen bekamen wir un
gchcnrc Schmerzen. Im Magen ging's
bunt her; es kollerte und tobte, als
lieferten die Russen nd Türken eine
Krebsschlacht. Ja, cS kam sogar zn ei
nem „Ausguß" ach oben, nnd einer
„Rctirade" nach unten! O, herjcrnm!
Wie waren wir da in ncr Fix! Ach!
wären wir nnr z Hause, sagten wir zn
nns selbst, wir wollen ja alles beuchte,
und unser Lebtag koi Krebse mehr es
sen ! Doch, wenn die Noth am größten,
ist Hülfe am nächsten; und so kam es
anch, daß ein glückliches Zusammentref
fen, nns zn unserm guten alten Freund,
Hr. Carl Dürr am Dritten Stra
ßen-Markt führte, dem wjr unsre liebe
Noth klagten. „Ha, da ist'S bald gehol
fen," sagte er. „habe auch schon Krebst
gegessen, aber da muß man Acht geben,
sonst geht's den „Krebsgang," fuhr er
fort, nnd hinüber gingS zn einem wacke
ren Wirth nahe bei (den Namen des
guten Mannes haben wir vergessen),
der uns einen ganz famosen Stoff gab.
(Anch Hr. Gcrne bereitete uns später
einen ähnlichen Trunk, welcher nnS Lin
derung verschaffte. Den lieben Freun
den unsern besten Dank für die famose
„Cur." DaS „Zwicken" und „Schmr
kelii" im Magen läßt jetzt nach, während
die „Stovepipe" och so solid wie je ist.
Aber, es bleibt dabei: Krebse werden
nie mehr gegessen; sie haben uns einmal
„g'fizt," und scll thut's nnn schon.
Während unsres diesmaligen Aufent
halts in Philadelphia ließen sich ebst
den Herren Hilgert nnd Arnholdt auch
noch folgende handfeste Kameraden in
unser „Corps" einmnstern - Hr. G o ti
li c b M ö g l c an der 2gste ndMonnt
Plcasant Straße, ein Metzger; Hr. L.
Fant h, No. 2735 Girard Avenue, ein
Wirth; Hr. JnlinS A. Reisig.
Ecke der 31sten und Master Straße,
ebenfalls ein Metzger; Hr. Christoph
Brehm, No. 1245 Tancy Straße, ein
Wirth; Hr. Caspar Wcbcr. Ecke
der 4ten nnd Canal Straße, gleichfalls
ein Wirth, und Gründer der schwarzen
Ritter-Loge; Hr. Friedrich Wör
ncr, No. 2617PoplarStraße, bekannt
al einer der besten Wagner in Phila
delphia : Hr. Christian Schnei
d c r, No. 845, Nord I3te Straße, ein
Wirth; Hr. B cnj. Kcll c r. ein tüch
tiger Schnhmachcrmcislcr, anch Stiefel
verfertigt er nett und gut; Hr. Geo.
Mehrer, No. 1925 Callowhill Stra-
Bc, ein Wirth; Hr. C hr i st. M ü lle r.
s chö n, welcher die bekannte, früher von
dem verstorbenen Jakob Hohenadel hüb
schcWirthschaft nndßranerei amSchuyl
kill Falls Park besitzt; und endlich, Hr.
T. H. Barth, ein Mctzgerl(iin zwei
ter Christ. Gerne), wohnhaft injßridge
ton, New Jersey. Bessere und tüchtige
re Männer wie die Obengenannten sind
kaum irgendwo z finden. Hr. Barth,
der nebenbei gesagt, ein ebenso freund
licher wie gewandter Geschäftsmann ist,
will versuchen, auch ein „Corps" in
Bridzero z organisircn. Recht so,
lieber Alter. Inst xo a-be<l. Z
KNnn, zum Schluß och unsern ver
bindlichsten Dank den viele Freunden,
die sich nnsrcr so liebevoll annahmen,
und daS „Gcldsäckle" nicht vergaßen.
(Die Ucbrigcn werden wir später noch
aufsuche; nur Geduld, wir lassen Kei
nen schlupfen). Besonders sind wir
auch Hrn. PetcrMcsser, dem stets
freundlichen Wirth an der Ecke der Co
lumbia Avenue und Fawn Straße, den
wärmsten Dank schuldig, indem er un
scrm lieben „Weible" eine Flasche schar
manten Wein übersandte. Ein ähnli
ches that auch Hr. Happ an der Fünf
ten Straße, denn auch sein Herz schlägt
warm fürs „Weible." Auch Hrn.
loh n Sp ccht an der Ridge Avenue,
sowie den HH. Kraus, Hottmann,
Burkhart, und Hrn. Agent Gerne
sind wir zn vielem Danke für freundliche
Güte, Kost und LogicS schuldig—Alle
Ehre unsren Philadelphia Freunden
und Freundinnen.
Die deutsche Regierung und die
Deutsch-Amerikaner.
Dem bisherigen Gesandten der Bcr.
Staaten in Berlin, Hrn. Bancroft
Davis, ist es gelungen, von der deut
schen Regierung zwei weitere wich
tige Zugeständnisse in Bezug ans
den einst von seinem Oheim Bancroft
mit den deutschen Staaten abgeschlosse
ne Naturalisation-Vertrag zu
erlangen. Der deutsche „Rcichsanzei
ger" hat dieselben nunmehr veröffent
licht und die deutsche Behörden beauf
tragt, darnach zu handeln.
Erstens ist es den deutschen Behörden
verboten, einem sich für einen amerika
nischen Bürger erklärenden Manne, der
für den deutschen Militärdienst bean
sprucht wird, während der Untersuchung
darüber, ob das deutsche Reich wirklich
einen Anspruch auf seine militärischen
Dienste hat, seine Papiere—amerikani
sche Bürgerpapiere, Paß n. s. w.—weg
zunehmen. Bis jetzt war das Wegneh
men dieser Papiere gebräuchlich, nnd so
war dem nach dem GcburtSlande zu
rückgekehrten Deutsch-Amerikaner, wenn
er den dortigen Behörden verdächtig ge
worden, das einzige Mittel, durch wel
ches er möglicher Weise seine Unschuld
oder seine Befreiung vom deutschen Mi
litär-Dienste nachweisen konnte, gänzlich
abgeschnitten. Diese Härte ist jetzt auf
gehoben.
Zweitens hat Bismarck ans die
Vorstellungen des Hrn. Bancroft Davis
hin der bekannten BcrtragSbestimmnng
über die Frist von zwei Jahren nun
mehr eine weit liberalere Auslegung ge
geben. Nach dem Ausdrucke einer Ber
liner Corrcspondcnz der New - Norker
"Kation" verfuhren die deutschen Mili
tärbehörden in den ersten Jahren des
Vertrages gegen den jüngeren heimgc
kehrten Auswanderer, wie die Hauskatze
gegen die arglose Mau?. Gleich am
Ende eines zweijährigen Aufenthalte
in Deutschland bemächtigten sich die
Behörden ohne ein Wort der Warnung,
wie mit einem Katzensprünge des Op
fers, das nicht daran gedacht hatte daß
seine Frist bereits abgelaufen sei, und
steckten dasselbe unter'S Militär. Kürz
lich aber hat Bismarck dem amcrikani-!
scheu Gesandten das folgende, ebenfalls!
im „Reichsanzeiger" bekannt gemachte
Zugcständniß gemacht: der betreffende
Deutsch Amerikaner bekommt nach Ab
lauf der zwei Jahre eine weitere billige
Frist, um sich darüber zu entschließen,
ob er wieder deutscher Unterthan wer
den und als solcher in Deutschland blei
ben, oder ob er sein amerikanisches Bür
gerrecht behalten nnd nach Amerika zu
rückkehren will; nd eS soll ihm, falls
er letztere Wahl trifft, noch eine genü
gende Frist eingeräumt werden, ehe er
Deutschland zu verlassen hat; die deut
schen Behörden sollen diese Frist, je
nachdem der betreffende Dcutsch-Amcri
kancr noch Geschäfte und Dcrgl. in
Deutschland abzuwickeln hat, kürzer oder
länger bemessen.
Für dieses Zngeständniß an die Ver.
Staaten verdient Bismarck nm so mehr
Anerkennung, als von auswandernden
Deutschen auch mannigfacher Mißbrauch
mit dem amerikanischen Bürgerrechte
getrieben wird. Gar häufig kommt es
vor, daß begüterte junge Männer
Deutschland, che sie achtzehn Jahre alt
achtzehn Jahre alt sind, verlassen, fünf
Jahre in den Ver. Staaten zubringen,
sich hier ihre Bürgerpapiere und auf
Trnnd derselben einen amerikanischen
Paß verschaffen nnd dann sogleich nach
Deutschland zurückkehren, wo sie fortan
als amerikanische Bürger, aller Wich
ten gegen Deutschland lcdig, zu bleiben
nd ein Geschäft z treiben gedenken.
Ein derartiger „Patriot" landete in
New-Nork am 2. September 1869, ward
am 2. Septbr. 1874 naturalisirt, schickte
noch an demselben Tage sein Gesuch m
einen Paß an s Staatsministerinm in
Washington, erhielt denselben und trat
am 4. Septbr. 1874 die Heimreise nach
Deutschland a. Ein Anderer hatte es
so eilig mit seinem in Deutschland von
ihm zn mißbrauchenden amerikanische
Bürgerrechte, daß er selbst den Tag,
welchen er bei der Einwanderung nach
New-Nork in der Qnarantaine zubrach
te, als einen Theil seiner fünfjährigen
amerikanischen Probezeit anrechnete.
Ja häufig ist sogar der Fall vorgekom
men, daß ein verheirathclcr Deutscher
mit Hinterlassung seiner Familie sich
nach den Ver. Staaten begab ffd dann
nach seiner Heimkehr al amerikanischer
Bürger sogar seine Söhne, die nie in
Amerika gewesen, für amerikanische
Bürger ausgab und ihre Befreiung vom
dentschcn Militärdienste verlangte:
I IDic amerikanische in
Berlin nnd amerikanische Konsulate in
Deutschland haben anch gar manchen
amerikanischenZßürgerbrief in die Hän
de bekommen, vom dem ermittelt wur
de, daß er auf gänzlich betrügerische Art
erlangt wurde. Die meisten derartigen
Papiere rührten vom Commcn Plcas-
Gerichte in der Stadt Ncw-Nork nnd
dem Snpcriorgcrichte derselben Stadt
her, wo man Jahre lang mittelst fal
scher Bürgerbriefe Stimmgeber sabri
zirte. Ein Kerl mit einem solchen Bür
gcrschcine, welcher das Siegel de Snpc
rior-Gcrichts der Stadt Ncw-Nork trug,
gestand einem Beamten der amerikani
schen Gesandtschaft in Berlin ganz offen,
er sei im Ganzen nnr drei Jahre in
Amerika gewesen, habe aber „sein Bür
gerpapier gekriegt, um zu stimmen."
Angesichts dieser Thatsachen ist es m
so mehr anzuerkennen, daß Bismarck die
oben besprochenen Zugeständnisse ge
macht, nnd daß der Gesandte Bankroft
Davis dieselben erreicht hat. Dieser
Gesandte hat sich in dieser Angelegen
heit, wie in mancher anderen, als tüch
tig bewährt. Dennoch wird von Wa
shington gemeldet, daß er demnächst ei
nen Nachfolger erhalten werde.—B.Cor.
DerßaturalisationS-lvertrag der Ver.
' Staate mit Deutschland.
Dieser Vertrag datirt bekanntlich vom
Jahre 1868 und ist für die Dauer von
10 Jahren abgeschlossen. Nach Ablauf
dieses Termins gilt er nnr von Jahr zu
Jahr und tritt er, wenn er von der einen
oder anderen Seite gekündigt wird, ein
Jahr nach der Kündigung außer Kraft.
Eine Berliner Correspondenz der 'Na
tion" versichert, daß derselbe, trotz der
energischen Artitel, die Fr. Kapp in den
preußischen Jahrbüchern dagegen ge
schrieben hat, deutscher SeitS nicht ge
kündigt werden wird. In den Ver.
Staaten ist der Vertrag von Cox nnd
Anderen im vorigen Jahre gleichfalls
angegriffen, aber auch ebenso energisch
und mit besseren Gründen vertheidigt
worden. Eine unbefangene Prüfung
des Vertrags und der ihm gegebenen
liberalen Auslegung muß Jeden über
zeugen, daß die Ver. Staaten damit
wichtige Zugeständnisse erzielt Hagen,
ohne ihre Prinzipien irgend etwas
Wesentliches vergeben zu haben.
Nach diesem Vertrage kann jeder
nach den Ver. Staaten Mit oder ohne
Erlaubniß, vor oder nach Erfüllung
der Militärpflicht ausgewanderte Deut
sche, nachdem er hier fünf Jahre ge
wohnt und in gesetzlicher Weise daS
Bürgrrechterworben hat, nach Deut
schland zurückkehren, ohne dort zur Er
füllung der Militärpflicht angehalten zu
werden. Unter dieser Clausel haben
nach Herrn Bancroft's Berechnung
mehr als 10,000 ausgewanderte Deut
sche ihr Baterland besucht, die dies ohne
diesen Vertrag nicht gekonnt hätten,
ohne sich der Gefahr auszusetzen, nach
dortigem Rechte in das Militär ge
steckt zu werden. Auch vermögens
rechtliche Nachtheile, Geldstrafen und
Confiscationen, sind durch diesen Ver
trag für solche Fälle beseitigt worden.
Allerdings hat der Vertrag eine ein
schränkende Clausel, nämlich die: Wenn
ein solcher Deutscher nach Deutschland
zurückkehrt, um dort zu bleiben, so kann
er nach dem Ablauf von zwei Jahren
von der dortigen Regierung wieder als
dortiger Bürger beansprucht, und zur
Erfüllung aller Pflichten eines solchen
angehalten werde. Die Anwendung
dieser Clausel hat in einer Anzahl von
Fällen zu Beschwerden geführt, die aber
mit sehr wenigen Ausnahmen nach dem
Wunsche der Ver. Staate entschieden
wurden. Nur in einzelnen Fällen, in
welchen eS vollkommen klar war, daß
der Betreffende das amerikanische Bür
gerrecht nur zu dem Zwecke erworben
hätte, um der deutschen Militär-Pflicht
zu entgehen, oder seine Söhne derselben
zu entziehen, beharrte die deutsche Re
gierung auf dem in jener Clausel gege
benen Rechte. Aber dies geschah und
geschieht erst, nachdem die Regierung
dem betreffenden amerikanischen Adop
tivbürger Notiz gegeben hat, daß sie ihn
fortan als Deutschen behandeln werde,
wenn er nicht vorziehe, innerhalb einer
gewissen Frist nach den Ver. Staaten zu
rückzukehren. Dadurch ist jener Clau
sel ihre Gehässigkeit und Härte größtcn
theils genommen worden. Es wird
Niemand mehr zur RUckcrwerbung des
Bürgerrechtes gegen seinen Willen ge
zwungcn, und die ganze Clausel läuft
nur noch darauf hinaus, daß die Re
gierungen in Deutschland die Macht und
ein Mittel haben, den Muttersöhnen,
welche mittelst derErwcrbung des ameri
kanischen Bürgerrechtes ihrer Militär
pflicht in Deutschland entgehen wollen,
aber nicht entfernt daran denken, in den
Ver. Staaten wohnen zu wollen, den
Laufpaß zu geben oder siezn zwingen,
ihre Pflicht gegen das Land zu erfüllen,
in welchem sie geboren sind und ihren
Wohnsitz haben.
ES ist zu hoffen, daß dieser Vertrag
auch amerikanischer SeitS nicht aufge
kündigt werde, denn er ist eine wichtige
Errungenschaft für die deutschen Advp
tivbürger, welch durch die liberale Aus
legung, die ihm deutscher SeitS gcwor
den, noch wcrthvoller geworden ist.
Tramp, welche sich in Reading erwi
schen lassen, müssen einen Tag auf der
Straße arbeiten.
Diamantrlnge, Armbänder, Brachen
usw., im Werthe von tzlv.ooo, wurden
In Boston mit Beschlag belegt. Die
Gegeustände waren geschmuggelt wor
den.
Bei der KinderauSstellung („Baby
Tchow") in Wheeling haben zwei deut
sche Ehepaare für Zwillinge di, höchste
Pweise davon getragen, das eine für die
schönsten, das andere für die gsundesten
ZwiMnge.
Vom Kriegsschauplatz
Die Pforte hat einen Protest veröf
fentlicht, in dem siedle Russen schreckli
cher Grenclthatcn, in Europa sowohl als
auch in Asien, beziichtigt.
Eine Depeschcldcs „TimcS" Corre
spondenten Lasl!Bttkarcst tsagt: Die
TiUkcn haben ihre Stellung verändert
nnd stehen seit dem Einmarsch der Rus
sen in Bulgarien mit der Front nach
Westen. Die Russen stehen mit dem
linken Flügel an der Dona und devlo
ircn, nm gegen die Türken zwischen
Nnstschnk nnd Schumis Front zn ma
chen Sobald diese Operation vollen
det ist, dürfte cö zn einer allgemeinen
Schlacht kommen, es sei denn, daß dir
Türke bis zum Balkan zurückfallen
oder die Russen das ganze Fcstnngs-
Viereck ccrniren und den Balkan über
schreite. Die russische Armee in der
Dobrndscha nähert sich dem Rücken der
türkischen Aufstellung zwischen Rustschnk
und Schnmia. Dieselbe ist sehr stark
und kann ihr kein von der türkischen
Haupt-Armee abgetrenntes Corps ent
gegengestellt werden. Auch die türkische
Haupt-Armee selbst kann diese russische
Armee nicht angreifen, ohne der russi
scheu Haupt Armee den Rücken znznkch
rcn.
(Eingesandt.)
Die weiße sßosc.
Zch erbte schon als Knabe frühe
Ein Kärtchen vor dem Brückenlhor,
Dort pflegte ich mit vieler Mühe
Und Fleiß den schönsten Blumenflor.
Ich habe gern und unverdrossen
Gepflanzt, gesäubert und begossen
Und jede Stunde freie Zeit
Dem lieben Kärtchen gern geweiht.
Was ich geseh n, gehört, erfahre
Von Blnmenzncht, ward angewandt;
So kam'S, daß mir in wenig Jahren
Ein kleines Paradies erstand
Dort hab' ich oft in trüben Stunden
Für's Leben neue Muth gefunden;
Und Iva den Blumen ich vertraut,
Ward ie nnd nimmer ivicdcr laut.
Das höchste aller Erbenlose,
Zu dem den Mensch daS Sehnen trägt,
Verdank' ich einer weißen Rose,
Die ich mit Sorgfalt einst gepflegt.
Ich sah' ihr üppiges Entfalten
Mit Lust, jedoch de Schicksal Walten
Wollt', daß sie mir von fremder Hand
Gebrochen über Nacht verschwand.
Die Freude ivar mir durch den Schrecken
DcS Diebstahls lange Zeit getrübt.
Mein Streben war jetzt zu entdecken,
Wer diesen Frevel ausgeübt.
Ich hielt mich drum vom frühen Morgen
I meinem Kärtchen still verborgen,
Und hab' es selbst och in der Nacht,
Mit allem Eifer, streng bewacht.
Als kaum der junge Morgen graute,
Traf ein Geräusch mein waches Ohr,
Da trat, als ich recht um mich schaute,
Ein schönes Mädchen durch das Thor.
Ich sah' wie sie sich furchtlos bückte
Und wieder eine Blume pflückte.
Doch, eh' der Frevel kaum gescheh n,
Sah' sie mich ihr zur Seite steh n.
Doch, Herr des Himmels, wie die Tücken
DcsSchicksalS oft so launig sind!
Da stand sie vor mir, zum Entzücken .'
Emilia das Götterkind.
Cmilia, die mir vor Allen,
Durch ihre Anmuth stets gefallen.
Die mir so thencr und so lieb :
Emilie war ein—Blnmcndicb.
Verlegen fand ich keine Worte.
Doch durfte sie mir nicht entflieh ;
Ich schloß die offne Gartenpforte
Und trat dann mnthvoll vor sie hin.
„Mir werden", sprach ich, "schon seit
Wochen
Die schönsten Blumen abgebrochen,
Und wen ich treffe, der sie bricht
Bring' rügend ich vor s Strafgericht."
„Sei", sprach sie bittend, "nicht so strenge
Wenn man dir eine Blume nimmt;
Wär' denn von dieser Rosen Menge
Nicht eine auch für mich bestimmt?
Laß' frei mich und ich will Dir schwören
Als trene Freundin zu gehören,
Dann biet' ich ohne Eigennutz
DcmGartcn nd denßliimcnSchntz."
„Wie schlau dn bist, du kleine Lose!
Doch jetzt gestehe mir es auch:
Wer hat mir denn die weiße Rose
Gebrochen dort von jenem Strauch?
Dn schwurst ihr sicher längst Verderbe.
Wo mag sie welkend jetzt ersterben?
Nein, nein, ich werde allen Frau'n,
Aus Freundschaft mir allein, nicht
tran'n."
„Du sprichst ein hartcsWorl, mcinßester,
Und setzt als Freundin mich znrück.
Wohlan, so nehme mich als Schwester,
Das wär' für mich ein hohes Glück.
Laß' mich dann frei aus deinem Garten;
Die Mutter wird mich längst erwarten.
Die weiße Rose sei ein Pfand
Von lieber, treuer Brnderhand."
„Ich muß doch danken für die Ehre,
Denn Schwestern habe ich genug;
Nähm' ich als solche dich, das wäre
Für mich ein großer Selbstbetrug.
Allein, kannst dn mir denn auf Erde
Nicht mehr als Freundin, Schwester
werden?
Ist denn dein Herz nnd deine Hand
Noch frei von AniorS Zanberband?"
„Sich', längst schon ehre ich im Stillen
Dich als der Liebe Ideal,
Und in des Schicksals heil'gem Wille
Erkenn' als Glück ich meine Wahl.
Willst du mein Wünschen nnd mein
Sehne
Besccligend mit Liebe krönen.
So glaub' ich, daß ich Herz und Hand
Durch jene weiße Rose fand."
Verschämt schlug sie die Augen nieder,
Als ich ihr meine Rechte bot,
Die Brust hob schwellend ihr das Mieder
Und ihre Wangen färbt' ei Roth.
Da schlang nm sie ich rasch die Arme,
Zog sie an'S Herz, das liebewarme
Und fühlte tief in meiner Brust
Der keuschen Liebe secl'ge Lust.
Und als mit licbctrnnk'nem Auge
Sie wieder in das meine sah',
Da hört' ich, wie im Zephyrhauchc,
Von ihr das kleine Mönchen : ja!
Und in des Glückes Morgenröthe
Durcheilte schnell ich meine Beete
Und brach au meinem Blumenreich
Für sie den schönsten Myrthenzwcig.
So zog ich ans FortnnaS SKooße
Das schönste Erdcngliick snr mich
Und danke jener weisst Rose
Emilie, mci zweites Ich.
Zch werde nun zum eignen Segen
Mein Liebchen wie die Blumen pflegen.
Damit kein rauher Sturm sie drnkt
Noch fremde Hand sie frevelnd pflückt.
ChriSpgAer.
Mr di „V. SIaI-Zeltung.")
Herrn EHwitzgiiele Trauer in der
Schweiß.
A mal ist oiner gstorba
Und Hot et dichtet cha
So kommt er ganz vcrdorba
Bei St. Peter q WA
Peterus kommt an s Thürlc
Und fragt wer ist jezt do? WW
I bin der Schnapswirth Schürte
Weiß gwiß.dn kennst mi scho
St. Peter spricht ganz trncka
Du kommst in Himmel nct, WWW
Du kannst in d Höst nei gucka > -rM
Und do schmilzt dir dci Fett
Dn hascht cho lang nct dichtet
Scho mänac viele Johr
Dci Scelahcil vernichtet
I sag koi Lüg, s'ist wahr
0 Petrus mach koi Sacha
1 ho koi große Sünd.
Ma kanns ja jetz no machn
Holl usse s' Pfäffle gschwind
801 l Kummer nnd voll Sorga
Schließt er de Thürlczua
Und suacht da ganza Morga
S' Pfäffle ohne Ruah
Endlich nach vier Stunda
Kommt er wieder zrück,
Und sägt i ho koin gfunda
Zum Unglükch oder Glükch
Dn bist jcz scho gerichtet
Komm rci schweig wie a Ma
Host du jez grad et dichtet
GothS Niamcr ebeS a
Dann sägt er mir in d' Ohra
Deß Ding ist halt a so
Es ist fit Tusia Johra
Koi Pfaff in Himmel cho.
(Eingesandt.)
Wir Murphy-Mnrrpirh denkt und
spricht.
Herr Mnrrvich ganz gemüthlich denkt:
Zweihundert Dollars ist nicht viel
Die ich verlang für eine Red',
Doch ich gelang dadurch zum Ziel.
Freilich wären besser
Zweitausend Dollars mir,
Dann könnt ich leere Fässer
Und recht sanfen mir
Einen Ranzen an
Und leben wie ein Mann!
Ach, wie schmeckt der Wein so gut,
Wie schmeckt das edle Rebenblut!
Herr Mnrrvich von der Bühne ruft:
„Ihr sollt nicht trinken Bier noch Wein,
Denn Beides ist zu stark für Euch,
Es bringt Euch nur viel Schmerz .Pein!
Ihr habt zu schwachen Magen
Für das so starke Bier,
Ihr könnt es nicht vertragen,
D rum überlaßt cS mir,
Das Bier und auch den Wein,
Denn ich saufe wie ein „Sch ."
Ich hab dazu den rechten Magen,
Der kann mal was vertragen !
Herr Mnrrvich ganz gemüthlich denkt
Und kratzt sich heimlich hinterm Ohr:
O wie schmeckt der Wein so gut,
Wenn ich versteckt bin hinterm Thor
Wie dumm die Mensche sind,
Ist wahrlich grenzenlos.
Bringen sie mir Geld geschwind,
Fürwahr, für mich famoS!
Denn mir ist AUcS „Wurst,"
Kann ich nur löschen meinen Durst!
Die Menschen, die sind schrecklich
dumm,
Sic liebe nur das Bnmelthnm.
Da zieh ich mir den Dentschcn vor
Der sein Gläschen Bier trinkt offen
Und nur selten kommt es vor'.
Daß man einen sieht besoffen.
Hinweg mit Heuchelei,
Will damit nichts gemein,
Ich trinke Bier ganz frei,
Ich trinke oft auch Wein.
Ein Mnrrvich ich nicht achte,
Ein Mnrrvich ich verachte,
Weil Die ganze Bande groß nd klein
Alle saufen wie ein Sch !"
O Menschheit, wie grenzenlos nd
dumm bist du,
Laufst Mnrrvich nach, brüllst Wasser
wie ne Kuh ;
Du liebst die heuchlerische Murrvieh
Bande,
VcrschaftS dir dadurch Deine eigene
Schande!
O Menschheit, sei nicht mehr so dumm,
nnd mach Dich frei,
Denn was Mnrrvich spricht ist Alle
Heuchelei!
SnterSville, Pa. P. R. jun.
Der Stand der Feldfrücht in
Güddeutschland.— Schillingsfürst den
10. Juni. Während es in der letzten
Woche ganz in unserer Nähe und na
mentlich in der benachbarten untern
Taubergcgend ziemlichHagelschaden gab,
sind unsere Fluren glücklich verschont
geblieben. Der diesjährige Stand der
Feldfrüchte ist hier an der babyrisch
wUrttcmberger Grenze ein ausgezeichne
ter und namentlich ist es das Winterge
getreide, welches eine vorzügliche Ernte
verspricht. Allmälig kommt auch die
Heuernte in Fluß und zwar in diesem
Jahre um gut acht Tage früher, als
soust, da in Folge des vielen Regens
da GraS eine ungewöhnlich Höhe er
reichte und bereit anfängt, von unten
abzustehen. Die Heuernte wird hier
in qualitativer und quantitativer Hin
sicht eine sehr gute und sicher großen
Einfluß auf die Biehprclsc ausüben,da
mehr als ein Drittheil des jetzigen Bieh
standeS gegen früher zu ergänzen ist.
Auch die Obstbäume berechtigen zu fro
hen Hoffnungen und wenn die W itlerung
wie bisher für die Feldfrllchtc günstig
bleibt, werden wir in hiesiger Gegend
sicher ein gesegneteSErntejahr zuverzeich
nen haben.
Da Petroleum scheint doch eine be
sondere Anziehungskraft für den Blitz
zuhaben. Fast bei jedem Gewitter in
der Nähe von Oelbehältern muß einer
derselben dran glauben. Da muß man
sich nur wundern, daß überhaupt noch
Petroleum in Versicherung genommen
wird.
Eine Melle östlich von Mcadville,
Pa., schlug vorgestern wiihrend eine
heftigen Gewitters der Blitz in einen
Baum ein, unter dem der scchszehnjith.
rige George Mille jr. Schutz gegen
den Regen gesucht hatte. Der Baum
wurde bis zur Wurzel gespalten und
der junge Miller ans der Melle getöd
te.
Lorale Neuigkeiten
Pa.
Donnerstag, Juli 12,1877.
Nächsten Montag über 8 Tagen (am
23. Juli) wird der „Tustav Adolph
Bund" von Marictta einen großen Ball
zu Ehren des Groß-Biindc von Penn
sylvanien abhalten. Nähcrc nächste
Woche.
Kinder in einem'Ballon. Am
4te Juli machten Johnny Weise, ein
Enkel des bekannten Luftschiff, Prof.
Weise, und seine kleine Schwester, ein
Mädchen von blos 9 Jahren, eine Bal
loon in Lancastcr. Um etwa 5 Uhr
Nachmittags stiegen sie in die Höhe, und
waren in Kurzer Zeit hinter de Wol
kcn verschwunden. Nachdem sie etwa
5000 Fuß hoch gestiegen waren, kamen
sie acht Meilen von der Stadt, an der
Panrost Fcrry wieder glücklich auf die
Erde.
Beamten-Wahl. —Bei der am vori
gen Montag Abend stattgehabten rcgel
mäßigen Versammlung des „Gustav
Adolph Bundes," No. 16. V. O. V. 8..
in Marictta, Lancastcr Co., wnrdcn
folgende Beamten für den laufenden
Termin erwählt:
W. P. S. Conrad Schmidt.
W. D. S —John Eppel.
W. B. S.—Geo. Roland.
Sekretär—Emanucl Engwicht.
Schatzmeister— Carl Schaub.
G. W.—Geo. Vonhauscn.
A. W. —Peter Kastleincr.
R.H. S. D.W. S.—Christ. Miller.
L. H. S. D. W. S.—Fried. Haa.
Captain—Jacob Wenges.
Conductor—Friedrich Bink.
R.G. D. C. n. C—Friedrich Manlick.
L. G. D. C. u. C. —D. Ziegelmcicr.
Trnstccs. John Rost, Friedrich
Bink und Friedrich Haas.
Repräsentanten an den Gr.-Bund
Bink, Adam Reynolds nnd John
Eine allgemeine Keilerei. —ln
Lancastcr City fand dieser Tage eine
ganz anständige Keilerei unter der höhe
ren Klasse" statt, welche bedeutende Auf
rcguilg verursachte. Hr. I. W. M.
Geist, Editor der „New Era" hatte näm
lich einen Artikel in seinem Blatt ver
öffentlicht. in welchem das ungebührli
che Betragen mehrerer jungen Leute
scharf getadelt wurde. Um sich nun
einigermaßen zu räche, verschafften sich
Geo. C. Haldeman und James E. Aongc,
die Leute welche in dem betreffenden Ar
tikel gemeint waren,) mit Hnndspcit
scheu, und während Hr. Geist am Don
nerstag anS dem Leopard Hotel heraus
kam, fielen diese über denselben her, nnd
„wickelten" ihn tüchtig ab. Hr. Geist
wurde durch die Dazwischcnknnft an
drer Personen von weitere Mißhand
lungen geschützt, Haldeman und Nonge
aber verhaftet. Sie haben auf ein Ver
hör verzichtet, und leisteten Bürgschaft.
Wir haben beide Parteien zu tadeln.
Erstens muß das Betragen der jungen
Leute kein ganz anständiges gewesen
sein, denn sonst hätte der Editor gewiß
keine Ursache gehabt, sie zu tadeln; und
zweitens war Hr. Geist vielleicht zu per
sönlich, waS au einem Groll gegen sie
geschehen sein mag. Nun, die Sache
kommt jetzt vor die Court, und wa
werden die Folge sein? Daß keine
der Parteien gewinnt. Die Advokaten
„melken die Kuh," Geist hat seine Prü
gel, und Haldeman und Jonge haben
vielleicht einen Cent Strafe zu
bezahlen.
Ein Editor muß sehr vorsichtig sein
in dem waS er schreibt. Persönliche
Angriffe muß man vermeiden, aber
manchmal zwingt es Einem doch „von
der Leber" zu reden. Auch wir haben
dieS schon oft gethan. Soll man dazu
schweige, wenn Schlechtigkeiten gesche
hen ? Soll man dazu schweigen, wenn
das Volk beraubt und beschwindelt
wird ? Soll man dazu schweige, wenn
z. B. ein Leser vcS BlattcS den Heraus
geber beschwindelt? Durchaus nicht!
Bor einer Hundspeitsche fürchten wir
n indessen nicht, und c hat uuS auch
noch nie Jemand ein Haar gekrümt, und
gerade deßhalb, weil es wahr war
was wir sagten.—(Sollte aber wirklich
die „Stovepipe" einmal einen „Sturm"
durchzumachen haben, potz alle Wetter,
wie würden da die Keile fliegen !
DieWahrhcitmuß siegen, nd wenn
den letzten Kampf kostet.
E happert schon wieder.— ln
Lancastcr muß cppeS letz sein. Erst am
Donnerstag erhielt unser College von
der „New Era" eine Tracht Prügel,
und jetzt will anch ein gewisser Malone
unsre College vom „Intelligenter"
whippcn, und warum? weil diese so frei
waren, dem aufgeblasenen Schmierbalg
ihre Meinung zu sagen. Hr. Hensel,
einer der Editoren de Blattes, schrieb
einen Brief an Malonc, in welchem ge
meldet wurde, daß, wenn er (Malonc)
etwa mit den Redakteuren de Intclli
genccr zu besprechen oder sich zu bekla
gen habe, sei er höflichst eingeladen,
Nachmittags um 2 Uhr in ihre Office zu
kommen, wo sie bereit sein würden, mit
ihm jcdmöglichcS zugefügte Unrecht
auszugleichen. Wer aber nicht kam,
war Malonc. Nachdem er tüchtig aus
getobt, und sich wie ein rechter Esel ans
der Straße und an gewissen Plätzen be
tragen, und die Redakteure des Jntelli
genccr seine Drohungen gegen sie gehört
hatten, verklagten sie Malonc wegen
Fricdcnsbruch vor Alderman Milch-
AIS nun Malone Wind davon bekam,
schickte er zwei Männer nach der Jntelli
gencer-Druckerci, die den Editoren mit
theilen sollten, daß er (Malone) sehr
aufgeregt gewesen und überzeugt sei,
daß sie ihm auch nicht im geringsten Un
recht in ihrem Blatt gethan hätten, und
er durchaus nicht beabsichtige, sie zu be
lästigen—Hr. Hensel zog hieraus die
Klage wieder zurück, Malonc zog sich in
sein Nest, und somit ist wilder alles
ruhig längs dem Ufer der Coneftoga.
Der Donner hat sich verzogen.