Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, May 24, 1877, Image 2

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    Die Staats-MllNl!
2. Btor SilpPtr, Herausgeber.
ParrtSburg. Pa.
Donnerstag, Mai 24,1877.
Bitten um Nachsicht.
Da wir diese und nächste Woche ab
wesend sind, möchten wir unsre verehr
ten Leser und Leserinnen um gütige
Nachsicht bitten, im Fall etwaige Mängel
oder Fehler in der „Staatszcitung" wäh
rend unsrer Abwesenheit vorkommen
sollten.
Wir bereisen diesmal Alleghcny, But
ler und Braver County. Nach unsrer
Rückkehr werden wir Lancaster noch ein
mal besuchen, und dann Philadelphia.
Nachgehend werden wirLcbanon, Rca
ding und Tamaqua einen Besuch abstat
ten ; sodann Ohio und Indiana.
Wir wiederholen eS hier nochmals:
Sehr lieb wäre es unS, wenn unsre
Freunde und Gönner den schuldigen
Betrag einstweilen an die resp. Agenten
bezahlen würden, so daß unser Aufent
balt nicht so weit ausgedehnt wird; und
besonder auch deßhalb, weil uns da
durch sehr viele Laufen erspart werden
würde. Wir wissen sehr wohl, daß
unsre lieben Freunde ihren Ripper und
seine „Stovepipe" gerne sehen, (und
warum nicht auch? ist er ja doch ein
freundliches Männle), und es freut uns
dieß auch recht herzlich; nur sollte man
auch darauf bedacht sein, daß unsre
Zeit kostbar ist, nnd wir kein Freund
deS Herumbummelns sind. Unser Ge
schüft darf vor allem keinen Nachtheil
erleiden. Wir sagen dieß zur Beherzi
gung aller unsrer Leser.
To find sie Alle.
Moody, Sankey, Murphy und fast
alle diese Fanatiker, sind, im rechten
Lichte betrachtet, nichts mehr und nichts
weniger als verkappte Heuchler und
Bummler. Wo sie am besten bezahlt
werden, da gehe sie hin, um Leicht
gläubigen den Kopf zu verdrehen.
Einer ihres Gelichters, ein gewisser
vr. Mnrray von Ehester, welcher eine
bedeutende Rolle in der Tcinpcrcnzsachc
jener Stadt spielt, soll als ein elender
Schwindler entlarvt worden sein.
Wer ist der nächste?
Au wai!
Pittsburg ist schon Jahre uutcr der
Controlle radikaler Beamten. Diese
habe die Stadt so rein und säuberlich
ausgeplündert, daß die städtische Finanz-
Comniittcc kein Geld mehr leihen kann,
nm die Schulden der Stadt zu bezah
len ! Während diesem kratzen sich die
Stadtväter hinter den Ohren und schnei
den Gesichter, als hätten sie die Lpieoo
tio im höchsten Grad!
Man schickte zwar einen Mann ach
Philadelphia, aber dieser ist mit trauri
gen Mienen zurückgekehrt, da er keine
Anleihe machen konnte! Das ist in
der That traurig! aber wie konnte es
anders kommen, wenn sämmtliche Be
amten sich mehr um ihre eigne Taschen,
als nm da allgemeine Wohl der Bür
ger bekümmern?
. Der Russtch-Türkifche Krieg.
Seit unserem letzten Bericht hat sich
zwischen den streitenden Parteien der
Russen und Türken nichts sehr bedeuten
des zugetragen. Mehrere Schlachten
werden gemeldet, allein man liest eS zwi
schen den Zeilen dieser Nachrichten, daß
von keiner Seite noch viel geschehen ist.
Den ankommenden Depeschen darf man
nicht glauben, da sie blos Scnsations-
Nachrichten enthalten.
Eine schreckliche Christen - Massacre
wird aus Turtukai im Bulgarischen ge.
meldet.
DaS bulgarische Städtchen Turtukai,
welches auf dem rechten Ufer der Do
nau gegenüber von Oltenitza lag, besaß
eine au Christen und Mnhamedanern
zusammengesetzte Bevölkerung, doch wa
ren Letztere in der Majorität. In der
Nacht des 16. Mai begannen die muha
medanischen Bewohner des Ortes im
Verein mit der Garnison der Befestig
ung, von welcher der Platz den Namen
trägt, ein Gemetzel unter den Christen,
und zwar wurden die Angriffe ans die
nicht ahnenden Christen in allen Thei
len des Orte zu gleicher Zeit in s Werk
gesetzt. Wenn Einer oder der Andere
Widerstand zu leisten versuchte, drangen
die Mordbanden gewaltsam in die Häu
ser und verübten dort die abscheulichsten
Schandthaten. Meist trafen die Mör
der jedoch die Familien vor ihren Häu
sern sitzend. DaS Familien-Oberhaupt
und die älteren Söhne wurden von den
Mördern erschossen, den Weibern wur
den die Schädel zerschmettert und die
Mädchen wurden ans das Nichtswür
digste gemißhandelt. Alle, die in die
Hände der Angreifer fielen, wurden ge
tödtet. ES sind Scenen bestialischer
Rohheit und Grausamkeit vorgekommen.
Da Hülfegeschrci der fliehenden
grauen und Kinder wurden von den
rumänischen Truppen nahe Oltenitza ae
hört und unter dem Schutz der Dunkel
heit setzte eine Abtheilung über die Do
nau. Dieselbe brachte zwei Bulga
ren in das rumänische Laaer, von
denen der Eine, ein alter Manu, vor
Schrecke fast gelähmt war. Arn Don
erstag hatte er sich wieder soweit ge
faßt, daß er erzählen konnte, was vorge
gangen sei. Er schilderte unter Ande
rem, wie seine Frau und sein ältester
Sohn vor seinen Augen getödtet und
-seine Tochter wcggschleppt worden sei.
Der Grund dieser Schandthat scheint
zu sein, daß e den türkischen Batterien
nicht aelunge war, Oltenitza wirksam
zu beschießen.
Grant' Abreise nach Europa.
Ex Präsident Grant trat am letzten
Donnerstag Nachmittag seine Reise nach
Europa an, und zwar von Philadelphia
im Dampfer „Indiana". Eine große
Anzahl Bewunderer des großen „Bmo-
Icee" hatte sich bei der Abfahrt einge
funden. Ob mehr Schnapp getrun
ken, oder Thränen bei der Abfahrt ver
gössen wurden, davon schweigt die Ge
schichte. Nebst Grant nnd seiner Frau
und Sohn nahmen noch eine beträchtli
che Anzahl andrer Personen Passage
auf dem Dampfer.
Speichelleckcrischr Spürnasen.
Tagtäglich wird eS klarer, daß ein
großer Theil der Republikaner sehr un
zufrieden mit ihrem HayeS sind, obschon
er kaum drei Monaten im Amte ist.
Sie haben sich ein Camecl nf den HalS
geladen, und jetzt wären sie froh, wenn
sie es los hätte.
Wie konnte es aber ander kommen?
Was durch Betrug und Schwindel er
rungen wird, kaun nicht zum Glücke und
Ansehen führe. Es muß wieder zer
rinnen und ein schmähliches Ende fin
de; denn „wie gewonnen, sozcrronnen."
Daß diese Unzufriedenheit zunimmt,
konnte jeder aufmerksamer Beobachter
letzte Woche während des Aufenthalt deS
Ex-Präsidenten Grant in Philadelphia
wieder wahrnehmen. Man fcttirtc
ihn bei weitem mehr dcnu Hayc, und
wenn dieser kein Schafskopf ist, so muß
te er merke, daß man ihm die kalte
Schulter zeigte.
Bei dieser Gelegenheit wurden zur
Ehre Grant Luftfahrten auf Dampf
booten, ans Eisenbahnen . s. w. gege
ben ; Rede wurden gehalten, Festessen
servirt, kurz, man fctlirlc ihn wie sol
ches in Europa bei fürstlichen Besuche
geschieht, denn hier wie dort fehlt es
nicht an Maulassc; nur stellt mau dort
keinen Mann wie Grant neben einen
Waschington oder Bonaparte. So et
was thun nur verrückte Narren.
All diese Reden, Festessen und Lust
fahrten haben jedoch ihre Bedeutung.
Zach. Chandler, der selten nüchtern ist,
und bei der Abfahrt Granl's zugegen
war, hielt eine Rede, worin er Grant
höher denn Waschington stellte! Chand
ler war natürlich besoffen als er seine
Rede hielt, denn kein uüch'tcrncr Mensch
würde solch' dummes Zeug schwatzen.
Auch Simon Camcron war zugegen,
und hielt eine kurze Rede worin er sagte,
daß Graut ei größerer Soldat und grö
ßerer Staatsmann sei als Bonaparte,
und daß Millionen der Bürger dieses
Landes mit dem Wunsch beseelt seien,
daß Grant bei seiner Zurückkehr wieder
das Helm des Staatsschiffes ergreifen,
(d. h. daß er das Präsidentenamt wieder
annehmen würde!) da das Land dem
Untergang entgegen ginge!!!
Sieht man jetzt, wohin die Radikale
zielen? Schon so früh? Doch, nur ru
hig Blut, ihr Leutchen; da Ding geht
nicht so schnell. Es gibt mehrere Mil
lionen Bürger die nicht so denken wie
diese radikalen Drahtzieher. Die Macht
Grant's ist dahin; sie war einmal, nnd
das ist genug. Die Carpctbaggcrs sind
auch dahin. Der Süden ist nicht mehr
in ihren Händen. Die Schonltcrstraps
und ihre Juiigcns braucht man nicht
mehr, und somit ist alle Hoffnung auf
eine Wiedererlangung der Präsidenten
stelle Seiten Grants auf immer dahin.
DaS Volk will keine Bonrbonen.
Ein alter Esel.
Wenn es je einen zweifüßigen Esel
gab, so ist es sicher der alte Hcckcr, der,
wie noch mehr seines Gelichters, seine
Finger in der badischcu Kasse hatte, und
dann durchbrannte. Noch vor mehreren
Monaten donnerte er über den Süden
los, und drohte alle Südländer lebendig
zu verschlucken, und jetzt hören ivir, daß
er den 8 bei 7 Präsident Hayes belob
hudelt, weil dieser eine versöhnende Rich
tung gegen den Süden eingeschlagen hat!
Er vertheidigt jetzt also gerade das Ge
gentheil von dem, das er erst kürzlich
noch verdammte!
Wenn das nicht eine Eselei ist, so
wissen wir nicht den Unterschied zwischen
Vernunft und Narrenthum. Hören
wir, was der „Anzeiger des Westens"
über ihn zu sagen hat:
„Daß Hcckcr bei dieser Umwandlung
nicht ohne gehöriges Schmähen auf die
Tilden-Rcpudlikaner, ans die schwarzen
Schimmel, auf die Uebcrlänser?c. ab
geht, ist selbstverständlich. In Hccker's
Augen war Jeder, der Tilden unter
stützte, ein AemtcrjSgcr, der jetzt abge
blitzt ist. oder ein Mann, der Peters-
Pfennige nach Rom schickt.
Wer mit der Art und Weise, wie
Hohes in's Amt kam, nicht zufrieden ist
und darin eins der größten politischen
Verbrechen der Neuzeit erblickt, welches
über kurz oder lang seiner Bestrafung
nicht entgehen kann, und wer gar die
freche Behauptung aufstellte, daß Haye
nicht vom Volke gewählt, sondern durch
betrügerische Schurken in s Amt einge
zählt worden ist, lebt nach Hccker's ge
schmackvoll ausgedrückter Meinung „von
einem alten Handkäs."
Es wäre doch wohl einmal Zeit, daß
Hr. Hccker nicht jedesmal Diejenigen,
welche anderer politischer Meinung sind
als er, als Acmterjäger, als Menschen
ohne alle Grundsätze, als enttäuschte
Ehrgeizige denunzirte. ES liegt eine
ungeheure Anmaßung in solchem Ge
bahren, da er sich naturlich selbst als ein
Muster von Selbstlosigkeit, von reiner
Vaterlandsliebe, von großer Anhivfc
rungSfähigkcit, als ein Mann, dem >ede
Eitelkeit völlig fremd ist, im Geiste je-
Ehrgeizigen entgegensetzt.
Wir haben nie seine Grundsätze ver
dächtigt, trotz seiner Lalto dlorwlo Sprün
gc, seil dem Jahre 1872; wir haben
seine Ehrlichkeit nie in Zweifel gezogen,
so sehr wir auch oft seine Kraßheiten und
Extravaganzen, gewöhnlich indeß in hei
terer und gemüthlicher Weise, durchge
hechelt haben. Unbegreiflich ist es uns
indeß doch, daß ein Mann wie Hecker
sich so leicht über den scheußlichen Be
trug, dem HayeS seine Wahl verdankt,
hinweggesetzt hat.-Wahrscheinlich hat
das Beispiel des Hrn. Schurz auf Hrn.
Hccker großen Einfluß geäußert. Auch
dieser liebäugelte mit den „Returning-
Boards," nachdem das Volk und die
Wahlmänner Hayes mit großer Majo
rität verworfen hatten. Allerdmgs hat
er da eine große Autorität für sich, auf
die er sich fiuhen kann."
Jetzt „Huppert."
Angestachelt von einer Anzahl fana
tischer Windbeutel, hat sich Mayor
Stoklcy von Philadelphia dazu herge
geben, die Wirthschaften jener Stadt am
Sonntage schließen zn lassen! DaS ist
die Beschecrung welche jetzt die Bürger
von Philadelphia durch Stokley'SWahl
erhalten. Wir können unsern Ansich
ten in dieser Sache keinen besseren Aus
druck geben als in nachstehenden Wor
ten, die wir dem Philadelphia „Demo
krat" entnehmen, da sie so recht au der
Seele unsres Herzen gerissen sind.
Nur jammerschade ist es, daß auch die
Unschuldigen mit jenen bornirtcn Hohl
köpfen leiden müssen, welche für Stokley
stimmten. Allein sie müssen sich in ihr
Schicksal fügen, und das elfte Gebot
lerne. Der „Demokrat" sagt:
ES gab ja wohl gewisse Leute, welche
vor der letzten MayorS-Wahl sich von
Herrn Stoklcy eine liberale Sonntag-
Politik zusichern ließe, und dann und
deshalb für ih stimmten. Oder man
sagte wenigstens, daß eS solche Leute
gebe und zwar unter unseren deutschen
Bürgern; man nannte auch gewisse Na
men. Es fehlte aber auch nicht an an
deren Leute, welche voraussagten, daß
es nach der Wahl früher oder später hei
ßen dürste: „Ja, Bauer jetzt ist DaS
etwa Anderes!" Aber gewisse Leute
sollen DaS durchaus nicht haben glau
ben wollen.
Ja lieber Bauer, oder Bürger, wenn
Du eben nicht hören willst, so mußt Du
fühlen. Der Herr Mayor ist jetzt glück
lich gewählt—eine Bestreitung der Wahl
ist außer Frage, da läßt sich die Sache
wieder einmal von dem alten Stand
punkt ans behandeln.
Den Sonntags-Muckern ist im gan
zen Lande, und auch in Philadelphia
wieder einmal furchtbar der Kamm ge
schwollen. Bekehrte Söffer nnd Völler
heulen überall nach Tempercnz nnd Hei
ligung de Sabbaths, und der gewöhn
liche amerikanische Bürger, der bis über
die Ohren in seinen alten Vorurtheilen
steckt, folgt immer dem großen brüllen
den Haufen. Und zu diesen gewöhn
lichen Leuten gehört auch unser Herr
Mayor.
Die Sonntags-Fanatikcr haben eine
Deputation zu ihm geschickt und ver
langt, daß der Mayor die Wirthschaften
an Sonntagen zuschließen lasse; seit
zwei Jahre ist diese Sonntags-Spcr
re auch in Vergessenheit gerathen, na
mentlich durch das Centcnnial-Jahr.
Der Mayor entgegnete, er wollte seine
Polizei nicht zumSpitzeldicnst brauchen.
Die Mucker sagten darauf: „So wer
den wir Spitzel-Dienste thun, wolle
Sic aber auch Ihre Polizisten beauftra
ge, einzuschreiten, wenn wir denselben
Anzeige machen?" Da rief der Mayor
„Ach ja, ihr Herren ja !—Mit dem größ
ten Vergnügen!"
Was sagen nun jene gewissen Leute,
welche sich vom Mayor damals so schöne
Versicherungen geholt haben solle?
Wollen sie nicht ihren Besuch bei dem
würdigen Stadt-Oberhaupt wiederho
len, um sein Gedächtniß zu schärfen?
Wenn eS sich nicht um die ganze Stadt
nnd um eine allgemeine Plage handel
te, könnte man sich nur herzlich freuen,
daß jene gewissen Reform-Gegner jetzt
von der selbstgcwähltcn Geißel ans den
Buckel getroffen werden. Zum allge
meinen Trost aber sei gesagt, daß
Mucker und Mayor und Polizei selbst
beim innigsten Bunde nicht mehr in der
Sonntagsfragc der öffentlichen Mei
nung mit Erfolg zu trotzen im Stande
sind. Der Bund wird deßhalb auch
nicht so innig ausfallen, wenigstens nicht
auf längere Zeit.
Wie erringt man sich einen Platz in
der Welt?
Wohl Manchem von uns drängt sich
oft unwillkürlich die Frage auf:-„Rü
cken nicht, wenn dcrPlatz eines Menschen
aus irgend einem Grunde leer gewor
den, die übrigen Menschen zusammen,
daß der, welcher abgetreten ist, nicht ver
mißt werde? Oder nimmt ein Anderer
nicht schnell seinen Sitz ein?
Es ist wahrlich ein schmerzliches Gc
fühl, sich sagen zu müssen, daß wir unser
Leben lang gestrebt und die Kräfte un
seres Geiste! und Leibes abgemüht ha
ben, nach unserem Tode unser Anden
ken gänzlich ausgelöscht sein wird. Und
doch gibt es nur wenige äußerst begabte
Menschen in jedem Jahrhundert, die
durch ihre erstaunlichen Thaten und
Werke die Macht der Zeit selbst über
winden, deren Sitz immer leer bleibt,
und deren Weisheit und Thatkraft noch
in den entferntesten Zeiten herbeige
wünscht werden.
Nicht immer verleihen Reichthum und
Geburt dem Menschen eine ehrenvolle
Stellung und setzen ihn in dxn Stand,
eine hohe Lebensstnfe zu erklimmen; oft
sogar ist in Folge derselben ein guter
Ruf und Name schwerer zu bewahren.
Täglich sehen wir Männer aus den nie
drigsten Klassen sich emporschwingen, an
deren Wiege die größte Noth, Mangel
und Entbehrung gestanden. Sie wol
len daS Gute; sie streben nach dem Ho
hen und Edlen mit aller Festigkeit und
Kraft des Geistes und Wärme deS Her
zeM, und darum haben sie sich einen
Platz in vermenschlichen Gesellschaft er
worben, den rechten Platz in der Welt.
Freilich wird eS in dem Drange des
heutigen Lebens etwa schwer, daS Gute
stet in und an sich zu erhalten, und häu
fig haben wir Vorurtheile und Tehäßig
leiten zu bekämpfen. Außerdem ist un
sere Ehre eine zu zarte Faser, die sehr
sanft behandelt werden will.
Zweitens kommt c auch immer auf
Rang und Stand an, um ehrenfest und
wacker dazustehen- Zwar gab es und
Wirdes immer Hohe und Niedrige ge
ben; allein Jeder hat einen gewissen
KreiS, und in diesem Kreise kann er recht
lich und wacker sein. Niemand unter
un ist zu gering oder zu schwach, zu
arm oder zu jnng, daß er diese Ehre,
recht zu thun, und ehrenfest zu sein, nickt
erreichen, daß er sich einen Platz in der
Menschtnwelt nicht erringen könne -
Deutsch und Englisch.
Ueber solche unsrer deutschen Hohl
köpfe die sich schämen deutsch zn sprechen,
sagt der ColumbnS (Ohio) „Westbote"
Ganz richtig:
Bielfach haben wir die Beobachtung
gemacht, daß oft gerade solche Deutsche,
die da Engliche herzlich schlecht spre
chen, mit ihrem „bischen Englisch" auf
Kosten ihrer Muttersprache dick zu thun
suchen. Statt in der englischen Spra
che zn denken, übersetzen sie sich beim
Sprechen da verachtete Deutsche und
wenn sie damit noch eine schauderhafte
Aussprache verbinden, so kommt da
dann so komisch Hera, al wenn ein
Affe in dem Lcibrocke seines Herrn cin
hcrstolzirt. Wen wir so ein parr när
rische Deutsche unter sich englisch rade
brechen hören, dann gerathen wir oft in
Versuchung, ihnen zuzurufen: „Ihr
lieben Leute, schwatzt doch unter euch
wenigstens, wie euch der Schnabel ge
wachsen ist, sprecht deutsch, denn englisch
könnt ihr ja doch nicht, euer Kauder
welsch macht uns nur Kopfweh." Frei
lich würden sie das nicht glauben, denn
sie bilden sich ein, ein ganz brillante
Englisch zu sprechen und damit imponi
rcn zu können.
Richtig ist c auch, daß diejenigen
Deutschcn, die gewandt englisch sprechen
und dabei ihre Muttersprache nicht ver
lernt haben, sich durchaus nicht schämen,
mit ihren Landsleuten deutsch zuspre
chen, vielmehr eine Ehre darin sehen.
Und warum sollten sie daS auch nicht?
Ist c nicht klar, daß Derjenige, der
zwei Sprachen spricht, mehr weiß, als
Derjenige, der blo eine spricht? Viele
Amerikaner würden Tausende darum
gebe, wenn sie neben der englischen
auch mit der deutschen Sprache vertraut
wären.
Hier und dort findet man einen Deut
schen, der sich gar keine Mühe gibt, die
englische Sprache zu erlernen und man
versichert unS, daß es in der Stadt New
Aork Deutsche gibt, die schon ein Vier
tcljahrhundert und länger in Amerika
wohnen, ohne im Stande zu sein, sich im
Englische gehörig verständlich zu ma
chen. Solche Deutschthümler handeln
ebenso verkehrt, wie die oben erwähnten
schlecht englisirten Deutschen. Der
Deutsche, der in diesem Lande seine
Heimath ausschlagen will, sollte es sich
zur Aufgabe machen, so bald und so gut
wie nur immer möglich, die englische
Sprache zu bcmcister, denn die ist
nicht blos zu seinem Fortkommen nö
thig, sondern die englische Sprache gibt
ihm auch den Schlüssel zu den reiche
Schätze der englischen Literatur in die
Hand. Aber er braucht dariun die
Pflege seiner Muttersprache nicht zu ver
nachlässigen und eine gründliche Kennt
niß, und Uebung beider Sprachen per
trägt sich nicht blos sehr wohl, sondern
es wird dadurch auch die allgemeine
Bildung ganz bedeutend befördert.
Deutsche Eltern, die eS versäumen da
rauf zu dringe, daß ihre Kinder deutsch
lernen, begehen ein großes Unrecht an
ihrem eigenen Fleisch und Blut, denn
die Kenntniß der deutschcn Sprache ist
für diese Kinder im Leben und in gesell
schaftlicher Beziehung nicht blos unbe
zahlbar, sondern dieselbe ist auch, wie
oben bemerkt, ein mächtiges Bildungs
mittel, ein Zaubcrstab, der dem Dursti
gen die reichen Quellen einer Literatur
öffnet, die keiner andern nachsteht. Kin
dern deutscher Eltern, die nicht Deutsch
könne, fehlt gleichsam der sechste Sinn.
Krumme Eisenbahn - Dicket der
„Pepnsylvania-Bahn-Compagnic" flo
rirten in der letzten Zeit sehr bedeutend
im Eisenbahnverkehr. Endlich kam man
den Betreibern dieser theils gestohlenen,
theils schon verbrauchten aber nicht voll
ständig Coiipirtcn auf die Spur und
jetzt steht, wie die Baltimore „Biene"
meldet, Wallacc E. White, ein ClerkdeS
dortigen St.Clair Hotels, vor dem Rich
ter angeschuldigt, diese Tickets von soge
nannten „Zug-Agcnten" der genannten
Bahn gekauft und dann wieder ver
kauft zu haben. Die Zug-Agenten, sind
die eigentlichen Controleure der Eon
dukteurS und bekommen nach diesen die
Ticket der Passagiere in die Hand.
Die Transmissionen zwischen diesen A
gcnten und dem Angeklagten White sind
übrigens wahrer Wholesale - Natur.
Tickets von Philadelphia nach New-
Jersey wurden hundertweis auf einmal
gestohlen und dem Angeklagten zum
Verkaufe übergeben. Er „machte" ei
gentlich dabei am Wenigsten, den Lö
wenantheil an der Beute sackten die Her
ren „Zug-Agenten" ein. Wahrhaft
naiv sind die Zeugenaussagen dieser
Herren, sie gestehen ihre diebischen Ac
tionen mit einer so liebenswürdigen Of
fenheit ein, daß eS scheint sie seien dabei
von dem Glauben ausgegangen, der
Bahn - Compagnie und ihren Arbeitge
bern dadurch genützt zu haben. Richter
Grass, vor dessen Forum die Clique ge
bracht worden, wird sie hoffentlich doch
vom Gegentheile zu überzeugen wissen.
Ii einen Dorfe bei Güttingen wollte
ein Schornsteinfeger tn einem Hause,
welches die letzte Stätte seines Amtes
an dem Tage war,' übernachten. Die
Bitte wurde ihm gewährt und ein Lager
ans dem Boden, in der Nähe einer ziem
lichen Menge von Speck und Schinken
angewiesen. Als der Schornsteinfeger
mitten im süßesten Schlafe war, wurde
er plötzlich durch ein Geräusch wach nud
sah in.seiner Nähe drei Kerle stehen, die
sich den Schinken aneignen wollten.
In der Duukelheit konnten sie sich nicht
zurechtfinden und versuchten wiederholt,
ein Streichhölzchen anznzünden. da ih
nen aber stet ausging. Da rief einer:
„Ich wull, der Düwel käm und lilchte
uns sülbens I" Und der „Düwel" kam
sofort in der Gestalt des Schornsteins.
GerS, welcher mit Geschicklichkeit ew
Streichholz anzündete und den drei Ker
len leuchtete. Diese so in Schrecken ge
rathen, flohen, wobei der eine vom Bo
den stürzte und sich Arm und Beine brach
und nun als Thäter verhaftet worden
ist, um auch Auöknnst überfeine beiden
Senvssen geben zu können.
Loialc Neuigkeiten.
Lancaster. Pa.
Dopnerstag. Mai 24. 187?"
Postmeister ernannt.— Hr. E. Dachn
ist al Postmeister von White Oak,
Lancaster County ernannt worden.
Die Lancaster County Ackerbau - Ge
sellschaft hat ein Anerbieten an die
Staat - Ackerbau - Gesellschaft gemacht,
die diesjährige Fair wieder in jener
Stadt zu halten.
Ein junger schütze. In Landis
ville schoß vor einigen Tagen ein 10
Jahren alter Knabe, (ein Zögling des
Hrn. Wm. Röhm von Lancaster) einen
Adler, dessen Flügel 4 Fuß von Spitze
zu Spitze maßen.
Ein Maisest. Der Gesangverein
„Licdcrkranz" von Lancaster wird näch
sten Sonntag ei honettes Maifest in
„Tcll's Hain" abhalten. Die wackeren
Sänger haben ihre Stimmorgaucn be
reit im besten Ton.
Berdrüht. In Columbia wurde
daS drei Jahren alte Söhnchcn des
Hrn. Henry Brown durch das Umkip
pen eines Kochofens, auf dem ein Wasch
kesscl mit kochendem Wasser stand, wel
ches auf das Kind geschüttet wrdc,
schrecklich verbrüht, so daß e am näch
sten Morgen starb. Der Ofen stand
auf kleinen Blöcken, wovon der eine
unter dem Fuß hinwcggeschobcn war
den war.
Eine große Parade.— Nächsten Do
nerstag (am 31. Mai) soll eine große
Parade der Tempelritter in Lancaster
stattfinden. ES heißt, daß wenigstens
1300 Mitglieder deS Freimaurerorden
sich an der Parade bcthciligcn würden.
Abends wird ein großes Concert der
Maurer oder gar ein Ball stattfinden.—
Vor 40 Jahren hätte man eS nicht ge
wagt, in Lancaster, besonders im Coun
ty, wo damals die Anti-Freimaurer
voller Gift gegen heimliche GcseUschaf
ten, absonderlich gegen die Freimaurer
Ware. Wie ganz anders ist es jetzt ge
worden ?
Beamtenwahlen.- Der „St. PetrnS
Wohlthätigkeits-Vercin" von Lancaster,
einer der ältesten und blühcnstcn Vereine
jener Stadt, erwählte vor einigen Tagen
folgende Herren als Beamten für das
laufende Jahr:
Als Präsident: Adam Finger;
Vice-Präsidcnt: Philipp Finger;
Sekretär: Joseph Jakob;
Schatzmeister: Carl Nothweiler;
Committee: Johannes Kirchner, Va
lentin Scheid, Peter Diehl, Johanne
Kirsch, Adam Bender, Anton Matt, seil.,
Carl Eschbach, Wilhelm Schultz;
Botschafter: Michael Baptistello.
Der „St.Antonius Franziskus-Wahl
thätigkeitS-Verein", welcher erst kürzlich
ins Leben gerufen wurde, erwählte fol
gende Herren aIS Beamten für daS kau
fende Jahr:
Als Präsident: Heinrich Dorle;
Bicc-Präsident: Math. Gardner;
Sekretär- Mark. Kirchner;
Schatzmeister: Philipp Finger, jun.;
Committee: Henry Weber. Anton
Matt, John Rockenstein, John Früh,
Georg Hcidig, Alexander Dorle, Jakob
Morgenstern, Benjamin HauSner.
Der „St. Antonius Wohlthätigkeits-
Vercin" hatte ebenfalls eine Wahl, und
erwählte folgende Beamten:
Als Präsident: Joh. Renzing;
Vice-Präsident: Henry Darnkampf;
Sekretär: Joseph Jakob:
Schatzmeister: LouiS Schmid;
Committee: Joseph Gottselig, Leo
pold Baller. Carl Jung, Martin Blan
kenmayer, Anton Bichl, Adam Bender,
Joseph Brogly, Joseph Müller;
Botschafter: Adam Bürgi.
' Kind will'S haben. An einem
heißen Sommertage sahen wir, wie eine
Frau, mit einem Teller voll Gurkensa
lat vor sich, ihr Kind stillte. Dieses
hatte sein Händchen im Salat stecken,
drehte sich von Zeit zu Zeit von der Brust
weg und sog dann an dem Salat. Wäh
renddem kam da älteste Mädchen mit
Bier, schenkte der Mutter ein GlaS ein,
da Baby ließ die Brnst los, schrie nach
dem Bier und die gute Mamma gab
ihm, so viel eS wollte.
„Wie können Sie aber dem Kinde
Gurkensalat und Vier geben?" fragte
ich.
„Ja 's Kind will's ja haben," war
die Antwort.
„Geben Sic ihm auch Gift, wenn eS
haben will?" fragte ich weiter.
„Wo denken Sie hin, Gift meinem
Kinde!" meinte sie, während ein bis
chen Menschenverstand ihr sagen mußte,
daß Muttermilch, Gurkensalat und Bier
jedenfalls Gift für einen Säugling sind.
DaS Kind will eS aber haben und da
mit ist alles gesagt. Tausende unserer
Kinder sterben nur an der schrecklichen
Gedankenlosigkeit und Assenliebe ihrer
Mütter, welche nicht bedenken, daß sie
mit ihrer grenzenlosen Nachgiebigkeit
ihren Kindern durch Darreichung un-,
reifen ObsteS, untauglicher Speisen und
Getränke entweder große körperliche
Schmerzen oder den Tod zuziehen. ES
ist dies keineswegs übertrieben und ein
aufmerksamer Beobachter kann sich ent
weder auf der Straße oder im Famili
enzimmer täglich überzeugen, daß Tau
sende von Müttern ihren Kindern Spei
sen und Getränke geben, welche für sie
das reine Gift sind. Vor dem zweiten
Jahre sollten dem Kinde weder Beeren
noch sonstige Obst verabreicht werden,
e geschieht dennoch, denn daS Kind will'S
ja haben. Lest nur die Todtenlisten,
Ihr zärtlichen Mütter, diese zeigen Euch
da Resultat solcher Kinderzucht.
In Calcutta, Süd-Amerika, herrscht
die Cholera furchtbar. Tausende wer
den tagtäglich dahingerafft.
Die Stadt Iquiqe in Per, Süd-
Amerika. ist am 10. d. Mt. durch ein
Erdbeben gänzlich zerstört worden.
8 bei 7 Präsident Hahr soll 3000
Acker Mineralländereien in Birginien
besitzen.
Unser Besuch in Lancaster.
Wie schon vorher angekündigt, statte
ten wir unsrer Nachbarstadt Lancaster
letzten Mittwoch und Donnerstag cinyi
Besuch ab. Die werthen Leser der
„Staatszcitung" welche wir besuchten,
fanden wir alle wohlauf nnd munter,
auSgcnommcn Hrn. CaSpar Män
rcr, welcher am Tage vorher von einer
Scheuer gestürzt war, nnd sich erheblich
verletzt hatte. Auch Hr. Nein hart
Reiner war mehrere Monate sehr
krank gewesen, befand sich aber wieder
ans der Besserung.
Wie überall, so klagt man auch in
Lancaster über schlechte Zeiten; allein
e haben seit letzte Jahr doch bedeuten
de Verbesserungen daselbst stattgefunden,
und e sind Anzeigen vorhanden, daß
die Geschäften sich heben. Die frühe
ren Eisenwcrkstätten im östlichen Thei
le der Stadt sind in andere Hände ge
kommen, und sollen in Bälde die Arbci
ten daselbst allen Ernstes beginnen.
Auch haben verschiedene Wirthe sehr
hübsche Veränderungen in ihrcnSaloons
gemacht. Fran Bissinger, wo wir
logirten, hat da bekannte „Manor Ho
tel" bezogen, nnd e „von Kopf zu Fuß"
ausbessern lassen, so daß es jetzt wie ein
schmucke Fräulein aussieht. An der
Fronte prangt eine hübsche Laterne, die
dem Hotel ein freundliches Ansehe gibt.
Hr. Arnold Haas hat ebenfalls
große Veränderungen in seinem Saloo
gemacht Dieses ist jetzt einer der schön
sten und einlndenstcn Plätzen in Lanca
ster. Alles sieht so spiegelglatt und rein
lich aus, daß man gerne anstatt eins,
zwei „Pony's" hinter, die Binde gießt.
—Dann kommt Hr. William Röhm,
(nd wer kennt nicht den wackeren Schü
tzenkönig?), welcher das schöne große
„Schiller - Hotel" bewohnt, eines der
stattlichsten Gebäude nd schönsten Sa
ison in diesem Staat.—Frau Schön
berger hat ihren Saloon ebenfalls
recht hübsch umändern und auffrischen
lassen. Hr. Carl Nothweiler will
ebenfalls nicht hinten dran sein, denn
auch er läßt gegenwärtig gehörig auf
räumen und alles nett Herrichten.—Bei
Hrn. Peter Roscnfeld sahen wir
Schreiner und Pflästerer dranf loshüm
mern, al sei die Zerstörung Jerusalems
im Gange. Wir wollten Hrn. R. be
suchen, als wir aber unser Schnabel
durch die Thüre steckte, war alles ver
sperrt, und so mußten wir fürbaß ziehen,
ohne ihn zu sehen. Vielleicht sind auch
noch an andern Plätzen Verbesserungen
gemacht worden, allein obige sind blos
solche, die unS zu Gesicht kamen.
Man ist gegenwärtig mit Legen der
Röhren für eine neue Gas-Compagnie
(eine ähnliche wie die in Harrisbnrg)
begriffen, wodurch viele Arbeiter Beschäf
tigung erhalten. Wie gesagt, eS herrscht
in Lancaster ein ziemlich reges Leben, da
viel gebaut wird, oder sonstige Verdes
serungen gemacht werden.
Während alles dieses geschieht, geht
jetzt unser erfindungsreicher Freund, Hr.
AntonJSkemit dem Plan um, eine
Art Bettladen verfertigen, welche von
großem Nutzen für Kranke sind. Diese
Bettladen sind so eingerichtet, daß der
Kranke in irgend welche Stellung ge
bracht werden kann ohne ihn zu stören,
so daß er nicht beständig auf einem Platz
zu liegen hat, nnd sich dadurch Wunden
zuzieht. Sie sind eine wahre Wohlthat
für Kranke, nnd es unterliegt keinem
Zweifel, daß sie von den Aerzten beson
ders empfohlen und eingeführt werden.
Wir wünschen Hrn. JSke Glück zu die
ser Erfindung und hoffen, daß sein Ver
dienst auch gehörigen Lohn findet.
Während unsres Aufenthalts in Lan
caster begegnete n folgender Zufall,
den wir nicht verschweigen können. ES
war nämlich so etwa um die Mittags
stunde, als wir am Mittwoch die Süd-
Qncen Straße heraufgingen, um bei
Hrn. Schober (unserm Papicrmüllcr)
zu Mittag zu speisen, denn im Ma
gen hatte c gewaltig angefangen zu
„happern." Etwa ein halbes Square
von Hrn. Effinger's Saloon ent
fernt, bemerkten wir im Vorbeigehen
zwei fremde Männer miteinander spre
chen, und zwar deutsch. (Zur Ehre uns
rer Lancasterianer müssen wir sagen,
daß in jener Stadt und auch im County
viel mehr deutsch gesprochen wird, wie
bei uns hier. Man hört unsre Mutter
sprache auf dem Markt, auf der Straße,
in den Store, Saloon, in den Fami
lien, kurz überall, und ist stolz drauf,
daß man deutsch kann. Alle Ehre dem
braven Völkchen.) Ohne weiter auf die
beiden Männer zu achten noch zu ihnen
zu sprechen, gingen wir vorüber, waren
aber kaum 20 Schritte von ihnen ent
fernt, al dir Eine un rief, nnd auf
un zuging.
„Entschuldigen Sie mich, weil ich
Sie zurückrufe. Sie kennen mich nicht,
und ich Sie auch nicht, doch meine ich
jede Woche von Ihnen zu lesen. Ich
war heute bei Hrn. William Röhm,
nnd der sagte mir, daß Sie hier seien,
und ich Sie vielleicht sehen würde. Er
sagte mir, Sie seien ein kleiner Mann,
hätten einen Stock und 'nen hohen Hut,
und lauften schnell; und wie ich Sie da
vorbei hab' gehen sehen, da dachte ich,
soll da nicht der Mann sein? Darum
frage ich: sind Sie nicht der Mr. Rip
per von Harrisbnrg?" So sprach und
frug der Mann mit lächelnder Mieye.
„Ja wohl, da ist mein Name." er
wicderten wir, nnd reichten ihm die
Hand. „Nun jetzt bin ich doch froh,"
fuhr er fort, „daß ich Sie auch einmal
persönlich kenne; ich lese die „Staat
zeitung" schon zwei Jahre, und da hab'
ich dem Billy Röhm vier Thaler und
vierzig Cent gegeben, die er Ihnen
gibt, sobald Sie hinkommen. Mein
Name ist Martin Deitsche r."
Wir waren über dieses sonderbare
Zusammentreffen mit Hrn. D. förmlich
überrascht, packten ih am Arm, und
führten ihn schnurstracksem Hrn. Effin
ger's Saloon, wo ein aufWohl der
Bekanntschaft „hinter die Binde gegos
sen" wurde.
Siehst Du, lieber Leser, so geht'S oft-
inals im Leben. Freund Deitschcr er
kannte uns an der „Stovepipe" nnd am
„Stock." wie auch am Laufen, und wir
wetten, wen er un wieder sieht, so
kennt er un wieder, nnd zwar noch bes
ser. Cell Läpple beim „Billy" erhiel
ten wir richtig, und wie Hr. Röhm unS
später erzählte, war Hr. Deitschcr see
lcnvergnügt, weil er den Ripper jetzt
auch kennen gelernt hatte. Well, wir
sind stolz, solche ehrenhafte Kameraden
wie Hrn. D. in unserm „Corps" zu ha
ben. Es lebe die Stovepipe und ihre
Gönner.
Da von Hrn. Röhm die Rede ist, ha
ben wir unsern Lesern mitzutheilen, daß
der beabsichtigte Duell, welcher zwischen
ihm und stattfinden sollte, af 09
Jahren verschoben wurde; in der Zwi
schenzeit praktizirt Hr. Röhm mit der
Windbüchse in seiner Schicßgallcrie,
während ivir durch unsre Finger pfeifen,
um so lange die Courage zu behalten.
Schließlich habe wir noch zu erwäh
ne, daß wir auch wieder vier frische
Rekruten eiugcmustert haben, nämlich
Hrn. FranzA Rieker, ein zuvor
kommender junger Mann, der die frü
here Brauerei der Herren Senn sc Strv
bei im Besitz hat, und ein wirklich famo
se Bier braut. (Ueberhaupt haben
sämmtliche Brauer in Lancaster gegen
wärtig gutes Bier, da allgemein belobt
wird.) Hr. Rieker hat auch eine der
freundlichsten Wirthschaften jener Stadt-
Der zweite ist jener kernfester alter Hicko
ry-Demokrat von der Achten Ward, die
de Radikalen ein Dorn im Angeist,
Hr. Carl Vogt, ein Ehrenmann im
vollsten Sinne de Worts. Der 3te ist
Hr. loh. Spanglcr. früher Barkeeper
bei Hrn. Sprenger, jetzt aber Besitzer der
Wirthschaft neben der Fulton Halle, die
lange Jahre von Hrn. Strobel gehalten
war. Hr. Spanglcr ist gerade der „rech
te Mann am rechten Platz," nnd ist ei
ner der freundlichsten Wirthe in Lanca
ster. Und zuletzt Hrn. ConradNäf,
Schwager de Hrn. Arnold Haas, wohn
haft in Degershcim, Schweiz. Obiges
sind lauter Leute vom rechte Schlag,
die das Herz ane rechten Platz haben.
Vergessen dürfen wir nicht,Hr.Späng
ler auch unsern Dank abzustatten, für
einc Parthie scharmanter deutscher Hand
käse, von welchen wir ei großer Lieb
haber sind. Auch Madame Bissinger
unsern verbindlichsten Dank für Kost
und Logic, wie auch Hrn. John Stamm
(dem bekannten Gärtner), und Hrn.
Schober. Unser Papicrmüllcr hatte die
Güte, ns sein Pferd nnd Buggy zur
Verfügung zu stellen. Daß wir auch
davon Gebrauch machten, darf man
wohl glauben. Das Fahren ging be
deutend besser al das Herumlanfen auf
unsern kurzen Beinen. Da wir nicht
Alle besuchen konnten, so werden wir in
etwa 14 Tagen Lancaster wieder besu
chen, um die noch ausstehenden „Läpp
len" cinzukassircn, da wir och nicht zur
Hälfte mit dem Collektircn fertig sind.—
Also, wohlgcmerkt; Ivir kommen.
Versteinerung. Die Uork „Ga
zette" von voriger Woche schreibt: Es
sind Arbeiter augenblicklich mit der
Ausgrabung der Todten auf dem Tvd
tcnhof an der Ecke der Duke und Prin
ccßstraße beschäftigt. Am Mittwoch
Morgen, als man auf den Sarg der
vor ungefähr 17 lahren begrabenen
Gattin des Hrn. Georg Rigroff (ein
seiner Zeit hier wohlbekannter Deut
scher) stieß, erwies sich derselbe zu schwer
für die Hebung und die Sprengung des
Deckels enthüllte, daß der Körper von
der Brust bis zu den Fußnöcheln in
Versteinerung Übergegangen war und
eine feste wohlerhaltene Masse bildete.
Der Bericht über die seltene Naturer
scheinung verbreitete sich schnell über
die Stadt und Hunderte eilten nach dem
Kirchhof, um einen Blick auf die ver
steinerten Ueberreste zu werfen.
In New-Aork starb dieser Tage der
berühmte Pianofabrikant, Albert Stein
way.
Räthsel.
Auflösung der Räthsel in Nro. 41. der
„Staatszeitung": '
?>o.l.
„Irrlicht."
Keine richtige Auflösung eingeschickt.
N 0.2.
„Ans der Zunge."
No. 3.
„In die vollen."
Keine richtige Auflösung eingeschickt.
No. 4.
„Der Schulmeister."
No. 0.
„Sein esgleichen.."
Neue Aufgaben:
No. 1.
(Eingcs. von Hrn. I. König, Sunbury.)
Charade.
1.
Kennst Du die Kunstgcformte Muschel
Mit tiefem, dunkeln Gang?
In deren Innern hallet
Ein jeder leise Klang?
2. und. 3.
Wir schweben in der luft'gen Höhe
Und rufen laut Die zu.
Bald künden wir ein lautes Wehe,
Bald mahnen wir zu Freud und Ruh'.
Da Ganze.
DaS Ganze ist ein kleiner Tand
Die Erste zu verzieren.
Als Schmuck des Weibeö anerkannt,
Und sehr leicht zu verlieren.
No. 2.
(Eiliges, von Hrn. Schwitzgäbcle,)
Die ersten zwei bedeuten die Farbe
eine Pferdes, die letzten 2 eine deutsche
Münze. DaS Ganze war ein General
in Amerika Wer war es?
No" 3.
Die Erste ist keine Frau; die Zweite
'kein Engel. DaS Ganze ein sechs Fuß
großer Bengel. Wer ist eS?
No. 4.
In welchen Kleidern geht die Sonne
unter?
Lomic Neuigkeiten.
HarriSbuv, Pa.
Donnerstag, Mai 24,1877.
Reue zeigen. Folgende neue
Anzeigen erscheinen in der beutigen
„StaatS-Zeitung " auf welche wir unse
re Leser aufmerksam inachen:
JahreSbericht-Tefängniß-Jnspektoren
Getraut—Lehncr mit Orth.
Starb —Weller.
Neue Lokal-Anzeigen ic., ,c.
Die Auster-Saison ist vorüber, aber
gegessen werden sie deßhalb dennoch.
Erzbischos Wood von Philadelphia
ist am 16. d. MtS. in Rom, Italien,
angelangt.
In Altoona soll daS Eis blos einen
halben Cent per Pfund kosten. DaS ist
doch billig genug.
Weiße Dinte auf dunklem Papier ist
eine Novitäte im New-Dorker Schreib
materialienhandel.
Kr. Benj. Koppenheffer von North
Lyken tödtcte dieser Tage eine Klapper
schlange welche 10 Rasseln hatte.
Im westlichen Zuchthaus in Alleghc
ny werden täglich 1,000 Paar Schuhe
fabrizirt. Wie viele Schuhmacher
werden dadurch um ihr tägliche Brod
beraubt?
Die Groß-Loge der Odd FellowS von
Pennshlvanien hielt letzte Woche ihre
jährliche Versammlung In der Stadt
Eric. Gegen 700 Repräsentanten wa
ren anwesend.
Im benachbarten Libanon halten sie
letzten Mittwoch einen bedeutenden Ha
gelsturm, welcher drei bis vier Stunden
dauerte. Die Katholiken haben diese
Woche eine Fair in jener Stadt.
E werden gegenwärtig Shawls au
Rvooi>.(Waschbären)-Haarcn fabrizirt,
und al Kameelhaaren-SbawlS
verkaust, die jedoch so gut nachgemacht
sein sollen, daß eS ein smartes Kamecl
erfordert, sie zu unterscheiden.
Pfingsten wurde hier iti allen Kirchen
gefeiert. Am Pfingst-Montag regnete
es Vormittags, während unsre Nachbarn
in Lancaster schönes Wetter hatten, und
verschiedene Pic NicS abgehalten wur
den. Ein glückliches Städtcl, sell Lan
caster. Indessen war der Regen hier ein
köstlicher Segen de Himmels, denn er
erquickte Felder und Fluren.
Im Preise gefallen. — Wie der
PennSburg „Demokrat" meldet, sind
die Kartoffeln bedeutend im Preise ge
fallen. In Philadelphia werden sie jetzt
zu 51.20 da Büschel Wholesale ver
kauft. Neue Kartoffeln, die früh ge
stanzt wurden, haben in dieser Gegend
ein versprechendes Aussehen, und so
viel wir bis jetzt gehört habe, haben
sich die Kartoffelkäfer noch nicht einge
stellt. Niemand wird sich beklagen,
wenn diese Gäste ganz wegbleiben.
Wichtige Nachricht ! Wir lcnken
die Aufmerksamkeit unsrer Leser auf die
Thatsache, daß, m gute und billige
Hüte oder Kappen der Frühling-
und Sommer-Mode zu bekommen, nir
gends bessere noch schönere gekauft wer
den können, als bei den bekannten Hut
fabrikanten Zollinger BroS. am
Market Square, Harrisburg. Ihre
Auswahl ist sehr groß, während sie zu
den allerniedrigsten Preisen verkaufen.
—Man spreche bei ihnen vor.
l Thäter schuldig gefunden.- Die
Jury welche angestellt war, um die Er
mordung de Hrn. JoS. I. Miller von
Libanon County zu untersuchen, (wir
meldeten dessen Tod vor einigen Wo
chen,) gab letzten Mittwoch da Verdikt
ab, daß der Verstorbene in Folge von
Schlägen durch einen Knüppel seinen
Tod fand, der in den Händen von Ezra
David Risser nnd seiner Verbündeten
war, deren Namen der Jury unbekannt
sind. Risser befindet sich jetzt im Gc
fängniß. .
Der beste und billigste Hausarzt.—
Herr John Stocklcin, Union, Broome
Co., New-Nork, richtete an un vor Kur
zem die folgenden Zeilen. Vor längerer
Zeit zurück, sah ich in den Detroiter Fa
milien-Blättern dasZeugniß eines glaub
würdigen Manne, welche sehr günstig
über Dr. August König's Ham
burger Tropfen lautet. Da ich
viel an Kopfschmerzen und Appetitlosig
keit litt, so ließ ich eine Flasche von Dr.
August König's Hamburger
Tropfenvon Shracuse kommen. Sic
halfen mir und sind seitdem mein bester
und billigster HauS-Arzt geworden. 11.
Zur Beachtung. Wie e scheint,
sind Scharlachfieber, Diphteria, Masern
oder Stickhusten ansteckend, und hak
deßhalb die GesundheitSbehörde vom
New-Aork es für gut befunden, alle
Solche, welche diese Krankheit noch nicht
gehabt haben, dem Leichenbegängniß
solcher Personen nicht beizuwohnen, die
an demselben gestorben sind, und er
mahnt dieHinterbliebcnen der Letzteren,
in luftdichte Särge zu legen, die wäh
rend der Krankheit benutzten Kleider und
Betten zu diSinficiren und das Leichen
gefolge auf eine möglichst kleine Zahl
von Personen zu beschränken.
Zur Eelbstbtfchütznng haben die
Bierbrauer von Alleghcny County ei
nen gegenseitigen Schutz-V-rein gegen
eine Klasse Wirthe organisirt, welche,
nachdem sie den Brauern eine beträcht
liche Schuld „an s Bein gehängt" ha
den, wie man sagt, ihre Wirthschaften
ausverkaufen, und den Brauern das
Nachsehen überlassen. Sie haben be
schlossen, an keinen Wirth Bier zu ver
kaufen, der ihnen noch schuldet. Also,
die Ohren g'spitzt, ihr Herren Wirthe j
e wird jetzt nicht mehr „gepumpt."
Unter solchen Umständen können wir
allerdings den Brauern nicht Unrecht
geben, denn da Braugeschäft ist kein
Kinderspiel, sondern mit vielen Schwie
rigkeiten und Unkosten verbunden.