Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, May 10, 1877, Image 2

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    Die ?!vats Zeitung
I. Aeorg Ripprr. HrrauSgeber.
yarrtsvnrg. Pa,
Don ncrstag, Mai 10,1877.
Zur Beacdtuug.
In unserm Reiseplan von
letzter Woche sind wir genöthigt,
folge,de Veränderungen zu ma
chen :
Diese Woche besuchen vir
Wilmington, vie schon bekannt.
Nächste Woche (vom 16.
bis zun, 18.) besuchen vir uns
re Freunde in Lankaste r.
anstatt jene inMarictta,Monnt
ville und Umgegend.
Um ailch einer Uebcreinkunft
mit werthen Freunden in Bca
ver County nachznkominen, ge
denken wir bereits am Mitt
woch den 23. Mai, (a,statt am
Donnerstag) in Tarentum und
Natrona cl'nzutrcffen, dann am
Donnerstag in Saronburg und
Butler, am Freitag in Evans
blrg, ud am selben Abend auch
noch in Zelienople. Am Mon
tag und Dienstag (28. und 29.
Mai) hoffe vir ii Roche
ster, Frecdom, New Brighton
Beaver Falls, und am Mittwoch
(den 30.) in Allcgheny oder
Pittsburg zn sein.
Nach unsrer Rückkehr von
obengenannte Ortschaften, sol
len auch nnsre Philadclphiacr
Freunden besucht werden.'
Mai halte nur dix „Lapplen"
biibsch in Bereitschaft, damit al
les glatt abgeht, und der Dru
cker ein freundliches Gcsichtchen
nacht.
Demokratische StaatS-Convention.
Laut ciiics abgefaßten Beschlusses der
Staats Central Committcc, findet die
nächste Demokratische Staats-Convcn
tion am Mittwoch, den Btcn Anglist in
Harrisbnrg statt.
Zn erwählen sind dieses Jahr ein
Richter der Suprcmc Court, ein Gene
ral-Auditor, lind ein Staats Schah-
Meister.
Es werden bereits unterschiedliche
Namen für die verschiedenen Aemter
genannt, wie z. B. Hr. Wm, B. Wil
son von BcavcrCounty, (ein vortreff
licher Mann) für Richter der Supreme
Court. Col. NoycS von Clinton
County, ein Mann von „echtem Schrot
und Korn," für Staats-Schatzmeister,
und Hr. W m. P. Schell von Beb
ford County für General-Auditor. DaS
wäre ein famoscS Tirkct, und könnte
nicht leicht besiegt werden.
Unser alter Freund, Hr. Fricdrich
Lauer von Rcading, und Richter
Ludlow von Philadelphia, Ersterer
als Staatsschahmcistcr, und Leßteyer
als Richter, wären auch zwei vortrcff
lichc Männer, die vom Volk „per
Dampf' in s Amt gehoben werden wßr
den. Allein lvir wissen nicht, ob sie
Candidaten für die respektive Stellen
betrachtet zu werden wünsche.
Demokratische Nominationen.
Die Demokraten von Allcgheny
County haben folgende Noininationcn
gemacht:
Für Richtcr der Common PlcasCourt,
John H. Bailcy.
Für Distrikt-Anwalt, Morton Hun
tcr.
Für Gchülfs-Distrikt-Anwalt, Henry
Meyer.
Für Armenhaus-Direktor, Joseph
Hart.
In Betreff des Hrn. Meyer als Can
didat für Gehülss-Distrikt-Anwalt, hat
der „Pittsburg Frciheitsfrennd" folgen
de schmeichelhafte Worte zu sagen.
„Derselbe ist ein ebenso strebsamer als
durchaus tüchtiger Advokat und steht
bei unserem DeutschthlimscincrJntcgri
tät und gewissenhaften Ausführung der
ihm übertragenen Rechtssachen wegen in
gutem Ansehen."
Irren lvir nicht, so ist Hr. Meyer ein
Sohn des Hr. John Meyer, Eigen
thümer des „Schwarzen Bären Hotel,"
am Diamond Markt in PittSburg. und
war früher Träger dcr„Abcd-Zeitung"
in Birmingham, welche wir in den lah
rc 1863, 64 und '65 in jener Stadt
Herausgaben. Er war einer unsrer zu
verlässigsten Träger die lvir hatten.
Ehre dem.wackcrcn Henry.
Hohes Anerbieten.
Es heißt, die Türke hätten Friß
Grant, dem Sohn des Ez-Präsidenten
Grant, das Commando ihrer Armee
angetragen I Das wäre bully. Da
nun aber Fred kein Türk, und dabei et
was knicschlvach ist, besonders wenn es
vor den Feind geht, so hat er die hohe
Anstellung mit der größten Grazie ab
gelehnt.
Jcht sage noch Einer, der junge Grant
habe keine Courage.
General Grant wird nächsten Don
nerstag mit dem Dampfer „Indiana"
von der American Line, nach Liverpool
abreisen. Seine Frau und sein jtlngster
Sohn lesse werden ihn begleiten. Prä
sident Haye und sein Cabinet haben
dem Gen. zur Reise einen Regierung?.
Dampfer angeboten, aber er zieht es
vor als Privatmann zu reise. Ande
re Schifsfahrts-Gesellschaften ludenlh
ein auf ihren Dampfern die Reise zu
machen, doch Grant zog die American
Linie vor. Bor seiner Abreife wird er
noch einige ihm zu Ehren veranstaltete
Festlichkeiten aushalten müssen.
Alle ruhig im Hexenkessel. -
Früher hatten republikanische Blätter s
immer vieles über die Grcnelthaten der
Weißen gegen die armen Neger im Sü- i
den zu sagen; wie da und dort einer
erschossen oder anf eine sonstige Art
kaltblütig ermordet wurde; wie hie und
da die Neger mißhandelt und verjagt
wurdcn. Sollten Chamberlai nd
Packard als G.overnörc vertrieben oder
abgeKtzt werden, sagten die erlogenen
Schuften, dann würden die Demokraten
die armen Neger schaarcnwcisc umbrin
gen und hinmordcn. Aufruhr nd
Anarchie würden entstehen, nnd viel
Blut vergossen werden.
Well, Chamberlain ist un sntsch,
und Hampton, ein Demokrat ist Gover
nör an seiner Stelle in Süd-Carolina;
Packard mußte ebenfalls über die Klinge
springen, nnd Nicholls, ein Demokrat,
hat dessen Stelle in Louisiana, und in
beiden Staaten herrscht jetzt die größte
Ruhe! Der radikale Hexenkessel hat auf
gehört zu kochen. Die Neger sind jetzt
froh, und viel besser mit den Demokraten
zufrieden als mit ihren früheren radika
len Gesinnungsgenosse, da sie besser
von diesen behandelt werde.
AU das Geplärr dieser radikalen
Windbeutel war erlogen.
Versammlung de Congressr.
Laut einer Proklamation des B—7
Präsident Hayes, versammelt sich der
nächste Congreß z einer Spezial-Sitz
ng am Montag den 15tcn Oktober,
1877. Es war beabsichtigt, die Sitz
ung im Jnni zu halten. Da es nnn
aber um jene Zeit sehr heiß ist, so be
fürchtet man, daß die Sitzungen sehr
schwach besucht sein würden. Auch wer
den die Koste einer zweimaligen Reise
derCongreßmitglicdcr erspart, denn vom
ILtcn Oktober bis znm ersten Montag
im Dezember, wo der Congreß ja doch
wieder zusammentritt, sind c? blos sechs
Wochen, nd diese Zeit wird der Con
greß wohl in Anspruch nehmen, um die
erforderlichen Geschäfte abzuwickeln.
Die Verschiebung der Zlisammenkunst
des Congrcffcs wird aber auch anderen
Ursachen zugeschrieben ; es soll dieß aus
politischen Rücksichten geschehen.
HaycS nd seine Freunde wünschen
nämlich, daß ei Republikaner als
Sprecher erwählt werde, waS indeß
nicht geschehen wird, so lange dieDemo
kratcn eine Mehrheit im Congreß haben.
Sollte dieses wirklich die wahre Ab
ficht der Verschiebung sein, so machen
die Republikaner „ihre Rcchiinng ohne
den Wirth."
Ucbergescheut.
Republikanischeßlältcr sangen an sehr
gescheut zu werden, ja, fast zu gescheut
für vernünftige Leute. Da ist z. B. der
daß, weil Hayes eine versöhnende Stel
lung gegen die südlichen Staaten ein
nimmt, so sollte daS Volk des Südens
diese Gnnstbczcugung auch gehörig wür
dige, und ihm (Hrn. Hayes) in der
Organisation des nächste CongresseS
eine helfende Hand reichen. Das heißt
so viel, die südlichen Demokraten, (denn
der Süden ist jetzt ja ganz demokratisch,
die Republikaner haben auch nicht einen
einzigen Staat,) sollten republikanische
Beamten erwählen, die im Interesse der
Administration sind!
Daß euch doch das Mänslc beiß!
Wie gescheut doch die Leute auf einmal
werden. Zuerst setzen sie einen Mann
in's Amt der gar nicht erwählt ist, und
jetzt verlangen diese Schafsköpfe, die
Demokraten sollten ihnen helfe, auch
noch andern solchen Vögeln Aemtern zu
verschaffen! Das wäre Perlen vor die
Schweine geschüttet, ihr Herrn Radika
lcn, und wäre gegen allen Anstand.
Hayes weiß es so gut wie wir, daß er
nicht rechtmäßig erwählt ist; um nun
aber den Schade einigermaßen wieder
gut zu mache, hält er es für'S beste, eine
friedliche Stellung gegen den Süden ein
zunehmen. Seine Pflicht gebietet ihm
diese. Ja. er muß dies thun, weil
die halbe Million Stimmgebcr welche
Hr. Tilden mehr erhielt wie er, es
verlangen, nd weil der Congreß (und
beinahe auch der Senat) demokratisch
ist. Dort ist'S, wo den Radikalen der
Schuh drückt. Sic wollen ihre Macht
in der Verwaltung, im Congreß ans
recht erhalte, deßhalb verlange sie,
daß die südlichen Dcinokralcn Hayes
unterstützen sollen.
Man muß sich in der That über die
Frechheit dieser Radikalen verwundern.
Früher knebelten sie die Südländer im
Congreß wo sie konnten, jetzt aber ans
einmal wo der Spies umgekehrt ist, wo
die Demokraten in jenem Körper die
Oberhand haben, jetzt pfeife sie ganz
ander. Sie sind jetzt zahm und sehr
theilnchmcnd geworden. Doch,' wir sa
gen unsern demokratischen Freunden -
Hütet Euch vor diesen Dunkelmännern.
Gehet nicht in die Falle, damit eS Euch
nicht ergeht wie jener Fliege, welche,
nachdem sie von der Spinne in ihr
Zimmcrgewcbe hincingelockt worden
war, ihr das Blut ausgesogen wurde!
Et schafft nit.
Unsre Gesandten in Europa sind im
mer bereit, ihre Salaire zur gehörigen
Zeit cinznsälkeln, bekümmern sich aber
blutwenig über die Geschäfte die ihnen
obliegen. Der Gesandte Bokcr ist
abwesend von St. Petersburg; wohin
er ist, wissen die Götter; vielleicht ist er
gar an Furcht vor den Musselmänncr
durchgebrannt, waS ganz unnöthig wä
re, denn diese haben genug „Eisen im
Feuer," ohne sich um Ht. Petersburg
zu bekümmern.—Waschbnrnc. der
Gesandte in Paris, soll gegenwärtig in
Amerika herumbummeln, um den gro
ßcn „Löwen dcS TageS" zu spielen.—
Cusching. der Gesandte in Madrid
ist auch nicht auf seinen Posten, sondern
treibt sich irgendwo herum, da er noch
keinen „sicheren Boden gefunden" hat,
um seine morsche Arche zu landen.
Jetzt wundern wir nur, wie sie drau
ßen ohne diese drei Helden durchkom
men, da sie doch auch ihr Scherflein
zum Krieg hätten beitsggen können.
Indessen ist immer besser, nun bleibt
schußweit vom Feind.
Später.—Waschburne soll wieder
nach Pari zurückgekehrt sein.
Unzusriede,
Ez-Scnator John Scott, früher in
Huntingdon, seht aber in Pittsburg
wohnhast, soll gegen Hrn. HayeS' südli
che Politik sein. Scott ist kein Sol
dat. war auch nicht im Krieg, mästete
sich aber an der GeldkrippcinWashing
ton, während die Soldaten im Krieg
sich abschlachteten. Er will noch keinen
Frieden zwischen dem Norden und Sü
den. Nun, da ist nicht Nene. Leu
te seine Schlag, denen schon beim er
sten Kanonenschuß da Herz in die Ho
sen fällt, sind von keiner Bedeutung.
Früher war Scott ein eifriger Demo
krat, und verdammte die nämliche Par
tei zu welcher er selbst seht gehört, bi in
die Hölle hinab. Was läßt sich wohl
Gutes von einem solchen Demagog
erwarten 7
Der Krieg Rußland mit der Türkei.
Schon in der vorchristlichen Zeit galt
Byzanz, das heutige Constantinopel. für
einen der wichtigsten strategischen Orte
der alten Welt i es wnrdc seit den Per
serkriegen, 500 Jahre vor Christo, er
dbert nnd wieder erobert, zerstört und
wieder aufgebaut, bis sich vor etwa 400
Jahren die Türken dort festsetzten nd
zwei Jahrhunderte hindurch daS Abend
land in Furcht und Schrecken versetzten.
Neuere Feldherren, darunter der moder
ne Alexander, erkannten die strategische
Wichtigkeit des Bosporus sehr wohl,
denn Napoleon der Erste erklärte, daß
Constantinopel der Sitz des künftigen
Herrn der Welt sein werde.
Seit den Tagen Peter s des Großen
hat nun dir russische Politik beständig
nach dem Süden gezeigt. Eine lange
Reibe von Kriegen ist das Resultat die.
scr Politik gewesen, und mit ächter Bä
renzähigkeit hat Rußland trotz vieler de
müthigender Niederlagen dieses Ziel nie
aS den Augen verloren. Es ist des
halb wohl angemessen, heute zu fragen -
„Wird Rußland sein Ziel diesmal er
reichen ?" Di: Sache ist wahrscheinlich,
aber immer noch fraglich. Wenn SS
nnr ein Kampf zwischen Rußland und
der Türkei bleibt, dann wird allerdings
vom Halbmonde in Europa nicht viel
mehr übrig bleiben; wenn aber die
Wcstmächte, Deutschland, Oestreich, Ita
lien, England nnd vielleicht auch Frank
reich, sich veranlaßt sehen sollten, och
einmal Partei für den „kranken Mann"
zu ergreifen, dann dürfte sich die Sache
doch anders gestalten nd der Moskowi
ter kann leicht eben so geschoren heimge
schickt werde, wie ihm Das seit 170
Jahren wiederholt passirt ist.
AI zu Anfang des 18. Jahrhunderts
alle Welt glaubte, daß die Macht der
Türken gebrochen sei, gelang cS dcrjPfor
tc, mit einem Schlage Peter den Gro
ßen zu demüthigen und der Republik
Venedig die TodcSwnndc zu versetzen.
Neun Jahre später wollte Peter den
Preis endlich gewinnen und glaubte jetzt
seiner Sache sicher zu sein. Russische
hatten unter den Christen in der Türkcj
genügend gewühlt, und in Moskau
glaubte man, dieselben würden sich wie
c ein Mann erheben. Plötzlich erklärte
Sultan Achmct de Krieg; keine Hand
! der Rayahs wagte sich gegen die Türken
l zu erheben, und nach einer einzigen
Campagne mußte Peter einen schmäh,
lichcn Frieden eingehen. Der Czar
mußte Azoiv abtreten, die Festungen
Kamicnsk, Samara und Taganrog
schleife. Katharina die Zweite gewann
00 Jahre später Azow wieder und er
rang sich die Anerkennung als gesetzliche
Beschützerin der Christen in der Türkei.
Das Resultat des KrimkricgcS war
ebenso vorthcilhaft für die Türkei, als
es demüthigend für Rußland war.
Was der Türkei ihren Halt verleiht,
ist. so sonderbar es klinge mag, die Un
wissenheit ihrer Unterthanen. Man
halte sich für unüberwindlich, nd man
wird schwer z bezwingen sein. Diesen
Glauben, welcher Berge verletzt haben,
die türkischen Unterthanen thatsächlich.
Sie glaube noch immer, daß der Sul
tan der Herr der Welt sei. Hier ist Un
wissenheit thatsächlich ein Segen, denn
der gewöhnliche Mnhamcdancr zieht
ohne Furcht mit einem förmlichen Fa
natismuS hinter der Fahne des Prophe
tcn her und kämpft mit blinder Wuth
für die Aufrechthaltung türkischer Ober-
Herrlichkeit.
Ein englischer Reisender. Sir I. G.
Wilkinson, welcher in den vierziger Jah
ren Dalmatien und die europäische Tür
kei bereis te, stieß allenthalben unter den
gebildeten Türken auf diesen Größen
wahn. Einer der ersten Männer von
Mostar, welcher da ganze Abendland
bereis t hatte, versicherte dem Engländer
herablassend, daß er die Königin von
England für die triueste Vasallin des
Sultan halte. „Die OsmanliS," sag
te jener Mann in vollem Ernste, „sind
da einzige Volk, welche den Schutz de
Himmels genießt, nd wenn die euro
päischen Völker gegen den Großherrn rc
bellirten und dieser seine Truppen alle
zusammenzöge, dann könnten sie keine
Stunde Widerstand leisten." Dieser
blinde Glaube an die Unbesieglichkeit
der Bekenner des Islam herrscht heute
noch, und wenn man glaubt, die Tür
kti werde für Rußland ein Frühstück
sein, so dürfte man sich sehr täuschen.
Der bivcrstchcndc Krieg droht lange zu
dauern, und wird wahrscheinlich einer
der blutigsten der neueren Zeit werden.
Ob Rußland in demselben endlich sein
Ziel, nämlich den Schlüssel zur Bc
herrschnng Europa'S, erreicht—wer könn
te Das heute schon sagen?
Franz M. Bell ist als Postmeisterin
Throne. Blair County, ernannt wor
den.
Z Philadelphia stehen 8,000 Woh
nilngcn leer I
Parsan Brownlow, ein verrückter
radikal Fanatiker, hat aufgehört zn >
schnaufen, da er kürzlich—starb. >
Interessant Mitteilung.
Dem „Philadelphia Demokrat" ist
von einem gewissen Herren, Namens E.
Weih, welcher den Orient, namentlich
Egypten nd Arabien in letzter Zeit viel
bereist hat, und mit ,„xn Ber-
Hältnissen in der Türkei sehr bekannt,
nd soeben von Arabien ach Philadel
phia zurückgekehrt ist, folgende höchst in
tercssantc Mitiheilnng zugegangen, die
wir ebenfalls bereitwilligst unsern Lesern
vorlegen, besonders da man allgemein
ans den jetzige Krieg in Europa gc
spannt ist. Hr. Weih schreibt:
Der Ursachen zum gegenwärtigen
lürkisch russiichcn Kriege sind zwei: Ruh
land bcnöthigt zur Entwicklung vor
Handel und Schifffahrt dcS offenen
Weges in s Miltclmcer, und anderer
seit muß es der Lage seiner Stammes
und Glaubensgenossen unter türkischer
Botmäßigkeit Rechnung trage, um den
Wtttilcrcien im eignen Reiche entgegen
zuarbeiten.
Man sagt, der Weg zur Hölle ist mii
anten Absichten gepflastert; das ist de.
Weg, de die Türkei schon seit Anfang
dieses Jahrhunderts eingeschlagen
Gute Entschlüsse (Hattishcriffs) sind seil
dem in Menge gefaßt, aber nock keine,
ist ausgeführt worden. Ter Assimi
lirung der Türkei mit den Wcstmächle,
und mit europäischer Gesittung steht da
heilige Buch (der Koran) entgegen.
Das ottomanische Reich ist im eigen
stcn Sinne des Wortes eine Theokratie
der Sultan jedoch, obschon Beschütze,
der Rechtgläubigen (Khatisa el mum
minihn) ist nicht Herr im eigenen Hau
se, ihm steht der Wärter des Glanbcm
(Schech cl Islam) und hinter diesem de
Groß-Scheriff in Mekka-, ohne derei
Zustimmung kein Rechtsspruch von po
Mischer Bedeutung gültig ist.
> Der Koran ist die Grundlage der tür
> kische Rechtsvcrwaltung! eine der da
rin enthaltenen Extravaganzen ist, da
keine „Ungläubige" Zeugniß gege,
„Rechtgläubige" gültig ist, und eine an
> dcrc, daß kein ngiäuvigcs Mannsbil
! (Frauen Wohl) Grundbesitz eignen darf
. Da genügt wohl zu zeigen, daß di
, Türkei kein Paradies für seine ungläu
bigen Einwohner (Rayah) ist. obscho,
sie fremden Schutz genießenden Anfiel
! lern, nd Kaufleuten besonders, mi
- Recht als das heilige Land der Handele
: freiheit gilt.
Englands Verkehr mit der Türkei l
trug während des Jahre 1875—6 blo
' 12 Millionen Pfund Sterling. Da
Schwarze Meer ist eine Sackgasse n
> wenig kann eS England kümmern, l
5 der Halbmond oder das schieße (St. An
> drca)-Krcz auf der „Hill. Sophia
Moschee (oder Kirche) stehe. Diese Bi
trachtnngcti also sind es nicht, die iväh
rcnd diesen letzte zweijährigenVcrhand
' lnngcn in Stambnl England die zwei
1 dcntigc Rolle spiele ließ, wie wir gcs
' he: auch die Furcht war es nicht vo
cinrin russische Einfall in Hindosta,
ans dem Seewege durch den Persische,
' oder Arabischen Golf; dazu bietet de
' Landweg Rußland eine viel sicherere nni
Z erfolgreichere Gelegenheit.
Die englische Handcls-Ucbcrlcgcnyci
z beruht bekanntermaßen ans dem Best!
Hindostaiis! diesen z sichern und zu er
höhen, arbeitet die große Handclsmach
' schon seit Jahren an einer „Schiffbrücke'
- zwiscyc den Küsten von Albion unl
k Malabar. Die bereits ctablirtcn„Pon
tons" heißen Gibraltar Malta nnl
Pcrim, Aden, Socotra, wozu nur da,
' Millclstück Egypten mit dem Snez-Ea
t nal fehlt. Da liegt der Haas im Pfcs
c fcr!
i England, heißt es, lasse Rußland ge
l währen, nur müsse cS seine Hände vvi
i Stambnl ferne halten; was in den
kommenden Streit unmöglich ist. Au
diese Unmöglichkeit de Enthalten ha
' es eben England abgesehen, in sein,
> Rechte zu wahren, nicht etwa wicdcrim
i in Sebastopol oder etwa i Angcsich
. russischer Truppen in Eonstantinopel
sondern einfach fcr von aller Gefahr
in Egypten.
' Jsmael, der türkische Satrap in Egyp
> tc, hat all sein Privat-Bcrmögcn nnl
> anderes noch dazu auf Mutter und Kin
. der überschriebe und so ruhen nun au
. ersteren Name 35 Millionen Pfunl
Sterling (175 Mill. Doll.) in der Ban
- von England. Die Ursache dieser Uc
' bcrschreilmngen sind Schulden n!
! Furcht vor seinem, des Khedivc's. On
kcl Halim Pascha, der durch eine von
verstorbene Abdul Aziz um 15 Mill
Pfliiid Sterling erstandene Erbfolge
Aenderung, die nun aber ohne Kraft ist
> seines Erbrechte beraubt werden sollte
, Die Schulden indeß sind das Wenigste
was den Khcdive plagt, und vor Halin
gedenkt er sich zu wahren durch Annck
tirung durch England, welcher er au
alle mögliche Weise vorarbeitet, und z>
diesem Ende hat er auch schon die Haupt
abtheilungcn seiner Landesvcrwaltn>
mit Engländern besetzt und Türkenseind
wie der schlaue Ärnautc - Sprößlin;
auch sein mag, hat er dennoch das Gro,
seiner Armee von FcllahS dem Sultai
zur Hülfe geschickt, so daß die Englä
der bei ihrer Ankunft von Malta nl
Aden h.r keinen Widerstand finden nnl
e den Anschein hat, daß er der Ueber
macht weiche.
Ei ähnlicher Schlaukopf ist Aly ihr
cl Aon, der Großscheriff von Mekka
der jüngst dem Sultan angetragen, der
„heiligen Krieg" z proklamiren,—we
uiger der Heiligkeit, als des Kriege hal
ber um seinen Freunden, den Assir
die Gelegenheit zu geben, das verhaßt,
Türkenjoch abzuschütteln, wozu, nact
den Zeitungen, auch schon der Anfanl
gemacht worden ist. Die Assir, wie all,
arabischen Stämme dcS Innern der gro
Ben Halbinsel, bekenne sich zu Cl Wa
chab's Reform der Rcsignationslchr,
(Islam's), die alle Vermittelung zwi
schen dem Schöpfer und dem Geschöpf,
verwirft und blos Gott und einen Tax
des Genusses anerkennen.
Der gegenwärtige Großscheriff ist cir
geheimer Wachabite, wie alle feinet
Stammes im Hedjahs, zudem ist er mi
dem Assir Häuptlinge verschwägert unt
haßt die Türken wie jeder gute Ära
ber.—Mit dem Besitz der vier heiliger
Orte Mekka, Medina, Jerusalem (Ära
bisch - Goddcs, oder die heilige) unt
Damascu verliert der türkische Kaisei
(Sultan Rnmi) de Titel eine Be
schützerS der Rechtgläubigen und dat
Ansehen, das er als solcher unter de,
Sunniten der muhamcdanischen Web
genießt.
Wenn die Türke, daS Euphrat-Thal
an Pcrsicn verliert, Egypten an Eng
land, Groß-Armcnien an Rußland unc
die Balkan-Halbinsel die Unabhängig
kcit erreicht, was bleibt dem kranken
Moni, noch?
Roch ein Rundschreiben der Pforte.
Berlin, Mai -1. Die Pforte Hai
ein Rundschreiben an die Mächte erlas,
sen, des Inhalte, daß Rumänien durch
den Abschluß eine Vertrage mit Ruß.
Land die Interessen de Lande schädig,
und da Vertrauen de Sultan miß
braucht. Die Pforte betrachtet Rumä
nien daher als einen Feind.
Correspondenzen.;
Philadelphia rief. !
„l-o rvl oot vtv lo rol." z
Quäket- und da „alte" beutschc Elc- f
ment in Philadelphia.—Die Quäkrr- .
ftadt ohne Quäken—Ttandiöse Er
öffnung - Feierlichkeiten der Perma- '
en'en Astcllnng.---Der „Heilige >
Hamich' ctsttzl dNtch „Sonnlage c
Biddlc," —8!o lrilnaie s-Iori mUnäi." j
—Ein glänzender Erfolg für die Au- ,
stcllung in Aficht.
iVon unserem regulären Terrespondenten.) l
Philadelphia,MaiS.lB77. l
„Die schönen Tage von Arangnez sind -
nun vorbei", hieb e im vorigen Herbst
für die Philadelphier, aber sie denken,
sie kommen wieder. An den Bürgern
von Philadelphia liegt e nicht, wenn
sie nickt wieder kommen. Dieselbe be
wundernswerlhe Energie und Ausdauer,
mit welcher sie die EcntenNial AuSstel
lang in rühmlicher Weise zu Stande
brachten, läßt sie unter fast noch schwie
rigeren Umständen auch da Unterneh
men der Permanenten Internationalen
Ausstellung zu einem schönen Gelingen
führen. Zähigkeit ist den Philadelphier
durch zwei bedeutende Elemente seiner
Bevölkerung eingeprägt die Quäker
und die Deutschen. Zwar wird e Bie
len wie mir rrgangcn sein, al sie nach
der Quäker-Stadt kamen; sie werden
sich gewundert haben fast gar keine
Quäker zu finde, aber c war da eine
Täuschung. Die Quäker-Trachten
sind verschwunden aber die Hilten
und Gewohnheiten sind geblieben,
und haben einen nicht zu verkennenden
Einfluß auch auf die Lebensweise solcher
Bewohner von Philadelphia anSgcübt,
welche weder selbst Quäker sind, noch
von solchen abstammen. Ganz dasselbe
gilt von dem deutschen Element, und
speziell von''cm. welche zu gleicher Zeit
mit den Englischen Quäkern nach Penn
sylvanitn kam. Von den Hunderttau
sende ihrer Enkel und Urenkel verstehen
allerdings sehr Viele die Sprache ihrer
Vorfahren nicht mehr, aber ihre Sitten
und Gewohnheiten Und ihre Lcbenan
schannngeu habe sich fortgeerbt, und
wesentlich dazu beigetragen Philadel
phia zur größten Industrie - Stadt von
Amerika zu machen. Die Einfachheit
und verhältnißmäßigc Stille in Phila
delphia läßt cö allerding sehr stark, und
für den Anfang keineswegs vorthcilhaft
gegen Ncw-Aork abstechen, aber je län
ger man dort verweilt, desto mehr ändert
sich da. Ich glaube, daß Alle, die wie
Ihr Correspondent bei Gelegenheit de
Eentcnnial in die Lage kamen, längere
Zeit in Philadelphia zu verweilen, diese
Ansicht theilen werden.
Die Entscheidung der Ver. Staaten
Suprcmc-Conrt, durch welche der Werth
an Eeutennial-Ltocic von 75 auf 25
pro 100 rcduzirt wurde, war für die
„Permanente Internationale Ausstel
lung" ein harter Schlag, denn der größ
te Theil der Subscriptionen z derselben
bestand in (.'ontonoial-Ltoolc. Aber die
Philadelphier „hingen nicht ihre Harfen
an die Weiden," sondern „legten sich
inS Geschirr," und haben dann auch
wirklich etwa zu Stande gebracht, was
nicht nur ihnen selbst, sondern dem gan
zen Lande zur Ehre gereichen wird.
Selbst der Neid muß ihnen da lassen.
Die Eröffnung findet am nächsten
Donnerstag statt, just ein Jahr ach der
Eröffnung der Centennial-Ausstcllnng.
und sie wird kaum weniger glänzend
sein. (Was doch Alles in einem einzi
gen Jahre passirt, und wie schnell das
selbe verfliegt!) Der Präsident der
Vereinigten Staaten, wird wie damals,
die Ausstellung eröffnen und Ex-Präsi
deut Grant, die Mitglieder de Eabi
ncts, die auswärtigen Gesandte, die
Richter der Snpreme-Court. die Tover
nörc mehrerer Staaten, und viele distin
guirte Personen von nationalem Rufe
werden der Feier beiwohnen. Auch
Mr. Haycs nebst Familie sind dazu
speziell eingeladen und werben kommen.
Ein „Kaiser" wird freilich nicht dabei
sein, wie damals, aber vielleicht lassen
sich die Russischen Großfürsten erwei
chen. Ez-Präsidcnt Tränt wurde schon
vor einer Woche von dem Stadtrath al
Ehrengast eingeladen, al aber unmit
telbar darauf der Antrag gestellt wurde
auch Präsident Hohes einzuladen, ließen
die republikanischen Mitglieder
die Sache fallen, wie glühendes Eisen.
Sie wußten nicht was der „alte Mann"
in Harrisburg (Simon Cameron) dazu
sagen würde, und Er eignet bekanntlich
die Republikanische Partei von Pcnn
sylvanien „>n ko swiplo." Am letzten
Donnerstag indessen wurde der Antrag
von einem „Demokraten" auf Reue
eingebracht, und dann passirt. aber ohne
namentliche Abstimmung.
Die beiden Männer, welche am Mei
sten zum Gelingen der Ccntennial-AuS
stellung beitrugen, nämlich Mr. John
Wclsh, Vorsitzender de „IZoarä „k
?lonoo", und der General - Direktor
GoShorn werden auch bei der Er
öffnung der Permanenten Ausstellung
eine hervorragende Rolle spielen und
Reden halten. Statt des „Heiligen
Hawlch" aber wird Mr. Middle, der
PräsidentdcrPermanenten-AuSstellung,
und ein eifriger Befürworter de Oesf
nenS derselben an Sonntagen, eine her
vorragende Rolle spielen. E ist da
derselbe Mr. Biddlc, welcher in sehr fä
higer Weise vor den Ccntcnnial-Com
missioncrs für da Ocffncn der Ausstel
lung an Sonntagen plaidirtc, aber bei
den Drohnen, welche sich von derselben
nährten, kein Gehör fand. Was wohf
der „Heilige Hawlch" dazu sagen wird?
Es ist übrigen auch jetzt och über die
Sonntagsfrage gar Nichts entschieden,
ja es ist im Gegentheil fraglich, ob der
Präsident der permanenten Ausstellung
mit seiner liberalen Auffassung im Lorä
durchdringen wird. Der „Sock" ist
aber da „Brett" und die meisten Bret
ter sind „vernagelt."
Die Ausstellung selbst wird in ihrer
Art ci ebenso überraschender und ylän-
zender Erfolg werden, wie die Ernten
nial-AiiSstcllung c war. Man glaub- >
te Anfanas "
..., . e Schwierigkeiten Hä
ven werde den kolossalen Raum der
"Ziain llall" mit Ausstellung Artikeln
zu füllen. ÜNd jetzt gebricht e schon an
Raum. E will da etwa heißen,
denn da Gebäude bedeckt einen Flä
chcnranm von 2l Acker. Man könnte,
was die Grundfläche betrifft fünf soi
che Gebäude tvic da Cavitol iii Wa
shington in die Halle steilen, und es
bliebe och immer Raum genug für eine
große Ausstellung übrig. Da Kunst-
und Gewerbe - Museum in der Memo
rial-Hallc wird nicht minder Zntcssantc
bieten, wie im vorigen Jahre und die
Horticultnr-Halle mit ihrer Umgebung
wird einen entschiedenen Fortschritt auf
weisen. So war die schöne Zeit de
vorigen Jahre in Philadelphia und
schön war sie trotz der Glulhhitzc doch
nicht ephemer, sondern hat dauernd Gu
te nachgelassen, wie c bi jetzt auf
allen Weltausstellungen, mit alleini
ger Ausnahme der Pariser der Fall war.
Zst doch heule noch da Kensington Mu
seum der Stolz der brittischcn Ration,
und das mit Recht. Nächstens mehr.
V. ä. L.
sgiir die „Pa. Siaals-Zeitung.")
EchMtzgtdete al Korporal.
Herr Ripperl
Da HcrrSchwitzgäbele vonSharps
bürg noch nickt zufrieden ist mit dem
Artikel in Nro. 37, so will ich ihnt die
scsmal Satisfaktion geben. uiiK ihn als
Korporal vorstellen, wie cr'S im Jahre
1855 mit den frische Rekruten gemacht
hat und ich selbst zu seiner Abtheilung
gehörte. Nachdem wir seinem Korpo
ralslock angewiesen ivnrden, hat er vor
Beginn des Ezcttirens folgende Anspra
che gehalten:
„Bor allen Dlngrn muß ei guter
Rekrut Liebe und Trc'.ie Zum König und
VälerlüNd habe, Ruhe nnd Ordnung
besitzen, sonst soll euch der T —l loth
weise holen. Also : Angetreten! Still
gestanden l Und nun werde ich die Na
wcnS-Liste verlesen. Jeder der anwc
send ist, hat so laut er kann zu anlwor
tcn, Hier! wer nicht anwesend ist braucht
nicht zu rufen mit „hier":
Schlaumaier.hicr. Obermaicr, hier.
Blaumaier, „ BläckiNSiet, „
Dackelmaicr, „ Pechmaicr, „
Scmpelmaier, „ Slrohmaier, „
Dämpfelmaicr „ Dusclmaicr, „
Schielmaier. „ Kätzcnmaicr, „
Sind Alle da Tut.
Gewehr ans l Strohmaier, Sic Un
glücksmcnsch, halten Sic doch zum
Glickuk Ihren Kopf einmal ruhig z
natürlich mit so einem dicken Kopf nd
so einem langen dünne Hals geht oaS
etwa beschwerlich. Gott im Himmel,
hat der Mensch a HalS, ich glaub wahr
haftig, daß dem die Menage (Essen) in
Hals neig'fricrt, bevor sie in Magen
nilntcr kommt. Also, noch einmal:
Gewehr ab! Gewehr auf! Eins. Aber
Pechmaicr, Millionendonncrwettcr, was
machen denn Sie ? Schmeißt der Schuft
'sG'wchr herauf, bevor eins gezählt ist;
Kerl, ick glaube Sic sind verrückt; ich
will meinen Kopf zum Pfand gebe,
wenn Ihre Hebamme nicht auf Urlaub
war, wo Sie auf die Welt gekommen
sind, da hört Alles auf! Und der Blan
maicr, wie der dasteht und seine Speise-
Anstalt aufsperrt.. Warum sind Sic
denn nicht eine Klosterfrau oder wenig
stens ein Kapuziner geworden, statt Ih
rem König 's Komisbrod wegzufressen?
Da möcht einem die Geduld vergehe.
Also, Achtnng! Gewehr auf-! Recht
lim; Vorwärts, Marsch! Potz Mord
sapprcment! Halt! Sie unglücksccligcr
Dackelmaicr z Sic, vom Land hcrcingc
schllbcncr, in blau Tuch hincingcwickcl
ter, rothpassepollirtcr Banernbub, tritt
da der Mensch mit dem rechte Fuß
an, wenn nicht gegen das Reglement
wäre, so würde ich Sic aus'S Kapital
hauen, daß die Zinsen bei den Fußspitzen
hinausspritzen müßten. Vorwärts!
Marsch: einundzwanzig, 22, 1 nd 2
aufwärts, abwärts, auch dabei, Kopf
in 'd Höh', d' Schultern zurück, thut's
oder ich brcch' cuch's Genick. Halt I Ge
wehr ab ! Du lieber Gott im Himmel,
das war wieder einmal ein Griff, den
gönnt' kein Hund seiner Mutter. Aber
Sie verdorbener Dnselmaicr. Wie hal
ten sie ihren Arm ? Senkrecht muß er
sein, Sic Barbar; wissen Sie nicht was
senkrecht ist, will'S Ihnen sagen: Senk
recht ist, wenn sich der kleine Finger an
der Hosennalh befindet. So eine Re
kruten-Bande ist noch nie dagewesen, ich
muß glauben der Esel hätte Euch's Hirn
ausgesoffen. Obermaicr ich glaub' sie
sprechen mit ihrem Ncbcn-Mann, so ei
nem Kerl wie Sic einer sinds sollte man
wahrhaftig die Seele auS dem Leibe rri
ßcn und um s Maul rum schlagen, waS
habe Sic altes Waschweib zu sogen?
(Garnicht.) Nu, der stirbtemol leicht,
brauchtkcinGeistauszuhauchen. Dumm
ist nicht dumm, aber Kreuzmillionen
dumm das ist dumm, und das sind Sic,
Stier von Uri.
Eingerückt; Halt! Noch ctwaS: Mor
gen ist's Sonntag, und da ist große Kir
chenparade in der Schloß-Kirche, und
da möchte ich mir da unvermeidliche
Husten während der Predigt verboten
haben. Wer aber gezwungen ist zu Hu
sten, der Huste vorher, ehe die Predigt
beginnt. Verstanden?
Jos. Pcchmaicr.
Sharpsburg, Pa.
verschiedene Kriegsnachrichten.
Die Montenegriner halten den Du
ga-Paß besetzt.
Konstantinovcl, Mai 4. Graf
Andressy gab dem türkischen Gesandten
die bestimmte Versickerung, daß Oester
reich durchaus friedliche Absichten hege
und die Regierung zu keinen Truppcn
mobilisirungen geschritten sei.
Wien. Mai 4. Mehrere österrei
chische Offiziere hohen Ranges, darunter
einige Brigade-Commandeure haben
Urlaub erhalten, ins Ausland zu rei
sen.
Fünfzehn Locomotiven und zwcihun
dert Eisenbahnwagen mit Truppen,
von Warschau nach Rumänien bestimmt,
wurde unterwegs in Folge von Über
schwemmungen aufgehalten.
Sülm Parschamarschsrt mit so,ovo
MmmausGarouSkozm Manerwar-
Mein bWgr Schlacht.
Wie gemeldet wird, veranlaßten dl-I
Türken"'""""'""
.... wantsen zu den Waf
fen zu greifen, auf die Bedingung hin,
daß in Montenegro nach Herzenslust ge
plündert Werden könne. Sämmtliche
Stitntme im NordenAlbanicnsind den
Montenegrinern freundlich gesinnt.
Kon jiantikope l, Mai-i. Das
Prcßgesetz vom Jahre MS ist aufgeho
ben und Zeitungen stehen nun gänzlich
unter Controlle der Regierung.
Ja der Devutjttinkackintd wird iißed
dcN ÄNträgvermue. Über Konstantino
pel den Belagerungszustand zu verhän
gen.
Die Porte benachrichtigte die Reprä
sentanten der Mächte gestern, die Block
ade, der ganzen russischen Küste des
Schwarzen Meeres sei verfügt worden.
Den Schiffen, welche einfahren wollen,
wird ein Aufschub von drei Tagen be
willigt.
Am im. April kündigte Mukhtar Pa
, scha an, daß die Russen in großer An
zrhl in westlicher Richtung auf KarSzii
' marschirteii. lii der Absicht, die Verbin
dung der Türken mit Erzcraum zu un
terbrechen. Der türkische Commondant
besetzte mit neun Bataillonen das west
lich von KarS gelegene Dorf Jchilaki.
Ein später cingetrosscncS Telegramm
Von Mukhtar Pascha bringt die Mel
dung, die Russen hätten KarS angegrif
fen. seien indessen mit Verlust zurückge
worfen worden.
Einer Depesche des türkischen Com
inandcurs in Äatine zufolge, inußten
die Russen ihre Operationen wegen der
ungünstigen Witterung unterbrechen.
Das Neueste vom Krirgsschauplatt.
Die Bewegungen deß Rüssen an der
Donau find nur vorbereitender Natur.
Furchtbare Regengüsse haben die Be
nutzung der Eisenbahnen verzögert und
den Vormarsch an die obere Donau ge
hemmt. Iu Kalasat en der West-
Grenze von Rumänlen sind 9000 Mann
Rllittnnicr eingerückt. Auf dem rnmä-
Nische Ufer haben die Russe schon an
verschiedenen Stellen Schanzen errich
tet und beschießen die türkischen Kano
ticnbootc, denen sie auch bereits Torpe
docS in den Weg gelegt haben. Die
Boote beschossen Braila, zehn Meilen
oberhalb Galatz, wurden jedoch von rus
sischen Batterien vertrieben. Dleßit
inänicr betrachten diese Aktion als eine
Rechtfertigung ihrer bevorstehenden
Kriegserklärung gegen die Türken.
Die ganze rumänische Miliz, 34 Ba
taillone Infanterie und 12 Bataillone
Rcitcrel, im Ganzen also etwa 40,o0
Mann ijt ausacbotcn worden. Das re
guläre Heer Rumäniens beträgt 30,000
Mann und kann auf 50,V00 verstärkt
werde.
Die Türken scheinen die Dvbrutscha
räumen zu wollen, vielleicht nur in die
Russen in dieses öde'Sunipfland zu lo
cken. Den festen Platz Tultcha an der
Sulina Mümdnng der Dona habe
sie geräumt. Ein Übergang der Nassen
ist hier nicht zu erwarten. Wo dersel
be stattfinden wird, ist überhaupt noch
ungewiß. An verschiedenen stellen
werden Versuche gemacht, vielleicht unr
um die Türken zu tätlichen und wirkli
chen Übergang zu masklrcn. Derselbe
wird jedoch erst in Wochcnfrist slatlfin
den können; die türkischen Kanonenboo
te können durch TvrpcdocS von jeder
Störung bei dem Bau der SchifsSbrük
ken abgehalten werden.
In Asicu sind die russische Beweg
ungen offenbar bis jetzt nur Nekoguos
zirnngcn im Großen gewesen. Auf der
ganzen Grenzlinie sind die Russen in
Bewegung, aber offenbar sind die Zu
sammenstöße bei Batum ah bei KarS
nur unbedeutende Vorposten-Gefechte
gewesen. Auf jeder Seite ist der be
kannte eine Manu gefallen, während
die Gegner Tausende verloren haben
sollen. ES ist niit Ausnahme der rns
sischcn Besetzung von Äahazid noch
Nichts von Bedeutung hier passirt.
Die Kaiserrrise nach dem Elsaß.
In den erste Tage dcS nächsten Mo
nats wird der deutsche Kaiser die neuen
RcichSlandc zum ersten Male selbst be
suchen. Der Reiseplan ist in seinen ein
zelncn Bestimmungen noch nicht be
kannt, indessen werden überall bereits
Anstalten für de Empfang dcS hervor
ragenden GastcS getroffen. So geht ei
nem süddeutsche Blatte ans Metz eine
Mittheilung zu, welcher wir Folgende
entnehmen:
De Kaisers Ankunft von Straßbnrg
über Hagenau, wo ein kurzer Aufenthalt
zu erwarten steht, dürfte am Nachmit
tag des 8. Mai stattfinde. Man hofft
bis dahin hier den Bau dcS ncnc, groß
artig im Hallenstyl angelegten Bahnho
sc so weit gefördert zu haben, daß die
erste Begrüßung de Kaisers unter de
weiten GlaSdachhallen desselben stattfin
den kann. Das Quartier des Monar
chen wird im RigierungSgebände berei
tet Es befindet sich in demselben eine
Reihe bereits würdig eingerichteter „Kai
ser-Zimmer." Nach der ersten Erho
luna dürfte dortselbst die Vorstellung
der hiesige Civilbehördcn, der Genera
lität, so ivie de gesaniniten preußischen,
bayerischen und sächsische Offiziercorps
stattfinden. Für den ersten Abend ist
ist dann ein großartiger Zapfenstreich so
wie ein Feuerwerk und die Äclenchiung
der von den Kaiseracmächcrn sichtbaren
Kathedrale beabsichtigt. Am nächste
Tage soll auf dem großen DivisionSex
ercierplatz bei Schloß Frcscaty, demsel
den, in welchem 1870 die Capitnlaticn
abgeschlossen worden, die große Trup
penschau stattfinden, wozu die gesummte
Garnison ausrückl. Daran schließt sich,
wie verlautet, wahrscheinlich eine Rund
fahrt zur Besichtigung der ans dem rech
ten Ufer der Mosel gelegenen Forts
„Prinz August von Württemberg,'
„Göben", „Zastrow," „Steinmetz" und
„Mantenffel". Von der beherrschend
gelegenen Höhe des letztgenannten FortS
dürste der Kaiser sich Vortrag über die
Schlachten bei Noisscvillc und Colom
bey-Nouilly deren Kampfgeficldc man
von dort ans gut zu übersehen vermag,
halten lassen und darnach sein Quartier
lvieder aufsuche, in dessen Sälen viel
leicht dann eine Festtafel stattfindet.
Auch spricht man von einer Abendge
sellschaft im Gouvernemcntsgcbäude
beim General von Schwerin. Der
zweite Tag soll der Besichtigung der links
der Mosel gelegenen Forts, der Beste
„Friedrich Karl", derFortS „Manstcin",
„Alvensleben" und „Woippy" gcwid
mct sei und sich daran ein Ausflug nach
den dem Kaiser von seine persönlichen
Erlebnissen so wohl bekannten Gefilden
von Saint-Privat, Gravelotte und Vion
ville schließen. Für den Abend wird,
wie man in militärischen Kreisen hört,
I im allgemeinen Militär - Casiuo eine
große Vereinigung aller Offiziere und
Beamten, sowie zahlreicher Herren bür
gerlichen Stande mit deren Dame,
vorbereitet. Am folgenden Tage findet
die Abreise nach Saarbrücken statt, des
sen Bürgerschaft bei Kaiser Wiihcli
durch ihre Haltung bei Beginn der
Feindseligkeiten von 187" nack in sehr
gutem Andenke steht.
koca!e Rcmglinten.
LancaStev, Ha.
Donttrrsta lO. 1877.
" '
Eingeständen. Kürzlich stark in
Lankastcr Connty ri Mann, welcher
ans seiuemTodlenbelte es
daß er die Schellek des Ehrw. Christian
Bombcrgcr. welche vor mehreren Jahren
niederbrannte, angesteckt habe, nnd zwar
ans dem Grund, weil Hr. B. sich gewei
gert haste, ihm eine gewisse Summe
Geld zu leihe.
Ehlorosorinirt.-Hr. ConradKölp
le r, eitler drr Brauer in Hrn. Dcschs
Brauerei z Columbia, wurde vor eini
gen Tagen, während er in seinem Zim
mer schlief, chlöroforiilirt, und M scinö
silberne Taschenuhr nebst Helte, nd ein
Paar kalbSledcrnc Stiefel bcstohlen.
Von den gemeine Thäter hat man
unsre Wissens och keine Spur.
I Litiz machte letzte Woche ein
Landstreicher eine Angriff auf mehrerß
Knabe die ihn geneckt hatte, währilllö
tr i„ beiriiiikcnrm Zustande schlafend
aus dem Boden lag. indem er nach ih
nen schoß. Eine der Kugeln ging dem
einen Knaben durch den Hist. Nachdem
tr nicht mehr schießen konnte, ahm er
die Flucht, wnrdc aber Verfolgt und eilst
geholt. Constablcr Hclma brachte den
Schuft nach der Jail nm ein Verhör zu
' bestehen.
! Von Straßenrändern angehalten.
' —Während vor mehreren Tagen ein
, jünger Mann Namen Samuel G. Her
, man, von seinesßatcr'sStorc inGrecn
i ville, Lankastcr Cönüty ans dem Helm
- wcgc begriffe War, wnrdc er von drei
Wegelagerer angehaill. die entweder
sei Geld oder das Lebe verlangte!
l Hr. H. griff jedoch ganz kaltblütig in
- seine Tasche, zog einen Revolver hervor,
- nnd schoß drei Schüsse ab. Die Strol
° che ergriffe schleunigst die Flucht, nnd
. weiß der junge Mann nun nicht, ob er
. einen davon getroffen hat oder nicht!
c Schade, daß er sie nicht alle drei nieder-
streckte.
Neberfahren.- Ein alter und bekann
ter Dcntschcr, Namens Vcrnhart Hein
rich Müller, welcher seit vielen Jahren
bei den Farmern in der Umgegend von
Green Trcc. MarlinSvillc ndNcwPro
vidence, Lankaster Connty arbeitete, nd
allgemein als „Bernhard" bekannt war,
wurde letzte Woche an der Linie Valley
Station von einem Qnarryvillc Eisen
bahnzng überfahren, nnd förmlich ent
zwei geschnitten. Als man ihn aufhob,
lebte er noch, starb aber etwa eine Stun
de später im „Steven Hans" zu Lanka
stcr, Ivohin man ihn gebracht halte.
Müller war ohngefähr 5V Jahren alt,
nd hat keine Verwandten in Amerika.
Er wurde auf dem Armenhaus Gottes
acker beerdigt.
Wtgen Brandstiftung verhaftet.—
John Hood, ein Neger, wurde vorletzten
Dienstag in Lankastcr ans die Anklage
hin verhaftet, die Branntweinbrennerei
des Adam B. Bär zu Rohrerstow,
welche ncnlick durch Feuer zerstört wur
de, in Brand gesetzt zu haben. Hood
war früher längere Zeit in Dienste dcS
Hrn. B. und besaß bisher eine guten
Charakter. Er gibt vor, zur Zeit des
Feuers in Lankastcr gewesen zu sein,
allein er scheint ganz genau zu wissen,
Ivo daSFcncr ausbrach! Auch
heißt es, daß er zur Zeit ni chtin Lan
kastcr war.
Hood ist seitdem chrcnhast entlassen
worden, da Hr. Bär selbst ihm das beste
Zeugniß gab, und es bewiese wurde,
daß Hood zur Zeit dcS Feuers sich wirk
lich in Lankastcr befand.
Wieder gerupft.-James PotlS von
Lankastcr, Kaufmanns-Abschätzcr jenes
County'S, ist jetzt auch am „rupfen" der
Wirthe, indem er 5 Cents extra für
eine Notiz verlangt die er ihnen zuschickt,
waS ganz und gar nunöthig und gesetz
widrig ist, weil daS Eonnty für die Ver
öffentlichung der Namcnliste der Wirthe
welche Lizcnsen haben, bezahlt, und er
keine Notizen zu versenden braucht.
Nebst diesem sührt dieser Pott die Wir
the auch noch am Narrcnscil herum in
dem er meldet, daß sie ihre Lizcnsen a m
oder vor dem ersten Juli ohne
weitere Notiz abholen müßte, und daß
der stc Juni als AppcllationStag be
stimmt sei. Nun ist cS aber doch allge
mein bekannt, daß blos in den Monaten
Januar und April Lizensc von der
Court ertheilt werde, und daß diese
Lizensc innerhalb 15 Tagen
gehoben werde müssen. Wie
kommt cS den nun, daß Polt von ei
nem AppcllationStag und dem Istc
Juli faßclt ? Seine ganze Absicht scheint
blos die zu sei, Wirthe irre zu lei
ten, nm die 50 Cents cinsäckeln zu kön
nen. —DaS ist republikanische Connty-
Verwaltung.
Ein rüstiger alter Kamerad.—Hr.
I. Wilhelm Rüting von Elisa
bcthtown, Lankastcr Eonnth, hat es iu
der Gewohnheit, jedes Jahr an seinem
Geburtstag von Elisabcthtown nach Lan
kastcr, und an demselben Tag zu Fuß wie.
der zurückzulaufen Hr. Röting ist ein
Mann von >!k Jahre, und wiegt 195.
Wie weit die Strecke ist. wissen wir
nicht genau, vermuthen aber, so etwa
15 bis 18 '.Reiten.—Letzte Woche mach
te Hr. R. an seinem Geburtstag wie
derum seine gewöhnliche Reise ach La
koste und zurück. Er verließ Elisabeth
town Morgen? um 4 Uhr, erreichte
Monnt Jo>i eine Minute vor 6 Uhr,
LandiSville um 7.28,0rvi11c m9Uhr,
und Lankastcr nm 1 Uhr 15 Minute.
In letzterer Stadl kehrte er in der „Ex
cAsior Halle" (Sprenger ? Brauerei, sei
er früheren Hcimaih) ei, und genoß
einen kiäsligcu Lunch. Am Nachniil
tag kehrte >r wieder nach Hause zniück.
Es ist Heu. Rütings Absicht, jede?
Zahr, so lange e? seine Gesundhc.l er
lanbt, ! iisen Maisch zu wiederholn.—
Lange lebe der alle Bet cran.