Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, March 29, 1877, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Nr Staat-Maust
3 Ri er, H-rauSgdr.
ch?arrsvnr. V.
Donnerstag, März 2S. 1877.
Hat abgedankt.
E. B. Washburne, der Amerikanische
Minister in Frankreich, hat seine Stelle
als Gesandter niedergelegt. Die Ab
daukung wurde angenommen.
Der rechte Mann
Auf demokratischer Seite wird Col.
Noye vo Clinton Connty als Can
dida für Staa's Schatzmeister genannt.
Das wäre eine vortreffliche Wahl, und
gerade Ver rechte Mann.
Erkennung eine Richter.
Gov. Hartranft hat Hrn. Charles S.
Frllcrman von Pittsburg zum Richter
der Coartcn von Allcghcny Connty er
nannt, an Stelle de Hrn. Sterrett.
welcher zumßichtcr der Supreinc-Conrt
berufen wurde. Die Anstellung hat be
deutcndcntc Ucbrrraschnng verursacht,
da mehrere andere Candidaten dafür
auScrschc waren. Die Zurückgesetzten
müsse sich mit Hrn. Tilden trösten, denn
heutzutage geschieht alles durch die Ue
tnrninx.voar(l, das Heist, durch Solche,
welche am meisten lüge, betrügen und
beschwindeln, und dabei recht frech sein
können.
Wahl eine er. Staaten Senator.
James Donald Cameron, Sohn des
Ex-Senator Cameron von Harrisburg,
wurde letzte Woche zum Ver. Staaten
Senator von Pcunsylvanien an Stelle
seines VatcrS erwählt. Die war nicht
anders zu erwarte. Die Radikalen
führen es schon lange im Schilde, eine
Art monarchische RegicrungSsorm, nach
welcher das Amt vom Vater auf de
Sohn forterbt, auch in diesem Lande
einzuführen. Dieß ist ihnen jetzt gelun
gen. und es wird wohl nicht der letzte
Fall dieser Art sein, der hier noch statt
finden kann.
Bei der Abstimmung wäre 110 für
Cameron, 74 für Dill, I Stimme für
Gov. Curtin, 1 Stimme für Znmcs
Jackson, und 0 stimmten gar nicht.
Eine wichtige Frage. Auskunft
verlangt!
Wie kömmt es, daß, obschon eine be
trächtliche Anzahl der notorischen „Mol
ly Magnircs" zum Tode vernrlheilt
worden sind, doch noch keiner der
Mörderbande gehängt wur
de? Noch in keinem Fall hat Governör
Hartranft daS TodcSurthcil der Courtcn
bestätigt, und den Tag der Hinrich
tung gesetzt! Wie kommt das ? fragen
wir nochmals. Hat der Governör etwa
einen Contrakt mit den „Molly's" ab
geschlossen, daß, wenn sie ihn erwählen
helfen, er sie nicht hängen lassen würde?
Ist der Governör im Geheimen ein
Bundesgenosse der „Molly Maguires" ?
Heraus mit der Farbe.
Hat sich vertagt.
Die Gesetzgebung von Pennsylvanie,
eine der schlechtesten die je in Harrisburg
zusammentrat, vertagte sich am letzten
Freitag zur großen Freude des Volkes
von Pcunsylvanien.—Leider kommt der
selbe Pack nächsten Winter hier wieder
zusammen, um ihr Teufclswerk fortzu
setzen. Auch nicht ein einziger Be
schluß pasfirte im Hause (wie das ge
wöhnlich geschieht), worin der Dank der
Mitglieder den Beamten desselben abgc
stattet wurde; ja, nicht einmal ei Ge
schenk erhielten sie. So war es auch
ganz recht. Schuften wie Sprecher
Meyer verdienen keine Dank, und wür
den die Demokraten für einen solchen
Beschluß gestimmt habe, so hätten sie
sich nnr als dumme Esel blamirt.
Ehrenhafte Mitglieder.
Die Gesetzgebung von 1877 welche
sich am letzten Freitag vertagte, hatte
trotz der überwiegenden Mehrzahl radi
kaler Schurken, mehrere vortreffliche nd
ehrenhafte demokratische Mitglieder in
ihren Reihen, Männer, auf welche deren
Constitttknten wohl stolz sein dürfen.
Da sind z. B. Hr. Ermcntront von
Berks Connty, Hr. Allen von Lyco
fing Connty, Hr. Acrkcs von Bucks
Connty, und Hr. Dill von Union
Connty, alle vom Senat; Hr. Fan nee
von Philadelphia, Hr. Zern von
Pittsbnrg. die Herren Schell nd
Spang vo Bedford, Hr. Smith
von Berks, Hr. Scher wo od von
Aork, Hr. Engelbert vo Dauphin
Connty, Hr. Felthoff von Schnyl
kill, Hr. Doivnc y von Cambria und
Hr. Steinmetz von Lancaster im
Hause der Repräsentanten.
Das sind Männer, die alle Ehre ver
dienen. und in die ihre Constitucnten
festes Zutrauen setzen dürfen. Die Her
ren Steinmetz. Downcy, Felthoff und
Slberwood sind zwar noch jung, waren
aber den ihnen auferlegten Pflichten
vollkommen gewachsen, und vertraten
ihre resp. Stellen zur größten Befried!-
gniig, indem sie immer ein anfmcrksa
me Aug auf das allgemeine Wohl ih
rer Mitbürger hatten.
In den Reihen der Radikalen zeignc
ten sich besonders die Senatoren N c n
mcycr vo Pittsbnrg, Cooper von
Delaware, Dunkel von Philadelphia,
und iin Hanse: Hnhn. Donglaß.
Quirck von Philadelphia, Mcycr
der Sprecher, und Andere als die Gif
tigste von allen aus, die je nachHar
risburg geschickt würben. Rur ein
Mann der weder Ehrgefühl och Cha
rakter besitzt, kann das Betragen dieser
charakterlose Schuften billigen.
Der Congreß soll am 4tcn Jnni zu
einer Spezial-Gitzung zusammentreten.
,is welcher Zelte sind die Zcmpcrcoj
ler?
Wie bereits in letzter Nummer der
„Staalszeilnng" gemeldet, hat das Re
präsentantenhaus der Gesetzgebung die
sesSlaales die „Lokal-Option Bill' mit
109 gegen 08 Stimmen verworfen.
Da es nun aber so viele dcutsedc Ra
dikale gibt, die mit ihrer Partei durch
dick und dünn gehen, und bei denen es
schwer hält, die Wahrheit ihren dicken
Schädel beizubringen, so ist cS hier ganz
am Platze ihnen auch zu sagen, wie die
Herren Repräsentanten nach ihrer Par
teisärbung stimmten. Jetzt nur die
Guckkasten auf, ihr blinde Schlafhauben:
Beim Durchlesen der Namen welche
für Lokal Option stimmten ersieht man,
daß unter den 08 Mitgliedern blos 9
sage neun znr demokratischen, und
59 sage nenn und fünfzig zr re
publikanischen Partei gehören!
Damit diese Darstellung aber nicht
von den Radikalen hinweggeläugnet
werde, (denn das thun sie ja gar gerne),
so geben wir hier die Namen noch ein
mal. Die nenn Demokraten, welche
zu den Wasscrsimpcln gehöre, sind:
Alexander nd Wender von Centrr
Connty; Täte von Ciearfield Eonnty;
Doanelly, Hngu und Kline von West
moreland Connty; Lockwaod und Tam
mrrvill von Clarion Connty, und
Nelson von Waync Connty.—9. Die
Wassersimpcl der Rndtkalc sind folgen
de : Ackcrly,Bell.Billingtlcy,Black,Bist
ler, Brooks, Billiard, Caughey. Chapin,
Creps, Dcwccs, Dickcy, Diincan, Eber
hart, Cdae, EUiolt, Findlcy, Fostcr
(McKcan), Fnlton (Ehester), Fnlton
(Indiana), Gates, Graham (Allcghc
ny), Hayes, Heiner, Hill AUegheiiy),
Hincs, Irvinc, Jackson (Merecr), Jo
nes, D. M., (Luzerne), Jones, S. S.,
(Luzerne), Kicrslcd, Kincadc. Larrabcc
(Potter), Larrabcc (Susqnehaiina).
Lindsey, Magill, Mapcs, Mallack, M'-
Towan.M'Lain, Meyers, MW, Mil
ler (AUeahcny), Morgan (Lawrence),
Nisley, Peoples, Port, Potter, Roberts,
Shock, Shonk, Spcars, Stackpole, Ste
wart, Stone, Thier. Will, Vonng nd
Myer, Sprecher—s 9.
Republikanische Blätter sind ersticht,
obiges ihren Leser vorzulegen, damit
auch sie einmal die Wahrheit hören,
da bis jetzt noch keines jener Blätter es
gewagt hat. seine Lffern reinen Wein
einzuschenken. Obige Tabelle ist dcr ofsi
ciellen Liste des "viwowry" des Hauses
der Repräsentanten entnommen.
Z bemerken ist och, daß folgende der
Allcghcny Connty Repräsentanten für
Lokal-Option stimmten: Graham, Hill,
Stone, Miller nnd Magill; von Lan
caster, M'Goivan und Peoples; nd
von Dauphi, Nisley und Black; na
türlich lauter Ncpiilfiikaiicr.
Ein Mustcr-Staat.
Wie bekannt, siegten die Republikaner
bei der letzten Wahl in Ncw-Hampshire,
mit etwa 3000 Stimmenmehrheit, I
diesem Staat darf kein Katholik ein Amt
bekleiden. Nun haben wir aber immer
geglaubt, in Amerika herrsche Glanbens
frciheit; indeß scheint dieß aber in New
Hampshire nicht der Fall zu sein. Kein
Wunder daher, daß jener Staat repu
blikanisch ging, denn dort ist der Know-
Nothinggcist noch in vollster Blüthe.
War es ja in jenem Staat nd in
Massachusetts, wo man vor Jahren
„Hexen" verbrannte! War es ja dort,
wo man des Sonntags och nicht ein
mal eine Zigarre rauchen, och mit dem
Mund pfeifen durfte!—lst New Hamp
shire nicht ein Mnstcrstaat?
Und noch ein Muster-Staat.
Die guten Temperenzler in Maine
müssen ihr strenges Tcmpcrciiz - Gesetz
schon wieder abändern, denn sie können
den König Alkohol unmöglich bezwin
gen. Jetzt haben sie neuerdings ein Ge
setz angenommen, welches den Verkauf
von Spirituosen mit 2 Monaten Haft
und SIOOV Geldbuße ahnt. Nur Aep
felwein darf künftig verkauft werden.
In wenigen Wochen wird es sehr starken
Aepfelwein in Maine geben -Und auch
Maineist ein republikanischer Staat.
Und noch ein Muster-Staat.
Der kleine Staat Rhode Island wel
cher nicht viel größer wie Dauphin nud
Lankaster Connty ist, im Ver. Staaten
Senat aber einen eben solch' großen Ein
fluß ausübt wie der ganze Staat
Pennsylvanie oder New Aork, ist eben
falls einer der Lieblings-Slaalen der
Radikalen. Der ganze Staat hat blos
drei Conntics, wählt aber zivei Ver.
Staaten Senatoren, und ist den Radi
kalcn so sicher wie sein Nachbarstaat
Vermont.
Aber,—und jetzt kommt der Knoten
—in diesem kleinen Rhode Island darf
kein eingewanderter Bürger
stimmen, wenn er kein liegen
des Eigenthum besitzt, und mag
er selbst schon Jahre lang in einem an
dcrn Staat gewohnt habe ?—Was sa
gen die deutschen Radikalen dazu?
Achnlich ist es auch in New Hamp
shire (wie schon an einer anderen Stelle
angegeben); dort darf kein Katholik
weder für Governör och für die Gesetz
gebung stimme, während ein Katholik
auch noch nicht einmal als Schul-Dirck
tor erwählt werden darf. Auch Juden
können nicht erwählt werden. Aber
Rhode Island und New Hampshire sind
republikanisch, und da ist's kein Wun
der. daß Tempcrcnz und religiöser Fa
natismus dort die Oberhand haben.
Für tin Kaiserreich.
Geo. Handy Smith, einer der radi
kalen Staats-Senatorcn von Philadel
phia, erklärte letzten Freitag Morgen
während einer kurzen Vertagung des
Senats, daß er zu Gunsten eines Kai
serreichs sei, und sagte, daß alle Perso
ncn die jetzt im Amte sind, lebens
länglich drinnen bleiben soll
ten!
Da hat man'S wieder. Dieser Smith
ist aber nicht der Einzige unter de Ra
dikalen, der zu Gunsten eine Kaiser
reichs ist; es gibt derer noch Tausende
andre in seiner Partei, die derselbe
Meinung sind. Da ganze Streben
der Radikale zielt ja darauf hin; und
doch gibt's om Gimpel, die es nicht
glauben.
Ein neuer B—7er Humbug.
Den Lestrnjdicscs Blatte ist sicher der
B—7nerSchwindcl, welcher ncnlich dnrch
ein Elektorai Eolleginm in Washington
City ailsgcfühil, nd Itot>urmx-Vuarä
Hayes als Präsidcnr der Ver. Staaten
hineingeschmuggelt wurde, och recht
lebhaft im Gedächtnisse.
Auch Hayes scheint daS „Ding" och
nicht vergessen zu habe; ja, er muß
eine ordentliche Freude dran babcii, an
diesen Commissionen, denn sie sind so be
quem und gerade „das Ding," um in
ein Amt schlüpfen zu können, einerlei
ob man erwählt ist oder nicht.
Um nun dieses „Ding" auch ander
wärts z versuchen, hat Hayes einen
Plan ausgeheckt, der gerade in seinen
Kram paßt. Er soll nämlich beabsich
tige, eine ähnliche Commission wie jene
in Washington nach Louisiana schicken
zu wollen, um die dortigen Wahlangclc
genhcitkn zu iinlcrsnche. Diese Com
mission soll ans 7 Personen, und zwar
mit Vize Präsident Whcelcr als Vorsi
tzer an der Spitze, aus drei vo jeder
Partei resp, ans 4 Republikaner und
3 Demokraten bestehen.
Ist das nicht ein kluger Einfall?
Ganz gewiß; der Plan würde famos
„schaffen." Bier gegen drei just wie
die Washingtoner, 8 gegen 7:—gerade
„das Ding," um den Zweck z erreichen,
nämlich die „Hinciiizähliiiig" des noto
rische Usurpators Packard, den das
Bolk von Louisiana mit einer Tiiinmc-
Mehrheit von mehr de 10,000 ver
schmäht hat.
Sicher, eine ganz schlaue Idee; er ist
schlau wie jene Spinne, die, nachdem
sie nrit de schönste Vorspiegelungen
einstens eine nschnldigc Fliege in ihr
Zimmer gelockt, und dieselbe i'o fest in
ihr Gewebe oder Nest gestrickt hatte, ihr
da Blut aus dem Leibe sog!
Daß das Boik vo Louisiana über
diesen Pinn höchst erbittert ist und sich
dagegen anslchni, ist ihm nicht zu ver
argen. Es hat Governör Nichollsrechts
gültig mil einer große Mehrheit er
wählt nnd verlangt keine Commission,
um ihr dieses Recht wieder zn rauben,
denn das ist ja dessen ganze, Zweck.
Die besten Bürger des Staales Ge
schäfts- und Kanslente, Bankier,' und
Andere, Leiste die dort geboren, erzogen
nnd aiffgcwachsc, nnd mit allen Ver
hältnissen des Staates aufs gcnancslc
bekannt sind, sind auf Seite des Hrn.
Nicholls; sie sind es müde, noch länger
von einer Bande Blutsauger und Ca
pelbaggcrs ausgesogen zu werden. Und
in diesem ihrem Widerwillen wird ihnen
gewiß jeder rechtlich denkende Bürger
beistehen.
Das.Volk verlangt keine B—7cr,
oder 4—3 Commission; es Halle einmal
eine, und an dieser hat sie gcg für
ewige Zeiten. Bor kaum zwei Jahren
war Vize-Präsident Whccicr selbst in
Louisiana, um Pinchback's Angelegen
heit, welcher in den Ver. Staate Sc
nat erwählt worden war, zu iintcrs
dic damals in Louisiana existirtc, bc
bestand auch der letzten Wahl. Aber
damals erklärte Hr. Whccicr vor dem
Congreß, wovon er znr Zeit ei Mit
glied war, daß bei den Wahlen in jenem
Staat die größten Bctrügcrcic statt
fanden, nnd daßPinchback nicht recht
mäßig erwählt worden sei! Und wie
ist es jetzt? Ja, Bauer, jetzt isi's
was ganz anders. Whcelcr wnrdc dies
mal selb st hincingezähit, nnd das
gibt der Sache einen ganz andere An
strich Damals schrieb man 1875, jetzt
sind wir i 1877, und in zwei Jahre
kann selbst der ehrlichste Mensch ein
Erz-Schuft werden.
Hayes in einer schlimmen „Fix."
Hayes ist gegenwärtig in einer schlim
me „Fix." Ans der einen Seite befin
det sich Packard von Louisiana nnd
Chamberlain von Süd-Carolina; beide
diese Governörc müssen stürze, sobald
das Ver. Staate Militär ans deren
resp. Staaten entfernt wird. Auf der
anderen Seite ist der Congreß. Dieser
Körper muß alle Gelder vcrwilligc,
welche zur Bestreitung der Koste des
Militärs, wie überhaupt für alle Aus
gabe der Regierung nothwendig sind.
Zieht nun Hayes da Militär ans
den obengenannten Staaten zurück, wie
er versprochen hat, so wirft er nicht nur
einen Schandfleck ans seine eigenen
Rcchtstitcl, sondern auch Packard hat
gedroht, in diesem Falle alle die Schand
thaten nd Betrügereien seiner eigne
Parthei anfziidecken und blosznlcgcn!
Läßt HaycS aber das Militär i je
cn Staaten, so weigert sich der Con
greß auch nnr eine Cent z dessen Un
terhaltung zu verwilligen 'Kniz, Hay
yes befindet sich i einer kritischen Lage,
an welcher aber Niemand anders als er
selbst schuld ist. Sein böses Gewisse
klagt ihn selbst an. „Wer zur nnrech
ten Thür hineingeht in den Schafstall,
der ist ein Dieb und ei Mörder," sagt
der fromme Apostel Johannes.
Die Extra-Sitzung dcS Eongrcssc,
welche zusammentreten muß weil der
Senat-lind daS Hans über die Armee-
Bcwilligungs-Bill nicht einig werden
konnten, wird auf de 4. Jnni berufe
werde. Wie es heißt, wählte der Prä
sident einen so späten Zeitpunkt, weit er
hofft, daß die Sommerhitze die Mitglie
der bald wieder ans Washington fort
treibe werde, so daß er das Feld allein
behält, worin er sich aber gewaltig täu
schen wird.
Der St. Louis „Globe Demo
krat" bringt Folgendes - „Die Spinne
sprach zur Fliege: „Siehe mein Enip
fangszimmer ist so schön. Bitte herein
zu spazieren! Laß nS eine Ausgleich
machen!"— Die Fliege spazierte hinein
und ward nicht mehr gesehen—mit 8 gc
gen?.-
Zn Hanauer, Äork Connty kostet j -tz;
der Schnapps bloS 5 Cents per Drink,
nd Bier 3 Cents des Glas. Der Re
dakteur der Kork vlspatol, rathet seine
Tempcrenz-Freund.n nachHanover über
zusiedeln. DaSwärcfamos Potzblitz
da könnten sie ja sausen wie Haifische'!
MRachrichtenZausWaschington.ZG
der Lö
sung der Lage in Betreff der südlichen
Staaten immer noch nicht niiher ge
kommen. HayeS ist wankclmüthlg gc
worden, und weigert sich, die Truppen
aus jenen Staaten zurückzuziehen, wie
er in seiner JnaugurationSrede vcrspro
che hatte. Im Gegentheil hat HaycS
einen kühnen Schritt z Gunsten der
extremen Radikale gegenüber dcS Staa
tes Louisiana gethan, indem er in einer
Aeußerung welche er letzte Woche mach
te, das „blutige Hemd" (resp. Rache
gegen den Süden) wieder recht lustig
schwenkte.
HaycS fürchtet sich vor seinen radika
len Gesinnungsgenossen, nd will nicht
gegen de schuftigen Gov. Packard los
gehen; denn fällt dieser, so fällt auch er
(HaycS).
Er hatte beabsichtigt, eine Commission
nach Louisiana zn schicken, um die dort!
ge Lage zu untersuchen; od der Plan
aber zur Ausführung komme wird, ist
schwer zu sage, da HaycS Aussagen
nicht zuverlässig sind. Diese Eommis
sion solle ans folgenden Personen be
stehen :
Vicepräiidcnt Whcclcr, Hrn. W. W.
PhclpSvonNcw-Icrsey; I.D.Brown
von Kentucky ; Charles Fostcr und N.
Matthews von Ohio; K. Nayner von
Nord-Carolina; N. A. Pryor von New-
Aork, C. R. Hoar von Massachusetts;
I. B. Hcndcrson von Missouri; Ex-
Governör Brown von Tcnncsscc, nnd,
Wayuc McVcigh von Pennsylvanie.
Mehrere dieser Herren sollen bereits
abgelehnt habcn.
Wenn HaycS kühn vorangegangen
wäre, und die Versprechungen seiner
EinsctznngS-Rcde wahr gemacht hätte,
dann würde er sich im Lande populär
und bei den Politikern wahrscheinlich
verhaßt gemacht habcn. In Folge der
ziemlich genauen Balancirung der Par
teien im Congrcssc hätte er immer da
rauf rechne können, eine Mehrheit in
jedem Hause aus seiner Seite z habcn ;
jetzt aber, wo er anfängt, zu tcmporisi
rc und zn comproniisscln, wird er den
Republikanern eine Thorheit und den
Demokraten ein Greuel sein.
Was anders läßt sich aber von einem
Manne erwarte, der sein Amt durch
Betrug und Schwindel erlangt hat?
—Der Ex-BundcS-Marschall Sharp,
Grant'S Schwager und Vorgänger des
Fred Douglas, ist zum Major und
Armee - Zahlmeister ernannt worden.
Grant ernannte ihn noch kurz zuvor,
che er sein AmtStermi z Ende war.
Oberlichter Clifford beabsich
tigt, zu rcsignirc. Die Elcktoral-
Farcc hat ihm die längere Verbindung
mit dem OberbnndeS-Gcrichtc verleidet.
Eine Gaisbockgcschilhte für Haye.
Kann sich Retnrning Board Hayes
wohl och'dcr Anccdote erinnern, Ivel
che einst in Washington spielte und wo
rin Henry Clay, eine Anzahl jugend
licher Straßcnnomadcn nnd ein Gais
bock handelnd aufträte? Nein? —
Nun, dann wollen wir sie ihm in s Ge
dächtniß zurückrufen.
Also, eines Tages promcnirtc der be
rühmte Staatsmann durch die Straße
der Bundeshauptstadt nnd fand in der
Pennsylvania - Avenue einen Haufen
Straßenjungen, welcher einen Gaisbock
instand, der sich behaglich sonnte nnd
an einem „verflossenen" Sticfelschaft
mit sichtbarem Genuß kanctc.
Der große Führer der Whig - Partei
blieb einen Augenblick stehe, betrachte
te die sehr gemischte Gesellschaft nnd
fragte dann : „Nun, ivas giebt's hier?"
—„Wir wolle nns mit dem Gaisbock
da unsere Inx machen!" rief die mun
tere Schaar. Herr Clay liebte es, sich
an einem Scherz zn bcthciligc, aber
wie ein solcher mit dem Siesta halten
de Gaisbock in Scene zu setzen sei, das
ward ihm. trotz seiner große Combina
tions- und Erfindungsgabe denn doch
nicht recht klar. Indessen, er pflegte je
der Sache ans den Grund zn gehen nd
deßhalb erwiderte er ach kurzem Sin
nen : „Ich bin anch mit dabei. Aber
wie solle wir's anstellen?" —„Packe de
Bock nnr fest a de Hörnern," rief ein
kleiner Knirps.
„Kannst cS ja einmal versuchen, dann
wirst du schon sehen, was darauf folgt,"
dachte der große Mann, nd mit einem
Muthe, welcher jedem modernen Mal
thcler-, PythiaS- oder St. Gcorg's-Nit
tcr zur Ehre gereicht haben würde, griff
er den Gaisbock an, der natürlich zn
viel Ehre und Unabhängigkcilsgcsühl im
Leibe halte, um sich eine solche Anma
ßung gefallen z lassen. Zornentbrannt
erhob er sich und nun begann ein schwe
res Ringen. Der Mann suchte den
Bock zn Boden zn werfe, und dieser
widersetzte sich so nachdrücklich, daß dcS
Siege Waage bald herüber, bald hin.
über schwankte. Die Zeitlang schien cS
zweifelhaft, ob Herr Clay dem GaiSbock
die Hörner ausreiße, oder ob dieser dem
Angreifer die Arme zerbrechen werde.
Da rief der berühmte Mann, dem die
Muskeln zu erlahmen begannen, athcm
los keuchend - „Was nun, Buben ? was
nun?"—„Loslassen nd ausreiße, was
das Zeug halten will!" brüllten die
Straßenjungen, welche hinter Bäumen
Latcrncnpfostcn und sonstigen Bollwer
ken Schutz gesucht hatten.—
Wir meinen, Hayes könnte ans die
ser Anecdotc eine Lehre ziehen, denn
auch er ist ähnlich sitnirt, wie weiland
Henry Clay. Auch sein Dilemma hat
zwei gar starke Hörner nd wir möchten
auch ihm warnend znrnfe: „Loslassen
und ausreiße, was das Zeug halten
will!"
Hclrathcn zwischen Weißen und
Schwarzen sind in den meisten Staaten
der Union verboten, und wie wir gla.
den, anS sehr triftigen Gründe, Die
Gesetzgebung des schwarz-republikani
scheu Staates Rhode Island steht ge
genwärtig indeß im Betriff, jene Be
schränkiing anfzuhcbcii, Bon, radikalen
Standpunkte anS ist daS auch ganz fol
gcrichtig, denn wer die schwarze Racc
als ans gleicher Stufe mit der weißen
stehend ansieht, hat kein Recht, ihrer Ver-
Mischung Hindernisse in den Weg zu le
gen,
Der eiiizige Demolrat. "V
Bei der letzten Staatswahl in New
Hampshire wurde der Achib. Frank
Jones, mit einer Stimmeiimekrhrit vo
blos 45 über seine Gegner in drn Co
greß erwählt Wenn man bedenkt, daß
Hayrs eine Mehrheit von .785 Stimmen
in jenem Distrikt erhielt, und daß Hr.
Jones ei ebr so kernfester Demokrat
wie tüchtiger Bierbrauer ist, so ist dessen
Erwählung nicht nur ein Sieg, sondern
ein großer Triumph, zu welchem auch
wir ihm herzlich gratulircu.
Keine „bullvozcrei."
Es heißt, Retnrning Board Hayes
habe ei Schreiben an die beide (So
vernvrc in Süd Carolina Hampton
und Chamberlain-gerichtet, j welchem
dieselben eingeladen sind, nach Wasching
ton City zu kommen, um dort die kriti
schc Lage ihres Staates zn besprechen
können, nnd daßChambrrlain mit „Sack
und Pack" bereite nach dorthin abgereist
ist. Hr. Hampton soll erklärt habcn,
der Aufforderung cbeusalls Folge ;
leisten.
Warum aber soll Gov. Hampton
nach Waschinglo komm ? Er ist von
allen Courtcn in Süd Carolina und de
ren Richtern,—mit einer einzige Aus
nahme.—als der rechtmäßig erwählte
Governör erklärt, und vo allen ange
scheuen und einflnbreicheu Bürgern je
den Standes nnd jeder Farbe als sol
cher anerkannt worden, warum soll r r
seine Posten verlasse, und nach Wa
schington eilen?
Unsinn! Man kennt die hcimlischcn
Kniffe und Schliche der Radikalen; man
weiß und kennt ihre Commissionen nnd
Bulldozern Auch Hr. Hampton kennt
und weiß sie; aber er ist nicht der Mann,
der sich bnlldozcu, noch eine Commission
über sich nnd seinen Staat entscheiden
läßt. Mag Hayes sich dieses wohl hin
tcr die Ohre schreibe.
Ganz am Platze.
Das schnöde Betragen vieler nördli
chen Demokraten während den letzten
paar Jahre gegenüber ihre südlichen
Brüdern; die Gleichgültigkeit, mit wel
cher diese Seitens der Ersteren behandelt,
wenn sie vo ihren politischen Gegnern
—de Radikalen—im Congreß ange
griffen, und als „Rebellen" titnlirt wur
den, hat den südliche Demokraten ge
zeigt, daß sie sich nicht anf solche Weise
auf ihre nördlichen Kesiiiniingsgcnossen
verlassen konnten, wie sie es gewünscht
hatten, nnd wozu sie (die Südlichen)
berechtigt waren.
Während den Sitzungen des Kon
gresses hielten sich die südliche Demo
kratcn immer mehr zurückgezogen als
die südlichen Republikaner. Trat ein
südlicher Demokrat einmal offen mit der
Farbe heraus, so warfen die nördlichen
Radikalen ihm das Wort „Rcbclle" vor
den Kopf, nnd zogen auf ihn los. An
statt nun, daß die nördlichen Demokra
ten sich der südlichen Demokraten an
nahmen. nnd den fanatischen nördlichen
Krakchlern gehörig af de Pelz rückten,
hatte diese kein Wort des Tadels gegen
diese Fanatiker einzuwenden.
Das soll n geändert werden. Die
südlichen Demokraten werden im näch
sten Congreß ihre eigene Sache verthei
digen, und sich nicht mehr durch den
Spottnamen „Rebellen" abschrecken las
sen. Sic werde ei neues Leben, neue
Kraft, und eine neue Energie in der de
mokratischen Partei erwecken, so daß die
Partei als eine nndnrchdriuglichc Ge
sammtmacht dasteht. Der Süden hat
die Männer und den Geist dazu, etivas
Tüchtiges zu leisten.—Möge ihr Vorha
be den glänzenstcn Erfolg erringe.
(Eingesandt.)
lietnriliiiA von, ss Iln.ves.
Jnbcl schalle, Jubel brause
Durch die ganze Welt,
Von dem Weiße Hanse
Bis zum Himmelszelt.
Laßt die Kanone knalle
Du Volk der Republik
Und deine Lieder schallen
Für so ein großes Glück.
Die Stimme sind gezählct
Und wie? man weiß es gut,
Hayes, er ist erwählet,
Und denkt jetzt wohlgcmnth:
Bin froh, daß ist vorüber,
Die Wahl mit Sieges-Glanz,
Ob Samuel schaut trüber
DaS ist egal mir ganz.
Ich habe jetzt die Zügel
In meiner mächt'gen Hand,
Und lcnks wie Adler's Flügel
Ueber unser Land.
Doch in vier kurzen Jahre
Da bin ich nicht im Stand
Den Friede euch zn wahren.
In solchem großen Land
Wird's endlich Ihnen klar ?
Ihr werthe liebe Herrn,
Ich wär' statt vier, sechs Jahr
Präsident so gern.
Schwitzgäbelt.
SharpSbnrg, Pa., März 13, 1877.
(Für die „Sl.i.stszcitung.")
l?in Lied auf Murr-Vieh,
Ihr Brüder einigt Euch, bleibt stark,
Der Murphy treibt's hier wirklich arg,
Er schleicht in seinem Mnckerg'wand,
Umher in diesem freien Land.
Die Mnrpky-Schwindlcr fingen an
In ihrem blinden dummen Wahn,
Sic wollen in dem Lande hier,
Verbiete Liquor, Wein und Bier
O Humbng, Elend. Noth, o Grans,
Da wär's ja mit dem Trinken aus;
Drum Brndxr, einigt Euch zur Schlacht
Dem Unsinn schnell ein End' gemacht.
Verbindet Euch, wie Eisen, Stahl,
Stellt Euch in Reihe, Zahl an Zahl,
Und zeigt dem hohlen Mnckerhirn
Die deutsche off ne freie Stirn.
Als Christus noch am Leben war.
Da zeigt uns doch die Bibel klar.
Er schuf ans Wasser klaren Wein,
Um seine Gäste zn erfreu'.
O Humbng, Hnlnbug, Tcmpercnz,
Dir blüht kein Frühling, blüht kein Lenz,
Zcltrctc wird dein hofier Kopf.
D bist nd bleibst ein armer Tropf.
Wenn Kummer schwer am Herzen nagt.
Wenn auch der Magen drückend plagt,
Ein Gläschen Wein zu rechter Zeit,
Giebt wieder Muth und Fröhlichkeit.
O'Hnmbng. Temperen.,, g,oßc Noih,
Mit was schlägt ma> tu? Lorgen tovt?
MltWeiil, Mit Blcr. ,,o da ich,
thut? i>,r Brand In , buch.
Drum Brüder, iriiikci immer leer,
Ob Wein, ob Bier, ob's auch Liquor,
Und laßt den Mnrpl!, Mnrrnieb sein.
Und killet Euch Nor s, m m Schein.
' U
Lawr e erb n> g. Pa.
(Korrespondenz vo Blair Eouisty.)
Weitere Warnungen an Wande
rer.
Ho I lid ar> sb ur g, März 22. '77.
Freund Rippcr.! E freut
mich, daß Sie mein letztes Schreiben
in Betreff de Staate Texas in Ih
re, werthen Bla't veröffentlich habcn,
da cS anderen AuSwaiidcrungSlustigc
zur Warnung dienen mag.
Erlauben Sie mir indeß hier och
hinzuzufügen, daß man in Texas Land
zu fast irgend einem Preise kaufen kann,
vo 50 Cents und aufwärts per Acker;
hat man aber das Land cultivirt und
Gcbäulichkeiten darauf errichtet, so
kommt Einer und jagt den Mann der
cS gekauft und verbessert hatte, fort, in
dem man ihm sagt, der Verkäufer oder
Agent habe kein Recht dazu gehabt, da
cS ihm nicht gehörte. Sucht man dann
den wirklichen Eigenthümer des Landes
aus. in Genugthuung für den Scha
den zn erlangen, so zieht jener einen
Revolver nd schießt den neuen An
kömmling nieder; denn das Todtschie
ßen ist dort ganz an der Tagesordnung.
Erschießt man aber den Hund eines
Mannes, so hat man sich in Acht zu
nehmen, nicht selbst incuchelmörderisch
gctödtct zn werde, da da dortige Volk
au fast lauter Feiglinge besteht.
Neulich kam ein junger Mann aus
dem Norden nach Buffalo, Leon Conn
ty, Texas, um die Gegend in Augen
schein z nehmen. Da cö ihm aber
nicht gefiel, so drückte er sich dahin aus,
daß er och Geld genug habe jene Ge
gend zu verlasse, nd wolle deßhalb
Weiler. Am nächste Morgen fandnian
ihn erschossen in de Straße Bnfsalo'S!
Ich selbst sprach mit eine, Einwoh
ner welcher schon 15 Jahren in jener
Stadt wohnt, der mir sagte, daß sie ein
Eemetary hätten, auf welchem bereits
200 Todten beerdigt seien, aber nicht
die Hälfte sei eines natürlichen Todes
gestorben!
Alles in allem genommen, jener Theil
von TexaS ist ein reiner Schwindel nnd
Betrug, und die Leute dort sind mit
Niemand zufrieden, cS sei denn er habe
Geld; und selbst aus diesem wird man
betrogen. Habcn sie etwa Wclschkorn
mehl n. Speck, nd dann noch Schnapps,
so fühle sie sich die glücklichsten Men
schen.
Ich sah einen Mann, der eine Kuh
steigerte, für welche ich keine §5.00 zah
len wllrde; dieser verhandelte indessen
die Kuh für 40 Acker Land, die aber kei
nen Cent Werth sind. Ich warne deß
halb Jeden, sich vor Texas zu Hilten,
und besonders auch vor jenem Agenten
inAltovna. 1.. v.
Drohender Einsturz eine Kohlen-
Bergwerke.
Wilkesbarre, Pa., 20. März.
Die Diamond Mine ist eines der älte
sten und größten Kohlen-Bergwerke der
Lchigh und Wilkesbarre Kohlen-Com
pagnie. Seit ungefähr zehn Tagen
fürchtete man, daß sich zu irgend einer
Zeit ei Einsturz ereigne möchte und
man lebte in großer Furcht wegen der
Leute, welche in Häuser wohne, die
gerade über der Mine gebaut sind.
Man hielt es für sicherer, daß die Leute
auszöge, und in der letzten Woche ver
ließen viele Familie ihre Häuser, die
auf so unsicherem Grunde stehen ; noch
viel mehr blieben jedoch zurück.
Gestern Abend senkte sich plötzlich die
ganze Oberfläche der Mine von 8 bis
10 Zoll, a vielen Stelle zeigten sich
Risse in der Erde, wie durch ei Erdbe
ben verursacht. Diejenigen, welche den
Stoß fühlten nd deren Häuser plötzlich
sanken, Männer, Frauen nnd Kinder,
sprangen vor Schrecken in die kalte nd
dunkle Nackt hinaus nnd flohen nach
allen Richtungen. Es kam.glücklichcr
Weise kein Unglücksfall vor.
Man kann natürlich nicht in die Mine
hinein, da man fürchtet, daß die ganze
Oberfläche einstürzen könnte. Den
Schade kann man bis jetzt noch nicht
abschätzen.
Der katholische Bischof O'Hara und
die Freimaurer.
In WilkeSbarre, Pa , fand letzthin
die Beerdigung des Mayor Kearneh
statt. Der Berstorbene war katholisch,
aber bis zu seine Ende Mitglied des
Freimaurerorden. Demzufolge wur
den vom katholischen Geistlichen in
WilkeSbarre die kirchliche Einsegnung
der Leiche nd das Todtcnamt verwei
gert. Der Geistliche war in srinem
Rechte; denn nach der Anschauung der
katholischen Kirche hört der Katholik,
welcher Freimaurer wird, eben damit
auf, Katholik zu sein, und Niemand ist
in diesem freien Lande zum Verbleiben
in der katholischen Kirche gezwungen.
Aber der katholische OrtSgcistliche in
WilkeSbarre verweigerte zugleich auch
die Beisetzung der Leiche Kcarney'S auf
dem katholischen Friedhofe, obgleich die
Familie Kearncy'S daselbst ihren Be
griibnißplatz hat und mehrere Angehö
rige Kearncy'S daselbst ruhen. Doch
durch ein Telegramm des Bischoffs O'-
Hara in Scranton wurde die Erlaubniß
zur Beerdigung Kearncy'S auf dem ka
tholischen Friedhof ertheilt.
Europäisches.
Neueste au Wiirteinbcrg.
Am 24. Februar Mittags hielt Thron
folger Prinz Wilhelm mit seiner Neu
vermählten, Prinzessin Marie von Wal
deck, seinen Einzug in Stuttgart. Der
Empfang in Stuttgart war ein sehr
herzlicher und zeigte, wie populär das
Hans Bcirtelsbach gegenwärtig wieder
bei den Schwaben ist. Der Kronprinz
ist bekanntlich Neffe des kinderlosen Kö
nig Karl nd erwarb sich besonder
dnich seine im Franzvsenkliege bewiesene
Tapferkeit die Achtung des Volkes
E>n Heer von Festjungfrauen, die
üädiiiche Behörden :c. und eine große
Volksmenge cmpsiiigc das Paar am
Bahnhose ler Kanonendonner und
und dem Geläute aller Kirchenglockcn.
Der „Schwäbische Merkur" ist vo den
Reizen der junge Prinzessin ganz ans
de, Häuschen nnd schreibt in loyalem
Entzücken:
„Ihre K. Höh. die Prinzessin grüßte
mit der leutseligsten Freundlichkeit.
Wars z verwundern, daß aller Augen
ch ans die holde junge Frau richteten?
Es war der Riff ihrer hohen Schönheit
der hohen Schönheit der hohe Frau
längst vorausgeeilt nd jetzt stand die
Prinzessin da. heiter nd glücklich am
Arme ihres Gemahls, eine Erscheinung
voll gebietender Hoheit nd herzgewin
nender Liebenswürdigkeit. Die Prin
zessin trug ein ebenso knifft- als ge
schmackvolles Boiiqiict, eine sinnige Ue
bcrraschung und das Zeichen herzliche
Willkommens Seitens Sr. Maj. des Kö
nigs ach Grvßsachscnheim ciitgcgengc
sendet, der ersten Station, da die Prin
zessin den Boden ihrer neue Heimalh
betrat. In dem Augenblick als die
Prinzessin den Wagen verließ, wurde die
Halle durch einen Sonncnbiick mit ro
sigcm Lichte übergössen."
Ein mit vier Schimmeln bespannter
offener Wagen trug das Paar von dem
Bahnhofe zunächst nach dem königliche
Schloß, geleitet vom Stadtrcilercorps.
Der Wagen ging unter einem Blumen
regen nnd unter dem Spiele einer Ka
pelle langsam durch die Spaliere, wel
che hier von Feuerwehr. Schütze n. s. w.
gebildet waren nnd hinter denen Tau
sende von Menschen jegliches Standes
und Geschlechtes standen, nin dem Paare
mit tausendfachem Hochrufe ein Zei
chen freudigen Willkomms darzubrin
gen. Herzlich erwiderten sie die Grüße.
Nach kurzem Besuch im Schlosse be
stiegen Prinz nnd Prinzessin wieder de
offene Wagen, um eine Fahrt durch
die Stadl zn mache. Der Wogen fuhr
durch die Spaliere der Vereine und
Schulen der Stadt nnd der Einwohner
schaff durch die Hauptstraße, allenthal
ben mit Inbel empfange.
Endlich kurz vor 3 Uhr langte der
Wagen vor dem kronprinzlichcn Palais
a. Diese war auf das Reichste aus
geschmückt. Hofgärtncr Ehmann hatte
Tausende von Pflanzen nd Blume
verwendet, um mit dem ihm eigenen Ta
lcnte die Eingangshalle, die Treppe,
und die Zimmer der Prinzessin, den
Balkon in einen Garten zn verwan
deln. Vom Eingang bis zum erste
Pfeilen bildeten die Pflanzen rechts
nd links Nische, ans deren Hinter
grund eine mächtige grüne Wand em
porragte. Die Treppe hinauf waren
fast zahllose Hyazinthe, Maiblumen,
Rhododendron, Azalee, Tulpe und
Camclicn grnppirt.
Abends brachte der Licdcrkranz, im
Scheine von Glnthpfanncn nnd von
Windlichtcrn umgebe, den Neuver
mählten ein Ständchen. Ans allen
Theile des Schwabenländlc's liefen
kostbare Geschenke für das Paar ein.
Geburtstag des deutschen Kaisers.
Berlin, 22. März. Kaiser Wil-
Helm beging heute seinen 30. Geburts
tag. Nicht nur Berlin, sondern ganz
Deutschland feierte, nnd von allen Sei
ten gingen dem Kaiser Glückwünsche zu.
Im Schlosse gab cS große Emir. Die
Berliner Universität hielt, wie üblich,
eine Rcdcfeier, bei (welcher jedoch nicht,
wie sonst, der bestallte Professor der Be
redtsamkeit, vr. Ernst Curtius, die Fest
rede hielt, weil er sich zu wissenschaftlichen
Zwecken in Griechenland befindet. An
seiner Statt hielt Prof. vr. Wattcn
bach die Festrede. Die Akademie der
Wissenschaften hielt ihre der Feier des
Tages gewidmete statutenmäßige öffent
liche Sitzung diesmal an dem Geburts
tage selbst, weil ihre Plenarsitzungen
stets nur an Donnerstagen gehalten wer
de, der folgende Donnerstag (Grün
donnerstag) aber bereits in die Oster
fcricn fällt.
Der heutige Tag wurde in der ganzen
Stadt allgemein als Festtag gefeiert.
Der Kaiser hielt am Morgen einen Em
pfang ab, zn welchem sich die Mehrheit
der deutschen Fürsten mit ihren Fami
lic und die Gesandten dcr answärtigen
Mächte einfanden, um dem Kaiser ihre
Glückwünsche darzubringe. Der Em
pfang dauerte von 10 Uhr Vormittags
bis 2 Uhr Nachmittags. Die Stadt
war während des Tages reich mit Fah
nen dckorirt nd am Abende illuminirt.
Am Abende wurden in verschiedenen
Lokalen Bankette zu Ehren des Ereig
nisses abgehalten.
London, 23. März. Eine Depe
sche der „Xev," berichtet aus Berlin,
daß am Donnerstag Morgen aufregende
Gerüchte über eine revolutionäre Bewe
gung daselbst im Umlaufe, welche bei
Gelegenheit des Geburtstages des Kai
sers stattfinden sollte. Der Tag ver
ging jedoch ohne die geringste Ruhestö
rung.
Arbeiterkravall in Berlin.
London. 21. März. Eine Spe
zial-Depesche der ..Times" meldet, daß
eine Anzahl Berliner Arbeiter gestern
eine Schaar Arbeiter aus Posen angrif
fen. welche auf einer Eisenbahn arbeite
ten.
Die Ursache der Attacke war, daß die
Posencr für geringeren Lohn, als die
Berliner arbeiteten. Die Polizei eilte
dm Angegriffenen zn Hülfe, wurde je
doch zurückgeschlagen. Eine Compagnie
Infanterie wurde nach dem Schauplatze
abgeschickt, nd trieb die Kämpfenden
mit Hülfe einer Abtheilung berittener
Polizei auseinander. Mehrcrc Perso
nen wurden vewnndct.
Industrielle Krifl und Arbeiter-
Roth in Deutschland.
London, 22. März. Eine Spe
zial-Depesche an Pari meldet, daß die
Industrie Deutschland'S gänzlich darniei
St, liegt. nud daß der Nothstand unter
sen Arbeitern immer allgemeiner wird.
Ein Dcputiitcr erklärte v.'r Kurzen?iu
dem Reichstage, daß in dem Ricsrngc
birge in Schlesien thatsächlich eine Hun
gersnoth zu befürchte sei. In Berlin
ist ein Unterstützung Comite gebildet
wordt. nd andere Städte habe Er
laubuiß verlangt, öffentliche Baute in
Angriff nehmen zu dürfen, um den
Nothlridcnden Unterstützung zn verschiff
fcn. Die Situation ist bedenklich nd
die Aussichten ans die Zukunft düster.
t Prinz Karl von Hcffen-Darmsiadt.f
Berlin. 22. März. - Prinz Karl
von Hessen Darmstadt ist gestorben.
Prinz LoniS, der Gemahl der Piin
Zessin Alice o England, der Sohn
des Verstorbenen, wird durch drn Tod
seines Vaters der präsumtive Aach
folgcr dcS gegenwärtige Grvsiherzogs.
Prinz Karl Wilhelm Ludwig, der Ver
storbene. wurde am 23. April 1809 ge
boren ; er war gros, herzoglich - hessischer
General der Infanterie nnd Inhaberdcs
4. hessischen Infanterie Regiments. Am
22. Oktober 1830 vermählte er sich mit
der Prinzessin Marie Elisabeth Caroli
ne Viktoria, geb. 18. Jnni 1815, der
Tochter des verstorbenen Prinzen Wil
helm vo Preuße, eines Oheims des
Königs.
Bcrlin. 21. März. Der Reichs,
tag ah, heute das Gesetz an, welches
Leipzig als den Sitz des oberste
Gerichtshofes des Reiches bestimmt. .
In Nr. 10 des Waldriibnrgcr
KrcisblatteS verordnet der Amts Vorsie
her von Waldenburg, daß fortan in den
Schanklokalcn „fremde weibliche Bcdic
nlingsmädchcn" nicht mehr geduldet
werden würden. Ob dieselben fortan
durch männliche BrdicnungSmüdchcn er
setzt werden sollen, wird leider nicht ge
sogt-
— Nach einer Zusammenstellung de
Gcncralstabcs ver deutsche Armee
nimmt Dtlitschland znr Zeit als See
macht die 6. Stelle ein, dürste sich jedoch
bis zum lah,c 1832 bereits zur 3. Stel
le anfgtschwnngc haben.
Die Schuhmacher Deutschlands
beabsichtige auf Anregung ihrer Bcr
liner College eine Petition an den
Reichstag zu richte, in welcher sie auf
Abschaffung der das Kleingewerbe schä
dige Zuchthaus- nd Gcfängnißarbcit
dringen. Sic schlagen als Ersatzbc
schäftignng für die Gefangenen die Ar
beit für das Militär vor. die jetzt von
den znr Fahne berufene Schnhmachcrn
angefertigt wird.
Ein Schreiner in Stuttgart, Na
mens Schuhmacher, hat den Amerika
er auf der Ausstellung in Philadrl
phia einige Kunststücke der Möbel-Schrei
ncrei abgeguckt nd macht sie jetzt in
Stuttgart nach. Namentlich gilt dies
vom Bcttschrank; die Bettstelle ist so
eingerichtet, daß sie sämmtliches Bettzeug
enthält; von jeder Franciihaiid kann die
Bettstelle ohne alle Mühe in eine Bctt
schrank verwandelt werden, welcher den
Tag über eine elegante Zierde des Zim
mers bildet. Auch als Wiege kann das
Möbel gestellt werden. Hr. Schuhma
cher macht auch den Kindcrseffcl, der zu
gleich Kinderwagen nd i Hau nd
Garten zn gebrauche ist.
Eine Kreuzigung.— Ein entsetzliches
Verbrechen hat die Stadt Capua in Ita
lien in Furcht nd Bestürzung versetzt.
Ein im besten Risse stehende Inhaber ei
ner Knabenschule, hatte einen Kanarien
vogel, auf welchen er große Stücke hielt
und dessen Käfig sich in einem Zimmer
befand, in denen sich die Zöglinge zu
versammeln pflegten. Am vorigen
Donnerstag nun wollte es der Zufall,
daß einer der in Abwesenheit des Leh
rcrs sich im Zimmer hcrumtummelnden
Knaben an de Käfig stieß nnd densel
ben umwarf, wobei, da sich im Sturze
das Thürchen geöffnet hatte, der Boge,
entkam. Als der Lehrer zurückgekehrt
war galt sein erster Blick wie gewöhn
lich dem kleinen gelben Sänger, und
nachdem es dessen Entkommen gewahr
geworden war und man ihm als den
Uebclthäter den 12jährigen Sohn eines
Fleischers bezeichnet hatte, hieß er ihn
niederknieen und kündigte ihm. dem
Anscheine nach vollkommen ruhig an?
daß er heute nicht zum Mittagstfich nach
Hause gehen werde. So geschah es
denn auch; die übrigen Schüler gingen
znr Essenszeit wie gewöhnlich fort nnd
nur der Knabe des Fleischers blieb bei
dem Lehrer zurück. Im Vorübergehe
theilten sodann einige der Schüler den
Eltern des bestraften Knaben mit, ihr
Sohn werde heute nicht zum Mittags
tisch kommen, weil er zur Strafe in der
Schule zurückbleibe müsse. Nachdem
eine Stunde vergangen war, meinten
indessen der Fleischer und seine Frau sie
wollten zn dem Lehrer gehen nnd für
ihren Knaben Verzeihung und Freilas
sung erwirken. Gesagt, gethan: sie ge
hen zur Schule, klopfen an die Thüre
und begehren Einlaß. Allein sie erhal
ten keine Antwort nnd da anch auf stär
keres Pochen Niemand im Hause ein Le
benszeichen von sich giebt, so sprengte,
schließlich der Fleitchcr. ein starker, breit
schultriger Mann, in der Bcsorgniß, es
könnte ein Unglück gegeben haben, die
Thüre ein nd Vater nd Mutter tra.
ten angsterfüllt in das Hans. Es war
ein grausiger Anblick, welcher sich in ei
nem der Zimmer den Augen der entsetz
ten Eltern darbot. Sie fanden ihr ge
liebtes Kind auf den Tisch genagelt und
die Füße, welche läygcr als die Tisch
platte gewesen waren, mit einem Beile
abgehanen. Man kann sich de Jam
inerter Armen vorstellen, und als sich
der Vater einigermaßen von dem furcht
baren Schlage erholt hatte, war sei er
ster Gedanke natürlich der, den Henker
seine unglücklichen Kindes ausfindig zn
mache nd an ihm blutige Rache zn
nehmen. Lange rief nnd suchte er ver.
geben, bis er ihn endlich in einem gc
wissen Cabinette versteckt fand, woselbst
er ihm ohne Zögern sein Messer in die
Brust stieß.