Nr Staat-Maust 3 Ri er, H-rauSgdr. ch?arrsvnr. V. Donnerstag, März 2S. 1877. Hat abgedankt. E. B. Washburne, der Amerikanische Minister in Frankreich, hat seine Stelle als Gesandter niedergelegt. Die Ab daukung wurde angenommen. Der rechte Mann Auf demokratischer Seite wird Col. Noye vo Clinton Connty als Can dida für Staa's Schatzmeister genannt. Das wäre eine vortreffliche Wahl, und gerade Ver rechte Mann. Erkennung eine Richter. Gov. Hartranft hat Hrn. Charles S. Frllcrman von Pittsburg zum Richter der Coartcn von Allcghcny Connty er nannt, an Stelle de Hrn. Sterrett. welcher zumßichtcr der Supreinc-Conrt berufen wurde. Die Anstellung hat be deutcndcntc Ucbrrraschnng verursacht, da mehrere andere Candidaten dafür auScrschc waren. Die Zurückgesetzten müsse sich mit Hrn. Tilden trösten, denn heutzutage geschieht alles durch die Ue tnrninx.voar(l, das Heist, durch Solche, welche am meisten lüge, betrügen und beschwindeln, und dabei recht frech sein können. Wahl eine er. Staaten Senator. James Donald Cameron, Sohn des Ex-Senator Cameron von Harrisburg, wurde letzte Woche zum Ver. Staaten Senator von Pcunsylvanien an Stelle seines VatcrS erwählt. Die war nicht anders zu erwarte. Die Radikalen führen es schon lange im Schilde, eine Art monarchische RegicrungSsorm, nach welcher das Amt vom Vater auf de Sohn forterbt, auch in diesem Lande einzuführen. Dieß ist ihnen jetzt gelun gen. und es wird wohl nicht der letzte Fall dieser Art sein, der hier noch statt finden kann. Bei der Abstimmung wäre 110 für Cameron, 74 für Dill, I Stimme für Gov. Curtin, 1 Stimme für Znmcs Jackson, und 0 stimmten gar nicht. Eine wichtige Frage. Auskunft verlangt! Wie kömmt es, daß, obschon eine be trächtliche Anzahl der notorischen „Mol ly Magnircs" zum Tode vernrlheilt worden sind, doch noch keiner der Mörderbande gehängt wur de? Noch in keinem Fall hat Governör Hartranft daS TodcSurthcil der Courtcn bestätigt, und den Tag der Hinrich tung gesetzt! Wie kommt das ? fragen wir nochmals. Hat der Governör etwa einen Contrakt mit den „Molly's" ab geschlossen, daß, wenn sie ihn erwählen helfen, er sie nicht hängen lassen würde? Ist der Governör im Geheimen ein Bundesgenosse der „Molly Maguires" ? Heraus mit der Farbe. Hat sich vertagt. Die Gesetzgebung von Pennsylvanie, eine der schlechtesten die je in Harrisburg zusammentrat, vertagte sich am letzten Freitag zur großen Freude des Volkes von Pcunsylvanien.—Leider kommt der selbe Pack nächsten Winter hier wieder zusammen, um ihr Teufclswerk fortzu setzen. Auch nicht ein einziger Be schluß pasfirte im Hause (wie das ge wöhnlich geschieht), worin der Dank der Mitglieder den Beamten desselben abgc stattet wurde; ja, nicht einmal ei Ge schenk erhielten sie. So war es auch ganz recht. Schuften wie Sprecher Meyer verdienen keine Dank, und wür den die Demokraten für einen solchen Beschluß gestimmt habe, so hätten sie sich nnr als dumme Esel blamirt. Ehrenhafte Mitglieder. Die Gesetzgebung von 1877 welche sich am letzten Freitag vertagte, hatte trotz der überwiegenden Mehrzahl radi kaler Schurken, mehrere vortreffliche nd ehrenhafte demokratische Mitglieder in ihren Reihen, Männer, auf welche deren Constitttknten wohl stolz sein dürfen. Da sind z. B. Hr. Ermcntront von Berks Connty, Hr. Allen von Lyco fing Connty, Hr. Acrkcs von Bucks Connty, und Hr. Dill von Union Connty, alle vom Senat; Hr. Fan nee von Philadelphia, Hr. Zern von Pittsbnrg. die Herren Schell nd Spang vo Bedford, Hr. Smith von Berks, Hr. Scher wo od von Aork, Hr. Engelbert vo Dauphin Connty, Hr. Felthoff von Schnyl kill, Hr. Doivnc y von Cambria und Hr. Steinmetz von Lancaster im Hause der Repräsentanten. Das sind Männer, die alle Ehre ver dienen. und in die ihre Constitucnten festes Zutrauen setzen dürfen. Die Her ren Steinmetz. Downcy, Felthoff und Slberwood sind zwar noch jung, waren aber den ihnen auferlegten Pflichten vollkommen gewachsen, und vertraten ihre resp. Stellen zur größten Befried!- gniig, indem sie immer ein anfmcrksa me Aug auf das allgemeine Wohl ih rer Mitbürger hatten. In den Reihen der Radikalen zeignc ten sich besonders die Senatoren N c n mcycr vo Pittsbnrg, Cooper von Delaware, Dunkel von Philadelphia, und iin Hanse: Hnhn. Donglaß. Quirck von Philadelphia, Mcycr der Sprecher, und Andere als die Gif tigste von allen aus, die je nachHar risburg geschickt würben. Rur ein Mann der weder Ehrgefühl och Cha rakter besitzt, kann das Betragen dieser charakterlose Schuften billigen. Der Congreß soll am 4tcn Jnni zu einer Spezial-Gitzung zusammentreten. ,is welcher Zelte sind die Zcmpcrcoj ler? Wie bereits in letzter Nummer der „Staalszeilnng" gemeldet, hat das Re präsentantenhaus der Gesetzgebung die sesSlaales die „Lokal-Option Bill' mit 109 gegen 08 Stimmen verworfen. Da es nun aber so viele dcutsedc Ra dikale gibt, die mit ihrer Partei durch dick und dünn gehen, und bei denen es schwer hält, die Wahrheit ihren dicken Schädel beizubringen, so ist cS hier ganz am Platze ihnen auch zu sagen, wie die Herren Repräsentanten nach ihrer Par teisärbung stimmten. Jetzt nur die Guckkasten auf, ihr blinde Schlafhauben: Beim Durchlesen der Namen welche für Lokal Option stimmten ersieht man, daß unter den 08 Mitgliedern blos 9 sage neun znr demokratischen, und 59 sage nenn und fünfzig zr re publikanischen Partei gehören! Damit diese Darstellung aber nicht von den Radikalen hinweggeläugnet werde, (denn das thun sie ja gar gerne), so geben wir hier die Namen noch ein mal. Die nenn Demokraten, welche zu den Wasscrsimpcln gehöre, sind: Alexander nd Wender von Centrr Connty; Täte von Ciearfield Eonnty; Doanelly, Hngu und Kline von West moreland Connty; Lockwaod und Tam mrrvill von Clarion Connty, und Nelson von Waync Connty.—9. Die Wassersimpcl der Rndtkalc sind folgen de : Ackcrly,Bell.Billingtlcy,Black,Bist ler, Brooks, Billiard, Caughey. Chapin, Creps, Dcwccs, Dickcy, Diincan, Eber hart, Cdae, EUiolt, Findlcy, Fostcr (McKcan), Fnlton (Ehester), Fnlton (Indiana), Gates, Graham (Allcghc ny), Hayes, Heiner, Hill AUegheiiy), Hincs, Irvinc, Jackson (Merecr), Jo nes, D. M., (Luzerne), Jones, S. S., (Luzerne), Kicrslcd, Kincadc. Larrabcc (Potter), Larrabcc (Susqnehaiina). Lindsey, Magill, Mapcs, Mallack, M'- Towan.M'Lain, Meyers, MW, Mil ler (AUeahcny), Morgan (Lawrence), Nisley, Peoples, Port, Potter, Roberts, Shock, Shonk, Spcars, Stackpole, Ste wart, Stone, Thier. Will, Vonng nd Myer, Sprecher—s 9. Republikanische Blätter sind ersticht, obiges ihren Leser vorzulegen, damit auch sie einmal die Wahrheit hören, da bis jetzt noch keines jener Blätter es gewagt hat. seine Lffern reinen Wein einzuschenken. Obige Tabelle ist dcr ofsi ciellen Liste des "viwowry" des Hauses der Repräsentanten entnommen. Z bemerken ist och, daß folgende der Allcghcny Connty Repräsentanten für Lokal-Option stimmten: Graham, Hill, Stone, Miller nnd Magill; von Lan caster, M'Goivan und Peoples; nd von Dauphi, Nisley und Black; na türlich lauter Ncpiilfiikaiicr. Ein Mustcr-Staat. Wie bekannt, siegten die Republikaner bei der letzten Wahl in Ncw-Hampshire, mit etwa 3000 Stimmenmehrheit, I diesem Staat darf kein Katholik ein Amt bekleiden. Nun haben wir aber immer geglaubt, in Amerika herrsche Glanbens frciheit; indeß scheint dieß aber in New Hampshire nicht der Fall zu sein. Kein Wunder daher, daß jener Staat repu blikanisch ging, denn dort ist der Know- Nothinggcist noch in vollster Blüthe. War es ja in jenem Staat nd in Massachusetts, wo man vor Jahren „Hexen" verbrannte! War es ja dort, wo man des Sonntags och nicht ein mal eine Zigarre rauchen, och mit dem Mund pfeifen durfte!—lst New Hamp shire nicht ein Mnstcrstaat? Und noch ein Muster-Staat. Die guten Temperenzler in Maine müssen ihr strenges Tcmpcrciiz - Gesetz schon wieder abändern, denn sie können den König Alkohol unmöglich bezwin gen. Jetzt haben sie neuerdings ein Ge setz angenommen, welches den Verkauf von Spirituosen mit 2 Monaten Haft und SIOOV Geldbuße ahnt. Nur Aep felwein darf künftig verkauft werden. In wenigen Wochen wird es sehr starken Aepfelwein in Maine geben -Und auch Maineist ein republikanischer Staat. Und noch ein Muster-Staat. Der kleine Staat Rhode Island wel cher nicht viel größer wie Dauphin nud Lankaster Connty ist, im Ver. Staaten Senat aber einen eben solch' großen Ein fluß ausübt wie der ganze Staat Pennsylvanie oder New Aork, ist eben falls einer der Lieblings-Slaalen der Radikalen. Der ganze Staat hat blos drei Conntics, wählt aber zivei Ver. Staaten Senatoren, und ist den Radi kalcn so sicher wie sein Nachbarstaat Vermont. Aber,—und jetzt kommt der Knoten —in diesem kleinen Rhode Island darf kein eingewanderter Bürger stimmen, wenn er kein liegen des Eigenthum besitzt, und mag er selbst schon Jahre lang in einem an dcrn Staat gewohnt habe ?—Was sa gen die deutschen Radikalen dazu? Achnlich ist es auch in New Hamp shire (wie schon an einer anderen Stelle angegeben); dort darf kein Katholik weder für Governör och für die Gesetz gebung stimme, während ein Katholik auch noch nicht einmal als Schul-Dirck tor erwählt werden darf. Auch Juden können nicht erwählt werden. Aber Rhode Island und New Hampshire sind republikanisch, und da ist's kein Wun der. daß Tempcrcnz und religiöser Fa natismus dort die Oberhand haben. Für tin Kaiserreich. Geo. Handy Smith, einer der radi kalen Staats-Senatorcn von Philadel phia, erklärte letzten Freitag Morgen während einer kurzen Vertagung des Senats, daß er zu Gunsten eines Kai serreichs sei, und sagte, daß alle Perso ncn die jetzt im Amte sind, lebens länglich drinnen bleiben soll ten! Da hat man'S wieder. Dieser Smith ist aber nicht der Einzige unter de Ra dikalen, der zu Gunsten eine Kaiser reichs ist; es gibt derer noch Tausende andre in seiner Partei, die derselbe Meinung sind. Da ganze Streben der Radikale zielt ja darauf hin; und doch gibt's om Gimpel, die es nicht glauben. Ein neuer B—7er Humbug. Den Lestrnjdicscs Blatte ist sicher der B—7nerSchwindcl, welcher ncnlich dnrch ein Elektorai Eolleginm in Washington City ailsgcfühil, nd Itot>urmx-Vuarä Hayes als Präsidcnr der Ver. Staaten hineingeschmuggelt wurde, och recht lebhaft im Gedächtnisse. Auch Hayes scheint daS „Ding" och nicht vergessen zu habe; ja, er muß eine ordentliche Freude dran babcii, an diesen Commissionen, denn sie sind so be quem und gerade „das Ding," um in ein Amt schlüpfen zu können, einerlei ob man erwählt ist oder nicht. Um nun dieses „Ding" auch ander wärts z versuchen, hat Hayes einen Plan ausgeheckt, der gerade in seinen Kram paßt. Er soll nämlich beabsich tige, eine ähnliche Commission wie jene in Washington nach Louisiana schicken zu wollen, um die dortigen Wahlangclc genhcitkn zu iinlcrsnche. Diese Com mission soll ans 7 Personen, und zwar mit Vize Präsident Whcelcr als Vorsi tzer an der Spitze, aus drei vo jeder Partei resp, ans 4 Republikaner und 3 Demokraten bestehen. Ist das nicht ein kluger Einfall? Ganz gewiß; der Plan würde famos „schaffen." Bier gegen drei just wie die Washingtoner, 8 gegen 7:—gerade „das Ding," um den Zweck z erreichen, nämlich die „Hinciiizähliiiig" des noto rische Usurpators Packard, den das Bolk von Louisiana mit einer Tiiinmc- Mehrheit von mehr de 10,000 ver schmäht hat. Sicher, eine ganz schlaue Idee; er ist schlau wie jene Spinne, die, nachdem sie nrit de schönste Vorspiegelungen einstens eine nschnldigc Fliege in ihr Zimmer gelockt, und dieselbe i'o fest in ihr Gewebe oder Nest gestrickt hatte, ihr da Blut aus dem Leibe sog! Daß das Boik vo Louisiana über diesen Pinn höchst erbittert ist und sich dagegen anslchni, ist ihm nicht zu ver argen. Es hat Governör Nichollsrechts gültig mil einer große Mehrheit er wählt nnd verlangt keine Commission, um ihr dieses Recht wieder zn rauben, denn das ist ja dessen ganze, Zweck. Die besten Bürger des Staales Ge schäfts- und Kanslente, Bankier,' und Andere, Leiste die dort geboren, erzogen nnd aiffgcwachsc, nnd mit allen Ver hältnissen des Staates aufs gcnancslc bekannt sind, sind auf Seite des Hrn. Nicholls; sie sind es müde, noch länger von einer Bande Blutsauger und Ca pelbaggcrs ausgesogen zu werden. Und in diesem ihrem Widerwillen wird ihnen gewiß jeder rechtlich denkende Bürger beistehen. Das.Volk verlangt keine B—7cr, oder 4—3 Commission; es Halle einmal eine, und an dieser hat sie gcg für ewige Zeiten. Bor kaum zwei Jahren war Vize-Präsident Whccicr selbst in Louisiana, um Pinchback's Angelegen heit, welcher in den Ver. Staate Sc nat erwählt worden war, zu iintcrs dic damals in Louisiana existirtc, bc bestand auch der letzten Wahl. Aber damals erklärte Hr. Whccicr vor dem Congreß, wovon er znr Zeit ei Mit glied war, daß bei den Wahlen in jenem Staat die größten Bctrügcrcic statt fanden, nnd daßPinchback nicht recht mäßig erwählt worden sei! Und wie ist es jetzt? Ja, Bauer, jetzt isi's was ganz anders. Whcelcr wnrdc dies mal selb st hincingezähit, nnd das gibt der Sache einen ganz andere An strich Damals schrieb man 1875, jetzt sind wir i 1877, und in zwei Jahre kann selbst der ehrlichste Mensch ein Erz-Schuft werden. Hayes in einer schlimmen „Fix." Hayes ist gegenwärtig in einer schlim me „Fix." Ans der einen Seite befin det sich Packard von Louisiana nnd Chamberlain von Süd-Carolina; beide diese Governörc müssen stürze, sobald das Ver. Staate Militär ans deren resp. Staaten entfernt wird. Auf der anderen Seite ist der Congreß. Dieser Körper muß alle Gelder vcrwilligc, welche zur Bestreitung der Koste des Militärs, wie überhaupt für alle Aus gabe der Regierung nothwendig sind. Zieht nun Hayes da Militär ans den obengenannten Staaten zurück, wie er versprochen hat, so wirft er nicht nur einen Schandfleck ans seine eigenen Rcchtstitcl, sondern auch Packard hat gedroht, in diesem Falle alle die Schand thaten nd Betrügereien seiner eigne Parthei anfziidecken und blosznlcgcn! Läßt HaycS aber das Militär i je cn Staaten, so weigert sich der Con greß auch nnr eine Cent z dessen Un terhaltung zu verwilligen 'Kniz, Hay yes befindet sich i einer kritischen Lage, an welcher aber Niemand anders als er selbst schuld ist. Sein böses Gewisse klagt ihn selbst an. „Wer zur nnrech ten Thür hineingeht in den Schafstall, der ist ein Dieb und ei Mörder," sagt der fromme Apostel Johannes. Die Extra-Sitzung dcS Eongrcssc, welche zusammentreten muß weil der Senat-lind daS Hans über die Armee- Bcwilligungs-Bill nicht einig werden konnten, wird auf de 4. Jnni berufe werde. Wie es heißt, wählte der Prä sident einen so späten Zeitpunkt, weit er hofft, daß die Sommerhitze die Mitglie der bald wieder ans Washington fort treibe werde, so daß er das Feld allein behält, worin er sich aber gewaltig täu schen wird. Der St. Louis „Globe Demo krat" bringt Folgendes - „Die Spinne sprach zur Fliege: „Siehe mein Enip fangszimmer ist so schön. Bitte herein zu spazieren! Laß nS eine Ausgleich machen!"— Die Fliege spazierte hinein und ward nicht mehr gesehen—mit 8 gc gen?.- Zn Hanauer, Äork Connty kostet j -tz; der Schnapps bloS 5 Cents per Drink, nd Bier 3 Cents des Glas. Der Re dakteur der Kork vlspatol, rathet seine Tempcrenz-Freund.n nachHanover über zusiedeln. DaSwärcfamos Potzblitz da könnten sie ja sausen wie Haifische'! MRachrichtenZausWaschington.ZG der Lö sung der Lage in Betreff der südlichen Staaten immer noch nicht niiher ge kommen. HayeS ist wankclmüthlg gc worden, und weigert sich, die Truppen aus jenen Staaten zurückzuziehen, wie er in seiner JnaugurationSrede vcrspro che hatte. Im Gegentheil hat HaycS einen kühnen Schritt z Gunsten der extremen Radikale gegenüber dcS Staa tes Louisiana gethan, indem er in einer Aeußerung welche er letzte Woche mach te, das „blutige Hemd" (resp. Rache gegen den Süden) wieder recht lustig schwenkte. HaycS fürchtet sich vor seinen radika len Gesinnungsgenossen, nd will nicht gegen de schuftigen Gov. Packard los gehen; denn fällt dieser, so fällt auch er (HaycS). Er hatte beabsichtigt, eine Commission nach Louisiana zn schicken, um die dort! ge Lage zu untersuchen; od der Plan aber zur Ausführung komme wird, ist schwer zu sage, da HaycS Aussagen nicht zuverlässig sind. Diese Eommis sion solle ans folgenden Personen be stehen : Vicepräiidcnt Whcclcr, Hrn. W. W. PhclpSvonNcw-Icrsey; I.D.Brown von Kentucky ; Charles Fostcr und N. Matthews von Ohio; K. Nayner von Nord-Carolina; N. A. Pryor von New- Aork, C. R. Hoar von Massachusetts; I. B. Hcndcrson von Missouri; Ex- Governör Brown von Tcnncsscc, nnd, Wayuc McVcigh von Pennsylvanie. Mehrere dieser Herren sollen bereits abgelehnt habcn. Wenn HaycS kühn vorangegangen wäre, und die Versprechungen seiner EinsctznngS-Rcde wahr gemacht hätte, dann würde er sich im Lande populär und bei den Politikern wahrscheinlich verhaßt gemacht habcn. In Folge der ziemlich genauen Balancirung der Par teien im Congrcssc hätte er immer da rauf rechne können, eine Mehrheit in jedem Hause aus seiner Seite z habcn ; jetzt aber, wo er anfängt, zu tcmporisi rc und zn comproniisscln, wird er den Republikanern eine Thorheit und den Demokraten ein Greuel sein. Was anders läßt sich aber von einem Manne erwarte, der sein Amt durch Betrug und Schwindel erlangt hat? —Der Ex-BundcS-Marschall Sharp, Grant'S Schwager und Vorgänger des Fred Douglas, ist zum Major und Armee - Zahlmeister ernannt worden. Grant ernannte ihn noch kurz zuvor, che er sein AmtStermi z Ende war. Oberlichter Clifford beabsich tigt, zu rcsignirc. Die Elcktoral- Farcc hat ihm die längere Verbindung mit dem OberbnndeS-Gcrichtc verleidet. Eine Gaisbockgcschilhte für Haye. Kann sich Retnrning Board Hayes wohl och'dcr Anccdote erinnern, Ivel che einst in Washington spielte und wo rin Henry Clay, eine Anzahl jugend licher Straßcnnomadcn nnd ein Gais bock handelnd aufträte? Nein? — Nun, dann wollen wir sie ihm in s Ge dächtniß zurückrufen. Also, eines Tages promcnirtc der be rühmte Staatsmann durch die Straße der Bundeshauptstadt nnd fand in der Pennsylvania - Avenue einen Haufen Straßenjungen, welcher einen Gaisbock instand, der sich behaglich sonnte nnd an einem „verflossenen" Sticfelschaft mit sichtbarem Genuß kanctc. Der große Führer der Whig - Partei blieb einen Augenblick stehe, betrachte te die sehr gemischte Gesellschaft nnd fragte dann : „Nun, ivas giebt's hier?" —„Wir wolle nns mit dem Gaisbock da unsere Inx machen!" rief die mun tere Schaar. Herr Clay liebte es, sich an einem Scherz zn bcthciligc, aber wie ein solcher mit dem Siesta halten de Gaisbock in Scene zu setzen sei, das ward ihm. trotz seiner große Combina tions- und Erfindungsgabe denn doch nicht recht klar. Indessen, er pflegte je der Sache ans den Grund zn gehen nd deßhalb erwiderte er ach kurzem Sin nen : „Ich bin anch mit dabei. Aber wie solle wir's anstellen?" —„Packe de Bock nnr fest a de Hörnern," rief ein kleiner Knirps. „Kannst cS ja einmal versuchen, dann wirst du schon sehen, was darauf folgt," dachte der große Mann, nd mit einem Muthe, welcher jedem modernen Mal thcler-, PythiaS- oder St. Gcorg's-Nit tcr zur Ehre gereicht haben würde, griff er den Gaisbock an, der natürlich zn viel Ehre und Unabhängigkcilsgcsühl im Leibe halte, um sich eine solche Anma ßung gefallen z lassen. Zornentbrannt erhob er sich und nun begann ein schwe res Ringen. Der Mann suchte den Bock zn Boden zn werfe, und dieser widersetzte sich so nachdrücklich, daß dcS Siege Waage bald herüber, bald hin. über schwankte. Die Zeitlang schien cS zweifelhaft, ob Herr Clay dem GaiSbock die Hörner ausreiße, oder ob dieser dem Angreifer die Arme zerbrechen werde. Da rief der berühmte Mann, dem die Muskeln zu erlahmen begannen, athcm los keuchend - „Was nun, Buben ? was nun?"—„Loslassen nd ausreiße, was das Zeug halten will!" brüllten die Straßenjungen, welche hinter Bäumen Latcrncnpfostcn und sonstigen Bollwer ken Schutz gesucht hatten.— Wir meinen, Hayes könnte ans die ser Anecdotc eine Lehre ziehen, denn auch er ist ähnlich sitnirt, wie weiland Henry Clay. Auch sein Dilemma hat zwei gar starke Hörner nd wir möchten auch ihm warnend znrnfe: „Loslassen und ausreiße, was das Zeug halten will!" Hclrathcn zwischen Weißen und Schwarzen sind in den meisten Staaten der Union verboten, und wie wir gla. den, anS sehr triftigen Gründe, Die Gesetzgebung des schwarz-republikani scheu Staates Rhode Island steht ge genwärtig indeß im Betriff, jene Be schränkiing anfzuhcbcii, Bon, radikalen Standpunkte anS ist daS auch ganz fol gcrichtig, denn wer die schwarze Racc als ans gleicher Stufe mit der weißen stehend ansieht, hat kein Recht, ihrer Ver- Mischung Hindernisse in den Weg zu le gen, Der eiiizige Demolrat. "V Bei der letzten Staatswahl in New Hampshire wurde der Achib. Frank Jones, mit einer Stimmeiimekrhrit vo blos 45 über seine Gegner in drn Co greß erwählt Wenn man bedenkt, daß Hayrs eine Mehrheit von .785 Stimmen in jenem Distrikt erhielt, und daß Hr. Jones ei ebr so kernfester Demokrat wie tüchtiger Bierbrauer ist, so ist dessen Erwählung nicht nur ein Sieg, sondern ein großer Triumph, zu welchem auch wir ihm herzlich gratulircu. Keine „bullvozcrei." Es heißt, Retnrning Board Hayes habe ei Schreiben an die beide (So vernvrc in Süd Carolina Hampton und Chamberlain-gerichtet, j welchem dieselben eingeladen sind, nach Wasching ton City zu kommen, um dort die kriti schc Lage ihres Staates zn besprechen können, nnd daßChambrrlain mit „Sack und Pack" bereite nach dorthin abgereist ist. Hr. Hampton soll erklärt habcn, der Aufforderung cbeusalls Folge ; leisten. Warum aber soll Gov. Hampton nach Waschinglo komm ? Er ist von allen Courtcn in Süd Carolina und de ren Richtern,—mit einer einzige Aus nahme.—als der rechtmäßig erwählte Governör erklärt, und vo allen ange scheuen und einflnbreicheu Bürgern je den Standes nnd jeder Farbe als sol cher anerkannt worden, warum soll r r seine Posten verlasse, und nach Wa schington eilen? Unsinn! Man kennt die hcimlischcn Kniffe und Schliche der Radikalen; man weiß und kennt ihre Commissionen nnd Bulldozern Auch Hr. Hampton kennt und weiß sie; aber er ist nicht der Mann, der sich bnlldozcu, noch eine Commission über sich nnd seinen Staat entscheiden läßt. Mag Hayes sich dieses wohl hin tcr die Ohre schreibe. Ganz am Platze. Das schnöde Betragen vieler nördli chen Demokraten während den letzten paar Jahre gegenüber ihre südlichen Brüdern; die Gleichgültigkeit, mit wel cher diese Seitens der Ersteren behandelt, wenn sie vo ihren politischen Gegnern —de Radikalen—im Congreß ange griffen, und als „Rebellen" titnlirt wur den, hat den südliche Demokraten ge zeigt, daß sie sich nicht anf solche Weise auf ihre nördlichen Kesiiiniingsgcnossen verlassen konnten, wie sie es gewünscht hatten, nnd wozu sie (die Südlichen) berechtigt waren. Während den Sitzungen des Kon gresses hielten sich die südliche Demo kratcn immer mehr zurückgezogen als die südlichen Republikaner. Trat ein südlicher Demokrat einmal offen mit der Farbe heraus, so warfen die nördlichen Radikalen ihm das Wort „Rcbclle" vor den Kopf, nnd zogen auf ihn los. An statt nun, daß die nördlichen Demokra ten sich der südlichen Demokraten an nahmen. nnd den fanatischen nördlichen Krakchlern gehörig af de Pelz rückten, hatte diese kein Wort des Tadels gegen diese Fanatiker einzuwenden. Das soll n geändert werden. Die südlichen Demokraten werden im näch sten Congreß ihre eigene Sache verthei digen, und sich nicht mehr durch den Spottnamen „Rebellen" abschrecken las sen. Sic werde ei neues Leben, neue Kraft, und eine neue Energie in der de mokratischen Partei erwecken, so daß die Partei als eine nndnrchdriuglichc Ge sammtmacht dasteht. Der Süden hat die Männer und den Geist dazu, etivas Tüchtiges zu leisten.—Möge ihr Vorha be den glänzenstcn Erfolg erringe. (Eingesandt.) lietnriliiiA von, ss Iln.ves. Jnbcl schalle, Jubel brause Durch die ganze Welt, Von dem Weiße Hanse Bis zum Himmelszelt. Laßt die Kanone knalle Du Volk der Republik Und deine Lieder schallen Für so ein großes Glück. Die Stimme sind gezählct Und wie? man weiß es gut, Hayes, er ist erwählet, Und denkt jetzt wohlgcmnth: Bin froh, daß ist vorüber, Die Wahl mit Sieges-Glanz, Ob Samuel schaut trüber DaS ist egal mir ganz. Ich habe jetzt die Zügel In meiner mächt'gen Hand, Und lcnks wie Adler's Flügel Ueber unser Land. Doch in vier kurzen Jahre Da bin ich nicht im Stand Den Friede euch zn wahren. In solchem großen Land Wird's endlich Ihnen klar ? Ihr werthe liebe Herrn, Ich wär' statt vier, sechs Jahr Präsident so gern. Schwitzgäbelt. SharpSbnrg, Pa., März 13, 1877. (Für die „Sl.i.stszcitung.") l?in Lied auf Murr-Vieh, Ihr Brüder einigt Euch, bleibt stark, Der Murphy treibt's hier wirklich arg, Er schleicht in seinem Mnckerg'wand, Umher in diesem freien Land. Die Mnrpky-Schwindlcr fingen an In ihrem blinden dummen Wahn, Sic wollen in dem Lande hier, Verbiete Liquor, Wein und Bier O Humbng, Elend. Noth, o Grans, Da wär's ja mit dem Trinken aus; Drum Brndxr, einigt Euch zur Schlacht Dem Unsinn schnell ein End' gemacht. Verbindet Euch, wie Eisen, Stahl, Stellt Euch in Reihe, Zahl an Zahl, Und zeigt dem hohlen Mnckerhirn Die deutsche off ne freie Stirn. Als Christus noch am Leben war. Da zeigt uns doch die Bibel klar. Er schuf ans Wasser klaren Wein, Um seine Gäste zn erfreu'. O Humbng, Hnlnbug, Tcmpercnz, Dir blüht kein Frühling, blüht kein Lenz, Zcltrctc wird dein hofier Kopf. D bist nd bleibst ein armer Tropf. Wenn Kummer schwer am Herzen nagt. Wenn auch der Magen drückend plagt, Ein Gläschen Wein zu rechter Zeit, Giebt wieder Muth und Fröhlichkeit. O'Hnmbng. Temperen.,, g,oßc Noih, Mit was schlägt ma> tu? Lorgen tovt? MltWeiil, Mit Blcr. ,,o da ich, thut? i>,r Brand In , buch. Drum Brüder, iriiikci immer leer, Ob Wein, ob Bier, ob's auch Liquor, Und laßt den Mnrpl!, Mnrrnieb sein. Und killet Euch Nor s, m m Schein. ' U Lawr e erb n> g. Pa. (Korrespondenz vo Blair Eouisty.) Weitere Warnungen an Wande rer. Ho I lid ar> sb ur g, März 22. '77. Freund Rippcr.! E freut mich, daß Sie mein letztes Schreiben in Betreff de Staate Texas in Ih re, werthen Bla't veröffentlich habcn, da cS anderen AuSwaiidcrungSlustigc zur Warnung dienen mag. Erlauben Sie mir indeß hier och hinzuzufügen, daß man in Texas Land zu fast irgend einem Preise kaufen kann, vo 50 Cents und aufwärts per Acker; hat man aber das Land cultivirt und Gcbäulichkeiten darauf errichtet, so kommt Einer und jagt den Mann der cS gekauft und verbessert hatte, fort, in dem man ihm sagt, der Verkäufer oder Agent habe kein Recht dazu gehabt, da cS ihm nicht gehörte. Sucht man dann den wirklichen Eigenthümer des Landes aus. in Genugthuung für den Scha den zn erlangen, so zieht jener einen Revolver nd schießt den neuen An kömmling nieder; denn das Todtschie ßen ist dort ganz an der Tagesordnung. Erschießt man aber den Hund eines Mannes, so hat man sich in Acht zu nehmen, nicht selbst incuchelmörderisch gctödtct zn werde, da da dortige Volk au fast lauter Feiglinge besteht. Neulich kam ein junger Mann aus dem Norden nach Buffalo, Leon Conn ty, Texas, um die Gegend in Augen schein z nehmen. Da cö ihm aber nicht gefiel, so drückte er sich dahin aus, daß er och Geld genug habe jene Ge gend zu verlasse, nd wolle deßhalb Weiler. Am nächste Morgen fandnian ihn erschossen in de Straße Bnfsalo'S! Ich selbst sprach mit eine, Einwoh ner welcher schon 15 Jahren in jener Stadt wohnt, der mir sagte, daß sie ein Eemetary hätten, auf welchem bereits 200 Todten beerdigt seien, aber nicht die Hälfte sei eines natürlichen Todes gestorben! Alles in allem genommen, jener Theil von TexaS ist ein reiner Schwindel nnd Betrug, und die Leute dort sind mit Niemand zufrieden, cS sei denn er habe Geld; und selbst aus diesem wird man betrogen. Habcn sie etwa Wclschkorn mehl n. Speck, nd dann noch Schnapps, so fühle sie sich die glücklichsten Men schen. Ich sah einen Mann, der eine Kuh steigerte, für welche ich keine §5.00 zah len wllrde; dieser verhandelte indessen die Kuh für 40 Acker Land, die aber kei nen Cent Werth sind. Ich warne deß halb Jeden, sich vor Texas zu Hilten, und besonders auch vor jenem Agenten inAltovna. 1.. v. Drohender Einsturz eine Kohlen- Bergwerke. Wilkesbarre, Pa., 20. März. Die Diamond Mine ist eines der älte sten und größten Kohlen-Bergwerke der Lchigh und Wilkesbarre Kohlen-Com pagnie. Seit ungefähr zehn Tagen fürchtete man, daß sich zu irgend einer Zeit ei Einsturz ereigne möchte und man lebte in großer Furcht wegen der Leute, welche in Häuser wohne, die gerade über der Mine gebaut sind. Man hielt es für sicherer, daß die Leute auszöge, und in der letzten Woche ver ließen viele Familie ihre Häuser, die auf so unsicherem Grunde stehen ; noch viel mehr blieben jedoch zurück. Gestern Abend senkte sich plötzlich die ganze Oberfläche der Mine von 8 bis 10 Zoll, a vielen Stelle zeigten sich Risse in der Erde, wie durch ei Erdbe ben verursacht. Diejenigen, welche den Stoß fühlten nd deren Häuser plötzlich sanken, Männer, Frauen nnd Kinder, sprangen vor Schrecken in die kalte nd dunkle Nackt hinaus nnd flohen nach allen Richtungen. Es kam.glücklichcr Weise kein Unglücksfall vor. Man kann natürlich nicht in die Mine hinein, da man fürchtet, daß die ganze Oberfläche einstürzen könnte. Den Schade kann man bis jetzt noch nicht abschätzen. Der katholische Bischof O'Hara und die Freimaurer. In WilkeSbarre, Pa , fand letzthin die Beerdigung des Mayor Kearneh statt. Der Berstorbene war katholisch, aber bis zu seine Ende Mitglied des Freimaurerorden. Demzufolge wur den vom katholischen Geistlichen in WilkeSbarre die kirchliche Einsegnung der Leiche nd das Todtcnamt verwei gert. Der Geistliche war in srinem Rechte; denn nach der Anschauung der katholischen Kirche hört der Katholik, welcher Freimaurer wird, eben damit auf, Katholik zu sein, und Niemand ist in diesem freien Lande zum Verbleiben in der katholischen Kirche gezwungen. Aber der katholische OrtSgcistliche in WilkeSbarre verweigerte zugleich auch die Beisetzung der Leiche Kcarney'S auf dem katholischen Friedhofe, obgleich die Familie Kearncy'S daselbst ihren Be griibnißplatz hat und mehrere Angehö rige Kearncy'S daselbst ruhen. Doch durch ein Telegramm des Bischoffs O'- Hara in Scranton wurde die Erlaubniß zur Beerdigung Kearncy'S auf dem ka tholischen Friedhof ertheilt. Europäisches. Neueste au Wiirteinbcrg. Am 24. Februar Mittags hielt Thron folger Prinz Wilhelm mit seiner Neu vermählten, Prinzessin Marie von Wal deck, seinen Einzug in Stuttgart. Der Empfang in Stuttgart war ein sehr herzlicher und zeigte, wie populär das Hans Bcirtelsbach gegenwärtig wieder bei den Schwaben ist. Der Kronprinz ist bekanntlich Neffe des kinderlosen Kö nig Karl nd erwarb sich besonder dnich seine im Franzvsenkliege bewiesene Tapferkeit die Achtung des Volkes E>n Heer von Festjungfrauen, die üädiiiche Behörden :c. und eine große Volksmenge cmpsiiigc das Paar am Bahnhose ler Kanonendonner und und dem Geläute aller Kirchenglockcn. Der „Schwäbische Merkur" ist vo den Reizen der junge Prinzessin ganz ans de, Häuschen nnd schreibt in loyalem Entzücken: „Ihre K. Höh. die Prinzessin grüßte mit der leutseligsten Freundlichkeit. Wars z verwundern, daß aller Augen ch ans die holde junge Frau richteten? Es war der Riff ihrer hohen Schönheit der hohen Schönheit der hohe Frau längst vorausgeeilt nd jetzt stand die Prinzessin da. heiter nd glücklich am Arme ihres Gemahls, eine Erscheinung voll gebietender Hoheit nd herzgewin nender Liebenswürdigkeit. Die Prin zessin trug ein ebenso knifft- als ge schmackvolles Boiiqiict, eine sinnige Ue bcrraschung und das Zeichen herzliche Willkommens Seitens Sr. Maj. des Kö nigs ach Grvßsachscnheim ciitgcgengc sendet, der ersten Station, da die Prin zessin den Boden ihrer neue Heimalh betrat. In dem Augenblick als die Prinzessin den Wagen verließ, wurde die Halle durch einen Sonncnbiick mit ro sigcm Lichte übergössen." Ein mit vier Schimmeln bespannter offener Wagen trug das Paar von dem Bahnhofe zunächst nach dem königliche Schloß, geleitet vom Stadtrcilercorps. Der Wagen ging unter einem Blumen regen nnd unter dem Spiele einer Ka pelle langsam durch die Spaliere, wel che hier von Feuerwehr. Schütze n. s. w. gebildet waren nnd hinter denen Tau sende von Menschen jegliches Standes und Geschlechtes standen, nin dem Paare mit tausendfachem Hochrufe ein Zei chen freudigen Willkomms darzubrin gen. Herzlich erwiderten sie die Grüße. Nach kurzem Besuch im Schlosse be stiegen Prinz nnd Prinzessin wieder de offene Wagen, um eine Fahrt durch die Stadl zn mache. Der Wogen fuhr durch die Spaliere der Vereine und Schulen der Stadt nnd der Einwohner schaff durch die Hauptstraße, allenthal ben mit Inbel empfange. Endlich kurz vor 3 Uhr langte der Wagen vor dem kronprinzlichcn Palais a. Diese war auf das Reichste aus geschmückt. Hofgärtncr Ehmann hatte Tausende von Pflanzen nd Blume verwendet, um mit dem ihm eigenen Ta lcnte die Eingangshalle, die Treppe, und die Zimmer der Prinzessin, den Balkon in einen Garten zn verwan deln. Vom Eingang bis zum erste Pfeilen bildeten die Pflanzen rechts nd links Nische, ans deren Hinter grund eine mächtige grüne Wand em porragte. Die Treppe hinauf waren fast zahllose Hyazinthe, Maiblumen, Rhododendron, Azalee, Tulpe und Camclicn grnppirt. Abends brachte der Licdcrkranz, im Scheine von Glnthpfanncn nnd von Windlichtcrn umgebe, den Neuver mählten ein Ständchen. Ans allen Theile des Schwabenländlc's liefen kostbare Geschenke für das Paar ein. Geburtstag des deutschen Kaisers. Berlin, 22. März. Kaiser Wil- Helm beging heute seinen 30. Geburts tag. Nicht nur Berlin, sondern ganz Deutschland feierte, nnd von allen Sei ten gingen dem Kaiser Glückwünsche zu. Im Schlosse gab cS große Emir. Die Berliner Universität hielt, wie üblich, eine Rcdcfeier, bei (welcher jedoch nicht, wie sonst, der bestallte Professor der Be redtsamkeit, vr. Ernst Curtius, die Fest rede hielt, weil er sich zu wissenschaftlichen Zwecken in Griechenland befindet. An seiner Statt hielt Prof. vr. Wattcn bach die Festrede. Die Akademie der Wissenschaften hielt ihre der Feier des Tages gewidmete statutenmäßige öffent liche Sitzung diesmal an dem Geburts tage selbst, weil ihre Plenarsitzungen stets nur an Donnerstagen gehalten wer de, der folgende Donnerstag (Grün donnerstag) aber bereits in die Oster fcricn fällt. Der heutige Tag wurde in der ganzen Stadt allgemein als Festtag gefeiert. Der Kaiser hielt am Morgen einen Em pfang ab, zn welchem sich die Mehrheit der deutschen Fürsten mit ihren Fami lic und die Gesandten dcr answärtigen Mächte einfanden, um dem Kaiser ihre Glückwünsche darzubringe. Der Em pfang dauerte von 10 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags. Die Stadt war während des Tages reich mit Fah nen dckorirt nd am Abende illuminirt. Am Abende wurden in verschiedenen Lokalen Bankette zu Ehren des Ereig nisses abgehalten. London, 23. März. Eine Depe sche der „Xev," berichtet aus Berlin, daß am Donnerstag Morgen aufregende Gerüchte über eine revolutionäre Bewe gung daselbst im Umlaufe, welche bei Gelegenheit des Geburtstages des Kai sers stattfinden sollte. Der Tag ver ging jedoch ohne die geringste Ruhestö rung. Arbeiterkravall in Berlin. London. 21. März. Eine Spe zial-Depesche der ..Times" meldet, daß eine Anzahl Berliner Arbeiter gestern eine Schaar Arbeiter aus Posen angrif fen. welche auf einer Eisenbahn arbeite ten. Die Ursache der Attacke war, daß die Posencr für geringeren Lohn, als die Berliner arbeiteten. Die Polizei eilte dm Angegriffenen zn Hülfe, wurde je doch zurückgeschlagen. Eine Compagnie Infanterie wurde nach dem Schauplatze abgeschickt, nd trieb die Kämpfenden mit Hülfe einer Abtheilung berittener Polizei auseinander. Mehrcrc Perso nen wurden vewnndct. Industrielle Krifl und Arbeiter- Roth in Deutschland. London, 22. März. Eine Spe zial-Depesche an Pari meldet, daß die Industrie Deutschland'S gänzlich darniei St, liegt. nud daß der Nothstand unter sen Arbeitern immer allgemeiner wird. Ein Dcputiitcr erklärte v.'r Kurzen?iu dem Reichstage, daß in dem Ricsrngc birge in Schlesien thatsächlich eine Hun gersnoth zu befürchte sei. In Berlin ist ein Unterstützung Comite gebildet wordt. nd andere Städte habe Er laubuiß verlangt, öffentliche Baute in Angriff nehmen zu dürfen, um den Nothlridcnden Unterstützung zn verschiff fcn. Die Situation ist bedenklich nd die Aussichten ans die Zukunft düster. t Prinz Karl von Hcffen-Darmsiadt.f Berlin. 22. März. - Prinz Karl von Hessen Darmstadt ist gestorben. Prinz LoniS, der Gemahl der Piin Zessin Alice o England, der Sohn des Verstorbenen, wird durch drn Tod seines Vaters der präsumtive Aach folgcr dcS gegenwärtige Grvsiherzogs. Prinz Karl Wilhelm Ludwig, der Ver storbene. wurde am 23. April 1809 ge boren ; er war gros, herzoglich - hessischer General der Infanterie nnd Inhaberdcs 4. hessischen Infanterie Regiments. Am 22. Oktober 1830 vermählte er sich mit der Prinzessin Marie Elisabeth Caroli ne Viktoria, geb. 18. Jnni 1815, der Tochter des verstorbenen Prinzen Wil helm vo Preuße, eines Oheims des Königs. Bcrlin. 21. März. Der Reichs, tag ah, heute das Gesetz an, welches Leipzig als den Sitz des oberste Gerichtshofes des Reiches bestimmt. . In Nr. 10 des Waldriibnrgcr KrcisblatteS verordnet der Amts Vorsie her von Waldenburg, daß fortan in den Schanklokalcn „fremde weibliche Bcdic nlingsmädchcn" nicht mehr geduldet werden würden. Ob dieselben fortan durch männliche BrdicnungSmüdchcn er setzt werden sollen, wird leider nicht ge sogt- — Nach einer Zusammenstellung de Gcncralstabcs ver deutsche Armee nimmt Dtlitschland znr Zeit als See macht die 6. Stelle ein, dürste sich jedoch bis zum lah,c 1832 bereits zur 3. Stel le anfgtschwnngc haben. Die Schuhmacher Deutschlands beabsichtige auf Anregung ihrer Bcr liner College eine Petition an den Reichstag zu richte, in welcher sie auf Abschaffung der das Kleingewerbe schä dige Zuchthaus- nd Gcfängnißarbcit dringen. Sic schlagen als Ersatzbc schäftignng für die Gefangenen die Ar beit für das Militär vor. die jetzt von den znr Fahne berufene Schnhmachcrn angefertigt wird. Ein Schreiner in Stuttgart, Na mens Schuhmacher, hat den Amerika er auf der Ausstellung in Philadrl phia einige Kunststücke der Möbel-Schrei ncrei abgeguckt nd macht sie jetzt in Stuttgart nach. Namentlich gilt dies vom Bcttschrank; die Bettstelle ist so eingerichtet, daß sie sämmtliches Bettzeug enthält; von jeder Franciihaiid kann die Bettstelle ohne alle Mühe in eine Bctt schrank verwandelt werden, welcher den Tag über eine elegante Zierde des Zim mers bildet. Auch als Wiege kann das Möbel gestellt werden. Hr. Schuhma cher macht auch den Kindcrseffcl, der zu gleich Kinderwagen nd i Hau nd Garten zn gebrauche ist. Eine Kreuzigung.— Ein entsetzliches Verbrechen hat die Stadt Capua in Ita lien in Furcht nd Bestürzung versetzt. Ein im besten Risse stehende Inhaber ei ner Knabenschule, hatte einen Kanarien vogel, auf welchen er große Stücke hielt und dessen Käfig sich in einem Zimmer befand, in denen sich die Zöglinge zu versammeln pflegten. Am vorigen Donnerstag nun wollte es der Zufall, daß einer der in Abwesenheit des Leh rcrs sich im Zimmer hcrumtummelnden Knaben an de Käfig stieß nnd densel ben umwarf, wobei, da sich im Sturze das Thürchen geöffnet hatte, der Boge, entkam. Als der Lehrer zurückgekehrt war galt sein erster Blick wie gewöhn lich dem kleinen gelben Sänger, und nachdem es dessen Entkommen gewahr geworden war und man ihm als den Uebclthäter den 12jährigen Sohn eines Fleischers bezeichnet hatte, hieß er ihn niederknieen und kündigte ihm. dem Anscheine nach vollkommen ruhig an? daß er heute nicht zum Mittagstfich nach Hause gehen werde. So geschah es denn auch; die übrigen Schüler gingen znr Essenszeit wie gewöhnlich fort nnd nur der Knabe des Fleischers blieb bei dem Lehrer zurück. Im Vorübergehe theilten sodann einige der Schüler den Eltern des bestraften Knaben mit, ihr Sohn werde heute nicht zum Mittags tisch kommen, weil er zur Strafe in der Schule zurückbleibe müsse. Nachdem eine Stunde vergangen war, meinten indessen der Fleischer und seine Frau sie wollten zn dem Lehrer gehen nnd für ihren Knaben Verzeihung und Freilas sung erwirken. Gesagt, gethan: sie ge hen zur Schule, klopfen an die Thüre und begehren Einlaß. Allein sie erhal ten keine Antwort nnd da anch auf stär keres Pochen Niemand im Hause ein Le benszeichen von sich giebt, so sprengte, schließlich der Fleitchcr. ein starker, breit schultriger Mann, in der Bcsorgniß, es könnte ein Unglück gegeben haben, die Thüre ein nd Vater nd Mutter tra. ten angsterfüllt in das Hans. Es war ein grausiger Anblick, welcher sich in ei nem der Zimmer den Augen der entsetz ten Eltern darbot. Sie fanden ihr ge liebtes Kind auf den Tisch genagelt und die Füße, welche läygcr als die Tisch platte gewesen waren, mit einem Beile abgehanen. Man kann sich de Jam inerter Armen vorstellen, und als sich der Vater einigermaßen von dem furcht baren Schlage erholt hatte, war sei er ster Gedanke natürlich der, den Henker seine unglücklichen Kindes ausfindig zn mache nd an ihm blutige Rache zn nehmen. Lange rief nnd suchte er ver. geben, bis er ihn endlich in einem gc wissen Cabinette versteckt fand, woselbst er ihm ohne Zögern sein Messer in die Brust stieß.