Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, March 01, 1877, Image 2

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    vir Staat?-Zeitung
z. 'Se rg Nippte, Herausgeber.
qZarrtSvnr?.. Pa.
Doiin crsta g, März 1,1877.
MTildrn'S Mehrheit in sämmtlichen
Staaten bclänft sich auf 264,829 Sti
mmen, ach den offiziellen Wahllicrichteii,
und doch haben ihn meineidige Schuf
ten hinausgczählt!
- > Gut getroffen.
Don Piatt, welcher neulich durch At>
,ii- UuII Grant verhaftet wurde, hat er
klärt, daß I. Madison Wells von New-
Orleans der Vater von Elisa Pinksron,
nd die Mutter von HayeS' Administra
tion sei.
Richter drr Supremr kourt ernannt.
An die Stelle des verstorbenen Rich
ter Williams hat Gov. Hartranft den
Achtb. John P. Stcrrclt von Pittsbnrg
als Richter der Snpremc Court von
Pcnnsylvanicii ernannt. Die Anstel
limg ist jedoch blos bis zur nächsten
Wahl gültig, wo nach der Constitution
ein Richter zu erwählen ist.
Ist Haye ehrlich ?
Mehrere Personen, welche in Louisia
na und Florida von den Zählungs-Be
hörden hincingczählt wurde, waren
ehrlich genug, die Aemter abzulehnen,
indem sie wußten, daß sie nicht rechtmä
ßig erwählt wurden. Was thut aber
Haycs? Er lehnt das Amt. das er
durch Betrug erhielt, nicht ab, sondern
hascht nach der gestohlenen Waare wie
ein hungriger Dieb.
Der Judas des litten Jahrhunderts.
Ehe die Elcktoral-Bill den Senat und
das Hans der Repräsentanten in Wa
schington passirtc, da war es Senator
Edmunds von Vermont welcher erklär
te, daß bei der Annahme der Bill es
verstanden sei, daß die Commission hin
ter die Rctiirning Board zu gehe, resp,
daß die Wahlberichtc untersucht werden
sollte. Und was thut Edmunds jetzt?
er spielte den Verräthcr, indem er jetzt
sagt, daß die Commission nichts mit der
Rcturning Board zu thun habe! Pfui,
dem elenden Schandbnbcii.
Da böse Gewissen sirast sir.
Daß die radikalen Mitglieder der
Ausgleich-Commission in Waschington
vom bösen Gewissen geplagt sind, be
wies das Verhalten des meineidigen
Richter Bradlcy. Als er nämlich vor
letzte Woche seine Eulschcidniig über
Florida verlas, und jenen Staat für
Haycs erklärte, da zitterte er dermaßen,
daß das Papier von welchem er die Eni
schcidniig las, beinahe nS der Hand,
nnd er zurück ans eine Sitz taumelte,
wo er das Lesen des schändlichen Ur
theils endete! DaS Gewissen hat den
gottvergessenen Schurken gestreift, und
wenn es eine Gerechtigkeit im Himmel
gibt, so muß der erbärmliche Schuft noch
ganz anders zittern, che sein Lebenslicht
ausgelöscht ist.
Giftig bis zum Ende.
tZKtivx LuII Grant zeigte letzte Woche
wieder, daß er ein höchst giftiger und
nialitiöscr Mensch ist, indem er den Mi
litär-Compagnien in Charlcsto, Süd-
Carolina den Befehl gab, am 22. Fe
bruar, dem Geburtstage Washington's
keine Parade abzuhalten!
Schon seit vielen, vielen Jahre, hiel
ten die Soldaten-Compagnien von
Charlcsto, wovon eine die dcntschcFüs
sclier-Compagnie ist, zn Ehren Washing
ton, dem „Vater seines Vaterlandes,"
Paraden an diesem Tage. Dieß sollte
auch dieses Jahr geschehen, allein jener
„Atting Lull," der noch nicht einmal
würdig ist die Schnhricmcn Georg Wa
shington's zu lösen, hatte es verboten!
Wie giftig und gemein.
Der Humbug naht seinem Ende.
Der Elcktoral-Humbiig in Malching
ton geht zn Ende. Meineid nnd Wort
bruch sollen siegen! Ein Mann, der mit
264,829 (also mit mehr denn einer vier
tel Million) Stimmen geschlagen wurde,
soll durch Meineid, Lug und Betrug
dem Volke aufgehalst werden. Wäre er
ehrlich erwählt worden, so würden wir
uns darein fügen. Dieser Mann wnr
de aber besiegt, und die Wahlen als ein
Hnmbug erklärt!
Nur sind noch wenige Staaten zu
zählen, ehe das Resultat des Schwin
dkls,—die „Hineinzählung" des Retur
ning Board Hayeö proklamirt werden
soll.
Corruptc Demagogen, meineidige
Richter und hündische Demokraten ha
ben es so weit gebracht. Das Land soll
nochmals vier Jahre lang ansgesoge
und geplündert werden, und das alles
wegen einem Manne. WaS wird man
in Europa über diesen Schwindel, über
diese Niedertracht, nnd über das Possen
spiel in Waschington sage ? Amerika,
da sich daS Land derGerechtigkcit nennt;
Amerika, das sich rühmt, ein christli
ch c < Land und Volk zu sein, ist zn einer
Brlitstätte geworden, in welchcmSchwin
dcl nd Betrug, Meineid undWortbrnch
mit frecher Stirne das Haupt erheben!
Amerika, deine Tage der Freiheit sind
gezählt! Dein Volk ist corrupt, nnd hat
sich zur Sklavin gemacht! Alle deine
Prahlereien sind leeres Stroh, nnd drin
Patriotismus ist zu ciiicm Spottwort
geworden. Nico tanzte als Rom brann
te und die römische Republik stürzte, und
so thun auch die acht verschmitzte Possen
spiclcr in Waschington nd ihre Anhän
ger. welche da Volk um seine Wahl bc
tragen Und D Volk Amerikas,
schweigst zu allem diesem!
Wtß-Birni>!> hat den jüngsten
Governör in de Ver. Staaten.
Wenn an de Hnntz trifft, ja ,>t rr.
Wie es scheint, hat nsir Artikel in
letzter Nummer der „Staatszciluiig,"
betitelt: „Wer ist erwählt?" den Rc
daklciir des „PittSbnrger Freiheit
freund" sehr nangeneh derührt, und
die unwiderlegbare Spracht rtArtikels
ihn wie aus dcn Wolken geworfen, Bor
seinen Augen schwimmen jetzt lauter
„wahnsinnige Häringr," die ihn necken,
und ihm gar keine Ruhe lassen. Ja
seiner Aufregung nennt er uns dcn „be
rühmten Schriftsteller," der mit seinem
unerforschlichcn Rathschlnssc alle dir Plä
ne nnd Wünsche des „FreiheitSfrenndes"
zerschmettert habe! (Unsern verbindlich
sten Dank für du hohe Eompliment,
als „Schriftsteller" titnlirt zu werden,
wcnn's nur auch aufrichtig gemeint ist!)
Hören wir, Iva unser College z sagen
hat:
„Wahnsinnige Häringc. —„Alles ist
eitel," sagt Salomo (er qnotirt ans der
heil. Schrift,) nd wir haben soeben
wieder erfahren, wie reich an Täuschun
gen das menschliche Leben ist. Bisher
hatten wir mit Bestimmtheit darauf ge
rechnet, Gouv. Haycs als Prästdcfft der
Bcr. Staaten inangurirt zu sehen. Lei
der wird sich diese Hoffnung nicht crsül
lcn; denn ans der uns soeben zugegan
genen „Harrisbnrg Staatszcitnng" er
sehen wir, daß es dem großen und welt
berühmten Schriftsteller, Georg Ripper,
in seinem uiicrforschlichen Ralhschlusse
gefallen hat, Haycs zu dcsavouircn. Er
(nämlich besagter Schriftsteller Georg
Ripper in Harrisbnrg) erkennt Hayes
einfach nicht an. Heißt es da in seinem
zweiten cditoricUcn Wurstzipfel:
„Hayes werden wir niemals als Prä
sident der Ver. Staaten anerkennen,
sondern ihn als einen verkommenen
Menschen betrachten."
Das ist ein großes Wort gelassen
ausgesprochen. Und noch dozu mit ei
ner grauscncrrcgcndcnDcullichkcit. Uns
selbst trifft dieser Schlag nicht minder
iinvorbcrcilcl, wie Herrn Haycs, der iin
scrc volle Sympathie i dieser Stunde
der Trübsal hat. wo der Schriftsteller
Rippcr dräuhcnd seine fcdcrgewandtc
Tatze erhebt und den neuen Präsidenten
durch einen eine magische Kraft ciitwi
ekelnden Zug (mit dem Bleistift nämlich)
stürzt. Wir glaubten, unseren Candi
baten schließlich doch noch ins Weiße
Hans eingeführt zn sehen und niiscr
Drnckcrlciifcl träumte bereits von einem
diplomatischen Posten ans den Sand
wich-Insel, als uns das Machtwort
Rippcrs aus allen Himmeln reißt. Mit
Goethe's Kälhchcn können wir aiisruscn:
„himmelaiifjauchzeiid. zuTodc betrübt."
Man soll nicht sagen, was iicSache ist.
„Haycs werden wir niemals anerken
nen" so deutlich hat ja nicht einmal
der neugebackene Sultan Hamid gespro
chen. als er seinen neuen Groß-Bezicr
absetzte. Wir Halle geglaubt, Ripper
würde milder verfahren; ans eine solch'
drakonische Strenge waren wir nicht vor
bereitet. „Das Unerhörte, liier ward'S
gethan"—Alles ist eitel. Das Leben
ist eine Reihe von Täuschungen,"
So schreibt der „Freiheilsfreund,"
Ja, das menschliche Leben ist reich an
Täuschungen, Das hat der Redakteur
des „Frcihcilssrcnnd" erst letzte Woche
bei der Wahl erfahren. Ebensv auch
bei der Präsidentenwahl, da er Haye
schon inangurirt zn sehen glaubte. ES
ging ihm da wie jenem Dieb, der seine
Raub schon in den Händen zu haben
wähnte, als ihm ein donncriidcS „Halt,
Dieb!" zugerufen wurde. AllcS schien
ihn aiizulacheii und spiegelglatt zu sein;
Haycs durste nur hiiiciuschlupfc. Aber
siehe da! scllcr, weltberühmter Schrift
stelier" von Harris! urg kam, und ver
schüttete in seinem „ttiicrforschlichenßalh
schlnssc" den ganzen Kram, indem er er
klärte, HayeS nicht als Präsident anzu
erkennen, und ihn „als einen verkomme
nen Menschen zu betrachten."
Dieser Wortschlag des „weltberühm
ten Schriftstellers," >id die „magische
Kraft" mit welcher er ausgesprochen
wurde, hat unserm College Granen und
Schrecken eingejagt; er muß jetzt bit
tcrc Thränen m Haycs vergießen, für
de er solch' „große Sympathie" hatte
Auch um seinen leiblichen Bruder, dem
armseligen Druckcrteiifel. ist unser Eol
lege arg bekümmert, denn für diesen war
schon ein diplomatischer Posten auf den
Sandwich > Inseln bestimmt. Sein
Druckcrtcnfcl wird sich indessen höflich
für diesen Posten bedanken, denn er ist
ans Sand gebaut, und ist nicht stich
haltig. Er hat sich entschlossen zu blci
de, so daß Göthc's Kälhchcn ansrufen
kann: „Der Drnckertcnfcl führt da
Ruder, da der Uosü auf dcn Hund ge
rathen ist, und sich dem türkischen Sul
tan angeschlossen hat."
Doch, mir rnhigßlnt.Altcrlc, Haye
ist och nichtimAmtr. Kommt
er hinein, so geschieht es durch den groß,
lcn und infamste Betrug, der je in ei
er Republik vollzogen wurde, und der
als ein Schandfleck bis in die spätesten
Zeiten stehen bleiben wird. Gerade hier
behaupten wir nochmals, daß kein ehr
barer Bürger, Keiner der noch Eharak
tcr und Ehrgefühl besitzt, gewissen
haft behaupten kann. Haycs sei gesetz
lich erwählt. Man hat ihn einfach „hin
cingezählt." Das weiß auch unser Col
lege, aber er darf es nicht sagen.
Das ist alles.
Wir sind kein Partciklrppcr, sonderu
ein Vertheidiger der Volksrcchte; wir
halten dafür daß das Volk souverän ist,
und höher steht als Partciklcpper. Der
„Volkswillc ist Gottes Wille." Wir
hängen von keiner Partei ab, (und das
ist bedeutend mehr als was der „Frei.
heitSfrcijud" sagen kann oder darf), son
der rügen beide wann und wo sie es
verdienen. Wir versuchen immer „rei
nen Wein einzuschenken," und „nehmen
kein Blatt vor den Mund," wo es gilt;
wa? wir z sage haben, wird ohne
scheu, frank und frei „von der Leber gc
sprachen," denn wir sind kein „g cka n f
terSöldlin g." Irren wir, so schä
men wir uns nicht, den Irrthum auch
zu bekennen. Alles das wissen unscrc
Leser; auch unser College weiß es, nur
will er de „berühmten Schriftsteller"
nicht recht verstehen, der es doch so
redlich mit ihm meint. So geht cS
eben; Propheten und Schriftsteller gel
ten in ihrem eignen Lande nichts! Pa
möchte drum doch der Encknk drein
schlag.
Wie ganz anders ist es aber mit dem
„Freiheittfreiiild" ? Er Ist ein großer
„Roostcr," und hängt „die Fahne nach
dem Wind " Er ist da Organ oder
Mundstück des dcutschen Theils der Re
publikaner in AUcghcay Connly. Wie
seine politischen Gesinnungsgenossen ihm
vorpfeifen, so tanzt er; thut er c nicht,
so hat's g'schellt, denn sodann—nd ge
rade da „liegt der Haas im Pfeffer,"
verlirrt rr die städtischen und County-
Anzeigen '
Siehst du jetzt, '"dato ii- merr mit
unserm Collcgen? Doch, jeder Pullen
besser verdient scineSuppc; und so auch
scllcr Schreiber vom „Freihcitsfrcund."
Run möchten wir noch schließlich fra
gen - Wer meint es am aufrichtigsten
und ehrlichsten mit dem Volke, Einer
der von der Partei gefüttert wird, oder
De/jcnigc, der unabhängig von der Par
in ist?
Schurken und Esel wie jene in Wa
schington, nnd einen durch infame Be
trügereien hincingezähltc Präsidenten,
können nnd werden wir nie vertheidi
gen noch anerkennen; dcn dadurch
würden wir uns ja selbst als Mithelfer,
u. als ebensoschlecht brandmarken, Und
dazu ist unser Charakter nd unser Ehr
gefühl nicht feil. Wir meinen es ans
richtig nnd wohl mit dem Volke; daß
indessen selbst das niederträchtigste Sub
jekt auch seine Anhänger hat, dafür lön
neu wir nichts; nnv daß die dummen
Simpel, welche durch dick nd dünn
mit einer Partei gehen, noch nicht alle
todt sind, ist nur zu wahr, aber es ist
traurig,
Dumme Zeug.
Viele demokratische Blätter geben vor,
daß. wenn die Demokraten nnd konser
vativ Republikaner von Illinois den
Achlb. Richter Davis nicht als Ver.
Staaten Senator erwählt hätten, so
würde er einer der fünf Richter gewesen
sein, welche die Ausgleich - Commission
in Washington bildeten, und nicht jener
csclbastc Bradlcy.
Das ist lauter dummes Zeug und
bloße Einbildung. Richter Davis ist
ein Republikaner, und würde gerade so
gehandc't haben wie der meineidige
Bradlcy. Wenn es sich um die Par
tei handelt, da ist unter Hundert kaum
ein Republikaner, der nicht fest zn sei
nen politischen Grundsätzen hält. Wir
kennen diese Sipplchaft zn gut, m et
was anders von ihnen zu erwarte.
Waren nicht die Republikaner Ed
munds. Frclinghuyscn. Eonküng und
Andere (wie die Demokraten) zn Gun
steil der Aufstellung einer Ausgleich
Commission ? Aber als es an Treffen
kam, wo waren diese Helden,
die vorgaben, daß die Commission
die ganze Wahlgcschichtc untersuchen
sollte, wo waren sie? Conkling ver
steckte sich, und Edmunds. Freiing!?-
scn und Conjortc warfen die Maske
ab, und stimmten gerade das Gegen
theil von dem was sie zu thun vorgaben!
Nein, ihr Herren Collcgen, wenn ihr
euch niäit als dumme Simpel hinstellen,
und „Farbe bekennen wollt", so müßt
ihr sagen, daß nnscre dcmokrati
schcn csclhaflc Töl pcl im Co
grcß es waren, die viel Schuld an der
Sache sind.
Als die acht republikanischen Langoh
rcn der AuSglcich-Commission ihren
Eid und Versprechen in Betreff der
Florida ElektorS gebrochen hatten, wa
nun haben sich die Demokraten damals
nicht sogleich zurückgezogen und erklärt,
daß sie sich nicht balläv-sa lassen wür
den ? Statt dessen aber blieben sie wie
stumme Hunde sitzen, und ließen den
Betrug geschehen!
Abwarten und Thrrtrinkcu.
Der Demokratische „Cincinnati Volks
freund" vom letzten Mittwoch schreibt
wie folgt:
„Für die Demokraten gilt jetzt das
Motto: „Abwarten nd Theetrinkcu."
Nack vier Jahren werden die Aussichten
der Demokraten weit glänzender sein,
als sie es in der letzten Wahl waren."
Das klingt schön für ein dcmokra
tische Blatt. Die Demokraten sollen
also „Abwarten und Kaffeetrinken" !
In vier Jahren werden die Aussichten
glänzender sein wie bei der letzten Wahl I
Und Warum glänzender? weil (wie er
sagt) die Republikaner jetzt schon zuge
ben, daß die Südstaatcn Louisiana,
Florida und Süd Carolina niemals
wieder für die republikanische Partei ge
wonnen werden können. Daß dich doch
das Mäusle beis; ei, haben denn die
Demokraten obige Staaten nicht dicS
m a l gewonnen, nnd hat sie die infame
Rcturning-Board nicht hinausgczählt?
And wenn sie eS dicßmal gethan, kann
sie es in vier Jahren nicht wieder
thun ? Ist diese Rcturning-Board nicht
lebenslänglich angestellt? Wer will
Bürge sein, daß wir in vier Jahren eine
ehrliche Wahl haben werden, nachdem
Senator Morton, Edmunds, Freiing
hcysen. Bradlcy und der übrige Pack so
schändlich gclogc und betrogen hat?
Wir sind erstaunt, solch' dummes
„Blech" vom „VolkSfieund" zu hören.
Doch, lesen wir, was der „Volks
freund" weiter sagt -
„Eine gewaltsame Opposition gegen
die Entscheidung der Commission wur
de die für die Demokraten so außeror
dentlich günstige Stimmung jedoch wie
mit einem Schlage vernichten,
in einen schrecklichen Bürgerkrieg ver
wickeln und vielleicht zum Untergang im
sercr Republik führen."
ES ist lächerlich, unsern College das
Hasenpanier ergreifen zn sehen. Wer
in aller Welt dachte denn an eine „ge
waltsame Opposition" ? Diese entstand
blos im Hirnkasten ohnmächtiger Gei
ster. Heißt man da „gewaltsame Op-
Position," wenn man verlangt, daß
die Rechten des Volks gelten sollen?
Leben wir den in einer Monarchie?
Wenn die Väter drr Revolution, die
unter der Tyrannei der Britten schmach
teten so gedacht hätten, was wäre aus
Amrrika geworden?
Wir lzattcn immer geglaubt, drr
„Bosksfreund" sei ein unerschütterliches
demokratisches Blatt, allein sehen zu
müssen, wie es durch einen Schreckschuß
der Radikalen das Hasenpanier ergreift,
macht im fast zweifelhaft a seiner
Treue zu glauben. Anstalt „abwarten
und Kaffeetrinken" wie unser College,
wollen wir lieber einen „Bitteren" nch
men. und mnthitz auf den Feind lotsen
rrn, wenn' auch nur mit—blinden Ku
gel geschi.yi! Vor Demokraten aber,
die sich so leicht in'S Backshorn jagen
lassen, da bewahre nS der Himmel,
Schön heimgegeigt.
Wir haben schon oft in diesen Spal
ten gesagt, daß die republikanische Par
tci eine Mucker-Parlei sei, und die mei
sten Temperenzler zn ihr gehörten,
DirscS hat sich letzte Woche wieder recht
klar bewahrheitrt, wie man gleich sehen
wird.
Wie bekannt, habe sich vor der letz
ten Wahl in Pittsbnrg drei oder vier
Republikaner als Eandidalen für das
Mayor-Amt gcmcldct; unter diese be
fand sich auch der bekannte und
Bierbrauer, Hr. Wainwnght, ein sehr
würdiger und geachteter Mann.
Der Tag der Nomiiialion kam, aber
es ging so stürmisch dabei her, daß sogar
Prügelsnppc ausgetheilt wurde. Die
Temperenzler crklärlen, daß, im Fall
Hr. Wainwnght nominirt werde, sie
nicht für ihn stimmen würden. Die
Drohung machte die andere Delegaten
knicschwach, und nachdem man etliche
20 oder 30 Mal ballotirt halte, wurde
Hrn. Wainwright'S Name ziirnckgezo
gen! Dieß geschah, um die Tcmpe
rcnzlcr zu befriedigen. Ein gewisser
Hnmphreys, gcwcscncrTtaals-Scnator,
wurde sodann nominirt.
Und waS thaten die Demokraten?
Sic nominirtcn Hrn. Liddcl, der
nicht nur ein kernfester Demokrat, son
dern auch ein guter Bierbrauer ist!
Die Wahl kam, und siehe! Hr. Liddcl,
der demokratische Bierbrauer, wurde
mit der ungeheuren Mehrheit von 1400
Stimmen erwählt, wie auch das ganze
Rcforin-Tickct, für welches die Demo
kraten stimmten! ES wurde crwähli
in einer Stadt, die letzten Herbst lietar
lliz-vo!>I Ilu.ve-! über 4,000 Mehr
heit gab!
War daS nicht schön heimgegeigt?
Alles dies geschah, ohne deren tcmpe
rcnzlcrischc Gesinnungsgenosse zu bull
äoüo. Die anständigen und vcriiüiis
rigcn Bürger von Pitlsburg lassen siä
nicht über de Löffel Kardieren, das Hai
man ganz dcnllich bei dieser Wahl gese
hen, und haben sich recht männlich gc-
Halle. Allen. Respekt vor ihnen.
Aber Apropo: Wo, und ans welcher
Seitewai den scllcr „Frcihcitsfrcund"?
Ei, er war Anfangs zu Giiiislc „chnig
cpprr," drehte sich dann z Gunsten
Wainwright'S, bis seine Vorgesetzten
zum Rückzug blaste, nd die getreuen
Schafe nnd Böcke aufforderte, für
Hnmphreys zu stimmen; da sattelte
auch er um, nnd tanzte einen llig i Gc
gcnivart seiner Meister! Das war wie
der emal ein Bockssprnng, Hr. College,
über den sich die spätesten Gcschlcchlcr
noch lachen werden.
Die Legislatur.
Im Senat wurde eine Bill einge
reicht, wonach alle Bergwcrks-Compag
nlcn gehalten werden sollen, ihre sämmt
lichcn Angestellten jeweils vor dem vier
ten Tag eines Monats für den vergan
genen Monat auszuzahlen, bei Vermei
dung einer Strafe von 10 Prozent der
fälligen Summe, die als dann dem Ar
beitslohn zugeschlagen werden sollen.
Ferner, eine Bill, welche es HauSci
gciithllmcrii verbietet, andere Waaren
oder Güter zu pfänden, als solche, wel
che ihren rückständigen Miethern per
sönlich angehören.
Eine Bill, welche cS als ein strafba
res Vergehen erklärt, Spirituosen an
Wahltage, am Sonntag, an Minder
jährige oder sichtlich angetrunkene Per
sonen zu verkaufen.
In zweiter Lesung passirtc die Bill,
welche die Erwerbung gewisser Land
strecken an den Flüssen Ohlo, Monon
gahela und Boughioghcny zur Errich
tung von Schutzdämmcn gegen Eisstoß
und Ucberschwcmmungen gestattet.
Ferner, eine Bill, welche das Gewicht
eines FasseS Salz auf 280 Pfund fest
setzt.
Eine Bill, durch welche das Fischen
in Flüssen verboten wird, in denen kurz
zuvor Fische durch den Fisch-Eommissio
ner ausgesetzt worden, sind.
Wieder eine, welche bestimmt, daß di
Bürger eines County darüber abstim
men, wo und ob im County ein Armen
haus gebaut werden soll.
Eine Bill, welche das Abhalten von
Pferde-Rennen ans Ackerban-AuSstcl
lungen gestattet.
Eine Bill, welche bestimmt, daß eS
ein strafbares Vergehen sein soll, wenn
Direktoren und Beamte von Corpora
tionen unwahre und fahrlässige Anga
ben über die Finanzlage ihrer Compag
nien machen.
Im Hause reichte Hr. Lockwood eine
Bill ein, nach welcher die Fabrik und
Bergbau-Vcsctze auch auf die Beförde
rung von Petroleum durch eiserne Röh
ren-Leitungen Anwendung finden sol
len.
Mr. Fauiice eine Bill, nach welcher
Mord-Prozesse vor einem und nicht wie
früher vor zwei Richtern zur Verhand
lung kommen sollen.
Eine Bill wurde eingereicht. Eisen
bahngcscllschaften zu verpflichten, ihre
Bahnen in Butler Connt einzuzäu
nen.
Auch eine Bill in Bezug ans Hei
rathS-Licensen.
Eine große Anzahl Petitionen wur
den eingereicht, darunter eine von Bitr
gern von Allegheny County unterzeich
nete von Henry M. Long, in welcher
die Staat Legislatur ersucht wird, die
derselben vorliegende Locol Option Bill
in der Weise zu amendiren, daß sie auf
einheimische Weine keine Anwendung
findet und daß Eigenthümer von Brau
ereicn und Destillcricn für den Bcr
tust, der ihnen durch die etwaige An
nähme der Bill erwachsen würde, cnt
schädigt werden.
Hr. Zern überreichte einen Protest
von 2000 Bürgern von Pittsburg gc
gegen die Annahme der Local Option
Bill.
Hr. Flynn eine Petition, wonach die
Local Option Bill dahin anicndirt wer
den soll, daß sie aus einheimische Weine
n. s. w. keine Anwendung findet.
Folgende wurde zum zweiten Mal
verlesen, und sodann genehmigt:
Sin weitere Supplement zu dem
Gesetz, welches Strafen in Fällen der
Vernachlässigung, Landstraßen zu rcpa
rircn, verhängt.
Washington'Vrief.
Washington, D. E,
' dcn 26. Februar, 1877. s
' Tie Aufregung erreicht de Gr, er Aie
tse, Hitze. Wir e zu Dellri k
> e ?- Wir ,vlk ittlirire ?
—Die Verzögerung er Zählung e
ltlrl-8,lm. - öglichkeit
einer neuen Vräsirntenvhl in
iesem Jahre. Soallnng nn- W
irr den emskritischea ,-
grehmiiglierern. Haye
nnd die siidliche Demo
kraten.
i Tie Aufregung fängt hier an den
Grad der Fieberhitze zu erreichen. W ciin
die Steigerung so fortdauert, so wird
eS nicht lange mehr dauern, bis die Po
litiker in dem Stadium des „Ucliriuuis',
angelangt sind. Wird das Volk, wie
es in solche Fällen fast immer der Fall
war, mit ihnen dclirircn? Es geht
etwas vor, und man weiß nicht WaS,
noch wohin cS führen wird. Die rc
publikanischcn Politiker triumphiren,
aber ihr Jubiliern ist ganz cigcnthüm
lichcrArt. ES ist forcirt nd nicht na
türlich. Es ist, wie wenn furchtsame
Leute im Dunkeln sich Courage anpfei
fen. „Im Dunkeln" das ist die
Sache. Die „Commission" arbeitet
wie ein „elmrm"; Alles geht wie am
Schnürchen, und doch können die repu
blikanischen Politiker sich der Bangig
keit nicht erwehren, daß am Ende AllcS
vergebene Mühe gewesen ist, und die
Geschichte doch noch conträr gehen wird.
Ein Rauschen der Blätter macht sie ner
vös cmporschrccken. Das ist das böse
Gewissen. Sic haben durch die An
nahme der Elektoral - Stimmen der
Wells' „It"turnmx-Ijvaril" für HayeS
ein nicht sUhncitdes Unrecht begangen,
aber sie steifen sich darauf, daß sie keine
Bestimmung der Elcktoral-Bill verletzt,
sondern in strikter Uebereinstimmung
mit dem Buchstaben dcö Gesetzes gehan
delt haben. DaS ist wirklich so. DaS
Gesetz gab der Commission unzweifelhaft
die Berechtigung den Louisiana Wahl
betrug zu untersuchen, aber cS zwang
sie nicht dazu. Und die „Acht" hatten
gar keine Neigung dcn Bctmg zu un
tersuchen ; sie entschieden, daß cö genü
gend sei nachzusehen, ob die „Papiere
in Ordnung" seien. Wie nun, worin
die Demokraten den Spieß umkehren,
und, ebenfalls bei striktester Befolgung
des Wortlauts des Gesetzes, die Zäh
lung der Elektoralstimmcn so langsam
betreiben, daß sie bis zum ttcn März
nicht vollendet, und dann eine neue
Präsidentenwahl in diesem Jähre nolh
wendigwird? Das ist dcrAlp, welcher
die Brust der ganzen Brod- nd But
ter-Brigade beklemmt, und sie nicht nur
am Tage ängstigt, sondern auch Nachts
dcnSchlmnmer von ihrem Lager scheucht.
Werden die Demokraten sich besonderer
Eile befleißigen, um noch vor dem -lten
März die Lüge proklainircn zu können,
daß Gov. HayeS im November recht
mäßig als Präsident der Bcr. Staaten
erwählt wurde? Ans Gefälligkeit für
die Republikanischen Politiker und Be
amten werden sie das sicherlich nicht
thu, aber sie mögen der Nation ein
Opfer bringe, und ihr eine neue Präsi
dcntciiwahl ersparen, die unter dcn ob
waltenden Umständen dcn ohnehin schon
unter schwerem Druck leidende Gc
schäftS-Intcrcsscn dcö Landes einen bö
sen Stoß versetzen würde.
Es hat diese Frage unter dcn demo
kritischen Eongrcßmitglicdern bereits
eine Spaltung hervorgebracht. In der
Partei im Allgemeinen ist das noch nicht
der Fall; sie ist bereit jedes Resultat zu
acceptlrcn, wie cS auch ausfalle. Eine
abermalige Präsidentenwahl in diesen,
Jahre würde auch dcn Demokraten als
ein groszcS Uebel erscheinen, und nur,
wenn Pflicht und Gerechtigkeit sie un
abwendbar machen, würden sie die Noth
wendigkeit acccptiren. Die südlichen
Demokraten waren bisher am Meisten
einem Interregnum abgeneigt, und das
um so mehr, als sie gute Ursache zu der
Annahme zu haben vermeinten, dasz
Gov. Hayes, wenn er in das Präsiden
ten-Amt gelange, ihnen Recht und Ge
rechtigkeit widerfahren lassen würde.
Persönlich unbeliebt ist Gov. HayeS bei
dcn Demokraten überhaupt nicht, und
wenn doch einmal ein Republikaner in
daS Amt gelangen soll, so sehen sie ohne
Zweifel lieber ihn darin, als irgend ei
ncn anderen Eandidalen, die vor der
Cincinnati Convention waren. Auch
kann ihm Niemand „nachsagen," daß er
an den zu Gunsten der republikanischen
Aemtcrinhabcr begangenen infamen
Wahlfälschungen irgend thcilgenommen
oder sie inspirirt habe. Die Kellogg,
WcllS, Chandler, Morton. Eameron'S
u. s. w. operirtcn für sich selber, nnd
nur als Mittel zum Zweck, für Hayes.
Den südlichen Demokraten, denen die
schrecklichen Leiden eines Bürgerkrieges
noch frisch im Gedächtniß sind, wirkten
vor Allem darauf hin, daß Frieden im
Lande erhalten bleibe. Ihr nächstes
Hauptaugenmerk ging und geht dahin
Louisiana und Süd-Carolina von dem
Fluch und der Tyrannei der Earpct-
Baggcr-Negicrungcn zu erlösen, unter
denen sie so unsagbar gelitten haben.
Da ihnen auch in dieser Beziehung in
Betreff dcS Gov. HayeS beruhigende
Zusagen gemacht wurde, so stimmten
sie fast einstimmig für die Elektoral-
Bill; d. h. für einen friedlichen Aus
trag der PräsidciitschaftS-Frage, selbst
um dcn Preis, daß der rechtmässig er
wählte Candidat ihrer eigenen Partei,
Hr. Tilden, dadurch um das ihm gebüh
rende Amt gebracht werden sollte. Seit
wenigen Tagen hat sich jedoch dic MH
lage wesentlich geändert. ES ersetzte
nämlich im "dlno Ltato Journal," wel
che? für das spezielle Organ des Gov.
HayeS gilt, ein geharnischter Artikel, in
welchem darauf gedrungen wird, dasz
die Bundesregierung sofort TovernSr
Packard von Louisiana und Gov. Cham,
berlain von Alb-Carolina alt die recht
mäßige GvvernörS jener beiden Staaten
anerkenne, und durch BnndeStruppen
! diesem ihrem Beschluß Nachdruck gebr.
Dirser Artikel hat wlc ein Fcucrbrand
gewirkt, welcher in ein Pulvcrfasz ge
wsrfcn wird. Gov. HayeS hat zwar
ausdrücklich erklärt, dasz er von dem
Artikel nicht eher etwas gcwussi habe,
als bis er ihn in der Zeitung gelesen
habe, über die Hauptsragc, nämlich, ob er
Packard oder NichollS als Governör von
Louisiana anerkennen werde, hat er sich
gar nicht ausgesprochen. Die Demo
kraten, welche für eine neue Wahl in
diesem Herbst sind, argumentircn, wie
man denn erwarten könne, daß Gov.
HayeS den Wells' Uvtui,iiux-L<>l>r>l,
welcher ihn zum Prüsidciitcnanite vcr
half, durch die Anerkennung von Gov.
NichollS dcSavouire, und dadurch einen
direkten Zweifel auf die Rechtmäßigkeit
seiner eigene Erwählung werfen wer
de?
Wie dem auch fei, es ist jetzt wieder
Alles Ungewißheit und erst die heute
bcgittnciideWoche wird Klarheit gebe.
„ES muß doch „Wie" werden," lautet
eine Berliner RcdcnSai t. Die Demo
traten hatten in einem früheren CaucuS
Antrüge, welche auf eine Verzögerung
der Zählung dcSElektoral-VotumS ziel
ten mit großer Mehrheit verworfen und
beschlossen, den EancuS bis nach der
Oregon Entscheidung zn vertagen. Am
letzten Freitag trat er wieder zusammen
und beschloß Verzögerung. Am Sams
tag Morgen stimmte aber eine ansehn
liche Anzahl Demokraten mit den Rc
publikancrn für die sofortige Weiter-
Zählung, nnd warf also den CaucuS-
Beschluß über den Haufen. Nachmit
tags hatte sich das Blatt bereits wieder
gewendet, denn die Mehrheit des Hau
scS stimmte für den Antrag einen
„Reoe-s" zu nehmen. Im CaucuS hat
ten die „Verzögere?" auch wieder cnt
schieden die Oberhand. Eine offene
und direkte Erklärung von Gov. Haycs,
wie er es mit der Anerkennung von
Packard oder NichollS, resp. Chamber
lain oder Hampton halten werde, mag
die in'S Stocken gerathene Karre bald
wieder in Bewegung setzen. Sprecher
Randall handelt unparteiisch und nicht
allein nach dem Wortlaut, sondern auch
im Geiste des Gesetzes; er hat alle de
latorische Anträge, welche das Gesetz
nicht ausdrücklich gestattet, ziirückgcwie
sen.
In Acht Tagen wird man mehr wis
scn, als jetzt, und dann hoffentlich die
Agonie vorüber sein. Möge der Aus
gang zum wahren Wohle der Nation
sich wenden. >B.
Korrespondenz au Bcaver kounly.
Der Erfolg des nächtlichen
Gottesdienstes.
Bon junge Gliedern der englischen
Methodisten Kirche in Rochcstcr ist vor
einigen Wochen zurück eine llnzüchtigkcit
verübt worden, welches beweist (und
jeder Vernünftige wird und muß es zu
gebe), daß der nächtliche Gottesdienst
der Kirche ihrem Zweck mehr zum Nach
theil als zu ihrem Vortheil gereicht.
Daß viele Leute und hauptsächlich die
Jugend gegen diesen meinen Vorwurf
ist, weiß ich recht gut, aber warum sind
sie dagegen? weil es. ihre unmoralische
Gelüste nicht befriedige zu können, an
greift. und zu verhindern sucht. AIS
ich noch nicht sehr lange mein Bedauern
darüber bei einem Prediger ausdrückte,
erwiederte mir derselbe: „Daß gerade
des Abends die Kirchen in den Städten
am meisten besucht würden." Dasgcbc
ich Wohl recht gerne zu; aber welchen
Nutzen bringt gewöhnlich jener Besuch
bei den Meisten ? Gewiß nicht der, den
ma dadurch zu erreichen sucht. Ich
habe einen Sohn und als dieser ochzu
HauS und etwa 14 bis 15 Jahren alt
war, plagte derselbe mich allabendlich,
wenn Kirche war, um Erlaubniß hinein
gehen zu dürfen. Da ich jedoch densel
ben am Togc fast stets nur mit dem
Stock zur Kirche bringen konnte, so ver
weigerte ich ihm natürlich auch dcS A
bends meine Erlaubniß, und er mußte
daher zu HauS bleiben. Als ich ihn
zur Rede stellte, warum er gerade des
Abends so gern zur Kirche ginge, ant
wortete er: Abends sei mehr "tun."
Also mehr Scherz oder Spaß sagte ich,
und was für Spässc sind das? O al
lerhand kleine und große, war die Ant
wort. Kleine und große Spässc in der
Kirche dachte ich, und habe mir seither
beinahe den Kopf zerrisse, wa der
Junge wohl damit meinte, bis mir nun
vor einigen Wochen zurück das Räthsel
gelöst wurde und ich erfuhr, welche Ar
ten von Spässcii oftmals bei jenen Ge
legenheiten vorfallen. Jedoch will ich
cS dem gütigen Leser selbst überlassen,
ob er folgenden geschehenen „Spaß" un
ter die „Kleinen oder Großen" rechnet.
Tic gute Sonne hatte schon längst
ihre letzten Strahlen über das im
Schnee Gewand bedeckte Erdreich dahin
gesandt, nnd die Sterne glänzten bereits
schon in voller Pracht am Firmament,
als gar manches Pärchen in warme
Kleider gehüllt, eilig dcrKirchc zuschritt.
Unter diesen Kirchenbcsnchcr befanden
sich auch wie schon oben erwähnt
ein junges Liebespaar, welchem diese
Gelegenheit trefflich paßte, um ein Ren
dcnzvonS abzuhalten; und da man ih
nen allerhand Hindernisse in den Weg
legte, um irgend eine Zusammenkunft zu
vereiteln, so war nur der Gang zur A
bendkirchc die einzige Gelegenheit, die
ihnen hierzu dargeboten wurde. Und
so geschah cS auch an jenem verhängniß
volle Abend; da cS aber kalt und der
Schnee sehr hoch lag, so mnßlc ein Ob
dach gesucht werden nd das fand
sich dann auch zum Glück oder Un
glück der Liebenden in dcS Kirchcndic
iicrs Haus, ganz nahe der Kirche. Mu.
thig schritt man in die Stube und fand
da der Kirchendiener mit seiner Frau
in der Kirche beschäftigt waren, nur
ein kleine Mädchen darin, welche als
bald nnler dem Borwand. daß man ei
ne Pries lesen wdllr.bcn aber Niemand,
außer den beiden Liebenden hören dürfe
beseitigte. Ilio darret a<zu> ,
Was aber 1117 bis zur Znrückkiinft
des Kirchendiener Frau geschah, kann
man sich eher denken als wte öffentlich
sagen, 1) usts siwplioitu! Erschrak
kcn rief dl' T'iu. unter 4>em Anblick
wie ss dehn siedenden fand, au,
daß ssr suy fachen in ihrem Hau
se in Zukunft verbitte, und fügte fragend
zu dem schwächeren nnd überwundenen
Mädchen hinzu : „Gelte, er hat Dich
gezwungen?" Ei leises „Ja." war
Antwort, worauf sich aber der Held her
um gedreht und seine verlebte Ehre ver
theidigt haben soll. Anständiger Wci
sc halber wurde den nächsten Tag der
Malcficant gcrichllich verfolgt, halte
aber zum Glück oder Unglück der Be
thciliglcn dcn Reißaus gciiomincn. So
geschehe im Jahre dcS Heils, und zwar
in der Bet oder Brg
zeit. 1877! Wie man im hört, so sind
Beide ihres Kirchciircchtcs als verlustig
erklärt worden.
M oral!
l.oia!e ReulgkcUcn.
VancaSter.
Doiicrstag. Märzl, 1877.
Lancastcr Korrespondenz.
Lancastcr, Februar 26. 1877.
Zur Nachricht.
Der Demokratische Elnb der 4tcn
Ward von Lancastcr benachrichtigt hier
mit John Wacks ä r sch, daß er von
dem chrcnwcrthen Verein ausgestoßen
worden ist, weil er sich hat versohlen
lassen.
Die Eonimittcc.
Tie Wahl in Lankaster.—Der Lan
castcr "IntelUgeiicor" brachte am Mitt
woch einen kolosalcn „lioosto-," nebst
einem todten "(loon', mitMayorSlanf.
fcr von daselbst, als Leichenbeschau?!:
des armen "Coon"; dann ein Bild,
wo der Mayor mit einem radikalen
Spanferkel die Reise nach dem Salzfluß
antritt; ferner ein Bild dcS „wahren
Jakob." dessen Augen wie böhmische
Dörfer aussehe; wiederum ein Bild
des hinkenden "3m' j Gestalt eines
abgemagerten Pferdes, das aussteht, als
ob es blos Heu-Spitzen zn fressen bekä
me nnd ansrnfcn wolle:
lind endlich folgt auch ein Bild, ans
welchem Bürger einen betrügerischen
Tarschwindlcr mit Fußtritten traklirc.
Das alles bringt der "Intolligoneer" ans
purer Freude über den großen Sieg der
Demokraten.
Ist auch kein Wunder, daß sich unser
College freut. Er sieht, daß seine wohl
gemeinte Mahnungen a die guten Bür
ger von Lankastcr nicht unbeachtet ge
blieben sind.—Es lebe die Demokratie!
Wie bereits letzte Woche in einem klei
nen Extrablatt der „Staatszcilnng" bc
könnt gemacht, haben die Demokraten
von Lankastcr ihren Candidat für das
Mayoramt mit einer Mehrheit von 53
Stimmen erwählt! Noch am Abend
vor der Wahl wetteten die Radikalen,
daßMayorStauffer. welcher das vorige
Mal 500Mchrhcit Halle, mit cincrMchr
hcit von wenigstens 200 wieder erwählt
werden würde. Allein sie haben sich
arg in die Finger geschnitten, nd schreck
lich verrechnet.
Wenn man bedenkt, welche Milte! gc
braucht wurde, Hrn. John T. M a c-
Goniglc, den erwählten Candidäkcn
zu besiegen; wenn man betrachtet, wie
selbst der Rcligionshaß ansgcstachclt wur
de, wie dcrNativiSmus seine giftigcZun
gc erhob, und die Deutschen sowie Ame
rikaner gegen Hrn. M. aufgehetzt wurde,
weil er von Irländcr abslammt (er selbst
ist in Lankastcr geboren); wenn man
beobachten mußte, wie Geld verschleudert
und falsche Tasichcinc benutzt wurden,
m den demokratischen Candidatc zu
schlagen, so dürfen sich die Demokraten
von Lancastcr wohl zu ihrem Siege
gratnlircn.
Alle Wards der Stadt haben ihre
Pflicht nobel erfüllt, aber keine mehr
noch besser, als wie das demokratische
Gibraltar,—die Achte Ward. Sic al
lcin'gali Hrn. MacGoniglc eine Mehr
heit von 37K! ES ist dieß die Deut
sche Ward der Stadt, und wird von
den Radikalen spöttisch deßhalb nur die
„SauerkrautWard" geheißen. (Uebri
gens essen sie selbst das Sauerkraut sehr
gerne, besonder wenn es nichts kostet!)
Die Aufhetzereien gegen Hrn. Mac-
Gonigle, der zufällig ein Katholik ist.
waren also verfehlt, und haben den An
stiftern nur geschadet. Alle Ehre de
Bürgern von Lankastcr, die die Stiche
leien der Fanatiker mit Verachtung von
sich wiesen, und für einen Mann stimm
ten, dessen erste Sorge es sein wird, das
Wohl dcrGcsammibcvölkcruna dcrStadt
zn befördern. Nnd daß er die Wüiyche
dcrßürgcr auch ausführen wird, bcwcißt
seine frühere Laufbahn. Es gibt unter
jeder Denomination Gute und Schlech
te; Niemand hat ein Recht, die eine oder
andere zu verdammen; das stehet einer
höheren Allmacht zu. Nur Dcr ist ein
guter Bürger, der das Wohl Aller zn
befördern sucht, cincrlri ob er Protestant
oder Katholik ist.
FürSchnldircktorcn erhielte sammt
liche Demokraten eine Mehrheit im
Durchschnitt von nahezu 100, während
die Demokraten auch im Stadlrath ein
Mitglied gewannen, nämlich Hrn. Ze
cher in der 6tcn Ward, welche immcr
für die Republikaner ging.
Hurrah sürMarirtta!—Die Demo
krakcn vom benachbarten Marictla ha
bei, sich bei der letzte Wahl recht top
fcr gehalten, indem sie ihren Bnrgcß,
Hrn, W a I t c r F r c >) b c r g cr, mit
einer Mehrheit von 3 Stimmen erwähl
ten, ein Gewinn von 117 Stimmen seit
letztem Herbst! Bully für Marictla.
Auch in Kork erwählten dieDcmokra
te ihren Mayor, nämlich Hrn. Pollns
mit 266 Mehrheit—Seil thut'S.
Di Beerdigung dr ,. Krrnan.
Die Beerdigung des Reo. Vater
Krcnnii. Pfarrer nn der St. Mary's
in Lancastcr, de ältesten Prediger die
ses Landcs. dessen Tod wir letzte Woche
meldeten, fand am Donnerstag Vormit
tag um 10 Uhr, wie bekannt gemach
worden war, unter einem nngthenrcn
McnschkngcdrSngc statc. Die Leiche
war Tags zuvor wie auch am Morgen
drr Beerdigung j„ der Kirche ausgc
stellt. Eine Silbcrplattc auf dem Sarg,
decke! >rg die lateinische Angabe seines
Namens. Alters und Todestages, Der
Todte war in das Meßgewand gekleidet
nd hielt einen silbernen Kelch in der
Hand. Er sah ruhig und friedlich nd
weit jünger aus, als er in der letzten
Zeit seines Lebens ansgcschn Halle, Ein
ngchenrcr Andrang dcS Volkes, Män
ner, Frauen nd Kinder, ergoß sich an
beiden Tagen in die Kirche; Hunderte
Mlißtcn ausgeschlossen werde. Bei
cm Todtcnanilc, das ans'S Feierlichste
von I. F, Shanahan, Bischof der Diö
ccsc, (Harrisbnrg.) begangen wurde,
waren der Erzbischof von Philadelphia
(Wood) und die Bischöfe von Alleghe
ny (Domenic), vonScraton(L'Hara)
und von Pittsbnrg (Twigg) anwesend.
Die Lcicheitgcfänge dcS Eiern während
dcS TodlcnamtcS wurden von Vischcf
O'Hara geleitet. Die Studenten dcö
Lt. Charte Seminars in Philadelphia
sangen unter Leitung des dortigen Pro
fessors der Gregorianischen Gesänge,
McGoniglc, das „Libcra," Die Lei
chenrede hielt Erzdischok Wood von
Philadelphia. Ganz Lancastcr schien
dcn Heimgang dieses braven Manne
zn betrauern.
Sondcriarr Zusammentreffen.
Der Tod des Ehrl. Vater Kccnan von
Lankaster hat manche Erinnerung an
die frühere Geschichte jener Stadt er
weckt. Am 22stcn Februar, 1877, am
selben Tage als Vater Kccnan beerdigt
wurde, waren es gerade 27 Jahren, als
Gas zum erstenmal in die Store von
Lankastcr geleitet wurde! Das „Schwa
nen Hotel" am Eenlrc Square war da
erste Gebäude, welches bei jener Gelegen,
hcit illnininirt wurde, Vater Kccnan.
einer der ersten Stockhaltcr der Gas-
Compagnie, war gegenwärtig, als das
Gas zum erstenmal anfgclcnchlct wurde,
und war ungemein froh, das große Cr
cigniß mitanzuschaiicii. Er blieb einer
der Stockhallcr bis zn seinem Tode,
Von den 165 Ctorkhaltcrn der Compag
nie sind jetzt 90 todt, während von deren
Beamten nur noch zwei am Leben sind,
nämlich die Herren Hngh Corcoran nd
Gco, K. Rccd,
Gemeinheit der Radikale. An
der Manor Straße in Lcnikastcr hallen
die Demokraten einen Frcihciisbaum
errichtet, a dessen Spitze eine Ver.
SlaalcnFahiic fiallcitc. AmMillwoch
Abend, bei Hellem Mondschein, gelang
cS irgend einem radikalen Schuft, die
Fahne nd de Strick mit welchem sie
befestigt war, zu stehlen! DaS ist nichts.
Eine Partei, welche mehr denn einer
Viertel Million Bürger daS Bürger
recht stiehlt, wüede sich nicht scheue,
selbst die Gräber der Todten zu berau
ben.
Durchgebrochen. Etwa 20V Aard
vom Damm über den Snsguehaiina
gegenüber Columbia wurde neulich durch
das Eis hinweggcrisscn. so daß Fischr,
besonders Schad wahrscheinlich jetzt eine
freiere Bahn haben wie früher, um den
Flnß ailfwärtS gelange zn können, zur
Freude des Publikums und der Fische
selbst. Der Damm ist eine Xuioanve.
Räthsel.
Auflösung der Räthsel in Nro. 29. der
„Staatszcitiiiig" :
No. 1.
Bu r r
II d n
F a >'
Fond
A Ii Ii o
L Ii I n
O Ii t
„V u ffal o R ondo t."
Folgende Personen schickten die rich
tige Auflösung ein: Karl F. Rothe, Phi
ladelphia ; Henry Vieschon, Havrc de
Gracc. Md.; W.F. Reiser, Rcading.
No. 2.
kern
c r i c
> l)
ii c i n !
1. Kern -2. Erie.—3. Rigi.—3. Nein.
Auflösung von folgenden Personen :
W. F. Reiser, Rcading; H. Vieschon,
Havrc de Grace, Md.
No. 3.
„Regenbogen."
Auflösung von folgenden Personen -
Mrs. Regina Hartig, Kittanniiig; W.
F. Reiser, Rcading; Henry Vieschon,
Havrc de Gracc, Md.
No. 4.
„Kein c,"
sie müssen hineingethan werden
Keine richtige Auflösung eingeschickt.
No. 5.
„Die Mahlzeit."
Keine richtige Auflösung eingeschickt.
Neue Aufgaben:
No. 1.
Cm in inwillkürlich Theilt zerlegn ? l-rch
ort!
Sit—spie—sc ver
Bei bc ten-te
Bö lc g der —
No. 2.
Mein Crslcs wird gebacken nnd ge-
Nesse.
Mein Zweites wird gebackc nnd gc
gcssen;
Mein Ganzes wird gebacken und gc
grsscn.
zCenlr. T rm.)
No. 3.
Wie schreibt man die Zahl 1> 9 mit
vier Ziffern?
No. 4.
Wie kann man Doppelbier machen,
ohne z brauen?