Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, February 08, 1877, Image 2

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    Du sttMl'i Zeitllllg
q>rrsvurii
D o n>'r Ii oq, Febr. >, 1^77,
Ist nicht whr ?
Wie die Katze das Mausen nicht las
scn. so können auch die republikanische
Blätter das Lüge nicht lassen. Da
sagtdcrPittsbllrgcr..Frcihcits Fred "
von, letzte Doimcrstag. daß die Ncw-
Bork "Aon ei Tilde Blatt sei. Das
ist nicht wahr, Mr. „Freiheits-Freund"
Jeder der die 'Vu" liest, weiß, daß es
ein verbissener radikaler Wisch ist.
Ungeheure Schuldenlast.
Die städtische Schuld von Phiiadcl
phia, hat. wie aus dem Bericht des
Eity-ControtterS selbst erhellt, seit den
letzten fünf Jahre um vierzig Mil
lionen DollarS zuge o m
meil!! Acht Millionen jedes Jahr
Ist das nicht schrecklich? Wir können
dicßürgerPhiiadciphias noch länger zu
sehen. ihre Stadt in einer noch viel
größere Schuldenlast unter der jetziger
Verwaltung zn stürzen ?
Die neue Lokal Option Bill.
Wie letzthin in diesem Blatte gemcl
bet. ist bereits eine tue Lokal Option
Bill in der Legislatur eingereicht, die
von der Committee über „Laster und
Moralität," gnnstig berichtet worden
war. Die Bill verlangt, daß in allen
Coimlics des Staates eine Wahl am
dritten Dienstag im Moiiat Februar
stattfinde solle, um sür oder gegen Lo
kal Optio zn stimmen, Städte solle
nicht einzeln, oder vom Connty getrennt,
wie früher, sondern vereint mit dem
Coniiti) stimmen.
Daß die Temperenzler in vielen der
Coiintics den Sieg davon trage wer
de. (im Fall die Bill passirt.) darf
man wohl glauben, da sie alle Anstren
gungen machen, ihren Plan durch,-
setze ; allein die leisten Coimtics nnd
Stäotcn werden Mehrheiten gegen Lo
kal Option abgeben.
Bei der' früheren Wahl über Lokal
Optio, entschieden sich aus 25 Städten
alle bis anf 6 oder 7 für Liccnse, und
gegen Lokal Optio; in Harrisbnrg
selbst hatten die Gegner dcS Gesetzes
jedoch nur eine Mehrheit von etlichen
60 Stimme; somit fehlte es nicht viel,
um den Temperenzlern in dieser Stadt
den Sieg zu verschaffe.
Daß Govcrnör Hartranst das neue
Lokal Option Gesetz genehmigen wird,
ist sicher, trotzdem fast sämintticheWirlhc
nnd Bierbrauer vor zwei Jahren für
ihn stimmten. Es wäre allerdings schnö
der Undank, aber was fragen republika
nische Beamten nach Dank, wenn sie
einmal im Amte sind,
Wie schon früher, so fragen wir nun
nochmals: Wie kömmt es, daß jedes
mal solche gehässige Bills oder Vor
schläge vor die Gesetzgebung kommen,
wenn die Republikaner am Ruder sind?
Ist es etwa, weil dci weitem die meisten
Temperenzler zu jener Partei gehören?
Wir anlworlc - Ja, Die Wirthe nnd
Bierbrauer wissen das auch. Nun aber
fragen wir weiter: Wie kommt es den,
daß, weil die Wirthe nd Bierbrauer
dieß wisse, sie doch immer wieder sür
die Republikaner stimmen? Ja, da lic
der Leser, können wir keine Antwort ge
ben. cS sei denn, weil viele derselben eben
noch mit Blindheit geschlagen sind.
Will man ein Knrbclgcsttz rinsührrn?
So lange dos Schiedsgericht in Sitz
niifl ist, sollte de Demokraten verböte
werden, Versammlungen abzuhalten und
Drohungen auszustoßen, Dieselben ha
den ns schon durch ihre fürchterlichen
Kriegsdrohungen genügend geängstigt
-ind sollten daher, wenigstens so lange
die Stininieuzä'iluug dauert, einer streu
>gr Ecusur unterstellt werde
So schreibt der „Pittsburger Frei
hcltssrcuiid" Das Lese obiger Zeilen
erstaunte uns Anfangs, da daö Gesagte
den Schein hat, als wolle unser College
den Demokraten einen „Maulkorp" au
hängen, und ihnen die Freiheit rauben,
Versammlniigen zu halten. Ein solches
Verbot wäre eine Art Kneliclgesetz wie
mau sie in mauarchischcu Ländern hat,
und würde für unser freies Amerika
ganz und gar nicht passend—Doch, nach
reiflicher Ueberlegung. und uachdem wir
es mthrcmalc durchsehen hatte, b wir
auch mit nscr Gucktasten richtig grie
sc hätten, mußte wir laut auflachen,
wobei ns die Worte jenes Liedes ein
fielen worin es heißt:
„Sei nur nicht ängstlich, mein Sohn-'!
Nein, Meister .Areihcitsfreynd," sei
nur nicht ängstlich, denn stehe, die De
mokraten sind ei ganz harmloses Völk
chen, nur darf mau sie nicht knebeln,
denn das ist nicht demokratisch. Auch
darf man ihnen ihre Rechte nicht neh
me, den das ist tyrannisch. Wenn
der.Hrciheitsfrcund" von „fürchterli
chen Kriegsdrohungen" faßelt, so gibt er
zu erkenne, daß seine Sache anf schlech
ten Füßen steht, uud daß die Republik
er betrügerische Absichten hegen.
In einer Republik hat da Volk zu
jeder Zeit ein Recht. Versammlungen
z halten, und sich z berathen. Rur
die republikanischen Nachtculen scheuen
das Licht, nicht aber das demokratische
Golk. — Also nur nicht so ängstlich,
ihr Herren Censurrittcr,
Tod eines Redakteur.-Hr. Daniel
OMcill, einer der Redakteure und Ei
genthümer der "Dittabrg viipatad,"
starb uorleßtcn Dienstag in seiner Woh
nung in jener Stadt, im Alter von 4/
lahren, Verstorbener war ein Arlän
der von Geburt, aber ein eifriger Repu
blikaner und tüchtiger Journalist,
Tis vrrlsgung dsS kapltvttilMs.
Wie schon seit cincr Reihe von Jah
ren, so machten auch diesen Winter eine
Anzahl Krähwinklcr wieder den Ver
such, die Verlegung des Capitolium
von Harrisdnrg ach Philadelphia z
bewerkstellige.
ES geschah dieß jedoch blos von Sei
lcn Solcher, die ihr „Schäfchen" dabei
zn schccrc hofften. Di-„Memorial-
Halle" auf dem Ccnlcnnialgrnnd. wie
a'nch die umliegenden Banlottc. auf
wclchc das Capitolgcbäudc errichtet wer
den sollte, bot ihnen Gelegenheit, einen
tüchtigen "3ob" daraus z machen.
Zwar gaben sie Ansang a, alle
nöthige Gebäude nciiigeldlich z
errichte, als es aber zum Klappen kam,
da erschrocken sie über die großen Kosten
welche die Bürger Philadelphias zu > c
zahlen hätten, und verlangten blos eine
halbe Million, um die Gebäude z er
richten.
Einer der wärmste Vesürwortcr der
Maßregel war ein gewisser Harry Huhu
von Philadelphia, welcher als einer der
chlanslc "11<>j,i<-r" bekannt ist. Ein
andrer der Sippschaft war ein Mr. OS
bonrnc, dem gesagt worden sei soll, er
solle ichi ach Harrisbnrg kommen, da
er die Stadt nie wieder lebendig verlas
sen werde! (Die Harrisburgcr müssen
drum doch schreckliche Menschen sein,)
—Wahrscheinlich hat jedoch Hr. Os'
bonrnc jetzt schon ansgcfundcn, daß sei
c Bcfürchliglingcn gänzlich grundlos
sind, nd daß die Harrisburger ein ganz
harmloses Völkchen ist. Nur duldet es
keine Vagabunden, Diebsgesindcl nd
Gesrtzcsvcrdrchcr, Diese jagen sie zum
Fenster hinaus, wie weiland Thad.
Stevens,
Alle die schönen Redensarten der Be
siirmortcr der Bill und die Lockspeise
welche sie darboten, halse ihnen nichts.
Selbst viele der Bürger von Philadel
phia sind gegen die Verlegung des
Capitolium nach ihrer Stadt, da sie
jetzt schon mit Schulden überhäuft sind
Auch das Volk in den Landdistrikten ist
gegen die Verlegung, und verlangt, daß
das Capitolium bleibt wo es jetzt ist.
Der Vorschlag kam nii endlich letzte
Woche vor das Hans zur Entscheidung;
anf die Frage: „Soll das Capitolium
verlegt werden," stimmten 57 Mitglie
der dafür; 124 stimmten dagegen, nnd
20 stimmten gar nicht. Die Abstim
mimg war wie folgt:
Für die Verlegung de Capitals
stimmten die Herren Vachinan, Vigger,
Boone, Bnckman, Butler, Vnllard, Cor
vcr,Cttnmgham,Devcrcnr,Donaldsoil
Donglaß, Edgc, Fauncc, Fish, Fulton
(Ehester), Gcnlner, Gillespie (Philadel
phia), Graham (Philadelphia), Groß,
Hall, Heller, Hill (Philadelphia), Howe,
Huhn, Jacob, Jackson (Snllivan),
James, Jones, D, M,, (Blair), Jones,
D, M,, (Luzerne), Kicrstcad, Kocher
spcrgcr, Krämer, Law (Moiitgomcry),
Lcigh, Lodgc, Marshall, Mallack, M-
Cleary, Mcans. Moore, Nagle, Ncill,
Osboiirnc Pattcrso, Pclroff, Potts,
Ouirk, Rapshcr, Ringgold, Salier,
Shaiitz, Shoch, Snavely, Sonder, Wal
ter, Benkel nd Boung—s7.
Gegen die Verlegung, die Herren
Ackcrly, Alexander, Andre, Bell, BN
lingslcy, Black, Bowcrs, Bowman,
Brooks, Brown, Burgcß, Cauahey,
Conrad, Creps, Dcwccs, Dickey, Don
nelly, Downey, Duncan, Carl, Eber
hart, Englcbcrt, Ettla, Fclthoff, Find
lcy, Flinii, Fostcr (MKcan), Fostcr
(Bradfoid). Frazer, Fulton (Indiana),
Gaffey, Garmon, Gates, Gchr, Gcm
miU. Gillct, Graham (AllcghenyX
Grccnawalt, HalloweU, Haycs, Heiner,
Hill (Alleghcny), Hill (Fayetlc), Hi t
(Lycoming), Hincs. Hitchcock, Holland,
Hughes, Jrvine, Jackson (Mcrccr),
Jackson (Wyoming), Kauffmnn. Kim
ble, Kincade, Kline, Knipe, Larrabcc
(Poticr), Larrabcc (Susquchanna),
Lcam (Bucks), Lockwood, Long, Longa
kcr, Mapes, Martin, M Earron, M-
Elure.M Eormick, M'Elroy.MGoivan,
MHcnry, M'Kibbcn, M'Lcan, Meyers
(Somerset). Misfiin,Mifler(AUeghcny),
Miller (Berks), Miller (Lebanon), Mil
ler (Snydcr), Mincr, Mitchell, Mona
ghan, Morgan (Lawrence), Morgan
(Schnylkill), Nelson, Nisley, Peoples,
Port, Onigley, Rezncr, Nichardson, Ro
bcrts, Scarborongh, Schnatlcrly, Schaf
fer(Alleghcny), Schäffcr(Bcrks). Schell,
Shcrwoad (Northumberland), Shcr
wood (Bork), Sheibly. Shonk. Shoe
makcr, Smith(BcrkSH Smith(Luzcrne),
Spcars, Stackpolc, Steinmetz, Steven,
Stewart, Stober, Stone, SummcrviUc,
Täte. Thomas, Tyler, Walker, Wcaver
(Alleghcny), Wcaver (Ccntre), West
brook, Will, Wilcox, Mise, Zern und
Sprecher—l 24,
Abwesend oder gar nicht stimmten
die Herren Bakcoven, Chapin, Crawford,
Elliot, Gillespie (Jeffcrson), Harris,
Haßlett, Henry, Hnnter, JoncS, S, S,,
(Luzerne). Zudgc, Kennedy, Lindsey,
Mackin, MKi, OM-ils. Pallatt, Pot
ter, Snyder und Spang---20.
Somit wäre denn diese leidliche Fra
ge beseitigt, und zwar hoffentlich-für
immer,
Harrisburg ist von allen Seite leicht
zugänglich; da Klima ist gesund, und
das Capitolium hat eine der schönsten
Lagen im Staat, Eine Verlegung des
Regierungssitzes würde eine enorme
Summe koste, während de Staat
auch nicht der geringste Nutzen dadurch
entspränge.
Das dumme Geplärr, daß bessere
und tüchtigere Männer in die Gesetzge
bung erwählt werden würden wenn
das Capitolium in Philadelphia wäre,
ist ein Insult, den weder die jetzige upch
frühere Gesetzgeber annehme. Hätten
nur manche der jetzigen Gesetzgeber er
nen solch gute, ehrenhaften Charakter
wie jene vor 30 nd 4 Zshxen, (ziyd
für Jene war das Capitolium hinläg
lich groß und gut genug), so würde mok
nicht so viel über Corrnption und
Schwindeleien hören.
Ehe über den Antrag der Verlegung
abgestimmt wurde, hielt Hr. Osbourne
von Philadelphia eine längere Rede,
worin er den Plan befürwortete nd
beantragte, daß die Angelegenheit t>M
BZplke zur Abstimmung vorgelegt er
de fest. Er wies auf das Beispiel an
derer Staate, z. B, Massachusetts hin,
woselbst sich der RegieruvgSfitz in Boston
und nicht in einer entlegenen Landstadt
befindet.
Mr. Kanizee, Dem., Philad,, war zu
Gunsten der BersegW de Regierung
sitze nach Philadelphia, erklärte sich je
doch gegen die vorliegende Bill, welche
den Bürgern Philadelphia (die bereit
75 Millionen Dollar Schulden und
ihr Eigenthum über dem Werthe besten
crt haben) weitere Ausgaben vn zwei
bis drei Millionen Dollars für die Ge
bäude auferlegen würde, da die Memo
rial Halle für das Capital bestimmt sei-
Er sagte, er wäre für die Bill, wenn der
Staat die Ausgaben tragen wolle; die
Finanzen Philadelphia seien zerrüttet
und die städtische Warrants würden
in den Straßen unter xri verkauft.
Die Republikaner Huhn und Quirck
stellten dies i Abrede, worauf Mr.
Schell eine Beilage des „Evcning Tele
graph", worin achl Seite voll Anzeigen
des Sheriffs von Philadelphia über den
zwangsweise Verkauf von Häusern ent
halten waren, nach dem Pulte des Clerks
schickte nd daSVerlese drrselden denn
tragtc!
Es wurde Weiler erwähnt, daß die Re
pttblikancr in Philadelphia Drohungen
gegen Mitglieder der Legislatur ansgc
stoßen hätten, welche sich der Maßregel
widertetzen würde, und daß Ex-Mayor
McMichacl erklärt habe, die Bürger
Philadelphias seien gegen die Bill und
würden sie mit cincr Majorität vo
20,000 Stimmen verwerfen.
Der Antrag auf Zurückweisung
derßill wnrde mit 128 gegcn 57
Stimmen angenommen nd kann
dieselbe in dieser Sitzung nicht mehr
aufgenommen werden,
Wa denkt man dada ? Die
Stadt Philadelphia hat eine Schulden
last von mehr de drei und sieben
zig Millionen Dollars! Die
schwebende Schnld. lauter ausstehender
Warrants von fälligen Zahlungen der
Stadt an ihre Gläubiger, belänft sich
allein ans mehr vis l 0 Millionen
Mayor Stockley hat nicht etwa blos zu
gesehen, wie diese Schuld nnsgchänfl
wurde, sonder auch die Hand dazu ge
reicht, und alle die Bills genehmigt, wel
che diese jammervollen Zustand herbei
führten. Jetzt soll die Legislatur hel
scn und diese schwebende Schuld fundi
ren —damit die Rings wieder neue
Schulden machen können, wenn sie
nämlich vom Volk am Ruder gelassen
werden. Hoffentlich wird den Ring
sters diese Hoffnung diesmal endlich
verdorben.
Und wie hoch ist die Schuld von
Harrisbnrg? Es heißt, 1,000,000!
Wie viel? aknrate eine Million!
Als Entschädigung wird da neue Was
scrwerk auf 5900,000 veranschlagt, ein
Pfuschwcrk, das kaum die Interesse
werth ist, was es kostet zu baue.
Die Legislatur.
Die Bill zur Vcntilirung der Kohlen-
Minen :c, wnrde im Senat günstig be
richtet.
Eine Bill wurde im Senat eingereicht,
County-Marschällen in Coiintys von
über 40,000 Einwohner zu erwähnen,
—(Dos ist wieder ein neuer Humbng,
und dient blos dazu, um fanle Bumm
ler zu füttern —d. Red )
Ferner eine Bill verbietend, daß ir
gend eine Person zu gleicher Zeit in
Conlraktcn und Lieferungen für die
Städte nd die County s iiitercssirt und
Bürge für irgend einen Beamten von
diese ist.
Ferner, m das Landstreicher - Gesetz
vom Bten Mai 1876 zu widerrufen.
Weiter, eine Bill, durch welche die
Erbbcrcchtigiiiig von Gatten nnd Gat
tin festgesetzt wird.
Eine Bill, welche de Angeklagten ge
stattet. in den eigenen Criminal-Prozes
scn Zeugniß abzulegen.
Eine Bill, die Autorisirnng der
Franc, als Corporatorcn unter dem
Gesetz vom 29. April 1874 z fnngir.'i.
Mr. Berkel erhob Einwand, weil die
Bill nicht constitutioiiell sei, indem da
durch das Corporations Gesetz amendirt
werde.
Der Vorsitzende hielt den Einwand
ausrecht, so daß die Bill dadurch er
warfen ist.
Hau.
Unter den günstig einberichtete Bills
w eine, durch wclchc alle Supplements
zu dem Freibriefe der Susquchanna
Boom Co. ausgehoben werden sollen.
Eine Bill wurde eingereicht, dnrch
wclchc dip Zalaire dn Staats-Obcnich
ter festgesetzt wird.
Eine, ivonach die Legislatur sich am
15. März vertagen soll.
Eine, ach wclchc Ehemänner wegen
Vcrlassiing ihrer Frauen nicht länger
als 3 Monate eingesperrt werden sollen.
Ferner—Eine, nach welcher der Go
vcrppr .eine Mann mit 82,000 lah
rcs-Gehalt nstcllcv soll, welcher den
ehemaligen Soldaten und Matrosen zur
Erlaiignng ihrer rückständigen Bonn-!
lies dchülflich sei soll.
Eine, durch wclchc der Gehalt der
Legislatur sür 100 Tage ans 8700 und
auf 87 per Tag für jeden Tag darüber
bis zil 15 Tagen festgesetzt wird.
Eine, Ipcgczi Ncdiicirnng der Gehalte
der Staatsbeamten.
Eine, durch welche es strafbar gemacht
wird, wenn Personen Beschäftigung in
Bcrtrancns-Acmtcr af gefälschte Zeug
nisse hin erlangen.
Eine Bill, welche Anklagen gegen den
Staat rcgulirt; ebenso, eine Bill, wo
nach Arbeitslöhne weg.en Nichtbezah
lung der cincr Familie gelicfcrtexi Le
benSmittel mit Beschlag belegt werden i
Hullen,
Eine Vitt in Bezug auf Befreiung
von Eigenthum vom Zwosgsvcrkaps
wegen Nichtbezahlung von Hausmieche
ein, wonach die Berzichtleistung eine
Schuldners anf dieses Recht, gewisse
Fälle ausgenommen, ungültig ist.
Der Senat und das HnnS haben Bc
schM, passirt, sich am Istcn März zu
vertage, ich M Zweiten Dienstag im
Januar 1878 wieder zusammenzutreten,
—Nach jener Zeit tritt die Legislatur
blo alle zwei Jahre zusammen, wie die
neue Konstitution vorschreibt, e sei
denn, der GsveryAr berufe eine Extra-
Sitzung zusammen
DaS Zähleuder Netto
ral-Stimme.
Florida der erste Stein
des Anstoßes.
GroßevetrSirreien ent
deckt!
Als am Donnerstag die Sitzungen
der Commission, welche zur Busglei
chungdcrPräsidcnlschafts-Angelcgenhcit
erwählt, und Richter Bradly al fünfte
Mitglied ernannt worden war. war der
Andrang nach dem südlichen Theil des
Capiloliums in Washington ngehener
groß.
Die Borsichlsmaßrcgcl, daß nur die
Inhaber von Tickets in diesen Flügel
zugelassen werden sollten, erwies sich als
eine sehr weise, indem Tausende, welche
den Verhandlungen beiwohne ivolllc,
aber nicht niit Ticket versehe waren,
nd die dns ohnehin schon starke Ge
dränge z einem ncrliä liche gniv cht
haben würde, nnverrichicler Sache
wieder fortgehe mußlen. Alle Tribü
nen waren übcrfüil'. i der Loge der
Diplomaten bemerkte man fast sämmt
liche Vertreter auswärtiger Nationen,
und selbst im Bcrathuiigs-Saalc war
jeder disponible Sitz von prominenten
Persönlichkeiten, darunter dicMilglieder
de Cabinets nd hohe Offiziere, einge
nommen. Zur Hälfte gehörten die Zu
schauer dem weiblichen Geschlecht an.
Trotz des großen Gedränges herrschte
musterhafte Ordnung, nd als die Sitz
ung der Convention eröffnet wnrde,
hätte man auch ein leise gesprochenes
Wort im ganzen große Saale verneh
men können,
Unter den als Zufttiaucr anwesenden
prominenten Beamten und Bürgern be
merkte man die Sekretäre Ehandlcr und
Cameron, Wm. M, Evarls von New-
Bork. Richter Jeremias Black von Penn
sylvania, Charles O Connor von New-
Bork. Richter Lyma Triimbull, Ex-
Govcrnör Fenton, General Shcrman,
Sekretär Robcso, Goveniür Bnrbank,
E, W. Stoughton von Ncw-Bork, Ge
neral-Postmeister Tyncr. Ex-Gov. Kcl
logg von Lousiana, Ex-L>ct.-Govcrnör
Woodford von New-Bork, Distr.-A
walt PhclpS von Ncw-Bork, Ev.-Govcr
nör Dcnnison, Hon. Georg Bancroft,
Commodore Shuseldt und Andere,
Die Richter Miller und Fieid vom
Ober-Bundesgericht waren die erste
Mitglieder der Commission, welche in
den Saal eintraten, Sie kamen ohne
jede Ostcntation uy ahmen auf Stüh
lcn in dem freien Platze vor der Präsi
dcntcn-Tribäne, linss vom Mittclgange,
Platz.
! Um 9 Minute ach l hr zeigte der
Sprecher des HauscS a. daß der Senat
der Vcr. Staaten eingetreten sei, worauf
sich die Mitglieder erhoben nd stehen
blieben, bis die Sciiatorc ntcr Vor
antritt ihrer Clerks und andere Beam
ten ans den für sie bestimmte Sitzen in
den vier ersten Sitzreihe auf der rech
ten, demokratische Seile des Hauses
Platz genommen hatten.
Der Präsident des Senats nahm
dann seinen Sitz ei:!; ihm zur Rechte
saß der Sprecher des Hauses, nnd nach
dem Senatoren, wie Repräsentanten
sämmtlich Platz genommen hatten, er
hob sich der Präsident des Senats, ge
bot dnrch Ausschlagen mit dem Ham
mer Ruhe und sprach Folgendes:
„Das gemeinsame Committee beider
Häuser des Congresscs sür Zählung der
Vota für Präsident nd Vicc-Präsident
möge zur Ordnung kommen.
In Gemäßhcit mit den Bestimmun
gen der Constitution find der Senat und
das Repräsentantenhaus znsammcngc
treten nm bei Eröffnung der Certificate
zugegen zn sein nd das Resultat des
Electoral - Votums für die Aemter des
Präsidenten nd Vice - Präsidenten der
Bereinigten Staaten für den mit dem
nächsten vierte März beginnenden vier
jährigen Amlstcrmi festzustellen. Nach
den Gesetzen wird der Präsident des Sc
nats jetzt in Geginwart beider Häuser
alle Certificate der verschiedenen Staa
ten in alphabetischer Ordnung öffnen,
indem er mit dem Votum des Staates
Alabama beginnt,"
Ans de Befehl bis Präsidenten wr
de da dir Kästen, welche die Certifi
cate enthielten, von dem Thürhüter des
Senats in de Saal gebracht und vom
Präsidenten Jerry geöffnet, welcher da
raus das Ccrtificat des Staates Alaba
ma ahm nd dasselbe den Stimmen-
Zählern, welche direkt vor ihm die Pulte
der Clerks des HauscS einnahmen, übrr
reichte, Senator Allison, einer der
Stimmcnzählcr, verlas dann den Wort
laut des Certificates, aus welchem her
vorging, daß Samuel I. Tilden von
New Bork und Thomas A, Hcndricks
von Indiana die zehn Elektoral-Stim
meii vo Alabama erhalten hätte.
Der Präsident des Senates erklärte,
nachdem dies geschehen war, daß jetzt
das Duplikat dcS Certificates von Ala
bama. welches mit der Post eingetroffen
sei, verlesen werden solle,
Hr, Stone von Missouri, ein Stimm-
Zähler, stand im Begriff, dasselbe z ver
lesen, wurde aber von Senator Conkling
von New-Bork nntcrhrochcii. welcher
meinte, die Verlesung dcS Duplikats sei
kaum nothwendig; während der erste
Stimmcnzählcr das eine Ccrtificat vor
lese, solle der andere in dem Duplikat
nachlesen, ob dasselbe corrckt sei.
Der Präsident des Senats fragte, ob
dieser Porschlag allseitig genehm sei.
Da kein Einwand erhoben wnrde, ent
schied er, daß diese Pegel ix, Zukunft bc
/zilgt lperdeu würde.
Nachdem Hx. Stone darin die Bcrlc
suag des Duplikat iüendjgt hotte, stell
te der Präsident die Frage: „Werden
irgend welche Einwände gegen das Ccr
tificat von Alabama erhoben ?" (Nach
einer Pause.) „Der Vorsitzende hört
keine Einwände, Deshalb werden die
Vota des Staates Alabama gezählt
werden. Einer der Stimmzähler wird
die Vota verkündige, so daß kein Irr
thum vorkommen kann."
DaS Resultat wurde durch Hrn. Cao-
ke von Georgia einer der Siimmenzäh
ler, verkündigt
Dasselbe Ccrcmonicll wurde bei der
Verlesung der Certificate des Staates
Arkansas beobachtet. Das Resultat
wurde verkündigt wie folgt:
Arkansas, sechs Stimmen sür Tilde
und Hcndricks.
California, sechs Stimmen sür Haycs
nnd Whcclcr,
Colorado, drei Stimme für Haycs
und Wheelcr,
Connecticut, sechs Stimmen sür Til
den nnd Hcndricks.
Delaware, drei Stimmen sür Tilden
und Hcndricks,
Nach Bcrlcsliiig des Ccrtisicats von
Delaware fragte der Präsident, ob Ein
wand gegen die Zählung de Votums
von Florida erhoben werde, verbesserte
sich aber gleich ntcr allgemeiner Hei
terkeit in „Delaware," da bekanntlich
Florida den ersten Stein des Anstoßes
bietet,
Als Florida ansgernftn wnrde über
reichte der Präsident dem Mr. Stone,
einem Stimmcnzählcr, ein vom früheren
Govcrnör Stearns dieses Staates un
terzeichnetes Ccrtificat, nach welchem
Florida vier Stimmen für Haycs und
Wheelcr abgicbt. Nachdem dieses ver
lesen war, übergab der Präsident dem
Mr. St nc c> vom Attorncy-Gcncral
Cockc desselben Staates imlcrzeichiictcs
Ccrtificat, welches verlese wnrde und
das zeigte, daß Florida vier Stimmen
für Tilde und Hcndricks abgebe.
Aber auch dieses genügte noch nicht;
noch ei drittes Ccrtificat vom Staate
Florida wurde eingereicht, das vom jetzi
ge Govcrnör Drew nntcrzcichiirt ist
nnd welches am 30. Januar per Post
und am 31, Januar durch einen Spe
cialbotcn dem Präsidenten dcS Senates
zugegangen ist und i welche, besehe!
igt, daß die Tilden nd Hcndricks Eick
'torcn in gesetzlich vorgeschriebener Form
zusammcngcirclcn seien und ihr Votum
abgegeben hatten.
Nachdem eine halbe Stunde mit der
Verlesung der Certificate, sowie der das
dritte Ccriificat begleitenden Papiere
verbracht nd noch kein Ende anznscly
war, stellte Hr, Conkling den Antrag,
daß die Verlesung als beendet angeschcn
werden solle, da nach dein culichc
Congrcßkßcschlnß alle Papiere dem pro
visoriichcn Tribunal übergebe werden
würde, weiche gerade solche Fragen
erledige sollte. Dies geschah, da kein
Einwand erhoben wnrde.
Der Vorsitzende fragte, ob irgend ei
Einwand gegen die Zählimg des Vo
tums von Florida erhoben werde,
Hr, David Dudlcy Ficld von New Bork
erhob sich und übersandte dem Clerk ei
ne schriftliche Einwendung gegen das
zuerst eingereichte Eerlifikat der Haycs
nnd Wheelcr Clcktorc, wclchc von den
Senatoren Jones vo Florida, Eoopcr
von Te.mcsscc nnd McDougall von
Indiana, sowie von den Repräsentanten
Ficld, Tnckcr vo Viigmia, Zcnks von
Pennsylvania nnd Springer vo Illi
nois unterzeichnet ivar.
Der Clerk de HanscS, Hr, Adams,
verlas das Schriftstück, Es wird in
demselben erklärt, daß die republikani
schen Elcktorcn Picrcc. Hnmvhreys.Hal
den nd Bomig niemals in grsetzmäßi
gcr Weise vom Staate Florida erwählt
worden seien. Dahingegen seien die de
mokratischcn Elcctorcn erwählt worden
nnd hätten das alleinige Anrecht an das
Amt, Das Ccrtificat der Ersteren sei
auf ungesetzliche Weise durch ei Com
promiß mit dem damalige Govcrnör
Stearns erlangt worden. Deshalb sei
en ihre offiziellen Handlungen null und
nichtig.
Der Präsident fragte, ob weitere Ei
wände gegen die Certificate gemacht
würden niid reichten die Senatoren Co
nover, Sherma, Sargcnt und Teller,
sowie die Repräsentanten Woodbnr,
Donnell. Kasson und McCrcary drei
Schriftstücke mit Einwänden gegen die
Certificate der demokratische Elektorcii
Hall. Hiiiton, Biillnck nd Aonng ei,
da die Certificate nicht in constitutione!-
lcr nd gesetzlicher Weise beglaubigt
seien,
Scnalor Jones erhob noch ganz be
sonders Einsprache gegen den republi
kanische Elcktor Humphrcys, weil er
ein BnndeS-Amt bekleide,
Hr, Kassau erhob noch gegen die vom
Govcrnör Drcw beglaubigten Certificate
Einsprache, weil dieselben nicht vo ei
nem Manne unterzeichnet seien, weicher
zur Zeit der Ausübung der Fimcttoiic
der Elcktorcn Govcrnör war.
Der Präsident fragte da: Werden
weitere Einwände gegen dicZählimg des
Elcktoral-Votimis von Florida erhoben?
(Nach einer Pause) Wenn nicht, so
werden die Certificate und Akten, sowie
die schriftlichen Einwendungen, der
Elektorai-Commisfion zur Begutachtung
und Entscheidung übergeben werden,"
Der Senat zog sich dann zurück nnd
nachdem die Ordnung wieder hergestellt
war, nahm um 3 Uhr 3 Minuten das
Haus stine gesetzgeberische Thätigkeit
iviedcr auf.
Die Ansglcichiings-Commisfion trat
Nachmittags um 3 Uhr im Saal des
Obergcrichls zu ihrer ersten formelle
Sitzung zusammen. Gleich ach der
Organisation berichtete der Sekretär, daß
eine Botschaft der gemeinsamen Eon
vention beider Häuser des Congresscs
eingetroffen sei. Mr. Gorham, Sekre
tär de Senats, legte dieselbe vor und
verlas sie, Sie lautet:
Halle des Repräsentantenhauses,)
den 1. Februar 1377. s
din rägdem dn isflo.
Da mehr als ein Rctlirn oder Schrift
slüxk," das cjn Retnrn sein soll oder ein
Certificat. scher Clutoral - Pota vpm
Staate Florida ciugegaugcn und in der
Gegenwart beider Hänscr des Eongres
ses geöffnet worden ist. und da Wider
sprnch gegen Zählung vo Stimmen er
folgt ist, so find die Ueturns nd alle
darauf bezügliche Dokumente der Com-
Mission zur Prüfung nd Entscheidung
unterbreitet.
Richter Bradley schlug vor. daß die
betr. Certificate nd die sie begleitenden-
den Dokumente verlesen und nach de,
Vorlesung die Frage g-,stellt werde, ob
Einwcndimg dagegen erhoben werde,
waS sür wclchc und von wem Der
Präsident entschied in diesem Sinne,
änderte seine Cnlschcidlmgniif Voischl.ig
des Richter Miller, der einwendete, daß
die Verlesung mehr als eine Stunde
Zeit wegnehmen würde, aber dahin ab.
daß die Papiere gedruckt werden solle
nnd zwar sofort nnd die gedruckten Co
pien vertheilt.
Als sogenannte „ObjcctorS" (Ein
wandcrhcbcr gegen die Richtigkeit ge
wisser Retnrn) wncdc dem Präsidenten
der Commission republikanischer Seite
die Senatoren Conomr. Sargent. L her
man und die Repräsentanten McCrary.
Kasso, Woodbnr und Donnell, von
demokratischer Seile die Senatoren ?o
nes (Florida), Covpcr nnd die Reprä
sentant D, Dudlcy Ficld, Thompson
nd Jcnks genannt.
Aus d>c Angabe von Hr Fieid, daß
die Demokrat die Herren O'Coimor
nvii New Bork, Jeremias Black von
Pcnnsylvaiiic, Trnmbnll von Illinois,
Merrick von Washington und Green
von Ncw Bork, zn ihrer Vertretung er
wählt hätten, crk'ärtc Richter Cliffoid,
daß nur zwei Anwälte erlaubt werden
würde, zu plaidircii.
Nach längerer Verhandlung Über die
Art und Weise der Einbringung vo
Einwendungen und da
rüber vertagte die Commission sich bis
morgen Vormittag um 10 Uhr.
In Betreff der Wahl in Louisiana
hat man ungeheure Betrügereien ent
deckt, Selbst der republikanische Go
vcrnör Kellogg, welcher seine Hände im
Spiel hat, rief aus:
„DaS ist eine wahre Hölle!"
Die Enthiilluugcnvor dein Untersuch
nngS-Cominittee des HauscS sind so ver
nichtend siir die Wahlsiilschcr in Louisi
ana, daß eine Aufrechthaltung ihres
Betrugs oder nur eine Beschönigung,
Vertheidigung oder Bestreitung dcsscl
bc ganz undenkbar ist. Der chemo! ge
Clerk dcS Louisiana lictur!>>i,
Litllcfield, ein junger Man von 26
Jahren, geboren in Ncw-Englaud, Hai
diese cistauulichc Enthüllungen gemacht.
Vor Veröffentlichung der Zählung
speiste, er mit de Mitgliedern des Ne
turning-Board, und sah dann, ivic Gv
vernör Wells, der Vorsitzende des
Board, die offiziellen Papiere durchsah,
sich einige Nolizc inachlc und mit dem
Sekretär flüsterte. Alödaii wnrde
Litllcfield befohlen, die demokratischen
Stimmen in 2 Prccinktcn dem resubii
kanischcn Votum zuzufügen, in einige
Freunde de Herrn Wells durchzudrin
gen, wie er sagte. Durch diese Fäl
schung verloren die Demokraten 178
Stimmen. Nachträglich wurde Die
selbe etwas vertuscht, dnrch Anweise
vo 3 Polls wegen Einschüchterung,
wozu Wells 6 Woche nach der Wahl
die Affidavit anfertigte. Wells wüthe
te dem Clerk sogar z, den Namen eines
Wahl-Commissioncr zn fälschen- Ein
Mitglied des Boards, M. Kenner,
innßtc Obiges als wahr zugestehen.
Aber viel Schlimmeres noch kam an'S
Licht. ES wurde nachgewiesen, daß
Wells im Namen des „Rcturning-
Board einen Agenten beauftragt hat.
das Elektoral-Totuni ZscS Staates für
eine Million Dollars zu verkaufen.
An der Wahrheit dieser Enthüllungen
ist nicht der mindeste Zweifel möglich,
Die Zeugen find glaubwürdig, da sie
keinen Gründ nd keine Veranlassung
zur Lüge haben, die ihnen keinen Vor
theil bringe, aber sofort durch andere
Zeugen wivcrlcgt werden würde, wen
eS nicht die Wahrheit wäre.
Wird es nun och immer Männer in
der republikanischen Partei, im Con
grcß oder im Cabinet geben, welche ei
nen Wells und Consorten für Ehren
männer erklären? Allerdings haben
sich diese seilen Burschen ziemlich hoch
ästimjrt, as sie xftic Million für ihre
Hülfe verlangten. Sie würdxn sich
auch mit etwas Weniger begnügt haben.
Werth aber sind sie keinen Cent, und
ebenso wenig oder noch weniger werth
sind ihre hochgestellten Vertheidiger in
Washington.
ES soll ein Antrag gestellt werden,
Kellogg wegen Meineid und Fälschung
z impcachen. DaS wäre für den
Kerl zn gut. Zehn Jahre Zuchthans
würde bei weitem besser sür ihn.
Ein infamer Spaß.
Auf den Wochcnmarkt am Bclle-Al
liancc-Platz in Berlin ging am Sam
stag de 16. Dez, eine ärmlich gekleide
te Frau ein Kind an der Hand und ein
leeres Körbchen am Arm, die Reihe dex
Flcischbudcn entlang d blickte sehn
snchttg ach de dort hängenden Fleisch
stücken. Durch das Gewühl, wie es
hier immer herrscht, drängle sich auch
ei junger, elegant gekleideter Mann,
dem man es ansah, daß er bei der Mor
gcnsprachc keinen Dnrst gelitten hatte.
Er ging eine Zeit lang hinter der armen
Frau nd schien sich an ihren Verlan
gcndcn Blicken zn ergötze; dann er
griff er ein Stück Fleisch, das eben frisch
abgehauen auf einem Viidenttsch lag,
legte es unbemerkt in de Korb der ar
mcn Frau nnd verschwand im Gewirr
des Marktes. Die Schlachtersra be
merkte nicht sobald ihren Verlust, als
sie schrie: „Schon wieder bestohle! Ge
stern, vorgestern nd die ganze Woche;
na wenn ich den Spitzbuben erwische —."
Plötzlich griff sie' in den Korb der ge
nannten Fron, die, sich keines Unrechtes
bewußt, cngierig stehen geblieben war,
holt das Fleisch heraus nd rief froh
lockend: „Jetzt hab ich die Diebin! hier
ist das gestohlene Fleisch und nun Wil
helm hol' mal rqsch einen Schutzmann !"
Die vermeintliche Diebin wurde Weich
umringt, gestoßen, gehauen und mit
Schmähnygen überhäuft-doch da trat
von der anderen Seite eine Obstfrau
ans yd rief der Schlachten zn - „Fxa
S„ ick hb' c mit lycsncn sciblichcy An,-
gen gesehen, wie ein brillcnnqsjgor
Schlingel das Fleisch ln den Korb ge.
legt hat. Er ist in dem Gedränge uns
rasch verschwunden, sonst bäi' ich ihn
mir wohl gelangt! Aus Susis Zeug
niß schlug sofort die Stimmung um.
Die Fleischen, beließ dn weinenden
Frau nicht nur das Stück recht schönen
Brate, sonder es regnete auch noch
von allen Seiten Wurstzipfel, Leber,
Acpscl, Zwiebeln , s, w. i den Korb,
der bald bis zum Rande gcsüllt war.
Wem, die Obstfrau nicht als Zeugin
af getreten wäre die arme Frau, da
bc gesunde halte, ohne Frage vom
Richter als Diebin venirlheill worden
sein,
TirtrrSliriin au der Nahe, Eine
schreckliche That, welche sich am 26. De
zember aus dem Wege zwischen hier und
Dromcrshkim zulrug. ersetzt unsere
Gcmciudc i große Aufregung, Zwei
hiesige Bürger Knstcr und Rebold, gin
gen nach dem Laurciizberge. m dort
Geschäfte zu besorg . Aus dl Rück
weg kehrte sie i Dromersheim ein
Am späte Abend und ach dem
Genuß einiger Schoppen Weincj mach
lcn sich die Beide i Gesellschaft eines
dritten Mannes von hier, Heiser mit
Naiiicu, auf de Heimweg. Es erreich
te aber nur Rebold und Heiser die Hei
malli; Köster blieb von einer Kugel aus
dem Gewehre, das Rebold mit sich
fülirie, hiiigestrccki, n Todeskampfe auf
Sei Grenze der Gemai kuiig liege. Erst
als jene einige Zeil z Hausc sich aufgc-
Halle Holle, ging Heiser zu, Bürger
meister um Anzeige vo dem Geschehe
ne zu lachen, und Rebold brachte spä
ter sei Gewehr zum Bürgermeister,
Der alsbald hcinigchollc schwer Vcr
wiiudclc starb ni 3 Uyr dcS Morgens,
während die Zhat sich i Ii Uhr des
Abends ereignet Hobe so. Ob Kaster
Ulli Absichi gclödicl wurde, ob aus Uli.
vorsichligkeil odc> im Kaiupfe um das
Gewehr, ist och uichl festgestellt. Man
erzählt sich gcrnchlwcise, Rebold habe
sich auch erschösse,
—ln Wie Hai eine Zählung der
Wohnungen ergeben, daß dort nicht we
niger als 10.684 Wohnungen leer ste
he, Viele Fainiiicn haben sich einge
schiänkl nud kleinere Wohnungen bezo
gen, eine große Anzahl von Parlicn ha
beii Wie erlassen.
St. Valentin.-- Am nächste Mitt
woch feiern wir den Baleiiiin'S Tag,
der hauptt'ächlich der junge Welt so
uicl Vergnügen durch Uebersrnduiig o
ernsten und komische Verse bereitet
Es dürfte sür viele Leser von Interesse
sein, bei diese Gelegenheit den Ursprung
dieses Festes und der an diesem Tage
noch heute hcrischcudcn Gebräuche z
erfahre.
Der heilige Valentin lebte >> Jghre
270 ach Christi Geburt in Rom und
war ein gar frommer Christ, welcher als
Märtyrer ciilhauplct wurde. Der Hei
lige war ein liidcr, wohlthätig gesinn
ter Mann gewesen nnd die Nachwelt
beschloß, seinen Namenstag als ein Fest
der Liebe zu feiern. In Frankreich nnd
spälcr in England versammelte sich am
Tage des hl, Valentin die Jugend des
OricS in lmntcm Kreise, Die Namen
bei junge Leute wnrde gesammelt und
in zwei Vasen gelegt; i die Eine die
Namen der Mädchen, l die Andere die
Namen der Mäimcs. Vljnd wurdey
sodann die Loose gezogen und so Paare
gebildet, wclchc fortan für das Jahr als
„Valentine" und „Vnlculinc" galten.
Der junge Man war sür das Jahr der
Ritter der Dame; aber für die Be-
Häuptling, daß dieses Zusammen!refft
eine Vorbedeutung für eine zurünstigc
Hcirash war, liegt kein verläßlicher An
haltspunkt vor. Uulcr de, üppigen
Karl dem Zweiten von England kam
der Valciilin's-Tag zur höchste Blüthe,
und die Mode wurde eingeführt, daß
ein „Valentin" sich dnrch ein prächtiges
Geschenk von seinen Ritterpflichtcu ent
binde lasse koimlc. So schickte der
Herzog von Bork einst dem schönen
Fräulein Steipart einen Diamanten
schmuck, 1000 Pfd. Sterling werth, um.
da er selbst vcrhciralhct war. von der
Verpflichtung eittbimdc zn werden, bei
seiner eifcrsüchligcn Gattin durch Cava
lcricdienstc bei der jungen Schönen in
Mißcredit z komme. Aus diesem
Looskanfcn entwickelte sich die Ucbcrscii'
dnng von Geschenken aller Art, vor al
len Dingen aber die Uehersendung vo
Spottversen nnd Carrikaturcn, wclchc
bis auf den heutigen Tag fortdauert.
Auch ein Heirathsantrag.
Im Geschäftslokalc eine Ehicagoer
Blattes erschien kürzlich ein Mann, der
folgende Anzeige einzurücken wünschte:
„Heiraths ges u ch,—Der Einsen
der wünscht die Bekanntschaft einer ge
bildeten und ansehnlichen Dame zu
machen, welche der folgenden Beschrei
bung entspricht: Größe 5 Fuß 4l Zoll,
Gewicht 136 Pfund; Brustweite 33
Zoll; Taillenweite 28Z Zoll; Schuh
nummer 31; Handschuhnnmmcr si;
Brünette mit dunkelblauen Augen,
Man adrcssirc: W- 1738, „Tribune
Office,"
Der Clerk, dciy die betreffende An
zeige eingehändigt wurde, las sie mjt
Verwunderung,
„Sie scheinend aber sehr genau zu
nehmen mit den Eigenschaften, die Ihre
künftige Frau besitzen soll", sagte er
kopfschüttelnd,
„Mag sein j aber sehen Sie, ich war
mit meiner erste Frau ehe nicht lange
verheirathct; ihre Eltern hatten sie hin
sichtlich ihrer Garoerobc überreich an
gestattet und nun konnte sie die schönen
Sachen fast gar nicht benutzen! Ich ha
be einen ungeheuren Vorrath davon
und da es bei diesen harten Zeiten doch
schade wäre, die Sachen umkommen zu
lassen, will ich mir eine Frau nehmen,
die in ihrer Figkinr genau mciger Scli
gen entspricht, m AlscS hübsch anstra
gen zu kbnncn, Ptän muß eben spa
re, wo yran kann,
Pjzes Falschmünzer Namens Luke A.
Platt und A. K. King wurde letzte
mZoche nahe Iphnstpwn verhaftet, und
nach Pittkbyig ltl bg's Gxfäsigniß ge
bracht.
Loeale Dtemgketten.
KkaucaSter, Pa.
Donnerstag, Febr. 8, 1877.
Candidatrn nominirt. Die De
mokraten von Lankastcr haben folgende
Herren als Candidatcn für die resp
städtischen Aemter nominirt:
FürMayor,
John T- MacGoniglc.
Für Schill-Direktoren,
Hcnrv Fisher,
Dr. John Levergood,
Peter McCononiy,
Henry Z- Rhoads,
George W. Zecher,
George Ueistey,
Ward-Bcamtcn.
Erste Ward,
Selcct Council—D. A. Altick.
Wahirichter-J.W. Lowe.
Inspektor-S, W. Shadie.
Zweite Ward.
Select Council-Davia McMulle.
Wahlrichtcr-H, E, Slaymaker,
Inspektor—l. I. Lichly.
Dritte Ward.
Selcct Council-W, T.Wylie.Apo
thekcr,
Wahlrichtcr—B. F. Davis.
Inspektor—Joh F. Dcichlcr.
Vierte Ward.
Selcct Council—
Wahlrichter—Lawrence Falk.
Inspektor-
Fünfte Ward.
Wahlrichter—Abrain EriSma.
Jnspcctor—John I. Jefscrics.
Sechste Ward
Nldcrman—l. M. Cowell.
Selcct Council—G. W Zecher.
Wahlrichter—ChaS. F. itiengler, jr.
Jnspecicr-H.ZK. Killia.
Siebente Ward.
Wahlrichtcr—Wm. A. Morton.
Jnspcctor—Wm, McLaughlin,
Achte Ward.
Selcct Council—Jacob Adams,
Wahlrichtcr—Peter FaSnacht,
Jnspcctor—Leo, Jacobs, Peter Nci>
rich.
Nennte Ward.
Wahlrichter - Cdiv, Laydeu,
Inspektor—H, A, Milcy.
Brrnnylückt.-Harry B. Fang von
Columbia versuchte am Samstag a
Watt's Station ans einen Frachtzug zu
steigen, stürtzle aber, und fiel unter die
Räder, wobei ihm das eine Bein über
fahre,und schrecklich verstümmelt wurde.
Gu!r Columbia
und Mariclta kommt die Nachricht, daß
das Eis auf dem Siisquehanna langsam
denFlnß hinabginge, ohne Veranlassung
zur Gefahr z geben, DaS EiS ist in
Stücken gebrochen, und scheint durch das
Rcgciiwcllcr ganz mürbe geworden zu
sein. Der Fluß ist mehrere Fuß gestie
gen, Hoffcnllich ist die Gefahr einer
Ncbcrschwcnsmiuig vorüber
Tabak-Dieb.—Am vorletzten Don
ncrstag Abend wurden Hrn. Ge, Beck
von New Providcnce, Lankaster Coun
ty, etwa 73 bis 123 Pfund Tabak von
seiner Wohnung gestohlen. Hr. V. ver
folgte die Spur, wobei es ihm endlich
gelang, eine gewissen John Urban als
Dieb verhafte zu lassen. Urban gibt
z, den Tabak ach Lancastcr gebracht
z haben, sei aber von Jacob Nnsc nd
Jacob Wcaver dazu veranlaßt worden,
Gle Preise.—Solche der Farmer in
Laittasler Conuly welche gntc
erzielten, cxhaltcn ganz gute Preise dafür,
Hr. Bens, Brubakcr verkaufte neulich
drei Sorten, für wclchc er 23, 23 nd
3 Cents per Pfund erhielt, Hr, LP
von Petersburg crhiclt 26 Cents; Hr.
Fr, Schantz vo daselbst verkaufte zwei
Acker Tabak für 28, 10 und 5 Cents ;,
Hr. Abr, Ruit für 26,10 nd 3 CcntS;
und Hr, Jacob Buch sür 30, 10 und 3
Cents per Pfund, ?m Ganzen gcuoi-
Niep, find dieß sehr gute Preise, und es
lohnt sich der Mühe, guten Tabak z
ziehe,
Hine Schützenhalle.—Unsere Schü
tzenfreilndc in Lankaster sind ein rühriges
Völkchen, Nebst dem schönen „Tcll's
Hain' haben sie nun auch eine neue
Schnpeiihallc, welche Hr, Phil, Lc h
gel lex dnrch dxn s>ekaniitcp PaiWj
stcr, Hrn. Phil. Di kcll> xr fl hps
errichte lasse. Das Gebäude ist ein
stattliches, und befindet sich an der Nord
O.nccii-Straße, oberhalb dem Bahnhof,
Wie wir hören, hat es jener bekannter
. Schützenkönig," Hr,Wm, Röhm ge
pachten, nd gedenkt am Isten April
dasselbe zu übernehmen. Natürlich
wird Freund Röhm schon dafür sorge,
daß de Schütze der Schnabel nicht zu
trocken wird.
Waren im Irrthum. Letzte Woche
meldeten wir in der „Staats-Zeitimg,"
daß Hr. I. I. Sprenger von Lan
castcr von de Republikaner als Kay
didat für Schiildircttor verworfen,
„vcrhaiimiitscht" worden sei. Ein gu
ter Freund schreibt ns im. daß wir
ans dem Holzweg seien! Hr. Sprenger
sei gar kein Republikaner, und ivic kön
ne er de ein Candidatsür Schnldirek
tor sei, da er sich doch schon seit drei
Monaten in Deutschland befinde? Well,
da „happcrt's" wieder. Doch, nr ru
hig Blut, Anto, Der Lancastcr „In-.-
wNixeioer" war es. welcher i tiner
seiner Nummer etwas der Art meldete,
was wir in Betreff der Nominativ des
Hrn. Sprenger sagte. Es war iiS
natürlich zur Zeit auffallend zu höre,
daß unser aller demokratischer College
(Hr, Sprenger) z den Radikale,, ühc,-
getreten, nd nnter die „schwärze Sett
de" gerathen sei sollte; aber da stand
es „schwarz ans weiß," nnd'wir wnren
genöthigt, cS z glaube, Nim, cssttiii
ns jetzt zu veriichinen. daß die Sache
sich nicht so verhält wie wir angaben,
nd daß Hr, Sprenger immer och ein
treuer Vertreter der Demokratie ist.
Auf einen Zweikampf (vuoll) zu wcl
chcm lins der Schreiber des obener
wähnten Briefes auffordert, lassen wir
uns durchans nicht °>n. denn ipie kSpnsi
ein solch' armseliger Drucker bor einem
Wilhc I m bestehen, der das „köni-tz
liche" Wappen als Erster Schützt ans
der Brust trägt? Ei, wir wären total
siilsch, da wir noch nicht ciiMa! gnM
wüstte, ob man'skechtx oder >M>?,
oder gar Beidx Zildrücken muß. tpckin
man zielt I Neiti. Iftber Wilhclpt. H
Ding schafft ittt