Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, December 14, 1876, Image 2

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    Die Iwals Ztitnug
I. Georg Ripper, Herausgeber.
HarrtSdnrp.. Pa.
Donncrstag, Dez. 14,1876.
Die nächste Reise.
Wie bereits schon früher ge
meldet, hoffen wir diese Woche
(heute) unsre Freunde in Wil
liamsport, Morgen (Freitag)
jene in Lock Häven, und jene in
Rcnovo am Samstag zu besn
chen.
HS Nächste Woche, und
zwar am Mittwoch, werden wir
Sunburv, amDonnerstag Sba
inokin, am Freitag Danville,
und am Samstag 'Milton be
suchen.
HS In der Christwoche,
(amDonnerstag den W.De
zember,) hoffen wir Aork nnd
Baltimore einen Bestich abzu
statten.
Um uns ein frohes Christfest
zn bescheren, werden die liehen
Freunde wohl nicht vergessen,
die „Lapplen" bis zu unsrer
Ankunft hübsch in Bereitschaft
zu halten, denn nichts freut den
Drucker mehr, als diese Din
gerchen.—Apropo: So'n nctrer
Welschhahn oder ein lustiger
„Roostcr", oder gar e bisile
„Magenbitters" werden unter
keiner Bedingung—verschmäht.
Ist Tilden nicht erwählt?
Manche radikale Hohlköpfc behaupte
immer noch, daß nicht Tilden, sondern
HahS erwählt sei. Dieses sind indessen
nur Solche, denen man es an der Stir
nc ansieht, daß sie zu derjenigen Klasse
Vierfüßler gehören, denen die Haare
über die lange Ohren hiiiausgcwachsc
sind, nnd die alles für baare Münze
aufnehmen, was ihnen vorgeplappert
wird.
Zu ihrem eigne Acrger werden sie
indessen bald hören und erfahren, daß
Gov. Tilden nicht nur mit einer Mehr
heit von beinahe einer halben Million
Bürger, sondern auch von einer Mehr
heit der Elektorcn ehrenhaft erwählt
worden ist. und daß er auch als recht
mäßiger Präsident der Vcr.
Staaten inaugurirt werden
wird! Wollen es diese Hohlköpfc, niit
Grant an der Spitze nicht zugeben, daß
Hr. Tilden inaugurirt werden soll, nun
dann wird eben das Volk solche Wege
einschlagen, um den Burschen zu zeigen,
daß das Volk in diesem Ban
de regiert, und nicht ein paar nngc
schliffcnc Bcngel, die, um ihre eigene
willkührliche Zwecke zu erreichen, die
Republik stürgcn würden, wenn sie könn
te?. Des Volkes Wille muß
gelten. Das Volk hat Samuel ?.
Tilden erwählt, und das Volk ist
Entschlossen ihn auch zn inau
gnrircn, trotz aller Graut'S,
Cameron's nnd ihrer bezahl
ter Bulldoggen nnd Bajo
netten. Habt ihrS gehört, ihr Hohl
köpfc ?
Wie sieht es jetzt ans?
Ist Tilden erwählt, und wird er in
augurirt werden?
Obige Fragen werden täglich Dützen
demal an uns gerichtet. Auf dieselben
erwiedern wir nun für ein- und alle
mal : Daß, wie die Sache jetzt ste
hen, es allerdings etwas trübe aussieht,
da die hartleibigen Radikale nicht wci
chcn wollen; daß sie sich aber endlich
doch noch i das für sie Unangenchmc
fügen müssen, und daß Gov. T i l d c n, der
rechtmäßig erwählt ist, auch als
Präsident der Vcr. Staaten
inaugurirt werde wird!
Zwar haben die "lieiurning IZoai-6-i"
von Süd Carolina, Louisiana und Flo
rida Hrn. Tilde „hiuausgezählt," al
lein das Gericht in den betreffende
Staaten hat diese Entscheidungen t>cr
'LoariZn" als Co II st i t II t i ons wi
drig erklärt! Tausende von demo
kratische Stimmen haben die radikalen
livwrnmg Uoorck aus de Stimmkä
sten hinausgeworfen als sie sahen, daß
Tilden eine große Mehrheit hatte, und
erklärten sodann Hayes für erwählt!
Dieß kann und wird nie und
nimmer geduldest werden
Recht muß Recht bleiben, und wenn der
Himmel stürtzt. Ohne die drei Staate
(Florida, Louisiana und Süd-Carolina)
hat Tilde 184 Elektoralstimmcn, lind
Hahrs blos 166. Nun haben abcrGov.
Grovcr von Oregon und dessen Staats
anwalt, welche nach dem Gesetz jenes
Staates eine ebensolche ItoturmnAvoaril
bilden wie jene in Süd-Carolina und
den übrigen Staaten, Hrn. Croning, ei
nen demokratischen Elcktor, als erwählt
erklärt, und ihm das Wahl-Certificat zu
erkannt, weil sein Gegner auf dem repu
blikanifthen Ticket nicht wählbar gewe
sen ist. da er zur Zeit ein Postmeister
der Ver. Staaten war, und kein solcher
Beamter erwählt werden kann.
Diese eine Stimme (Hrn. Croning'S)
reicht nun gerade hin, um die zur Wahl
nöthige Clektorzahl voll zu machen, und
Hrn. Tilden zu erwählen.
Zwar machen die Radikalen einen
Heidenlärm über diese, wie sie sagen,
grobe „Anmaßung" des Governörs von
Oregon, allein es wird sie nichts helfen,
da der Governör nichts mehr und nichts
weniger als seine Pflicht that.
Wollen endlich dicßadikalc dicElik
toralstimmcn der Staaten Florida, Loui -
siana und Süd Carolina im Congrcß
geltend machen, so tritt ihnen daS demo
kratische Hans entgegen, und tzerwirft
ihren Plan. Versuchen sie dies im Se
nat zn thu, so werden sie auch dort ans
Hidcriffc stoße, denn dcr Scirat kann
nichts thu, ohne daS Hans
ost zufrieden. Die Lache muß vor
beide Körper bei cincr ge
meinschaftlich rn Sitzung vcr
handclt werden, und in dieser
gemeinschaftlichen Sitzung habcndic
Demokraten eine entschiede
ne Mehrheit. Daß also bei dieser
gcnicinschastlichcn Sitzung Tilden als
dcr rechtmäßig erwählte Präsident er
klärt werden wird, darüber herrscht kein
Zweifel. Kurz, Gov. Tilden ist unser
nächster Präsident, und wenn irgend
ein hartgesottener Radikaler andcrs sagt,
so sage man ihm ganz einfach, er lüge;
und wenn ihm das nicht gefällt, so mag
er sich in eine Esclshaiit hüllen, und
seine langen Ohren sehe lassen, mögen
es nun Ochkcnohrcn, SchafSohrc oder
Eselsohre sein.
Botschaft des Präsidenten.
(Im Auszug.)
Präsident Graut übersandte am vor
letzten Dienstag dem Congrcß seine achte
und letzte Jahrcs-Botschast. I der
Einleitung z derselben macht der Prä
sident einen Rückblick auf die Ereignisse
der letzten acht Jahre und sei Verhalten
gegenüber denselben. Cr sagt:
Bei Erstattung meiner letzten Jahres-
Botschaft möchte ich einen Rückblick aus
die Ereignisse und Wellen Handlun
gen während der letzten 8 Jahre werfen.
Glücklicherweise oder vielmehr Unglück
lichcrwcisc wurde ich zn dem höchsten
Amte dcS Landes berufen, ohne vorher
irgend welche politische Erziehung genos
sen z haben. Unter solchen Umständen
ist cS zu entschuldige, wenn Irrthümer
vorgefallen sind. Wie-ledcrmanu sc
hcn kann nd zugicbt, sind Fehler ge
macht worden, jedoch meistens in solchen
Fällen, wo Beamte zur Vollstreckung
von Rcgicrnngs-Pflichten ernannt wor
den sind, die nicht ans persönliche Be
kanntschaft sondern auf Empfehlung der
vom Volke gewählten Repräsentanten
hin angestellt wurden. Keine Regie
rung ist je von derartigen Fehlern frei
gewesen, ich habe mich jedoch in jedem
Falle von dem dringendsten Wunsche,
das Rechte z thun, innerhalb der
Schranken des Gesetzes zn bleiben, und
für das Wohl des ganzen Volkes zu
wirke, leiten lassen. Fehler sind nur
irrthümlichcrwcise, nicht absichtlich gc
macht worden.
Der Präsident geht dann auf die Re
konstruktion der südlichen Staaten über,
welche unter dem Nachfolger des betrau
erten Lincoln begann, nnd unter ihm
selbst fortgesetzt werden mußte. Die
Frage dabei war, ob die Leitung der
Regierung in die Hände derjenigen über
gehen sollte, welche noch kurz zuvor so
ernstlich versucht hatten, dieselbe zu zer
störe oder ob die Sieger fortfahren soll
tcn eine gleiche Stimme mit ihnen in
der Leitung derselben zn habe.
Seit seiner ersten Administration sind
die Steuern dieses Landes um drcihnn
dcrt Millionen Dollars jährlich vermin
dert worden, während die Nationalschuld
in derselben Zeit um 435 Millionen
Dollars herabgesetzt wurde. Die jähr
lichen Interessen sind von mehr als 130
Millionen Dollars in 1869 ans nur we
nig über 100 Millionen Dollars in 1876
heruntergebracht worden. DicHandcls
bilanz, welche in 1869 über 130 Milli
onen Dollars gegen uns betrug, war in
1876 zn über 12g Millionen zu Gunsten
der Ver. Staaten umgeändert worden.
Es wird zuversichtlich geglaubt, daß die
Handelsbilanz zu Gunsten der Ver.
Staaten nicht abnehmen, sondern im
Gegentheil wachsen wird, und daß das
Versprechen des CongrcsscS zur Anfnah
nie der Baarzahlnng in 1879 leicht aus
geführt werden kann selbst in Ermange
lung weiterer Gesctzerlassc über diesen
Gegenstand.
Der Präsident bespricht de Fcldzug
gegen die Indianer, mit der Bemerkung,
daß die Feindseligkeiten durch die Hab
sucht der weiße Ansiedler in den
Schwarze Bergen, welche in ihrem
Suchen nach Gold die Vertrags-Bcdin
gongen verletzten, entstanden.
Unsere Beziehungen zu fremden Mäch
tcn waren nvnutcrbrochcn der freund
schaftlichsten Natur. In der letzten
Sitzung dcS Congresses wurden die Vcr
wiUiglingcn für auswärtige Vertreter
bedeutend herabgesetzt, in einigen Fällen
ganz weggelassen. DcrPräsidcntmeint,
daß dieses sich als eine kostspielige Er
sparniß erweisen wird. Die verschiede
nen Commissionen zur Regulirung der
Grenzen der Vcr. Staaten haben ihre
Arbeiten beendet. Ebenso die Commis
sion zur Feststellung der Ansprüche von
Bürgern der Vcr. Staaten gegen die
Republik Mexiko.
Der Präsident empfiehlt dem Con
grcß die Erlassung von Bestimmungen
über die Erlangung von Bürgerpapic
ren, damit dieselben im ganzen Lande
gleichförmig wird, um Betrügereien zu
verhüte. Auch sollte Gesetze erlassen
werden über die Erlangung von flüchti
gen Verbrechern in England nd der
Türkei.
Colorado hat seit der letzten Sitzung
des Congresses eine Staats Constitution
angenommen und alle andere Bestim
mungen zur Aufnahme in den Staaten
bund erfüllt, nd ist durch Proklamation
vom 1. August 1876 als Staat in die
Union anfgenommcn worden.
Die Berichte der Sekretäre über Krieg,
Flotte, Post und Finanzen werden vom
Präsidenten besprochen und verschiedene
Empfehlungen derselben befürwortet.
Präsident Grant belobt die Veranstal
ter nd Verwalter der Centcnnial Aus
stellung, empfiehlt die Erlassung von
Gesetzen zur Regulirung der Präsiden
tenwahl und der Zählung der Erwäh
lcrstimmeu. Auch erinnert der Präsi
dent an seinen früheren Borschlag zum
Apkauf der westindischen Insel St. Do
mingo nd hebt die Vortheile hervor,
welche ans dci.isclbl':! entstehen würden.
Einer dieser Vortheile würde sein daß
dieNcger in den südlichen Staaten, wcl
che mit ihrer Lage iinznsricdcii wären,
af jener Insel eine ncnc Hcimath finden
könnten da das Kiinia daselbst dem dcr
südlichr Staatcn gleich ist. Lt. Do
miiigo ist sehr dünn angesiedelt und bie
tet Raum für cinc Bevölkerung von
mehreren Millionen. Dort könnten
Kaffee. Zucker, Reis, Tabak und andere
Erzeugnisse dcr tropischen Zone gezogen
nd zollfrei nach den Vcr. Staaten ein
geführt werden, für welche wir jetzt hohe
Steuer bezahlen müsse.
Zum Schlüsse bemerkt dcr Präsident,
daß mit dem gegenwärtigen Congrcsse
seine Amtsthätigkeit ein Ende nimmt,
wozu wir herzlich Ja nd Amen sagen.
Washington-Brief.
Tic Eröffnung der zweiten Session des 44.
Cougreffe. - Seen bei der Eröffnung.
Die Erwöhluug des neuen Sprechers
udselue Vereidigung. Tie lihrei
botschast des Präsidenten. Eine
Spezinl-Votschast don ihm.—„Blue
Jeans" Williams,Wattrrson,Ben
Hill, S- S. Eaz, Alexander Ste
phen, Fernando Wood, u.s.w.
Da Elektoral-Volum.
Dir Bombe von Oregon.
Ter demokratische Eanrus.
Gerücht von einem be
absichtigten Jmpeach
ment.—Bessere Aussich
ten ans eine verständi
ge und friedliche Lö
sung.
Washingto li, D. C, )
den 9. December, 1876. j
Wohl nicht oft hat die Eröffnung der
Session eines Congresses eine so intensi
ve Aufregung hervorgerufen, ivic dies
mal, nnd doch war äußerlich nur wenig
davon wahrzunehmen. Nur der auf
merksame Lauscher hörte die unterirdi
schen, ein kommendes Erdbeben verkün
denden Detonationen. Die schwarze
Drapirung des Sprecher-Sitzes, ein
Tribut der Anerkennung für den ver
storbenen Sprecher Kerr, war wohl an
gethan, den Ernst der Stimmung wel
cher sich aller Mitglieder ohne Unter
schied der Partei bemächtigt hatte, noch
zu erhöhen. Manches Andere konnte
nicht verfehlen in derselben Richtung z
wirken, so Z- B. als der alte gebrechliche
Alexander Stephens in Wahrheit
fast nur noch eine wandelnde Leiche
sich bedeckten Hauses auf einem Tagses
scl in die Halle des Repräsentantenhau
ses tragen ließ. Es fehlte übrigens auch
nicht an komischen Contrastcn. Als
„Lluv 3nns" Williams, der neu ge
wählte Governör von Indiana eintrat,
um seinen Nachfolger im Congrcß, de
Mr. Humphries, einzuführen, war er
mit seinem blaue Rock mit großen
Knöpfen bald der Augenpunkt des gan
zen Auditoriums, und ein sichtbares
Lächeln prägte sich auf den Gesichtern
aller Zuschauer aus, als er einer hier
wohl bekannten „alten Schachtel" mit
gestreiftem Shawl nnd „Schmcchtlocken"
die schon lange hier als ein thätiges Mit
glicd der „Lobby" wirkt, in den Weg
rannte, nd auch sofort von ihr gekapert
wurde. Cr nahm die unglückliche Be
gegnung mit gutem Humor, nnd ließ
es sich gutwillig gefallen, daß die alte
Dame mit ihrem knochigen Finger in
ihren Pcrorctioncn stark demonstrativ
wurde. Vergeblich machte er mehrmals
den Versuch zu entrinnen, denn die kno
chigen Finger krallten sich sofort an einen
vcr großen Knöpfe seines Rocks, al cr
schließlich gelang es ihm denn doch durch
ein strategisches Manöver sich frei zu
machen.
Jedermann schien Zndgc Holman zu
gratnlircn, sei es deßwegen, weil seine
Coiistituentc ihn für zu gut hielten, um
ihn nochmals in den Congrcß zu sende,
oder weil er allgemein, als der Nachfol
ger von Randall, als Vorsitzender des
Bcivilligungs - Committccs bezeichnet
wurde. Den Lobbyirtc läuft bei dem
bloßen Gedanken daran schon eine Gän
sehaut über den Rücken. Randall hat,
was die Bewilligungen anbetrifft, schon
tief iu'S Fleisch geschnitten, aber Hol
man, das wissen die Lobbyirlcn ganz
wohl, würde bis auf den Knochen
schneiden- Sunsct Cox wär dem An.
scheine nach guten Muths ; Mr. Tay
lor heiter und liebenswürdig; Fernan
do Wood sehr ernst, und Morrison ge
dankenschwer und dctcrmirt. Die große
Mehrzahl der Demokraten des Reprä
sentantenhauses sah übrigens in dieser
Beziehung Mr. Morrison sehr gleich.
In die Augen fallend war ferner das
junge fähige Mitglied von Ohio, Mr.
Southard, im Gespräch mit Mr. Wm.
Bell, jun., welcher an der Spitze seines
Tickets in der Ohio-Oktobcrwahl stand.
Bcnj. Hill von Georgia wiegte sich wie
gewöhnlich (er selten sitzt) Wseincm
Stuhl, und Henry Watterson ging mit
einer gewissen Nervosität hin und her;
als neues Mitglied mehr beobachtet, als
viele der ältesten Mitglieder des Hauses.
Die Zeichner von „Frank Lcslie" und
des „lZrapluo" waren zeitig ans dem
Platze, um Bilder von der Eröffnung
derZ gegenwärtigen Session de Con
gresses aufzunehmen.
Prompt IS Uhr Mittags rief der
Clerk das Haus zur Ordnung, und ver
las die Nameuslistc der Mitglieder nicht
in alphabetischer sondern in geographi
scher Reihenfolge, mit Maine beginnend.
Die Gallcnecn des Hauses waren schon
seit 10 Uhr Morgens so überfüllt, daß
es kaum mehr möglich war, noch Einlaß
zu erlangen. Nach einer kurzen Debat
te, ob der Wahl eines Sprechers dte
Primität zustehe vor der Vereidigung
des neuen Mitgliedes von Colorado,
bejahte die demokratische Majorität des
Hauses diese Frage. Mr. Co; nomi
nirte Mr. Randall nd Mr.McCreary
von lowa Mr. Garficld. Mr. Ran
dall erhielt das strikte Partcivotum, und
tvurde selbstverständlich durch dasselbe
gewählt. Einige „unabhängige" Re
publikaner stimmten i rigenS nicht für
Mr. Garficld sondern für ihren eigenen
Candidatcn. Durch ihre Beihülfe al.
lein gelang es übrigens den Demo a
ten die erforderliche zwei drittel Majo
rität zur Aufhebung der Tagesordnung
zn erlangen, und sofori Iliitcrsuäiungs-
Commillccii nach den Staaten z scn
de, deren republikanisches Elcktaral-
Volum von ihnen beanstandet wird;
das sind die Staaten Louisiana, Süd-
Carolina nnd Florida. DaS Colmnitz
tcc für Süd-Carolina, dessen Vorsitzen
dcr Mr. Saylor ist, reiste noch an dem
selben Tage ab.
Mr. Randall hielt eine kurze, aber
sehr bcmcrkcnSwcrthe Antrittsrede. Dcr
Schluß derselben laiitclc wie folgt:
„Laßt uns vergessen, daß wir Mitglic
dcr cincr Partei sind, nd laßt ns nur
im Gedächtniß behalten, daß wir Ame
rikanische Bürger sind, welche unser
Land zn reiten haben, daS dein Unter
gang geweiht ist. wen die uiiberechlig
te und nncostilalioiiell u Handlange,
von Erecutivbeaullcu >:i!'l .na ineuci
Hand und cibannuugsloier Sn.aa l
adrcssirt werden." Dirser Sei,lns, d
Rede wurde von de Dcniokialeu um
demonstrativem Beifall auigenoaunei
und daS HauS ahm für de ausuicrk
saincn Beobachte, dabei die Physiogno
iiiic eines „Langen Parlaments" an
Seit de Zeiten dcS großen „1'>,o
-nors" Thaddäus Stevens hat das HauS
ic das Gepräge einer so uiivrikciiuda
rcr Resolution getragen, wie jetzt.
Die Präsidcntcii-Botschafl enttäuschte
ebenso sehr die Republikaner, wie dir
Demokraten. Beide Parteien hatten
erwartet, daß dcr Präsidcnt in Betreff
der angefochtenen Elcktoral Stimmen
von Louisiana, Süd-Caroliua und Flo
rida feste Position in seiner JahrcSbot
schast nehmen würde, doch hat er das
nicht gethan, sondern nur im Allgemei
nen eine Verbesserung des gegenwär
tigen Modus dcr Präsidentenwahl vor
geschlagen, um für die Zukunft solche
Wirren, wie sie jetzt die Interessen dcS
Landes ausdasEmpfindlichste schädigen,
zu verhüten. Es geht übrigens das
Gericht, daß dcr Präsidcnt eine Spczial
dolschaft über das fragliche Thema an
de Congrcß einzusenden gedachte. Die
Stellen i dcr Botschaft, welche von dem
„Nördlichen Feinde imßückcn dcr Union
Armee" während ccs Krieges sprechen,
haben unter de Dcmokralcn vir! döseS
Blut gemacht und offenbar eine große
Erbitterung hervorgerufen. Darm
wurde wohl auch die Spczial-Botschaft
dcS Präsidenten, in welcher er den Be
richt des Senator Shcrman nd seiner
republikanischen College in Betreff der
Louisiana Wahl dem Hanse übcrmitlel
tc, ans Antrag von Fernando Wood in
sehr llnccrcmoniöscr Weise „ans den
Tisch gelegt.', das heißt, dcr Erwägung
gar nicht werth erachtet. Es unterliegt
keinem Zweifel, daß die Stimmung dcr
Demokraten gegen den Präsidenten eine
sehr gereizte ist, und daß ihr Vorhaben
gegen ihn und mehrere Mitglieder des
Eadincts ein „Zmpeachmcnt" cinziilci
tcn, festere Gestaltung gewinnt. In
dessen sind die besonnene Mitglieder
beider Parteien darauf bedacht, es
nicht zn einem Bruch zu bringen, son
dcrn eine verständige nd friedliche Lö
sung die das ganze Land beunruhigenden
Frage herbeizuführen. Seitdem das
republikanische Votum von Oregon eben
so beanstandet wird, wie das dcr drei
südlichen Staaten, (die gänzlich nner
wartete Nachricht davon siel wie eine
Bombe in daS republikanische Lager)
macht sich immer mehr dcr Ansicht gel
tcnd, daß dcr einzige heilsame Ausweg
>ci, alle bcanstandclen Stimmen aus
zuwerfen, und dann den Bestimmungen
der Constitution gemäß die Wahl
des Präsidenten und Vizepräsidenten
durch das Repräsentantenhaus nnd den
Senat vernehmen zu lasse. Das ist
wohl auch die Absicht dcr von Mr. Mr.
Crcary (Rcp.) im Rcpräsciitaiitciihnusc
eingebrachten Resolution, daß ein ge
meinschaftliches Eommittcc dcS Rcprä
scntantcnhanses nnd des Senats ernannt
werde, um Vorschläge in Betreff dcr
Zählung dcr Elckt ralstimincn zu n
terbrcitcn. O. -V. ?.
Tie BrgnadigungS - Behörde vcr
sammelte sich letzte Woche in Harris
burg, um Gesuche für dicßcgnadigung
verschiedener Verbrecher entgegenzuneh
men. Folgende Personen wurden von
der Behörde zur Begnadigung empfoh
len :
Hcnrh Seltzer, von Philadelphia;
Thomas Duke, Philadelphia; Gilben
Rcip, Northttmbcrland Count; Thos.
I. Harman und Thomas Howard, Phi
ladelphia; Wm.Edie, Allcghcny Coun
ty ; Frank Tolcs, Pottcr County; Fr.
Knickerbachcr, Lycoming County.
Nachstehenden lvurde das Gesuch ver
weigert :
Wm Shurtman von Huntingdon
County; JamcS Courtwright von Lu
zerne County: Joseph Schaick, Allcghc
iiy County; Clara Meyers, ÄUcghcny
County; Henry Disgue, Allcghcny
County; Wm. H. Frh, Philadelphia;
Jercmiah C. Post, Bradford County;
Michael Croft, Philadelphia; Peter A.
Klinc nd Franz M. Klinc, Columbia
County; Robert M'Cartncy, Cumber
land County; Wm. F. Spencc, Alle
gheny County; Ann Connolly, Craw
ford County; James Ferry, Butler
County; Levi Sipe nd Henry Rife,
Aork County.
Folgende Gesuche find unter Bera
thung:
Robert Wright, Joseph Carr nd
Robert I. Grier vonAllcgheny Countl);
Milton Charles von Columbia Co
ty; Charles Wilson von Ehester Eoun
th; John Capcwell von Philadelphia;
Dr. I. W.Bcchtle von Dauphin Eoun
ty; Thomas I. Williams von Blair
Countu; Thomas M Gowcn von Lu
zerne Counth; Jonathan Jamison von
Philadelphia; Georg W. Crosby von
Montour County.
Die Behörde vertagte sich, um am er
sten Dienstag im Januar, 1877, wieder
zusammenzutreten.
Biel Abonnenten sind mit dem Be
zahlen bedeutend im Rückstände. Viele
davon denken vielleicht, sie schulde ein
oder zwei Dollars und wir könnte schon
warten. Wenn man aber annimmt,
daß mehrere Hundert uns nur ,o kleine
Beträge, die Jedermann leicht bezahlen
kann, schulden, so macht es uns eine be
deutende Summe aus. Darum ver
geht eure Zeitungsschulden nicht.
Unsre Reise nach New Castle, Sha-
ron, ,e.
Nachdem wir am vorletzten Dienstag
Abend eine telegraphische Depesche von
unsrcm Schwager, Hrn. LouiSNci
ii eia In Allcghcny City, dcS In
halts. daß seine Tochter gestorben sei,
erhalten halte, verließen wir noch in
selbiger Nacht misrc Familie, und rei
ste nach Allcghcny ab. um dem Lei
chenbegängnisse dessen lieben Tochter bei
zuwohnen.
Da nun aber die Beerdigung erst am
Donnerstag Nachmittag stattfand, be
schlossen wir schnell, einen kurzen Ab
stecher nach New Galilee und Enon
Valley, etwa 45 Meilen westlich von
PittSburg, zn machen. Gegen Abend
kamen wir auch richtig an dcr Enon
Valley Station an, wo bei unserm ge
schätzten alten Freund, Hrn. Charles
Fischer, dcr dort ein nettes Hotel be
sitzt, eingekehrt wnrde.
Hr. Fischer empfing uns sehr freund
lich ; als aber Abends auch unser alter
trciind, Hr. Bcr hart Krug von
Süd-PittSburg sich noch einfand, so
herrschte Jubel und Freude im ganzen
Hause. Auch mehrere PittSburgcr Jä
ger fanden sich späkr ein, deren Helden
thaten als Jäger wir in nächster Num
mer dcr „StaatSzcitiing" erwähnen
werde.
Abends kam auch der Gesangverein
von Enon Valley zusammen, welcher
mehrere hübsche Lieder sehr gelungen
vortrug; Hr. Rudolph Runk, der
unsern PittSburgcr Lesern gut bekannt
jü, da er früher dort wohnte, ist Diri
gent des Vereins, und ist ein tüchtiger
Sänger. Obschon Enon Valley ein
kleiner Ort ist, so zählt der Verein doch
etwa 30 Mitglieder, wovon 10 oder 12
aktive Sänger sind. Selbstverständlich
ist auch Hr. Fischer, unser genialer
ein Mitglied des Vereins.
Am nächsten Morgen, ehe noch der
„Roostcr" sein Kickcriki gekräht hatte,
waren wir schon auf dem Wege nach
New Galilee, um auch unsern würdigen
alten Freund, Hrn. John Gräbing
von daselbst zu besuchen. Gerade hat
ten wir dcnEiscnbahnzug verlassen, als
Hr. G., ans der Reise nach Bcaver be
griffen, wo er als Jurymann an der
Court zu dienen hatte, uns begegnete,
freundlichst die Hand reichte und uns
herzlich begrüßte. Da der Zug nur ei
nen Augenblick anhielt, mußte er sich
eile, um nicht zurückgelassen zn werden,
da der „Stiemganl" sich selbst um einen
Schcrisf nicht bekümmert, wenn er ein
mal anfängt zu „schnurren." (Unser
Freund David Brenner vonUnion
ville soll sich ebenfalls auf dem Zug be
funden haben.)
Nachdem wir etwa zwei Stunden bei
der lieben Familie des Hrn. Gräbing
verweilt hallten, kehrten wir wieder
nach Cnon Valley zurück, wo unsre
Freunde Fischer und Krug mit Sehn
ucht auf uns warteten. Ob wir im
friedlichen Brudcrkrcisc dieser Freunde
eins „gepfiffen" oder „geblasen" haben,
können wir nicht sagen, aber so viel wis
sen wir, daß wir unter den besten Glücks
wünschen von den lieben Freunden in
Enon Valley und Galilee schieden.
Etwa um die Mittagsstunde am Don
nerstag kamen wir wieder nach Alleghe
ny zurück, um, wie schon bemerkt, dem
Leichenbegängnisse der Tochter unsres
Schwagers, das um 2 Uhr Nachmit
tags stattfand, beizuwohnen. ES war
trotz der Kälte, ein großer Trauerzug.
Die Verstorbene hatte sieben lange Jah
ren zu dulden, ehe der Tod ihrenSchmer
zenSlcidcncinEndc machte. JhrcKrank
heit nahm bereits in Deutschland, wäh
rend einer BcsuchSrcise ihrer Eltern ih
ren Anfang; und obschon im Alier von
20 Jahren als sie starb, mußte ihre lie
be Mutter sie in letzterer Zeit doch wie
ein Kind Pflegen. Sie hat nun alle
Schmerzen und viele schlaflose Nächte
durchgemacht und überstanden, und ruht
nun sanft im kühlen Grabe. Ein fried
liches Loos ist ihr zu Theil geworden.
(Näheres findet der Leser an einer an
deren Stelle in heutiger Nummer.)
Am Freitag reisten wir endlich nach
New Castle ab, wo wir bei Hrn. Chri
stian Koch, einem biederen alten
Freund, abstiegen. Hr. K. hat eine
nette Bierbrauerei nahe der Eisenbahn-
Station, und braut ein wirklich vortreff
liches Bier, das, wie er uns mittheilte,
nach der ganzen Umgegend verschickt
wird, und reißend schncllverkauft. Auch
hat Hr. Koch einen Saloon in der Stadt
New Castle, wie kein schönerer weder in
Pittsburg noch in Philadelphia zu fin
den ist. Wenigstens haben wir noch
keinen schöneren wie diesen gesehen.
Mit dem Saloon ist auch ein Speise-
Saloon verbunden, wo die delikatesten
Speisen stet zu haben sind.
Neues gibt cS in New Castle nichts
Besondere ; blos daß eine ganz nette
Brücke über den Schanondoah Fluß da
selbst, und eine hübsche Stadthalle seit
unserm letzten Besuch gebaut wurden.
Von New Castle reisten wir endlich
Abends noch nach Sharon, und kehrten
dort im „Viercer Hotel" am Bahnhof
ei. Am nächsten Morgen herrschte
eine grimmische Kälte, so daß uns fast
fast alle Lust, unsre Freunde zu besu
chen, verging. Während wir wieder
nach dem Bahnhof zurückkehrten, begeg
nete uns ein junger Mann, den wir
Anfangs nicht erkannten ; cS war der
älteste Sohn unsres alten Freundes,
Hrn. lohnßert, früher in Cham
bersburg, jetzt aber nahe New Castle
wohnhaft. Es freute uns sehr, den
jungen Freund zu treffen, besonders da
er ein ebenso kernfester Demokrat ist,
wie sein lieber Herr Papa. Er wohnt
in der Nähe von Sharon auf einer
Farm, und es geht ihm recht gut.
Schließlich noch unsern verbindlich
sten Dank Hrn. Fischer in Enon Val
ley, Hrn. Gräbing in New Galilee,
Hrn. Koch und Hrn. Gcnkingcr in New
Castle, welch' Letzterer uns sein Pferd
und Buggy zur Verfügung stellte, und
Frau Dörr von Sharon, für gastfreund
liche Bewirthung und Pflege. Auch
den übrigen Freunden unsern Dank für
die netten „Läppten."
TheotrrbrandinVrooklyn.A.
Schreckeuerrcaend Katastrophe!
Tos ~Z i. l>eidenWi>isen"enct
mit eiuem Trauerspiele nad acht Hun
derte von kiuderu zu Waisen!
315 Menschen fallen den Flammen
zum Opf'k! Z!
Herzzerreißende Scene
New-Aork, Dezember 5 DaS
Brooklyn Theater wurde heule Nacht
total durch Fcucrzcrstörl. Dasselbe ent
stand um etwa II) Uhr während des
letzten Actes des Schauspiels „Die zwei
Waisen" in der Maschinerie oberhalb
der Bühne, worauf sich die Flamme
mit furänbarcr Geschwindigkeit verbrei
teten. Von Seite drr Schauspieler
tvnrdcn Bcrstichc gemacht, das Publi
kum zu beruhige, allein bei Anblick des
FcucrS Halle sich dcssclhen eine wahre
Panik bemächtigt und AllcS stürzte den
Ausgängen zu. Der Rauch wurde
bald erstickend, Franc fielen i den
Gängen betäubt zusammen uud wurdcn
in der allgcniciucn Verwirrung erbt ückt.
Biclc Personen sprangen aus den Fe
für und erlitte gcsährl'chc Verletz
ge. Mehrere derselbe wurden be
wußtlos aufgcsundcu und ach dem Long
Island College Hospital geschickt, doch
ist keine Hoffnung vorhanden, dieselben
am Leben erhalten zu könne. Mehrcrc
Mitglieder der Theater Gesellschaft ka
mcu in den Flammc um, darunter die
Schauspieler Murdock und BurronghS.
Haufcn von Leichen wurden aus de
Trümmer hervorgebracht Die Mch.-
zahl ist bis zur Nnkeuntlichkrit ver
brannt. Die Scene aus der Brandstät
te ist schrecklich. Die Luft widerhallt
voi. dem Jammer dcr Unglücklichen, wel
che ihre Freunde suchen, während Tau
sende von Zuschauer die Ruine um
stehe.
Brooklyn, N.-A, 6. Dez. 158
Leiche, Männer, Frauen und Kinder,
wurden bis jetzt aus den Trümmern her
vorgezogen nd die Gcsammtanzahl der
Gctödtetc wird ans 315 geschätzt. Von
dem Thcatcrgcbände ist Nichts als ein
rauchender Trümmerhaufen übrig ge
blieben. Fcucrlcutc und Polizisten sind
beschäftigt damit die verkohlten Leiche
der unglücklichcnPersoncn, welche bei der
furchtbaren Katastrophe ihr Leben ein
büßten, aus den Trümmer hcrvoriu
suchen Die aufgefundene Leichen wur
de nach der Morgne gebracht, um von
ihren Angehörigen idcntifizirt zu wer
den. Die meisten der Verunglückten be.
fanden sich in dcni „vrsss-virole," von
wo der Ausgang durch das Brenne der
Treppe abgeschnitten wurde. Es erhellt,
daß das Theater ungefähr zn zwei Drit
teln gefüllt war; die Personen im Par
gucttc nahmen sämmtlich die der Bühne
zunächst gelegenen Sitze ein. Für Die
jenige, welche sich ans dem Drcß-Circle,
dem Familien-Eiiclc nnd den Kallcrie'n
befanden, stand außer der nach der Wa
shington Straße führenden Thüre kein
Weg zur Rettung offen. In dem Vesti
büle des Theaters liegen die Leichen
haufenweise übereinander; in dem Kel
ler ist ebenfalls eine große Anzahl
menschlicher Körper sichtbar; die Leichen
liege eine auf der anderen unter Schutt
und Asche begraben, wie wenn sie mit
Füßen fcstgestamp.t worden wären,
nachdem der Fußboden zusammenbrach,
und gewähren einen über alle Maßen
grauenhaften Anblick. Verkohlte nnd
gebrochene menschliche Arme und Beine
ragen hie und da auS dem Schutte her
vor, als wie wenn die Unglücklichen
Hülfe anriefen. Die verzerrte Ge
sichtszüge der Todten, insofern sie über-
Haupt noch erkennbar sind, geben deut
liche Anzeichen des schrecklichen Todes
kampfes, welchen die Arme anszustchcn
hatte. Wagenladungen von rohgc
zimmerten Särgen kommen auf der
Brandstätte an. in welchen die Leichen
noch der Morgne gebracht werden. Die
Scene auf der Brandstätte und in der
Morgne spottet aller Beschreibung.
Später. Eine Versammlung
von Schauspielern wurde am Donners
tag Nachmittag im Brooklyn Parkthea
ter abgehalten. Man beschloß sich mit
einem Comite von Bürgern in Vcrbin
düng zu setzen um Sammlungen nd
Theatervorstellungen zum Besten der
durch den Thcatcrbrand ihrer Stützen
Beraubte oder Nothleidcndcn zn ver
anstalteu. Eine sofort unter den An
wesenden veranstaltete Collckte ergab
81.650. Eine Anzahl von Theatern
wurde sodann dem Comite für die Be
ncfizvorsteUungcn zur Verfügung gestellt
und Traucrbcschlnssc wegen des Todes
der SchauspielerMurdock n.
gefaßt.
Congreßman Chittcnde sandte in ei
cm Telegramm 81000 für den Hülfs
fond ein.
Der Coroneringuest wird am Sams
tag um 7 Uhr Abends beginnen und
das Begräbniß der Opfer der Katastro
phe am Sonntag um 2 Uhr Nachmittag
stattfinden.
Hurrah für Illinois! Kein Staat
der Union hat sich im letzten Wahlkam
plc auf Seite Tildens nd Reform mehr
ausgezeichnet als der Staat Illinois,
und um uns genauer auszudrücken, als
die Deutschen in Illinois, denn ihnen
ist hauptsächlich der ungeheuere Um
schwung zu danken, welcher während der
letzten vier Jahre stattgefunden. Im
Jahre 1872 erhielt Grant im Staate
die ungeheure Majorität von 57,006
Stimmen. Im Jahre 1376 ist die
großartigrcpublikanischc Majorität ans
etwa 8000 herabgesunken oder ein Ver
lust für die republikanische Partei von
nahezu 50,000 Stimmen. Die Deut
schen von Illinois Haben'S brav gemacht.
Ter ist wahrhaft klug, der es sich so
sauer um seine Seele werden läßt, als
Andere um ihren Körper.
Der Winter ist da, und maäit mehr I
und mein seine Heri scheu-', ge!i, „
drückt immer sichtbarer Nanu und Le
benSgrwohiihciltn seinen Stempel auf
Und wie scharf zeichnet nicht erst dcr
Winlcr dir Contrastc in den uns umge
bciidc Lebensverhältnissen, wie schnei
deiid zeigen sich da nicht die Gegensätze
zwischen Armuth nd Reichthum I Stel
len wir den Pailasl dcS Rrichcii, ausge
staltet mit allem nur dcukbaicm Com
fort ndLiixus - mit weichen Teppiche,
alle Räume durchdringender Dampfhei
zung und dcr de Mangel an Sonne
licht vergessen lassende GaSlichlvee
schwcndiing, mit blunicuecichcu Treib
häusern—stellen wir diesen Palast nebe
das bescheidene Häuschen des Taglöh
eis. Die blanke kalicu Holzdielcn.
dcr spärliche HauSralh, dcr kai.i durch
wärmte Ose, die düstci flackernde Nu
schlitlkcrzc—und der Coulrast ist nicht
von dcr Phantasie erborgt, re ist Wiik
lichkcit. Freilich wohl und wir leicht
geneigt, die Heimstätte dcr sogenannten
Wohlhabende als ciiuiiiclndrS Bild
dazwischen zu stelle, sie haben ja auch,
wenn nicht LuxuS. doch vielen Comsort,
aber dann müssen wir ouch das wittliche
Schattenbild der Armuth, die Hülle
uud Schlupfwinkel dcr Alleiärmslr
bervorhedc. Während im Pallast dcS
Reichen die ganze Sorge der Vewohucr
um das „der Saison" Recht tragende
Vergnügen sich zu conccnlriren scheint,
während Schlitten- uud Schlittschuh
laufpartieen vcrahrcdct, Seidenkleid nd
Diamanlcnschmuck auf Bälle und Con
zcrle vorbereitet werden, herrsche in dem
-Häuschen des ZaglöhnciS und Aibeiteis
andere Sorgen Arbeitslose Monate
verzehrte de Sparpfcuuig, dcr verrin
gerte Lohn will trotz sparsamster Eii:-
Iheiluug die Ausgabe für die nothwen
digste Bedürfnisse nicht decken, die Kin
der hüsteln und kränkeln, denn Nahrung
nd Kleidung sind den Witterung San.
sprächen nicht angemessen. Dcr mittle
rc Wohlstand scheint cS noch am Besten
zu bnbcn. wenn nicht unzulässige Mode
sucht und thörichtes HöhcrhinauSivollcn
verdunkelnde Schatten aus die Lichtsci
tc werfen. Zu die Winkel dcr Acrm
sten, da tritt dcr Winter als schlimmster
Feind. Auf schlechtem Stroh ist die
entkräftete Mutter gebettet, während die
Kinder in Lumpen gehüllt die Straßen
durchbetteln, dcr Valer meistens durch
Trunkenheit sich Vergessen schaffen will,
—das sind einige und wirkliche Contra
ste, die täglich sich nus aufdränge.
Gänzlich zu verwischen sind diese Gegen
sütze zwar nie, aber gerade dcr Winter
prrdigt am eindringlichsten das göttliche
Gebot: Liebe deinen Nächste wie dich
selbst!
Verbrennung der Leiche des Baron
de Palm.— Am Mittwoch Morgen de
6. Dezember um 7 Uhr fanden sich die
zurßciwohnung bei demVerbreniiungS-
Proceß der Leiche des Baron de Palm
eingeladene Personen, sowie mehrere
Mitglieder der Presse, in dem Empfangs
saale bei dem Vcrbrcnuungs-Apparatc
zu Waschingto ei. Damen waren
keine zugegen.
Die Leiche, in weißes Linnen gehüllt,
lag nus einem Gerüst, welches auf dem
Catafalk in dem Empfangzimmcr ruhte.
DaS Aussehen der Leiche war dunkel,
beinahe schwarz und mnmicnartig. Be
vor dieselbe nach dem Ofen gebracht
wurde, tränkte man dessen Umhüllung
mit einer Alaunlösung, um z verhin
dern, daß dieselbe bei m Einschieben in
die Retorte verbrennen und de Körper
blosstcUe würde. Die Leiche wurde
mit verschiedenen Blumen, Immergrün
und Palmblättcrn bedeckt, während in
das Leintuch Myrrhen und andere wohl
riechende Gewürze gestreut wurden. Um
25 Minute nach acht Uhr wurde das
Gerüst mit der Leiche von Oberst Olcott,
Herrn Newton, Dr. Le Moync nd Dr.
Asdale nach dem Apparat gebracht, in
die Retorte geschoben und die Thüre so
rasch als möglich geschlossen. Der Ofen
war roth glühend nnd in 2 Minuten
war die Umhüllung verbrannt, und in
5 Minuten begann der Körper zu bren
ne, wobei sich für einige Augenblicke
ein ctivas nnangcnehmcr Geruch bemerk
bar machte und eine dicke Rauchwolke
dem Schornstein entstieg. Um 15 Mi
nuten nach 9 Uhr war der ganze Kör-!
per, mit Ausnahme cüieS Kniegelenkes
in eine unförmliche Masse verwandelt.
Die Gase ans der Retorte wurden durch
einen Windnpparat in den Ofen getrie
ben, von wo sie alsdann mit dem Ranch
durch den Schornstein entwichen. Au
ßerhalb des Gebäudes war Nichts von
einem üblen Geruch zn bemerke.
Um etwa 10Z Uhr wnrde das Gerüst
von Dr. Lc Moyne mit einem Haken
bis an das Ende der Retorte gezogen,
wo die ganze Masse in Staub zerfiel
und in der Retorte znrückblieb. Der
ganze Proceß hatte nur 2 Stunden nnd
20 Minuten in Anspruch genommen
und darf als ein vollkommen gelungener
Versuck betrachtet werden.
Um 2 Uhr fand in der Stadlhallc zu
Waschingto eine Versammlung statt,
wobei von mehreren hervorragenden
Männer der Wissenschaft Vorträge
über die Verbrennung der Leiche ge
halten wurden.
Die Bevölkerung des dcntschcnßcichS
vertheilt sich nach den Geschlechtern aus
20,104,000 männliche und 20,905,000
weibliche Personen oder 49 Prozent
Männer und 51 Prozent Frauen. Da
von sind 3,145,000 Nichldculschc, als
! Polen, Wenden, Dänen und Franzose,
25,581,709 Protestanten, 14.867.091
Katholiken, 512,072 Israeliten, ledig
60.0, verheirathct 51.2, verwittwct 8.6,
geschieden 0.2, unter 15 Jahren 34.1,
von 16 Jahren bis 70 Jahre 2.3 Pro
zeut. .
Ter PulS der Hausthicrc schlägt achu
Vatcls gemachten Erfahrungen im gc>
funden Zustande bei den Pferden 32—33
Mal in der Minute; beim Esel 45—54
beim Ochsen und derZKuh 35—42; beim
Schafe 7V—79 bei der Ziege 72—76;
bei dem Hunde 90-100 nd bei der
Katze 110-120 Mal.
1.0,,i!c Neuigkeiten.
Lr li. r
s>' iin ersta g. Dez. 14.1876?
Dir Fair der deutschen rcsormirlcn
St .I,'houui Gcniciudc in Laukaster,
war trotz der „schlechten Zeiten," den
noch eine ganz gelungene Affaire, indem
die Einnahme einen Reingewinn von
etwa 81,200 ergaben!—Das spricht
sehr zu Gunsten der Liberalität der
Lancaster Bürger. -
Fatale Unglück.-HenryClay Bear
von Lancaster Cily. welcher al Flaggen
manu ans der Pennsylvania Eisenbahn
angestellt war, hatte das Unglück, letzten
Samstag Morgen um 2 Uhr nahe Mill
Crcck von einem Frachtzug zu stürzen,
und vom Zug schrecklich zermalmt zu
werden.
Archt gemein.— Der Selckt Council
von Lankaster hat die Ernennung de
Hrn. W. C. Pyle, einen der besten Po
lizisten jener Stadt, verworfen, weil er
man höre und staune. mehrere
Straßen der Bten Ward als eine Am
u.,00 (Gcnieinschädlichkeit) an die Court
eingereicht habe, wa übrigens ganz und
gar seine Pflicht war. Der Haupt
grund ist jedoch, weil er ein Demokrat
ist. Backer, Eberman, EvanS und
McMellon sind die sauberen Stadtvä
tcr, welche gegen Hrn. Pyle stimmten.
Und diese Leute wollen als ehrbare
Bürger und Wächter der Stadt gelten!
Psui, den elenden Pappenbäuche.
Wahl von Beamten.— Der „Deut
sche Bau- und Sparverein von Lan
kaster erwählte in seiner letzten Sitzung
folgende Herren als Beamten :
Präsident—H. Wolf.
Pice-Präsident-G. Schulmeper.
Sekretär—<l. Map.
Schatzmeister tz. Knapp.
Rechnungsführer-H. Fischer, I. Albright
nd M. Blankeninever.
Direktoren -Ä. triitzinger, H. Gerhard, L.
Goos, PH. Dinkelberg, D. McLaughlin, O.
Hecht. Ehr. Ödländer, G. Darmsie Ner und <l.
PeterS.
Man glaubt, daß der Verein nach 8t
Jahren auslaufen wild; zwar eine lan
ge Zeit, aber „was lange währt, währt
gut."
Der „Fulton Bau- und Spar-Vcrcin"
hat folgende Herren al Beamten für
das laufcndc Jahr erwählt:
Präsident I. Kreß.
Vice-Präsidtul-A. Igte.
Tchapmeister—B. Zfecker.
Sekretär-Z. Jakob.
Verwattungoralh—H. Dtisch. Fr. Ursprung,
H. Breiter, H. Trachbar, H. Rohrer, P. Dteht
und W. Gerz.
Der Werth der Antheile dieses Ver
eins beläuft sich auf 866.80, nnd be
steht jetzt vier Jahre.
Die radikalen Fertelfircher von La
kastcr City sind in der That sonderbare
Kerle; sie scheinen von einer Art Diebs
ficbcr angesteckt zu sein, und begierig,
alles was in ihren Kram paßt, sich selbst
anzueignen. Würde man diese Kerle
nicht kennen, so wäre man zu dem Glau
ben geneigt, es seien die ehrlichsten Leute
auf der Welt, so süß und schön sind ihre
Worte.
Doch, ebensowenig wie alle? was
glänzt, Gold ist, ebensowenig sind auch
diese Radikalen die ehrlichsten Leute.
Man weiß ja, wieweit die Ehrlichkeit in
diesem Lande getrieben wird; man
weiß, wie selbst die Christlichstsei n
woll enden als die verkapptesten
Schurken entlarvt werden. Man be
trachte nur den frommen Brecher, der
als Erzhcuchlcr gcbranntmarkt vor der
Welt steht.
Die radikalen Ferkelstechcr von Lan
kaster, den herben Schmerz fühlend, de
sie durch die Niederlage ihres Candida
tcn für die Gesetzgebung erlitte, haben
nämlich einen Protest gegen die Wahl
des von den Demokraten erwählten
Candidaren, Hrn. I. L. Steinmetz
der Court von Lankaster County einge
reicht. wodurch sie hoffe, Hr. S. aus
seinem Sitz zu vertreiben. An der Spitz
dieser Ferkelstechcr sind I. W. Johnson,
der Distrikt-Anwalt, derselbe Bursche,
welcher selbst noch nicht sehr lange zu
rück wegen Fälschung von Bürgcrschci
ncn angeklagt worden war; ferner I.
Hay Brown und Wm. Aug. Atlce.
Dieses Kleeblatt beschuldigt eine große
Anzahl Bürger, deren Namen sie ncn
nen, gesetzwidrig gestimmt zu haben;
in anderen Worten, sie beschuldigen die
angegebenen Bürger der Betrügerei!
Nu, wir sind selbst mit vielen dieser
genannteu Stimmgcber persönlich be
kannt, müssen ihnen aber das Zeugniß
geben, daß, was Charakter und Ehren
haftigkeit betrifft, sie weit über dene
ihrer Verläumder stehen. Unsres Wis
sens war von ihnen noch nie Einer we
der wegen Verausgabung falscher Bür
erscheine wsaen eine anderen
Verbrechens Hr Äoucht- Ob diese
Lcntc zu dieserßeschnldigpng des oben
genannten Kleeblatts schweigen werden,
wissen wir nicht, aber es sollte uns gar
nicht wundern. weiMssc radikalen Fer
kclstcchcr welche das Protest unterzeich
.ictcn, che lange ihre verschmitzte Falsch
heit ndNiedertracht einsehen und wün
schen werden, nichis damit zu thun ge
habt zu haben. Ja, wie der "Intolli
genoer" meldet, ziehen sich jetzt schon
etliche Derselben beschämend zurück, und
wollen nichts von der Sache wissen.
Damit unsre Leser auch wissen wer
die wühlerischen Ferkelstechcr nd elen
den Hallunkcn sind, lassen wir hier deren
Namen folgen.
John A. Hiestand. I. L. Syte. Adam
Dellct, A. Hiestand, John Lcibley, Ja
cob Rotharmcl, Ina. P. Schaum, Va
lentine Hoffman. A. M. Chandler, C.
F. Ebcrman, H. S. Muhlcnbcrg. >r.,
SamlM. Mycrs. E.K- Martin, E
McMeUcn, Michael Snydex. John Mc-
Ginni, A. F. Shenck, F. Shroder, John
F. Long, Gco. Calder. >r., I. I. Hart
man I. W. Slokom, M. O. Kline, Ja.
H. Marshall. Jo. P. Weise. -
Nicht wahr, das sind musterhafte Ge
sellen; sie machen zwar einen großen
Spccktakcl weil nicht nach ihrer Pfeife
getanzt wurde, aber wenn es an Tref
fen kommt, sie noch nicht tinmal eine
Katze hinter m Ofen hcrvorjagen können.
—Die ganze Geschichte wird—in Rauch
aufgehen; man merke sich .