Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, November 30, 1876, Image 2

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    M Ataal? Munjj
t. Georo Ripper, Herausgeber.
.yarrlSvnr,. Pa
D a nlicrsta g, Nov. 30, 1876.
Wohiy nächst ?
MMWi-. Der nachste he
WW? Nick qilr unser
,vreiide > Wilisti>ttsporr,Lock
x'.n'e und Rcnewo, ud zwar
ersteren am Mittwoch, jenen
i Vocl Dave am Donnerstag.
. oenen in Nanooo am Freitag.
Die acksteßeise wnd dann nach
Ennbiirn, Schackokin, Dan
mlle und Milton sein. Spater
gcstts nack New Castle und Sha -
ron, und endlick nach Jork nnd
Baltimore. lelzt nur die
päpple lmbsch m Bereitschaft
gestalte, damit die Kaiharine
nicht stos wird, wcnn's Geld
sache mager ansstestt.
Wie steht r! jetzt au ?
Die Wirre i Betreff der Präsiden
tenwahl bestehen immer noch fort. Granl
nd seine Anhänger versuchen allcMil
lel, sich in Macht zu halten. Selbst das
Militär ist aufgefordert werde. de
Volkswillc zn nntcrdrückcn.
I Süd-Carolina hat die Snprcnik
Courl, bestehend aus vier Weißen nnd
einem Neger, mehrere halsstarrige Wahl-
Beamten jeden um 31.500 bestraft, nd
einsperre lasse. Beides, die Court
wie die Beamten sind Republikaner,
aber die Court sieht, daß ihre Parleigc
nofscil betrüge, d da kann sie eben
nicht anders handeln, als nach dem Ge
setze zn erfahren. Die Demokraten ha
ben in Süd-Carolina gesiegt, was die
Wahlbcamie jedoch nicht zugeben wol
len. WaS thut nun Grant? Cr hat
Anwcisnng gegeben, Militär dorthin zu
schicke, damit der radikale Governör.
-Chainbcrlain) nnbchindcrt installirt
werden kann, trotzdem cr nicht erwählt
ist! Zn der Gesetzgebung haben die De
mokraten cincMchrhcit von cincrStim
nie. Auch das will man nicht zugeben.
Wie die Sache noch ausfallen wird,
ist schwer voransznsagcii. Man hofft
indessen immer noch, daß alles im Frie
den abgemacht werde, da hervorragende
Männer von beide Parteien, Schwar
zen ivie Weißen, sich an Grant mit der
Bitte gewendet haben, nicht mit dem
Militär einzuschreiten, indem sie alles
aufbieten, >n den Frieden zn erhalten.
In Louisiana d Florida ist man
nnmcr noch mit dem Zählen der Stim
inen beschäftigt. Warum aber diese
Verzögerung des Zähle?? Offenbar
darum, um desto mehr betrüge, und
falsche Angaben machen zu können.
Selbst Zcnaior Sherman, cin Republi
kaner, welcher als Aufseher anwesend
ist. Hai erklärt, daß Betrügereien
vorliegen! Später Wied man mclir
darüber erfahren
Hoffentlich sind wir in Stand gesetzt,
>ii unsrer nächste Nummer das Rcsnl
lal dieser kolossalen Beirügen, nnd die
siegreiche Crwählnng des Go. Tilde
de Lesern de' „Siaalszeiinng" melden
zu könne. Sicher dars man jetzt schon
drauf rechnen, daß Hr. Tilden nächste
März als Präsident der Vcr. Staate
inaiignnrt werden wird. Alle Kniffe
nd Schliche der Radikalen, all ihre
Betrngcreic werden sie Niehls helfen.
DaS Volk ist fest entschlossen, daß
Derjenige der rechtmäßig erwählt wor
den ist, auch kingeschworen wiid, und
dieser ist Sa i >iel I. Tildc von
New Bork.
Warnende Stimmen.
Manche wciruciide Stimme läßt sich
vcrucbmei!. auch von Seilen der Repu
blikaner. So schreibt der Philadelphia
Evcning Telegraph „Wir wünsche
die Wahl von Hahrs und hoffe noch,
daß cr gewählt sein wird. Wir wün
schen aber nicht, daß Mr. Hahrs durch
irgend eine Spitzbüberei Präsident wird,
und wir sind überzeugt, daß. wenn cr
durch zweifelhafte Handlnngen in Loui
siana. in Süd-Carolina, oder in Flori
da in das Weiße HanS gebracht wird,
der rcpublikanischcn Partei der Todes
streich versetzt werden wird Sie kann
es nicht ertrage, daß Mr. Haycs durch
andere, als völlig ehrliche Mittel Präsi
dent wird, und iveiiii der Rctmniiig-
Board von Louisiana ihn in geheimer
Sitzung zum Präsidenten macht, so
würde die ehrliche Leute glauben
müssen, daß der G e i sl der Gesetzes
schmählich verletzt sein mnft, wenn auch
die gesetzlichen Formen eingehalten wur
den."
Die Sitzungen dieses Rcluriiiiig
Board sind nun nicht geheim, sondern
ein Committec von je 5 ans den in New
Orleans anivesendcn hervorragenden
nördlichen Demokraten und Republika
nern wohnt denselben als Zeugen bei.
Es ist also jetzt Hoffnung vorhanden,
daß eine ehrliche Zählung der cingelie
fcrlcn Stimmen stattfindet, obgleich
den Intriguen wegen Zulassung der
Stimme zum Zählen nach ivie vor
Thor und Thür offen stehen. Denn die
Bestreitung der Gültigkeit der Wahl in
einer Parish liegt nach dem Wahl-Ge
setz in Louisiana ganz in den Händen
der betreffenden Wahl-Commissioners
und Supervisors.
Der „New Jork Herald" hat die De
mokraten nicht mit seinen Mahnungen
zum Friedenhaltcu verschont, aber seine
Mahnungen an die Republikaner wa
ren noch eindringlicher. Unter Ande
rem sagte er: „Die republikanischen
Führer müssen begreifen, daß auf ihnen
Vit schwerste Verantwortlichkeit bei der
gegcnwärligcn Krisis liegt, nnd daß sie
das ganze Publikum überzeugen müs
sen, es habe kein Veirng in Louisiana
clc. stattgefunden Irotz alles Verdachts,
wenn sie nicht in der nächsten Wahl in
zwei Jahren ganz in das Privatleben
zurückkehren wollen durch Verdammung
ihres Thuns Seitens des nördlichen
Pnblikiinis." Daran knüpft der „He
rald" och Auseinandersetzungen über
die Ungesetzlichkeit und die Uiizuvcrläs
sigkcit des Rcturniiig Boards in Süd-
Carolina und in Louisiana.
Ein euer Vorschlag.
Der „New Aork Snndah Mercnry"
macht den Vorschlag, die heikle Präsi
dcnlschaslöfragc ans gütlichem Wege aus
zugleichen nnd beide rivalisirenden Cnn
didaicn, Tilden nnd Haycs, für erwählt
z erkläre, de eine als Präsident und
den ander alsViccpräsidciit. Die Vice
präsidenlschasts-Caiididatc sollen nach
ihrem Wunsche iiiii Cabincispostcn oder
answäriigcn Missionen abgefunden wer
den. I dir Patronagc solle die bei
den Präsidciilschasls Candidaten sich so
theile, daß jeder die Patronagc der
Staaten erhält, die ihm cinc Mehrheit
der Stimmen gegeben haben. Tilden
soll den ersten Platz einnehmen, weil cr
350,000 Stimme mehr erhalten hat,
als Haycs. Das Alles liest sich recht
gut. wenn es auch mit der Durchsüh
rlliig sei Bedenken hätte. Am meisten
beseiedigend würde der Borschlag für
linieren Landsinan Carl Schurz sein,
der ja gegcu Tildc durchaus weiter
ickis einzuwenden Halle, als daß cr
bald suibcn nnd da dann Hcndricks
an >einc Slrllc rücken werde Wir er
matte mit Sicherheit, daß Herr Schurz
den Vorschlag des „Merciir" nntcr
stützen werde.
Drei Muster-Bramtcu.
Die drei Governörs der Staaten Süd-
Carolina, Florida nnd Louisiana haben
in den letzten Wochen sich selbst durch
ihre eigenen Worte Lügen gestraft.
Am S. November telcgraphirte Gover
nör Chambcrlain von Süd Carolina an
die ~N. Bork Times", daß die offizielle
Zählung in 9 ConiiiicS nd die genaue
Schätzung der Slimmen in den andern
23 Coiinticü im Staate über SOOO rcpn
blikanischc Mehrheit ergebe. Am 12.
November telcgraphirte cr an de „N.
B. Herald", daß die Berichte die Majo
rität von Haycs bis ans 3000 Stimmen
vermehrt hätten Das war also eine
negative Zunahme oder, einfach ausge
drückt, eine Abnahme.
Am 10. November telcgraphirte Go
vernör Stearns von Florida an den Fi
nanz - Sekretär Morrill, daß Florida
2500 republikanische Mcyrhcit habe.
Dies wurde in der, N. B. TimeS" ab
gedruckt : am 13. November aber tele
graphirlc derselbe Bcamle an dasselbe
Blatt, daß die Mehrheit zwischen 1000
nd 2000 betrage
Gov. Kellogg von Louisiana Hai die
ganze Zeit her bchauplet, daß Louisiana
8000 Slimmen Mehrheit für HayeS ge
geben habe, nnd am 13. November telc
graphirte cr a den „N. N. Herald",
daß cr gar keine Berichte im Besitz habe,
und also gar keine zuverlässigen Zckhlen
angebe könne.
linier der Willkür solcher Männer
steht die Enlschcidiuig der wichtigen Na
tional Frage, wer Präsident der Union
werden soll.
Offizieller Wahlbrricht von Peiinshl
vanien.
Die offizielle Berichte über die Prä
sidcnlcn - Clckloren - Wahl im ganzen
Staate ergeben folgendes Votum; Für
Haycs 334,148 Stipiinc, für Tilde
366,204 Stimmen, für Coopcr 7,204,
für Smith (Temperenz) I.OIZ Stim
men Gesaniiiilvolnin 753,957 Stim
me, HayeS Mehrheit über Tilden
17,944 Simulien, Haycs Mehrheit
über scinc drei Gcgen-Candidalcii 9,339
Stimmen, Dieses ist bei Weitem die
größte Slimincnzahl. welche jemals im
Staat abgegeben wurde. Am nächsten
dieser kommt das Votum für Governör
im Oktober 1872, welches ans 672,469
Stimmen sich bestes, oder ans 56,488
Stimme weniger als das diesjährige'
Vottim für die Präsidentschaft Das
Gcsaiimttvotlim im vorigen Jahre für
das Governörsamt betrug 609,464
Slimmen,
Was Governör Zildcn sogt
Governör Tilden's Haltung und An
sichten betreffs der politischen Krisis sind
jedenfalls von Bedeutung. Einer sei
ner Vertrauten schreibt darüber Folgen
des:
„Gov. Tilde räth zur Geduld. Cr
hat unbcgrciizles Vertrauen in die Gc
rechtigkcitslicbc des aincrikanischc Vol
kes und er hegt die Zuversicht, daß es,
nachdem es scinc Pflicht gethan und sei
nem Willen durch die Siimmkästcn Aus
druck gegeben, keinen Versuch dulden
wird, es seines Rechtes zu berauben.
Cr hat positive Zusicherung von Herren,
die als juristische Autoritäten gelten, daß
er im März als nächster Präsident man
gnrirt werde wird. Obgleich er voll
kommen überzeugt ist.das, er in Lonsia-
hinanSgczahlt werden wird, so ver
läßt cr sich ganptsnchlich ans Florida.
Ivo der Gcneralauwalt, ein Mitglied des
Rcturning-Board. ein fäyigcr demokra
tischer Jurist ist. Seine letzte Hoffnung
hat cr aufOrcgon gesetzt, wo Aussichten
vorhanden sind, daß cr die eine Elccto
ralstimme. welche ihm zur Majorität
noch fehlt, erhalten wird. Falls Alles
dies fehlschlagen sollte, so wird Hr. Til
den den riesenhaftesten konstitutionellen
Kampf im Congrcß organisiren. den je
mals die Geschichte irgend eines Landes
aufzuweisen hat. Cr wird das Amt
des höchsten Beamten fordern und seine
Bemühungen gemäß der Conslitntio
und den Gesetzen .nicht einstellen, bis er
innugurirt ist."
Die schlauen Republikaner in Nord
Carolina sind auf den Einfall gekom
men. daß diePräsidentemvahi dort nichts
gelten kann, denn die Verfassung schrei
be vor. „daß die Namen aller Präsident
schastS Elcctoren auf jedem Stimmzettel
geschrieben sein müssen." aber die Tickets
waren gedruckt Es ist seit dem 7.
November schon Viel auf dem Gebiete
der ~Ferkelstecherci" geliefert worden,
aber die Nord Caroliner Radikalen ha
ben unstreitig das „Schwein" erlegt.
Die Wahl in Süd-Carolina.
Nach offiziellen Berichten habe die
Demokraten ihre Governör (Hampton)
und Liculcnant-Governör erwählt, nnd
einen Gewinn in der Legislatur von 7
Senatoren nd 31' Repräsentanten.
Dieses sichert ihnen die Mehrheit und
die Wahl cincS Vcr. Staaten Senators.
Ferner gewinnen sie 2 Congrcßrcpräscii
tantcn. Sollte eS gelinge, das Hin
auswerfen eines PrccinkteS in Bcaufort
County zu bewerkstelligen, wo eine un
gesetzliche Wahl stattgefunden haben soll,
so ist das ganze demokratische Ticket er
wählt.
Korrespondenzen.
Sharpsburg, AllcghenyCo.,P ,)
November 28,1876 s
Herr I. Georg Rippcr!
Nachdem ich meine „Staals-Zcittliig"
diese Morgen übersehen habe, überwäl
tigte mich ein sehr nangcnchmcs Gc
fühl. Ich liebe keine Streitigkeiten hin
sichtlich politischer Angelegenheiten Die
„Stants-Zcitiing" enthält diesen Mor
gen sehr anfrührische und herausfordern
de Artikel über die letzte stattgehabte
Präsidenten-Wahl. Die Republikaner
werden da so überhäuft mit Beschuldi
gungen der Wahlbctrügercicn; nun mei
ne ich. sollte doch einmal jeder vernünf
tige Mensch, sei cr Republikaner oder
Demokrat, das Ende abwarte ; eS hat
doch jede Partei eine Committec in den
südlichen Staaten, hervorragende Män
ner als Wache über die Sliinmcnzäh
liiiig: die Demokraten haben doch ge
wiß auch keine leichtfcrligcn Buben dort;
ist Herr Tilden wirklich ehrlich erwählt,
ganz gewiß > ind dic Rcpn -
vlikaiicrmit sc i n cr C rw äh-
Iling znfi iede, ohne einen so ge
waltige Scaiidal zn schlage, wie die
Demokraten. Hat cr aber nicht Stim
mc genug bekommen, dann wird cr
auch nicht unser Präsident; nur die
Stimmenmehrheit gibt den Ausschlag
aber keine Gewallthatigkeilen mit Re
volvern nd Bajonett; Bismarck
t Dentschland wünscht keinen Krieg,
wird cr aber heransgcsordcrt, so ist cr
aber auch kein Feigling. Ich möchte
nur och bemerken, daß Sie mir vor
läufig keine .StaalSzcilnng" mehr zn
schicken brauchen bis Sie wi> der vräor
bekommen. Achtungsvoll
Peter Prager.
Erwiederung.
Schreiber de obigen Briefes ist cin
ehrenhafter und angesehener Bürger von
SharpSbnrg, und schon seit einer Reihe
von Jahre cin Leser der „Staatszei
tnng." Er ist Cassircr einer der dorti
ge Banken. und gehört zur republikani
schen Parle!. Wir haben ihn immer
geachtet, und achten ihn auch heute noch,
obwohl cr nicht mit unsercn politischen
Prinzipien übereinstimmt.
In seinem Schreiben beschuldigt cr
uns, aufrührerische und hcrausfoidcrnde
Artikel in Betreff der Präsidentenwahl
veröffentlicht, nnd die Republikaner wc
gen Wahlbelrngercien beschuldigt zn ha
ben. Wäre Sharptburg ein Krähwin
k, Inest, und Hr. Präger ei Hinlermäld-
Ic>, so würde nnS obige Bcschiildigiing
nicht im geringsten wundern. Da aber
Pittsbnrg so nahe an SharpSbnrg liegt,
nnd Hr. P. auch kein Hinterwäldler ist.
so erregt diese Anschuldigung großes
Erstaunen in uns.
Hat Hr. Prager wohl noch nichis in
den Pittsbnrger Blätter von de nie
derträchtigen Betrügereien in Süd-Ca
rolina, Florida nnd Louisiana gelesen?
Hat cr noch nicht gelesen, wie selbst eine
republikanische Snpreiiic Court
(die von Süd-Carolina) betrügerische
Beamte bestrafte, nnd sie einsperren
ließ? Beamten, die zu betrügen suchten,
indem sie rechtmäßig cingelanfenenSlim
nie verwarfen, und den Befehl dcrConrt
mißachicicn ? Hat cr noch nicht gelesen,
wie Präsident Graut diese Betrüger mit
dem Schwerdt in Schutz nimmt?
Hat Hr. Präger noch nicht gelesen, wie
hervorragcdcßepblikatr öffentlich
erkläre, daß mau Gov. Tilden um die
Wahl betrüge wolle? Hat cr nicht schon
selbst Rep li bl ikancr sagen höre,
daß Hr. Tilde ehrlich erwählt sei?
Wenn Hr. Präger von allem diesem
und vielen anderen Nicdcrlrächligkcileil
der Republikaner noch nichis gehört hat,
dann bedauern wir ihn sehr.
Thatsachen zeigen jeden Tag klarer,
daß Tilden und Hcndricks mit überwie
genden Mehrheiten vom Volke erwählt
wurden, nd daß die Radikalen, mit
Tränt nnd seinen infamen Spürhunden
draus ans sind, die Bolksslimmc zn ver
werfen. nd ihren Liebling (Haycs) mit
Gewalt in das Präsidciitamt zu
bringen!
Sollen wir z allem diesem, zu diesem
ivillkührlichen d tyrraiinischen Versah
ren schweigen? Nie undnimmcr!
Wir sind cS Gott nnd nnscrm adoptirtcn
Vatcrlandc schuldig, für die Rechte des
Volkes zu kämpfen. Wir sind es nnS
selbst nd nnscrm zahlreichen Leserkreis
schuldig, sie vor dem Wühlen und Trei
ben der Radikalen zn wnrncn che rS
zu sp ätist!! Wir sind c dem Volke
schuldig zu sagen, in welcher Lage es sich
befindet, nnd es auf die Gefahr in der
wir schweben, aufmerksam zu macheu,
ehe es unterjocht ist! Esistnnsrc
heiligste Pflicht das Volk an LouiS
Philipp von Frankreich zu eiimier,
der jene Republik stürtzte! Sollen wir
in der Stunde der Gefahr untreu wer
den, oder die Sache auf die leichte Schul
ter nehmen? Nein, nein, nein! Gott
wolle uns davor bewahren.
Wir verlangen nichts mehr und nichts
weniger, als daß die rechtmäßig cr
wühlte Männer ihre Sitze haben
sollen, friedlich, wcnn's sein kann,
mit Gewalt, wenn'S sein muß!
Das amerikanische Volk läßt es nie und
nimmer zu. daß ein Präsident durch Be
trug und Schwindel erwählt werde. Es
wird trotz aller Wühlereien seinen er
wählten Candidatcn eben so friedlich in
sein Amt einschwören, wie e seinen Go
vernör im Jahr 1333 inPennsylvanicn
gethan hat, trotz Grant und seiner Bul
lenbeißer. In der Zwischenzeit werden
Freund Prager wohl noch die Augen
ausgehen, und er wird erkennen, daß cr
zu einer der gemeinsten und betrügerisch
sie Partei, zu Hallunken erster Klasse
gehörte, vor denen sich jeder ehrenhafter
Bürger schämen muß.—Adje für heute,
Freund Prager.
Washington-Brief.
U/regeade Seeoeii ii nächsten t!ogreß
bevorstehend.—Einige Beriadcruvgev in
dem Personal.- Blaine nd Beul. HM
treffen wahrscheinlich in einer nevea
Arcen zusammen.-vcck,Loar,Eik>
' lingundMorlon.—DerniichstcSpre
cher.—Was wir der Sangreh thun ?
-DaS Sociale Lcicn.-Wird die
Sanne an 1876 blntig nter
gehenl?
Washington, D. C, . l
den 25. November, 1376. s
Wir sangen hier in Washington an
zu fühlen, daß die Augen von Amerika,
wenn nicht die von ganz Europa auf nnS
gerichtet sind. In wenig mehr als ei
ner Woche tritt derCongrcsz zusammen,
und mit Bangigkeit sieht das Land die
sem Zeitpunkt entgegen, und richtet sei
ne Blicke nach der BnndeS-Hauptstadt.
Noch nie zuvor, kann man wohl sagen,
ist der Eoilgrcsi unter so schwierigen und
aufregenden Verhältnissen zusammenge
treten. Die Reden, die Abstimmungen
und die Handlungen jedes Mitglieds
werden mit dem gespanntesten Interes
se in jed r Stadt, in jedem Städtchen
und in jedem Dorf der Vereinigten
Staaten verfolgt werden. Die Zei
tung? - Cvrrespondcntcn. welche den
Sommer über von hier abwesend waren,
kehren nach ihren gewohnten Stätten
zurück, und ihre Reihen sind ansehnlich
verstärkt worden. Ihre wohlbekannten
Rasen, mit denen sie die Neuigkeiten
wittern, kann man fast überall sehen.
Manche Zeitungen, die bisher nicht hier
rcpräsentirt waren, haben Corrcspon
dciitcn hierher geschickt, weil vorauszu
setzen, daß wie auch immer daS Rcsnltal
der Präsidentenwahl ausfallen möge, es
in den nächsten vier Monaten hier cin
so lcvhafleS, politisches Leben geben
wird, wie noch nie zuvor. EL wird eine
Zeit sein um Reputationen zu erwerben
oder zu verderben. ES wird ein Stück
Geschichte gemacht werden, aber die Lob
by-Mitglieder sagen, es wird wenig Zeit
übrig bleiben, um Geld zu machen.
Nach dem 4ten März wird daö numeri
sche Uebcrgewicht der einen Partei Über
die andre sowohl im Senat, wie im Re
präsentantenhaus: geringer sein, als es
zu irgend einer Zeit seit dem Kriege der
Fall war ; und entweder Mr. Tilden
oder Mr. HayeS werden alle Hände voll
zu thun haben. Außerdem wird eS in
teressante Personal-Veränderungen ge
ben. Mr. Blaine wird zum ersten
mal im Senat erscheinen, wo seine große
parlamentarische Erfahrung, seine Vcr-.
salitäl und Fähigkeit, und seine Ratio-'
nalc Reputation ihm einen hervorra
genden Platz anweisen werden. Sein
gutes Glück Wirdes wahrscheinlich wol
len, daß cr in Senator Ben Hill von
Georgia, der, wie man sagt, der Rachfott
gcr von Norwovd in: Senate werden
wird, eine ausgezeichnete Folie erhält.
Mr. Beck von Kentucky wird wieder in
der Nationalen Politischen Arcca er
scheinen, und mit Lamar die Börde der
Debatte auf demokratischer Seite thei
len, welche bisher fast ausschließlich von
den HH. Thurman, Bayard und Gor
don getragen wurde. Den Demokraten
werden solche Giganten in Logik und
Kniist der Rede gegenüber stehen, wie
Conlling, Morton, Edmunds, Logan,
Sherman, Freelinghuyscn, Howe und
Boutwcll. Im Senat werden die Re
publikaner ihre Majorität behalten, und
in allen strikt politischen Fragen können
sie auch auf die Stimmen der sogenann
ten Unabhängigen, nämlich von Booth,
Cameron von Wisconsin, Christiancy
und Paddock rechnen. Im Hause
werden die Republikaner nicht ohne
Führer gelassen werden. Mr.' Forge
von Maine, Mr. Hoar, Gen. Banks
und Andere sind fähig in Abwesenheit
von Mr. Blaine den Kampf init den
Demokraten im Zange zu erhalten, bis
sie nach Ablauf der kurzen Session durch
Gen. Butler verstärkt werden. Dann
wird die demokratische Majorität nur
gering sein, wenn sie überhaupt noch
vorhanden ist, aber die Demokraten
werden verstärkt werden durch d<n
wachsamen und fähigen Elarkson N.
Potter, welcher aller Wahrscheinlichkeit
nach der Sprecher dcS stinf und vierzig
sten Congrcsseö sein wird.
Sobald der Eongrcß zusammentritt,
wird die Erwählnng eines Sprechers
an Stelle des verstorbenen Mr. Kerr
das erste „eitwont" sein. Die her
vorragendsten Eandidaten sind die HH.
Cox, Nandall und Sayler. Der Letz
tere hat die besten Aussichten. Nach
dem der Sprecher erwählt ist, wird sich
der Eongrcß bis nach dem zweiten Mitt
woch im Februar in einem Dynamit
explodirbaren Zustande befinden wegen
der Elaktoral-Stimmcn. Nachdem die
Frage der Präsidentenwahl endgültig
erledigt ist, wird die sehr wichtige und
gewaltige Interessen involoircnde Sil
bcrfragc aus's Tapet kommen, und
dann werden auch noch weitere Gesetze
nothwendig sein, nm den Akt, betreffend
die Wiederaufnahme der Baarzahlung,
zur Ausführung zu bringen. Sicher
wird auch cin Amendement zur Vcr.
Staaten Constitution offcrirt werden,
welches den Präsidenten durch direkte
Volkswahl wählbar macht. Der ge
genwärtige Zustand hat den Eongrcß
und das Volk in eine solche Stimmung
gebracht, daß sie gerne dem gegenwärti
gen System den Rücken kehren. Unse
re lokalen Verhältnisse, sei eS in socia
ler, politischer oder persönlicher Hin
sicht, haben wciig an, was das Interes
se des Landes erregen sollte, aber seit
dem Kriege ist Washington ein fafhio
nabler und socialer Mittelpunkt gewor
den das Winter Mccca der Gebilde
ten ebenso, wie der Shoddy-Aristokra
ten. Miß Mary Emma im entlegen
sten Städtchen -des Staates gibt enig
darum, wer gewählt ist, oder welche
Männer in daS Cabinet berufen wer
den, oder ob die Hartgeldzahlung aus
genommen wird, oder nicht; aber sie
liest mit ein erkaltendem Interesse die
Berichte über den „Empfnng" bei d
cn
Notabilitäten der Stadt oder über die
„koetlo Drum.-,," in welchen vielleicht
die Frau oder die Tochter „unseres
Mitglied" figurirtc; nnd die Kleider,
welche Miß FloraMcFlimsey getragen
hat, Wersen von Maine bis Oregon be
sprochen. ES ist das leider so, aber cS
ist so. Miß Mary Emma kam im letz
ten Sommer zum Centcnnial, und er
schöpfte in drei Tagen alles SehenS
wcrthe in Washington. Ihr Appetit
ist dadurch nur gereizt worden, und ihre
Neugierde (mit so profanem 'Namen be
zeichnet man daS intelligente Interesse
der Frauen an den Angelegenheilen dcS
Landes) zu erfahren, wer dort war, und
wie sie aussah, istmir gesteigert worden.
Die sociale Saison hat nicht so
brilliant wie sonst eröffnet. Die poli
tische Spannung ist zu groß, um sich
ganz und gar dem Vergnügen hingeben
zu können. Daß es, wer immer auch
Präsident wird, Veränderungen geben
wird, kann man an den Wanden lesen.
Sic haben schon stattgefunden. Der
schmucke Marine-Offizier, welcher eine
so wesentliche Ingrendicnz dcS fashio
nable Lebens war, ist fort. Cr ist
versetzt, oder beurlaubt oder auf Halb
sold gesetzt. Zwar haben wir jetzt die
Artillerie hier, aber wie kann in
den Augen von Miß Mary Emma der
Artillerie-Offizier den Marine-Offizier
versetzen ? WaS übrigens die Ankunft
der Artillerie hier betrifft, so hat sie eine
große Sensation hervorgerufen. Was
war die Veranlassung ? Auf diese Fra
ge will Gen. Sherman, der im Ebbitt
Hause wohnt, keine Antwort geben.
ES ruft ihre Gegenwart, in Betracht dcS
bangen Gefühls, welches im Volte Platz
gegriffen hat. Besorgniß hervor, und
doch ist keine Veranlassung dazu vor
handen. Der Präsident selbst versichert
so. Nichts deftoweniger gibt eS aufge
regte Gemüther, welche fest überzeugt
sind, daß die Sonne von 1876 blutig
untergehen wird. Gerade wie cS vor
dem Kriege unmöglich war die Leute zu
überzeugen, daß eine solche Catastvphe
bevorsteht, eben lo schwer ist cö jetzt die
Besorgnisse, welche sie hegen, ihnen aus
zureden. Aber welche Pflicht auch Ih
rem Cvrrcspondenten zufallen mag, ob
er das muthige Roß besteigen muß oder
ob er in festgeschmiicktcn Hallen bei den
üppigen Klängen der Marine-Band den
„Angenehmen" zu spielen hat, in jedem
Falle wird cr seine Pflicht erfüllen.
Tickets zur „Reporters Gallerte" hat
er sich gesichert, und bald wird cr Ihnen
mehr schreiben. 0. I. 8.
Ein Ausflug nach MrKccsport tr.
Letzte Mittwoch Nacht verließen wir
Harrisburg, um unsre Freunde in Mc-
Dravosbnrg und West Nciv
'oii'zil vesilchcn. Um etwa halb 8 Uhr
langten wir glücklich in Pittübnrg an,
eilte schnell zu unserm alten Freund
nnd Professor der Bcrschöncriingoknnsi,
Hin Adam Stein an der Pen
Straße, wo wir hübsch barbirt, nnd wie
ein junges Studcntchc zugestutzt wur
den. Von Hrn. Stein vernahmen wir,
daß er vor etwa drei Monaten sei eines
Bein gebrochen habe; cr ist aber wie
der ziemlich hergestellt, was nnS recht
herzlich freute. Wir lernten Freund
Stein bereits vor 20 Jahren in Cham
bcrsbnrg kennen, wo cr damals selbst,
nnd jetzt noch eine liebe Schwester woh
nen Hai.
Da es bereits nach 3 Uhr war, und
lim 5.45 der Ciscnbahnzng nach Mc-
Kccsport abging, eilten wir im äoabl
qniolcsesx ach dem Colin lsville Bahn
hof, wo ein Zug bereits in Bereitschaft
stand. Von McKccsport nach Pitts
burg find es etwa 16 Meilen, welche 50
Cents Fahrgeld kosten. Die Bahn gehl
läng dem Monongahela Fluß hinauf,
nnd ist, so viel wir wissen, Eigenthum
der Baltimore nnd Ohio Eisenbahn-
Compagnie. .
In McKecSporl kehrten wir bei un
serm Chambersburger alten Freunde,
Hrn. Andrcaö Vntsch el, von wel
chem wir aus's herzlichste bewirthet wur
den. Dessen ältester Sohn (G cor g),
ein ebenso stiller wie braver junger
Man und kernfester Dcmokrai. halte
die Güte während unseres Aufenthalts
daselbst, nS in die rühmlichst bekannten
(Gas- nd Wasscr-Nöh
rcn-Wcrkcn) zn begleite. Diese Be
günstigung wird wegen besonderenGrnn
den mir wenigen Personen zu Theil, da
der Eintritt verboten ist, nnd sind wir
unserm junge Freunde zum besonderen
Danke für die nnS erwiesene Gelegen
heit, diese großartige Fabrik besuchen zu
können, verbunden.
Die Mihe-sVorlcs beschäftigen etwa
500 Arbeiter, wovon die eine Hälfte bei
Tag, und die andre Hälfte des Nachts
arbeitet. Hier weiden sowohl Gas- wie
Wasserröhren verfertigt, und nach allen
Gegenden des Landes verschickt. Die
Fabrikation der Rühren wie überhaupt
die ganze Prozedur derZiibercilnng der
selben, sind wirklich interessant und sc
hcnswerth, Ein jeder Arbeiter hat sei
nen besonderen Posten zn vertreten; alle
scheinen ihre "busmosz' auch aus dem
FF. zn verstehen, da sie ihren Pflichten
wie eingeübte Soldaten nachkommen.
Hr. Bcrtsch hatte die Güte, uns auch
nach Dravosbnrg zu begleitenebenso
auch nni're geschätzte Landsmännin, Ma
dam Steckel, cinegcborneFalkenstein,
und Gattin des Hrn. Friedrich Stecke!.
Die Reise ging auf einem kleinen Dampf
boot den Monongahela hinauf, wo nahe
der Wohnung unsres werthen Agenten,
Hrn. AdamSchütz abgestiegen wiir
de. Leider trafen wir Hrn. S. nicht zu
Hank an, da er und seine Gattin a das
Krankenbett des Hrn. Ö sterling (Va
ter der Madamen Schütz und Keil von
McKccsport) in Zclienoplc gerufen wor
den waren. Hr. Oestcrling war früher
cin Leser der „Stantszeilung," mußte
sie aber wegen seines hohen Alters abbe
stellen. Möge unser alter Freund sich
bald ivie! erholen, und die liebe Vor
schling ihm noch viele Jahre
schenke/ .
In Dravosbnrg gelang es uns zwei
frische Rekruten einzumustern, nämlich.
Hrn. HcinrichWicgart, cin Hand
fester Kohlcngräber, und Hrn. P. SP > el
man, den freundlichen Wirth dcS
„Waschington Hotels," nebst welchem cr
auch och ciiienSlorc besitzt. —Hr. Wie
gart war schon früher ein Mitglied des
„Rippcr'schen Corps."
Wir hallen da Vergnügen, auch den
Vater deSHrn. Conrad Goldstrom,
cin GrciS von 87 Jahren, persönlich ken
nen zu lernen. Der alte Vater ist immer
noch rüstig, mir seine Augen scheinen
schwächer zu werden. Wie viele frohe,
aber auch wie viele traurige Tagen mag
der alle Patriarch wohl schon erlebt
haben ? Wie manche Stürme des Lebens
mögen in de verflossenen 37 Jahren
wohl über sein min ergrautes Haupt ge
gangen sein? Im Kreise liebender Kin
der und Cnkrln verlebt cr jetzt seine
Abcndjahrcn: wie lange noch cr in ihrer
Mitte bleiben wird, daß weiß nur Der,
der unsrer Aller Schicksale lenkt. Gott
wolle ihni noch viele gesunde Tage, und
seinen Kindern und Enkel recht kindliche
Herzen schenken, damit dcS Vaters Sc
gen auch auf ihnen bis an daS Ende ih
res Lebens ruhe.
Am Freitag reisten wir endlich nach
West-Newton, wo wir aber blos eine
unsrer Abonnenten antrafen; die übri
gen waren in den Kohlengruben an der
Arbeit. Von Madame Hei dcrsdorf
wurden wir indessen recht ficmidlich be
wirthet, wofür wir ihr herzlich danken.
Z West Newton trafen wir Hrn. D.
D. Andy, welcher früher in Reading
wohnte. Cr halte die Güte, uns nach
der Papiermühle dcS Hrn. Markcl. von
dem wir früher unser Papier bezogen,
zu begleiten. Hr. M. war indessen nicht
anwesend. Auch besuchten wir Hrn.
Pastor Lempke von daselbst, aber auch
dieser war nicht zu Hause.
Nicht vergessen dürfen wir, Hrn. nnd
Frau Berlfch nd dessen Sohn. Hrn. und
Frau Steckel, sowie Frau Kril von Mc-
Kccsport, Frau Helbersdorf in West-
Newton, undHrn.Äd.Stein vonPilt--
bürg unsern wärmsten Dank für gast
freundliche Bewirlhnng abzustatten.
Auch Denjenigen misern Dank, die ih
ren Verbindlichkeiten so getreulich nach
kamen.
Schließlich sind wir noch gezwungen,
die Herren Georg Laiisbergcr, Jakob
LanSbergcr und Jakob Dietcrly, alle
von West-Newton, aufzufordern, ihren
Verbindlichkeiten innerhalb eines Mo
nats nachzukommen, um etwaige Unan
nchmlichkeitcn zu verhüten.
Ein irnflichrS Verbrechen.
Die Bewohner des Släalchcns Frc
dcrick in Maryland sind seit einige Ta
gen in der ungeheuersten Aufregung
über die Kunde von einem Verbrechen,
welches, wenn es wirklich begangen sein
solilc, zn de tcnflichstcii gehören würde,
daS sich die Phantasie eines Schinder-
Hannes ausdenken könnte.
Ein armer, aber achtbarer Bürger je
ner Sladl, ein Deutscher Namens Mehr
liiig, der sich und die Smiigcn durch sei
ner Hände Arbeit kümmerlich durch's
Lebe schleppte, war Vater dreier Kin
der. Vor mehreren Jahren stürzte das
älteste, ein fünfjähriger Knabe, von ei
nem Balköne herab nnd erlitt dadurch
Verwundungen,die seinen Tod zur Fol
ge hatten, Kurz nachher erkrankte das
zweite Kind nnd starb ebenfalls. DaS
jüngste, auch ein Knabe, war nun der
Eltern einzige Freude.
Eines Tages aber hörte 'die Mnttcr
a§ einer a die Wohnzimmer grenzen
den Stube ein entsetzliches Jammerge
schrei. Von Entsetzen gepackt, eilte sie hin
zu,und rand ihren Liebling in Flammen
eingehüllt. Wie wahnsinnig rißsie ihm
die Kleider in Fetzen vom Leibe, nicht
achtend der schwere Brandwunden, die
sie selber davontrug. Alles vergeblich!
das Feuer hatte seine Wirkung gclhan:
daS Kind war todt.
Die Untersnchling der Ueberblcibsc
ergab, daß ein Pclrolcumbrand vorlag.
Eine mit diesem Vrennmatcrial gefüllte
Kanne befand sich umgestürzt auf dem
Fußboden dcS Zimincrs. Man nahm
an. daß der Kleine sie hcrabgerissen nd
sich dabei mit Petroleum übergössen
habe. Aber wie war der Zündstoff in
Flamme gerathen? Im Ofen hatte
kein Feiicr gebrannt und die sorgfältig
ste Nachforschung ergab auch keine Zünd
hölzchen in der Nähe. Kühne Hypothe
sen eines Sclbstcntinndungs-ProzesscS,
einerJnflammation durch Sonnenstrah
len, mittelst cincS Brcnnglases oder ei
ner Linse in den Fensterscheiben wurden
anfgcstellt. m ebenso schnell verworfen
zu werden, da keine Untersuchung that
sächlichen Anhalt für dergleichen An
nahmen bot. Man stand vor einem
vollständigen Räthsel.
Nach einigen Tagen gingen anonyme
Briefe an des Kindes Mutter, einen
Arzt und einen Geistlichen ein, worin
Erstere dcS Mordes bezichtet wurde
Man war geneigt, diese Beschuldigung
als böswilligen Scherz oder Hallucina
tion eines Geistesgestörten zu ignoriren.
als vorige Woche an dieselben Adressa
ten Briefe ganz anderen Inhaltes ergin
gen. Der Schreiber, von furchtbaren
Gewissensbissen gefoltert, gesteht, daß cr
gegen die Familie Mebrling einen Haß
genährt und, von diesem getrieben, daS
Kind ermordet habe. Cr habe dasselbe
allein im Zimmer angetroffen, und be
absichtigt. cS zum Fenster hinauSznwer
scn. habe in diesem Augenblicke die Pe
trolcilmkanne bemerkt und schnell einen
teuflischen Plan gefaßt. Sogleich habe
er den Inhalt der Kaiine über den nichts
ahnenden kleinen Knaben gegossen und
das Oel in Brand gesetzt; er selbst habe
sich bis zum Einbruch der Nacht in ei
nem Bodenzimmer verborgen. Nun
übergab man die Briefe den Staats-
Anwalte. >
Gern möchte man zur Ehre der
Menschheit glaube, daß eine fälschliche
Sclbstbcschulvigung eines Ueberspann
lcn vorliegt, wie deren die kriminal An
nalen mehrere ausweisen. Ader der
Umstand,baß die sonst nncrklärlicheMög
lichkeit der Entzündnng des Petroleums
sich durch das Vorhandensein eines
fremden Thäters leicht erklärt, schließt
diese Annahme leider au^
Europäisches.
Dessau.—Das Polizeistrasgesetzbuch
für da Hcrzogthum Anhalt vom 29.
März 1855 enthält die Bestimmung,
daß Gast- nd Schankwirthe, welche
Kindern unter f'inszehn Jahren ohne
Begleitung ihrer Anbörigcn den Aufent
halt in ihren Lokalen gestatten nd gei
stige Getränke verabreichen, in cinc
Geldstrafe von 2 bis 5 Ttzlr. verfallen
sollen. Es ist vielfach die Wahrneh
mung gemacht, daß Eltern mit ihren
Kindern die Tanzgclage besuchen, mit
den Kleine dort bis nach Miltrrnacht
verweilen, daß die Kinder dann schlafend
in den Tanzsälen umhersitzcn, auch wohl
dem Glase zusprechen und somit Zustän
de sich einbürgern, die so wenig mit der
guten Sitte im Einklänge sind, wie sie
zerstörend ans die Gesundheit und nach-
Iheilig auf die körperliche Entwickelung
der Kleinen einwirken. Diese Uebel
stände für das sittliche und leibliche
Wohl der Kinder zn beseitigen, ist eine
landeSpoiizcilichc Verordnung heute er
lassen worden, weich jene Gesetzesbestim
mung dahin erweitert daß den Gast-
und Schankwirthe bei Vermeidung
derselben Strafe verboten wird. Kindern
unter 15 Jahren nach 6 Uhr AbendS
den Aufenthalt in ihren Lokalen, sobald
in denselben öffentliche Tanzlustbarkei
teil stattfinden, zu gestatten, auch wenn
die Angehörigen der Kinder anwesend
sind.
Vor einigen Tagen ist in hiesiger
Stadt ein Mann in Folge einer Ver
giftung durch Petroleum gestorben.
Derselbe hatte eine frische Schnittwunde
am Finger und goß sich au Verse
hen Petroleum darauf; den beißenden
Schmerz, den ihm dicie Uebergießung
verursachte, achtete cr nicht, nd erst als
ihm Arm nnd Brust roth zu werden
und z schwellen anfingen, corisuitirte
er den Arzt. Dieser konnte nicht mehr
helfen. Der Vergiftete starb nach schwe
ren Leiden.
Eharlottcndurg. Eine schreckliche
Episode spielte sich am 16. Oktober in
der gegenwärtig in Linum zu: Schau
gestellten Menagerie ab. Der 16 Jah
re alte Sohn de McnagericbcsitzcrS be
gab sich, wie gewöhnlich, in den Käsig
zweier Bären, um mit denselben Pro
duktionen in der Dressur zur Ausfüh
rung zu bringen. Sobald der junge
Thierbändigcr die Thür des Käfig hin
ter sich geschlossen hatte, packte der eine
der Bären ihn am Schenkel, warf ihn
zn Boden nnd zerriß ihm die Flcisch
theilc an den Armen und Beinen. Den
Unglücklichen vor der gänzlichen Zer
flcischiing zu retten, gelang nur dcdurch,
daß die Menagericdiencr und Wärter
die wüthende Bestie mittelst spitzer
Ciscnstangcn erstachen. Der zweite
Bär konnte gleichfalls nur dadurch von
der Beute abgehalten werden, daß, wäh
rend der erstere erstochen wurde, einer
der Augenzeugen der entsetzliche Scene
mit einer schweren Cisenstangc ans das
zornige Thier mit solcher Gewalt ein
hieb, daß cS sich vor Schmerz in einer
Ecke zusammcnkrümii.c. Der schwer
verletzte Sohn des Mena. eriebcfitzerS
mußte in daS Krankenhaus nach Ncu-
Riippin gebracht werden
DaS Grab Tuttcnbcrg's. In
Mainz ist man mit Aussicht auf Erfolg
bestrebt, daS echte Grab des berühmten
Erfinders der Bllchdruckcrkunst zu er
mitteln. Bisher vermuthete man daS.
selbe in dcrFranziskanerkirche in Mainz.
Nun weist aber Dr. Bockcnheimcr nach,
daS Graß Gnttenberg's sei in der Do
minikanerkirche z suchen, wo zahlreiche
Denksteine Per Familie Gensflcisch, wel
cher Giittenbcrg bekanntlich angehörte,
vorhanden sind. Diese Kirche ist un
längst abgebrannt und so hofft
denn, bei den nach dieser Catastrophc
bevorstehenden Ban - Arbeite in den
Fundamenten der alten Kirche eine
Reihe historischer Funde zu machen.
CS ist möglich, daß dabei die Gebeine
dcS Vateis der Bchdrnckcrkst zum
Vorschein kommen.
Furchtbarer Orkan in Westindien.-
21b,(1V0 Menschenlesen verloren
gegangen!!!^
London, 20. Nov. Aus Calentta
wird gemeldet, daß am 31. Oktober die
drei große Inseln Harliah, Eimdeep und
Dakhin Shahabazporc liebst zahlreichen
kleineren, i den Dlstrcktcn Backerguage,
Nookholll) und Chiltagonog gelegenen
Inseln während eines Orkans total über
sluthet wurden Ein fünf bis sechs
Meilen breiter Küstenstrich des Festlan
des wurde in gleicher Weise heimge
sucht. Diese Inseln liegen an der
Mündnng des Mcgno-Slroms. Die
größte derselben. Dakhin Shahaboz
pore, hat einen Flächeninhalt von 300
Quadratmeilen und ungefähr 240,000
Einwohner. Harliah, und Simdeep
hatten zusammen an 100,000 Einwoh
ner. Bis elf Uhr SU ends am 31.
Oktober war kein Zeichen von Gefahr
bemerkt worden, doch noch vor Mitter
nacht stürzte eine stellenweise zwanzig
Fuß hohe FliithweUc über das Land, die
Einwohner im Schlaf überraschend.
Die dichten Palmwälder um die Dörfer
boten vielen der Bewohner Rettung,
welche auf die Baume kletterten und
Andere suchten auf den Dächern ihrer
Häuser dem Tode zu entgehen, doch riß
oas Wasser die Häuser zumeist nieder
und schwemmte die Unglücklichen in da
Meer. Das Land ist eine vollständige
Ebene und ,ast Zeder, der die Bäu
me nicht erreichen konnte, ist umge
kommen. ES ist fast 'eine Familie
auf dm Znsein und der benachbar
ten Küste„ die nicht den Tod vieler
Mitglieder zu beklagen hätte Da
sämmtliche Vieh ist ertrunken. Die
Kähne und Fahrzeuge sind wegge
schwemmt worden Verbindung
mit anderen Dislriektcn ist unmöglich.
Unter den Ueberlcbendcn herrscht große
Noth, welche die Regierung z lindern
sucht. Eine weitere Nachricht meldet,
daß wie He Fluthwelle über daS Land
ging, kaum ein Drittel der Bevölkerung
am Leben blieb. Die Inseln haben 3
Viertel i.ir Einwohner verloren. Der
Gestank der faulenden Leichen ist uner
träglich und ein allg.meiner Ausbruch
der Cholera wird stundlich erwartet.
Lmale Neuigkeiten.
LaucaSrer. Pa.
Donnerstag, Nov. SO. 1576.
bgeschobe. James McAnall,
welcher am vorigen Montag in Colum
bia seinen Hals durchschnitt, ist cm
Donnerstag abgeschoben, indem er an
jenem Tag aufhörte zu schnaufen.
Heute ist DanksagungStag. nd noch
immer ist uns keine gebratene Gans in
Hau gekommen. Das ist drum doch
doch zn arg. Da sind die radikalen
Ferkclstcchcr schuld, denn diese wollen
die gebratene Gans gern selbst schlucken.
Unglücklicher Sturz.—Hr. Christian
LankamMr hatte das Unglück, letzten
Donnerstag die Treppe welche in den
Fclsciikcller der Löwen Brauerei in Lan
kastcr führt, hinunterzustürzen und sich
erheblich zu verletzen. Sein Zustand
soll sehr bedenklich sein.
Fuß amputirt.—Hr Henry Timms
von Columbia, Condnctor eines Fracht
zugS ans der Pennsylvania Eisenbahn,
wollte am SaMag eine sogenannte
, Liibvovo" an der Rosedale Station be
steige, schlüpfte aber an, wodurch sein
Fuß nuter die Räder gcricth. und der
maßen verletzt wnrde, daß er nmpntirl
werden mußte.
Sollte abgeschafft werden. Die
Bürger von Lancaster beklagen sich Hil
ter über gewisse Leute, welche an den
Markttagen in aller Frühe Eier nnd
Butter zc. aufkaufen, um diese Artikel
später an andere Personen zu höheren
Preisen wieder zu verkaufen. Die sollt
durchaus nicht sein, nd es steht zn hof
fen, daß die Uebcrlreter cingefangcy,
und gehörig bestraft werden.
Unterhaltung. Heute Abend, aIS
am DanksagungStag, beabsichtigt das
St Cäcilia Philomathcan Institut der
deutschen St. Antoninskirchc in Lanka
ster eine siterarjsch-musikalischc Unterhal
tung in besagter Kirche abzuhalten. Auch
werden mehrere Solo's gesungen, sowie
Violin- nd Cornct-Vorträgc zur Auf
führung kommen. Wer einen genußrei
chen Abend -bringen will, dem rathen
wir, dieser Unterhaltung beiznmohncn.
Neuer Lampenanzünder. An
Stelle des Henry Mischlcr von Lasska
stcr, welcher seine Stelle aIS Lampenan
zünder jener Stadt niedergelegt hat, ist
H. B. Althniis ernannt wordc. Ob
von nun an den guten Lankasterianer
ein schöneres „Licht aufgeht," ist noch
abzuwarten. Bis jetzt soll aber noch
keine Aussicht dafür sein, da es am Don
nerstag Abend dunkel genug war, um
einen Radikalen kaum vor einem Neger
zu erkennen.
Deutsche Vorlesung. Der Ehrw.
Dr. Mann von Philadelphia wird
heute über acht Tagen (am 7tcn Dezem
ber) eine Vortrag über das Thema:
die „türkische Frage" in der deutschen
luth. ZlonSkirche zu Lankaster abhalten.
Das Thema ist besonders für die jetzige
Zeit, wo die Auge der Welt auf Ruß
land und die Türkei gerichtet sind, pas
send, wcßhaib wir auch nicht ziveifeln,
daß Hr Mann ein zahlreiches Audito
rium haben wird, da cr zugleich auch
ein trefflicher Kaiizclredncr ist.
Die Blattern. Diese ekelhafte und
gefährliche Krankheit hat sich nicht nur
in Lancaster City, sondern auch an vis
len andern Orten eingenistet. Auch in
Allcghcny ist sie ausgebrochen,-und nun
hören wir, daß in „Herzog's Valley"
(einem kleine Thal, etwa ISMeilen von
Reading entfernt, ohnweit Rcinholds
ville in Lankaster Connty) die Blattern
in einer jeden Familie herrsche, daß die
Krankheit aber am Abnehmen sei. Zn
einer einzigen Familie, wovon etwa
zwölf in jenem Thal sein sollen, wa
ren nicht weniger denn S Glieder dersel
ben von der Krankheit befallen.
Große Festestem. ZamcS Duffy
von Mariclla ließ letzthin eine Anzahl
hervorragender Herren zu einem Festes
sen einladen, nnd zwarPräsidentGrant,
Gen. Sherman, Don Cameron, Geo.
W. Childs, Thos. A. Scott, Senator
Bayard, Gen. Reynolds, Wm. M. Ford
ncy, S. H. Reynold und I. A. Hie
stand. Der Tchmanß sollte letzten Frei
tag Abend stattfinden, ob jedoch irgend
einer der genannten großen Herren an
wesend war, wissen wir nicht. Uebri
gcns hat Grant jetzt schon zu viel gela
den, ohne sich auch noch mit Brocken aus
Jimmy DilssyS Küche zu erschweren.-
Solche Einladungen sind bloße katzen
biickliche Liebäiigeleicn.
Halsstarrige Burschen.—Zwei Land
streicher, ein Weißer und ein Neger,
wurden am Mittwoch nach deyi Arbeits
haus nah Lankastcr gebracht. Sic
weigerten sich jedoch entschieden zu ar
beiten, so daß sich Superintendent Coz,
den sie anf'S höchste insultirten, bewogen
stand, den Mayoc davon zu benachrich
tigen. Tag darauf sandte der Mayor
eine Mannschaft seine Polizeiforce da
hin, die die-halsslörrigen Bürschchen
nach der Stadt brachten, und in eines
der Zellen im Basemcnt des Station-
Hause einsperrten, mit der Bemerkung,
daß sie nichts zu essen bekommen wür
den, bis sie sich willig zeigten zu arbei
ten. Der Weiße, dessen Magen zu
„wackeln" begann, kroch am Freitag zu
kreuze, indem er sich willens zeigte zu
arbeiten. Der Neger hingegen blieb
noch länger standhaft, als auch er nach
gab. Ein.lccrcr Magc ist ein schlim
mer Plagegeist, und überwältigt selbst
den stärksten Nigger.
Die Popularität der beiden Prafi
derilschasts-CaildiVulea hat sich dort,
wo man sie am besten kennt", in einer
merkwürdigen Weise gezeigt. Ha yes
wurde in der größten Stadt seines Staa
leS, Cincinnati, geschlagen, und im Tins
te selbst bekam er kaum 6000 Stimmen
Mehrheit, das heißt, noch weniger als
der Bctseucher Barnes. Tilden da
gegen siegte in der Stadt New Vort mit
über 63.000 und im Staate mit über
37,000 Stimmen Mehrheit. Selbst in
Frcmont, dem jetzigen Wohnort dcS
Gouverneur HayeS, hat Tilden eine
ansehnliche Stimmenmehrheit^