Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, November 16, 1876, Image 2

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    Air Staats-Zeilllug
HnrrtSburg, Va.
Donnerstag, Nov. 16,1<76.
Achtung!
ZRäcbste Woche gedenken nur
liiisre Freunde in McÄeesport,
Dravocll'urg nnd Umgegend zu
l'esncbe.
In der darauffolgenden Wo
che jene in Suiiburu, Simmo
li,Danoille nndMllkon. So
dann gelit'd nach Williamöport,
Lock Häven und Rcnovo und
ziilefft nach Uork und Baltimore.
Elende Postvcrwaltung.
Wir müssen in neuster Zeit wieder
viele Klagen Seitens unsrer Abonnen
ten hören, weil sie die „StaatSzeitung"
nicht regelmäßig erhalte. Radikale
Postmeister haben cS in der Mode, be
sonders bciWahlc, demokratische Blät
>er zurück zu halte. Dies ist jedes
Fahr der Fall- Eine AbHülse dieses
elende Verfahrens ist nicht zu erwar
ten >'o lange die Radikalen am Nuder
bleiben. Zn Stehlen ist ein gcborner
Znslinkt dieser Partei, allein dieses
Stehlen wird bald ein Ende nehmen.
Darum Geduld, lieber Leser; cS wird
anders. Man sagt zwar, wir sollten
solche Postmeister verklagen. Ganz
gut; aber vor Wem den ?—Hat man
nicht Bclknap und Bnbcock frei laufen
lassen?
Betrachlungen über die Wahl.
Der Dampf der große Wahlschlacht
vom Jahr 1876 hat sich verzogen, und
mit ihm die schweren Gewitterwolken,
die sich über de Horizont unsrcs gelieb
te adoptirte Vaterlandes gezogen Hat
ten—Samuel I. Tilde und Thomas
A. -Hcndricks, die Bannerträger dcr De
inokratir, sind mit triiimphirriidcn Ma
joritäten erwählt worden
Seitdem diese Republik besteht, hat
noch nie cinc Wahl solch' großes Inte
resse erregt, wie die diesjährige. Zwei
mächtige Parteien standen sich wie zwei
große Heere gegenüber. Auf der einen
Seite fahen wir die Partei des Präsi
denten der Ber. Staate, umgeben von
einem Bcaintcnhecr von mehr de acht
zig tausend Man! Ihnen zur Seite
standen viele Tausende Soldaten, und
Millionen von Dollars in Geld, nebst
einer Bande der corrnptestcn und frech
sten Diebe nnd unwissendsten Nachkläf
fern, zur Verfügung.
Ans der andere Seite hingegen,
was sehen wir da? Eine scit Jahren
niedergetretene, verspottete nd verhöhn
te Partei, arm an Geld nnd Mitteln,
aber reich an Hoffnung, und stark an
männlicher Kraft nd Mnth.
DaS große Bcamtcnhcrr nnd die un
geheure Geldmacht zn stürze, Ivar cine
herkulische That. Viele unsrcr besten
Männer verzweifelten fast vor der gro
ßen Uebermacht, mit welcher wir zu
kämpfen halten, denn es schien ihnen
fast möglich, sie zn besiegen.
Wenn wir an alles dieses zurückden
ken ; wenn wir uns erinnern, wie man
lins „Rcbellcnfrcnnde" titulirtc, und die
Brandfackel des Neligionshasses in die
Reihen der Demokratie zn werfen suchte,
so können mir kaum die Lage begreife,
in der wir nnS befanden.
Doch. Gott sei's gedankt! Die große
Macht mußte vor dem starke und kräf
tigen Arme des Volkes weichen!! Wie
einsten s Blücher den Feind zerstreute,
so zerstreute auch hier die Demokratie
das große Beamtenheer, die Geldaristo
kratie und ihre Speichellecker! Es ist ein
höchst glorreicher Triumph für das Volk.
Wohlstand und Frieden werden jetzt
wieder hergestellt, und die Wohlfahrt
des Landes befördert werden. Drum
laßt uns einstimmen in das schöne Lied:
„Nun danket alle Gott!"
Tob. Tilde, der nenrrwählle Prii-
sident
wird den Amtscid am 4. März zu lei
steii berechtigt sein nnd seinen Amtstcr
min an jenem Tage beginne, wen er
auch ein Sonntag ist. Der Eid wird
in der Regel vom Chief Justice des
Oberbnndesgerichtes abgenommen nnd
dies kann ganz gut an einem Sonntag
geschehe, wenn der vierte März auf ei
nen Sonntag fällt. ES ist nicht die
Jnaugnrations Ccremonik. Iva den ge
üblichen Amtstitcl verleiht, sondern der
Eid. Sobald dieser geleistet ist, hört
die Amtsdaner deS früheren Präsiden
ten ans und sein Nachfolger wird durch
die gesetzliche Wirkung deS Eides sofort
Präsident. Die Znangnrationscere
monie kann am nächste Tage der Ge
wohnheit gemäß stattfinden. Dieses
Verfahren wird einzuschlagen sein, wenn
Präsident Grant's Nachfolger daS Amt
übernimmt. Es wird in diesem Falle
kein Interregnum eintreten, d. h. eine
Zeit, wo wir thatsächlich ohne Präsident
wären, noch wird Graut's Termin bis
zum S. März fortdauern Beide An
sichten sind irrthümlich.
Der Hat'S getroffen. !
In Waschingto hielt dieser Tage ein
Neger eine Rede worin er sagte:
„Die Ursache, meine Brüder, daß Til
den erwählt wurde, ist
IstenS, hat Tilden zu viele Stimmen
erhalten; und . -
Rens. haben nicht genug Leute für
HayeS gestimmt." ,
Wem da nicht klar geng ist, dem ist
nichtzn helfen. Übergetroffen hat's der
Reger auf Haar.
Der Jndianer-Sommer ist da.
Tonderire Kiutze.
Die Radikalen sind drnm doch son
derbarc Kantzc. So lange etwas in ih
ren Kram paßt, da sind sie scelenvcr
gnügt, mag es auch noch so abgeschmackt
nnd ekelhaft sei. Kommt aber cine
Zeit Ivo es nicht nach ihrem Wunsch
geht, und man tritt ihnen nur im Ge
ringsten aus die Zehen, da knurren und
beißen sie nm sich, wie Wildkatzen. Da
werde alle Sorte Namen auf den
Gegner geworfen, wie Rebellen, Eopper
hcads, Schaildblibcu . s. w.
Solche klasstgc Ansdrücke hört man
indessen nicht von gebildete Republika
nern, sonder blos vom gemeinen Pack,
das noch ic etwas gelernt, und folg
lich auch noch nie clivas vergessen hat.
Wie unsec Leser wisse, sind wir bis
her unscr Grundsätzen imnier trc ge
bliebe, indem wir nr dcm Rechte nd
der Wahrheit das Wort redete. Wir
tadelten die Fehler der Demokratc eben
sogut wie jene der Republikaner. Wir
hassen nnd verachten de Schmeichler,
Dklijenigcii, der das Auge zudrückt und
seiner Partei im Stillen schmeichelt,
wenn sie etwas Unrecht thut; der nicht
den Mut. hat. offen für die Wahrheit
auszutreten, und diese Wahrheit auch
vertheidigt.
Es war im verflossenen Mai, als Carl
Schurz mit och rincr Anzahl andrer
iluabhängigcrßepilblikancrsich im Fünf
ten Avenue Hotel zu New Aork versam
melten. nnd da Beschlüsse abfaßten, (so
viel wir wissen, hatte Schulz sie selbst
geschrieben, worin sie sich, wenn nicht
gerade direlt. sodoch indirekt gegen Prä
sident Graut, besonders aber, nnd zwar
ganz eiNschirden, gegen alle Prä
sidcntsch a s t s - k „ yj t> c „
nd ihre Anhänger erklärten,
auf welche irgend ein Verdacht dcr
Corrnptio und Schwindelei ruhe. Je
ne Männer, unter denen sich die hervor
ragcnste Rrpublikaner des Landcs be
fanden, hatten gehofft, die republikani
sche Natioiial-Eonvcntion z Eincinnati
werde Hrn Gristow oder sonst einen
ehrenhaften Man ihrer Partei nomi
liirc. Sie sprachen sich sogar dahin
ans, daß, sollten die Republikaner die
sem ihrem Wunsche nicht nachkomme,
so wäre Gov. Tilden der rechte Mann
auf deinokralischcr Seite, dcr ihre Un
tcrstütznng verdiente, lind mit dieser
Erklärung war Karl Schurz
selbst gänzlich einverstanden!
Die Republikaner in kincinnali
horchten aber nicht ans die Warnung
ihrer Freunde i New-Aoek, sondern
noininirtc Hrn. Haycs, dcr von den
allerschlimmsten korriiptioiiistcn, von
Leuten wie Bclknap, Babcock, Ben But
ler. 80ß Shcpperd, Kellogg, Chamber
laiii, dcm Whiskcyring :c., nd von
Graut selbst ans'e wärmste unterstützt
wnrdr. Kann man Zutrauen zn einem
Manne haben, der von einer Bande der
corrilptcstcn nd schlimmsten Demago
gen umgeben ist? Sicherlich nicht.
Was that nn aber Schurz? k r trat
seine frühere Erklärung mit Füßen, nnd
erklärte sich zn Gunsten desselben
Mannes, der von obiger sauberen Ban
de unterstützt wird! Er will zwar von
Graut nichts wissen, nd doch weiß er,
daß Graut alles aufbot, um Hahrs zu
erwählen ! Er will also dcm Bär den
Pelz waschen, ohne denselben naß zu
machen! Heißt man Da? Charakter
festigecit?
Nun fragen wir: Hat Karl Schurz
nicht eine politischen Mord begangen?
Und werde nicht Mörder gewöhnlich
gehängt? Weil wir nn aber in Anbe
tracht dieser Thatsachen, in letzter Num
mer der „Staatszcitung" Karl Schnrz
wegen seines Bubenstreichs an den Gal
gen, resp, an „Jeff Davis' Sancr-Apfel
bäum" hängten, darob ist der „Pitts
bnrger Freiheit Freund" fnchstenfelt.
wild geworden, nd meint, das Rowdy-
Element gucke an? jeder Zeile. Ein
andres Männlei, das an der Pennsyl
vania Avenue in Pittsbnrg (keine hun
dert Meile von der 42sten Straße) eine
Liguorkneipe hat, (ob er auch „krum
men" Whiskey verkauft, wissen wir
nicht,) meint : nur ein „Schandbnbe"
könne Karl Schurz an de Galgen hän
gen Oh Absalon, auch Du quacksl?
Nn, mir ruhig Blnt, ihrßürschchen;
zopft Euch nur bnbsch an Eurer Nase.
Als Rast mit seine karricatiire frü
her gegen hervorragende Demokraten an
die Oeffentlichkeit trat, da hattet Ihr kein
Sterbenswörtlein zu sagen. O ein!
da wäret nnd bliebet Ihr mäuschenstill.
Es freiste Euch vielmehr im Inner, je
ne Echmntzivischc zn sehe. Jetzt aber,
wo der Spieß umgekehrt ist, potz don
nerhagcl. da beißt's und petzt'S i allen
Ecken. Ihr tobt, al hättet Ihr Pech
i de Hosen; aber eS hilft nicht.
Gov Tilden ist als Präsident erwählt,
nnd Carl Schnrz ist politisch mauStodt,
er ist futsch Er kann sich jetzt mit sei
nen 300-Dollar-Rcde zu Gute thu,
nd ach dem Pfefferland anSwandcr,
wo er von manlanfsperrenden Nachäf
fern verschont ist.
Nur her ist er ein echter Man,
Der für die Wahrheit streiten kann.
Ist dt Republikanisch?
Z Massachusetts giebt e keine Frei
h-it/wenu es Gesetzlichkeit giebt. li,
der Staats-Constitntion ist nämlich die
Clansel - „Niemand soll da Stimm
recht habe oder für irgend ei Amt
wählbar sein, der nicht fähig ist. Eng.
lisch zu lesen und seinen Namen zu
schreiben."
Die Gesetz besteht in jenem Staate
in Kraft, der den ältesten nd fähigsten
Abolilionisten Amerika's in de Ber.
Staaten-Senat geschickt hat. Bestände
daS Gesetz auch in Harrjsburg oder in
gewissen Staaten, so würden neun Zehn
tel der Neger von dzii Wahlen ausge
schlossen sein.
Was die Demokraten gewinnen.
Die Drmdkratrn (gewinnen einen
Präsidenten. Nebst diesem gewinnen
sie in S:-Jersey?einen Ver. Staaten-
Senator, und in Louisiana zwei l Sell
thut's schon. -
Fs - .
Unser Rooster lebt noch!
Kickerikiiiiiiiiiiiii!
Hnpes Jooster bat den
Magenkrampf!
Ist OIN „ft'lliilltMl Wl'issktt"
krepirt.
Große Lamentation!
Zäh wie die Katzen!
Die alte Vase jammert ebeasall.
Tilden unser nach
ster Präsident!
Jubel der Demokraten!!
Die Radikale lierkriege sich.
Friede waltet im Lande
der Freien.
Diebe „nd Carberbagqe o uis
sc abziehe,
Endlich, nach langen, bangen Harren
nnd Warten ist die frohe Botschaft ein
getroffen, daß Samuel I. Tilden
von New Aork, nd Thomas A.
He dricks von Indiana als Präsi
dent, nnd Bize-Präsident der Ber. Staa
te erwählt worden sind.
Noch am letzte Samstag versuchten
die Republikaner das Volk glaube zn
machen, ihre Kandidaten hätte den
Sieg davongetragen. Sic konnten oder
wollten es gar nicht zugebe, daß sie be
siegt seien, und hofften immer och ans
die Staaten Louisiana, Florida und
Süd-Carolina.
Als aber am Samstag Abend der
"lelezrapti" mit einem abgemagerte
"Eoon," „nd einem kranke „Rooster"
erschien, der nssah, als habe er „Bauch
teämpfe," und entlade sich des zn vielen
„krummen Whiskys," wie nachstehe
des Bild zeigt, da war das Maaß über'
gelaufen, nd Heulen nd Zähneklap
per gewahrte man ans Aller Gesichter,
und besonders ans denen der Neger, die
mit grunzenden Zügen gleichsam wie
wahrhaftige Dämonen tobten.
Selbst die alte Base stimmte mit ei,
nnd gab in den lautesten Klagetöncn
ihre Schmerzen kund, alle ihre Hoff
nungen zu Wasser gehen zn sehen. Tran
rig, ja schmerzhaft ist es für die Radika
lcn; aber all ihr Toben hilft sie nichts.
Wir wolle die armen Schlucker im
Friede fahren lasse, da wir ja selbst
aus einer löjährischen Erfahrung wisse,
Ivie wehe es Einem thut, so gottsjäm
merlich „verhanmntscht" zu werden.—
Somit goock >,xe, ihr armen Feger.
Ihr habt zwar die Kasse ausgefegt, aber
jetzt ist der Spieß umgekehrt, und Euch
selbst geht es jetzt an den Hals -Darum
laßt den Rooster krähen.
Was Tilden'S Erwählung zu bedeu
ten hat.
Der Sieg des demokratische Ratio
nal-TicketS bedeutet Frieden, Reco
struktion nnd Brüderlichkeit unter alle
Klassen des amerikanischen Volkes; er
bedeutet einen guten National - Credit,
welcher ans die solide Basis eine einigen
Volkes gegründet ist; er bedeutet eine
ehrliche nnd gerechte Regierung; er
wird cine Reduktion von einem halben
Prozent unter der niedrigsten Ratio, zu
welcher irgend eine Anleihe ncgoziirt
wurdr, an den Zinsen der Rational
schuld bewirken, wodurch dem Volke der
Ver. Staaien in acht Jahren 350 Mil
lionen von den 700 Millionen erspart
werden können, welche zu 4t Prozent
ausgegeben werden sollen. Die Er
wählung Tilden's wird den Geschäfte
nnd der Industrie des Landes, welche
durch cinc schlechte Regierung beein
trächtigt ifienn nicht zerstört worden sind,
einen neuen Aufschwung geben und ups
einer glücklicheren und besseren Zeit ent
gegenführen.
DS Späteste!
Nach den spätesten Nachrich
ten sind Süd-Carolina, Louista
na und Florida sämmtlich zu
Gunsten von Tilde gegangen,
troff aller Lügen und Gegenbe
hauptungen derßadikalen. Die
se machen zwarVc- suche, Betrü
gereien zu begehen, da sie drohe!,
die Wahllisten gewisser Distrikte
hinauszuwerfen! allein dieses
wird ihnen nicht gelingen, indem
ein solches Berfa inen zur Revo
lution führe würde, besonders
da die Ervählnng Tildens zu
klar und deutlich ist. Unter die
sen Umständen wird sich das Volk
unter keinen Vorwande
ein solches eigenmächtiges Ver
fahren gefallen lassen. Der
Geiß von 177 K ist noch nicht un
ter uns ausgestorben. Wie
Spreu würden die radikalen
Hallunken nach allen vier Him
melsgcgenden zerstreut Verden,
sollte sie sich untcrsteben, die
Wabllisten zu fälschen, oder den
ausgesprochenen Willen des Vol
kes auf die Seite zu seffen.
So weit die Berichte jefft ein
gelaufen ssnd, hat Hr. Tilde
SN Elektorstimmcn erbalten,
16 mehr als nothig sind.
Die Zahl der Volksstimme gibt
Hrn. Tilden eine Mehrheit von
307,.'!0K—also nahezu einer hal
ben Million!
Die Abflimmuni des Volkes.
Folgende Tabelle gibt die Mehr
heiten der Präsidentschaft Eaiidida
teil in den verschiedene Staaten der
Union an, voraus zu ersehe ist, daß
Gov. Tilden cinc Volksmchrhcit von
mehr denn 300.000 Stimmen hat.
Ttlden'ö Mehrheiten, j HayeS' Mehrheiten.
Alabama 3S,VOO> California !M0
Arkansas 2ü,0001 Colorado.. ,2M>
Eonneclieut 3,0U0 Illinois 26,000
Delaware NM lowa 50,000
Florida 1,500 KansS „...25000
Georgia 75,' o!Malnc 5,000
Indiana 0,000 - Massachusetts...37,ooo
tntuiky 75,1 M I Michigan 20,000
Louisiana 7,1 M Minnesota 8,000
Maryland 5,000 Nebraska 8,0 0
Mississippi 45,0w!Nevada 000
Missouri. 0.000. New-Hampshire 2.000
New-Jersey 8.000 Ohio 5,000
New-jltork 38M>IOregon ,0V
Nord Carolina... S 000 Pennsylvania...lo,ooo
Süd-Carolina 1,000 Rhode-ISland.. 5,000
Tennessee 50,000 Vermont 25,000
TeraS 75,000'WiSconsin 3,000
Virginia 80,000!
Wcst-Pirginia...l7.ooo! Total 250,200
Total .557.210
250.200
Tilden'S Mat...3V7,000
Es wird berechnet, daß die ganze
Stimmenzahl i den Ber Staaten sich
auf sieben Millionen belaufen wird. ES
wurden über cine Million mehr Stim
men diesmal abgegeben, al in 1872.
Was republikanische Blätter zu sagen
habe.
Nun, seitdem die Wahl vorüber ist,
komincn die republikanischen Blätter of
fen mit der Farbe heraus, nnd geben
kund, was sie von der Wahl zn sagen
haben. Die New Nock "I'ribunv" sagt:
„Mit der gcstcrnNacht erfolgten Fest
stellung des Wahlrcsultats hat Tilden
aufgehört, ein Parteikandidat zu sein;
heute ist er der vom ganzen Volk erwähl
te Präsident. Als solcher ist er, so lan
ge er seine Ansprüche auf nscre Achtung,
Unterstützung und aus unser Vertrauen
nicht verwirkt, hiezn berechtigt. Habcn
wir auch früher nn ihm, an seiner Par
tei nd an seiner Politik gezweifelt, so
geziemt cS uns jetzt, die Situation nnzn
erkenne nnd das Beste z hoffen "
Die R. Äork (republ.) "Sun" sagt:
„Dieser Sieg hat eine vielseitige Be
deutung. In einer Hinsicht bedeutet er
einen Triumpf der Reform. Während
die Republikaner sich beständig auf das
Schwenken des blutigen Hemdes verlie
ßen, richteten Tilden nd seine Mitstrei
ter ihre Blicke nentmegt ans die eigent
liche Frage, welche diesem Kampf zn
Grunde lag, nämlich, auf die Reform
des kivildienstcs, die Redaction der Rc
gierungsansgaben, die Befreiung dcS
Kapitals und der Arbeit vom strengen
Druck, utttcr dem sie lange darniedcrla
gen. Wir constatircn eine Thatsache,
dicNiemand deutlicher erkennt alsGon
vcrncnr Tilde, nämlich die, daß er sei
ne Wahl hauptsächlich dem Votum der
Unabhängige verdankt."
Wie ganz anders lautet dieses gegen
dem früheren „Geplärr," welches obige
Blätter ausposaunten. Da sieht man
wieder deutlich, wie das Volk vor ei
ner Wahl behumbuggt wird.
Ist drum doch srrchterlich.
John W. Forney von der Philadel
phia "?res," der im Jahr 1840 die Re
publikaner (damals waren cS die Whig)
in die Hölle verdammte, der jetzt aber
ein brühheißer Radikaler ist, sagt, er
glaube, daß jetzt die zwei tausend fünf
hundert Millionen Dollar der Rebcl
lenschuld bezahlt werden würden I War
Forncy etwa imNarrcnhauS? Kein er
nünftiger Mensch glaubt das was er
sagt; noch viel weniger denkt irgend Je
mand von gesundem Verstand daran,
daß die Rebellenschuld von de Demo
kratcn bezahlt wird. Aber das glau
ben wir, daß Forney und seine Partei
noch ziemlich viel stehlen werden, che sie
ans dem Amt treten. DaS viele Geld
welches sie für Partcizwcckc verwendeten,
muß auf irgend eine Art wieder her
beigeschafft werden.
Aus vier Jahren vrrurtheilt.
Am 7ten November im Ccntcnnial
jähr wnrde Gov. Tilden ans vier Jahre
in s Weiße Haus" verurtheilt. Die Re
publikaner wollten es zwar nicht haben,
daß dem guten Manne solches Heil wi
derfahre, aber die „vcrdciwelte" Demo
kraten setztcn s durch. Kein Wunder
„kotzte" der Rooster des hiesigen "Tole-
Isxraxd" am SamStag.
Wir brauche einen Präsident
Mit gutem Ruf und Nam' —
Ein Mann von Herzen treu und stark-
Der Mann ist 'Meie Gam"!
Dr „Keittgt" Hawley.
Ganz besondere Gtnugthiliig.hat cs
in Philadelpyia vervorgernfen, daß der
„Heilige Hawleh" in seinem Heimath
staat Connecticut bei der Kongreß-Wahl
geschlagen wurde. Das hat der Man
verdient, welcher vor allen andern mnk
kerischen Usurpatoren als Präsident der
Centcnnial-Commission den Arbeitern
deS Landes die Ausstellung an Sonn
tagen abgesperrt hat. Das hat der
Mann verdient, welcher mit jener Will
kür-Maßregel vielen Hnnderttaiisende,
ja Millionen von Arbeitern es unmög
lich machte, cineNational-Schöpfungzn
besuche, welche ans ihrer Hände Arbeit
hervorgegangen ist.
Das hat der „heilige Hawlcy" ver
dient, welcher die von halb Philadelphia
ntcrzcichnctc und von nahezu der
ganzen Stadt gebilligte Petitionen für
Beseitigung der Tonntagsspcrrc be
rücksichtigt ließ weil einige Tausend
Mucker im Lande dieselbe verlangten.
Der Mann hat Amerika nnd seine Kili
sation in den Augen Europa'S lächerlich
gemacht. Es ist gut nd erfreulich, daß
ihm die Gelegenheit genommen wird
als Repräsentant auch im Eongreß den
Rechten des Volks z schaden, oder A
merika lächerlich machen. Herr Hawley
galt früher als sehr liberal, aber als die
Hanptprüfiing seines Liberalismus an
ihn herantrat, hat er nicht bestände.
Bor der Sonntags-Mnckerci und dem
alten Gespenst der „blauen Gesetze" von
Eonnccrient beugte sich sei Bischen Li
beralismus.
Das Interessanteste bei der Affaire
ist, daß man ihn in Connecticut durch
fallen ließ, iveil er die Sonntags-Spcr
rc nicht konscgnent durchgeführt hat.
Bekanntlich ließ er an Sonntagen eini
ge Zehntanscnd Reiche nnd Wohlhaben
de ein, de Kaiser Dom Pedro und den
Präsidenten Graut an der Spitze. Für
seine Mnckcrci und seine Sonntags
Sperre vermochte ihn weder Philadel
phia noch das Land zur Rechenschaft z
ziehen. Da kommt konneeticnt und
straft ihn, Iveil er nicht koin'cguent in der
Mnckcrci blieb nd sie als elende Hcnchc
lei enthüllte, indem er Reichthum und
Ansehen von den Satzungen seines
Sonntags-Katcchisnins befreite. Kon
nccticnt hat Recht gethan—PH. Dem.
Der „Deutsche Tag" in Philadelphia.
Wie bekannt, fand vorletzten Dienstag
Abend cinc Bersainmmig der Deutschen
von Harrisbnrg im konrthanö statt, in
Anstalten zu treffen, dem „Deutschen
Tag" auf der Wclt-Ansstellnng in Phi
ladelphia, gemäß einer Einladung Sei
tens dcr kcntcnnial Eommissioncrs, bei
zuwohnen.
Daß die Idee eine mißglückte (wegen
der Kürze der Zeit) werden würde, war
auch von de Anwesenden in obiger Ver
sammlung befürchtet worden, ivcßhalb
sich so Wenige an derselben bethciligtc.
Höre wir nn, Ivos der „Philadelphia
Demokrat" vom Samstag darüber zu
sagen hat:
DaS Fiasko, welches man mit dem
„Deutschen Tag" auf der Ausstellung
gemacht, wnrdc von Alle, welche die
Verhältnisse kennen, vorausgesehen und
voraus gesagt. Die Gründe weshalb
das so kommen m u ßt e, sind dieselben,
welche schon öfters Veranlassung ivur
den, daß sich Amerikaner bei Unicrnch
mungen, ivobei sie auf das deutsche Ele
ment rechneten, gründlich verrechneten.
Jetzt, wo die Sache vorbei ist, thut es
der beabsichtigten guten Einnahme kei
nen Schaden mehr, darüber zu sprechen.
Der oder die Erfinder des deutschen TagS
begingen den großen Fehler, anstatt
deutschen Vereinen und angesehenen Or
ganisationen. wie der deutschen Gesell
schaft z Philadelphia, diese Idee zn
unterbreiten nnd ihren Rath einzuho
len, ohne Weiteres diesen „Deutschen
Tag" auszuschreiben. Die würden im
erster Fall erfahren habe, daß die
Deutschen keinen besondern Tag be
anspruchten oder wünschten.
Wen sich jedoch eine Anzahl der er
wähnten Vereine für Ab Mitling eines
solchen Tags erklärt haben würde, so
hätte man alsdann eine gehörige Orga
nisation und Repräsentation gehabt.
Durch den zweiten Fehler, de man be
ging, solche Vereine erst 2 oder 3 Tage
vorher einzuladen, machte man aber
jede Theilnahme schon wegen Kürze der
Zeit unmöglich. Davon, daß man die
Deutschen Philadelphias zuerst hätte
einladen müssen, um de Kern der Feier
zn bilden und die fremden Gäste zu
empfangen, davon hatte man gar keine
Idee. Die Deutsche Gesellschaft, der
älteste deutsche Verein im Lande, der
an der Spitze des Ganzen hätte stehen
müssen, war den Erfindern des Planes
offenbar ganz unbekannt.
DaS war natürlich. Denn man be
ging de dritten Fehler, einem Herrn
qnvH z,q i zhwl -ig zrosz ai,)g noa
zu geben welcher von Philadelphicr Ver
hältnissen gar Nichts wußte, und vor
allen Dingen Einladungen in New Aork
nd in de Landstädten PennsylvanienS
machte, ehe er nur an die Philadelphicr
dachte. Da sind Fehler genug, um
selbst eine Feier zu ruinircn, wozu die
günstigste Vorbedingungen vorliegen,
nm wie viel mehr eine solche, zu welcher
man die Massen, welche entweder diesel
be gar nicht wünschte oder wegen Kürze
der Zeit sich nicht darauf vorbereiten
konnten, gegen deren Willen dazu her
bei z befehlen gedachte.
„Dem fliehenden Feind muß man
Brücke bauen". Ein Danziger Schiff
war seit langer Zeit so sehr mit Ratten
geplagt gewesen, daß der Kapitän ans
dem Meere für die Sicherheit des Schif
fes sowohl als der Mannschaft in Sor
gen stand. Indessen lief er glücklich in
Liverpol ein und ging dicht neben einem
Fahrzeuge vor Anker, das Käse geladen
hatte und nach London segeln wollte
Der Kapitän bemerkte bald darauf eine
große Bewegung unter den Ratten; sie
hatten die Käse gewittert und bezeugten
durch Hinaufklettern an den Schiffsrand
ein sehnliches Verlangen, ans daS andere
Boot zugehen. Nu, sagte der Kapi
tän, wenn ihr einen so großen Appetit
aus Käse habt, so geht in Gottes Na
me. Cr ließ in der Nacht ein Brett
von seinem Schiffe af das Käscschiff
legen und sah mit großem Vergnügen,
wie sogleich die ganze Legion Ratten,
welche sein Schiff verwüstet hatten, zu
seinem Nachbar hinüber dcfilirte. Den
Tag daraus ging dieser, ohne es zu ah
neu, mit seinen Tasten unter Segel,
nnd der listige Danziger rief ihnen aus
Herzensgrund glückliche Reise nach.
Wieder eine Höllenmaschine. Am
vorletzten Freitag Nachmittag war gegen
die Passagiere dcS Eciiteniiial - Zuges
No. 32, welcher m 3:IV von Philadel
phia ach Ncw-Aork abfuhr, ein scheuß
liches Verbrechen geplant. Ein zweiter
Thomasso hatte eine Höllenmaschine
anf diesem Zuge untergebracht, deren
furchtbare Wirkung wohl Hnndcrten von
Passagiere das Lebe gekostet hätte,
wenn nicht ein Zufall die Wirkung ab
geschwächt und die Katastrophe vereitelt
hätte, wodurch die Passagiere gerettet
wurden. In Philadelphia wurde unter
anderem Gepäck ein kleiner Saratoga
Koffer verladen nd zufälliger, aber
glücklicher Weise zn obcrst placirt. Et
wa 22 Meile von Jersey Eily entfernt,
hörte dcr Grpäckiilcislcr cinc fürchterliche
Explosion, die ihn zu Boden und die
Koffer ach allen Richtungen schlenderte
und den Wagen mit Feuer nnd Ranch
füllte. Erst als dcr Zug nahe Rahway
war, konnte Haltgemacht nd dasFciicr,
welches das Gepäck nnd den Wagen
schon ziemlich beschädigt hatte, gelöscht
werden. Eine Untersuchung, die sofort
angestellt wurde, ergab, daß dcr vorer
wähnte Rcisckosftr, von welchem noch
Bruchstücke vorhanden waren, eine Höl
lenmaschine enthalten hatte. Ein klci.
neS Pistol stand vermittelst eines Drah
tes mit einem Uhrwerk in Verbindung,
nnd daS Ganze war so arrangirt, daß
sobald dcr Zeiger anf dem Zifferblatt
dcS Uhrwerks ans 12 zeigte, das Pistol
los gehen und der Schuß i eine Quan
tität Dynainit fahre und eine Erplo
sioii herbeiführen mußte Durch irgend
cine Zufall erfolgte die Explosion eher,
als beabsichtigt war. Man glaubt, daß
die Höllenmaschine nach New-Aork be
stimmt ivar nd für cincii teuflischen
Zweck diene sollte.
Dcr Vorfall bildet seitdem noch im
mer das Tagesgespräch. nd fesselt die
ganze Ausnierksaiiikeit dcr Ncw-Aorker
Polizei, des Staates New-Jersey nnd
von Philadelphia. Die Beamten dcr
Btihn-Gesellschasten scheue wcdrrMühc
och Kosten dem Verbrecher anf die
Spur zn kommen. Allein es wird
schwer halte, die Fäden zn finden, wel
che nach dem Schlupfwinkel des teufli
sche Gesellen führen. Anf den Bahn
höfen Philadelphia's, von Ivo aus dcr
Koffer mit dein Verderbe bringenden
Inhalt verladen worden ivar, herrscht in
Folge dcr Well-Ausstellnng ei so rcgeS
Leben, daß es nahezu unmöglich ist, in
dem allgemeinen Wirrwarr der Schluß
tage dcr großen „Show" de Einzelnen
zn beachte oder z iiiarkiren. Eine
große Anzahl dcr tüchtigste Dclcctivcs
sind mit dcr Aufarbeitung des Falles
betraut, doch sind diese Herren, dcr er
wähnten Gründe wegen, nichts wcnigcr
dciui hoffnungsvoll. Die ciiizigcSplir,
welche möglicher Weise zn einem Resul
tat führen dürste, liegt in den Angaben
cincS Dcpot-Wärtcrs, wonach eine halbe
Stunde nach dein Eintreffen des dcr Zer
störung wicdlirch ein Wunder entgange
nen Zuges in Jersey City, ein großer,
stark gebauter, mit einem großen, schwar
zen Schnnnbarl ausgcstatlclcr Maiin
sich betreffs dcr Eizcliil)citcii des Un
falls bcsoiidcrs iutercssirle nnd nament
lich sich nach dem Befinde des Bagga
gcmcistcrs Silpath crknndigte. Er er
frug dessen Wohiiluig, sprach jedoch nicht
in derselben vor nd criniicrt sich Letzte
rer nicht, den Bezeichnete z kennen.
Das Uhrwerk dcr Höllen-Maschine,
welches in dcr Office dcr Bahugcsell
schaft aufgestellt ist, zog cine Mengc
Ltcngierigcr an, nnd gebe wir Nachste
hend cine Beschreibung desselben- Die
Maschine selbst ist einfach concipirt,rauh
gearbeitet, doch vorzüglich calculirt, den
beabsichtigte Zweck zn erfüllen. Sie
besteht ans einer einfachen Connecticut
Wanduhr, Seth ThomnS schcs Fabrikat,
die etwa fünf Zoll im Umfang hat und
von dcr man das Glas und den Minu-
tcuzciger abnahm. Quer oberhalb des
Zifferblattes war ein Pistolcnlanf, 2
Zoll lang mit Jzölligcm äußerem Dia
meter des Laufes nnd einem sehr kleinen
Kaliber befestigt. Geladen war die Pi
lc mit einer blinden Patrone, Kupfer
Hülfe. Befestigt war jene mit langen
Schrauben durch die Löcher, welche zur
Befestigung der Holzhülle der Uhr dien
te. Ueber die Zahl 12 des Zifferblat
tes war ein hölzcner, flach aufliegender
Hebel angebracht, dessen über das Zif
ferblatt ragende Ende de Drücker der
Pistole berührte, während das andere
Ende mit der entgegengesetzteRichtung
von dein Minutenzeiger, sobald dieser
die Zahl 12 erreichte, in Vcwcgung ge
setzt werden mußte. Die ganze Maschi.
c war in der Art atif den Boden dcS
Koffers geschraubt, daß die Mündung
des Rohrs nach dem Deckel gerichtet
war. Angefüllt war der übrige Raum
mit losem und explosivem Substanz ge
tränktem Pulver, Baumwolle und einer
Flasche, von der man vermuthet, daßsie
Dynamit enthielt. Bald nach dem
Auslaufen des Zuges ans dem Phila
delphia Depot bemerkte ein. Bremser das
Träufeln einer Flüssigkeit von dem Ro
den dcS Koffers. Die Untersuchung er
gab, daß dieser Stoff von Schießbaum
wolle herrührte. Da in dem Gepäck
wagen geraucht wurde, placirte man
den Koffer zu obcrst des Gepäckes.
Diesem Umstand und der nur thcilwei
sen Füllung ist es zn verdanken, daß die
Erplosion den Wagen nicht zerstörte und
eine schreckliche Katastrophe herbeiführte.
Es wird angenommen, daß die Erplosion
für die Ankunft dcS Zuges im Jersey
City Depot, zur Zeit des Ausladens dcS
Gepäckes, berechnet war. Diese Theo
rie ist um so stichhaltiger, als der Zug
um eine Stunde verspätet war, nnd die
Explosion eine Stunde Fahrt vor dem
Terminus der Bahn erfolgte.
In Aikron, Ohio brannte in letzter
Woche das Summer Opernhaus und
das anstoßende Summer-Hotel ab.
Der Schaden belänft sich auf nahezu
875,000.
Dir ernsteste Beschäftigung vieler
Leute ist, niemals ernst zu erscheinen.
Die meisten Nachahmer lockt daS Un-1
nachahmliche.
Gnroväisches.
Di LaudtagSwahl in Deutschlano.
Berlin,23. Oktober. Böllstein
ständige Berichte über die gestern abge
haltenen Wahlen für den deutsche Land
tag ergeben folgendes Resultat: Natio
nal-Liberale 177; Centrum-Partei 86 ;
Fortschritts - Partei 66; Conservative
70; Polen 15; Parlilnraristen 5; aus
serdem 14 Abgeordnete, welche keiner
Partei angehören.
Bamberg. Die Kaiserin Angusta
hat von Baden-Bade ans den von ei
ner Riihrepidcmie hcimgcsnchtc Bewoh
ner veS Lauterthalcs cinc Gabe von
500 M. gesandt. Die Seuche fordert
nntcr dem ärmeren Theil jenes von der
Natur wenig begünstigte baicrischen
Landthcils noch immer ihre Opfer. Für
die Genesenden fehlt es an Kleidung.
Decken, gesunder nd kräftiger Nahrung
und a entsprechender Pflege. Die
Zwkigvercinc dcS Allgemeine deutschen
Franciivcrcins in Bamberg nd Würz
bnrg habe ihre Gabe begönne, eben
so sind Sammlungen in der Umgegend
geniacht-wordcn, auch die zuständige
Behörden habcn bereits thätig eingegrif
fen ; aber immerhin bleibt, namentlich
für die Genesenden jeder Art von Lic
bcsthätigkcit bei dem heftigen Auftreten
der Seuche nd bei der Armuth der
Thalbcwohncr cm weiter Spielraum.
Aus der Sihrinebcn. Die pfälzi
sche Tabaksernte ist mit wenig Ausnah
men beendet. Der Erlrag ist durchweg
ei geringer, die Blätter sind kurz nd
geben wenig Büschel, so daß wir dcm
Gewicht nach kaum eine halbe Ernte
habcn. Der Frühtabak hatte viel von
der große Hitze zn leide, ist dickblattig,
slörrig und klein geblieben. Der später
gepflanzte war noch sehr wüchsig, halte
aber viel von dem stürmische, kalten
Regenwetter zu leide, wurde auch zu
früh gebrochen, da der Landmaini de
Frost fürchtete; er hat ei etwas zärtc
res Blatt, kann jedoch nicht als vollstän
dig betrachtet werde. Rechnen wir
nun hinzu, daß am Rhein wenigstens
2000 Morgen ivrgcn Ucbcrschwcnimnng
nicht bestellt werden konnten, so ist an
zunehmen, daß die Pfalz in diesem Jah
re kaum ein Drittel des Ertrags ande
rer Jahre auf den Markt bringe wird.
Tübingen. Die Verlagsbuchhand
lung von Gottlob Schanivcckcr hicrsclbst
ist wegen befugten Nachdrucks der
„Geschichte dcS deutsch - französischen
Krieges", herausgegeben vom Großen
Gcncralstab, z einer Geldstrafe von
500 M. nd Vcrnichlimg der Platten
nd vorhandenen Cremplare vcrurthcilt
worden. Sic hatte den Nachdruck im
Auftrag von Mr. Nanmcr, Zeitung?-
Verleger in Schciicktady A. Ä. besorgt..
Hamburg. Der Kaiser hat zum
ersten Mal in Hamburg-ans Wunsch
eines hiesigen Kaiismnnns, W. Schmidt,
die Pathcnstcllc bei seinem siebenten
Sohne übernommen. Es handelte sich
hierbei mir nm einen patriotischen Akt
und nicht, ivie so vielfach vorkommt, nm
die Erlangung eines Geschenks. Der
Täufling war mit deissLieblingsblmnen
des Kaisers, einem Kornblnmcnkranz,
geschmückt.
Vor drm hiesigen Polizcigericht stan
den kürzlich drei verschmitzte Gestalte,
drei blinde Passagiere. Dieselbe hat
ten sich in den letzten von New Nock
nach Hamburg abgegangenen Dampfer
„Pommcrania" eingeschmuggelt nd
krochen erst auf hoher See an'S Tages
licht. Der Kapitän erklärte ihnen, daß
er sie natürlich nicht als Ballast über
Bord weife wolle, daß sie aber fest zu
arbeiten hätte nnd er sie demnächst in
Hamburg der Polizei übergeben würde.
„IVeU, Bir", so geschieht Nils Recht.
Der Staatsanwalt in Hamburg bcan
traglc cinc IVtägige Gcfäiignißstrafe,
weil sie die betreffende Dampscrgcsell
schast beschädigt hätte. Nur einer der
Passagiere protcstirtc gegen die angeb
liche Vcrniögcnsbeschädigiing. „Wir
habcn nnr die wenig leckeren Reste der
Mittagstafel der' übrigen Passagiere
erhalten und so nach der Gesellschaft ei
nen Schaden nichl zugefügt." Der
Polizcirichtcr Halle ein menschliches
Rühren nnd ließ die arme Teufel frei,
da ein Betrug nach den gesetzlichen
Merkmalen nicht vorläge. „I tlumle
xo>, Sir", erwiederte der Eine mit einer
tiefen Verbeugung nd entfernte sich
schleunigst.
Tod des Kardinals Antonelli.
London, 6. Nov. Ein Telegramm
von Rom meldet de Tod des Kardi
nals Anionclli. Giovanno Antonell,
wurde am 2. April 1806 zn Sonnino
bei Terracina geboren Nach der Zer
störung seines Geburtsortes, eines be
rüchtigten RöubcrncstcS, durch päpstliche
Gcnsdarmen, kam der junge A. nach
Rom und trat in das große Seminar
und zeichnete sich daselbst so aus, daß er
die Aufmerksamkeit dcS PapstcS, Gre
gor XVI, auf sich lenkte und ach erhal
tener Priesterweihe zum Prälaten er
nannt wurde.
Die nämliche Depesche meldet, daß
der Cardinal Konstantine Patrizi, Gc
ncral-Bicar des Papstes, im Sterben
liegt.
Man schreibt der „Times" von Rom,
daß der kardinal Antonclli am Sonn
tage Geschäfte beim Papst erledigte, als
er plötzlich einen heftigen Anfast von
Gicht in der Brust bekam. Man brach
tc ihn sofort in sein Zimmer. Er woll
te nicht glauben, daß der Tod heran
nahe, allein schließlich willigte er doch
ein, die letzte Oelung zn empfangen,
aber er vermochte nicht zn schlucken.
Er starb am Montag gegen 7:15
Morgens, nachdem er den Papst um sei
nen Segen ersucht und Vergebung für
alle von ihm etwa begangenen Fehler
erfleht hatte. Das von Antonclli hin
terlassene Vermögen soll unter die Mit
glieder seiner Familie vertheilt werden.
Seine wcrthvolle Sammlung von Edel
steinen, Kunstwerken sw. hat er dem
Valien Museum vermacht.
Der Tod dcS- Kardinals bildete in
allen Case's das allgemeine Gespräch
und überall äußert man sein Bedauern
über den unerwarteten Tod desselben.
Loiale Reuigketten.
VancaSrer, Pä.
Donnerstag, Nov. 16. 1876.
Diebstahl. Während Martin Ho
stettcr n nd seine Familie von West- Hemp
field Townschip, letzten Sonntag in der
Kirche waren, gelangten Diebe in dessen
Wohnung, und stahlen etwa 20 in
Geld ans demselben. Eine Warnung
für Andere.
Vom Scheriff verkauft. Die
"Ll>rs" Druckerei von Lancaster wur.
de letzten Montag vom Scheriff für die
Summe von 27,000 a John A. Hie
stand, Eigenthümer des "Kiammer,'
verkauft. Die "Lrxu-ess" war ein gifti
ges radikales Blatt, hat aber jetzt aus
gepfiffen.
In Lankaster kounty gibt cS 7,787
mehr Republikaner denn Demokraten;
wie kommt das? Weil der Hirnschädcl
dieser Sieben tausend Sieben hundert
und Sicbemindachtzig noch zn dick ist,
um daS Licht der Wahrheit eindringe
z lasse, und sie viel lieber eine tüchtige
Lüge schlucken, als die Wahrheit anzu
nehmen.
tkinH-tel am Satzfiuß.—LeviScn
senig undHennyGcmperling, zwei noto
rische Radikale ans Lankastcr Coiinty,
habcn Anstalten getroffen, ein neues
Hotel am Salzfluß z eröffne. Sie
haben die Dienste eines gewissen Georg
Smith und John Fcrry gesichert, nm
das nöthige Geflügel aS Graut's Gar
küche herbeizuschaffen.
Die Demokraten in dcrAchlcnWard,
Lankastcr, theilen jetzt Tickets nntcr den
Radikalen zur Reise ach dem Salz
Fluß aus. Sammy Gross vom „Kcy
stone Hotel" schwört, er ginge nicht nach
dem Salzflnß, cS sei denn, er bekomme
ein "äoaä-liMä" (freies) Ticket. Er hat
bereits ei solches erhalte, und überdies
nc gute Portion eines todten "voons"
für die Reise „cingepickclt."
Neuer Store.— Es heißt, Hr. Post
meister Marschall von Lankaster werde
jetzt einen neuen Papier-Store anfan
gen, m die übriggebliebenen HaycS'schr
Wahldoknmenicn zu verkaufen. Zum
Einwickeln alter Linnpen sind diese Do
kumente vortrefflich. Hrn. Marschall s
Motto ist : tjuieb als anck bort probt
(schnclle Verkäufe nnd kleine Profite).
Versuchter Raub.— Letzten Donner
stag versuchte ein Mann daS
Ilorso tlotel" in Manheim, Lankastcr
kounty zu beraube, wnrdc aber durch
den Hausknecht, der in der Barstubc
schlief, verscheucht. Dem Dieb war es
znvor. gelungen in den Keller zn kom
me, wo er zwei Pcis, etwas Fleisch
und Nahm verzehrte. Von dort ge
langte er in die Barstubc, wo er indes
sen, ivie schon gemeldet, verjagt wurde,
ohne etwas mitzunehmen.
TödtlichcS Unglück. Gco. Braver
von Columbia, stürzte am Sonntag früh
um etwa halb 2 Uhr eine Treppe an
Hrn. Schulcr'S Store in obiger Stadt
hinunter, ivobei er sich tödtlich verwun
dete. Man glaubte Anfangs, er habe
daS Genick gebrochen, was sich jedoch
nicht als stichhaltig erwies. Vielmehr
herrscht die Meinung, er sei durch den
Fall betäubt geworden, nd da er sich
nicht selbst helfen konnte, sei er erstickt, da
Blut aus seine, Mund und Nase lief.
Keines seiner Kinder wolltcsich dessen
anaehnicn, bis endlich ein Mann, bei
dem der Unglückliche gearbeitet hatte,
einwilligte, ihn auf seine eigene Kosten
beerdigen zn lassen.
Ehre, dem Ehre gebührt. Wäh
rend dem alle Ward in Lankastcr bei
der letzten Wahl nobel für die demokra
tische Sache gekämpft haben, muß es
jedoch zugegeben werden, daß die Achte
Ward,-die alte „Burg,"—alle andere
in den Schatten stellt. Nächst zn ihr
kam die Siebente Ward. Durch diese
beiden Wards gelangten die Demokra
ten zum Sieg, indem die 7tcWardHr.i
Tilden eine Mehrheit von 74, nnd die
Achte <ZSB, zusammen 432 Stimmen!
gaben, während Hr. Hays in den übn-/
gc Wards blos 385 Stimmen erhielt.
Hr. Steinmetz für die Gesetzgebung er
hielt in der 7tcn Ward eine Mehrheit
von 76 Stimmen, nnd in der 3ten, 361,
zusammen 439; dessen Gegner (Hr.
Leaina) aber blos 331. Tilden'sMchr
heit ist somit 47, und Steinmetz'S 58.
—Bnlly für Lankaster City.
Wir haben Wanzen. Diese drei
Worte sind schon so mancher Hausfrau
entschlüpft diese Worte haben schon
so manche schlaflose Nacht bereitet,
schon manches schöne Stück Geld dem
Familienvater gekostet! Und doch giebt
es zur Bertreibung dieses den Schmutz
liebenden, lichtscheuen Thiers ein ganz
leichtes, billiges und sicher wirkendes
Mittel, welches wir hiermit im öffentli
chen Interesse bekannt geben wollen.
Man nehme anderthalb Kilogramm
Salz, löse es in einem ungefähr 0 Liter
kochendes Wasser enthaltenden Topfe
auf, pinsele dann mit dieser Flüssikeit
diejenigen Gegenstände oder die betref
fenden Stellen, wo sich die Wanzen aus
halten, ein, nnd man kann sicher sein,
daß Brut nnd Wanze vernichtet ist.
Wie viele Mensche sind seit der
Dchöpsung im Kriege umgekommen?
Sin Engländer, den wahrscheinlich
die Langwelle plagte, hat sich das Ver
gnügen gemacht, auszurechnen, wie vie
le Menschen wohl seit der Schöpfung im
Kriege umgebracht worden sind, und er
hat die ungeheure Zahl von vierzehn.
tausend Millionen heraus gebracht /
Wenn all- diese Kriegsopfer ausstanden!,
sich an den Händen faßten und nebeck
einander stellten, so würden sie eine K-ü
-te bilden, die 600 Mal um die Erde hxr
rnmreichte, ja. wenn nur die Zeigefinger
derselben übereinander gelegt werden
könnten, so würde die Reihe noch SSV.-
000 englische seilen über den Mond
hinaus ragen. Wer diese im Kriege
Gefallenen zählen wollte nnd täglich IS
Stunden dazu verwendete, würde 236
Jahre brauchen. Der gute Engländer
hat anck berechnet, wie viel Blut in al
len Schlachten vergossen worden ist, aber
davon schweigen wir, denn es könnte
unsern schönen Leserinnen übel dab
werden.