Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, September 07, 1876, Image 2

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    Vir AtMs. Zeitung
.Harrov',?s'. Pa
Donnerstag, Sept. 7, 1870.
Trmokratische Nominatioiltn.
Für Präsident:'
Taumel A Tilde
von New Bork.'
Für Vize-Präsident:
Thomas A. Hendrilks
von Indiana.
Mehr Hilfe. In.New-Orlcans ist
ei neues dcntschcS Tilden Blatt heraus
gekommen Es führt den Titel „Loui
siana deutsches Journal" nd erscheint
vorläufig nr Sonntags.
Tie Republikaner scheinen ganz und
gar in die Bclscucher vernarrt zp sei;
ihr Candidat sür Staatssekretär vpn
Ohio. Coloncl Barnes, ist ei Bet
senchcr, ihr Candidat sür Gouverneur
von Indiana, General Harrison, ist
ei Belscnchcr, und ihr Candidat für
Präsident der Vereinigte Staaten, Hr.
Hayc s, ist ein Belscnchcr.
Nur 8300 für eine 'Vpe^-I."
Böse Znngcii sagen, Carl Schurz bc
komme 81,000 de Abend für jede Rede
dicerhält. DicNew Bork "'ort!' (ein
demokratisches Blatt) sagt indessen, dein
sei nicht so. Schurz bekommcblos 8300
per Abend, berechne aber c > t > a, wenn
er „einige Bemerkungen" vor einem H
tel mache, oder wen ihm ein Sländ
che gebracht wird. Schurz gibt keinen
Pfifferling uni die Republik, wen nur
er seine dreißig Silbcrtinge in die Ta
sche stecken kann. Ist das nicht ein sau
bcrcs Bürschchcn?
Demokratische Nominationc.
Die Demokraten von C cn Ire Cou
ly haben folgende Candidaten aufgc
stellt: Für Congrest, D. G. Bush, von
Bellcfonlc; Senat: P. Gray Meck,
von Bcllcfontc; Asscmbly: James F.
Weavcr, von MileSbnrg ; W. K. Alex
ander, von Penn ; Associalc-Ingdcs:
John DivcnS, von Walker, und Samt
Frank, von Milcs; Jury Commissionen
John Nischel, von Grcgg.
Die Demokraten von Rork Connly
yabc folgendes vortreffliche Ticket auf
gestellt: Für Congrest: Coloncl Levi
Maish, von Aork; Staatscnator: I>r.
Henry G. Bnsscy. von Lhrcwsbnry;
Gcsctzgcbungsmitgliedcr: Phil. Bow
man, von Heidelberg Townschip; Adam
Stevens, von Newbcrr Townschip;
Georg E. Sbcrwood, von Bork; ?oh
B. Bcminill, von Faw Townschip;
Armcn-Dircktor: lohnß. BayreS, von
Bork; Jury- Commissioner: Emanncl
Glatscltcr, von Nord Corus Townschip.
Demokratisches Counly - Ticket von
Monlgomcry Connly: Für Congrest:
JamcS Boyd, von NorriStown; Senat:
Jones Dctweilcr, von Whitpai; Ge
setzgebung : Montgomcry S. Longaker,
von. Pottstow, Frai.icis M. Änipe,
von Frcdcrick, John C. Richardson, von
Bridgcport, lanieS B. Law, von Nie.
der Marion, Edwin Hallowell, von A
bington; Armcndircklor: Martin Ruth
von Worchcstcr; Jury - Commissioner:
Jonathan M. Hart, von NorriStown.
Furchtbare Grcuclthatcn religiöser
Fanatiker.
Folgende Depesche wird vom 2lcn
September, die an jenem Tag von -iken
seit, Arkanses. in St. Louis eintraf, bc
richtet :
„ftu Gam Spring, anderthalb Mei
le südlich von Searcy, treibt eine Ban
de religiöser Fanatiker, welche als die
Cobbitcn, (ihr Führer heißt Cobb) bc
kannt sind, ihr tolles Wesen. Zwei
Mäncr, Namens C. ?. HnmphrcyS von
Searcy und Blake von El Paso gingen
nach dem Platz, um die Tollheiten mit
anzusehen. Kaum waren die Cobbitcn
ihrer ansichtig geworden, alsdicHnmph
reys ihn packten, ihn in Stücke hackten,
seine Kopf abschlugen, und ihn anf ei
nen Pfahl steckten. Blake entkam und
brachte.die schauderhafte Nachricht nach
Searcy. Dort sammelten sich sofort
eine Anzahl Bewaffnete um ihn, und
sie gingen nach dem Platze zurück Hier
fanden sie die Cobbitcn in Wahnsinn!-
gcm-Tanincl um den Pfahl tanzend, auk
welchem Hnmphrcys Kopf steckte. Blake
ließ feuern nd zwei Cobbitcn wnrdc
getödtct. Bier Männer, drei Weiber
und zwei Kinder wurden verhaftet nd
nach Searcy gebracht. Sie halten ih
rcn Führer Cobb für de wiederstau
denen „Christus". Ihre Doctrin ist der
Ehebruch und sie bekennen, daß die
Seelen der Frauen nur durch Ehebruch
gerettet werden können. Ein Kerl, Na-
Niens Dover, hatte sich bei der Ennor
dnng von HnmphrcyS besonders hervor
gethan."
Spätere Nachrichten von White Co.,
Ark., melden, daß die CoroncrS-lury
nach vorgenommener Leichenschau über
den Leichnam dcS ermordeten Hnm
phrcys ein Verdikt abgegeben hat, dem
gemäß L. B. und I. M. Dover, Tho
mas Gainlcy und John und Elisabeth
Nelson des Mordes schuldig sind. L.
B. Dover und Gainlcy sind die beide
von des Sheriffs Leute erschossenen Cob
bitcn.
Cobb ist in die Wälder entflohen.
Er kam aus Michigan, von wo er sei
ner gemcinschädlichcn Doctrincn halber
vertrieben wnrdc. Er begab sich dar
auf nach Südwcst-Missonri, Ivo es ihm
nicht besser erging, und ging von hier
aus nach Arkansas, wo er eine neue
Srcte bildete.
Der Giftmischer Laros wurde am 30.
August in Easton, Pa., des Mordes
ersten GradcS schuldig befunden.
Rooster, kräh!
Wieder tierlMMntscht!
Arkansas donnert
frisch drauf los
Qnktl Sam'o Tprikton
. Ii Sttde!
Aus Arkansas kommt die Nachricht,
daß die Staatswahl welche am Montag
de 4tcn September dort stattfand, eine
der ruhigsten nnd ordentlichsten Wah
le gewesen sei, die je dort abgehallen
wnrdc, nd daß die Demokraten mit ci
ncr nngehcnrcn Mehrheit gesiegt hätten.
—Jetzt Hnrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrah!
Warnung für Zigarren-Fabrikanten
und Händler.
Untcr der jetzigen Vcr. Staaten Re
gierung gibt es viele grobe, impertinente
nnd arrogante Beamten; Leute die lei
ne, daß, weil sie ein lnmpisches Acint
che habe, gerade thun können wie sic
wollen, Bei unserm letzten Besuch in
ChambcrSburg halten ivir Gelegenheit,
einen dieser elenden Spitzel zn treffen,
nnd zwar im Zigarrcnstore dcS Hrn.
Georg Vi ctsch. Hr. B. ist ei
Zigarrcnfabrikant, und betreibt dieses
Geschäft schon seit mehreren Jahren.
Er ist als einer der ehrenhaftesten und
tüchtigsten Geschäftsleute bekannt, und
erfreut sich des beste Rufs, Wie nun
das Gesetz vorschreibt, so hat jeder Zi
garrcnfabrikant sich einen Stempel an
zuschaffen, anf welchem der Name des
Fabrikanten, des Distrikts in dem er
wohnt, und die Zahl der Zigarren wel
che eine jede Box enthalten wird einge
graben ist. Mit diesen Stempeln müs
sen alle Zigarboxen gestempelt, d. h..
der Name, Distrikt sind Zahl der Zigar
re. unten) die Bor (Kästchen) r in
st cbre n n t werde. Der Name n.
s, iv. darf nicht etwa a n g cstrichc.
sondern das Ganze muß iu'S -Holz hi n
cing cb rennt sein.
Dieses Einbrennen war nun auch von
Hrn. Bictsch ganz richtig versehen wor
den, da er aber seinen Stempel schon
längere Zeit benutzt hat, so waren die
betreffenden Worten nicht mehr ganz so
deutlich cingcbrcnnt. als sie vielleicht
hätten sein sollen; aber sie waren im
mcrhin noch deutlich genug, um selbst
von einem halbblindcn Menschen gelesen
zn werden, für den Herrn Revenue-
Spitzel waren sie jedoch nicht deutlich
genug, denn er befahl Hrn. Bieisch, ei
neu andcren Stempel anzuschafscn, wi
drigenfalls er ihm bei seinem nächsten
Besuch alle seine Zigarren confiScirc
würde! Welche Anmaßung!
Also, ihr Herren Zigarrciifabrikantcn,
seht zu, daß eure Zigarreiiboxen mit eu
rem Namen, Distrikt und Zahl der Zi
garren gut nd deutlich in die Boxen
gcbrcnnt sind, sonst kommt der Mei
ster Spitzel hinter euch Die Herren
Beamte wissen wohl, daß es mit ihnen
bald „ansgcspiclt" hat, und da muß
noch „gemacht" werde was gemacht
werden kann. Geld muß herbeigeschafft
werde, den dir Kerle wollen flott leben.
Noch eines : Alle Zigarrenboxen die
schongcbr a u ch t w a r c n, aber leer
sind, müssen, che sie wieder benutzt wer-
den. von sämmtlichen Umschlägen, Pa-
Picrfctzcn, Stempel n. s. w. befreit sein,
und muß die inwendige Seile ach Au
ßen, und die Außenseite nach Innen ge
kehrt sei. Wer diese Vorschrift nicht
befolgt, (dumm und tyrannisch ivic das
Gesetz ist), der kann sich gefaßt mache,
daß ihn ein schleichender Spitzel che lan
ge abgefaßt haben wird.
Tagts-is'reignissp.
Tie Wittwe Daniel Wcbstcr's lebt
gegenwärtig in der Nähe von Gotha,;
sie ist jetzt 85 Jahre alt
Hr. Hicster klymer ist von den De
mokraten von Berks Counly, Pa., von
Neuem für den Congreß nomimit wor
den.—Sehr gut.
Kassius Mklay, derältesteAbolitio
ist in Kentucky und unter Lincoln Ge
sandter am russischen Hose, hat sich f ü r
Tilden erklärt.
Im Staate <5 auca, Republik Co
lnmbia, dauert der Aufruhr der Kleri
kalen gegen die bestehende Regierung
noch fort.
Die Mutter des Lieutenant SturgiS,
der unter Ciiftcr siel, ist ans Kummer
über de Verlust dieses ihres einzigen
Sohncs.gcistcSkrank geworden.
Ter älteste Sohn des verst. südlichen
Obcrgcnerals, Robert C. Lee, ist ei
fleißiger und nntcrnebmcndcr Landwirth
in Fairfax Connly. Virginien.
kine Nciv-Slorkcr Dame zahlt einem
Dienstmädchen monatlich 812 für die
Beaufsichtigung eines Hundes. Das
Thier muß täglich gewaschen, gekämmt
und spazieren geführt werden. Eine
kostbare Wiege dient dem Köter als
Ruhclagcr.
Ein neuer Asteroid der zwölften
Größe ist in der Nacht dcS 28. August
vonVr. PclerK in Utica, N.-Z, entdeckt
worden.
Tai Eisenbahn Fracht-Depot der kur
ze Linie der Dayton Eisenbahn in Ein
cinnati, Ohio, wurde am 3y. August
durch eine FcncrSbrnnst zerstört. Bcr
lnst am GebäudeB2s,o??, ander Fracht
8200,000- Nicht versichert.
In Savannah, Georgia, ist das gelbe
Fieber ausgebrochen; jedoch soll dassel
be nicht streng epidemisch sein.
Unsre zwei letzten Ausflüge.
Am Mittwoch den 23stcn August war
cS, als wir mit Stock nd der Rciscta
! sche in der Hand (die „Stovcpipc" fehl
te natürlich auch nicht) ans der Cm'.icr
land Valley Eisenbahn (eine der besten
und sichersten Eisenbahnen in den Vcr.
Staaten) das reizendeCnmbcrland Thal
hinauf reisten. Unser erster Anhalts
punkt war Carlisle, wo inser würdiger
Agent, Hr. Philipp Libman,
nS am Bahnhof entgegen kam
* Carlisle ist eine schöne Stadt, aber
seitdem die Soldatcn-Cascrncn daselbst
leer stehen, ist cS nicht mehr so lebhaft
und gcschäftSthätig wie früher; beson
ders jetzt ist fast aller Verkehr gehemmt
nnd gedrückt. Untcr de Geschäftsleu
te scheint unser alter Freund, Hr. G c o.
Bernhart Hoffmann, indessen
immer och gute Fortschritte zu machen.
Da er seinen früheren Groccric-Storc
seinem Sohne übertragen, so hat er n
einen neuen ähnlichen Store am nord
östlichen Ecke dcS Market Square eröff
net, nnd bereits eine anSgcdchntc Kund
lchaft an sich gezogen. Hr. Hoffnia
ist cincr der gcachtcstcn nd ehrenhafte
stcn Dcntschcn in CarliSlc. nnd erfreut
sich der höchsten Gunst seiner Mitbürger.
Nachdem wir in Begleitung des Hr.
Lißmann die „Läpplcn" brav eiugcstni
niclt, was nns (zur Ehre nnsrcr Carlisle
Frcnndc müssen wir es sagen,) auch gut
gelnngcn ist, reiste vir Nachmittags
von da nach SchippcnSbiu-g, wo wir
nebst Hrn. V a l. Rudol p h, auch Hrn.
Caspar Hoßfcld trafen, den wir
schon lange nicht wieder gesehen hatten.
Das Wiedersehen erregte natürlich gro
ßc Freude. In SchippenSburg wohnt
auch Hr. Hein. Rnby, unser aller
Lehrmeister, den wir ebenfalls besuchte,
und bei ihm zu Nacht speisten.
Am Abend reiste wir dann nach
ChambrrSburg, wo bei unsrer lieben
Schwester, Wittwe Fenncll eingekehrt
ward. Am nächsten Morgen ging's
dann nach Hagerstown, MS, Hier
wnrdc bei unserm guten alten Freund,
Capt. Loni s Hc i st. den wir schon
wenigstens 35 Jahre lang kenne, ein
gekehrt. Bei Hrn. H. halten wir das
Vergnügen, eine Tochter des verstorbe
nen Johann Göttinn n, jun.,
srühcr in Chanibersburg wohnhaft, an
zutreffen. Sic wohnt gegenwärtig bei
ihrer Mutter iiißallimore, einer Tochter
des Hr. Heinrich Schneider
(Metzger) von daselbst, mit welcher un
ser verstorbener Freund getraut war.
Frl. Göllmann ist ein ganz hübsches
~Mädel," verstchls Pianospiclcn aus
dem FF., wie auch Frl, Heist (eine En
kelin des Capitän.) und besitzt gute Ma
nieren, (Schade, daß der Ripper nit
noch lcdig ist; potzblitz, wie schnell wür
de er da zugreifen, und eines odcr's an
dre dieser hübsche MädclS h'cimsührcn.
Doch stopp, Ripper: wenn nun aber
keines dieser Mädchen dich verlangte,
was denn ? Ha, lieber Anton, das ist's
eben, wo der HaaS im Pfeffer hockt.
Zum Glück hat der Ripper aber cn
Weible, und cn recht braves, westhalb
er auch seinen Schnabel von scllc Mädel
halten wird.)—ES befanden sich sehr
viele Besucher ans Baltimore an jenem
Tage in HagcrStolvn, die eine Ausflug
dahin gemacht halten, was der Stadt
ein lebhaftes Ansehen gab.
Nachmittags verließen wir endlich Ha
gcrStown, und reisten von dort nach
.Merccrsbnrg, Ivo wir noch am selbe
Abend anlangtcn, und bei unicrm kor
pulenten alten Freund, Hrn. Georg
Steige r. cingnartirten. Hr. S. be
treibt das Mctzgcrgeschäft schon seit ei
ner Reihe von Jahren in Mcrcersburg
mit großem Glück. Wie könnte es auch
anders sein? Von früh Morgens (in
3 Uhr) bis spät in die Nacht, im Regen
wie im Sonncnschci, im Sommer wie
im-Winter ist der wackere Mann anf
de Beinen, und fleißig wie eine Biene.
Ihm zur Seite sind ein treues Weib
und fleißige Kinder, die alles Ihn, was
sie den lieben Eltern nr an den Augen
ansehen können. In einer Familie Ivo
solcher Fleiß, solche innige gegenseitige
Liebe zwischen Eltern und Kindern ob
walten da weht ein nobler Hauch; da
wohnt Glück nd Segen ; und von Glück
und Segen kann Hr. Steiger wohl sa
gen, denn die liebe Vorjehnng hat ihn
sichtlich mit reichlichen Gütern gesegnet.
Wir gönnen es ihm von Herzen.
Doch weiter. Am Freitag Morgen
kehrten wir wieder ach ChambcrSburg
zurück. ES sind nun 15 lahren, seit
dem wir mit unsrer Familie Chambers
bnrg verließen, allein wir könne oder
werden jene gute alte Stadt doch nie
vergessen. Zu hören, daß es ihr wohl
geht, erweckt in uns noch immer das
wärmste Gefühl. So hat das schöne
Chambcrsbnrg in neuster Zeit nun auch
ein Wasserwerk erhalte, das allgemeine
Befriedigung gibt. Im Mittelpunkt
der Stadt hat man eine hübsche Wasser-
Foiintainc errichtet, waS jenem Theil
derselben ein recht nettes Ansehen gibt.
In mehr den einer Beziehung ist Cham
bersbnrg weit vor Harrisbnrg. Es hat
nämlich ein weit schöneres und viel wohl
feileres Wasserwerk, nd das kommt da
her, weil es keine "RmZs" hat; keine
Suetcer oder Spekulanten, die bei je
dem Job oder Arbeit „ihr Schäfchen zu
machen" suchen. Es hateineFonntaine
in der Mitte der Stadt, waS Harrisburg
nicht hat. Es brennt GaS in den Stra
ßenlampcn, was Harrisbnrg nicht thut;
hier muß man sich mit lumpigen Oel
lampcn begnügen. Ku-rz, Chambers
bürg darf stolz sein wegen seinen hüb
schen Einrichtungen, seinen leutselig
und geselligen Bürgern, und wegen des
guten Namens den es genießt. Wäre c
die Regierung zn Waschington nicht so
corrnpt, so wäre ChambcrSburg auch !
schon längst-cnlschädigt worden für den i
großen Verlust, den es durch das Nie
derbrennen seiner schönen Stadt erlitten i
hat. Zu hoffen ist es jedoch, daß dessen l
Bürgern noch Gerechtigkeit widerfährt. ,
Nur CincS thut uns weh, noch von '
Chambcrsbnrg zn erwähnen, und das l
jst, daß so viele unsrer alten Freunde t
durch den Tod dahingerafft werde i
Schon gar manches biedere Herz ist seit
nnkerm Wegziehen in jene bessere Welt
hinübergegangen; hier ein Vater, dort
eine Mutter; hier ein Sohn und Bru
der, dort eine Tochter und Schwester.
Wohl ihnen.- Auch für nns schlägt
früher oder später die Fcicrabcndstnnde,
wo wir dann hinübergehen werden zn
Denen, die nS vorangegangen sind.
Vergessen dürfen wir nicht noch z er
wähnen, daß wir in LhainbcrSburg auch
zwei frische „Rekruten" cinmustcrtcn,
zwei tüchtige Kameraden, nämlich, Hr.
Paul lah, den galanten Wirthin Hrn.
Ludwig's früherer Brauerei, nnd Hrn.
John Brcitwisscr. ein handfester Farmer.
Wer meldet sich nächst?
Von Chambcrsbnrg zurückgekehrt,
reisten wir am letzten Mittwoch auch
ach Hnntiiigdo. Dort kehrten wir
im „Leister HanS," einem der besten,
schönsten und bequemsten Hotels dieses
Staates ein. Es liegt gerade am Bahn
hof gegenüber, und ist das Eigenthum
dcS Hr. Heinrich Leister, einer
der freundlichsten und geselligsten Gast-
Wirthe, die zn treffe sind. Solche uns
rer Leser die Hnnlingdon besuchen nd
im „Leister HanS" cinkchrc, finde
nicht nur einen vortrefflichen Tisch nd
Bett, ivic auch ansgczcichnctc Getränke,
sondern sie werde ns Beifall geben
wenn wir sagen, daß Hr. Leister auch
gerade der „rechte Mann am rechte
Platze ist." Sein bescheidenes Wesen
der Gästen gegenüber hat ihm eine gro
ßc Kundschaft und viele Freunde von
Nah und Fern erworben, die sich Alle
in den höchsten Lobeserhebungen gegen
ihn aussprechen.
In Hnntingdoii wnrdc ohnlängst ei
junger Mann von einem Rowdy er
schlagen,—kaltblütig ermordet, Letzte
Woche nun kam dic Mordaffairc vor die
Court, und was geschah dem Mörder?
er wurde blos dcS Mordes im zweiten
Grade—des Todtschlags schuldig gefnn
de, trotzdem er den Strick verdient hat
te. Da er sich seitdem „bekehrt" hat,
nd ei eifriger Methodist geworden ist.
so wollen seine Advokaten jetzt sogar auf
ein neues Verhör antragen, Ivo er da
natürlich frei kommen wird. Warum
nicht auch 7 Er kann ja nachher och
mehr Mordthaten begehen und sich noch
mals „bekehre," den wenn hierzulande
Einer just „bekehrt" ist, so darf er ja
treiben was er will. Grantist ja auch
bekehrt; und wen er nicht, so ist doch
seine Frau, und hat er nicht den betrau
erten Gcu. Ciister gegen "sitiniA Lull"
geschickt, in hingeschlachtet zn werden?
Von Huntingdon ging's endlich nach
Lewistow, RccdSvillc und Paltcrson
Iu Reedevitle hatten wir das gute Glück,
wenn auch keine Mouclcn, sodoch eine
scharmante „Ccnlennial Axt" von Hrn.
Heinrich Clc m cns zum Geschenk
zu erhalten. Sollte cS je zum Drein
schlagen kommen, dann werden wir sicher
so cn halben Duzend radikale „Fe
kclsltchcr" dicGuckkastc versalzen wenn
sie uns anpacken, dann die Art ist scharf
ivic ein Rasiermesser, und glänzt wic cin
Spiegel. Hrn. Clemens erstatten wir
unsern wärmsten Dank.
De viele Freunde die uns mit
„Läpplcn" versahen, noch unsern besten
Dank sür ihr freundliches Entgegenkom
men.' Dem lakobSPälh, Barbic
rcr in CarliSlc, Gco. H appel, früher
in HagcrStolvn wohnhaft (wo er jetzt
wohnt weiß der Guckiik,) dem Fried
rich Hofs m a n n und Georg
R ntli s in Waynesboro', Mrs. Ca
rolina Dreiwer, früher in Mcr
ccrSburg wohnhaft (soll jetzt bei oder in
East Liberty wohne), dem John
G erbi g, Schnhinachcr, bei Chambers
bnrg wohnhaft, möchte wir leise ins
Ohr sagen, daß, da sie uns schon so oft
belogen habe, nd uns auch wahrschein
lich betrügen wollen, wir ihnen einen
„Denkzettel" anhängen werden, im Fall
sie uns innerhalb zwei Monate nicht
bezahlen.
Z guter letzt noch unsern verbind
lichste Dank, Hr. Agent L i ßm a n
in CarliSlc, Fran Fcnnell, Frau
Lehne r und Hrn. I o h n S c i b crt,
sen., i ChamberSbnrg, Capt. Heist in
HagcrStolvn, Hrn. Steiger in Mer
ccrSburg, Hr. Agent Lconhart, und
dcnHcrrcn Leister und F r. M obns
in Hunlingdon, und Hr. Theo. H ti
li c r von LciviStown, für gastfreundliche
Bcwirthnng. (Wer in Huntingdon
vortreffliche Austern oder Mip zu es
sen wünscht, den empfehlen wir Hr.
Modus.) Auch Hrn. Bierbrauer Bos
singcr und dcsscnSchmicgcrsohn(Hrn.
Ang. M üllc r), und Hrn. Hah n c
mann von Paltcrson nnsern Dank
für geleistete Dienste.
Ein Schwindel - Eoncer. Wie
es erhellt, scheint die MincrS Trust-Com
pagnie Bank von PottSvillc, welche cn
lich bankerottmachte,cinrcchtcsSchwiir
dcl-Cocern gewesen zu sein. In einer
Bcrsanrrnlnng der Depositoren der fal
lirtc Bank gab das mit der Untersu
chung der Angelegenheiten des Instituts
betraute Committec die Verbindlichkei
ten desselben nf 81,382,140 und das
Guthaben auf 8180,747 Es sollen
jetzt Schritte gethan werde, in die an
der Mißvcrwaltnng der Bank Schnldi
gen zur Rechenschaft z ziehen und die
Depositoren bestmöglichst vor Verlust zu
bewahren. Wenn indessen die Deposi
toren 30 bis 33 Cent vom Thaler er
halten, js können sie herzlich froh sei,
denn bis die Advokaten ihre Hände da
rin gewaschen haben, bleibt vielleicht
noch nicht einmal so viel übrig.
Vier Bergleute erstickt. Nahe
Central City, California, erstickte am
Donnerstag vor 14 Tagen vier Berg
leute, Namens Friedrich Thenerkanf,
sc,. Friedrich Thenerkanf, j,, August
Thenerkanf und John in Folge
lödtlichcr Gas in einem Schacht. Thcn
erkauf, junior, warzncrst hinabgestiegen;
als er zu lange ausblieb, folgte ihm sei
Vater und als auch dieser kein Lebens
zeiche von sich gab, folgte ihm die an
deren Opfer ach, Sie waren alle todt,!
che Hülfe sie erreichen konnte. i
Correspondenzen.
New - Yorker Korrespondenz.
(Von unslcin Splctal-Correspondtiiten.'i
Ncw - S> ork, de 2. Sept. 1876.
Noch eine 'Säcnlarfcicr haben wir
hier vor einigen Tagen, jedoch nicht mit
Sang und Klang, sondern in aller Stil
le begangen. Es war die am 27. An
gieff 1776 geschlagene Schlacht bei Brook
lyn. i der Geschichte gewöhnlich die
Schlacht von Long Island genannt wcl
che für die amerikanischen Patrioten, die
sich fast schon am Ziele ihres StribcnS
gewähnt, eine so traurigen Ausgang
nahm nnd ihnen die Augen öffnete übcr
die Größe nd Schwere des Kampfcs,
der noch vor ihiyui lag. AIS cincS der
wichtigsttii Ereignisse des Ncvolulions
kriegcs, das sich in littclbarcr Nähe
iinscrcr Stadt zutrug, hatte natürlich
die hundertjährige Wiederkehr diese
TagcS ein specielles Interesse für die Be
wohner Ncw-Aorks nnd seiner Hinge
bliiiZ.
Für die Deutschen dieses Landes ist
die Erinnerung dieses Tages in so fern
vom Interesse, weil in der Schlacht die
wenige Tage vorher gelandeten Hessen
zum erste Mal in s Treffe kamen, und
unter ihren Generälen von Heister und
Knyphausc, tapfer gegen die Amerika
ner vordrangen nd in deren Ncihen
große Verwüstungen anrichteten. Wie
mancher Nachkomme der damals auf
Seiten England s kämpfenden deutsche
Söldnern zählt wohl heute ntcr de
eifrigsten Freunden für Freiheit und ge
denkt mit Wchmulh der traurigen Rol
lc, welche sein Ahne zu spielen sich ge
zwungen sah.
Nach etwaige Spure jener blutigen
Schlacht wurde man heute vergeblich
suchen, und wer jetzt jene grün bewalde
tcn Höhen Long Islands erblickt, die
jetzt so freundlich anf unsere herrliche
Bat, hcrnicdcrlächclii, denkt wohl kaum
an den furchtbar erbitterten, für die Ge
schicke des Landes so verhängnisvollen
Kamps, der sich vor gerade hundert Jah
ren dort entsponnen. Dieselbe Hügel,
welche heute Grccnwood'S großartige
Todlciistadt bilden, deren stille Bewoh
ner bereits ach Hunderltanscndcn zäh
le, hallten damals wieder vom wilden
Kricgsgclöse, nd der Grund, in Ivel
chcm wir unsere Todte zur ewigen Rn
he einsenken, ist bereits gedüngt mit dem
Blute nd de Gebeinen Derer, dir einst
hier für die Unabhängigkeit ihres Lau
des und deren manchcilci Segnungen
kämpften, deren sich freilich erst die spä
tere Nachwelt erfreuen sollte.
Unsere Mitbürger schweizerischer Ab
kunft hatten sich am Sonnabend der vcr
wicheneu Woche zur Feier dcS Gedenk
tage? der Schlacht bei St. Jacob, wie
zu Ehren des huudcrtjährigen Unab
häiigPkeitSfcstes unsere Republik zu ei
nem Bolkstag in der Ccnlcnnial Stadt
versammelt, wobei cS sich jedoch nicht
nur um ciiic-Feslfeicr gewöhnlicher Art,
um eine patriotische Kundgebung, son
der um eine Verständigung über die
wahren Ursache unserer politischen Mi
sere handelte, sowie gcnieinsamcs Wir.
kcn, nm derselben endlich einmal zn rnt
rinne und bessere Zustände anzubah
neu. Gewissermaßen als Programm
de, amerikanischen Bürger schweizerischer
Abkunft, und um allen Gleichgesinnte
eine Basis zu bieten, auf der man sich
zu sammeln vermöge, hat der schweize
risch-amerikanische politische Verein New-
Borks, der die Organisation seiner Lands
lcntc unternommen, eine Adresse veröf
fcntlicht, die als eine der treffendsten und
zcitgcmäßcstcn Kundgebungen ihrer Art
bezeichnet werden darf. Ohne ans de
Inhalt des ziemlich langen Dokuments
näher einzugehen, sei hier bemerkt, daß
die Adresse die Wurzel allcS politischen
Uebels dieses Landes in der Ausartung
dcS Parteiwcsens findet, welche die
VolkShcrrschast allmählig in eine Herr
schaft der schlechtesten und verdorbensten
Elemente umwandelte. Sodann er
klärt sie das ganze System der Primär-
Wahlen und Nominations - Conventio
nen vom Uebel, das sich in den Hände
von-Handwerkspolitikern als das wirk
samste Mittel zur Knechtung des Volks
erwiese nd weist sehr treffend auf das
Beispiel der Schweiz hin, wo alle No
minationcu zu Aemter lediglich ans
den Besprechungen der Presse und den
Debatten allgemeiner Volksversamm
lungen hervorgehe.
Während sodieAbkommcndcSällestcn
republikanisch - demokratischen Staats
wesens daS Verderbliche uuseres politi
schen Systems und besonders die Nonn
nations-Convcntio als einen Auswuchs
desselben zn tadeln sich bemühen, traten
diese Woche in Saratoga, unter den
Fittichen der Oncllcn-Nymphcn die De
legaten der Demokratie zusammen, um
ihre Kandidaten für die StaalSämtcrzii
nomüilrcii.
Leider kann ich Ihnen heute noch kein
bestimmtes Resultat der Convention
melden, indem Horalio Scymour, wcl
chcr für das GouvcrncuaSamt nomiilirl
wurde, bis jetzt sich geweigert hat, die
Nominativ anzunehmen, doch hofft
man, daß cS noch den Vorstellungen sei
ner Freunde gelingen werde, ihn zn ei
ner Widerrufung seiner Ablehnung zn
bringe. Die Nominalion dcrSlaals-
Candidaten hat insofern eine nationale
Bedeutung, indem dieselbe bedcnlcndcn
Einfluß aus die Präsidentenwahl aus
üben wird, und würde der Name Scy
inour an der Spitze des StaatsticketS
unsern Sieg im November sehr erleich
tert haben.
Die Stimme des Volkes ist bereits in
alle Theilen des Landes vcriichnibar.
Im demokratischen Hanptgnarticr lau
fen täglich zahllose Briefe von ehcmali
gcn'Ncpnblikanerii ein, welche dcS Grant
systcms herzlich satt sind nüid sich nach
einem radikalen Wechsel in der Admini
stration sehnen. Sic sehen ein, daß die
Haycs-Campagnc ganzlich im Interesse
Grcinl'S und srincr Myrmidoncn ge
führt wird und die Erwählnng des re
publikanischen Candidaten nothwendiger
Weise eine Fortsetzung der jetzigen er
bärinlichcn Administration zur Folge
habe würde. In Tilden dagegen er
kennen sie eine Man, der von jeher der
unversöhnlichste Feind aller Corrnption
nd Mißvcrwaltnng war. und der sich
stets als warmer Freund des Volkes bc
wiesen, und dessen Erwählnng daher al
len Theilen des Landes eine gleich gute
und ehrliche Regierung verheißt.
I>. >l.
Philadelphia Brief.
(Von unserem reguläre Correspondenten,)
Philadelphia. 4. Sept. 1870.
In der vorigen Woche wurde das
Mnnicipal-Gcbändc der StadtPhiladel
phia auf dcm Ansstcllttiigs-Platzc einge
weiht und zur Feier der Gclegcnhcitgab
der Mayor, als Repräsentant der Stadt,
etwa 800cingcladccn Gästen ein splen
dides Festessen in Laubcr's Deutschem
Restaurant. Der Trubel war, daß au
ßer den eingeladenen Gästen auch nn
eingeladene gekommen waren mit der
einzigen Absicht sich den Leib mit Cham
pagncr bis zum Ucberlaufcn fülle, und
sich alle ihre Taschen mit feinen Cigar
ren vollzustrecken. Diese Absicht führ
tc sie den auch redlich ans, und als
der im'Uebermaß genossene Wein zu
wirken anfing, benahmen sie sich, wie
eben der ungebildete Amerikaner im
Rausch sich zn benehmen pflegt. Es
schlägt da die ntcr einer feinen Au
ßenseite versteckte Natur durch. Freilich
waren es nicht ausschließlich nncingcla
dcnc Gäste, welche sich so pöbelhafte
Betragens schuldig machten, denn der
Mayor hatte wohl nicht umhin können
in seiner amtlichen Stellung Personen
Eiiiladungen zuzuschicken, die er lieber
nicht dort gesehen hätte, aber es war
die Zahl derselben doch mir gering.
Diese Angelegenheit, übcr die es am Be
sten gewesen wäre so wenig als möglich
zu sagen, hat zn cincr förmliche Zei
tnngs Fehde mit den üblichen Ueber
treibungen geführt. Während die Ei
neu behaupten, daß das Festessen eine
„wilde Orgie" gewesen sei, deren sich je
jeder gesittete Philadelphia schämen mii s
sc, erklären die Anderen, daß es „noch
nie" bei einer solchen Gelegenheit mit
strikterem Anstände hergegangen sei.
Die Wahrheit ist, daß diese letztere Be
hauptung volle Anwendung findet anf
den Theil des Saales, in welchem sich
der Mayor und die dislingnirlcn Gäste
befanden; daß es aber am „andern
Ende" der Tafeln ganz anders herging.
Im Ucbrigc ist das ja nicht etwas, was
Philadelphia eigenthümlich ist. sondern
es kommt wohl mehr oder minder bei
allen großen Municipal - Festessen in
Amerika vor.
Die Ausstellung präsentirt sich jetzt
schöner als je zuvor. Man leidet nicht
durch Staub, nicht durch Schmutz und
Hitze, und die Hcrbsllandschaft ist wun
derbar schön. Kein Wunder ist es da
her, daß der Besuch stetig zunimmt, und
sich durchschnittlich ans nahe 50,000 Ein
tritt zahlende Personen per Tag bcläuft
Es liegt i der Natur der Amerikaner
Alles bis zum letzten Augenblick anfzn
schicbc, und so kann es denn leicht kom
me, daß die Ausstellung während den
letzten Wochen fortwährend in com
forlablcr Weise überfüllt sein wird.
Man sollte daher einen beabsichtigten
Besuch der Ausstellung nicht nöthiger
Weise hinausschieben.
In dieser Woche nimmt die Centcn
uial-CgWinission ihre Sitzungen wieder
aus. Ihre Haupt-Aufgabe wird es sein
über die Erlhcilung der Prämie end
gültig zu entscheiden, den die von den
ausländischen und inländischen Preis
richten! abgegebene, motivirlcn Gut
achten sind für die Commission nicht
absolut bindend. Es unterliegt keinem
Zweifel daß sie in de lujeisten Fällen
sich durch das Gutachten bei Ertheilnng
der Prämien leiten lassen wird, aber
ebenso gewiß ist es, dfiß, wo bedeutende
geschäftliche Interessen anf dem Spiele
flehen, der Versuch gemacht werden wird,
Mitglieder der Commission so zu beein
flusse, daß sie gegen die Entscheidung
der Sachverständigen die Prämien er
theilen. Selbstverständlich wird das
Nr in vereinzelten Fällen und speziell
in Bczng anf solche Industrie-Erzeugnis
se geschehe, bei deren Verkauf übcrtrie
bccnMarktschmerei allgemein zur Mode
geworden ist. Dahin gehören Piano'S
Nähmaschinen, Näh - Garne, „Sick-,"
Seifen, Stärke, Waschmaschinen, Ans
ringe Maschinen, und alle landwirth
schafllichc Geräthc und Utensilien.
Wenn bis jetzt die Commissioncrs in
Frieden gelebt haben, so mögen sie sich
von nun an nur anf den Krieg gefaßt
mache. Kamen sie in der Sonntags
frage schon arg in s Gedränge, so ist das
gar Nichts im Vergleich zu der Attacke,
welche auf sie von unprämiirt gebliebe
nen Pianosabrikantcn, Nähmaschinen
Compagnicrn, Scifenfabrikantcn, In
habern von Patenten für Waschmaschi
nen n. s. w. gemacht werden wird. Die
Fehden, welche dann die prämiirtcn nd
die uttprämiirlcn Fabrikanten in den
Zeitungen führen werden, versprechen
ebenfalls höchst interessant zn werden —
besonders für die Herausgeber der Zei
tungen.
BßDic Pyllpaö Ritter, ei wohlthätiger
Orden, hielte in vorletzter Woche iqrc
lahreS-Versammlung nllhicr ab, wobei
eine graste Parade stattfand, an welcher
etwa 4,ooo.Pcrsonci'. thciliiahnicn; 40
Mnsik-Corp befanden sich im Zuge
und liest derselbe a Pracht und Glanz
nichts zn wünschen übrig.
Die Spczial-Attraklionc für diese
und dir nächste Woche sind das Feldla
ger, welches die Connecticut Milizen im
Hairmoutil-Park bezogen habe; die
große FcncrinaiinS - Parade am 6tcn
September, an welcher sich Fcner-Com
pagniccn ans allen Theile der Union
belheiligen werden, und die Eröffnung
der Thierschau.
Bis zum letzten Freitag Abend (1.
Sept.) war die Ausstellung von 3,784,
645 Personen besucht worden, wovon
2,753,77? Ciulrittsgcld bezahlt hatte.
Die Gcsammt-Ciunahnicn aus Ein
tritlsgeld bis zu dem genannten Datum
belicfcn sich auf H 1,233,411.25.
(Aus der Ntw-Orlt-uistr „Zeltung".)
Die Ohnmacht südlicher karpctbag-
Regierungrii.
Die neulich: Metzelei in dem Städt
chen Hamburg, S, C., hat die vollstän
digc Ohnmacht südlicher Carpetbag-
Staats-Regicrnngkii, oder vielmehr ihr
gänzliches Unvermögen, mit eigenen
Machlmiltcln den Frieden und die öf
fentliche Ordnung aufrecht z erhalten,
und die Schuldigen zur Strafe zn zic-
Heu, wieder einmal in ei recht gillcs
Licht gestellt. Anstatt die lokale In
stiz- und Excciitiv-Bchördcn zur Wieder
herstellung der Ruhe und zur Ahiidiing
des geschehenen Frevels aufzufordern,
nd ohne auch nur den Versuch dazu zu
mache, rcqnirirte Gouverneur Cj)am
berlai augenblicklich BnndcSmilitär.
das Edgesicld Connly besetzen mußte,
und unter dessen Schutz gerichtlich gegen
die der Betheiligung an dem Massacre
in Hamburg Beschuldigten vorgegangen
wurde.
Im Norde, wo man de Zusammen
hang nd die Ursache dieser Hand
lungsweise iinscrcr südlichen Carpetbag-
Gouverneure nicht genügend kennt, ist
man in solchen Fälle rasch bei der
Hand mit dem Tadel. „Weshalb bie
tet der Gouverneur die Staats-Miliz
nicht auf," heißt es da, „wenn die
Sheriffs und Gerichte machtlos sinv zur
Aufrechterhaltung der öffentliche Ruhe
und Ordnung und zur Bestrafung von
Unruhstifter
Die Bcanlworlnng dieser Frage er.
gibt sich ans dem Ursprung und dem
Habitus 'er betreffenden StaatSregic
rungen selbst. Wir, hier in Louisiana,
können ein Lied davon singen und wis
se anS Erfahrung, welche Ursachen die
ser Ohnmacht unserer StaatSrcgicrun
gen zu Grunde liegen.
Eine Regierung soll sich/nach dem
kratischcn Grundsätzen, vor allen Di
gen ans die Zustimmung der Regierte
stütze. Daß dies in Louisiana seil vier
Jahren nicht der Fall ist, weiß das ga
ze Land. Aber selbst eine Regierung
von so zweifelhaft gesetzlichem Ursprung,
wie die gegenwärtige StaatSrcgiernng
von Louisiana, mag sich untcr Umstän
den die Achtung nd den Respekt dcS
Volkes erwerben, wenn sie parteiisch
auftritt, ihre Vcrwaltungs-Organe, ihre
Beamten und Agenten ntcr den respek
tablen, geachteten Elenicnle der Be
völkerung auswählt und streng daraus
ficht, daß dieselben ehrlich nd treu ihre
Amtspflichten crsülle Daß dies nicht
geschehen ist, braucht wohl kaum noch
auseinander gesetzt zn werden.
Parteiische, käufliche und sonst Pflicht
vergessene Richter, Staatsanwälte und
Sheriffs, spitzbübiscye Sleucrkollektorcn
und Schulräthc haben in den incistcn
Parishcs die Staatsregicrung dcrgrstallt
in Mißkredit gebracht, daß cS der Bevöl
kerung beim beste Willen nicht möglich
gewesen ist, der Regierung nd ihren
Organen denjenigen Respekt und dieje
nige Achtung zu zollen, die vorhanden
sein müssen, m de Gesetzen Gehorsam
z verschaffe.
Brechen nun in einem so „regierten"
Staate ernstliche Unruhen ans, wie
neuerdings i den gcliciaim'S und srü
hcr am Red River, so steht dieStaatsrc
gicrung gänzlich machtlos da. Die vom
Governör eingesetzte Richter, Distrikts-
Anwälte und sonstige Parish-Bchör
den, und ihre schlechte, corrnptc Amts
sührnng, sind in vielen Fälle gerade
die Ursachen solcher Ausbrüche Volks
thümlichcr Wuth. Lind aber Richter,
Sheriffs und Anwälte Mit Recht unpo
pulär, verhaßt und verachtet, so ist eben
keine Lokal-Autorität vorhanden, die
vermögend wäre die Ruhe nd Ord
nung wieder herzustellen.
Die Autorität eines Staatsgovcrnörs
wie Kellogg, erstreckt sich für solche Fälle
kaum über die Schwelle seiner eigenen
Amtsstube im StaatShausszn New Or
leans, Miliz steht ihm nicht zn Gebo
te—die Neger-Miliz, welche ihm früher
zur Verfügung stand, hat seit dein 14.
September 1874 faktisch zu cxistircn auf
gehört, und wäre zur Dämpfung cincS
Aufruhrs irgendwo im Innern des
Staates ebenso wenig verwendbar, wie
die scligeMrtropolitancr-Miliz. Seine
Ohnmacht ist eine vollständige; es feh
len ihm alle Machtmittel, nm den Ge
horsam zn erzwingen, und die Ruhe
und den Frieden wieder herzustellen,
wann und wo sie gestört werden sollen.
Das sind traurige Zustände ohne
Zweifel, aber eine Besserung ist that
sächlich nicht chcr zu erhoffe, als bis in
Louisiana wieder einmal eine Regicrnng
an s Ruder gelangt, die sichZinf die Zu
stimmung der Negierten stützen kann.
Eine Regierung aber, die sich wie die
beiden nnfcinandcrfolgcndc SlaatSrc
giernngc Warmoth's und Kcllogg's,
mit Ausschluß aller intelligente, acht
baren nd besitzende Elements, ledig
lich auf die rohen, unwissende Masse
der Neger und auf die Bayoncttc der
Bundesregierung stützt, wird nie und
nimmer vermöge, dem Staate die
Ruhe, die Ordnung nd den Frieden
wiederzugeben, ohne die ein Gedeihe
nicht möglich ist.
St. Domingo. Havana, 2?,
August. Es kommt soeben die Nach
richt ans St. Domingo, daß .der Auf
stand gegen die Regierung daselbst fort
dauere. Die Hafenstadt Azna hat sich
für Bacz „prononcirl" und wurde deß
halb von der Regierung als blockirt er
klärt. Die Insurgenten setzen die Bela
gerung von Puerto Piata Und Santia
go sott, wodurch die Communicationcn
unterbrochen sind. Die Regierung sucht
Trnppcn ans die Beine z bringe.
Tie pennsylvanischcn Kohlen-Minen
Unternehmer sind über die niedrigen
Preise (82 bis 83 i per Tonne) bestürzt,
die am 2?. August in der Kohlen-Aue
tio in New Jork erzielt worden sind,
lind sage,- daß sie bei solchem Preise
den Betrieb ihrer Bergwerke so lange
einstellen m üssc (! ?) bis die Canal-
Gebühren und die Arbeitslöhne in ent
sprechendem Verhältnisse rcdncirt wer
den.
Ist todt. Frau Pauline Wright
David, die bekannte Wcibcrrcchtlerin.ist
dieser Tage gestorben. .
Die Greuel in Vulgarie.
Ei Reisender, der Bulgarien -nach
Unterdrückung dcS Ausstandes bereist
hat, schildert in Briefen die schrecklichen
Bilder der Vernichtung, welche die mor
denden und sengenden türkische Solda
ten unter der unschuldige Landbevöl
kerung angerichtet hatten. Hier nur,
was er a>k einem'Orte—Batak —sah
nd was als Beispiel für die Greuel in
der ganzen Provinz gelte kann. „Als
Batak in Sicht kam," (schreibt er,) „fing
der Jammer an nnd hörte nimmer wie
der anf. ES war, von den Ferne gese
lle, ein Pcrusttza im Großen. Graue
Steinhaufen, riefle Mauern, Bretterbn
den nnd hungernde Mcnschcnmassen.
Ein Eingange des Dorfes hatte sich
ein Schwärm von Bulgaren rrsam-
Hielt, welche nnserc Pferde am Zaume
durch das Dorf führten. Hier und da
hockte ein Weib anf dem Boden, de
Kopf aus die Brust gesenkt und sang ei
nen nie endende Todlcngcsang. Vor
ihr ragte ans dem Bode ein Schädel
oder ein halbbcgrabrner Arm heraus;
cS waren die Ucberrcstc ihrer Kinder.
Sie sang:
„Gütiger Gott, ich hatte fürs Kinder,
fünf schöne Kinder; jetzt sind sie alle ge
starben nd umgebracht, was soll ich
thun, waS soll ich thun?"
Unter d m Lteingcröll irrten sie nm
her, warfen Schult ans, gruben nach
vergrabenen Habseligkeiten nd ver
brannten Anverwandten; und überall
erschollen dicKlagegcsängc, begleitet von
Händcringc unfi Haarranfen. Fragte
man sie nach ihrem Leide, so begannen
sie in gewöhnlicher Rede, gingen dann
in den Ton des Klageliedes übcr und
wechselte so beständig zwischen Spre
che und Singe ab. Die Männer ge
leiteten nS den Hügel hinauf nach der
ersten Lcichcnstätle. Der Weg war
mit KindcrschSdcln und Gebeinen be
streut; auf der Höhe aber lagen an 150
weiße Skelette zusammen, och halb von
Kleidern bedeckt. Der Anblick war
fürchterlich, aber noch fürchterlicher die
Erzählung. AIS das Dorf geplündert
worden, brachte man hier die Frauen
nd Mädchen zusammen; man ahm
ihnen Geld und Kostbarkeiten ab. zog
sie Iheilweise nackt ans. schnilt ihnen
Ohre und Naic ab, stach ihnen die
Augen aus und schlachtete sie dann ab
wie das Schlachtvieh.' Es kamen die
Hunde nd nagten, hungrig wie sie wa
ren, die Knochen ab. Von der Anhöhe
ging'S wieder in'S Thal hinab, an der
Mühle vorbei. Ei blutiger Palkcn
stand hervor; übcr ihn legten dieOpfcr
ihren Nacken, damit die Köpfe leichter
siele. Der Gang durch s Dorf nach
der Kirche war wie eine offene Bein
hanSgaUericp Links und rechts Gebeine
in blutgetränkte Kleider gewickelt, blon
de und braune Haarflechten a halbver,
Westen Mädchcnhänptcrn; ihre Gesich
tcr waren zerschnitten, die Ohren halb
abgehauen. Ei unheimlicher Leichen,
gcrnch empfing nS vor der Kirche Sie
ist, wie die Kirche z Pcrnslitza, mit
einer 6 Fuß hohen Maner umgeben,
Der Nasen zwischen ihr und dem Got
tcShause war drei Fuß hoch mit stinken
den Leichnamen angefüllt und nur oben
hin mit Steinplatten bedeckt; die Kirche
selbst strotzte von modernden Fleisch,
stücken, halbvcrbranntcn Knochen, blut
bespritzten Gewändern. Einer der Bul
garen hob die Steinplatten ab und zeig
te nS die Tiefe der übcrcindcr geschich
teten Leichname. Halb ohnmächtig
stürzte wir hinaus. Der Kirche gegen
über lag die Schule, in die hatten sich
3000 Weiber und Kinder gefluchtet; die
Baschibozuks zündeten das Gebäude an
und verbrannte sie lebendig. Nahe
bei der Schule war die Mühle; in ih
rem Wasser schwammen jetzt noch die
Ermordeten herum. Nahe bei der
Mühle erstreckt sich ei Sumpf bis zum
Flüßchcn, welches das Thal durchströmt,-
er war mit Leichen gefüllt und vereinig
te seine Ausdünstungen mit dem Aas
gcrnche der Leichen. Vor einem kleine
Kindcrschädel lag eine Mutter in
Schmerzen ; sie halte Blumen in die
leeren Augenhöhlen und den lippcnloscn
Mund gesteckt und sang ih in schnei
dende Tönen flehentlich an. Man
halte dem Kinde in ihrer Gegenwart die
Auge ausgestochen und den Körper
dann gegen die Wand geschlendert.
Ucbcralt, überall blutiger und kalter
Mord.
Herzbrechend wie der Anblick und der
Inhalt der Berichte, waren auch die be
gleitenden Umstände der Erzählung.
Hier fing ein alter Bulgare an, die Ge
schichte des Dschorbadjihs zn beschrei
ben, der lebendig gepfählt und so am
Spieße gebraten wurde. Er hatte keine
Minute gesprochen, da erstickten Thrä
c seine Stimme; eine Frau setzte den
Bericht fort, auch ihr versagte bald die
Kraft; ein Dritter führte den Faden
weiter, bis das Aergste kam und alle
Umstehenden in Heulen und Jammern
ausbrachen. Eine Frau drängte sich
mit Gewalt heran, sie wollte ihre Ge
schichte erzähle, bcr bei de ersten
Lauten brach ihre Stimme nd ihr
Herz, Sie halte einen. Mann, fünf
Söhne und nenn Enkel gehabt, eine Fa
milie von einundzwanzig Häuptern; alle
waren verschwunden und allein stand
sie jetzt in der Welt.
Nach der gelindesten Schätzung lagen
im Dorfe an 4000 nnbccrdigte Leichen
umher. Batak zählt SOO Häuser und
demnach eine Einwohnerzahl von min
destens 13,000. Die übrig gebliebenen
zählen höchstens 1200; setzen wir die
Vermißten ans 1000 an, so bleibt ei
Rest von mehr als 1000, welcher der
T i kei ans daS blutige Conto zu zu schrei
bc ist und für de sie bis in keiner Wei
se Buße gethan. Dagegen langte hier
vor einigen Wochen cm Stenereintrci
bcr mit einem Stcncrzcttcl von ungefähr
115,000 Piastern an, als Pflaster ans
die blutende Wunde!"
Türkei. Constantinopel 2.
Sept. An die Stelle des todtkrankcn
Mnrad EsscNdi ist Abdul Hamet als
Sultan ncr Türkei eingesetzt und prokla
mirt worden. Derselbe ist 34 Jahre all
und soll ein Mann von großer Energie
nd bedeutenden Talenten sein.