Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, July 27, 1876, Image 2

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    Jahrgang 1.
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Frühlings k Sommer Waaren
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Philadelphia, Okt. 28.1875.
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Philadelphia, Pa.. November 18, >H7s—tf.
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Ofkte! 412 Library Straße.
Philadelphia.
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Friedrich Haas'
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7.1876-jj.
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Hairisburg, lui 22,1876-lj.
Poesie.
Bergie b. _
Hat Dir ein Mensch im Herze weh'
gethan,
Tobi's durch die Brust, als müßtest Du
ihn hasse
Geh hin zum Friedhof schau die Grä
ber an,
So wird dein Zoriizn sanftem Schmerz
erblassen.
Was blieb von Allem was im Leben
sie.
Die jetzt dort schlafen, froh und traurig
machte
Bon ihm, der wild sein Leid zum Him
mcl schrie,
Bon ihm, dem blühend Glück nnd Freu
de lachte ?
Ein wenig Stand, d raus kleine Blninc
blühn,
Wie ein erinnernd liebevolles Mah
nen,
Und leise fühlst Du, durch die Seele
Kehn
Der cig neu letzten Stunde stillcS Ah
ne.
Auch Du schläfst ihn so einst den lange
Schlaf.
Ach, die da auf dem letzten Lager
liegen,
Wie muß ein Groll, der sie berechtigt
traf,
Im Todtcöringen ans der Seele liegen.
Nicht möcht ich m die Welt der Zürncr
sei,
Dcr solche Schmerzen einer Brust ver
schuldet,
Ans meiner Seele wällte sich der Stein,
Deß schwere Last derSterbcnde erduldet.
Und wer kann sagen - „Niemand that
ich weh!
Wer hätte um Vergebung nicht zn rix
gen?
Je weiter anfwärts zn dcr Gcisteshöh',
Je lauter wird die inn re Stimme klin
gen!
Mensch ist der Bruder, wie ich s selber
bin,
Und menschlich seine meine
Schwächen.
Wie liegt in diesem Wort so tiefer
Sinn,
So saiift vcrsöhiuingsvoU, nicht.aiiszn
spreche.
D rum, hat ei Mensch dem Herzen
weh' gethan,
Tobts durch die Brust, als müßtest Du
ihn hassen,
Schau' nur dich sclbst, und schau' die
. Gräber a,
So wird dein Zorn zu sanftem Schmerz
erblassen.
Wie bald vielleicht ruht er im Schatten
land,
Du Du nicht wolltest seinc Schuld ver
geben,
Umsonst dann streckst versöhnend Du die
Hand
Hin über s Grab, und elend ist Dein
Lebe.
/euitlelo n
Elne Bcrjnchnng.
Aus dem Holländischen.
Es war kaum nach Sonnenuntergang.
Der westliche Himmel flgnimte noch im
goldene Licht, während im Osten hie
und da mit blassem Scheine ei Stern
aufzutauchen begann. Tiefer Friede
lag über der ganze Natur, schien aber
mit besonderer Vorliebe seinen Sitz auf
geschlagen z haben in jener von Baum
parthicn und Bluinen-Tcrasscn umgebe
nen Villa, deren Fenster mit großblätte
rigem Cphe dicht umrankt und wie mit
einem grünen Schild bedeckt war. Ob
gleich das Acußcrc der Villa von dem
Reichthum der Besitzerin zeigte, hatte
man doch nicht die Eleganz der Einwoh
nerin vermuthet, welche sich, gepaart mit
dem feinsten Geschmack, dem Auge des
Eintretenden darbot, sobald er nr. die
Schwelle des Hauses überschritte hatte.
In der That war die Cigenthümcrin'der
reizenden Villa, Frau Vandam, dicWitt
we eines der reichste Kaufleute Amster
rdam s uud machte dieses Plächtzen stil
ler Zurückgezogcnheit, das sie bei vor
rückendem Alter vorzüglich zu besuchen
pflegte, ganz ihrem Wunsche und Nci
gung gemäß angenehm.
Frau Vandom saß in einem Lehn
stuhle und schlummerte. Ein schwarzes
Sainmetklcid umflog die stattlicheGcstalt
der Greisin, das schnecweisc Haar war
von einem Spitzhäubche bedeckt, ei mit
einer Diamantbroche befestigter Spitzen
kragen umschloß ihre Hals, eben solche
Manchctten umschlossen die feinen wei
ßen Hände. Ihr gegenüber saß Klara
Mcram, ihre Gesellschafterin und ent
fernte Verwandte. Ein offenes Buch
lag im Schooß der jungcnDame. Sie
hatte der alten Frau vorgelesen, bis die
se in Schlummer gesunken und es dun
kel im Zimmer geworden war; aber eS
war wohl nicht die den Augen ziigemn
thctc Anstrengung, welche Thränen in
dieselben gcklkckt hattc.
' ,Mle tHse?Frau," flüsterte sie, „ich
hasst'dühl Du bist geizig, selbstsüchtig,
herzlos, du denkst an Niemand als an
dich. Der arme Jean ist in Angst nd
wegen elendige S 0 Gulden und
.H^bse- 5 im Golde sitzest uud keine
Mber hast, schickst ihm die kleine Sum
me nicht einmal I Nein, wen der Reich
thum das Herz so verhärtet, so möchte
ich niemals reich sein. O. Jean, hätte
ich nur meinen Vierteljahrsgehalt nicht
bereits für eine Prachtausgabe von Gi
Ihc nd Lcssing, welche ich mir schon
lange gewünscht hatte, ausgegeben! Frau
Bandam nanntc mich schon wegen die
ses Ankaufs eine Verschwenderin. Ich
würde die Werke dem Buchhändler ger
ne zurückschicken, aber er nimmt sie nicht
wieder, er hat sie ja direkt für mich kom
men lassrn."
Klara's Thräne stoßen reichlicher;
sie preßie das feine Taschentuch vor den
Mund und Auge m die alle Iran
nicht zu erwecken.
„Warum kann eine Frau nicht in
ebenso manigfaltigcr Weise Geld verdie
nen wie ei Mann!" seufzte Klara.
Wäre ich ein Mann, ich ginge jetzt und
verdingte mich als Lastträger bei den
Schiffen, bis ich so viel verdient hätte,
als Jean braucht. Horch, was war
das?
Dieser Ausruf wurde vcnzchmlich
durch einen dumpfen Ton, wie wenn et
was Schweres ans den Sammctfaltcn
von Frau Bandam s Klhid auf den Bo
den gefallen wäre. Klara sah ach und
bemerkte beim Scheine des Feuers ein
Portemoiiaic auf dem Tcppich liegen.
Jiistinktmäßig bückte sie sich und hob cs
ans. 8011, voll von Geldstücken und
Banknoten, zehn-, zwanzigmal so viel
wie die Summe betrug, wegen welcher
die arme Klara die hübsche Augen trü
be weinte. Ihr Herz schlug heftig, ihre
Wangen bedeckten sich, mit glühender
Röthc und wurden im. nächsten Augen
blick leichenblaß. Ihr Auge hastete wie
gebannt an dcr kleinen Lcdcrtasche, ans
deren Falten das Gold mit verführeri
schem Antlitz cntgcgenlcnchtete.
„Es ist eine so nbcdenteiidc Snnimc,
Frau Bandam würde sie schwerlich ver
missen," flüsterte eine innere Stimme,
nnd einen Augenblick schwanktc.Klara,
aber auch nur eilten Augenblick, im näch
sten hatte sie das Portemonnaie mit fe
ster Hand geschlossen nnd cs wieder auf
dieselbe Stelle, von dcr sie cS genom
men, gelegt. „Nein, auf diese Weise
nicht"; mnrmcllc ihre bebenden Lip
pen, „lieber nmkommcn, lieber betteln,
nein Jean, mein theurer Jean, dieses
Opfer würdest du nicht gut heißen."
Ihrer nicht mehr mächtig schlich sie
ans dem Zimmer, um draußen ihren
Schmerz niigehindert auszuweinen.
Sie hatve sich noch nicht lange entfernt,
als die alte Frau sich in ihrem Lehn
stuhle aufrichtete, sich streckte und gähn
te.
„Ich glaube wahrhaftig, ich habe gc'
schlafen," sagte sie, nnd wie mir vor
kommt, auch geträumt. Ei so. und da
liegt ja auch mein Portemonnaie auf
dem Tcppich uud ich bin allein; es ist
gut, daß wir hierum keine Diebe und
Landstreicher habe. Klara, Klara, wo
bist Du?" rief sie, während sie das
Portemonnaie wieder in die nnergrllnd
lichc Tiefe ihrer Tasche versenkte
Ein Diener brachte Licht nd gleich
daraus erschien auch Klara wieder. Sie
hatte die Auge mit frischem Wasserge
kühlt, ihr Haar geklättct, aber die schar
fen klugen Augen der alten Dame be
merkten trotzdem, daß ihre Gesellschafte
rin soeben eine heftige Gemüthsbeweg
ung gelabt und in ihrer geraden feste
Weise fragte sie oIM Umstände nach der
Ursache. Klara's Augen füllten sich so
fort wieder mit Thränen, ihre Lippen
bebten, und sie anlwortete mit einem
Anfluge von Trotz:
„Die Ursache meiner Betrübniß kann
ich ihnen nicht sagen."
„Weshalb nicht?"
„Sie haben ja doch keine Theilnahme
dafür."
„Wie kannst Du das schon im Vor
aus wissen?"
„Nur zu gut. Ich weinte um Jean's
willen."
Die alte Dame putzte ganz mechanisch
ihre Brillengläser.
„Ach ja, ich erinnere mich, er ist ja
wohl in Verlegenheit, sagtest Du mir.
Nnn, ich habe mir die Sache überlegt,
der arme Junge dauert mich doch. Wie
viel braucht er?"
„SV Gulden."
„Da," sagte Frau Vandam, das Por
temonnaie öffnend und eine zerknitterte
Fünfzig-Guldcnnote hcrvoruchmcnd.—
„Schicke ihm das. Nun, deßhalb
brauchst Du nicht am ganzen Leibe zu
zittern. Ich wünschte, Zoh brauchte
dergleichen Unterstützungen ichi mehr,
sondern finde bald eine Stellung, wo er
seine Talente und Fähigkeiten angemes
sen verwerthen könnte. Aber beruhige
Dich doch, was ist Dir denn Kind?"
„Ich muß Ihne doch danken!"
schluchzte Klara, „und abbitten," setzte
sie lautlos hinzu.
„Lieber wäre mir, daß Du zusehest,
daß ich eine Tasse Thee bekomme," ver
setzte die alte Dame mit komischem
Ernst.
Klara sendete das Geld ab und war
tete auf Antwort, aber es vergingen vier
Tage, süns Tage, es verging eine Woche
nd keine Antwort für sie kam.
„Es ist höchst-sonderbar, daß er nicht
schreibt, dachte sie sich eines Tages nicht
enthaltend gegen Iran Vandam zn be
merken.
„Wie?" fragte diese.
„Nun Jean. Er sucht gewiß Tag
für Tag nach Beschäftigung und möchte
nicht gerne eher schreiben, als bis er sie
gefunden."
„Wohl Möglich," verfehle ruhig die
alte Dame, welche vor dem Spiegel
stand, eine Diamanten-Ohrring ein
steckte, dessen Steine vom reinsten Wasser
ei kleines Vermögen ausmachten.
„Horch ! cs klopft an dcr Thür. Sich
hoch einmal nach, wer schon so früh
kommt."
Klara ging hinaus und kam ach ei
igen Minutca mit glühenden Wangen
nud leuchtenden Augen zurück.
„Rathen Sic, wer da ist, Frau Ban
dam," rief sie.
„Es sollte mich nicht wunder, wenn
es Jean wäre," anlwortete die alte Da
me ruhig.
„Wie können Sic das wissen ? Ja er
ist's."
Jeau trat ein. Er war ein schöner
Jüngling mit geistigen Zügen.
„Sei willkommen, Jean," redete
Frau Vandam ihn an, „setze Dich."
Er aber eilte auf sie zu, ergriff ihre
Hand nnd rief i tiefster Bewegung:
„Wie kann ich Ihne danken, ver
ehrte Frau!"-
Klara blickte ihn fragend uttd ver
wundert an.
„Weißt Du den nicht ?" fragte er
sie.
„Nein," ahm die alte Dame das
Wort, „sie weiß nichts, ich habe mein
Geheimniß für mich behalte, aber Du
kannst cs ihr jetzt erzähle."
„O, Frau Vandam ist die edelste,
großmüthigste Frau die cs gibt!" rief
Jean. „Sic hat mir IVMV Gulden
geliehen, um ein Geschäft zu beginne,
hat mir einen vermögenden und ge
schäftskundigen Associv verschafft, mich
mit einem Worte i eine gesicherte Le
bensstellung gebracht. O, Klara, viel
leicht ist die Zeit nicht ferne, Ivo ich dir
eine Hcimath bieten kann."
„Nein, Jean," unterbrach ihn Frau
Vautzam scherzend, „ich kann Klara
nicht missen, obgleich diese mich für eine
alte böse Frau hält."
Sie sah dabei Clara so scharf au, daß
dieser einen Augenblick der Gedanke
aufstieg, ob die alte Dame an jenem
Abend, wo sie das Portemoiiaic falle
ließ, wirklich geschlafen habe.
Klara ist ii schon seit Jahren die
Gattin Jean'S uud dieser ein Kaufmailn
in Rotterdam, dessen Firma von Jahr
zu Jahr a Ansehe und Reichthum
zunimmt. Frau Vandam halte ihre
Verwandte bei ihrer Vcrhcirathuiig
reichlich ausgestattet, aber niemals ist
diese dahinter gekommen, ob ihre Wohl
thäterin jene von ihr in jenem ver
hängiiißvollcn DämMcrabcndc bestan
denen Kampf mit angesehen haben oder
nicht.
AuS dem Kriege in 177 V.
Hau Bost der Idiot.
Ehe Benedict Arnold zum Vcrräthcr
wurde und als sein Wappen noch mibe
fleckt und seine Tapferkeit gepriesen
ward, schloß er sich de Freiwilligen an,
m sich der Armee unter Colone! Gau
sevoorfl welche in Fort Schuyler in dem
Mohawk Thäte von Briten und India
nern belagert war, anzureihen.
St. Leger, der britische General, hatte
bereits Herkimcr, der den Belagerten zu
Hülfe kam, geschlagen, und das Gefecht
bei Oriskany, in welchem der tapfere
Herkimcr fiel, wird so lange in der Er
innerung fortleben als die Geschichte be
steht.
Arnold mit einer unzulänglichen
Mannschaft für das Unternehmen, hatte
eine Anzahl Torics gefangen genom
mc, darunter Haus Vost. Diese blöde
Mann stand mit den Indianern im en
gere Verkehr, und galt bei dieser aber
gläubischen Rothhäutc als ein „Big
Medicinc Man".
Han Vost wnrdc als Spion betrach
tet, denn man hat ihn öfters mit dem
Feinde verkehren gesehen, und wurde
deshalb zum Tode durch den Strang
verurtheilt. Es war'bercits die Stun
de zur Vollstreckung des Urtheils festge
setzt, als seine Mutter und sei Bruder
ihn aufsuchten und de Arnold m
Gnade anflehte.
„ES giebt blos eine Weg ihn zu ret
ten." sagte Arnold. „Wenn Sie, seine
Mutter und sein Bruder, hier verblei
be und für ihn sterben, im Falle er
meinen Befehl, den ich ihm geben ver
de, nicht erfüllt. Ich werde ihn nmter
die Indianer, welche Fort Schuyler be
lagern, schicke, und diese soll er mit ei
ner Flinte einschüchtern, daß ich mit ei
ner Armee von fünftausend Mann kein
nie, nd sie alle zu verderben drohe."
Hau Jost wurde die Sache mitge
theilt, an welcher sein Leben hitig, und
er war nicht Idiot genug, um nicht die
Gelegenheit beim Schöpfe zn packen !
Cr liebte seine Mutter und seinen Bru
der, und der Gedanke an sie gab ihm
Muth, den es galt ja galt de
ren Leben. Arnold schickte einen ver
trauenswürdigen Oncida Indianer mit
um ihn zu bewachen.
'Die Belagerten in Fort Schuyler hat
ten schlimme Tage. Es fehlte ihn an
Munition und Nahrungsmittel nnd
konntcii sich höchstens noch einen Tag
halten. Eben hatten die Indianer ei
nen „Pow-wow" znsammcnbernfe, als
Han Vost angesprengt kam:
„Flieht!" schrie er, „die Aaakccs kom
mcn mit einer Armee, die das ganze
untere Thal anfüllt, versehen mit Pfer
den und Kanonen, und wenn ihr hier
seid, wenn sie kommen, seid ihr alle ver
loren."
Mro. SS.
Die Indianer schlichen sich alle von
dauucu, und als S. Leger davon er
fuhr, ließ er Hau Äost rufe, welcher
. ihm dieselbe Geschichte mittheilte. Um
die Sache noch glaubwidriger zu ma
che, zeugte er dem General die Löcher
in seinem Rocke, welchen er zuerst an ei
nem Baum gehängt uud einige Male
hindurchgcschosscu halte. .St. Leger
machte sich auch bald aus die Beine und
folgte seinen Indianern nach Canada.
Die Belagerten waren befrei! nnd die
Vcrnrlhciltcn gerettet.
Kinder-Cholera und Sonnenstich
Dcr Gcsnndhcttö-Ralh der Stadt New.
Äork hat letzthin beschlossen, Eircnlarc z
veröffentlichen, i welchen folgende Ver
haltungsmaßregeln in Bezug ans Kin
dcr-Eholcra und Sonnenstich, welche
auch für die auf dem Lande Wohnenden
von Nutzen sein dürften, zur Nachah
mnng empfohlen werde
„Man vernachlässige nie ei Kind,
das dünne Stuhlgang haß sondern
ziehe de Hausarzt oder Arzt einer Dis
pensary zu Raths, dcr die nöthigen An
ordiinngen geben und cnipfchlcn wird,
wie das Kind zu pflegen ist. Man sor
gc dafür, daß die Wohnungen möglichst
kühl gehalten nnd gehörig ventilirt wer
den, nd thue Alles, ni üble Gerüche,
die ans Wasserstcincn, Watcr Eloscts,
Abfallkistc ?c. kommen, fern zu halten.
Man sehe darauf, daß die Wohnnnq
sauber bleibt, nd beklage sich bei der
Sanitäts-Eommiffio wenn die Nach
barschast nicht sauber ist. Wenn ei
Kind bei heißem Weller übel gelaunt
und reizbar ist. so ist eine Wasserfahrt
auf einem Dampfer z cmpfchlc und
wird dadurch der Kindcr-Eholcra vor
gebeugt. Man Hille Kinder vor dem
Genusse von unreifei oder verfaultem
Obste und soll man keinem Kinde unter
einem Jahre Obst geben, außer ans An
rathen dcS Arztes. Bei sehr heißem
Weiter kleide man die Kinder leicht nnd
bade sie ein oder mehrere Male täglich
in kaltem Wasser. Kinder unter 1
Monaten oder einem Jahr brauchen nur
Muttermilch oder gute Kuhmilch.
(Kuhmilch kann der Muttermilch ähn
lich, gemacht werde, indem man j Was
ser und ü Milch mischt, bis zur Vlnl-
Hitze erwärmt und 1 Unze Zucker in eine
Pint des Gemisches mengt. In dcr
Stadt hat die Milch jedoch zu viel Was
ser nnd zu wenig Rahm.) Wenn das
Kind nicht die Bcnst erhält, lege ma
die Sangflaschc und den Schlauch stets
in kaltes Wasser, dem eine kleine Dosis
Soda beizumischen ist. Ans diese Wei
fe wird das Sancrwcrdcn vcrbindcrt.
Wenn das Kind nicht bei Kuhmilch ge
deiht. bringe man cs sanimt dcr Milch
zum Arzte oder in s Bureau dcr Sani
täts-Commissioii."
„Sonnenstich wird durch starke Hitze
besonders bei umwölktcr, schwüler Wit
lerung erzeugt und tritt gewöhnlich am
2., 3. und 4. Tage nach Eintritt der
Hitze auf. Schlaflosigkeit, Sorge, Auf
regung, beengte Schlafzimmer, körperli
che Schwäche, starker Genuß von geisti
gen Getränke setze den Menschen grö
ßerer Gefahr aus, als Arbeite in der'
Sonnenhitze, besonders von II Uhr Vor
mittags bis 4 Uhr Nachmittags. Bei
heißem Wetter trage man dünne Klei
der, mau sorge für kühle Schlafzimmer,
vermeide Aufregung und unnütze Ermü
dungen. Man sorge für gehörig venti
lirte Arbeitszimmer. Arbeitet man in
der freien Luft, so trage man einen leich
ten Hut (keinen schwarzen Hut, da dieser
die Hitze absorbirt) uud lege ein feuchtes
Tuch oder frisches Kohlblatt auf den
Kopf, lüfte fleißig den Hut, und halte
daS Tuch feucht. Man behindere die
Ausdünstungen nicht, sondern trinke ge
nug Wasser, um das Schwitze zu be
fördern. Wenn möglich bcnützc man
einen leichten Regenschirm beim Ausge
hen und ein Zelt oder ein Bretterdach,
wenn mau im Freien arbeitet. Ist man
sehr ermüdet, so arbeite man nicht, be
sonders nach 11 Uhr Morgens an heißen
Tage. Sobald man Schwindel, Kopf
weh oder Erschöpfung spürt, höre mau
auf zn arbeite nnd schicke sofort nach
einem guten Arzte. Vis der Arzt kommt,
gebe mau dem Patienten kühlende Ge
tränke, Wasser, kalten Thee oder Kaffee.
Ist die Haut heiß, so wasche man sie mit
einem Schwamm oder gieße kaltes Was
ser über Körper, Kleider und Kopf, lege
zerstoßenes Eis, das in ein Tuch gc
wickeltest, auf, oder falls kein Eis zu ha
den ist, lege man ein nasses Tuch auf.
Ist der Patient sehr blaß nnd schwach,
so lasse man ihn au einer mit Salmiak
geist gefüllte Flasche riechen oder gebe
ihm einen Theelöffel voll Salmiakgeist
in zwei Eßlöffeln Wasser nnd etwas
Zucker ein."
SüaS ist das Schrecklichste der
Schrecken?
Ein habsüchtiger Advokat.
Eine hcirathslustigc Alte.
Ein alter, verliebter Geck.
Ein böser Nachbar.
Eine schwatzhafte Alte.
Ein kräftiger, dicker Man, der sich
einbildet, einen schlechten Magen zu ha
be.
Ein Weib, welches Latein spricht und
die Violine spielt.
Ein Wucherer, der immer bei seiner
Ehre schwört.
Ein durchgefallener Eomödiaut, Ivel
eher über den Undank der Welt klagt.
Ein Hausherr, der mit Nächstenliebe
cokettirt und seine Wohnparteie alle
Jahre de Zins steigert.
Ein Schneider, der sich Künstler und
seine Werkstütte Atelier heißt.
Ein Saumseliger, der Tag und Jahre
lang die „Staats-Zeitung" lies t, ohne
au s Zahlen zu denken.
Ein bestechlicher Recensent, der über
den Verfall der Kunst weint.
Ein anonymer Kritiker, der sich als
Feigling zeigt.
Ein zu Grunde gegangener Kauf
mann, der sich eine Landwohnung und
eine Equipage hält.
Ein Kannengießcr mit zerrissenen
Stiefeln nd wcllbcglückenden Ideen.
Ein Mensch, welcher über andere Leu-