Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, June 22, 1876, Image 2

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    Die Staats-Zeitung
I. Georg Ripper, Herausgeber.
HarrlSdnrg. Pa
Don ncrstag, Juni 22, 1876.
Demokratisches
Gl ektoral-Ticket.
Senatorial-Elektoren. *
Charte R. Bnckale. t Samuel B. wil
Repriisenta tlv-Elektoren.
1. Robert Ik. Sdeif. l. Daniel D.B-a.
2. Georg R. Bell, I >- 3- B. R-Toluiie.
Z. Wm- v. Wrigdt. IS. St. W. Knor.
. TbomaiE. GaSkill. >7. 3-tn H. Ndl.'
i. 3od Moraau. w- lb°a vower.
. 3°bn . Morttson- w. Daeid
n! William K. Ha'wt. 2l' James 3. Hasten.
0. 3el t!. Ligdiner. 22. Zsdn B. GlUd'ie.
. . T. Trnmbauer, . gi. R. ibton.
1. eo, . Rawland. 21. vaid B. Rorri,
Z. Jodn Aealsn. 25, R. B. Bronn.
.2. I. , Mcüamant. 20. Tdo. W. Graeson.
27. venjamt F. Moiri.
Wieder aus der Reise.
DcrHcrausgcbcr dcr„Stantszeitug"
ist wieder auf Reisen nd besucht seine
Freunde und Gönner in PittSburg und
Umgegend, in her Hoffnung, recht viele
„Läpplcn" einsammeln zu können.—
Wohl Denen, die seiner gedenken. Er
ivird etwa 14 Tage abwesend sein,
Anfangs Juli geht er dann ach Lc
banon, Rcading nnd Tamaqua um zu
scheu, ob dcr Waizcn auch dort blüht
Nachher kommt Wilniingtou, Delaware
an die Reihe -Jetzt mir hübsch aufge
paßt !
Abdankung und Anstellung.
Gleich nach der Nomination des Gov.
Hayes von Ohio als Präsidcntschafts-
Kandidat der Republikaner, händigte
Gen, Bristol, Finanz - Sekretär der
Ver. Staaten, dem Präsidenten seine
Resignation ein. Dieselbe wurdcange
nomine, nnd trat am 20. Dieses in
Kraft, (Das zeigt, daß die augen
scheinliche Brüderlichkeit unter den Re
publikanern nicht weit her ist.)
Am Montag ernannte Präsident
Graut den General Stephan A. Hnrl
but von Illinois als seinen Nachfolger.
- Willkommen.
Wir ersehen aS dem in Chambers
bürg gedruckten "Vallsx Zxirit," (von
welcher Schreiber dieses im Jahre 1860
selbst einer der Theilhaber war,) daß je
neS Blatt in die Hände des Hr. Joseph
C. Cliigsto übergegangen, nnd unser
alter Freund, Hr. John M. Coo
per, der dasselbe gründete, nd längere
Jahre dessen Redakteur war, wiederum
als solcher angestellt ist. Hr. Cooper ist
nicht nur einer der kcrnfestctc Demokra
ten dieses Staates,' sondern er ist auch
einer der tüchtigsten Redakteuren. Wir
kennen ihn schon seit Inno 1837, als er
in die Lehre kam, und zivar in derselben
Druckerei nd im selben Jahre als nnsrc
fünfjährige Dienstzeit z Ende ging.
Wir wünsche Hrn, Cooper, wie auch
Hrn. Clngstoii, den wir gleichfalls zu
kennen glaube, den beste Erfolg, nd
heißen sie herzlich willkommen.
So ? Der „Pittsburger Freiheit
freund" vom Freitag schreibt:
„Als dir Lincoln-Ciub am Mittwoch einer
Straße in Ciiicinnati cnttang marschirte, misch
nach dem Grand Hotel ini( wo er eine Collecte
für denselben veranstaltete. Das Resultat ar
547,"
Da dcr„Freihcitsfrcd" ein republi
kanisches Blatt ist, so muß obiges wahr
sein. Nun fragen wir: „Hätte jener
„Herr" wohl auch einen kleine wei
ßen Knabe auf seine Schulter, ihn
nach dem Grand Hotel genommen, und
eine kollerte vo L 47 für ihn gesam
melt? Gott bewahre. Diese „Herren"
sind nichts andcrs als heuchlerische Spei
chcNcckcr, die vor der Wahl jede
Nigger (so heiße sie sie selbst) eben
so lieb Hinte wie vorneu küssen, so er
nur für ihre „Partei" stimmt,
Doch nicht?
In der republikanischen National-
Konvention zu Cincinnati, hielt der
temporäre Vorsitzer der Konvention,
ein gewisser Pomroy, früheres Kongreß-
Mitglied vo New Bork eine Rede, wo
rin er unter anderem sagte:
„Die republikanische Partei hat Kor
ruption in ihren Reihen entdeckt, aber
sie hat auch gesagt: Laßt keine Schul
digen entkommen! und sie hat in die
sein Sinne gehandelt."
Das ist erlogen, Mr. Pomroy,
Den Demokraten gebührt der Ruhm
die Corrnption entdeckt zu habe, und
nicht den Republikaner; diese wu B
ten es schon lange, daß Korrup
tion in ihrer Partei ezistirt, aber sie
blieben mäuschenstill bis die Demo
kraten im Kongreß, mit Hicster Cly
mer an der Spitze, ihnen auf de Pelz
rückten, und die Schwindeleien offcrbar
ten.
Daß Geant sagte: keine Schuldigen
entkommen zu lassen, wolle wir zuge
be. Aber hat er darnach gehandelt?
Durchaus nicht, -Hat er nicht Bclknap's
Resignation angenoinmcu, nachdem
er wußte, daß dieser einVer
breche begangen hatte? Hat
er nicht Babcock im Amt bchaltcn
nachdem auch dieser schon an'
geklagt war?
Nur nicht gelogen, ihr radikale Wind
beute!; ihr habt dem Volk lange genug
Sand in die Angc gestreut, um eure
Schlechtigkeiten zuzudecken; nun aber
ist man der offenbaren Lüge gänzlich
müde.
Der Sommer begann am 20. Juni
(Dienstag) 5.23 Morgen und dauert
93 Tage, 14 Stunde und 10 Minuten,
Die Mutter Natur pranat jetzt 4m
schönste Kleide,
DiegroßeHetzevorüver.
Die Maus hat die
Katz gefressen!
Blaine über Bord geschmissen?
Große Lamentation im Lande
'der Xlltinexs!
Vi unertvartetes Bad!
Bristow,Harttanfr, Conklin ic.
abgewickelt,—total futsch!
Alle ruhig in Afrika l
Well, der republikanische Posscntanz
in Cincinnati ist vorüber, nnd wir, wie
noch viele Andere, athmen jetzt freier
auf, da tvir befürchteten, der politische
Hercnkcsscl möchte borsten, nnd uns ar
me Demokraten alle manstodt killen,
besonders da der Topf schon lange koch
te, nnd so viele Köche die SupPiZ rühr
ten, Glücklicherweise ist jetzt alles vor
über, aber während die.großen Herren
sich um die Schüssel stritten, kam die
Maus und fraß die Suppe iiiitsammt
der Katze, zum großen Jammer der Um
stehenden ! So geht cS eben in der Wett,
Der wo Heute hoch steht, kann schon
Morgen unten liegen, nnd zivar durch
lauter Schabcruackercicn; denn siehe,
noch vor wenigen Tagen stand der hoch
gepriesene Ex-Sprcchcr Blaine an der
Spitze als nächster Bannerträger der re
publikanischen Partei, nnd Heute sehen
wir ihn wie eine getretenen Wurm zu
den Füßen eines Manncs liege, der be
rühmt ist für Thaten die er noch nie
gethan hat!— Doch, un zur Sache,
Vorletzten Dienstag trat ivic bekannt,
in Cincinnati, Ohio die, republikanische
National - Convention zusammen, um
Kandidaten für Präsident und Vize
Präsident zu ominircu. Es hatten sich
756 Delegaten-Weiße und Schwarze
—ans allen Staaten nnd Territorien,
selbst vom Distrikt Columbia, Grant s
Spitzbuben - Paradies, eingefunden.
Auch au dienstwilligen Candidaten fehl
te es nicht, die bereit waren, Gut und
Blut für —Geld zu opfern, lauter brave
Heide, vo denen sich Viele mir dann
auszeichnen, wenn sie weit vom Feinde
sind. Unter diesen befanden sich Blaine
vo Maine, der frühere Sprecher des
Congrcsscs; ach ihm kam Finaz-Se
krctär Bristow, der aber vor einige Ta
gen abdankte, mit dem Sprüchwort im
Munde: „Natten verlassen das sinkende
Schiff"; da kam Er-Govcrnör Mor
ton von Indiana, ein giftspcicndcr Ra
dikaler, der alle frühere Rebellen heute
och schlucken würde, wenn er könnte,
der aber während dem Krieg sich hübsch
fern von ihnen hielt, um nicht selbst ge
killt zn werden ; der Vierte war Sena
tor Conkling, den Grant gerne nominirt
gesehen hätte, der auch nominirt morden
wäre, wenn—er genug Stimmen bekom
men hätte; der Fünfte war Gov, Hayes
vo Ohio, der mit knapper Noth letzten
Herbst als Govcrnöb erwählt wurde;
der Sechste war unser Gov. Hartranft,
den man nur als Katze gebrauchte, um
die feurige Kohlen aus dem Feuer zu
hole; der Siebente war Jewell, der
jetzige Gcneral-Postmcistcr und Aemter-
Halter; der Achte war ei gewisser
Wasckburn (oder Waschbär) von Ji
nois, der schon fast seiner ganzen Lebens
zeit im Amt ist; und der Neunte Hr,
W, H, Wheclcr, ein Bankier aus New
Äork, der früher im Kongreß für große
Landvcrschcnkungen a die Eisenbahnen
stimmte.
Bei der erste Abstimmung hatte
Blaiue 285 Stimme, Bristol 113,
Morton 124, Conkling 99, Hayes 61,
Hartranft 58, Jewell It, Waschbnrne
I, und Wheelcr 3 Stimmen,
Der Tumult und Unordnung welche
i der Convention herrschte, soll fast über
alle Maßen gewesen sei. Selbst die
Delegaten vo Pcnnsylvanie schimpf
ten wie Rohrspatzen aufeinander. So
gar bei der letzten Abstimmung waren
sie getheilt, indem 30 für Blaine, nnd
28 für Hayes stimmten! Bei der siebe
ten (letzten) Abstimmung hatte Blaine
351 Stimme, (28 wcniger als nöthig,
nm nominirt zn werden,) nd Hayes
334 —Letzterer war als nominirt erklärt.
Als Vize - Präsident wurde obenge
nannter Wheclcr von New Aork omi
nirt.
Das Resultat ist ein höchst unerwar
tetes, und hat unter dcuFrcuudcnßlaincs
große Unzufriedenheit erregt. Die De
legaten von Pennsylvanicn sind schuld
daran, da sie nicht einig waren. Viele
Republikaner sehe aus ivic begossene
Pudel, und wissen vor Acrger kaum
was sie sage sollen. Hier in Harris
bürg (wie auch an viele ander Orten)
wären sie so gewiß daß Blaine ominirt
werden würde, daß sie sogar einen Fak
kelzug an jenem Abend veranstaltet hat
ten ; ja, ein Republikaner hatte sogar
eingewilligt, S5O dazu herzugeben! Die
armen Tröpfe!, Wollte sich da 'neu
Spaß machen, nd jetzt ist alles futsch.
Daß sich der Himmel doch erbarm ; ja,
er hat sich erbarmt, beim siehe, am Frei
tag hat er den ganzen Tag weinerlich
drciiig'schaut, als ob er schon im Voraus
gewußt hätte, daß die ganze Freude zu
Wasser werden würde!
Nun, nur Geduld, ihr Herren Repu
blikaner; nächste Herbst halte die De
mokraten einen Fackelzug, und begleiten
euch und eure ganze Partei recht hübsch
zu Grabe, wo euch kein Hund mehr bei
ßen, nd keine Musqnito's mehr plage
werden.
D- große Vunde-Schützrnfest, an
dem sich nicht nur Schätzen dieses, son
dern auch des Auslande bctheiligcn
werden, nimmt nächsten Montag in Phi
ladelphia seinen Anfang, und wird die
ganze Woche dauern. Das Fest wird
auf dem Schützcnplatz stattfinden.
Dir Plattform der Republikaner.—
Hochtrabende Phrasen.
Plattformen oder Beschlüsse von Con
ventionen haben sich bis jetzt meistens als
leere, nichtssagende Versprechen erwie
sen, oder auch als Seifenblasen, die bei
der geringsten Bewegung zerplatze.
Achnlichc nichtssagende, leere Seifen
blasen hat auch die in letzter Woche in
Cincinnati tagende republikanische Na
tional-Convcntion zu Tage gebracht.
Sie hat nicht weniger den 17 Beschlüsse
angenommen, in dencei sie ihr Gutach
ten ausdrückt.
' Zum Nütze und Frommen nnsrcr
Leser lassen wir hier die Grundzügc der
Beschlüsse folge, damit sie auch sehe,
was für gescheute Leute diese Republi
kaner sind, erlauben uns aber dabei,
die Plattform oder Beschlüsse näher zn
erklären, und uuscre Meinung über die
selben hiermit beizufügen.
Der erste Beschluß erklärt, „daß die
Verein. Saaten eine Nation und keine
Lcaque (Bund) sind."—Nun, daS weiß
ein jeder Schulbube, ohne noch von der
Convention darüber belehrt zu werde,
2, Der republikanischen Partei ge
bührt die Ehre, die Union ausrecht er
halten zu habe.—Hier fehlt etwas;
hätte man noch hinzugefügt, daß, wenn
die Republikaner noch länger am Ruder
bleibe, die Union und aller Geschäfts
verkehr zu Grunde geht, so wäre der
Nagel ans den Kopf getroffen,
3, Die rcpubl, Partei verpflichtet sich,
allen Bürgern des Landes in AuSü
bung ihrer bürgerlichen und politischen
Rechte Schutz angcdcihc zu lassen -
Gut; aber warum hat man denn Mi
litär früher ach verschiedenen Staaten
befördert, um die Wahlen zu controlli
ren?
4, Einlösung der Versprechen der Re
gierung in Bezug aus möglichst rasche
Rückkehr zur Baarzahlung—Auch gut.
Aber warum schafft man denn nicht die
vielen Staatsbanken ab, nnd macht die
Grccnbacks Legal Tender ?
5, Senatoren und Abgeordnete sol
lcn bei Ettipfchlimgcu von Candidatc
für Acuitcr die Befähigung nud den gu
te Charactcr der betreffenden Personen
im Auge haben. Nur auf diese Weise
kann der Staatsdienst Vortheile briu.
gen, —Ganz richtig Mau will also
keine Babcock's, Vclkuaps und andre
Lunipcnkcrlc mehr anstelle. Wollen
sehen ob's geschieht, glaubcn'S aber nicht,
6, Verantwortlichkeit aller öffentli
che Beamten und strenge Bestrafung
derer, die das in sie gesetzte Vertrauen
inißbraucheu. —Recht so; aber warum
weiden den Bclkuap, Babcocck und Au
dcrc von den Republikanern in Schutz
genommen?
7. und 8. Keine Verwendung von
Ctaatsgcldcrn für die Errichtung oder
de Unterhalt kirchlich beeinflußter Sch
leu —Das ist ein aufgewärmter Brei
um sich dick zu mache, Ist doch jeder
vernünftige Mensch damit einverstan
den, Uebrigens hat ja jeder Staat das
Recht, diese Frage s c l b st zu entschei
den, ohne daß sich die National Regier
ung darüber zu bekümmern braucht.
9, Regelung der Steuer zum Schutz
der Arbeit und Industrie,—Auch gut;
nud daß der Arbeiter nicht beschirme
dclt, der Lohn nicht hcruntergesetzt, und
die cinkollcktirtcn Steuern nicht gestoh
len werden, daS hätte diesem Beschluß
noch beigefügt sollen werden,
10. Bcrthciluug öffentlicher Lände
rcicn an wirkliche Ansiedler, —Der Be
schluß kommt zu spät; man schließt de
Stall nachdem der Gaul gestohlen ist.
Der frühere republikanische Kongreß hat
die besten Ländcreicn bereits alle an Ei
senbahnen und Korporationen verschenkt,
so daß jetzt kaum mehr viel gutes Land
übrig ist, Sümpfe nd unbrauchbares
Land will man keines.
11, Schutz gegen dic khincseneiuivan
dcruug. Diesen Beschluß heißen wir
Sand i die Auge des Volkes gestreut.
Sind nicht beinahe sämmtliche Fabri
kanten welche Chinese in ihren Werk
stätten angestellt haben, sind sie nicht
alle Republikaner? Sind nicht sie es,
die ihre weiße Arbeiter entließen nnd
Chinesen nnslclllcu, weil diese billiger
arbeiten?
12. Unterdrückung der Vielweiberei.
—Unsinn, Ein Mormone hält mehrere
Frauen öffentlich, während es gar
Viele in Washington, RewAork uud in
anderen großen Städten gibt,—selbst
hohe Rcgicrungs - Beamte, welche
nebst ihren rechtmäßige Frauen auch
noch Hebswcibcr habe; und wer ist
nun wohl von alle diesen der Schlech
teste ?
13. Dank an die Soldaten und See
leute für ihre dem Lande geleisteten
Dienste—Recht so. Jetzt wolle wir
aber.auch sehe, ob, im Fall die Demo
kraten einen Soldat, z, B, Gen, Han
cock, ominirc, die Republikaner nicht
über ihn wie ein Hamburger Waschweib
losziehe,
14. Tadelt die dcmvkratischc Partei
wegen ihrer Unfähigkeit, Danken für
das Kompliment, ihr Herr Republika
ner, Nur Schade ist's, daß die Demo
kraten nicht am Ruder sind, sondern
blos solche, die zwar früher dazu ge
hörten, aber wegen ihrer Niederträchtig
keit und Gelbsucht von ihr ausgestoßen
wurde, nd in s radikale Lager über
traten.
15, Kompliment für die Administra
tion Grants,—Dieser Beschluß setzt dem
Ganzen die Kroue auf, Grant s Ad
ministration wird belobt! Nu, warum
nicht auch? Hat er doch immer slptichz
Leute angestellt, und nach dem sie genug
gestohlen, wieder hübsch entlassen. War
das nicht lobcnswerth ? Aber, aber,
lebte Harare Grccly noch, würde er nicht
ausrufe - "0. Vlvosilioacls, die
ihr solch' dttnimcs "Blech" auskramt!"
Di beiden Dampfer „Germania"
und „City of Berlin" machten neulich
eine Wettfahrt von Ouccnstown nach
NcwAork. Die „Germania" machte
dic'Schncllfahrt i 8 Tagen und legte an
3 Tage je 376 Meilen zurück. Die
„City of Berlin" blieb nur um ein We
niges zurück; übrigens machte
mania" 33 Meilen mthr in Folge des
Courses, den sie eingeschlagen hatte.
Correspondeuzen.
(Eorrespoadenz an Lancaster County.)
Lancaster City, Juni 16.1376
,^AlteLicbc rostet nich t."
Ich' sage öffentlich, daß es ein Jeder hö
ren kann: Ich liebe einmal „daS Cen
tral-Organ" der guten, alten und doch
ewig jungen, jetzt erst recht wieder mun
ter kickenden Demokratie von Pcnnsyl
vanicn nd habe mich schon gar oft er
götzt daran. Es plaudert sich so ge
müthlich mit ihr; man braucht die
Worte nicht auf die Wagschalc zu legen
und kann reden, wie einem derSchnäbcl
gewachsen ist Ich aber bin kein Freund
vom Ausstreichen, Flicken und Ausbcs
fern, weder im Geschriebenen, noch im
Lebe, Wenn einmal die Hosen in
vorn oder hinten, oder
hinten und vorn der Reform
bedürfe, schmeißt sie lieber gleich ganz
lvcg und kauft Euch eine neue. Und
weil es doch nun einmal „nicht gut ist,
daß der Mensch allein sei,"' so ist mir die
alte, ein wenig rcnmüthige, aber noch
recht lebenslustige Sünderin, Madame
Demokratie lieber, als die schein
heilige "vauiu aul (.'Wölls.-," republi
kanische Reform,
Plaudern wir also ein wenig; von
was aber gleich? Der Untersuchungs-
Committccn, Spitzbübereien,Selbstmor
vc und andern Morde, halbwüchsigen
Buben-Bande, die reguläre Einbrüche
und Brandstiftungen zu Dutzenden be
gehe, gibt es so viele, daß jetzt ei förm
licher Zuchthaus- und Leiche-Duft
durch die meisten Blätter geht. Man
denke nur an die während dieser Woche
verübte schreckliche Ermordung dcS al
te Zakob Wcllcr (in Stouc-Hill, nahe
bei Chlirchtoivii), durch seinen eigenen
Eukcl, Clement Skilcs, der mit den (vom
Alte erbeuteten SlO sich dann ganz ge
müthlich ein Paar Hosen, eine Stove
pipc und ein Paar Schuhe kaufte; an
die hinterlassenen Briefe alle Derer, die
sich erschossen, ertränkt, vergiftet, gehängt
:c, (Einer hat/sich selbst mittelst cines
siimrcichtii Mechanismus erst chlorofor
mirt und dann guillotinirt), denke man
an all das, nnd lau hat wahrschein
lich genug Sprechen tvir also vo et
was Ändert, z. B. vom Vergnügen,
Das ist ohnehin ei seltener Artikel in
Lancaster City !
Vorige Montag, de 12, Juni hat
die „Meiidclsohn-Socicty," eine dcutschc,
aus Damen und Herrn bestehende mit
sikalische Gesellschaft dahicr i der Ful
ton-Halle ihr erstes großes Concert gege
ben Tickets G 50 Cents. Ausge
führt wurde, nach einigen ander klei
nern Picsc, eine Kantate: Schillers
, Lied von der Glocke," Compositioii von
A, Ronibcrg, Der Besuch war kaum
mittelmäßig; die Komposition ist mit
telmäßig, ohne eine Spur jenes göttli
chen Funkens, Genie geheißen, den man
in den bessern Werken von Mcndclsohu,
Beethoven, Haydn, Mozart, Richard
Wagner -c. glühen findet. Gesungen
wnrdc nun, recht brav; die Muhe
aber, die sich der hochverdiente und tüch
tige Musik-Dirigent des Vereins, Prof,
Carl Matz mit den SaugcS-Dilettantcn
nnd Dilctlantineii nd dem von ihm
gcgriiiidetc und grlcitclcn Orchester gc
gebe, um sicdic ihcilwcisc höchstschwic
rigcn Chöre :c. so durchführen zu ma
che, wie cS wirklich geschah, war keines
wegs eine mittelmäpige, sondern wahr
haft kolossale gewesen. Die Baß-So
los wurden von Herrn I, Bitter von
Baltimore, der über eine schöne, ange
nehme, trefflich geschulte Baßstimme gc
bietet, gesungen. Die Sopran Sol'o's
waren den katholischen Kirchcnsängcriu
cn, Fräuleins Baumgardncr, Strobcl
und Kasscr übertragen, von denen be
sonders Frl, Baumgnrdncr, die ihre
musikalische Ausbildung der von Hrn.
Pfarrer Kaul gegründeten und unter
Leitung von dessen Schwester stehenden
.Akademie zum heiligen Herzen" ver
dankt, eine herrliche, jungfräulich reine
Stimme, sotvie gute Schule besitzt und
ihren Part wohlthuend schön sang.
Die Tcnor-Parthic waren in de com-
Petenten Händen der Herrn Tragbar und
Lcfcvre, Der Mcndelsohn - Verein hat
in Anbetracht der kurzen Zeit seines Be
stehens schon recht schöne Resultate er
zielt, Hütet Euch vor Eifersüchteleien
und kleinliche Disscrcnzcn, (dem zerfres
senden Gifte der Schlange im Paradiese
aller dcutschc Geselligkeit,) die beson
ders bei aus Dame und Herrn ge
mischte Vereinen, selbst bei sorgfältiger
Vcrnicidltiig aller Taktlosigkeiten und
Anwendung der feinsten Diplomatie,
leicht vorzukommen pflegen, Gcnugda-
Glockcngscßeu bei 90 Grad Hitze im
Schatten macht Durst. De hatte wir.
und zivar keinen mittelmäßigen, sonder
einen enormen. Nun gibt's allerdings
i Lancaster am Centrc-Square und in
den meiste Hauptstraßen sehr schöne
bronzene Hydrant mit darangekettcten
niedlichen Zinnbcchcrn oder Löffeln,
Aber sonderbarerweise, obgleich daS Re
gcnwasset bekanntlich fast so rein wie
chemisch Distillirtcs Wasser ist, so ist doch,
wen es bei us eine Zeit lang geregnet
hat, unser Hydrant Wasser so Drcckgc
schwängert und dick-Gcißmolkcu-artlg,
daß es jedesmal den frommen Wunsch
i uns erweckt, alte Wassersimpcl und
ehrwürdigen SonntaqSmuckcr, die z, B,
die Philadclphicr Weltausstellung an
Sonntagen geschlossen haben möchte,
für die ganze Dauer ihrer voraussicht
lich dann nicht mehr lange irdischen
Existenz nichts mehr Anderes, als sol
ches Schinutz-Dckokt zn trinke kriegen.
Christlich! He? Wir selbst zogen,
leider! um christlichcrwcise vor, uns
nach Lorenz Knapp's Brauerei zn bege
ben, nud uns mit dessen klare, herrli
che, frische, kräftige und wohlschniek
kcndc Biere zu behelfen. Ein stattli
cher, geräumiger, luftiger Barroom, Ivo
man gute Gesellschaft findet! Die Ver
waltung der Bar ist wieder auf 2 Jah
re an Hrn. Carl Widmcycr, Knapp's
Sohn, einem fei gebildete, kcnntniß
reichen, liebenswürdigen jungen Mann
und musterhaften Buchhalter, übertra
gen; nddcrßartcndcr „PrinzEugen,
der edle Ritter," ist ein wahres Spcci
inen eines gewandten, immer anfmcrk
sanicn und immer jovialen Ganymedcs,
des mythologischc Mundschenks der
Götter.
Von Knapp begaben wir ns nach
unserm Hcadquarter, Hrn. Georg Kir
chcr's Un?i>e Ilotel, fast gegenüber vo
Knapp's Brauerei. Georg ist ein ker
niger, ächter Ehrenmann nach dem alten
deutschen Style, und ein in der Wolle
gefärbter Demokrat, wie es deren weni
ge innerhalb und außerhalb Lancaster
gibt. Im Vertrauen gesagt: Er wird
am nächste 4ten Juli zu seinem eigenen
und seiner Freunde und Besucher Spaß
aus eigenen Mitteln und mittelst eige
ner Arbeit (unter Assistenz seines l/jäh
rigen Sohnes) hervorgebracht, ein Feu-,
erwcrk geben, welches das vo der Stadt
veranstaltete Feuerwerk und alle Feuer
kräckers und Frösche Jung und Alt A
merika's in Grund und Boden zu biete
alle mögliche Aussicht hat. Hr, Kirchcr
selbst ist nämlich ein tüchtiger und gründ
licher, wohlerfahrener Kunstfenerwcrkcr.
Kommt und seht, wie wir sie
gen!—
N. B. Hayes von Ohio wurde ge
stern von den Republikanern in Cincin
nati für Präsident ominirt, W A,
Wheelcr für Vice-Präsidcnt, rbot's
oll! Wir werden also nächsten Herbst
wieder einen Demokratischen Präsiden
te haben. Hnrrah für Hancock!
Was meinen Si e? O dl,
Antwort—Wir sagen Ja nnd A
men dazu -d. Red,
< Correspnitdenz au Mercer Co., Pa. >
Greenville, den 11 Juni'76.
Werther Freund Ripper!
Es ist Ihnen vielleicht nicht
bekannt, daß wir dieses Jahr wieder ein
schönes deutsches Sängerfest in Green
ville hatte. Ich erlaube mir daher,
Ihnen einen kurzen Beitrag zu diesem
Sängerfest, das am 6, nnd 7, Juni statt
fand, zu liefern.
Da es jedoch zu weitläufig wäre, alle
die Einzclnheitcn des Festes hier zu er
wähne, so will iäi nur die hanptsäch
lichstcu Punkte aufführe, und dieselben
den Leser Ihres werthen Blattes vor
legen.
Die Witterung begünstigte das Vor
haben anf's beste. Sechs verschiedene
Sängerbünde, wie auch mehrere Musik
banden, fanden sich am 6tcn zu Grcenvil-
Ic ein, unter welchen die dlortk IVosten,
dlusio Ranä von Mcadville, Crawford
Connty, Pa,, bei weitem die hcrvorra'
gcndste ivar. Die Straßen und Häuser
waren auf's festlichste dckorirt.
Am Abend des 6, fand das Corccrt
statt, nd trotz der furchtbaren Schwüle
dcS Abends, nnd der Beschränktheit der
Halle wurde das Programm anf's
pünktlichste nnd zur größten Zufrieden
heit des zahlreich versammelten Publi
kums durchgeführt. Dieser Abend gab
wiederum Zeugniß der deutschen Einheit,
der deutsche Kraft, und deutsche Kunst,
wie es wohk schwerlich bei einer andern
Nation aufzuweisen ist.
Germania durfte mit Stolz auf ihre
Söhne hcrnicdcrblickc, die sich hier
wetteifernd zur Ausübung der schönsten
und edelste Kunst der Musik, und
hauptsächlich des Gesäuges zusammen
schaarten. Auch der „Rorthwcstcr
Band" von Mcadville, die so meister
haft ihre Rollen im Concerte dmclfführ
te sei hiermit der herzlichste Beifall ge
zollt.
Nach Beendigung des Concertes be
gaben sich die Sänger nach der Green
villc Sängcrhallc, wo man noch einige
Stunden des gemüthlichsteZusammen
lcbcns nach dem Style des ächten
Dclitschthuins verbrachte. Tags darauf
war von 11 bis 1 Uhr eine großartige
Prozession durch die Stadt, eine Prozes
sion, wie sie Grccuvillc ivohs noch nie
gesehen hat, hernach begab man sich auf
den Fair-Grund, wo ein Pic-Nic abge
halten wurde, und sich ein jeder belustig
te wie er wollte. Es sei noch bemerkt,
daß die modernen Pharisäer nnd Was
scrsimpcl auch hierin ihre Nase steckten,
und us Tags darauf als streitsüchtige
und sanflustigc Brüder in ihren Zeitun
gen veröffentlichten.
So sagt z.B. der Republiou",
ihr leitendes Organ von Mcadville:
„Da war genug Bier und mehrere Rau
fereien ; aber das ist auch alles," Nun
ich denke: Ihr Herrn schwinde!- nnd
wassersüchtigen Mucker, wir frage
nichts ach Euch und thu gerade wie
wir wollen; besser würdet ihr thun,
wenn ihr die Nasen in eure Schwindel-
Giscllschaftcn nnd Schnappskcllcr stck
kcn würdet; was wir treiben, treibe
tvir öffentlich vor de Angen der ganzen
Welt, aber Ihr übt euer Stückchen hin
ter verschlossenen Thüren aus, im Fin
stern, wohin kein Licht scheinen darf, und
ihr oft einen Bewohner von Sing-Sing
beschämen würdet! Wartet just!!!
Sin Mitglied de Germania
Männerchor von Mealviile.
A n merk u n g, Es ist zu bedau
ern, daßßlättcr wieder obige "Roxubli
an" es nicht nntcrlasse können, sich in
solcher Gehässigkeit gegen die Deutschen
auszudrücken, DaS kommt eben daher,
weil es dem Bürschchcn der jenen Art!
tikcl schrieb, an Bildung fehlt, und wahr
scheinlich zu einer Bande liorväi, ge
hört, die in keine anständige Gesellschaft
passen. Wie wir nun aber vernehmen,
so fand gar keine Rauferei bei der
Festlichkeit statt. Nur ein elender Schuft
(war es etwa der Schreiber jenes Arti
kels selbst?) war frech genug, sich in die
Gesellschaft der Deutschen zu mische,
und nachdem er genug Bier enlgcld
lich gesoffen hatte, wofür er einen Ver
weis erhielt, anfing, über die Ooä ck—
vuteli zu schimpfe Man lachte aber
kurzen Prozeß mit ihm, indem er über
die Fenze geworfen wurde, und er wie
ein gepeitschter Hund davon schlich,
D. Heransgeber.
(Aus de Baltimore „Biene.")
Rührender Abschied vor der Noiiiina
jtio,,.
Erster Theil.
lächelnd,
Conkling,
Es naht die Scheidcstundc!
Ich weiß zwar sicher wie ich geh,
Noch hab ich davon keine Kunde,
Wie ich dich ehstens wieder seh,
G r a n t.
Leb' wohl, mein Conkling! Gehe
Entgegen deinem hohe Glück;
Wenn ich dich wieder sehe,
Kehrst du als Kronprinz mir zurück.
Dann will an s Herz ich drücken
Dich licbereich und gluthenvoll.
Ich weiß, cS mnß dir glücke,
Ist doch die Masse dumm nd toll.
Conkling.
Dein Wort ist meiner Seele
Beruhigend nd giebt mir Muth,
G r a n t.
In allen Nöthen zähle
Auf mich und glaub' es geht dir gut.
(Tonkling verbeug sich und tritt ab,)
G ant (Hönisch lächelnd.)
Wie doch mit Aemter und mit Würden,
Dies Volk sich strebt zu überbürden !
Für diesmal, Freund, schlag's aus dem
Sinn,
Ich muß, ich bin orxo: ich bin!
Und ach! Da kommt schon wie
der Einer,
Dem nach dem Scgcnsspruchc bangt.
Nur fest herein, mein süßer Kleiner,
Und ohne Zaudern zugelangt.
Morton tritt auf. Grant eilt ihm entgegen
und reicht ihm herzlich die Hand.
G r a n t.
Ilov arexoa, Oevdral? Schwenzelenz >
M r t o .
dluoli obli^-ock! llovorvxou, Lroolloii ?
1' -II 4^""^
Morton.
Xot galt, I m going to loose tlio xme,
Gran.
Du siehst zu schwarz!
M o r I In.
O möcht' es sein.
WärßlaincstattWirklichkcitnurSchein.
Doch was will's nützen viel zu sagen,
Das Glück ist launisch diesen Tagen
Drum lebe wohl, ich will's wohl wagen,
Grant.
Leb wohl, geliebter Morton,
Ziehe zum viel gewagten Strauß
Und bring als Kroncnordcn
Die Nomination zu Hans,
Du wirst Zwar kämpfe müsse.
Denn ein Berserker ist der Blain',
Doch hoff' ich, zu deinen Füße
Den Schwätzer trotz allem Schwatz zu
sehn,
Morton.
Wie so ich danken!
Grant.
Gar nicht nöthig.
Bin dir zu jedem Dienst erbötig.
Morton.
Doch Conkling?
Gran.
Ist ei kleines Kind.
' Morton.
Und Bristol ?
Grant.
Segelt ohne Wind.
Morton,
Du saßt ich merk' es schon
Scherzhaft die ernste Situation,
Grant.
Warum nicht auch? Ist's doch ein
Spaß
Morton.
Doch Grcelc biß dabei in s Gras,
1!^!
(Er geht lächelnd ab )
Umsonst gehofft hast du !
Und hast gehofft so manches Jahr
Wieg dich in süßer Träume Ruh
Und wen dn aufwachst siehst du klar,
Schon wieder Einer!
Blaine erscheint mit siegesfroher Miene,
Blaine,
Herr Präsident!
Grant (ihm in's Wort fallend.)
Ich hoffe, daß ach wenig Monden,
Mau. theurer Freund, dich so benennt.
Die Menschen hänge am Gewohnten.
Grant sfnr sich )
Wie doch der Kerl die Menschen kennt,
Blaine.
Ich kam, um Abschied noch zu nehmen.
Grant,
Hatt' wohl erwartet, daß du käm st)
Blaine,
Ich hoffe, daß, mein Unternehmen
Du nicht durch Bristow's Einfluß lähmst.
Grant.
Mein bester Blaine, für heule
Sag' ich dir krediich Lebewohl,
Da ich zu meiner Freude,
An mcincm.Platz doch sehn dich soll.
Schlag nur den Bristol nieder
Die Andern machen dir kein Beschwer,
Ich sch im Geiste dich schon wieder
Im heil'gc Rausch dich hoch und hehr!
Blaine.
Leb' wohl, es soll dich nicht gereuen,
Grant.
Dank für dies Wort! Es soll mich
freue,
(Blaine tritt ab,)
Grant (malitiös lä'cheld.)
Wie doch solch untersuchter Mann
Sich herzlich drüber freuen kann,
Auch Andere auf der Menschheit Höh
In einem Punkte schwach z sehn.
(Cr horcht.)
Da kommt der Bristol! Wie sie
schmeicheln,
Wie junge Kätzchen sich heilte streicheln,
lind morgen kratze, beiße, hau n,
Daß cS schier furchtbar nnzuschau'n
Aristo tritt ein,
Steuer auch Sic dem Westen zu ?
Aristo,
Auch ich mein Gott, was will man
thu,
Die guten Freunde lasse mich nicht
ruhn.
Als ob des Vaterlandes Wohl und Weh
In inciucn Händen,
G r a n t.
Nu ich seh'
Sie sind bescheiden.
Brist,
Das wohn kaum.
Doch ist Reform und bleibt—ein Tram,
Gran.
Sie sind zu fest. Wir rcformirtc
Seit Jahren schon,
B r i st o w.
Ja, ja, man weiß!
G r a n t.
lind nsrcS Staates schönste Zierde
B r i st o w.
Bestohlcn das Land mit allem Fleiß,
Graut,
Sie sind Reformer, powtoo-bug!
Doch darum wollen wir nicht schmälen,
DaS Volk wird sie am Ende wähle.
Aristo,
Wohl eher ein ganzes halbes Schock,
Doch geh' ich dennoch!
Gran.
Das ist schön
Ich hoffe Sie ernannt zu sehn.
(Mit Pathos.)
O, theurer Freund, geehrter,
Berühmt durch Fähigkeit so sehr,
Mir täglich immer werther,
Kehr gluckgckrönt hierher.
Du bist der Mann alleine.
Der Nord und Süd versöhne kann.
Der Eine, ach, der Eine,
Der uns vor Fall noch retten kann.
Brtstow.
Ich danke!
(Verneigt sich und geht.)
(Lächelnd fiir sich.)
Der beißende Hohn!
Die Herren haben uns Alle schon.
Doch bei der cw'gcii Gerechtigkeit,
Wir sanken, doch sanken wir nicht so weit.
G r a n t.
Da geht nur hin, am Ende
Drückt ihr mir wieder die Hände
Als Cäsar Imperator. Und
Um eurer Selbst-Interessen,
Bleibt Alles unterdessen
Beim Alten, grade wie zur Stund.
(Geht ab und steckt sich eine Havanna an.)
Letzte Scene. (Drei Tage später.)
Der Kammerlakai de Präsidenten stürz in
' das Zimmer.
Lakai.
Um Gottcswillcn. Hayes ist nominirt.
Gran.
Schnell eine Whiskey, der kurirt.
(Sur flch.l
So, so! DaS ist's, was mir im Traum
genaht,
Das ist der Fluch der bösen That!
' Zweiter Act 14 Tage später.
Europäisches.
.Der orientalische Krieg steht vor der
Thür. England hat die von den an
dern Großmächten vereinbarten Reform
vorschläge an die Türkei hochmüthig ab
gewiesen nnd macht ernstlich Miene, die
Türkei, wenn nöthig, durch Waffenge
walt zu schützen. Furchtbare Erbitter
ung herrscht unter den Christen in der
Türkei ob der riesigen Einfuhr englischer
Waffen in die Muhammedanischen Be
zirke, Ein Volk, dessen Herrscher den
Titel „Vertheidiger des Glaubens" nicht
blos nebenbei tragt wie z. B. der Kaiser
von Oestreich de Titel „König von Je
rusalem", sondern sogar auf seine Mün
zen schlägt, hilft de Türken die Chri
sten abschlachten! Geld ist von jeher die
Seele der englischen Politik gewesen
und bleibt es, bis dem Krämer „die
Seele ausgeht". Leider bctheiligcn sich
auch Aankces an dem Waffcnschachcr
nach der Türkei; vielleicht geht der
Zehnte des Gewinns dann als Beiträ
ge zu der Mission unter den Muham
medaner. England hat furchtbare
Sünden aus dem Gewisse. China ist
mit Pulver nnd Blei gezwungen wor
de, die Einfuhr des giftigen Opium z
dulde. Der letzte deutsche Krieg gegen
Frankreich ist durch die Waffenlieferung
der Engländer an die Franzosen m
sechs Monate verlängert worden, jetzt
Ivird die Türkei unterstützt, aber der
Krug geht so lange zum Wasser bis er
bricht, und auch dem hochfahrenden
John Bull kann daö Genick gebrochen
werden, wenn er nicht abläßt dem Mo
loch zu opfern.
Etwas über drei Monate sind ver
flossen, seit die Wogen der Donau bei
Wien nach Abgang des EiSstoßes, deu
Damm durchbrochen und sich wieder
in daS Bett der alten Donau ergossen
haben. Der anhaltend hohe Wasser
stand hinderte bis Anfangs des vorige
Monats alte Arbeite zur Abschlicßung
dcS alten Donaubcttes; erst nm 8 Mai
konnte die Arbeit in Angriff genommen
nd nach 18 Tage und Rächte an
strengender Arbeit zum größten Theile
auch vollendet werden. Das Bett der
alten Donau ist wieder trocken, Wen
die Jnni-Hochivässcr kommen, werden
sie den Damm gänzlich vollendet finden
und dessen Stärke erprobe können,
Der deutsche Reichskanzler hat ans
Grund des Urtheilssprnchcs eines Bre
mer Gerichts der „Nordamerika", der
Wochcnausgabc des „Volksblattcs", ei
nes Organs der Clcricalcn in Philadel
phia, den Einlaß ins dcutschc Reich für
die Dauer von zwei Jahren untersagt-
Dies Schicksal hat nun schon daS dritte
katholische Blatt in den Ver. Staate
betroffen,
Fralikf rta, M. In den letzten
Tagen des Juli wird hier ein Congrcß
deutscher Brauer stattfinde, wie er i
solcher Ausdehnung bisher noch nicht
abgehalten worden ist. Die Hauptvcr-
Handlniigs-Geyenständc werden sich auf
Einführung eilics cucu Branvcrfnh
rcns, auf die Stcncrfragc, auf die Sur
rogatfragc?c, beziehe. Der Kongreß
soll 6 Tage dauern.
Spanien hat sich der deutsche
Regierung gegenüber bereit erklärt, die
Erhebung der den Deutschen in Euba
auferlegte Kricgssteuern nicht eher zu
erzwinge, bis in dieser Angelegenheit
eine Vereinbarung zwischen den beiden
Regierungen erzielt wnrdc,
In Driburg wüthete am 24, Mai
ein großer Brand, welcher 52 Wohn
häuser total und 14 so zerstörte, daß sie
unbewohnbar, und 120 Familie ab
sind dachlos,
—FeldzcugmcistcrFreihcrr von Joh,
der Sieger von Custozza, und Chefs des
Gcueralstabs der österreichischen Armee
ist am 25, Mai plötzlich am Herzschlag
i Wien gestorben,
Die baicrische Kriegsvcrwaltnng
hat kürzlich der französischen Regierung
eine Partie Chassepots (15,000 Stück zu
15 Mark) käuflich überlassen,
Dr, Franz Palacky, einer der be
kanntesten Führer der Alt-Tschcchcn-Par
tci in Böhmen, starb ebenfalls am 25,
Mai in Prag, Oesterreich,
Ein Mädchen von Hunde zerrissen.
Ein entsetzlicher Vorfall ereignete sich
in der Nacht vom 1, Juni in der Vor
stadt Hcrnals in Wie. Die „N, Fr,
Pr," schreibt darüber ' Gegen 1 Uhr
hörten mehrere Personen aus einem ein
geplanktcn Bauplätze in der Blumen
gaffe ein lauge anhaltendes wüthendes
Huudkgebcll, welches endlich auffiel, so
daß man den Bauwiichtcr verständigte,
der auch Nachschau hielt. Das Ergeb
niß ivar ein grachaftes. Man fand
ein etwa dreizehnjähriges, ärmlich ge
kleidetes Mädchen, welches kaum mehr
röchelte und ach kurzer Zeit verschied.
Die Unglückliche, welche jedenfalls un
terstandslos gewesen, war über die Ein
plankling gestiegen nnd auf dem Ban-
Platze von den Wachhunden überfallen
und buchstäblich zerrissen worden Die
Hülfcrusc des armen Mädchens waren
unerhört verhallt Der Vorfall crfor
dcrt wohl die strengste Untersuchung und
eventuell Bestrafung der Schuldtragcn
den. Es kann natürlich nicht verwehrt
werde, einen Hund zur Wache zu hal
ten, aber derselbe muß so verwahrt sei,
daß es ihm möglich ist, ein solches
Unglück herbeizuführen. Es genügt
vollständig, wenn er im entsprechenden
Falle „anschlägt" nnd dadurch den
Wächter allarmirt. Das Mädchen,
welches dieser strafbaren Fahrlässigkeit
zum Opfer fiel, hatte sehr kleine zarte
Hände und Füße, ihr Gesicht einen ent
schieden slavischen Typus, und sie scheint
eine kroatische Gemüse- oder Obsthänd
ler! gewesen zu sein, wie man solchen
in den Straßen Wiens so häufig begeg
net, Wie wir nachträglich erfahren,
hieß das unglückliche Mädchen Sophie
Endcrle, war 11 Jahre alt, aus Pögg
stall (Bezirkshauptmannschaft Krems)
gebürtig, und ist die Tochter einer in
HernalS, Wilhelmsftraßc No, 21, woh
enden Handarbeiterin, Die Kleine
wurde gestern weggeschickt, nm einen
Geldbetrag einzncasfircn, verlor jedoch
20 kr, nnd getraute sich nicht, aus Furcht
vor Strafe, nach Hanse zurückzukehren.
Das unglückliche Kind suchte deshalb
auf dem bezeichneten Matcrialplntzc Un
tcstand.
Ueberschwemmungrn in der Schweiz.
Bern, 12. Juni. Die östliche
Schweiz wurde kürzlich infolge der star
ken Regengüsse nd des Schmelzens des
Schnee s in den Bergen von bedeuten
den Ucberschwcmmnngcn heimgesucht.
Sämmtliche Eisenbahnen wurden bc
trächtlich beschädigt. Viele Brücken und
Häuser in dem Canton Thnrgan wur
den weggeschwemmt, und mehrere Per
sonen ertranken. In Frauenfeld, der
Hauptstadt des Kantons, wurden vier
Personal durch den Einsturz einer
Mauer getödtct. Der Bundcsrath hat
einen Abgeordneten nach Thnrgan ge
schickt, m de Einwohnern Hülfe an
zubieten.
Ber, 13. Juni. Der Schade,
welchen die Ueberschwemmungcn in der
östlichen Schweiz angerichtet habe, ist
unermeßlich. Die Brücken bei Frauen
feld find fortgeschwemmt und 11 Bahn
linien unterbrochen.
Locale Neuigkeiten.
LancaSter,Pa.
Donnerstag, Juni 22,1875.
Die Glocke der neuen deutschen Tt.
StcphanuSkirche, welche die jugendlichen
Mitglieder der Gemeinde derselben an
gekauft nd zum Geschenk gemacht ha
ben, wurde letzten Sonntag unter ent
sprechenden Feierlichkeiten eingeweiht.
, E thut un leid zn hören, daß ein
Sohn unsres alten Freundes Effin
ge r in Lancaster vor einige Tagen
von einem Baum gestürzt sei, den linken
Bordcarm gebrochen und eure Gehirner
schütterung erlitten habe. Hoffentlich
ivird der Junge bald wieder genesen,
Demokratische Exekutive-Committer.
- Die Demokratische Exekutive-Commit
tee von Lankaster City besteht au fol
genden Herren:
1. Ward—John M, Fagan.
2. Ward—George W, Kcndrick.
3. Ward —G. Cvlv. Hegener.
4. Ward—Jakob F: Kautz.
5. Ward—William B. Strine,
6. Ward— H, K, Killian.
7. Ward—Wm. McLanghlin,
8. Ward— John Pontz.
9. Ward-H, A. Milch,
Da läßt sich hören. Jenes demo
kratische Gibraltar, die „Achte Ward"
in Lankaster, Ivo den Radikalen der Wal
zen nicht blüht, hat einen Beschluß passirt,
bei der nächsten Wahl eine Mehrheit von
300 Stimmen für die i>. St, Louis auf
gestellten demokratischen Candidaten zu
geben!— Bully für die Achte Ward,
Die Demokraten der Neunten Ward
haben sich einstimmig für Hancock er
klärt—Bravo!
Einstimmig nominirt.
Mit einer Einmüthigkeit noch selten
zuvor gesehen, haben die Demokraten
vSn Lankaster City, Hrn. J.L.Stein
metz einstimmig als Kandidat für die
nächste Gesetzgebung ominirt. Das ist
ei gutcSZeichcn, nnd verdient die wärm
ste Anerkennung. Hr. Steinmetz steht
bei seinen Mitbürgern in hohem Anse
hen. nnd es unterliegt keinem Zweifel,
daß er auch erwählt wird. Alles was
die Demokraten zu thu haben, ist, fest
zusammenzuhalten, nnd vereint ihm ih
re Unterstützung zn schenken.
Zählung der Einwohnerzahl.— Wie
Mayor Patterson von Harrisburg, so
hat nun auch Mayor Stauffer von Lan
kaster seine Polizisten beauftragt, eine
Volkszählung in jener Stadt vorzuneh
men. Der Anfang soll in Bälde ge
macht werden, und es sollten alle Bür
ger und Bewohner in Lankaster den
Polizisten jcdmöglichc Auskunft über die
Einwohnerzahl verschaffen. Ist dicZäh
lung zu Ende, so wird man ohne Zwei
fel finden, daß Lankaster eine größere
Einwohnerzahl hat als Manche glauben.
Eine neue Wirthschaft. Wie aS
einer Anzeige in heutiger „StaatSzei
tnng" zu ersehen, ist Hr. Adam Rei ti
li o I d vo Marietta jetzt Eigenthümer
des „St. Zohn Hotel" in jener Stadt,
nd da er stets die beste Getränke und
vortreffliche Speisen auf Hand hat, so
wie auch bequeme Stallungen für Pfer
de it.s.w. besitzt, und er selbst ein
sehr zuvorkommender, reeller und promp
ter Wirth ist, so können wir ihn auf's
beste empfehle, besonders da wir schon
Jahrelang Bekanntschaft mit ihm ha
ben. Kurz, Hr. Reinhold ist der rechte
Man am rechte Platz, und wer ihn
besucht, de wird es nicht gereuen.
Dr. Mischler'S Wille. —Dr, Misch
ler, welcher vorletzte Woche in Lancaster
starb, hat in seinem Willen folgende
Vermächtnisse gemacht: Seine Frau er
hält das Eigenthum an der German
Straße, nnd einDrittheel all seines lic
gendcii und anderen Eigenthums; seine
Tochter Hannah erhält ein Drittheil, und
die Kinder seines Sohnes den andern
Drittheil, San, H, Price, Anton
Lcchlcr nd H, C, Brnbakcr sind als
Exekutoren ernannt, Wie es nun
aber heißt, wollen Henry L. Mischlcr
und Fran Haiinah Strachau (Sohn nd
Tochter des Verstorbenen) Einspruch ge
gen de Wille erheben.
Was nächst?— Ein gewisser Doktor
(in Amerika kann sich jeder Doktor nen
nen, selbst wenn er nur einer Kuh ein
Heftpflaster auflegt), Namens Thos, H.
Goodwin, der vor längerer Zeit eine
.Abortion und den Tod der Miß Marie
Eichelberger mittelst Instrumenten nd
Droguen verursachte, wurde letzthin von
der Court in Lankaster für schuldig er
klärt, Da nnil aber bei dem Zeugen-
Verhör die übrigen Aerzte erklärten, daß
Goodwin dem Fränlein Eichelberger
blos Tonic nd kein Gift dargereicht
habe, so haben seine Advokaten auf ein
neues Verhör angetragen. Und wa
wird s nächste sein? daß Goodwin
frei kommt.
County-Conbentiouen. Laut ei
ner AuffordcrNNg trat die demokratische
County-Committee von Lancaster City
und County vorletzten Mittwoch in
Schober'S Hotel zusammen, Hr. W.U.
Hensel wurde einstimmig wieder als
Präsident, und Hr, I. B. Douglas als
Sekretär erwählt. Die Versammlung
war eine sehr zahlreiche, nd die Ver-
Handlungen cinmüthig.
Es wurde unter anderem beschlossen,
die nächsten Connty-Conventionen am
Mittwoch den 19. Zuly abzuhalten, bei
welchen Kandidaten für County-Beam
ten nominirt werden sollen.
Ferner wurde beschlossen, daß, da
Waschington Borongh in zwei Ward
getheilt, dieselbe von nun auch zu zwei
Delegaten zur Connty-Convention be
rechtigt sei.
Am Schluß der Sitzung fand eine
gemüthliche Unterhaltung in Betreff der
verschiedene PrSssdentschafts-Candida
ten demokratischerseitS statt, wobei et sich
herausstellte, daß Hancock und Parker
die belkebsteten Kandidaten sind, Hau
cock aber den Vorzug hat.