Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, June 08, 1876, Image 2

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    Die Staats- Zeitung
I. Georg p er, Herausgeber.
HarrtSvnrg. Pa,
D o u i?e^e st a g, Juni 8, 1870.
Demokratisches
Elektoral-Ticket.
Senatorial-Elektoren.
Tharle SR. Buckalew. i Samuel B. Wil M
Repräsentativ-Elektorenl
Ur7-'N"' -ö
-,. W. . w'igd'. j l. Z- W- K°>.
a. Thomas E.G-SIM. 7- 3°du H U>.
i. Zobn Mora-m. . ThomaS v-wer.
s. 3d . Mmrtson. w. DAgwnMmmee
William K°.°awk. Zl' laweS 3. HaSleii.
. Joel L. LlgW-r. 42. Job B. Guthrie.
I. H. T. Trumbauer, 2Z. R. N. Gidson.
li. Seo. H.Rowland. 41. vaoidS. Moni.
1,. Jodn Realo. 2S. R. B. Brown.
IZ. 3. . M-Tamaut. 40. Tho. W. Grapson.
7. Benjamin S- Moni.
Mehr Betrügereien!
Die Staatskasse beschwindelt ?!
Raditale Schwindler in Haft!!!
Harrisburg wnrdc am Samstag in
eine große Aufregung durch die plötzliche
Verhaftung zweier hervorragender Bc
amtcn de Capitoliumgebäudes versetzt.
Marschall S. Smith, seit viele Jahren
ein Clerk im Staats-Tchatzmcislcr De
partement. und John A.Waggoncr, frü
her Clerk in der General-Auditors Of
fice unter Gov. Hartranft, wurden äin
lich wegen Beschwindlung der Staats
kassc angeklagt, und in Folge dessen ver
haftet. Die Anklage lautet, daß sie zu
sammen eonspirirt hätte, in den Staat
um 85000 zu betrügen, welche von der
Stadt Scranto fällig waren. Die
Verhaftung erfolgte ans die Aussage des
Schatzmeisters MiUspangh von Scran
ton, daß er mit obigen beiden Personen
dahin übereingekommen wäre, iu sei
nem Rcturn 85000 weniger anzugeben,
als die wirklicke Stcucr-Sttinmr betrug!
Von dieser Summe sollte Mills
pauph die Hälfte nd Smith nd Wag
goner die andere Hälfte erhalten. Letz
ten Donnerstag nun ließ jedoch der
Stadt-Schatzmeister Millspaugh von
Scranton „die Katze ans dem Sack"
und zeigte den Betrug dem Staats-An
walt an. Dieser nebst Millspaugh nd
Smith hatten cinc Unterredung mit
einander, wobei sie beschlossen, das Geld
wieder bis zum Samstag Abend zurück
znbezahlcn, da aber Smith seinem Ver
sprechen nicht nachkam, so wurdc er an
jenem Abend verhaftet. Gov. Hart
ranft brachte die Anklage vor Mayor
Patterson, vor welchem ein Verhör statt
fand ; in Ermanglung von 83,500
Bürgschaft für Jeden (84,000 waren
erst verlangt), wurden sie nach der Zail
gebracht.
Sind das nicht saubere Bursch
scheu? Ist es ein Wunder, daß das
Volk klagt? Gerade wie in Harrisburg,
so sieht es auch in Waschiiigton und an
dern Plätzen ans. Wahrlich, ein Rc
gisrnngswcchscl thut höchst noth, wenn
das Land nicht ganz in s Unglück ge
stürzt werde soll.
Smith und Waggoner erfreuten sich
bisher des besten Rufs, aber sie wurde
von der Korruption in Waschingte ver
blendet, >md stehen als verachtete
Verbrecher am Pranger. Gelbsucht,
Luxus nd Verschwendungssucht sind
die Triebfedern, welche sie stürzte.
Die schnellste Reise.
Jarret k Palmcr's Schnellzug wcl
cher am Istcn Juni, Morgens um 1 Uhr
New Bork verließ, um in 84 Stunden
nach Kalifornien zn fahren, langte am
4ten Juni, Morgens um 9.40 glücklich
in San Francisco an, und wurde mit
Kanonenschüssen begrüßt. Der Zug
legte also eine Strecke von drei lau
send Meilen i 83 Stunde nd 4
Minuten zurück! Das ist die schncllste
Reise, die je in irgend einem Lande n
-ternommcn wurde. Zu einer Zeit legte
der Zug eine Strecke von 79 Meilen in
einer Stunde zurück! Vo Chicago ach
Omaha, cinc Strecke von 492 Meile,
wurden in 11 Stunde nd 1 Minute
zurückgelegt!
Selbstmord des frühere türkischen
Sultan!
Vor einigen Tagen erhielt der türki
sche Minister in Waschiiigton City eine
zeigt wird, daß Abdul Aziz Kl>a, der
türkische Sultan, welcher letzthin von.sci
nen Ministern abgesetzt wurde, Selbst
mord begangen, indem er mit einer
scharfen Scheere welche er verborgen
hielt, die Adern seines Arms geöffnet
habe I Die That wurde in seinem Pa
last.woman ihnglfangcn hielt,begangen.
Eine rufliche That.—Letzte Woche
wurde in Easton, Pa., eine ganze Fami
lie Namens Laras, bestehend ans Vater,
Mutter und sieben Familienmitglieder
durch Kaffee vergiftet, in Folge dessen
der Vater und Mutter gleich nach dem
Genuß desselben, und übrige zwei Mit
glieder später starben Und nun kommt
es an's Tageslicht, daß cS der eigner
Sohn der Eltern war, der sie vergiftete!
Er heißt Allen C. Laros, und ist Lehrer
in einer der Schulen. Man hat ihn
verhaftet, wobei er eingestand, daß seine
einzige Absichs gewesen sei, das Geld
seiner Eltern zu bekommen
Die Coroners-Untcrsttchuttg hat fol
gende Thatsachen in dieser Vcrgistungs
geschichtc zu Tage gefördert - Das dem
Kaffee beigemischte Gift war Arsenik,
und die Quantität desselben würde hin
gereicht haben, um 100 Personen zu töd
ten. Eine Summe von 8350 in baa
rem Gelde, da sich im Hause befand,
wurde gestohlen, während eine bedeu
tende Summe in Ver. Staaten Bonds
und andern Sicherheiten unangerührt
llcgen blieben. Daß erst vor einigen
Wochen ein gewisser Thomas Joung
dort beraubt und ermordet wurde so ist
die Aufregung eine ungeheure.
Unser dritter Ausflug.
Waren wieder in Philadelphia, und
zwar diesmal im wohlbekannten Sonth
wark, Ivo die „Staats-Zeitiing" cinc
Masse Leser hat, lauter kernfeste, le
bensfrohe Kameraden. Wir kamen am
Mittwoch Morgen dort an, und kehrte
wie gewöhnlich bei nnserin korpulenten
alten Freund, Hrn. John Schan
bachcr ein; daß wir auch recht herzlich
empfangen wnrdcn, brauchen wir nicht
zu sage. Da Herr S. anch eine Wirth
schaft anf dem Ccntciinialgrund in Ge
meinschaft niit Hrn. Krans hat, so
versieht unsertilterHarrisburgcr Freund,
Hr. John K üble r, jene im South
wa.ik während Hr. Schaubacher für die
Hungrige nd Durstige anf dem Ken
tennial sorgt, und wie wir hören, recht
gute Geschäfte macht.
Die Pennsylvauia Eisenbahn-Gesell
schast hat auf dem Ccntcnnial sehr schö
ne Einrichtungen getroffen. Sie bringt
nämlich alle Passagiere sobald sie Phila
delphia erreichen, zuerst ach dem Ken
tennial, wer da aussteigen will, kann
es thun, und wer nicht, der bleibt ein
fach i de Kars sitzen, denn diese fahren
dann wieder auf einer Art Halbmond
Bah vom Ccntciiiiial ach der Haupt
bahn zurück, nd bringen die Passagie
re nach dem Bahnhof in der Stadt.
Wir haben bisher vergessen z mel
den, daß die Pennsylvania und New-
Jorker Eisenbahn Compaguicen ein sehr
schönes uud großes Depot au der 32stc
und Markt Straße (etwa ei Square
westlich vom alte Bahnhof errichtet
habe. Was innere Einrichtung und
Bequemlichkeit betrifft, so glauben vir,
daß er vo keinem anderen Bahnhos des
Landes übertroffe wird.
Am Donnerstag wnrde einc der schön
ste Prozessionen dort abgehalten, die
Philadelphia vielleicht och je gesehen,
nämlich, eine Parade der Tempelrit
ter. Es war wirklich etwas Großartiges
das nusre Feder nicht zu schildern ver
mag Wenigstens 8,000 Man be
fanden sich im Zug, während tansendc
Zuschauer längs den Straßen dem Zng
zusahen. Aus allen Gegenden uud
Staaten der Union, jasclbst aus Europa
und ander Ländern kamen „Logen
brüdcr" herbei, um im„Cctcunialjahr"
ein recht brüderliches Familienfest zn
feiern. Man sah da keinen Norden nd
keinen Süden, alles schien eine Brüder-
Vereinigung zu sein.
Unter den vielen Fremde (und doch
waren sie nicht fremd zn uns) die sich
dort einfände, trafen wir mehrere bie
dere Freunde ans Williamsport, Pa.,
nämlich Hr. Stopper und dessen
Sobn, Mitglieder der rühmlichstbckaun
ten „Stoppcr'schcn Mnsikbandc," ei
ne der besten im Staate. Sic waren
von der „Baldwin Cominanndcry" in
WilliamSport für diese Gelegenheit en
gagirt worden, waS sehr zn deren Gun
sten spricht, denn obschon in jener
Stadt och cinc Mnsikbande besteht, so
bevorzugte der „Commandern" doch die
„Stopper-Band," weil diese aus lau
ter tüchtigen deutschen Künstlern besteht.
Einen ferneren Beweis der Anerkennung
legte der Commander dadurch an den
Tag, indem crsäinmllichcMitglieder der
Bande nach dem Ccnteiinial nahm, und
für deren Eintritt zm Weltausstellung
bezahlte! Das war nobel, nd ver
dient dcr-„Baldwiu Commander" das
wärmste Lob.
Der Besuch auf dem Centcnnial
scheint zuzunehmen. Dies ist erfreulich.
Sollten die Kommissäre jetzt noch cnt
scheiden, (was wir aber sehr bezweifeln,)
daß auch am Sonntag offeucr Eintritt
zur Wcitausstcllnng sei, dann werden
noch viele Tausende mehr dieselbe besu
che. Die Ausstellung ist etwas wirk
lich Schönes, und vollkommen den Ein
trittspreis werth.
Nicht vergessen dürfe wir zu erwäh
ne, daß lvir auch in Gemeinschaft mit
Hrn. Charles Dürr, cincr Sitz
ung des Direktoriums des deutsche Ho
spital in Philadelphia, beiwohnten.
Sowohl Hr. Dürr (ein sehr licbcuswür
diger Man und ivahrer Menschen
freund,) wie auch Hr. Ja kö b Scha -
dein (jener wohlbekannter und ehren
haftcr Tttchhändlcr au der Zweiten Stra
ße) sind Mitglieder de Direktoriums,
wobei Hr. Laukcua u, ein chrivür
dig aussehender Man, als Präsident
fuugirt. Das deutsche Hospital i Phi
ladelphia ist eine der besten und vir
dürfen wohl sage, wohlthätigste An
stalten jener Stadt. Alle Ehre den
braven Mäuucru, welche dieselbe leite
und führen, denn iu ihren Herzen wal
tet och ei Funke ächter Menschen- und
Nächstenliebe. Möge eiuc höhere Hand
das gute Werk dieser Männer segnen,
Heimathstätte für die leidende Mensch
hcit sei. Später hoffe,, wir selbst ein
mal dem Hospital einen Besuch abzu
statte.
Schließlich sei och beinerkt, daß wir
wieder mehrere frische „Rekruten" ein
gemustert habe, nämlich, Hrn. John
C. Jmcndorf, Nro. 407 Watkins
Str.; Hr. Max Spa gcnbcrg,
ein Metzger, wohnhast an der 3te und
'Moore Straße; Hr. Henry Stc -
g er, ebenfalls ein Metzger, Nro. 1809
Süd 4ten Straße; Hrn. Rudolph
Klagholtz. ei Wirth, Nro. 1735
Süd 5. Straße; Hrn.' Emil Rösch,
ein Bäcker, Nro. 1218 Süd 4. Straße;
Hr. Franz Ehrcnberg, Nr0.791
Süd-Front Straße; Hr. Gco. Gä
bet, ein Wirth, Nro. 091 Passayuük
Avenue; Hr. Geo. C. Böhm, ei
Bäcker, Nro. 127 Christian Straße nd
Hr. Fricdrich Schwab von Micha
elsviiie, Maryland, ei Farmer. Obi
ge sind lauter kernfeste Schütze, die sich
kein U für en .1' normale lassen, son
dern immer den Rage! auf de Kopf
treffe. ESlcbedas„Ripper'schcCorps.''
Den viele Freunde unser herzlich
sten Dank, besonders Hr. Schanbachcr
und Hr. Dürr, wie auch der Mada
nee Schaible; ebenso auch Hrn. Fr.
Klein, der uns mit seinem hübschen Bä>
ckerwage nach der Passaynnk Avenue
brachte, dann aber initsammt Pferd n
Wagen den Reißaus nahm, als er di-
Mnsik.der Tempelritter hörte, und uns
im Stich ließ! Warte nur Alterlc;
wollen's später schon qnitt mache.
Unser alter Freund Dittert (der
Große) an der Passaynnk Avenue und
sein liebes Weible sind Zeuge nnsrer
Verlegenheit gewesen, denn ihnen haben
wir's gesagt, wie seller „Fritz" nns fixte.
Nicht vergessen dürfen wir den freund
lichen Empfang, den uns Hr. Fricdr.
Lau in seinem hübschen Hotel an der
Spruce Straße unterhalb der Zweiten,
zu Theil werden ließ. Hr. L. theilte
ns mit, daß Hr. Staats - Auditor
Teinple von Harrisburg cbenfllUs in
letzter Woche bei ihm eingekehrt sei, nud
mehrere Stunden sich aufs gemüthlich
ste mit ihm unterhalten habe. Hr. Lau
meinte, Hr. Tcmple sei ein sehr netter
Mann, nd würdig des Amtes das er
bekleidet, cinc Meinung, die wir wie
och viele Hunderte die ihn kennen, auf's
wärmste theile. Freund La iisern
besten Dank.
In Betreff der Sonntagssperre, d. h.
des Schlicßcns der Wcltansstcllnngsgc
händc am Sonntag, herrscht och im
mer cinc große Aufregung. Fast ganz
Philadelphia (blos nicht die Mucker)ist
für Ocfsncn der Gebäude. Indessen
sind aber anch die „Frömmler," oder der
aristokratische Adel nicht müßig, sonder
strenge alleMittcl an. um dasOcffne
zn verhindern. Vor einige Tagen wur
de eine Bittschrift in der Sitzung der
„Ctiitennial-Commissäre" verlese, wel
che etwa 400 Bankier und andere
hochstehende Personen unterzeichnet hat
ten. Nun weiß aber ei Jeder, daß eben
diese Lcntc mit Verachtung auf den Ar
beiter blicke, und wünschen keine Ge
meinschaft mit diese zu mache. Si r
fahren mit ihren hübschen Kutsche und
bezopften Lackcicn täglich auf de Stra
ße oder ach dem Ccutcnnial, aber um
den Arbeiter, der von Morgens frühe
bis spät Abends in saurem Schweiß sei
Brod verdient, der muß z Hause blei
be, denn i ihn bekümmert sich Nie
manden
Daß es indessen unter diese Frömm
lern recht verkappte und dumme —Esel
(wir rede von der Leber) gibt, lie
fcrt folgender Fall: Einer unsrcr beste
Freunde warmitseincm Nachbar, einem
Methodisten, wegen der Sonntagsspcrre
in cinc Discnssion gerathen. Unser
wackerer Freund, der auch nicht gerade
auf den Kopf gefalle ist, wieß seine
icthodistischcn Nachbar auf die in letzter
Nummer der „Staatszcitung" ange
führte Punktc der heil. Schrift in Be
treff der SonntagSfeicr. Wie erstaun
te nun aber unser Freund als ihm sein
Nachbar erklärte, daß cr 'dicsc
Punktc noch nie in der Bibel
gelesen habe! Ist das nicht köst
lich ? Nein, ist es nicht höchst dumm
eine solche Erklärung von einem M c
thodisten zuhören? Und wie
viele Andere mag cS wohl noch
geben, die jene Pnnkle'ebenfalls o ch
ie gelesen haben? Und doch schreien
sie immer von Entheiligung des Sab
baths ! Fürwahr, solche Lcntc treibe
mit der Bibel nd mit der Religio ei
nen wahren Spott, und verdienen die
tiefste Verachtung aller rechtlich denken
der Mensche.
Nebst de Tempelritter hatte auch
die Katholiken eine große Zusammen
kuilst i Philadelphia, indem sich der
Römisch kath. Ccntral-Vereiii der Ver.
Staate seine (wen wir nicht irren)
siebente JahreS-Versammluug dort ab
hielt, zu welcher sich eine große Anzahl
Delegaten und Bcrcinsmitglicdcr eilige
funden hatte. Ei intimer Freund
hat uns versprochen, nähere Einzclnhci
teu darüber mitzutheilen, und da wir
eine bedeutende Zahl katholischer Leser
haben, so wird die betreffende Mitthei
lung gewiß für sie von Interesse sei,
besonders da unser Corrcspondcvt eine
gewandte nd gediegene Feder führt.
Philadelphia verlor letzthin einen
seiner thätigsten und beste Bürger durch
den Tod, nämlich, Hr. Wm. Hart
m a ii n, Dirigent des „Jungen Män
ncrchors," indem er im „Deutsche Hm
spilal" im 47. Jahre seines Alters starb,
tief betrauert von einer großen Anzahl
Freunde nd Bekannten .
Hr. Krupp, der berühmte Kanonen-
Fabrikant' zn Essen, Preußen, befindet
sich gegenwärtig auf Besuch in Philadcl
phia, und betrachtet sich die Weltausstel
lung.
So viel für heule.
Geschichte der Postiiiarken.—Zuerst
wurden sie i London eingeführt—am
10. Januar 1839- und zehn Jahre lang
machte außer England kein Staat wei
ic>ch'tä'üaj!cüh'>e?rs!ä'ni 1. Januar 1849
auf, die Thür und Tarisisiche Post führ
te sie im Jahre 1850 auf deutschem Bo
de ein, und gegenwärtig befinden sie
sich in 09 europäischen, 5 afrikanischen,
5 asiatische, 36 amerikanischen uud 10
australische Staate i Gebrauch
Auch gibt es deren im Van Diemens
land. Hayti, Natal, Honolulu nd Libe
ria.
Alle Staaten bedienen sich viereckiger
Postmarkc; nur die vom Kap sind
dreieckig geschnitten. Die billigste Frei
marke ist die französische zu 1 Centime.
Die am sauberste gravirte sind die
von Frankreich und von Griechenland.
Die unansehnlichsten sind die belgischen
und die englischen Pennymarken. Die
größten sind die sibirischen.
Kurzer Prozeß mit Mördern. In
voriger Woche wurde ein Handelsmann
Namens Hartmann, in Abbeville Eon
ty, Süd-Earolina, von vier Männer er
mordet. Die Mörder wurden ergriffen
und in'sGesängniß geführt. Nachts kam
ein Haufen maskirter Männer vor das
Gefängniß und verlangten vom Sheriff
die Auslieferung der Mörder, was ge
schal); worauf dieselbe ergriffen und auf
geknüpft wurden.
Am 13. Mai wurde i Winter Seat
in Edgcfield County, Süd-Carolina, der
75jäyrige John D. Hanno nd seine
50>ährigc Frau Katharina von sechs Ker
len ermordet! Dieselben wurden alle
verhastet und sofort vom Volke anfge
hängt; es waren alle 6 Neger.
Philadelphia Brief.
In Zwanzig Minuten um die Welt.
(Von njertm regelmäßigen llorrespondenlen.)
Phila d e lp hI a, 5. Juni,'7o.
Jeder Tag fügt Neues und Interes
santes zur Ausstellung. Rußland und
die Türkei haben den größte Theil ihrer
znr Ausstellung kingtroffeflcn Artikel
noch nicht einmal ausgepackt, und ande
re Länder treffe wesentliche Verbesser
ungen in ihren Abtheilungen, sowohl in
dem Arrangement, wie in de Artikeln
selbst.
Es ist mühsamer, als Manche denken,
die Runde durch diese „Welt im Klei
nen" im Fairniount-Park zu mache
Fast alle Besucher klagen über baldige
Ermüdung, nd es ist das nicht z ver
wundern. Die Länge der Wege im
Hauptgebäude allein beträgt mehr als
elf Meile (ein schon stattlicher Spazier
gang) ; aber es ist noch mehr das fort
währende Stehenbleibe, was ermüdet,
als das Gehen. Und stehe bleibe
muß man doch, um die tausendfältigen
Artikel zu betrachten, die immer von
Neuem das Interesse des Beschauers fes
seln. Mit Recht wird Klage darüber
geführt, daß noch immer nicht für Sitz
plätze i genügender Zahl gesorgt ist,
und daß die vorhandenen unzweckmäßig
vertheilt sind. Sic befinde sich mei
stens in dem große Mittclgang, wel
cher allerdings wie die Hanptstraßc cincr
Stadt die grüßten Attraktionen darbic
tct; -aber doch nicht alle. Italic,
Norwegen, China, Japan, Dänemark,
Rußland, Brasilien, Oesterreich und och
andcrc Länder haben die Hanptfronte
ihrer Abtheilungen an dem Mittel-Gan
ge, und man findet in der Regel dort
wohl einen Sitz, von welchem ans ma
bequem Alles betrachten kann, was so
zu sagen in den Schaufenstern dieser
Abtheilungen ausgestellt ist; will mau
aber das Innere der letzteren erforschen,
so muß ma ans den Beinen bleiben, sei
es wandernd oder stehend. Es ist das
immerhin cinc Strapaze, nd ach drei
bis vier Stunden fühle sich die meisten
Besucher merklich ermüdet.
Man kann freilich für Sechzig Cent
per Stunde mieu Rollstuhl cngagire,
und sich umherkntschircn lassen; aber es
ist das wesentlich doch nur für kränkliche
oder gebrcchlichePcrsonen. Es ist näm
lich cinestheils sehr langweilig fortwäh
rende Anweisungen gebe z müssen,
wohin der Stuhl gerollt werden, und
wie lange er diesem oder jenem Artikel,
den man näher betrachten will, halten
soll, und dann kann man, weil manche
Gänge sehr schmal sind, anch nicht über
all mit einem Rollstuhl hinkommen. Es
ist das speziell in der Chinesischen Ab
theilung der Fall, die sehr viel Inte
ressantes darbietet. Manche Besucher
bringen klcincdrcibeinigcFcldstühlcmit,
die an den Eingängen zu Ein Dollar
und Fünfzig Cents verkauft werde, und
die man ebenso bequem, wie einen Re
genschirm tragen kann.
Wer übrigens seine Zeit am besten
ausnutze will, der sollte, gleich nach
dem er in den Platz eingetreten ist, sich
in eine Kar der schmalspurigen Ei
senbahn setzen, die Rundfahrt um de
ganzen Platz machen. Die.Strecke ist
drei Meilen lang, und es nimmt die
Fahrt nur zwanzig Minuten in An
sprnck.' Das Fahrgeld kommt gar nicht
i Betracht, denn es beträgt nur fünf
Cents. Durch eiuc solche Rundfahrt
erhält mau eine llcbcrblick über den
ganzen Platz. Die Eisenbahn führt an
den meiste Gebäuden vorbei, die fast
sämmtlich durch Aufschriften mit großen
Buchstabe leicht kenntlich sind. Der
Zug fährt von einer Station in der Nä
he des Hauptgebäudes ab, nd führt
vorbei an dem Frauen-Pavillon, wel
cher mit selbstverständlicher Aufnahme
der Franc selbst, nr wcnig Interessan
tes darbietet; denn an dem Gebäude
des StaatesNew-Jcrsey, welche das am
Meiste pittoreske von allen Gebäuden
auf dem Platze ist, die von cinzeinc
Staaten errichtet wurde, und dann ge
langt man ach der Agricnltur-Hallc,
die eine Bodenflächc von zehn Acker be
deckt, und unzweifelhaft eine der interes
lautesten Abtheilungen der Ausstellung
bildet. Nachdem man um die ganze
Agricultnr Halle gefahren ist, gelangt
ma an eine Reihe kleiner Gebäude, die
vo de verschiedenen Staate errichtet
wnrdcn. Unterdessen ist das von Ohio
das substantiellste, das vo New-lork
das schönste, das von Connecticnt das
kleinste, nd das von Massachusetts das
häßlichste. Auch andere Staaten habe
in Häßlichkeit ihrer Gebäude Erstaunli
ches geleistet, aber keiner übertrifft Mas
sachusetts. Aber abgesehen von ihrem
chern aus den entsprechenden Stctatcn
viel Comfort dar. Sie finden dort
Parlors nd auch Zimmer, in welchen
sie ihre Garderobe ordnen könne. Re
gister werde dort geführt, in welche die
Besucher ihre Namen und Adressen ein
tragen, wodurch Gelegenheit geboten
ivird Bekannte zu treffe. I dem
Ohio-Gcbäudc ist sogar cinc Säule auf
gestellt, an welche Betrachtungen über
die Ausstellung geschrieben werden dür
fe. Solche Adjektive wie „splendid!"
„glorios!" „grandiös!" legen Zeugniß
davon ab, daß die "dir! Ok 1876" dort
war.
Ilm nun zu der Rundfahrt zurückzu
kehren, so fährt der Zug, nachdem er die
Staatsgebändc passirt hat, nach dem
Englischen Farmhans, (welches durch
seine eigenthümliche Architektur allge
meine Aufmerksamkeit ans sich lenkt),
nach den Canadischen Holzhöfcn, den
Vereinigten Staaten Regierungs - Gc
bä-nden, der Mnschinen-Halle, und kehrt
dann nach der Station zurück, von wel
cher er abfuhr. Die ganze Rundfahrt
um diese „Welt im Kleinen" hat nicht
länger als zwanzig Minuten gedauert!
Man darf freilich nicht annehme,
daß eine solche Fahrt de Besucher in
Stand seht, auch nur die Außenseite al
les besten zu sehen, was es Sehenswer
thes ans dem Platze gibt. Er mag ei
nen Monat lang als aufmerksamer Be-
obachtcr ans dem Platze und in de Ge
bäuden sich mhertunimcl, so wird er
doch noch fortwährend Neues und In
terssantes finden. So ist es z. B. ge.
wiß überraschend, wenn man ans dem
Bazar der Nationen i der Hanpthalle
tritt, und seine Schritte nicht nach ande
ren Gebäuden sondern in das reizende
lenkt, dort eine von
„Trappers" bewohnte Hütte zn finde,
und daneben einen kleine See mit In
diäNcr-O-moos, Unzählige Besucher der
Ausstellung haben diese reizende Stelle
nie bemerkt, und doch ist sie sehr interes
sant.
Ebenso ist es mit dem Neil-England
Blockhans, dessen Architektur und inne
re Einrichtung genau so ist, wie es vor
hundert Jahren Sitte nd Brauch war.
Um die Täuschung vollständig zu ma
che, erscheinen die Insassen des Block-
Hauses in der damaligen Kleidung, und
geben anch in ihrem Wesen und iu ih
rc Manieren ein treues Bild jener Zeit.
Welcher Kontrast zwischen der Solidität
der damalige Möbel, die freilich nicht
so geschweift nd geschnörkelt sind, ivie
die jetzige, mit de geschmackvolle,
aber wenig solide HanScinrichtnngcn
der modernen Zeit. Beschränkt sich aber
dieser Contrast ans das lebloscMobiiiar,
oder geht er nicht viel weiter?
s', X, 8.
Ver. Staaten Meensen.
Die Ver. Staaten Beamte sind ge
genwärtig damit beschäftigt, den Wir
then, Branntwein-, Cigarren nd Ta
backhändlern,/urz Allen, welchen Onkel
Sam nicht gestattet, ihr Geschäft zu be
treiben, ohne daß er in Fori cincr Li
cenz seine Eiiiwiliignng dazu gegeben
hat, aufzuwarten.'
Die dcßfallsigen Bestimmungen lau
ten:
1. Das Licensenjahr beginnt am l.
Mai und endet am nächstfolgenden 30.
April.
2. Wer eine Licenz für einen Theil
des Jahres nehmen will, muß dieselbe
vom ersten Tage des Monats, in Ivel
chcm er daS Geschäft begonnen, rechnen
und muß bis zum Ende des Meensen
sichres bezahle.
3. Kleinhändler niit Malzgctränkc
könne keinen Branntwein verkaufe,
ohne die Licenz als Kleinhändler mit
Brennerei erworben zu haben.
4. Kleinhändler mit Branntwei kön
nen als solche Niemanden fünf Gallo
nen zu gicichcr Zeit verkaufen. Jeder,
der wünscht, Mengen von fünf Gallo
en und mehr zu verkaufen, muß cinc
Großhändler-Liccnz erwerben.
5. Niemand, der mit Wein, Brannt
wein oder Bier handelt, darf Taback im
Blatt oder hergerichtet, Schnupftaback
oder Cigarren verkaufen, ohne die Licenz
als Tavackhändlcr erworben zu habe.
0. Brauer,welchedieLicezals„Brnu
er von weniger als 500 Faß" erworben
haben nd während desselben Meensen
jahrcs ihre Prodnctio z vergrößern
wünschc, haben vorher m eine Licenz
zum Betrage von 8100 einzukommen.
Nachdem er diese neue Licenz erhalte
hat, kaun der Brauer sich an den Steuer
commissär um Rückerstattung der 850,
weniger 5 Prozent Abzug, wenden.
Die Meensen sind folgende:
Rcctificirer 8200
Branntwein-Kleinhändler 25
Branntwein-Großhändler 100
Bierhnndlcr 50
Bierwirthc 20
Händler mit Blättertaback 25
Kleinhändler mit Blättertaback 50
Und bei Verkauf von über 81000,50
Cts. von jedem Dollar über 81000.
Händler mit hergerichtetem Taback 5
Fabrikante von Destillirapparalc 5g
Und für jede Blase 20
Und für jede Schlange 20
Tabacksfabrikantcn 10
Cigarrenfabrikanten 10
Tnbackshausirer I.Kt. (mehr als 2
Pferde oder Znglhicre) 50
Tabackshausirer 2 Kl.(2Pfcrdc oder
Zugthiere) 25
Tabackshausirer 3. Kl. (iPferd oder
Zngthier) 15
Tabackshausirer 4. Kl. (zu Fuß) U 1
Brauer von weniger als 500 Faß 50
Brauer von 500 Faß oder mehr 100
Der Jndianerkrieg.
Der Strcifzug gegen die sich auf dem
Kricgspfade befindlichen Siour-Jndia
ncr wird nach neueren Nachrichten as
dem fernen Weste mit Eifer betriebe
Gen. Crovk hat seine alte Strategie wie
der angewandt und seine Macht durch
verbündete Indianer vermehrt. Indes
sen ist sein Vordringen durch die Schwie
rigkeit des Uebcrsetzens der angcschwol
lene Ströme einigermaßen verzögert
worden. We'nil mau die Wilden in s
offene Feld treiben konnte, so würden
die verschiedene Colonnc, welche jetzt
gegen sie anrücken, kurzen Prozeß mit
ihnen mache. Aber die Indianer pfle
gen offene Schlachte zu vermeide, sie
kämpfen fast immer unter Deckung und
ihr Gebiet ist voll natürlicher Bergfe
deshalb höchst wahrscheinlich, daß dies
der Anfang eines langandanernden In
dianer Krieges werden wird, welcher sich
ebenso i die Länge ziehe uud ebenso
viel Geld kosten wird, wie der berühmte
Krieg gegen die Seminolcn. Und da
dabei ist es nicht einmal die Sache des
Rechtes, für welche unsere Truppen
kämpfe, denn die Feindseligkeit der
Sionx ist aus der groben Verletzung der
Vertragsbestimmungen seitens der Bim
desregierungcnentsprungen. Dasßccht
ist vielmehr klar ans Seiten der Sionx.
Und wenn nur die Contraktorcn und
die übrigen Harpyen des Indianern
gcs selbst gezwungen werden könnten,
die von ihnen eingebrockte Suppe ans
znessen nd den Schießprügel cigenhän
dig gegen die Wilden zn tragen, so wür
den die Sympathien des Landes ver
muthlich nicht auf der Seite der „Civi
lisation" stehen.
Deutsche MayorS. Es gibt seht
deutsche Mayors in den Städten Brook
lyn, Bnffalo, Toledo, Jersey City und
St. Lonis. DaS ist keine üble Erschei
nung und das Beste besteht noch darin,
daß man überall mit de Gewählten
sehr zufrieden ist.
Fuch, der Mörder des W.
Simmons in New Jork, welcher am 2.
ds. Mts, gehängt werden sollte, wurde
von Gov. Tilden zn Lebenslänglicher
Zuchthausstrafe begnadigt.
Die mordenden Indianer.
Ci n ci nati, 1. Juni. Aus Lin
coln Neb., kommt die Nachricht, daß eine
große Anzahl der Männer, welche un
ter Führung des Capitän Stone ach
den Black Hills abgingen, von de In
dianern erschlage wurden. Ein Theil
der Expedition zog durch die 50 Meilen
von der-Rcd Clond entfernten Sand
Hills, auf den sandige, kaum passirba
reu Wegen. Es war ein sehr warmer
Tag und die Männer, die ihre Röcke
und Waffen i die Wagen gelegt hat
te. lchlcpptc sich mühsam vorwärts,
als die Indianer über sie herfielen und
sie vom Zngc abschnitten, worauf die
wehrlosen Männer von de mörderische
Wilden abgeschlachtet wurden. Die
Führer des Zuges, Kapitän Stone nd
JamcS Wood, waren unter den erste,
welche sielen. Die Name der Gctöd
tele sind, soweit bis jetzt ermittelt,
i Sionc, Wood, Armstrong, Kelle, Hud
lestou, West, Walinsk, Barr, Schatten
gcr, Latts, Krunk, Laboyteanr-, Bauer,
Wunk, Oldwage, Mozeantc, Kaddcl,
McKeag, Leanccr und die beide Fuhr
leute. Ma glaubt, daß keiner der 49
Männer der Expedition entkomme ist.
Mehrere der scalpirte und verstümmel
ten Leichen wnrdcn nach dem Fort ge
bracht. Es verlautet jetzt, sämmtliche
Indianer hätte die Agenturen verlas
sen und befände sich anf dem Kriegs-
Pfade.
Der Papst als Musiker.
Es ist vielleicht nicht allgemein be
kannt, daß Papst Pius IX. ei tüchti
ger Musiker ist. Als junger Mann bc
trieb er insitalischc Studie sehr eifrig
und hat cinc sehr klangvolle Stimme.
Selbst jetzt noch, wenn Sc. Heiligkeit
das Hochamt abhält, sind alle Anwescn
dcu über die vortreffliche Ausführung
des schwierigen Gregorianische Gcsan
gcs erstaunt. Der Papst hat sich stets
als ei Gönner der Musik ciwicsc und
ihm allein hat Rom die Blüthe seines
Mnsik-ConservatorinmS' zu verdanken,
obwohl dieselbe seit einiger Zeit bedeu
tend nachgelassen hat. Als der Papst
vor einige Wochen dem große Com
pouiste Kappoci, dem Direktor des be
rühmte Chor des Vatikans, begegnete,
wünschte er dem Meister Glück, zog ei
nen wcrthvollcu Ring vom Finger und
beschenkte ihn damit. Gleichzeitig be
fahl er, den Namen kappoci der Liste
der Inhaber des GroßordcnS des heil.
Gregor zuzufügen. Rossini war ein in
timer Freund dcS Papstes und widmete
ihm eine sehr-hübschcn Marsch Gou
od ebenfalls wurdc oft vo ihm cmp.
fangen nd empfing mehrere Auszcich
ungeu Als die Prima-Donna Kar
lotta Marchisio starb, ordnete Sc. Hei
ligkcit an, sein spezieller Chor soll das
Requiem singen. Pius IX jntcrcssirt
sich sehr für die große Frage der Reform
kirchlicher Musik, welche jetzt so lebhaft
in der musikalischen Welt besprochen
wird. Er mißbilligt den Gebranch pro
faner Musik in Kirchen, gleichzeitig aber
drückte er kürzlich seine Meinung ans,
was mau in der Regel als „Sacrcd"-
Musik bezeichne, sei trübselig und nie
derdrückend. Er ist der Ansicht, „Sa
crcd '-Musik solle dramatisch, aber nicht
theatralisch sein.
Eine Maus von einer Spinne ge
fangen. Die „Detroit Abcndpost"
schreibt neulich i Ohne Zweifel habe
unscrc Leser schon oft mit Bewunderung
nd Erstaunen die Kuustfertigkcit und
Ausdauer beobachtet, welche gewisse Ar
ten von Spinne bei der Herstellung ih
rer Netze entwickeln. Man wird be
merkt haben, daß sie oft stniidcnlang
vergebliche Versuche mache, die feinen
Fäden an einem gewissen Punktc zu bc
festigen, bis es ihnen endlich gelingt.
Jede dieser Spinncnckrtcn hat eine ge
wisse, symetrischc Regelmäßigkeit iu ih
ren Geweben; Ivie zum Beispiel die
Kreuzspinne stets ein regelmäßiges Rad
herstellt, die schwarze Spinne ein Netz
ii.s. w. Folgende kaum glaubliche, in
deß vo vielen zuverlässigen Angcnzcu
gen bcwah'rhcitetc Geschickte, wie eine
kleine schroarze Spinne eine Maus ge
fangen hat, wurde von dem „New Or
leans Pieaynnc" mitgetheilt, und da sie
einen weiteren Beleg für die crstancns
werthe Klugheit der Spinne angicbt,
theilen wir sie nachstehend mit:
In der Tischlcrwerkstätte des Michael
Groß, an Grcalmc Straße, hatte eine
keine schwarze Spinne unter cincr Bank
ihr Operationsfeld gewählt. In der
Nähe befand sich ei Mauseloch, und
eine Maus hatte die Gewohnheit, tag
täglich mehrere Spaziergänge i der
Werkstatt zu machen und dann das Loch
wieder zu ihrer Wohnung in der Wand
dies die Spinne schon längere Zeit be
obachtet und den Plan gemacht, die
Maus zn fange. Am Montag Mor
gen fing sie an, vor dem Manseloche her
starke Fäden auszuspannen. Endlich
erschien dann die Maus im Loche, und
augenblicklich waren ihre Hinterbeine
von so starke Fäden umwickelt, daß sie
nicht entspringe konnte. Die Spinne
umzog dann auch den Schwanz der
ManS mit Fäden, nd gelang es ihr
dann, den Hinterthcil der Maus in die
Höhe z ziehen, so daß sie nur och mit
de Vordcrfüße den Boden, berührte.
Die Spinne fuhr fort, ihr Opfer mit
Fäden zu nmwickelii, und einige Stun
den später war die Maus so in die Höhe
gezogen, daß sie einen Zoll hoch über
dem Boden schwebte.
Natürlich machte, die Maus die
furchtbarsten Anstrengungen, sich der
unsichtbaren Bande zn entledigen, aber
vergeblich. Herr Groß, der zufällig
das Thu und Treiben der Spinne be
buchtete, rief cinc Anzahl Freunde her
bei, und die ganze Nacht hindurch wur
de die Arbeit der Spinne mit Aufmerk
samkeit bewacht. DaS kleine Insekt
nahm zeitweilig seinen Sitz ein auf dem
Schwänzende der Maus, sog Blut ein
und fing dann wieder an, Fäden zn
spinnen und sein Opfer höher hinaufzu
ziehen. Am Dienstag Morgen war die
Maus 3j Zoll hoch vom Boden und
lebte och, war aber sehr schwach. Die
wunderbare Kunde, daß eine Spinne
cinc Maus gefangen hatte, verbreitete
sich in der Stadt, nd viele Aerzte und
Professoren begaben sich zur Werkstättc
des Herrn Groß, um sich persönlich von
der Thatsache zu überzeugen. Alle er
staunte über da riesige Unternehmen
der kleinen Spinne, die ihr Werk so klug
nd erfolgreich ausgeführt hatte. Herr
Groß will sie gestört lassen und
wünscht zn sehen, was die Spinne
schließlich mit der todten Maus anfan
gen und wie hoch sie dieselbe in die Höhe
Ziehen wird:
Am vorigen Montag feierte die Js
raclittcn das „Fest der Wochen," das
zur Erinncrnng an den fünfzigsten Tag
nach dem Auszug dcsVolkcs Israel aus
Egypten eingesetzt ist, an welchem vor
3188 Jahren Moses ans dem Berg Si
nai die Gesetzestafeln mit dem 10 Ge
boten erhielt.
Europäisches.
London, 1. Juni. Serbien, Bos
nien und die Herzegowina werden, durch
Rußland dazu beeinflußt, die Autorität
des ene Sultans nicht anerkennen
und in Kurzem ihre vollständige Unab
hängigkeit von der Türkei erklären.
- Londo n, 1. Juni. Obschon man
noch hofft de Frieden zu erhalte, be
reitet sich ohne Zweifel England auf de
Krieg vor. Es ist sicher, daß zehn In
fantcric-Rcgimcuter Befehl erhalten ha
ben, sich jeder Zeit für die sofortige Ver
schiffung nach Malta in Bereitschaft zu
halten
Ans Petersburg kommt die Nachricht,
daß Rußland fest ans seinem Entschlüsse
beharrt, von der Türkei die Einführung
der Reformen zu verlange, welche es
für unbedingt nothwendig hält.
Wic, 1. Juni. Der östreichische
Gcueralstabs-Chcf Fcldmarschall Baron
van John ist gestorben.
Aus Frankreich wird der Tod des
republikanischen Senators Peruette und
derbes bonapartistischcn Senators Bert
rand gemeldet.
Lo do n, 1. Juni. Einem soeben
aS Coiistantiiiopcl hier cingctroffcnen
Telegramm gemäß, ist der Sultan Ab
dul Aziz entthront und Mehcmmed
Mnrad Effcndi, sein Neffe und Thron
folger, zum Sultan ausgerufen worden.
C o sta ti opcl, 1. Juni- Der
entthronte Sultan wird in einem Kiok
am äußersten Ende des Scrvül bewacht.
Die Minister theilten Mehcmmed Mn
rad Effcndi Montag Nacht mit, daß er
zum Sultau proklnmirt sei. Eine
Volksdemoiistration fand am nächsten
Morgen statt, doch wurde der neuen Re
gierung keine Unterstützung angeboten.
Jetzt herrscht vollständige Ruhe. Chri
ste und Türken sind mit der veränder
ten Sachlage sehr zufrieden. Die Stadt
wird heute illnminirt werde und sollen
die Festlichkeiten drei Tage dauern.
Lon d o li, 1. Juni. Eine Spezial-
Dcpcschc you Paris an den „Telegraph"
sagt, daß die Aufständischen den Ort
Bichac i Bosnien angegriffen und nie
dergebrannt und dabei 350 Türken ge
tödtct haben. Bei einem zweiten Zu
sammentreffen iu derselbe Gegen wur
den die Türke geschlagen. Sic ließen
120 Todte auf dem Schlachtfeld?.
Hambn r g, 2. Juni. Eine profes
sioiicllc Rndcrmaniischaft ist hier orga
nisirt worden, um an der internationa
len Regatta in Philadelphia Theil zn
nehmen. Dieselbe wird ans den Her
rcn Rosen, Steinberg, Metz uud Brun
ncll, nebst de Herren Hahn nd
Schmitt als Stellvertretern bestehen.
Dieselben werde, anßer Hahn, als
fünf der beste Ruderer in Europa an
gesehen Tic haben zwei Böte von Eng
land erhalic nd werden im Juli nach
Amerika abgehe, vorausgesetzt, daß die
nöthige FondS zur Deckung ihrer Rei
sekosten bis dahin gezeichnet werden
In Belfort ist der von hier ach
dort umgezogene Maler Kiiaub, ein
Bürger serer Stadt, ermordet aufge
funden worden. Ueber den Thäter und
die Motive zur That ist Nichts bekannt
geworden.
Der dcutschc Kaiser hat für das
Luther-Denkmal in Eislebeu 3000 Mark
bewilligt
M ichclstadt. Am 25. April stand
der renitente und deßhalb abgesetzte
Pfarrer von Rothenberg, E. Kraus, vor
dem Bczirksstrafgerichte dahicr. Es
war eine größere Anzahl Zuhörer erschie
nen, namentlich wieder die vier Grafen
vo Erbach und einige reutitcutc Geist
l!,,-. stand nx-ani 45 Amtshand
lunge (Predigt, Taufe, Trauung, Co
firmation), welche er bis Ende 1875
vorgenommen, unter Anklage, und die
Staatsbehörde hatte für jeden Fall eine
Strafe von 25 M oder drei Tage Ge
fängniß beantragt. Da aber der Ange
klagte, che die Untersuchuiig beendet
war, im Monat Januar d. I. aber
mals 18 solcher Amtshandlungen vor
nahm, so trug die Staatsanwaltschaft
„wegen hartnäckiger Gesetzwidrigkeit"
für jeden dieser Fälle auf 50 M. oder
sechs Tage Gefängniß an. Das Urtheil
wird am 9. Mai eröffnet.
M ü lhausc n. Mit dem 11. Mai
wird die Mülhauscr Industrieausstel
lung beginnen, welche eine der merkwür
digsten und nützlichsten zu werden ver
spricht, die je ein kleines Land oder gar
nr eine Privatgesellschaft veranstaltet
hat.
Als am 13. April der von hier nach
Basel fahrende Zug an der Barriere bei
Rirhkim ankam, durchbrach ein an ei
neu Wagen gespannter, scheu gcworde
ncr Ochse dieselbe und rannte auf die
Bahn. Der Wagen wurde vo der
Maschine des Zuges zertrümmert; von
den drei Personen, die auf dem Wagen
sahen, wurde die 20 jährige Tochter der
Wittwe Haas und der Fuhrkuecht auf
der Stelle getödtct. Der 14jährige Brn
der de verunglückten Mädchens kam
mit dem Leben davon.
Locale Neuigkeiten.
Laneaster, Pa.
D oiinersta g, Juni 8 1870.
Achtung, Demskraten!
Laut cincr Aufforderung der Demo
kratischen City Exekutive Committee von
Lankaster, finde die Vorwahlen znr No
minativ eines Candidate für die näch
ste Legislatur, am Samstag den 17ten
Ji statt, nd zwar vo 5 Uhr Nach
mittags, bis 8 Uhr Abends. Zugleich
hat anch jede Ward ein Mitglied als
Exekutive Committec zu erwählen
Jetzt heraus, Demokraten. Ihr könnt
einen Demokrat in die Legislatur er
wähle, wenn ihr wollt! Nur frisch
an's Werk.
Dir demokratische Eouuth-Eommit
tee ist ersucht, sich laut einer Aufforder
ung de Vorsitzers derselben, am Mitt
woch den 14. Juni in Schober'S Hotel,
Lancaster, zu versammeln.
Jacob Wenger, seit de letzten 15
Jahre ein Jnsaßc dcS Lankaster Coun
ty Armenhauses, wurde vor einigen Ta
gen in einem sterbende Zustand anf
der Straße nahe jener Anstalt gesun
de.
LobenSwrrth.— Hr. H. k. Demuth,
der bekannte Tabakhändler in Lancastcr,
machte am Mittwoch seine sämmtlichen
Arbeitern ein Geschenk in der Gestalt
cincS Freibillets ans der Eisenbahn vo
Lankaster nach Philadelphia, nd versah
sie auch mit freie Eintrittskarte zur
Weltausstellung.
Zehen abgeschnitten.— Ein Fremder,
der sich weigerte seinen Namen anzugc
bc, im Versuch, von einem Eisenbahn
zng nahe den Locomotiv Eisenwerken in
Lankaster abzuspringen, stürzte er, wobei
ihm seine Zehen an den Füßen abge
schnitten wurden. Später sagte er dem
Arzt der ihn behandelte, sein Name sei
John Hoickel.
Schwer verwundet.- Friedrich Mil
ler, Sohn des Hrn. Henry Miller von
Lankaster, stürzte letzte Woche tzurch die
Oeffuilng eines Daches des Carriage-
Fabrik Gebäudes auf dem Centennial
grund, wobei er sich sehr schwer verletzte.
Man brachte ihn nach dem Hospital,
vo wo er später nach seiner Wohnung
in Lankaster verschafft wurde.
Feuer in einem SpritzcnhauS.^Am
Freitag Früh zwischen 1 und 2 Uhr
entdeckte man, Feuer im Schiffler
SchlanchhauS zu Lankaster. Die Treppe
weiche nach der oberen Halle führt, war
i Brand gerathen, wurde aber bald
wieder gelöscht. Wie das Feuer ent
standen weiß man nicht genau; Brand
stiftnng wird indeß vermuthet, da brenn
barer Stoff, der sich unter der Treppe
befand, brannte.
Tod de Capt. Hambright.—Wm.
B. Hambright, der älteste Condnktor
nus der Pennsylvania Eisenbahn zwi
scheu Columbia und Philadelphia, des
sen Abdankung und Krankheit wir neu
lich meldete, ist endlich letzterer unter
legen, indem er am Freitag in seiner
Wohnung zu Lankaster, umringt von
seiner ganze Familie, starb. Der Ver
storbene war einer der zuverlässigsten
und gcachtcsteu Angestellten der Bahn,
und erreichte ein Alter vo 65 Jahren.
Beraubt. Unser geschätzter Agent,
Hr. Charles K raus von Lankaster,
welcher als Vormann in der "lmzmrer"
Buchbinderei angestellt ist, wurde am
Montag Abend kurz ach 8 Uhr auf
offener Straße überfalle, nd m seine
ganze Baarschast, bestehend aS 827 be
raubt. Nachdem Hr. Krans sich wieder
erholt hatte, verfolgte er die Räuber,
konnte sie aber nicht einholen. Es muh
nicht ganz sauber in Lankaster aussehe,
wenn Leute am frühe Abend ans den
Hauptstraße zusaminengeschlage. und
beraubt werde Wo war wohl die
Polizei? .
Zwei erprobte Hausmittel. Ei
alter, deutscher Farmer empfiehlt fol
gcude zwei Hausmittel als durchaus
probat:
Um Fleisch vor Würmern zu bewah
re, giebt es kein besseres Mittel, als
dassclve, wenn es vom Fett feucht wird,
mit Pfeffer zu bestreue, dann kommt
kein Wurm daran und sind schon welche
da, so fallen sie herunter. Ich thue dies
schon seit viele Jahren und mein Fleisch
hängt den ganzen Sommer auf dem Bo
de.—Hier auch noch ein Mittel gegen
Hühnerauge, das ich von einer
alten Frau erhielt. Schneide ein Stück
Speck etwas dicker als Papier, lege es
auf das Hühnerauge bis es trocken wird,
dann lege ein frisches Stück darauf.
In zwei bis drei Tagen kann man de
Hügel abnehmen und den Dorn heraus
ziehen Ich habe es probirt und nun
schon seit zwei Jahren Ruhe. Wegen
einer solchen Kleinigkeit sollte man sich
doch nicht lange vomSchnh drücken lassen.
Ein Wort an die deutschen Eltern.
—Die Vortheile der deutsche Sprache
in dcutschamcrikanischen Familien stellt
ei deutscher Bürger in einem Nelv Jor
kcr Blatte in trefflicher Weise zusammen
ivic folgt: Nach zwanzigjähriger Ersah
rnug habe ich bemerkt, daß die Eltern,
deren Kinder sich nicht schämen, deutsch
zu spreche, am meisten Freude an den
selben erlebe. Wir können doch auch
unsre Mutter und HcrzenSsprachc nicht
aufgeben. Das Kind soll sich im älter
lichen Hause heimisch fühlen, soll mit
Vater und Mutter deutsch sprechen, deut
sche Geschichte und passende Stellen
aus den Zeitungen mit anhören und
selbst lese. Es soll Gefallen finden an
deutsche Sitten und Unterhaltungen.
Ist eS den Eltern aber gleichgültig, wie
ihre Kinder spreche oder denken, so su
che diese sich gewöhnlich außer dem
Hause andere Gesellschaften, lerne, wie
das hier bei den niederen Klassen auf
der Straße Mode ist, auf alle Deutsche
schimpfen, sind sehr oft die Schlimmsten
mit im Haufen, und es kann auch vor
kommen, daß solch ein Lümmel seinen
eigenen Vater einen „Dam Dutsch"
nennt.