Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, April 13, 1876, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    MimszMimchk MMs-Zküimg,
Jahrgang IV.
L> e
Vtansstldautsche StaatSzettnnsi,
1. dnono kr??, öox 19,
eilcheini jeden Oonneefiog, nnd loilei PÄ.OO
nee I-de, zadidar innerHaid de Jahre, und
sa.ao nach Verfloß de Jahrgang.
Li,eine Errinplaeen, S Cent per Stuck,
jseine Zndscriptionen oerden für wenige,
,l >ech Monalcn angenommen; auch lau
tcmand a Statt addeflelle, di alle Ruck
inde be;adlt stnd.
Norddeutscher Lloyd.
Rcgcmäßige Dampfschifffobit
zwischen
Bremen und Baltimore,
vi Sonthampton,
durch die eigen für diesen Zweck au der Elpde
erbauten, mit allen Erfordernissen ersehenen,
neuen eisernen Post-Dampfschiffe on 2b(lV
„Baltimore," Eapt. Meper.
„Berlin." „ Plttscher.
.Ohio," „ Mcer.
..Leipzig," „ Hoffmann.
„Braunschwcig," „ Undsttsch.
„Nürnberg," „ Jäger.
Dir Erpediiion findet statt wie folgt:
Bon Bremen: Bon Baltimore:
Leipzig," MärzB,'76. April t,'76.
„Ohio." .. 22. „ ~ 13. „
„Vrnunschiveig"Aprilü. „ „ 29. „
..nrnbcrg," 19.., Ma! 13. ~
„Leipzig." Mai 3. „ „ 27. „
„ 17. Juni M
Vassagr-Prrisc:
chajutc .490 Gold,
Cajiile 4tta?Gold.
Zwischendeck kNjiäourant.
Rclo >i r B ill e t S
zurück:
Cajütr 4189 Geld.
Zwischendeck 458.59 Eourant.
Zwischendeck, 453.59 Eouranl.
Halsn.'
;?ch an die Geneeril-Agenlen dtt Vnie,;
A. Schumacher 6 Conlp„
Nr. 9. S.-Eharle Str., Baltimore, Md.
Fr. Wm. LicSmann,
112 Marp Aveipie. Harrisdurg, Pa.
PH. C. Raiiniliger,
Nro lii Nard Prinre Straße, Lancaster.
Lezmbrr23, 1875--IJ.
Jvscpv
( ürchisanwalt)
(UrkdraiiSfcrtigcr)
Osfieel LNA Mannt Straße,
HarttSdurg, Pa.
Jati 15 1875-liV -
Dr. p. linestt.
Deutscher Arzt,
20S Süd Zweite Straße. HarnSburg.
Office-Stunden: 7 di 3 Uhr Vor
mittag, 1 bis 3 und 7 bis 8 Uhr Nachmittags.
HarriSburg. August t 2, 1875—3Mt.
Hugh J.McClosky,
Familien-
Kohlen,
Klafter- nnd
Frnrr Holz
von jeder Art und Sorte.
Kohlen und Holz Ver
den kostenfrei i die Keller geliefert.
Office und Kohtenhaf!
Skordweft Gck- der Staie und
Kanal Straße.
v-iiiSdurg. Int 22. 875—1 i
Zur Beachtung.
Die Philadelphia und Reading
Eisenbahn Compagnie
nächsten ersten Mai
in Passagtrr-Ttailon im Fairmount Park, an
der Linie der Verbindungsbahn, in unmittelba
rer Nahe der Mrmonal-Hall nd der andcro
Haupt-Vrdäutr dir Trniennial
Internationalen Ausstellung
richten wird, und daß regrlmiißige Prrsoncn-
und ErcurfionSzüge zwischen der neuen Station
und den verschiedenen Bahnhiftrn auf ihren rr
chiedenen Bahnlinien fahren erden.
Dt Aufmerksamkeit der Bewohner Philadek
phia', weiche Loinmer-Woh ungen suchen, und
der Fremden, welche Häuser der Wohnungen
in der Rah, Philadelphia'S während der Aus
st-llung sich zu sichern wünschen, wird auf den
Umstand gelenkt, daß vn allen Plätzrn an den
Bahnen der Svmpagnie in einem Umkreis von
28 odr 39 Meilen on der Stadt Passagiere
di Ausstellung erreichen können, ohne die Ma
gen zu wechseln, in riaer edenso kurzin Zeil,
al die mit den Straßen Sisendadnen von rr
schiean Punkten der Stadl möglich ist
Vpezial Srcursion.Züge wer
den zur B-guemlichkeit von Schulen. Be
s'rlkschafttn und vereinen abgelassen
werden.
Autkllnft ertheilen! E. G. Han c ck, Gr
aeril Tickrtagent. No. 227 Süd Vierte Straße,
Philadelphia, nd di verschiedenen Lora! Tu
steintentertten, sowie der Unterzrichnrte.
John E. Wootten,
Reading. Mär,
ll rs vi riur vorr
Das deutsche Centralorgan der Dcmolralte für Pcniifylvanten und die angrünzenden Staaten.
W Sind Sie es,
Sie können genug sparen
W um die Jährt zu bezahlen W
l wu,
tonnen. „Z, j,gcn Ä^sj
Wanamake und Brown. I
177 Herbst! Herst! 1876
Seht, ctrachict nnd uiitcrsncht
die immense Muswahl
Stiesel, Schuhe,
und Slippers aller Sorten,
Männer nnd Knaben Nnbber-Stiefel
von jeder Größe und Gattung; ferner,
Ober - Schuhe, sind zu haben in
Georg W. Meily s
Schuhstore/No. 216 Markt Straße,
HarriSburg, Sept. 30.—'75. gegenüber.
wrr-
II für Erfinder zn
Ar billigstenPrcis-n
erwirkt. Ccrrcsponden,rn werden erdete mit
Erfindern, und mit solchen, denen ihre Erfin
düngen von der U. S. Patent-Officc zurückgr
wiesen wurden; ebenso mit Kaufleuten und
Fabrikanten, welche klarst" und
18? . . ein Patent
TA, V HA Ii A? H' haben wollen, wrr-
ersucht, uns
ein Modell oder eine rauhe Zeichnung und cinr
genaue Beschreibung ihrer Erfindung ,u über
senden. Wir erden in der Patent-Osfice Un
tersuchung anstellen, und wenn patentirbar, Pa-
Piere und Jnuruktion zur Erlangung des Pa
tentS mittheilen.
Wir beziehen uns auf den Ho. M. D. Leg
gel ES°mni!sfioner on Patents, Eleveland,
die dänische und schwedische Gesandtschaft, Wa.
shlngton, D. E. John Hih, Präsident der
Drutsch-Amrriknnlschrn Sparbank, Washing
ton, D. E., und W. Koch, Herausgeber des
„Washiiiaiouer Journal," Washington, D. C.
sende Postmarke für unsere „In.
formationrn für Erlangung von Patenten."
Adresse i
Louis Bagger ä: Co..
Patent-Agenten,
März 23,1676, Washington, D. E.
Purp I-itiec Hing.
(Acchtcr einhtimilcher Wein.)
Bei dem Unterzeichneten sind stets die besten
Auch dringt derselbe sein best.assortirte Lager
RcbstscScn empfehlend in Erinnerung.
lohn iiosnos,
Egg Harbor Ciw. R.-J.
Marz s, 1876-SMt.
FriedrichMouliLs
Bierbrauerei,
Marietla, Pa.
Marietta. Pa., pril S, tS76-IJ.
Continental Lebens-
Verflchentllgs Gesellschaft
von
Von Netv-Uork.
Die vom besten Erfolg
begünstigte LcbenS Äcr-
- Gesellschaft
Capital, A7M0.000,
Eine Annahme von SZ.
sWM ovv.vvo.
Z. F. Eaton,
Gciicral-Agciit.
Ro. 26 Nord Dritten Straße,
Harrisburg. Juli 29 IB7S—II.
ckriedrich Lauer's
berühmt
Ate, Porter k Lagerbier-
Brauereien,
Reading, P a.
OMrei Eck der Dellien un Eheftnut St
Reading, Pa.. Ma, li. IS7Z—,f.
G. Walter <K Bro.,
Fabrikanten und Bettler ron
Porter, AP, Brown Staut, La
gerbier nd Weißbier, Cider,
Sarsaparilla, Minrral-Waffer,
u. s. w., . s. w.,
No. 719 Franklin sc 62 Lemon Straße,
Reading, P a.
KV"Bestellnngtn werden prompt bc-
I Reading, August S, 187 S-—II.
HarriSburg, Pa., Donnerstag April IS, 187 V.
E. O. Günther ä- Co.,
Reavieeq, Pa..
Dampf-
IViischiivischinen.
Stecht l7 Jahre diese
4 Sorten mit dcm größten Masch-Boile/verse
hcne Maschine nur 47.99 und die kleinste 45.59
kostet.
E. O. Günther ck Co.,
Reading, Pa., Mar, 16, 1876.
iltv eiTv.
Soeben erschienen:
Philadelphia
ll meb sl n g,
ein ollständiger Führer durch die Stadt und
deren Umgegend einschließlich de
Fan mount-Park
in deutscher Sprache, mit nahezu 159 Illustra
tionen. in Royal Octav und Pgpicrumschlag. zu
75 Cent.
„Deinsche die ihren auswärtigen Augchöri
g'n efti getreue Blld ron Philadelphia nd sei-
Zwcck gar nicht besser reichen, al lndcm sie
ihnrn dieses Buch schick,n."
.Demokrat" Philadelphia.
„Da Merk ist geschmackvoll und passend il
lustrirt rnd eignet sich besonder für die Hun
drrttaulende weiche jene Stadt während der
„Tribune," Chicago.
Zu verkaufen bei allen Buch, und ZeitungS
hanvlern, auch wird dasselbe per Post zugeschickt
bei Einsendung de Preise, von
I. B. Lippincott öe Co., Verleger,
715 nd 717 Market Str..
Marz39, '76-2Mt.j Philadelphia, Pa.
Heinrich Schwartz,
Lager-Bier-Saloon,
Front Straße tf'üher Lreuninge,' Saloon),
Zltlmelta, Pii.
IE" Fe M oultck ' S I'erühmlt
Bier stets an Zapf.
Mrriena. Rprtt 5, 1875—t.
General Ballier S
/lmmonti! IlttNttt Hotel,
Eckc der t. K Faii moiliu Ave.,
Phltavrtphii,, Pa.
Reisende finden stet eine g te Heimath nd
lobn F. Ballier.
Pbiiadelpbia, Oft. 28, 1875.
Umzug!
Zolpi Fröhlich
Hot sei
MerchM-Tllitomlg-
Etablissement
von Nro. sog Nord Dritten Straße
nach
No. 001 Ecke der Dritte H Förster Str.,
verlegt,
an welchem Platze er sich freuen wird, scinr al
te Frcnndc und Kunden, die ihn mii ibrrr
Gunst zu beehren wünschen, zu begrüßen.
Eine prachivofie Auswahl von
Tücher nnd Cassimere
und
Herren ckuruischtng Hoovs
hat er stets auf Hand.
Da ich während den letzte Jahre eines der
schönsten Geschäften dlescr Stadt gegründet ha
bt, so wird eS mein Bestreben sein, in Zukunft
immer die best Arbeit zu billige Preisen zu
erferiigen, und das Geschäft noch mehr empor
zu heben.
John Fröhlich,
HarriSburg, März 2,1876-If.
Photograph Gallerte
Erster Klaffe.
Niedrige Preisen.
Hotvard^Gallery,
Eby's Gebäude, Ecke tcr Markt
und 6lcn Straße.
AuSgizrtchnrir Photograph' von irgindlwel
chem Stv>, —E1.99.
Nach jeder Größe der Rahmen HI.VO.
Aus Blech ge> ommer, rheasaUs sehr
niedrig.
Vergeht nicht Howard's Gallerie.
HarrSdura, Jnlt >5, >7s—f 1
LouiS Michels
Hotel,
No. Bainbridgc Straße,
PljitadefvAa. Pa.
IM'R'ilknde finden ablbll die beste B-.
gu,ml,kett. Jutt? '74..1 J.
National-Gaus,
14Y4 Sud Penn Square.
lTüh Seite,
gegenüber d-u neuen öffentlichen Gebäuden,
Philadelphia, Pa.
Friedrich Schmidt, Eigenthümer.
Die delikatesten Speisen und vorzüglichsten
Getränke sters anf Hand. p" Bäste werden
aus fienndlichst
Philadelphia, Pa.. rbruar 3, I7<t.
Job-Arbeiten
deutsch und englisch, werden in dieser
Druckerei besorgt. -
(Eingesandt.)
Um' liebe Brod
Um s liebe Brod sich qäiilcn.
Da ist der Meisten LooS,
Muß diese Arbeit wählen,
Fällt's Jenen in dcn Schoos >
Klagt dieser voller Sorgen.
Wie kurz die Zeit ihm sei,
Gähnt jener: „wär' doch morgen
Der lange Tag vorbei!"
Dort riiht's nach Tagesqnalc
Im armen Kämmerlein,
Die Wangen hohl, die fahlen.
So hohl von Hiingcr's Pein;
Der Mann mil bleichen Wangen
Schläft fest und Wohlgemut!;.
ES hält ihn fest umfangen
DcS Scclcnfriedciis Hntk
Und dort aus weichem Pfühle
Will rnh'il der Müsiaang;
Ihn quält des Lager's Schwüle,
Die Nacht dünkt ihm so lang ;
Ihn quälen nicht die Sorgen.
Ihn foltert Seclcnpcin
Und erst am lichten Morgen
Wiegt ihn Ermattung ein
Er liegt im wirren Schlafe.
Wenn rings die Arbeit klingt.
Die ihm. der Faulheit Strafe.
Ei Lied vom Fleiße singt;
Wenn fröhlich' MittagSläuten
Das Brod der Arbeit würzt
Hat der mit „Bärenhäuten"
Die Morgenzeit verkürzt.
Drnin will ich fröhlich Preisen
Die Arbeit immerdar,
Sie ist das Laos der Waisen.
Der Weisesten sogar;
Liebst Du den Seelenfrieden
Und frisches Morgenroth,
Dann plag' dich treu hicnicden
Um'S liebe, liebe Brod!
-feuil letoit.
Garte Herzen.
-to'-
Erzählung von Walter Bogel.
„Herr Walter, was ist geschehen, wie
sehen Sie aus ?"
In blindem Laufe war Walter durch
die Corridore dcs weitläufigen Gcbäu
dcS geeilt; jetzt stand er betroffen still
und mit der Hand über die Stirn fah
rend. versuchte er die Gedanken zu sam
m:l. die in wildem ChaoS ans nnd nic
derjagten.
„Itzig, Du hier? Wohl sprachst Du
wahr. Verrath und Haß ist über mir.
Ich muß mit Dir reden, gleich, anf der
Stelle."
Die Hand des Inden zog ihn in's
Zimmer, in dem noch ein Zweiter auf
nd icdcrschritt; der junge Mann
kannte ihn wohl, es war Herr Gimpel,
der Verwalter dcS freihcrclichen Gutes.
In fliegende Worten erzählte er dem
aufhorchenden Inden das inisagbare
Weh, daL man ihm angethan, wie ihm
der Gedanke gekommen, den alten Ba
ron zu bewegen, mit seinem väterlichen
Machtwort die übereilte Verlobung zu
durchkreuzen, ivie er aber zu rechter Zeit
gekommen, der furchtbaren Katastrophe
zwischen Vater und Sohn beizuwohnen
und mir mit Mühe der Kugel dcS Offi
ziers entgangen sei.
„Und jetzt ist hier meines Bleibens
nicht länger, die Hölle dünke mir jene
Stätte, die ihr Fuß betritt,—lhr woll'
tct mich in die Residenz locken, Itzig,
jetzt nehmt mich hin; die niedrigsten
Arbeiten bürdet mir auf, KncchtcSdicn
slc laßt mit thu, nur gebt mir, wonach
meine Seele dürstet, gebt mir Reichthum
und Rache."
„Werden soll Euch beides, bei Gott
im Himmel!" betheuerte der Jude.
„Ich habe mit meinem Verwandten ge
sprachen von Euch, und im Comptoir
vo Aaron und Co. ist immer Raum
für eine fleißigen Arbeiter. Glaubt
Ihr den, daß nicht auch ich auf eine
Stunde warte, um ihnen, den hoch
müthigen Bauern und Junkern, die
Gott verkrümmen lassen möge, den
Schmutz, mit dem sie mich beworfen,
in's Erficht zurückznschlelidcrn? Und
die Zeit ist nicht fern, Gednld für uns
Beide, mein Onkel ist alt, mein Vetter
kränklich, wen der Itzig reich wird,
vergißt er weder, wer ihm weh gethan,
noch wohl; es geht nichts über ein jü
disch Herz, Herr Walter."
„Ich will nickt wieder nach Hause
heimkehren," fuhr Walter fort. „Hu
Itzig magst meiner Mutter berichten,
was geschehe, magst das Nothwendig
sie. was ich gebrauche, zusammenpacken
und in die Stadt senden lassen. Und
noch eines, ich kenne meinen Charakter,
er ist weich und schwankend. leicht könn
tc ich ermatten und verzagen, wenn nicht
ein mächtiger Sporn mich antriebe zum
ungeheuren Werk, rastlos, mit nagender
Gier. Ich schwäre, meine Mutter nicht
eher wieder zu sehen, bis ich reich gewor
den und den Flecken ausgelöscht habe,
der am Namen unseres Baters haftet.
Möge Gott mich strafen, wenn ich die
sen Eid breche, vor der Zeit."
Heftig ward an der Thür gepocht.
„Um GottcSwillcn, kommen Sie au
genblicklich, in de Herrn Cabinet, der
Barou ist todt l"
„Fort! Ich muß hinunter l Durch
mein Schlafzimmer kommt Ihr in den
Garten," flüsterte Gimpel.
„Ich kenne dcn Weg," sagte der Jude
lachend, „habe ihn oft genug gemacht.
Aber Aaron nd Compagnie müssen
sobald als möglich dcn Todesfall ersah
rcn, um ihre Maßregeln zn treffen ; ich
fürchte, daß mehr Schulden anf diesem
Grund nnd Boden Insten, als er Ruthen
mißt. Erwartet mich im Gehölz, Herr
Waller; ich will rasch zu Eurer Mut
ter, nnd che der Abend anbricht, sind
wir in der Stadt."
Er zog den Jüngling mit sich fort;
Keiner gab auf die Beiden Acht, Alles
rannte durcheinander, verwirrt, mit ver
störte Gesichtern „Der gnädige Herr
ist todt!"
„Um Gottcsivillcn I" flüsterte die
dicke HaiiShältcri. mit mächtigcm Bun
de über dcn Hof eilend, dcm alten Jean
zu, „ist es wahr, was ma mnnkclt, der
junge Hrrr selber ..."
Der grcise Diener winkte ihr er
schreckt.
„Schweigen! Heute Abend beim
Punsch in Deiner Stube!" gab er
ebenso leise zurück.
„Cr ist gefallen und hat sich die Hirn
schale eingestoßen," rief ein Knccht den
Küchemnädche zn. die sich iinbeanssich
tigt dorthin drängten, Ivo die Kamera
den versammelt waren.
„Still—der junge Herr l"
TodtcnstiUe ringsum. Am Arm dcs
herbeigerufenen allen Arztes trat Ar
thur von Markenbach in s Freie, dcm
Manne der Wissenschaft das Geleite zn
geben. Er war sehr bleich, und sein
Auge, das er trotzig und gebieterisch anf
die Menge zurichten vernichte, senkte
sich im nächsten Augenblick scheu zur Er
de, da er alle Blicke auf sich gerichtet
fühlte.
Der Doktor nahm das Wort: „Mei
ne Hülfe ist vergeben?:" sagte er mit
ruhiger, deutlich vernehmbarer Stim
me. „Herr Leopold, Freiherr von
Maisenbach ist am Schlagflnß"—und
er betonte dies Wort nachdrücklich-„ei
nes plötzlichen TodcS verstorben. Be
tet für seine Seele. Ihr Leute, und ge
lobt Eurem neuen Herrn dieselbe Treue;
er weiß Gehorsam und Respect zu be
lohnen."
Unwillkürlich fuhr seine Hand bei
diesen letzten Worten in die linke Tasche
seines weiten Paletot S.—was war cS,
das so goldig klimperte und klirrte?—
Ein Schlagflnß hatte den alten Herrn
gclödtet.
VII.
Acht Tage waren verstriche. aber
mals senile sich die Dämmerung auf
das Dorf nnd hüllte Häuser, Feld und
Wald in ihren dunklcn Mantel.
Von den Feldern trieb der Hirt die
Heerde in den Stall, längst war der rü
stige Laiidmanil heimgekehrt zu dcn Sei
nen nd Thür um Thür öffnete sich nd
fast in jedem Hause schallte ein herzli
ches Willkommen.
Willkommen I Wie öde, wie leer
war cS in der Hütte der WittwcHellberg
geivordcn; wie unordentlich stand AUcS
durcheinander, Mobilien nnd Kisten und
Kasten, als seien die Bewohner im Um
zug begriffen. Nur die alte Kuckucks
uhr im Winkel plauderte nd schwatzte,
wie sie cS gewohnt ivar seit langer Zeit,
als wisse sie sich sicher in ihrer Ecke;
so blickt die Kindheit, mir sich selber le
bend. auf Wohl nd Wehe ihrer Umge
bung mit gleichem Lächeln.
Im Stübchen brannte kein Licht, nur
die Sterne, die milden Augen GottcS,
diirchlciichteten riiit mattem Schein dcn
kleinen Raum.
Anf einem der Koffer nntcr dem Fen
ster fast Marie, die Waise. Noch blei
cher und hagerer waren ihre Wangen ge
worden. ihre Augen geschwollen und die
Lider roth und enzündet; war es Tram,
waS das zarte Gesicht des KindcS ent
stellt hatte?
Margarethe Hcllberg, die im Hinter
gründe des ZimmerS mit dem Verpa
cken von Wäsche beschäftigt ivar, ließ sie
ruhig gewähren, ob sie den Grund
des SeelenschmerzcS ihrer Schutzbefoh
lenen kannte? War doch das strenge
und faltenreiche Antlitz der Frau selber
farbloser und düster, aIS gewähnlick,
hatte sie doch selber der Augenblicke ge
nug. in denen sie starr ud düster vor
sich Hinstarrtc, um sich im nächsten zu
fieberhafter Thätigkeit emporzuraffen.
Jetzt trat sie zu dem Kind und legte
sanft die Hand auf sein Haupt.
„Aufrecht. Marie," sagte sie mit mil
derer Stimme, als man ihr zugetraut
hätte. „cS wird AlleS besser werden,
wen wir erst fort von hier sind, fort
von den Menschen, die mit Verachtung
af uns sehen."
„Und wird unS Walter in unserer
neuen Heimath finden könner?" fragte
Marie schüchtern.
Die Wittwe stufte. „BiS Walter
kommt, uns zu suchen, Hat'S noch lange
Zeit," sagte fic, ohne ein lcistS Zittern
der Stimme zu verhehlen, „und wenn'S
soweit Ist, wird er unS schon wiederfin
den."
Durch die Stille der Abendluft klang
cS wie der sich nahende Tritt' eine
Manne? i Marie fuhr empor, eine
flammende Räthe bedeckte ihre Wangen,
mit elektrischem Strahl durchzuckte eS die
ganze Gestalt: „Mutter, Walter!"
„Thörin! Wehe ihm, wenn er's
wäre I"
Immer näher kam cs der Hütte, tin
gedrungener Mann, den brcitkrämpigen
Hut tief in die Stirn gedrückt, in einen
langen, dunklen Oberrvck gekleidet; jetzt
blieb cr stehen, vorsichtig blickte cr sich
lll, dann faßte er langsam die Klinke
und im nächsten Augenblick stand cr im
Zimmer.
„Hasclbaner! Ihr seid bei mir?"
- Bei dem AnSriife, dcn die Wittwe
ausstieß, sprang Marie von ihrem Sitze
auf und schmiegte sich, wie Hülfe such
end, an ihre Pflegemutter.
„Ich fresse Dich nicht," sagte der rei
che Bauer mit barscher Stimme,—„bist
auch hier niinöthig, geh' hinaus, hab'
mit der Alten zu rede. Aber erst
mach' Licht, es ist so verflucht dunkel hier,
daß man jeden Augenblick das Genick
brechen kann."
Auf einen Wink der Wittwe zündete
das junge Mädchen die Ocllampe an,
die den kleinen Raum mit Zwielicht er
füllte, dann entfernte sie sich leise.
„Und jetzt, Haselbancr, was habt Ihr
mir zn sagen?
Hart und ehern tönte die Stimme der
Mutter Walter's aus der Dunkelheit
her, wo sie ihren Platz so behauptet hat
te, daß der spärliche Schein dcS Lichtes
auf den reichen Landmaiin fiel, der al-
Icm Anschein nach sich sehr sehr mibe
haglich fühlle.
Er sctzle sich auf dcn Rand eines der
hochlchnigcn Hoizstühlc nieder nd räu
sperte sich verlegen. „Margarethe Hcll
berg." nahm cr endlich das Wort, „wie
lange mag's her sei, daß ich diesen Ort
nicht betrat? Wir Beide sind älter ge
worden und hoffentlich kälter, und Ihr
werdet die gute Absicht nicht verkenne,
die mich zu Euch führt."
„Gute Absicht! ?" Die Wittwe lach
te höbnisch. „Christoph Wcrndcl hieß
der Wurm, der an meinem Glücke nag
te, der es mit scharfem Zahn durchiraß,
Christoph Wcrndel das Ungeheuer, das
den Namen, dcn ich trape, niit Schmach
nd Finch bedeckte, das sich mäslcie von
dcm Schweiße und der Schande Ande
rer—o gute Absicht, gute Absicht!"
„Ihr hättet mich nicht zurückweisen
sollen, Frau," sagte der Bauer, „als ick
Euch liebte nd der armen Cantor-Toch
ter meine Hand anbot. Was später ge
schehen,-kann ich dafür, das Euer Sohn
ein phantastischer Narr, daß Euer Man
ein Dieb I"
„Elender, das sagst Du mir!"
Die hohe Gestalt der Frau ivar ans
dcm Dunkel in dcn trüben Lichtkreis ge
treten und stand drohend vor dcm Ha
sclbaner. Ihre Augen blitzten und ihre
Hand war erhoben.
„Mir wagst D's, die furchtbaren
Anklagen Deines Opfers in s Gesichi zn
schleudern, mil der Du die Welt z täu
schen wußtest, nicht mich! Nicht Dci c
wnchcrtcs, Dein unrecht erworbenes
Geld zu rauben, drang der edle Vater
mcines Walter zu nächtlicher Stunde
in Deine Wohnung, es galt dcn Beweis
der Schande zn vernichten, womit Tu
ihn umstrickt."
„Die Schmuggelei ist doch eigentlich
kein Verbrechen, die ersten Hänser der
Stadt haben ihren Reichthum auf nicht
andere Weise gegründet," warf der
Landmann ein. „Und brauchte der
Mann deshalb bei mir einzubrechen?
Vielleicht hätte ich ihm freiwillig das
Papier ausgeliefert, das er mir ansstel
len mußte, damit ich einen Bürgen sii
ncr Treue besaß."
„Freiwillig! Ihr! Doch es ist vorbei,
mein armer Mann liegt im Grab, von
der Hcimath ist mein Sohn vertrieben
durch Euch und Eure hochmülhige Toch
ter; ich selbst wandere ans, freut Euch,
Herr, die Hellberg schwinden Euch ans
den Augen, ob auch aS dem Gewissen?
WaS wollt ihr noch?"
Abermals räusperte sich der Bamr.
„Wollte Euch Gutes thun, che Ihr die
se Gegend meidet," sagte er. „hier sind
hundert Thaler. Und nicht wahr,
Ihr werdet cS Eurem Sohn mittheilen,
daß ich Eurer gedacht, daß ich bereit bin,
auch ihm fortzuhelfen, aller ich weiß nicht
wo der Burschist; seit er wie ein Vrr
rückter aus meinem Hause rannte, fürch
te immer, ihn hinter einem Strauch oder
Zaun hervorbrechen zu scbcn. und Nachis
im Bettn ist mir'S, als schleiche er sich an
mein Lager, ich habe böse Stunden,
Margarethe I"
Ein triumphirender Blick schoß ans
den Augen der Wittwe anf den Land
mann. „Kommen sie endlich, die bösen
Stunden?" rief sie höhnisch: „wat gä
be mein Walter darum, erführe er diese
Botschaft! Aber eS wird besser werden.
Nicht hinter Hecken und Zaun, einem
Spitzbuben gleich, habt Ihr meinen
Sohn zu suchen, offen nnd ehrlich wird
er Euch gegenüber treten, Euch und
EncrerTochter nd Suremneuen Sohn,
der Euch an den Bettelstab bringen
wird und Schande und Schmach auf
Euer gralics Haupt. Geht mir, Hasel
bauer, brüstet Euch, daß Eure Tochter
Edclsran wird und in Sammet und
Seide stolzint. Ihr müßt große
Schritte machen, wollt Ihr den Flüchen
der Hellbcrgs, Vater. Sohn und Mnt
tcr, entrinnen, geht, sage ich; verbitten
nicht die letzten Stunden in meiner Hci
math I"
Der Bauer erhob sich, sein auf inen
Nro. S 7.
Augenblick gebeugter Trotz kam nach
nnd nach wieder
„Ihr nehmt also ineine Gabe nicht
an?"
„Wollt ihr damit den Tod meines
ManncS, das gebrochrne-Herz memcS
Sohnes, die Schande unseres NanicnS
kaufen. Hasclbaner ? Alles diese ist für
Euer Geld nicht seil nd ann und ver
ächtlich init seiner Angst und inneren
Onal steht der reiche Weende! vor mir,
nnd dies Bild sei mein Trost bis zum
Tage der Abrechnung."
Hoch aufgerichtet stand sie in der
Mitte dcs Zimnnrs.' mit der erhobenen
Hand nach dcm Ausgange deutend.
„Bcttclstoiz, überspannte Köpfe, einer
Hat'S vom anderen!"
Der Haselbancr verließ die Stube,
krachend fiel die Thür hinter ihm in'S
Schloß. „Verfluchtes Dorf, wollt', un
ser Hans in der Stadt ivärc erst fertig,
diese BanerngeseUschast habe ich satt."
Er schrack zusammen; hinter dicken
Baumstamm glaubte er verdächtiges
Geräusch zu vcriiehnicn.
„Sonderbar, diese Anfälle von
Schwindel,—habe zu viel Blut und der
alte Dorf-Chirurg ist ein Dummkopf,
wenn er sagt, das Ucbcl säße tiefer.
Werde mcincn eigenen Doctor ballen in
der Stadt, der mich cnrrireil soll und je
den Finger überwachen, denn ich will
nach lange—lange lebe "
s 'oiisttzunq folgt)
Tagesneuigteiten.
Sri gewiß, daß n chtS Dein Eigen
thum sci, als was Du in Dir hast.
Wirke! Das ist oas grvße Gcsitz, in
dcS Tempels Takeln gehaiicii.
In allem Andern laß Dich lenken,
nur nicht im Fühlen und im Denken.
Der Bescheidene ist von allen Men
schen der Unabhängigste.
Niemand ist frei; Der nicht, dr
über sich selbst Herr ist.
Säet jetzt eure Saamcn um früh
zeitige Pflanze zn erzielen.
Nächsten Monat wird die Austern
zeit anfhörcil.
Ein statistische! Ausweis bat erge
ben, daß i den Vereinigrcn Staate
360 Oktnfabriken bestehen, die jährlich
vOO,OOO Tannen Eisen verarbeiten.
Ein Herr erzählte einem Bekann
ten unter Verschiedenem auch: „Meine
Schwiegermutter schielt so stark, daß
wenn sie weint, il die Thränen kreuz
weise über den Rücken lanfeii"
Auf der Philadelphia und Reading,
und Philadelphia und Eric wurden i
iienster Zeit eine Million Fuß Banholz
täglich van Willlanispori verschickt.
Tov Tilden van Ncw-Nark hat die
beioen Mörder Adam läg r nnd Dr.
Moses Löivenberg. welche zum Todc vei
urtheilt waren, in voriger Woche begna
digt. Beide sind Drnische.
Zn Berlin (Deni'chland) gicbt cS ge
genwärtig 66 Millionäre während die
Zahl beneiden in giz Deutschland 169
beträgt. Der Reichste der Berliner Rci
chen bat ein Vermögen von 812.099.000
Mark.
Im Collcgiain z.l befin
det gch ein Student, Namens H. B.
Philsoii, in Berlin, Somerset Coii.iy. zu
Hanfe, welcher, obwohl schon ,7 Doh
ren alt. doch mir 4t Zoll hoch ist, und
blos 36 Pfund wiegt!
In Peniisyluoincii giebt es jetzt 320
Logen nd 300 Lagcr-Logr des Odd-
Fellow Ordens. Eine große Parade
soll am kommenden 2V. September in
Philadelphia stansinbr, woran sämmt
liche Logen dieses Staates lowic viele
Logen anderer Staaten der Umvn theil
nehmen werden.
Kreuzfidel. Uiiicr College von
„Nah und Fern", ein belletristisches,
humoristisches SonntagSblalt, da in
Rechtster, New Jork erscheint, Hot, trctz
dem das Blatt kaum zwei Jahren be
steht, sich eine neue CamphcU-Prcsse an
geschafft. Darüber ist er sa froh, und
jubelt wie ein junger Knirps, der seine
ersten Höschen bekömmt. Ist auch rein
Wunder; der gute Mann hat mit vie
len Schwierigkeiten zu kämpfen, und
gSnnen wir ihm deßhalb seine Freude
recht herzlich.
Student: „Krug' Dich Tante!"
'Tante: „Grüß Dich auch, wie gcW
wie geht's Dir?"
Stud.: „Danke, liebcS Tantchcn l"
Tante: „Hast Du viele Vergnügun
gen mitgemacht. Karl?"
Sind.: „Sehr viele, licbeS, gute
Tantchrn!"
Tante: „So, da hast Du wohl viele
Schnlden gemachr?"
Sind.: „O ja, liebes, süßes, gutes,
Tantchen!"
Tante: „Ja, wer soll sie denn bczah.
lcn?"
Sind.: „Du mein liebcS, süßes, gm
tes, herziges Tantchcn I"
Literarisches.
ck -I' Vo vi^bllthebl Ithe —
Dr Straße, New Ztork, Herausgebers