Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, February 24, 1876, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Die Staats Zeitung
Donner st a g, Februar 21,1876.
Harrtsvnrg, Pa.
Z. Georg RipPer, Herausgeber.
Demokratische Staats - Convention.
Harrisburg, Zan. AI, 187 ii.
Gemäß brr Versammlung der Demotrali
scheu StaalS-Commillee gebe ich hiermit Nach
richt, daß die Demokratie son Pennsvloanien
durch ihre Delegaten sich am „
Mittwoch, den 22sten März, I7ti,
Mittags um 12 Uhr, inLankaster versam
meln wird, um Delegaten zu erwählen welche
den Staat Pennsvlvanien bei rer kommenden
National Convention zn repräsentiren haben,
sowie anä> um ElektorS zu ernennen, und solche
andere Geschäfte zu bes-rgen, wie es die Con
vention für zweckdienlich finden mag.
Hcndrick B. Wright,
Vorsitzer.
MMM
Die letzte Notiz !
gxS-MKs. Wir huben angefanacn,
den rückständigen Lesern
WMM der „StaatSzcitung" ih
re Rechnungen zuzusenden. tManfiu
dct die Rechnung hier beigelegt.) Wir
haben nur die Rechnungen Solch e r
ausgefertigt, die unö Jahrelang schul
den, und schon oft schriftlich wie münd
lich versprochen haben zu bezahlen.
Man wird cS müde, so lange am
Rarrcnseil herumgeführt zu werden,
und werden deßhalb ohne Rücksicht der
Person, die Namen Aller an den Pran
ger stellen, die uns nicht vor Beginn
des nächsten April bezahlen. Die Ge
duld hat jetzt ein Ende.
Der erste Tcbuß!
Sieg in Teras.
Letzte Woche fand i TexaS die Staats
wahl statt. Die Berichte laufen lang
sam ein, aber so viel ist sicher, daß die
Demokraten einen glänzenden Sicg er
rungen haben. Die Demokratische Go
vcrnör- nnd Vizc-Govcrnörs-Candida
tcn (Cokc nnd Hubbard) wurde mit
großen Mehrheiten erwählt. Das de
mokratische Ticket hat wenigstensso,-
000 Stimme Mehrheit erhalten.
Wieder ein Radikaler im Truwcl.
Vcr. Staaten Senator West von
Louisiana befindet sich gegenwärtig in
großem Truwcl, da es an den Tag
kommt, daß er ein höchst gemeiner
Schmicrlappcn ist. Er ist wegen fünf
Verbreche angeklagt, deren jedes ihn
in s Zuchthaus verdammen sollte. .
Er steht angcllagt:
1.) In California eine Anweisung
für 10 Faß Mehl ans 1,000 erhöht oder
gefälscht zu haben!
2.) Daß er eine Mann in Santa
Fe, New Mexico, standrechtlich erschic
ßcn liest, trotzdem Thatsachen seine Un
chnld bewiesen hatten.
3.) Daß er eine Anzahl Voueller
(Scheine) in Arizona gefälscht, nd ei
ne beträchtliche Summe durch diese Opc
ration gemacht habe.
4.) Daß er an dem Whiskyring in
Neu?-Orleans ziemlich viel bcthciligt,
iind die Regierung m große Summen
beschwindelt habe.
5) Daß er seine gegenwärtige Sitz
im Vcr. Staaten Senat durch List, Be
stechung und großartiger Corruptio er
langt habe.
Legislatur-Verhandlungen.
in Auszug.)
S cnat.
Zur Annnhnic empfohlen wurden:
Senat-Bill welche alle Pcrsonc, die
de Samstag als Sabbath feiern, von
de Strafen der am 22. April 1794
passirtcn Akte ausschließt.
Mr. Paync brachte eine Bill ei, wo
nach die Berichte über den Geschäfts;-
stand der Banken, welche an den Gene
ral-Auditor gemacht werden, vcröffent
licht werde solle.
Eine Resolution, die Sitzungen der
Legislatur am 23. März wo <Zio zn ver
tagen, wnrdc angenommen und dem
Haus zur Zustimmung übcrsandt.
Scnatbill wegen des besseren Schu
tzes von Personen, die in Kohlcnmincii
Pcnnsylvanicns beschäftigt sind, gelang
tc zur dritten Lesung und vassirtc. Die
se Bill überträgt einer Commission die
Auswahl ud Prüfung von Ingenieu
ren für Bergwerke.
Scnatbill wonach Anwaltgebühren
in JudgcmcntS unter 8100 ausgehoben
werde, passirle. Desgleichen Senat
btll wonach Personen, die Drohbriefe
senden, mit Geld und Gefängniß be
straft werde solle.
Hans.
Mr. Stotzcr brachte eine Resolution
ein, das Commiltcc für Vermessungen
anzuweisen, zu untersuchen und darüber
iu berichten, wie viel Bände über den
Bericht der Geologischen Vermessung
des Staates gedruckt wurden oder im
Druck sind, wie viel von den gedruckten
bereits an Mitglieder geliefert, wie viel
davon verkauft und wie die dafür erhal
tenen Beträge angewendet wurden. —
Angenommen.
Zahlreiche Petitionen um Regier
ungsuntcrslützuug bei dem Bau der
Texas Pacific Bahn wurden vorgelegt
und referirt.
Mr. Stewart, Rep., unterbreitete eine
Resolution, daß das Hans die Einbrin
gnng neuer Bills nach dem 3. März
nicht gestatte wolle, noch den Bericht
über eine im Hause entstandene Bill sei
tens eines Committccs ach dem 10.
März. Nach längerer Debatte mit 61
gegen 8S Stimmen abgelehnt.
Das Committce für Straßeneiscnbah
neu empfahl die neulich von Mr. Mil
lcr, Philadelphia, eingebrachte Bill bc
treffs der Anbringung von Sitzen in
den Lars der Strapcn-Eisenbahnen,
nachdem dieselbe dahin amcndirt war,
daß die darin festgesetzten Strafen nicht
auf Straßenbahn - GescUjchaftcn in
Städte erster Klasse Bezug haben sol
len, welche innerhalb 30 Tage nach
Passirnng dieser Akte ihr Fahrgeld
af 5 Cents herabsetzen
Da fast sämmtliche Mitglieder der
Legislatur wegen der Wahl nach Hause
gereist waren, wurden keine weitere Ge
schäfte verhandelt.
„Die Aotze au dem Tack."
Wenn irgend Jemand noch zweifelt,
daß die Führer der republikanischen Par
tei nicht zu den größten Hallunkcn,
Schwindlern und Betrügern gehören,
dem rathen wir nach Lankastcr zu geben,
und sich dort nach dem politischen Cha
rakter des I. Camero Mnhlcnbcrg,
I. W. Johnson, und des jetzigen Mit
glieds der Gesetzgebung, D. P. Roscu-
Miller zu erkundige. Ei schmutzige
res Kleeblatt-ist nicht bald zu finden, es
sei den, mau ginge ach Philadelphia,
nd erkundige sich dort nach Billy Kein
blc, Billy Bim, und Billy Man, die
den Strick schon längst verdient habe,
wenn in jener Stadt noch Gerechtigkeit
herrschte.
Wie iisrc Leser wissen, war vor drei
Jahre Hr. Buckalcw der Candida! der
Demokraten für das Kovernörsamt.
Zur Zeit herrschte allgemein der Glaube,
daß Hr. Buckalcw erwählt werden wür
de, da er die Unterstützung nicht nur der
ganzen demokratische Partei, sondern
auch vieler der hervorragcnstc und ge
achtelten Republikaner hatte. Die Füh
rer der Gegenpartei scheute jedoch keine
Opfer, Hrn. V. zn schlagen, was ihnen
zum Erstaune seiner Freunde auch ge
lungen ist. Aber wie? lehrt Folgen
des:
Man wird sich erinnern, daß am Il
ten Oktober, 1872 (einige Tage nach
der Wahl), Hr. Rcinhart Rcicr,
ein angesehener deutscher Bürger von
Lankastcr, der zur Zeit Wahlrichtcr in
der Achten Ward war, eine Klage gegen
Dr. H. E. Mnhlcnbcrg vor Aldcrman
Amwcg einreichte, weil er (Mnhlcnbcrg)
ihn (Reiner) zu bestechen suchte, indem
er ihm 8200 offcrirlc, wenn er die
Stiminciizahl jener Ward soabäud c
r c, daß die demokratische Mehrheit 125
Stimmen weniger betrage, als die
wirkliche Mehrheit sei! Am 15tc Ok
tober verzichtete Mnhlcnbcrg auf ein
Verhör vor dem Aldcrma, und leistete
8500 Bürgschaft bi? zur nächste Court;
aber diese nächste Court hat och zu
kommen, denn der damalige Distrikt-
Anwalt (Noseninillcr) hat, wie er selbst
dem Richter (Livingston) sagte, kein
Gesetz finden könne, welches die Beste
chung eines Wahlbeanttc als ei Vcr
brechen anerkannt! Richter Livingslo
erwiederte dem Distrikt Anwalt er solle
noch einmal nachsehe. Das war das
Ende vom Lied. Die Klage kam nie
wieder vor, nnd somit liegt die Sache
heute noch todt darivcdcr Dieß war
Schurkenstreich Nro. 1. Jetzt komme
wir zu Nro. 2, der eben so niederträchtig
wie der erste ist: Obengenannter John
son, Muhlciibcrg und Consortcn, nicht
zufrieden mit ihren elenden Pläne,
hatten die Frechheit, sich auch eine große
Anzahl, (sie selbst sage, es seien 200
gewesen) Bürgcrschcinc durch Rüssel
Errett, (gegenwärtiger Chief Clerk dcS
Senats), damals Vorsitzer der Republi
kanische Staats-Cvmmittcc, zu vcr
schassen, und dieselbe auszutheilen!!
Sämmtliche Bürgcrpapierc wurden
von den Beamten der Court der Vier
teljährigen Sitzungen in Philadelphia
ausgegeben, und in alle Coiintics des
Staates verheilt! Der Name des
Inhabers wnrdc erst hincingeschricbcn.
nachdem man wußte wie er hieß, und ob
er auch das republikanische Ticket stim
men werde! Wie Muhlenbcrg selbst jetzt
offenbart, wurden etwa 75 solcher Bür
gerschcine in Lankastcr County ausge
theilt, und zwar viele in Colnmbia, be
sonders in der Dritten Ward. In
Wilkcsbarrc und in de Kohlcndistrikicn
solle eine große Masse dieser falsche
Bürgcrscheine ausgegeben worden sein!
Der niederträchtige Plan wurde jedoch
in Lankastcr entdeckt. Nachdem man
zwei Deutschen, Namens Lconhart
Schmidt und Fortunat I. Frey ihre
Bürgcrschcinc ausgefertigt, unv diese
gestimmt hatte, kam die Sache ans
Tageslicht, nd zwar, wenn wir nicht
sehr irren, durch die Klage des Hrn.
Reiner. (Unsre Harrisburger Leser
werden sich noch des obenerwähnten
Frey erinnern, da er früher hier wohnte,
mit Hrn. Fr. Hoylcr das Schncidcrgc
schüft betrieb, und dann später verdufte
tc.) Da nun Muhlenbcrg,Johnson und
Consortcn befürchteten, Fortunatus I.
Frey, welcher als Zeuge vorgeladen war.
möchte den ganzen elenden Plan ent
decken und sie in eine schwierige Klemme
bringe, schmiedeten sie einen Plan, der
ihnen auch gelang. Und was war die
ser Plan? Sie gaben Frey 8100 um
die Stadt (Lankaster) zu verlassen, was
er auch that, damit die Schurkerei ver
tuscht bliebe! Kein Hahn hat seitdem
mehr darnach gekräht.
Die ganze Schwindclgcschichtc wäre
vielleicht jetzt noch verschwiegen, aber
wenn das Maß voll ist, so läuft es über.
Wie jeder weiß, waren bei der Wahl am
Dienstag zwei republikanische Tickets
in Lankastcr für Schnldircktor im Felde.
Beide Faktioncn kämpften bitter gegen
einander, bjttcrcr als es zwischen den
Demokraten und Republikaner gewöhn
lich geschieht. Das eine republikanische
Ticket wnrdc natürlich besiegt, was den
Acrgcr der „Ringherrschast" nur noch
mehr steigerte. Mnhlcnbcrg stand an
der Spitze der Ringherrschast, während
Johnson die Candidatc der unabhän
gigen Republikaner vertheidigte. Als
sich nun die beiden Kampshähnc am
Wnhlabcnd zufällig trafen, entstand ein
heftiger Wortstreit, der beinahe mit einer
gute Prügelsiippc geendet hätte, wäre
Johnson nicht abgetreten. Während
dem Streit beschuldigten sie sich einander
wegen diesen Betrügereien, wobei Sa
che an s Tageslicht kamen, die wirklich
zum Erstaunen sind. Wenn alles wahr
ist, was sie sagten, so gehören Beide in s
Zuchthaus; und nebst ihnen auch Ro
senmiller nd Ruffel Errett von Pitts
bürg, der ebensoviel „Dreck am Stecken"
hat, als diese.
Ist es da ein Wunder, das, Bnckalew
geschlagen wurde? Wie viel tausend
solcher falschen Bürgrrscheinemögen diese
niederträchtige, gottvergessene Schwind
ler und Zuchthäusler wohl durch den
ganzen Staat vertheilt haben? Wahr
lich! eine schlechtere Bande Wahlbctrü
ger als diese, haben wir noch nie gesehen.
Das beste wäre, man würde die ganze
corrnptc Sippschaft am erste besten
Baum aufknüpfe, den wer ans solche
Weise betrügt, ist ein Berräthcr an
Gott und seinem Vaterland Pfui,
Schande den elenden Schurke.
Kolosalr Betrügereien.
Wen man de Verhandlungen des
jetzigen Congresics folgt (es wäre atür
lich zn weitläufig, um dieselbe in diesen
Spalten z bringe), so muß man er
staunen über die furchtbaren Betrüge
rcic, welche von den Beamten der Rc
gicrung nnd de „Rings" seit Jahre
begangen wurden. Wir wollen hier
uutcr vielen hnudertcn bloS eine Fall
erwähne, um zu zeige, wie nd auf
welche Wesse diese Schwindeleien betric
bc werde.
Wie bekannt, ist der Achtb. John B.
Clark von Missouri, Vorsitzer der Haus-
Commiltcc für Postämter und Postrcn
tcn. Diese Committec hat beschlossen,
einmal eine durchgreifende Untersuch
ng des Postwc>cnS zu ntcrnehmcn,
und dem Schwiiidclsystcm der „Stroh
bürgschaft", wie man es nennt, womög
lich ?iu Ende z mache.
Um dieses zn bewerkstelligen, ließ die
Commitlcc eine Einladung an den Gc
iicral-Poslnicisler ergehe, um von die
sem Beamte nähere Auskunft über den
betreffenden Gegenstand zn erlange.
Hr. Jcwcll (so heißdcr Postmeister)
erschien auch, uud ssini sodann die ge
wünschte Aufschlüsse. Wie ans denscl
bc erhellt, handelt es sich bei viele
Post-Contrakten um ungchcurc Sinn
inen. Die Regierung bezahlt für die
Beförderung der Postsache über eine
einzige Route in mehreren Fällcir bis zu
drcihuuderltauscnd Dollars per Jahr.
Die Coucurrcnz bei den Angeboten für
Contraktc dieser Art ist nicht sehr groß,
denn es ist, für ein solches Unternehmen
ei bedeutendes Anlagekapital erforder
lich. Der Contraktor muß eine große
Anzahl von Pferden, Wage tc. an
schaffen und ein kleines Heer von Agen
ten, Bolen und anderen Angestellten
besolde. Selten geht ein Contrakt in
die Hände eines „neuen Mannes" über,
und geschieht dieses dann und wann, so
licgtldci Wechsel ei „Strohangcbot"
zu Grunde, und che drei Monate verge
hen, ist der alte Contraktor mit einem
Profit von ungezähllcn Zausenden wie
der Herr der Situation. Dabei ver
fahre die Mitglieder des Rings i fol
gender Weise.
Wenn die Zeit für die Erncucrnng
eines Coulraktcs heranrückt, so gibt der
„Boß" seinen Werkzeuge und Agenten
die erforderlichen Zustruktioncn. Er
selbst reicht für einen Contrakt, der z. B.
mit 850,000 ganz gut bezahlt wäre, ei
Angebot im Betrage von 8100,000 ein.
Seine Agenten aber erbieten sich, die
Sache viel billiger zu thun, der eine für
875,000, der andere für 850,000 und
so fort bis zu 810,000 und darunter.
Immer wird dabei Sorge getragen, daß
ein Mitglied des Rings das niedrigste
Angebot macht. Kein Angebot wird
berücksichtigt, wenn es nicht von guten
Bürgschaftpapicrc für pünktliche Erfül
lung der eingegangenen Verpflichtungen
begleitet ist. Die Bürgschaft aber bc
läuft sich gewöhnlich nur auf eine ge
ringen Prozentsatz der Central-Summc.
Das Post-Dcpartcmcnt ist durch gcsctz
lichc Bestimmungen gehalten, dem nie
drigsten Bieter den Contrakt zuzuschla
gen und dessen Concurrcntcn die cingc
reichten Angebote und Bürgschaften wie
der zurückzustellen. Dan überträgt
der „Boß" durch eine Ccheinucrkaus
dem erfolgreichen Contraktor alle Pfer
de, Wagen und das ganze Gcrümpcl,
das zum Geschäfte gehört. Der Gene
ral-Postmeister reibt sich vergnügt die
Hände, daß er einen so vorthcilhaftcn
Contrakt abgeschlossen und einen so gro
ßen Schritt auf der Bah der „Reform"
zurückgelegt hat.
Fünf oder sechs Wochen lang läuft
der „Reformkarrcn" auch wie geschmiert.
Plötzlich aber kommt der Contractor
und erklärt Hrn. Jcwcll in dürren Wor
ten. daß ihm des niedrigen Preises we
gen der Bankerott drohe; er sehe sich
deshalb gezwungen, unter Vcrwirkung
der Bürgschaft auf den Contract zn ver
zichte. Dem General - Postmeister
bleibt nichts anders übrig, als bei dem
zwcitnicdrigstcn Bieter anzuklopfen
Dieser aber schüttelt bedenklich den Kopf
und meint, er habe sich die Sache an
ders überlegt. So geht es fort beim
dritten, vierten nnd fünften. —Alle ha
ben die Ueberzeugung gewonnen, daß
kein Geld in dem Geschäfte stecke. Zu
letzt muß Herr Jcwcll i den saure Ap
fel beißen und den „Boß" bitten, er
möge doch, damit die Poslbcfördcrnng
keine Unterbrechung erleide, den Con
trakt für die geforderten 8100,000 an
nehmen. Der Biedermann läßt sich be
wegen, nimmt das dem „Strohmann"
übertragene Gcrümpcl wieder an sich,
bezahlt dessen verwirkte Bürgschafts
summe, und ei Gcschnftchcn mit einem
Reinertrag von fünfzig- bis fünfundsic
bcnzig tausend Dollars ist gemacht.
Das sind die Strohangcbote der Post-
Contraktorcn. Tritt einmal ein ehrli
cher Bieter dazwischen so ist er leicht aus
gekauft oder auf andere Weise beseitigt.
Wir haben bereits früher erwähnt, daß
die Spitzbuben unter den Angestellten
des Postdepartcmcnts ihre Helfershelfer
habe, die ihnen bei dem kolossalen
Schwindel hülfrcich zur Steite stehen.
Gelingt es dcni Herr Clark, diesen
Augiasstall zu reinigen nd de mäch
'tigcn Postcontrakt-Ring zu sprengen, so
ist ihm der Dank des ganzen Landes
sicher.
Utberschwemmungen. - Aus meh
reren Theile von Deutschland werden
vom 20. ds. Mls. bedeutende Ueber
schwcmmunge in Folge der nassen Wit
terung gemeldet.
In PottSvillc soll das Eis 8i Zoll
dick sein. !
Der Whlsktzring dir Gericht.
Bab c ock S P rozeß.
Die Anklage > Rede de Eol.
Broadhead.
Starke klage gegen Praftdeat raat't
Pridat-Sekretär-Vateack.
Aus St. Louis wird vom Samstag
gemcldet, daß die Eröffnungsrede im
Proceß gegen Babcocck an jenem Tage
in der Court von dem Spezial-Advoka-
Icn dcrßegicrung, Col. Jamesßroad
hcad, begönne worden sei. Der Saal
war dicht von Menschen gefüllt und die
Thüren, die nach der Straße führen,
blieben den ganzen Tag geschlossen.
Nachdem er erklärt, daß er überzeugt
sei, die Geschworenen werden ihre
Pflicht thun, sagte Colone! Broadhcad:
„Die Regierung, welche ich reprä
sentier, ist nicht der Congrcß, der Prä
sident oder die richterlichen Behörden,
sondern es ist das LandcSgcsctz; die
strenge Durchführung des Gesetzes ist
eine Lebensbedingung für das Fortbe
stehen der Nation. Sie haben nichts
weiter z thun, aIS zn erforschen, ob daS
Gcsctz vom Angeklagten verletzt worden
ist; wenn das der Fall ist, so liegt sei
ne Bestrafung in Ihren Händen."
„Die Grandjury hat ihn freilich in
Anklagestand versetzt, Sie aber wollen
bloß die Zeugenaussagen, die Ihnen
vorliegen beratlftu, und wenn Sic glau
ben, daß der Mann schuldig sei, so ha
ben Sic sich nicht daran zu kehren, ob
er früher den Ruf der Rcchtschasscnheit
besessen habe oder nicht. Leute, die so
gut sind, wie -er Ist, haben schon der
Versuchung nachgegeben. ES kann eine
Verschwörung existtrt haben, die ans
bloßem stillschweigenden Einverständ
nis! oder auf wirklicher Verschwörung
beruht hat und wer mit einem solchen
Einvcrständuiß sympathiurt oder es be
schützt, ist in den Augen des Gesetzes
schuldig."
Col. Broadhead ging hierauf die
Zeugenaussagen im Einzelnen durch,
sich nicht auf die Zeugenaussagen be
schränkend, sonder auch auf die Briefe
nnd Telegramme hinweisend.
„Bevor ich schließe", bemerkte er,
„will ich euch zeigen, daß ihre Spuren
alte in einer Richtung stehen. Keine
einzige Spur weist aus einen verschiede
nen Weg hin." Fast bei jedem Punkte
wurden die Aussagen des Präsidenten
angeführt und in der Weise gedeutet,
welche die Anklage darin zu finden
strebt.
Nach Verlesung der Jvycc-Babcock
schcn Telegramme von 1873 wegen ei
nes Nachfolgers von Ford sagte Broad
head : „Ans Grant's Zeugenaussagen
scheint hervorzugehen, daß Babcock zu
ihm kam, um zu sehen, was er für
Joyce als Candidat für Fords Stelle
thun könne. Der Präsident sagts:
„Nein, lasse Sie die Bürge Fords
Jemanden vorschlagen. „Darauf mel
det Babcock an Joyce: „Sehen Sie zu,
daß die Bürgen Fords S'c empfehlen."
Joyce verstand dieß so: „Aeußerungen
des Präsidenten werden die Sachlage
für Mich günstig machen."
Babcock verstand sehr wohl, daß ge
meint war, die Beschwörung müsse ih
rcn Gang weiter gehen. Joyce tclegra
phirtc um eine Empfehlung für Ma
gnirc nnd eine andcrc an Babcock, wo
rin er das Wort „Mum" benutzte.
Der Vertheidigung zufolge meint er da
mit, cS solle verschwiegen werden, daß
Joyce ein Candidat gewesen. Ist dicS
eine vernünftige Schlußfolgerung?
Dies „Mum" beweist, daß hier ein Ge
heimniß vorliegt, daS zwischen Babcock
und Joyce bestand, und das auch ci Ge
heimniß bleiben sollte.
Hier fügte die Vertheidigung eine
lange Reihe Briefe bei, die zwischen
Babcock und Joyce gewechselt worden
waren und anfange : Mein theurer
Coloncl; mein lieber Joyce! Aber die
se Briefe hören 1873 plötzlich auf.
Warum werden die Briefe von 1874.
1875 nicht vorgelegt, als die Brenne
reien den krummen Whiskey massen
haft fabricirtcn? Von 1870 an bis 1872
giebt es ihrer eine Menge, aus 1873
nur einen! wo sind die von 1874 und
1875?
Col. Broadhcad schilderte die Depe
schen im Herbst 1874, als Anstrengun
gen gemacht wurden, eine Untersuchung
in St. Louis abzuwenden. Er machte
aus die wiederholte Verzögerung wegen
der Wahlen aufmerksam und sagte sar
kastisch, diese Revenuen wären politische
Maschine. Die Wahl dieser distin
guirtcn Individuen sei von viel größe
rer Bedeutung, als die Entdeckung der
Steuerbetrügcrcicn. Es war am 13.
December, nachdem Babcock den Com
missär gesprochen hatte, daß er an Mc-
Donald die „Lzttpü" Depesche schickte:
„ES ist gelungen; sie werden nicht kom
men."
Der Ring wußte von der Nieder
schlagung der Untersuchung einen Tag
früher, als die UntcrsnchungSagcnten.
Als Rogers am S. Dezember dem Mc-
Donald sagte, daß die Agenten nicht ab
gegangen wären, versetzte da McDo
nald in einen solchen Jubel, daß er an
Joyce tclegraphirtc: „Todter Hund.
Der Himmel hängt voller Geigen. Die
Sonne scheint."
Betreffs der Versetzung' der Super
visorcn sagte der Redner, daß mit der
Depesche, welche den Befehl widerrief,
der Präsident aus dem Kreise seiner
Funktionen heraustrat, und daß sein
Eingreife eine Verletzung der Verfas
sung war. Der Präsident sowohl al
Hr. Tutton haben in dieser Angelegen
heit nur sehr ungenügende Gründe an
gegeben. .
Die Vertheidigung wußte wohl, daß
Everest's Aussagen betreffs der von ihm
aufgegebenen Briese des Joyce sehr
schädigend fltr Babcocksein mußten, des
halb brachten sie den McGill ans den
Zcugenstand, welcher behauptete, die
Briese wieder ans dem Briefkasten
herausgenommen und an Joyce zurück
gegeben zu haben. Das Zeugniß Mc>
Gill's war fabrizirt und er für die Rotte
einstudirt.
Die heimliche Corrcspoiidciiz Bab
cock? mit McDonald, welche Major
GrimcS vermittelte, war eines von den
vielen Dingen, welche die Verthcidung
zu erklären verfehlte. Dem Major
GrimeS kam sie selbstsso verdächtig vor,
daß er McDonald frug: - „Ist Bab
cock in diesem Dinge?" und als er eine
ausweichende Antwort erhielt, erklärn:
er, er wolle nichts mehr damit zu thun
haben. Endlich machte Hr. Broadhcad
die Idee lächerlich, daß Babcock ein
Opfer mißbrauchten Vertrauens gewe
sen; er frug, ob ein Mann mit solchen
Antsccdentien nnd von solchen gegen
wärtige Associationen, wie Babcock,
sich habe auf solche Weise dnpircn lassen
können?
Zum Schluß sagte er, daß die Cor
ruption, welche sich im Weißen Hanse
(in der Präsidcntenwohnung zn Wa
schington) eingenistet hätte, von der
Jury hcrauSgcschwemmt werde müsse.
Schrccklichc Enthüllungen.
Wir haben bereits in einer früheren
Nummer der „Staatszeitung" die Ver
haftung mehrerer der sogenannten „dlol
>la-xuir>>", welche seit Jahren ihr teuf
lichcS Unwesen i Schuylkill County be
triebe ohne entdeckt zn werden, ud
daß Einer derselben ein Geständnis! ab
gelegt habe, gemeldet. Wie wir nun
aus dem „Jefferson Demokrat" von
Pottsville ersehen, war vorletzter Sams
tag, Vormittags 10 Uhr als der Zeit
punkt festgesetzt, wo die fünf Verhafteten,
Carroll, Duffy, Boyle, McGeeghan und
Roarty ei vorläufiges Verhör bestehen
sollten.
Der „Demokrat" theilt darüber fol
gendes Nähere mit:
ES verlautete einige Tage vorher, daß
einer der drei Männer, welche wegen
des Jones Mordes im Gefängnisse zn
Manch Chunk sitzen, die Angaben mach
te, auf Grund deren jene fünf i Gc
wahrsam genommen wnrdc. Fast all
gemein ricth man auf James Kcrrigan
von Tamaqua, nd es zeigte sich am
Samstage, daß diese Vermuthung rich
tig war. Derselbe wurde in einem bc
sondern Eisenbahn-Wagen von Manch
Chunk nach Polo Alto befördert, und
von da unter starker polizeilicher Bede
ckuiig in's Courthans nach Pottsville ge
bracht. Hier hatte sich inzwischen schon
eine iiiigthcurc Zahl Zuhörer eingefun
den, die von alle Theilen der Kohlen-
Gegend herbeigeströmt war. Zn nicht
geringem Mißvergnügen derselben ord
etc Richter Pcrshing die Räumung des
Courlhans-Saalcs an, da es nicht wün
schcnswcrth sei, daß die Verhandlungen
allgemein bekannt wurde.
Aus diesem Grunde untersagtc dir
Richter den Zcitungs - Berichterstatter
auch, die Aussagen Kcrrigan s Hinsicht
lieh des Äost Mordes (wegen dessen die
fünf genannten Männer verhaftet sind)
zn veröffentliche. Dagegen wurde ih
neu erlaubt, einen andern Theil des
Zeugnisses vor das Publikum zn brin
gen. Kerrigan's Angaben sind wirklich
erschreckender Art. Er behauptet, als
Mitglied in eine geheime Gesellschaft
(die sog. „dlolh dlazzuirvs") anfgcnonl
mcn zu sein, zu deren Zwecken es gehöre,
„zn morde, brennen nd niederzuschla
gen." Niemand dürfe wage, sich von
der Verbindung zurückzuziehen, wenn er
sich nicht der Gefahr aussetzen volle, er
schossen z werden. Kcrrigan beschrieb
genau, wie der Pia zur Ermordung
des Polizisten Aost i Tamagua, in der
Nacht des letzten 5. Juli entworfen und
ausgeführt wurde. Nach Verhör ei-
Niger andere Zcugcn kam die Cckurt zu
der Ansicht, daß genügender Grund vor
handen sei, um die Gefangenen ferner
in Haft zu halte und ließ dieselbe ins
Gefängniß zurückführe. Kcrrigan
wurde dann mit den gleichen Vorsichts
maßregel, wie bei seinem Hierherbrin
gen nach Manch Chunk znrücktranspor
tirt. Als er von Polizisten umgebe
durch dic Mettschciimcngc vor dem Court-
Hanse schritt, stieß ein Jrländcr, Thomas
Waldron von Pottsville, Drohungen
gegen ihn ans, wofür ihn das Gericht
nter 8500 Bürgschaft stellte.
Der Prozeß gegen die Nost Mörder,
welcher so bald als thunlich zur Ver
handlung kommen wird, erhält durch
erwähnte Aussagen Kerrigan's eine weit
größere Bedeutung, als ei gewöhnlicher
Mord-Prozeß. Daß mehrere der im
Laufe der letzten zwölf Jahre in Schuyl
kill County verübte Mordthaten das
Werk einer frevelhaften Verbindung
waren, ging ans de begleitenden Um
ständen klar Bcrvor. Dennoch sträub
ten sich viele Leute (zu denen wir selber
zählten) gegen die Annahme, daß eine
weit verzweigte Gesellschaft lange lah
re in unserer Mitte existiern könne, wcl
che in ihre geheimen Versammlungen
über auszuführende schwere Verbrechen
beräth nnd beschließt nd beliebige Mit
glieder zur Ausizjiilng derselben beor
dert. Gleichwohl ist dies der Fall,
wen Kerrigan's Aussagen Glauben
verdienen, was sich bald herausstellen
muß. Derselbe giebt an, daß er ledig
lich von seinem Gewisse getrieben die
Aussagen gemacht habe. Er erwarte
keine Linderung seiner Strafe, welches
letztere indeß fügtich bezweifelt werden
mag.
Wenn sich seine Angaben als richtig
erweisen, so sollte gegen alle Mitglieder
der schändlichen Verbindung schonungs
los verfahren werden. Es wäre ein
Schandfleck für Schuylkill County, wen
es sich herausstellte, daß eine solche Ban'
de daselbst Jahre lang ihr Unwesen trieb,
ohne entdeckt und unterdrückt zu wer
den. Nur strenge Bestrafung der Schul
digen könnte den befleckten Ruf jener
Kohlen-Gegend in den Aygcn der Welt
wieder reinigen. Glücklicher Weise liegt
die Handhabung der Gerechtigkeit in
kräftigen, energischen Händen, die nicht
rasten werde, bis die Meuchelmörder-
Bande, wie zahlreich sie auch sein mag,
den verdiente Lohn empfange hat.
Gräfin Maria Ricolaiere, Schwrster
des Kaiser von Rußland ist todt.
lCvrrespiindtNj aus Braver Tonnt,.)
Großer Jubel in vridgewatrr, vea
ver County!
Glänzender Sieg der Demo
kratcn daselbst!!
„Das Blättchc hat sich gedreht," so
sagt das „Sprüchwort nd so. wolle
auch wir sagen. Amen!
Wer sich aber noch in dem Wahn be
findet, daß die demokratische Partei
„ausgespielt" hat, der komme heute hier
her ach Bridgcwatcr und er wird se
he, daß er sich im Irrthum befindet,
den obgleich diese Partei (die Demo
kratischc) i diesem Städtchen seit etwa
16 Jähren, fast so zn sage, machtlos
dastand, indem die sogenannte „große"
republikanische Partei, beinahe stets alle
Acinicr während dieser Zeit unter ihrer
Controlle hatte, so haben wir dennoch
gestern mit einer „für die Schwindsüch
tigen" nglaublichcn Mehrheit, olle
unsere Beamte, nd zwar 16 an der
Zahl, erwählt. Wir habe ferner der
Welt und unsern Gegner gezeigt, daß
die demokratische Partei nur in den An
gen der Demagoge, nicht aber bei der
vernünftig dciikcnde Klasse unsrer Be
völkerung für todt erklärt werde darf;
denn obgleich man hier bei der gestri
gen Wahl demokratische Stimmgcber
sowohl auf die gemeinste Weise zu in
snllircn, als auch z chicanircn suchte, so
half doch AllcS nichts, den die Repu
blikaner wiirdcn, wie schon oben bemerkt,
total geschlagen. Die Führer
der hiesigen Republikaner lache heute
Morgen Gesichter als wen sie von der
Tarantel gestochen worden wären, nnd
in wahrem Sturmschritt, als wie von
einem tollen Hunde gebissen, laufen sie
durch die Straßen; und wenn ihnen
von irgend Jemand von der gesiezten
Seite ein Ncckwvrt zugerufen wird, ant-
Worten sie"Tbo next <imovi not
Bive >ou our votes 01,5 moro ! Doch,
der Lateiner erwiedert darauf: No cunt
tat dominum, sones bis puarl!
So bleibt nun einig und start, ihr Bürger,
nd laßt Euch nicht verspotte,
Wenn Eure Gegner wieder sich in List
zusammenrotten,
lim zu vergönncuEuch auf e neu' daß Ihr
errangt die Beute,
lind, wcnn'vo Eucrni Recht Ihr sprecht,
zu schieben Euch bei Seile.
Denn, wiecsAnnoScchzigkam, somag's
sich's wiederholen,
So lauge noch von „Oben" her, das
Volk nur wird belogen.
So lange man des Volkes Recht nicht
völlig anerkennet,
-Und wer nicht uiitcrlhäuig ist, ihn wieder
„Rebellen" nennet.
Drum bleibet einig und stark ihr Bürger
im Kainpf für Eure Rechte,
ES gilt auch Eurer Kinder Wohl, dem
tüchtigen Geschlechte.
Nicht Acmtcrgicr, noch Acnitcrhast, kein
thörichtes Vermesse,
Darf zwingen Euch, das letzte Ziel, die
Freiheit z vcrgcgcn!
IV.
Bridgcwate r, Pa., Febr. 16, '76.
Zur Unterdrückung der Landstrei
cherei liegt gegenwärtig folgende Bill
im Senat vor. Es wirdidarin erklärt
wer ein Landstreicher ist:
1) Alle Pcrsonc, welche gesetzlich
in irgend einen Distrikt, aus dem sie ge
setzlich entfernt wurde, zurückkehren,
ohne von den geeigneten Behörden der
Stadt oder des Distriktes, wohin sie ge
hören ei Ccrtisicat mitzubringc habe,
welches angicbt, daß sie dort ansässig
sind.
2) Alle Pcrsonc, welche, ohne Mit
tel, sich und ihre Familie zn ernähren,
müssig nnd ohne Beschäftigung sind und
sich zu arbeiten weigern für den gewöhn
lichen Lohn den andere Personen für
ähnliche Arbeit au dem Platze, wo sie
sich befinden, empfange.
3) Alle Personen, welche es ableh
ne, jenen Dienst zu verrichten, der ih
nen von den Armen Aufscher zugewie
sen wird, wie dies die Akte vom 13.
Juni 1836 bestimmt, betitelt: „Eine
Akte, die sich aus den Unterhalt und die
Beschäftigung der Arme bezieht." .
4) Alle Personen, welche von Hans
zu HanS gehen, oder sich an Straße
ud anderen Wegen postiren, m zu
betteln oder Almosen zn sammeln, sowie
alle andere Pcrsonc, welche hcniiiiivan
dern nnd betteln.
5) Alle Personen, welche von irgend
einem Platze außerhalb dieses Staates
nach irgend einem Platze innerhalb des
selben kommen, darin sich herumtreibend
oder wohnend gefunden werden, keine
Arbeit, Profession oder Beschäftigung
haben, keine sichtliche Snbsistciiz Mittel
besitze und keinen Ausweis über sich
oder ihr Geschäft a solchem Platze ge
be können
Wieder ein „krummer" Reverend.
Reo. R. T. Green,Her Geistliche der
englischen Kirche zu Aikcn Craig, Cana
da, ist in letzter Woche auf die Anklage
eine Wechsel gefälscht zu der in
der Exchange Bank i London diScon
tirt wurde, in das Gefängniß gesteckt
worden. Die Herren Christopher k
Lewis und Richard Blackwcll, deren
Namen er gefälscht haben soll, erstatte
tcn die Anzeige, auf welche lfin Green
verhaftet wurde.
Europäisches.
Ans D cntsch l a nd ist diese Woche
der Tod zweier bekannter Männer z bc
richte. Am Mittwoch starb der be
kannte Staatsökonom und Mitglied des
deutschen Reichstages, Dr. Tc l l ka m p
Derselbe war Professor an der Univcrsi
tät Breslau. Am Donnerstag folgte
ihm der General v. Bndritz ki, dessen
Name durch die Schlacht von Le Bonr
gct während der Belagerung von Paris
im deutsch-französischen Kriege bekannt
geworden ist. Trochu machte bekannt
am 28. Oktober 1870 einen Ausfall in
nördlicher Richtung, von dessen Erfolg
damals sranzösischcrscits so außcnSr
dcntlich viel Wesens gemacht wurde.
Es gelang allerdings de Franzose,
sich östlich von St. Dennis in dem Dor
fe Le Bourget festzusetzen. Aber bereits
am nächsten Tage begann die preußische
Gardeartillcric Le Bourget mit Erfolg
zu beschießen und am 30. Oktober führ
te v. Bndritzky die Garden gegen das
Dorf und eroberte dasselbe wieder nach
einem glänzenden aber sehr blutigen
Kainpf.
I den Kreise Dqrmstadt, Offcnbach,
Gieße und Fricdbcrg sind die Blattern
ausgebrochen. Um die weitere Verbrei
tung dieser Seuche zu verhindern, veröf
fentlichen die Verwaltungsbehörde die
gesetzlichen Bestimmungen nd Vor
schriften in Bezug auf die Blattern
krankheit.
" M anuhci m. Sn der letzte Sitz
ng des Stadtraths wurde, vorbehalt
lich der Zustimmung des Bürgeraus
schusscs, der Vertrag mit dem Unterneh
mer de Ferro! ans Luxemburg über Er
richtung einer 'Pferdebahn cinstimmig
genehmigt. Dieselbe wird zunächst vom
Personenbahnhof bis zur Heidelberger
straße, durch diese nnd die Rhcinstraßc
ach dem Rheindammc und die Bade,
anstaltc und vom Pfälzcrhofc zur Ncck
arbrückc cingcrickitct, und soll bis zum 1.
Oktober dem Betrieb übergeben werden.
Stuttgart. In de Kreisen der
würtembergischen Hostbeanilcn hat ein
Erlaß der Oberpostdircktio, worin den
Beamte verschiedene Anstandslchrcn
bezüglich des Verkehrs mit dem Publi
kum ertheilt werde, viel böses Blut ge
macht, weil derselbe im „Staatsanzei
ger" veröffentlicht worden ist, obgleich
er doch eigentlich nur eine interne Ver
fügung des genannte Departements
darstellt. Allerdings scheint, nach der
Einleitung jener Verfügung zu schlie
ßen, mit der Publikation die Absicht vcr
bunden gewesen zu sein, daß einige Per
sonen, denen von Postbeamten in unge
bührlicher Weise begegnet worden war,
dadurch eine öffenllichc Catisfactio er
hielten.
Kaum weniger Mißvergnügen, als
vorstehend erwähnter Erlaß bei den
Postbeamten, hat bei dem hiesigen Of
ficicrcorps eine Weisung des General
commandos hervorgerufen, mittelst de
ren den Ossicicrcn die Benützung der
Pferdebahn als nicht standesgemäß un
tersagt worden ist. Bei den hiesige
Lokalvcrhältnisscn erscheint diese Ordre
mindestens sonderbar. Wir haben nur
zwei Droschkcnhallcplätze in der Mitte
der Stadt, während i den übrigen
Stadtlhcile, insbesondere in de von
drr Pferdebahn befahrenen Straße,
lccrc Miclhivagcu höchst selten anzutref
fen sind. Der Ton in der Pferdebahn
könnte allerdings etwas besser sein, und
wir geben z, daß auch in Betreff der
an das Acußcre der Passagiere zu stel
lenden Ausrüchc eine Verschärfung wün
schcnswcrth wäre; nichtsdestoweniger
wird die Pferdebahn von allen Schich
tc der Gesellschaft viel benutzt, ivcil
man ihrer eben in de betreffende
Stadtthcilc nicht cntrathcn kann Ob
der General v. Cchwartzkoppcn gleich
zeitig für eine Erhöhung des Taschcugel
des der Offiziere der hiesigen Garnison
gesorgt hat, ist bis jetzt och nicht bc
bekannt geworden. Vermuthlich hat
Stuttgart schon erste Scrvisclasse. Am
dcrnfalls wäre die Nothwendigkeit des
Drofchkcnsahrcns eine ganz angtmcsfrnc
Motiviruug für die Erhöhung der Licu
tenantsgagcn.
Straßblirg. Aus dem Elsaß
kommt einmal etwas Erfreuliches, was
bekanntlich nicht zu den alltägliche Er
eignisscn zu rechnen ist. Nach einer ge
wiß unverdächtige Mittheilung des
„Journal des Dcbats" solle nament
lich in den Wcinbaugcgcudc die Sym
pathice der Bevölkerung für daS Deut
sche Reich entschieden im Ziiuchme be
griffen sei. Die Selbst von de bitter
stcn Rcichsgcgncrn auerkaunte ausge
zeichnete Tüchtigkeit des jetzigen Ober
Präsidenten von Möller mag dazu Man
ches beitrage; die Hauptsache wird
wohl das ruhige Festhalte der Reichs
rcgicrung an ihrem mühsamen Versöh
niingsprogrammc thu
Ueber die bcrcitscrivähnteAiisschmük
kling des Münsters mit Fresken ver
nimmt man des Näheren, daß zur Vol
lendung des Werkes ein Zeitraum von
vier Jahren festgesetzt und ein Auf
wand von 400,000 Mark, zahlbar aus
der Dombaukaffc, vorgesehen ist- Mit
den Künstlern Stcinle in Frankfurt und
Steinheil in Paris sind die betreffenden
Verträge abgeschlossen, und habe sich
Beide verpflichtet, ohne Zögern die
große Arbeit vorbereitend zu beginnen,
resp, während der folgenden 4 Jahre in
Straßbnrg Domizil zu nehme. Stein
lc's Name ist in der kirchlichen Kunstgc
schichte von erprobtem Klaugc. Stein
heil ist gcborncr Elsässcr.
Gegenwärtig finden in dem in näch
ster Nähe Straßburgs liegender. Orte
Bischhcim größere Grundcrlvcrbuiigcn
für die Rcichsciscubahnvcrwaltiiiig statt,
welche daselbst ciiicHauptrcparaturwcrk
stättc zu errichte beabsichtigt. Das
Etablissement wird sich auf eine Grund
fläche von etwa 14 Hektaren anSdchncn.
Die Zahl der zu beschäftigenden Arbci
ter wird vermuthlich auf ein paar Tau
send anwachsen nd hicdnrch eine gedeih
liehe Ziliiahmc der Bevölkerung dieses
Ortes, sowie des benachbarte Schcltig
heim herbeigeführt werden.
Collision zweier Passagier - Dampfer
im englische Kanal.
An 60 Menschen umgekom
men l!!
London, 17. Februar. Die
„Preß-Association" meldet Folgendes:
„Der Dampfer „Franconia" collidirte
heute Nachmittag.unweit Dover mit
dem Dampfer „Stroth Clyde" von
Glasgow. Der Kessel des „Stroth
Clyde" barst, und der Dampfer sank
augenblicklich. Bon den Passagiere
des Dampfers fanden 60 im Wasser ihr
Grab; fünf wurden in Dovtr gelandet,
nd och weitere 4 solle gerettet sein.
Smith, Snndics ck Comp., die Dam
pfer-Agcnten, berichte, daß die „Frau
conia" in Dover einlief, weil sie am
Bug beschädigt war."
Locale Neuigkeiten.
Lancaöter.Pa.
Donner st a g, Februar 24,1876.
Drr erste Zug der Columbia nd
Port Deposit Eisenbahn ging letzte Wo
che bis nach Safe Harbor.
Getauft. Letzte Sonntag wr
de nicht weniger den 22 Personen in
der Conestoga nahe Lancastcr getauft.
Es waren Mitglieder des Ehrw. Pfr.
Sonic von der Zweiten Baptisten Kir
che jener Stadt.
Wieder im Geschäft.— Hr. N. Ba
stc dorff, früher Inhaber der bekann
ten „Löwcn-Brauerci" in Lankaster, hat
das bisher von Capt. A. Schuh geholte
ne „Manor-Hotcl" an der West King
Straße übernommen.—Wünschen gute
Geschäfte.
Hat sich brwahrhiitit. —Unsere An
frage in letzter Nummer, ob der verun
glückte Iskc in Marictta etwa ein Br
der de Hrn. Anton Jske .in Lankaster
sei, hat sich bewahrheitet! Hr. I. hat
durch daS Unglück seinen einen Arm
eingebüßt, nnd befindet sich nun im
Hospital zn Lankastcr. wohin er gebracht
wurde.—Er hat nscr innigstes Beileid.
Ein Lebehoch rufe wir nnstrm ge
achtete alten Freund, Hrn. Chas. F.
Rees in Millcrsville zu, welcher letzte
Woche sein üvjähriges Handwerker-Ju
biläum unter zahlreicher Betheiligung
vieler persönlichen Freunde feierte. —
Lange lebe der alte Veteran. Wollte
Gott, wir hätten lauter wiche kernfeste
Demokraten und Vertheidiger der Rech
ten dcS Volkes, wie Hr. Rees.
Hat rcsignirt. Der Ehrw. vr.
John W. Ncvi, seit vielen Jahren
Präsident des Franklin und Marschall
Collegium i Lancastcr, hat seine Resig
nation a die Trustic-Bchörde überreicht.
ES sind bereits mehrere tüchtige Män
ner al Nachfolger des Hrn. Ncvin nam
haft gemacht; ntcr diesen befindet sich
unser früherer Prinzipal, der Ehrw. vr.
B. Bansin an n, damals in Cham
bcrsbnrg, jetzt aber in Rcading wohn
hast. vr, Bansmaiitt rcdigirt gegen
wärtig den „Reformirtcn Haussrcnnd,"
und erfreut sich de Rufes einer der
tüchtigste und fähigste Geistlichen in
der Rcforniirtc Kirche zn sei. Bor
cinigen Jahre beniste er das gelobte
Land, nnd veröffentlichte später ein
Werk darüber, das sehr interessant sein
soll.
Die Wahl in vankastcr. Die De.
mokratcn von Lankastcr haben bei der
letzte Wahl einen ganz hübschen Sicg
errungen. Sic kämpfte tapfer für ihre
Candidatc, und das Resultat war, daß
sie vier Mitglieder in dem Stadrath ge
wannen, nämlich zwei in der ersten
Ward, einen in der zweiten, und einen
in der neunten Ward. Folgende De
nwkrgtcn wurden in den Stadtrath er
wählt : die Herren Daniel A. Altick nd
Richard J.M'Grannin der ersten Ward;
John T. M'Goniglc in der 2.; Thos.
W. Brown (Selckt Council), und John
Gcrz, John Frauciscus und Lorenz
Goos in der 7.; Adam Finger, Thos.
Zcchcr und Anton Jste in der 8.; und
Emanucl Stonc in der 9. Ward. Die
Constabler Lenz und Pylc, welche der
Stadtrat!) früher verworfen hatte, ivur
de wieder erwählt. Charles Schwebet,
ein deutscher Niggcrfrenud, wurde vom
Demokrat Brown „ansgeschwebclt,"
nd muß zu Hausc bleibe. Der„Mohr
hat seine Schuldigkeit gethan, der Mohr
kann gehen."
Erwählung der Schul - Direktoren.
—ln Lankastcr wurden IctztcWoche fol
gende Herren als Schul-Dircktorcn er
üvählt:
Christian Zcchcr.
I. M. lohnston.
Peter McConomy
Wm. McComsey.
John Hart.
Dr. M. W. Raub.
John W. Jackson.
E. I. Erisman.
David Hartman.
Wm. A. Wilson, Esq.
Ehrw. D. H. Gcissinger.
Dr. M. L. Herr.
Die sechs Erstgenannten sind Demo
krätcn, nd die Letzteren Republika
ner. Diese hatten zwei Tickets im
Felde, nämlich daS „Ringticket," und
das Ncformtickct; das Ringtickct wur
de geschlagen.
I der Wahl für Schul - Direktoren
setzte die Demokraten den Republika
ner ein sehr schönes >Exampcl. Es
war nämlich in ihrer Macht, von den
zwölf Schul - Direktoren wenigstens
acht oder neun z erwählen, da, wie
schon bemerkt, die Republikaner zwei
Tickets hatten; da aber die Schulfrage
keine politische ist, nnd durchaus
nichts mit der Politik z thun haben
sollte, so überließen sie es den Republi
kanern sechs Direktoren aus den zwei
Faktioncn ihrer eigenen Partei zu er
wählen.
Ein sauberer Geselle. Die mei
sten Führer der Radikalen in Lancastcr
scheinen „Pech" zu haben. Noch nicht
lange zurück wnrdc ein gewisser Muh-
Irnberg und Andere seiner Helfershelfer
wegen Schwindeleien, die sie in der Vcr
-waltnng einer Bank verübt haben sol
le, angeklagt, nnd jetzt kommt die Nach
richt, daß guch Adam Muskctnuß von
seinem eigenen Neffen wegen Unterschla
gung von Geldern vor Aldcrman Spur
ricr verklagt worden sei. Wie es scheint
gab Peter Muskctnnst (der Neffe) vor
etwa 0 Monaten de Herren Edgcrly
6 Co. eine Note (oder Schuldschein) für
8100, cndorsirt von Adam MuSkctnuß.
Als die Note fällig wurde, übergab Pe
ter dem Adam 835, welche dieser auf
die Note bezahle, nnd sie wieder erneu
er lasse solle. Nu wirdabcr behaup
tet, daß Adam Musketnuß das Geld
nicht an den rechte Man bezahlt, son -
der es zu seinem eigene Vortheil nd
Nutzen verwendet habe soll Auch
wurde er wegen Meineid verhaftet, irnd
unter Bürgschaft gestellt.