Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, February 24, 1876, Image 1

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Die nlr/dem Azur hinschtoebt; -
Es bindet sie kein fester Ort,
So fehlste dahin auch strebt.
,kühlt sich erbedl.
Mein' Lieb ist wie die Rose dort.
Die schmachtend am Wege verblüht -,
Es küßte sie der eis'ge Nord,
Dort am Leichensteln
Des Geliebten mein
gleh'n die VlaNer im Winde: Verblüht!
Mein Ziel ist wie die Sonne dorl.
Die bleichend im Abcndrolh sinkt-,
Wie jeder Strahl sich zieht hinfort:
" lE'ntr. Drin.)
Das Vii'd vvi 1871.
I.
Vauschl, ihr fer, des Meeres Sange!
11.
Stalle der grciheit Du birltest Stand !
An deiner Muttei brüst
Ruh'n Enropen'S Waisen mit Lust!
Es tönt dcr 3bel der Völker klar!
Dir Liebe und Treue,
Du Fürstin, die herrschet nun Hundert 3ahr!
"tter g'lt'^
3n TrübsiN geprüft, in Gefahr!
/ e u i l l c t o .
Was man in Amerika al
les werden kann.
ES ivar ein leichtsinniger Kamerad
draußen in Deutschland. Sein Vater
wollle was Rechtes ans ihm lachen,
weil dcr Schiilmcistcr gesagt hatte, es
stecke ein verborgenes Genie in ihm. Dcr
Vater verwandte also viel Geld ans ihn,
schickte ihn in s Gnmnasinnl nd wollte
ihn stiMcii lassen. Aber das „Genie"
wollte nicht zum Dnrchbrnch koinnicn ;
außer im Schiildenniachcn nnd in
Wirlhshaiissliidieii. So besann sich der
Vater anders und that ihn bei riueni
Schneider in dir Lrhrr.
Ob's eigenllich ein Schneider ivar, v
der cin Echuhiiiacher, oder ein Schreiner,
kann ich nicht mil Vesliilinitheil sagen,
es lhiit aber nichts zur Sache, denn ei
ehrcnwerlhcs Handwerk ivar es jeden
falls.
Dem jungen Studiosus wollte da
Handwerk nicht recht gefallen, nnd dem
Lehrmeistcr wollte der Zögling nicht recht
zusage. Der junge Herr fühlte sich z
etwas Besserem geboren und so sagte cr
nach ciiiigeni Aufenthalt der Schneider
bontigne Lebewohl. Sein Batcr staf
firte ihn zu guter Letzt mit einigem Gel
de ans, wozu die Mnttcr noch heimlich
einige harte Thaler aS ihrem Ersparten
fügte nnd—fort ging'S nach Amerika.
„Ihr sollt von mir hören," sagte er
beim Abschied, nnd der Himmel hing
voller Baßgeigen.
In Amerika angckoininr, lagirtc cr
sich in ritte! Gasthofe ein nnd ivnrde
„höherer Bnnimler".
Die Beschäftigung des „höheren
BnmmlerS" besteht darin, daß man gar
Nichts thut, als esse, trinke, rauche,
Billiard spielen und die Zeit todtschla
gen. Eine Zeit lang ging's recht gut.
DaS Handwerk deS „höhere Bninin
lers" ist ziemlich leicht z erlerne und
linser junger Freund fügte sich schon mit
Anstand in seine „erste Beschäftigung"
in Amerika; den sei einziger Umgang
waren „politische Flüchttinge", für was
sich wenigstens diese seine Kameraden
selbst nnSgabc. Später freilich fand
cr aus, daß auch nicht Einer das war,
für das cr sich ausgab, sondern cntwc
dcr cin abgesetzter Pfarrgchülfc, oder ci
fortgejagter KommiS, oder cin zn lang
fingrigcr Eiscnbahnkassircr vdcr irgend
etwas dergleichen.
Das Ding war also gut, so lange die
Harle Thaler der Mutter reichte, und
auch och ein bische weiter, so lange
nämlich noch etwa non der Garderobe
z ersehen war, oder der Gasthofsbcsi
her Kredit gab. Unser Held begann sich
bereits zn fühle und ahm keinen An
stand, sich ebenfalls für einen politische
Flüchtling, wenn nicht zn halten, doch
auszugeben, und so lange von seinen
Heldenthaten zu erzählen, bis der Wirth
ihm eines Tages seine Pnniprechnung
zusammrngemacht und ihn mit sammt
seiner Rechnung zum Hause hinanslvarf.
Da saß er nun, oder vielmehr lag er
ohne Kredit, ohne Kleider, und der Ap
petit begann sich zu rege, weil die Pro
zedur des Hinanswcrfcns nnscligcr Wci
sc nicht nach, sondern vor dem Mittag
essen stattgefunden hatte.
Zum Glück erinnerte er sich, daß er
in Deutschland ans der Schneiderwerk
statt gesessen und so machte er sich als-
bald auf den Weg in eine entlegenen
Stadttheil, dessen plebejisches Aussehen
er trüber iininrr gcinicdcn, so daß er al
so keine Angst haben durfte, erkannt zn
werden.
Einem Schneider kann es in Amerika
nie fehlen, nicht einmal in New Stork,
wo deren über 30,000 beschäftigt sind.
Er fand also bald Arbeit nnd führte die
Nadel, als hätte cr dieselbe nie bei Seile
gelegt gehabt. ? einigen Monaten
hatte er sich wieder so weit erholt, daß cr
inncncrMontliraiiSgehrnkoiinte. Noch
rinigr Wochen, hattc er auch wieder ei
nige Dollars Geld in dcr Tasche. Al
lein so bald das Geld in der Tasche kliin
pcrlc, so ivar der Tcnsel los. Einmal
zwar, als er eine solide Nählrrin ans ri
nein Bali kenn lrrnlr, hatte er fest im
Sinne, sich hänslich nirderznlassen ; den
ein Schncider in NeiMjork ist wohl im
Stande, cine Frau .ziGN iiäßre, beson
ders wen diese auch nicht links ist; a
ber znin Glück besann cr sich noch eines
Bessere und fand ans, daß cr für das
clvige Sitze nicht geschaffen sei.
Diesmal beschloß cr jedoch, vorsichtig
zn Werke zn gehen nnd das sancr Er
warbcnc nicht blindlings hinausznlver
sc. Er besann sich hin und her, Ivel
chcs Handivrrk wohl zn den „nobleren"
gehöre, nnd entschied sich endlich für das
Eigarrcnmachcn. „Es giebt Eigarrcn
niachcr", kalknlirte cr, „die ihre >2 „nd
15 und ach 7nchr Dollars die Woche
verdienen; ich werde dasselbe thun und
in kurzer Zeit sv viel Geld znrücklcgen,
daß ich dann rincn Eigarrenladrii crösf
ne kann."
Gesagt, gethan. Ein Lchrnicister, dcr
eS ntcrnahi, ihn für baarr zehn Dol
larS in der cdlen Knust.- „DaS Eigar
renniachrn in vier Wochen ans dem
Fnndaincnt zn lerne"—zn niiterrich
ten, ivar bald gefunden. Zeigen sich ja
doch deren genug alle Tage in ösfcnili
che Blättern an. Dcr Eigarrenmachrr-
Lrhrineislcr crhiclt also die erwähnte
zehn Dollars, und mit Eifer ging's hin
ter das cnc Geschäft.
Es ivar bald erlernt nd nach dcr
kurzen Lehrlingszcit arbeitete cr anf's
Stück, d. h. cr bekam vom Arbeitgeber
de Tabak vorgewogen und für das
Tausend fertiger Eigarrcn, alle wohlgc
liingen, so nd so viele Dollars. DaS
erscheint gar leicht, und deßwegen crgrci
sc Hunderte dies Handwerk, —Hunder-
te, die nichts „Praktisches" in Europa
getrieben haben. Allein sie alle müssen
dies Metier wieder anfgcbe, wen sie
nicht Hungers sterben wollen, den nur
ein geübter Arbeiter, nur Einrr, dessen
Finger schon von Jugend ans damit be
schäftigt waren, bringl's so weit, in der
Wochc seine drei oder viertausend Stück
nnd alle ivohlgelnngen, fertig z brin.-
gen. Unser Freund fand dies auch bald
ans, denn er brachte in der ganzen Wo
ehr keine Tanseiid zn Wege, nnd von die
sei wnrde ihm noch dieHälsle als „im
brauchbar" ausgestoßen, nd cr hatte
den Taback dafür z crsctzcn.
So gnittirle cr das Handwerk, „noth
gedrungen", ohne cinc Ecnt Geld, aber
Ii einigen Bündeln schlechtgemachter
Eigarrcn in dcr Tasche. Er ivar ihm
nicht gar wohl z Mnlhr, als er so
durch die Straßen schlenderte, nnd cr
suchte deßhalb die engste nnd schmutzig
sie ans. In einem Keller tc ivar
Musik nnd Geschrei. „Willst einmal
Dein Glück i einer Basrineiitkneipc
probiern," dachte cr, „nnd Dcinc Eigar
rc a dcn Mann bringen." Und ein
Glück war's, daß cr'S that, dcn unten
prügelten sie sich nnd natürlich mischte
cr sich gleich drein, nnd warf sich politi
scher Weise ans die Seite des Wirthes
und half die Rnhcslürcr die Treppe hin
answcrfc. Nu hatte ex eine cnc
Hciinalh, den der Wirih cngagirte ihn
ans der Stelle als „Barkeeper."
Dieses sei enes Amt hatte er ledig
lich seine Fäusten, nicht seinem Genie
zn verdanke ; allein cr hattc doch we
nigstens ei Unterkommen. Besoldung
bekam cr kcinr, wohl aber frei Esse nnd
Trinken und sogar Freischlafe auf ei
ner Pritsche in einer Eckc des Saisons.
Einige Wochen ging's ganz gut. Sein
guter Kopf half ihm bald über die Hanpt
schwicrigkciien seiner neuen Stellung
hinweg, den er Halle nichts zn thu,
als Bier nd Branntwein einzuschenken
nnd nngcschlachtctc Gäste hinansznwcr
sc. Einstmal au einem seinen Regen
tage passirtc es ihm jedoch, daß cr, weil
keine Gäste da waren, sich selbst als Gast
behandelte nnd so d rauf los trank nd
immer Ivicdcr trank, daß cr am Ende
gar nicht wußte, was cr that. Er ivar
viehisch betrunken und fand sich den an
der Morgen steif nnd kalt in einer
Gosse ans der Straße. Wie cr dahin
gekommen, wnßtecr nicht. Wahrschci
lich hattc ihn dcr Wirth hinansgewor
sc.
„Lauter nnvcrschnldctc Unglücksfäl
le," sagt dcr Schuster im Liinipaci Va
gahunduö; doch in New Jork braucht
kein Mensch zn verzweifeln.
Er ging die Straße entlang dem
Wasser z. An dcn Werfte ivar es
schon lebhaft. Lastträger waren beschäf
tigt, Schiffe aieSznladen. „Willst Du
zwölf Schilling verdienen, so greis' zn,"
rief ihm eine rauhe Stimme zu. Er
ließ sich das nicht zweimal sage „nd
griff zn. So ward er Dock oder Ha
fenarbeiter. Die Arbeit war hart, aber
dcr Lohn war nicht schlecht. Es ging
ganz gut cine Zeitlang; da gab'S ein
mal einen kleine Streit zwischen dcn
dentschcn nnd irische Arbeitern; nalür
lich stand er ans der Seite dcr Deut
sehe; ans dcm Streite wnrde cine Prü
gclri nnd nnch hartem Kampfe, nachdem
cin halb Dutzend Arme und Beine zcr
schlagen waren, erschien die Polizei, ließ
die Irischen lausen und steckte die Deut
schcn in s Loch. Zwar wurden sie Alle
den andei Tastz wieder einlasse, weil
kein Kläger gegen sie erschien; allcin die
scr Zwischenfall machte ihm die Sache
verleidet, nnd er beschloß, sich einem an
der Wirkungskreise zn widmen. '
Während cr darüber nachdachte, be
gegnele ihm ein Farmer, der rincn
Knecht suchte. Somit ivar der Handel
bald abgemacht, nnd unser rhrmaligcr
höherer Vlliiimlrr fuhr mit dem Farnirr
als wolllbeslclttrr Vanerknccht ans dessen
Hos-
Die Arbeit ivar in einigen Tage ge
lernt. Margens mit ZageSanbrnch das
Vieh melken, dann listen, dann ins
Holz fahren nnd s sorla. Sa ging'S
von Monat zn Monat; nnd der Som
mcr brachte keine Veränderung, mir
längere Tage, nd folglich nnch mehr
Arbeit. Da erfaßte ihn eines Tages die
Sehnsucht ach Lagerbier, daß er seine
sieben Sachen znsaniincnpackle nnd da
von ging.
Zufälliger Weise lag die Stadt, nach
dcr cr sich wandte, an einem schiffbaren
Flnß. Es dancrlc auch nicht lange, so
war cr als zwcilcr „Porter", d. h. als
zweiter Hans oder Dainpsboolskncchl
angcstcllt.
Als zweiter Porlrr hattc cr gar nichts
zn thun, als die Waaren und das Ge
pack der Reisende litznübcrnehnic, in
dir vrrschiedcne Kajüten zn schassen
nd jie bei den bclrkssendcn Landiings
piinkle wieder an s tagcslicht zn für
dcr. Da begab es sich cincS Tages,
daß dcr Herr Porier dcn Mantelsack ci
ncs Reisenden ins Wasser fallen ließ
nd zwar gerade da, Ivos ziemlich tief
war. Wär's nur der Mantelsack eines
Franzosen oder Deutsche gewesen, so
hätt's Nichts z sage gehabt, so aber
gehörte das Felleisen einem Amerikaner
nd dazu einem Eongrcßmitglicdc. So
mit zog der Eapitän.einen Revolver nnd
war im Begriff, dcn „Verbrecher ans
Nachlässigkeit" niederzuschießen, als dcr
Porter seine Vortheil wahrnahm nnd
mir Nichts, dir Nichts ins Wasser
sprang nnd a's Land schwamm.
Da stand cr nun, nd hattc Nichts
gerettet al sein Leben nnd die Kleider,
die cr an hattc nnd die noch dazu tropf
naß waren. Er beschloß in die nächste
Stadl zn gehen und dein Kapitän einen
Prozeß anznhängen.
Es war cinc sehr kleine Stadt, kam
von dreitausend Einwohnern; aber doch
waren zwei Dntzend Advokaten drin,
die sich alle mehr oder weniger gut stell
tc. Die erste Vier, an dieser sich
wandte fragten ihn, wie viel Geld cr
habe, nnd da sie erfuhren, 'daß er kcinS
habe, sondern erst durch seinen Prozeß
solches erlangen wolle, so lachten sie ihm
in s Gesicht, hießen ihn einen Narren
nnd sagte, er solle zinn Teufel gehenj
Da ging er denn auch hin, nämlich zum
Advokaten.- Der nahm dcn Prvzeß an,
aber nter dcr Bedingung, daß cr, dcr
Advokat, wcnn cr den Prozeß gewinne,
die Hälfte des zu erlangende Schaden
ersatzes in die Tasche zu schieben habe.
Einstweilen solle cr als Schreiber bei
ihm fnngircn, und zwar um s „War
me", wie ei angehender würtcmbcrgi
scher Theologe.
Das ivar Ivicdcr eine neue Earrierc,
aber eine sehr hnngrige. Der Advokat
gab ihm viel zu schreibe nnd wenig zn
essen.
Einstweilen ging der Prozeß seinen
Gang, nnd ein doppelter Prozeß war's,
ei Eivilprozeß, wie ei Eriminalprozeß.
Eines schöne Morgens erklärte der Ad
vokat, dcr Prozeß könne nicht Mehr
vcrlorcn werde nnd schickte sich an, ans
die Eonrt zn gehen. Der Schreiber de
tcie seit langer Zeit wieder ei Batcr
nnscr d saß den ganze Tag wie ans
Nadeln, ans die Rückkehr dcS Advoka
ten und dcn Ausgang des Prozesses
wartend. Wer aber noch da sitzen wür
de, wen cr gcwartct hätte, das wäre
dcr Schreiber, dcn dcr Advokat kam
nie ivicdcr. Dcn andern Tag las man
in alle hffeiitlichc Blättern des Stadl
chcns, daß sich dcr Advokat m eine be
deutende Summe mit dem Kapitän ab
gesunde habe nnd damit verschwunden
sei.
Was blieb dem Schreiber anderes
übrig, als sich wieder ans die Reise z
mache ?
Er kam an einer katholischen Kirche
vorbei, Ivo gerade feierliche Messe ivar.
In seiner Betrübniß setzte cr sich ans die
Stufe znin Eingang und sang zur M
sik so wehmüthig mit, daß es wie lantcr
„Tremolaudo" klang. Dcr Meßner
stand nicht weit von ihm, klopfte ihn ans
die Achsel nnd bcschicd ihn nach der
Messe zum Hochwürdigc. Dieser frag
e ihn nicht lange ach seiner Religion,
sondern cngagirte ihn als Kirchcnsänger
ans alle Sonntage. Der Hochwürdigc
hattc zugleich och ein Amt für ihn,
nämlich das eines Hauslehrers bei de
Nichten seiner Haushälterin. Das war
eine prächtige Anstellung! Nur Etwas
machte ihm im Anfang bange, nämlich
Rvo. ..
wie crs anfange, daß der Hochwürdige
nnd seine Halistiätterin nicht merken,
daß cr cigcnltich proleslanlisch sei. Da
war aber cin irisches Hienslinädchen im
Hanse nd die iiiilerrichlete ihn im Ve
kreuzigen nnd manch anderen Mbstcri
cn.
„Hicr ist gut zn wohnen," sagte cr
oftmals z sich selbst, wenn cr einen
Kalbsschlcgel nebst einer Flasche ans des
Hochwürdigc Peivaikeller verzehrte, die
ihm das irische Dienstmädchen ans die
Seite gethan Halle. Hins, konnte dcr
Hochwürdigr nicht schlafen, stolperte im
Hanse hei um. nnd fand das Dienstmäd
chen eben damit beschäftigt, den Hans
lehrer in Per katholischen Religion zn
lerrichleli. Der Pfarrer meinte aber,
daß das Proselnleliliiachen ihn allein an
gehe, nnd jagte nnseen Helden noch in
derselben Nacht zum Hanse hinaus.
Der rhemaligr höhere Vnniniler füg
te sich in sein Schicksal-nnd ivar noch
froh, wenigstrns allein nnd nicht mit
seiner Eva hinansgrivorfc zn scin.
I dcr nächste Stadt befand sich ge
radc eine deutsche Schaiispielcrtruppe.
—Dcr „höhere Biiler" fühlte einen
Drang in sich, es auch einmal mit drm
„Schauspielen" z probircn. Er er
klärte also frischweg, in Magdeburg als
Do Earlos nd i Breslau als Eis
vigt anfgetrctcn und überall vergöttert
worden zn sein. Zufällig ivar der erste
Liebhaber gerade durchgebrannt z und
so ward der höhere Vnlcr alsobald
an denisciben Abend noch zn einer Gast
rolle zugelassen Das Publikum halte
sich in Masse eingefunden; der Vor
hang ging ans, der erste Liebhaber cr
schien, wußte aber von scinrr Rolle keine
Silbe, und hatte noch crtra das Unglück,
dcn Souslcnr nicht zn verstehen, weil
dieser gerade hcisee ivar. Das Publi
kl sing an zn pfeife nnd cr sing an
z schreien, in das Pfeifen zn übcrlän
Hrn. Je mrhr das Publikum pfiff, nm
so mehr schrie cr. Dcr Lärm wurde
furchtbar; man warf niit faule Aep
fein ach ihm, cr warf sie wieder gegen
das-Piibliknin. Einige dcr Vordersten
sprangen ans die Bühne; die Prügelei
begann nnd das Ende vom Liede ivar,
daß der Elavigo von Breslau nd
nnd Don EarloS von Magdeburg mit
zerschlagenem Kopie und zerrissenen
Kleidern znin Städtchen hinansflüch
tcte.
„Einmal Schauspieler nnd nie wie
der!" Jetzt dachte cr aber im Ernste da
ran, ein solides Mctirr zn ergreife
Er war nun bisher AllcS gewesen, was
man in Amerika nulcr dir freien Künste
zählen kann, nd jetzt war's an der Zeit,
sich hänslich niederzulassen.
Jltt nächsten Wirthshaus besserte er
zurrst seine Kleider ans, nnd dann ahm
cr dir Zeitung zur Hand, ob sich unter
de „verlangte" Albeitern krin passen
der Platz für ihn finde.
„Ein Prolestanlischcr Geistlicher wird
verlangt!" So stand mit großen Buch
stabc drin geschrieben. „Das wäre
was für Dich," dächte cr, aber —cs.wnr
dcn gute Zcngiiissc nnd cinc Probeprc
digt verlangt. Dcr Gedanke an die
Pfarrei liest ihn nicht schlafen. Er stand
i dcr Nacht ans, holte seine Nadel nnd
Schcerc hervor nd vcrwandcltc seinen
Rock, dcn cr noch pon dcr Kirchensän
gcrci hattc, in einem schwarzen Frack.
Bon weißem Papier schnitt cr sich große
steife Vatcrinördcr, in dcn Hals schlang
cr sich ein weißes Tuch,—ein Stuck von
seinem Hemde, das Haar strich cr weit
zurück hinter die Ohren, und nm die
letzten Paar Schillinge kaufte cr sich
cinc Brille von Fensterglas, n> Vesta
gelehrter nnSznschcn. ES war keine
Zeit zn verlieren, den nächsten Sonntag
sollte die Probcprcdigt stattfinden.
Dcr Eindruck, de seine Erscheinung
machte, ivar Hedcutend; das merkte cr
gleich, wie cr srincn Besuch bei dcn
„Aeltestcn" machte. Besonders der
Sgilirc und dcsse Tochter, eine feine
Äamc von dreißig Jahren mit rothe
Haaren nnd Somincrsprossen im Ge
sichte fanden bcdcntendcS Interesse an
ihm.
Doch hattc cr zwei Konkurrciiteu zu
überlviudcu. Dcm Eincn sah man dcn
Schnlprovisor schon von Wrilcin au,
lind der Aiidrrc schir früher viel in
„Pcch" gemacht zu habe. Dcr Sgnirc
Tochter that dir Wahl nicht ivch, nnd
„Jetzt oder nie" rief nnscr Schneider,
als cr in dcr Nacht dir niit viel Kopf
zerbrechen ans des Sgiiircs Bibliothek
znsainincngestoppcltc Predigt mcmorir
tc. Die Probepredigt wurde gehasten
und niiser Held blieb Sieger. Zwar
die Zeugnisse konnte cr nicht beibrin
gen ; aber die zwei anderen Eaiididatc,
dcr Provisor nnd der Schuhmacher, hat
ten auch keine, lind überdies erklärte
die Sgnirclochlcr, die i Theologie als
Aiilvrilät galt, mit dem „Examen", das
sie mit dem Eaiididatcii angestellt, zu
frieden.
So ward dcr vielgeprüfte Man:
Psarrcr, nnd die SguircStachlcr Frau
Pfarrcrin.
Und wie es diesem erging, so ist's
schon Dutzenden und Hunderte ergan
gen ; und Dutzende von ihnen sind jetzt
noch Pfarrer nnd gerade so hoch angc
sehe, als hätten sie ihr Lebtag nichts
anderes getrieben, als Theologie.
Hciitc Schneider—morgen Pfarrer >
i einem laht ist cr vielleicht Zciliings
rcporlcr, d. i. Zcitnnasnachrichtcnnenig.
kcitsersiildcr, vier Wochen daraus Lei
chcnbcsorger nnd ein Vierteljahr später
ösfenllicher Notar.