Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, February 03, 1876, Image 1

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    Ktnnsyllmmschc Mß MM-Zeitung.
Jahrgang .
Die
?espltaische SttSztitsi,
Herausgegeben on
.1. Gronau Loi IS,
erscheint lebe Donneesiag.un lostet OL.OO
pee Jahr, zahlbar innerhalb drS Jahres, und
.SV nach Beefluß de Jahrgang.
Einzelne Srempiaren, S Ernt per Stück,
steine Gubsceiptionen rrden für weniger
l sechs Monaten angenommen l auch kann
Niemand da Blatt abbestellen, bi alle Rück
stände bezahlt sind.
W- Um die Adresse einer Zeltung zu ver
ändern, muss man die alte sowohl als auch
te neue Adeessr mttthetle.
vi größte Berbrettuug.
vir tlirculation der „Pennspl antsch
StaatS-Zet tung" in Dauphin Eounty
ist größer al die trgrnd einer anderen in Har
risburg gedruckten denlschrn oder englischen Zei
tnng. Sie bittet deshalb die beste Gelegenheil,
Anzeign t diesem Thcm de Slaale eine
Mb larxvst Lirealation.
PK- cürculatlon ok tko
eit>li>i?ieck in Ilnn-iüvurg, Lnstliul,u>->l a'
kternann. tt iu tkerslvr- ttie tieut^uckvertiu
stStdiuguogen der Anzeige r
Anzeigen erben eingerückt wie folgt:
Beschäft-,eigen beim Jadr, od"
sür tne Theil des Jahre!
Z Monate. 6 Monate. l 2 Monate.
Ein Zoll H 1.99 7 99 H 12.9"
Zwei Zoll 7.09 t 2 99 29.
Deel Zoll 19M 17.99 28.99
tdelgen thuen-, persönliche Ei
genthum- und allgemeine nzeigcn t 9
ilnt die Zelle sür die eiste Einrückn und
5 Cent die Zelle für jede nachherige Ein
riicktMg.
Patenlirte Medizin-, Bitter und alle
ndeee Anzeigen hei der ganzen, Halden, drit
tes der irrte! Spalte reden wie folgt be
rechnet erbe t
Eine ganze Spalte jährlich Hi 59.99
Sine halbe Spalte „ 89,tX>
Ein rlttrl Spalte 9.99
El ler,ei Spalte 49.99
Geei cht-Anzrtgen erden ie solgt
eeechaeii
EiecutorS-, Admlnistialor- und
AfsignieS-Anzelgen P 2.59
Heiraih-. TodeS-Anzetgen,
Dank - bftattung u.5.., 59 Et.
Alle Briefe, Mittheilungen r. müssen
wie folgt adresßet erden t
F. sioorx üiMr,
?.0. koi l
ll,VkiilBl!Utt(l. I'X
Mmanta
Feuer - Bcrsscherungs-
Gesellschaft
von
New- I o r k
Office: No. 175 Broadway.
Halbjährliche Uebersicht für das Jahr
endend Zielt l, IS7i, an den Geueral-Audi
de Gisepe diese Staates !
vaar-Capital, ...5500,000.00.
Neservtrt skr Wtrder-Ber
ficheruug. 544,562.87
Reservtrt für Bei tust,. 93,915.96
Baaree Ueberschoß 416,985,81
Ü1,59,5K4.0t
V^erm^ö^cn^
Ve.-> Gl. Band, argegidiner Werth, o.SSI.iv
Staat und in Bai.?, Sst.sui.vo
Bank-Stock, 7,M.0
Nalethe gesichert tnrch Eollateral (an.
gegedener Werth, P 35.4?), zs,lig.es
Eiundligenldum, 50,47.
Zuwachs an >, l7t, >,727.v
< d 9>,700.31
UniallelUtle Prämien auf Uolteie, 1.810.Z0
1,5v,551.4
nd. Sarigue, Präsident.
Zah Edward Kahk, Vize-Päsident.
AUF Echuman, Sekrtär.
Ihr tkapttal ist in vaarem Gelde angelegt.
Sie hat lein Roten-System, das mir Morlgage
nf de Eigenthum liegt. Sie erlangt leine
Nachzahlung. Vle Primteu werde in baarem
Gelte einbezahlt fjr den ganze Zeitraum der
vrislcheruna, entweder für den Zeitraum on ei
nem. drei der fünf Jahren, welche ndedeutend
hiher sind, als in den Gegenseitigen Berstcher
nigS-Glsellschaste.
Nf Wunsch der versicherte werde die Polt
en in dtuischer Sprache atgrfaßt.
Versichert in der Germania!
Die älteste, reichste ad zuverlässigste
Deutsche
FeuerVersicherungs-Gesellschast
tu de ver. Staate.
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F. Wm. Liesmann,
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S. Fleischer,
siir Halltdahsburg und Umgegend.
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für Laukafter ad Umgegend.
Ar. wm. Llrsman,
- II Mar der Front Straiie,
Harrisburg, Pa:
ng. 11,>75. -Fe. ZI. '7.-11.
Dr. P. -lliiesti.
Deutscher Arzt,
206 Süd Zweite Straße, Harrisburg.
Office-Stunden! 7 bis 8 Uhr Vor
mittag, I dt Z und 7 diB Uhr Nachmittag.
Harrisburg. Augnst 12, 1875—ZMt.
John Hingst,
streiche?
d
Hsvß-antl Htzclsiltler-Mnler,
chlaser, i-rsinvr Ad Ealeiier,
Eck der Arout ud Udrlad Strage,
Harribrg, Pa.
Orders können in F.W. Mngst's Carpet-
Store an der Zweite Straße getasse werden.
Nie rßett wir prompt nd iiMg. a> z grSßttu
Znfriedendeit besorgt. Mai D 1875.
Das deutsche Ctiitralorgan der Demokratie für PemWvanien und die angränzenden Staaten.
U Sind Sie es, W
rlcher sagte, daß Sie liidrr solche Kleid" habe möckittn, wie stt die
? Städter tragen, al solch- wie sie gewöhnlich im Großhandel
tz erlauft wrrdrn? Hören Sie, wie Sie da anfangen.
li, de rrchi giina- misere schift rlautt un, unfte- Preift nach
Wetter er,,leen. un
W Sie können genug sparen >
wen Sie eine Un,us t „Vnl voll" kaut.
W um zu bezahlen W
er ,I.n l
I Sechsten, Sechsten
r^
I Wanamaker und Brow.
177 V Herbst! Herst! 187 V
Seht, etrachtet nnd nntersucht
die immeuse Auswahl
Stiesel Älinlic,
und Slippers alter Sorten,
Männer nnd Knaben Nnbber-Stiefel
von jeder Größe und Gattung; ferner,
Over - Schnhe, find zu haben in
Georg W. Meily s
Schuhstore, No 31V Markt Straße,
Harrisburg, Sept. 39.—'75. dem Courthaus gegenüber."
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Hickory- und Eichen-Holz,
Holz zum Feueranmachen,
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I. V. Ginstein.
(Jul 16-"74) No. I, Dritte Straße, Harrisburg.
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Von New'Vork.
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Harrisburg, Juli 29 1375—11.
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Reading, P a.
Ofste! Ecke der Dritten und Ehest! St
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Zllanfion-gaus,
> 32 Straße und Ridgc Avenue,
Philadelphia. Pa.
F. A. Schuster, Eigenthümer.
Fremde und auch einheimische Gaste fiuden
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öffentliibe Unterhaltung!, östlich gegenüber
dem gairmount Park gelegen.
Philadelphia, Pa., November tB, tB7S-tf.
Harrisburg, Pa., Donnerstag, Februar , 187 V.
cit 18-21 in Deutschtand berühmt!
al sitberrs Heilmittel
Unterleibskrankheiten,
Blähungen, Berstopfnng, Blnt
andrang. Leber- und Nierenleiden,
Unverdanlichkeiten
gegen allgemeine Schwäche des Magen
der Vnlst und der Lungr, gegen
Uebelkeitrii, Magenkrämpsc
sowieziirßegulirung aller
weibliche Krankheiten
S'Einc einzige Flasche^
Augsburger Tropfen
überzeugt einen Jeden von der uniibertreff
ltchrn Wirkung derselben
Nrliitgung des Blute nnd Regn
Itrunsi der vrgane sind unbedingte
Nothwendigkeiten zur Beförder
ung der Grhaltung der (ekundhei.
Die
Augsbnrger Tropfen
kosten
25 und 50 Cents per Flasche.
In allen Apotheken zu haben.
Dr. AlbertConradi S
beseitigt jeden Huste, mag derselbe
frych entstände oder chronisch sein, und verhütet
dadurch die deginnendc Erkrankung der vnnge.
In Lazarrthcn
wird diese Mittel gegen
Lliftroln-ekieiilzüiidunq, Heiser
keit. Eatharr, nd zur Bcsördcning des
SidleimouSwurfks
mit dem besten Erfolg angewendet.
S-Eiii Packet 2 5 Eent"
oder fünf für Einen Dollar.
In alle Apoldricn z haben Oder gegen
Einsendung de Betrage werde die
Augsbnrger Medizinen frei
Ver. Staaten versandt,
kNKIBD 6-
('levrlitntl, 01,io.
Za haben i der Apotheke von Cha S. T.
George, t 2 9 Nord:!tcn Sttaßc, Hanisb.
Nov. 18, -75.-Is.
Norddeutscher Lloyd.
Regcmäßigc Dampsschifffahrt
Bremen nnd Baltimore,
vi Southarnpton,
durch die eigen für diesen Zweck an der Elvde
erbauten, mit alle Ertordrruigeu versehene,
neue eisernen Pvst - Dampfschiffe von 2599
Tonnen t
„Bnllimoie," Eapt. Mcper.
„Berlin," „ Putschte. '
..Ohio." „ Mepee.
„Leipzig," „ Hoffmann.
„Braunschtorig," „ Undülsch.
..Nürnberg/' „ Jäger.
Die Expedition findet statt wie folgt!
Bon Bremen: Bon Baltimore:
„Nürnberg" 15.Dcz.'75> B.Jauar'76.
„Braiinschftirig" t?. lan'7 5. Frbruar'7ti.
„Nürnberg" 9. gebr. 4. Marz
„Braunschwesg" 8. März t. Aprü.
und fernerhin jede zweiten Mittwoch von
Bremen und jeden Samstag nm 2 Uhr
Nachmittag von Baltimore.
Vermittelst dieser Dampfer werde Passagiere
ach Bremen. Soutdampton, I'ondo nnd Hav
re und zurück befördert.
Bassage-Preisr:
Bon Baltimore nach Bremen, Souihampion,
London oder Havre!
Eajüte .Gold,
Zwischendeck t 39 Eouraiit.
Bon Soulhampton nach Baltimore t
Eajüte 9! Gold. .
Zwischendeck ?32 Eourant.
Bo Bremen oder Havre ach Baltimore!
Eajüte Hl, > 9 Gold.
Zwischendeck 32 Courant.
R ct o iir B i ll ct s
von Baltimore nach Bremen oder Havre und
zurück:
Enjüte Hl 89 Gold.
Zwischendeck 58.59 Eourant.
Von Baltimore „ach Southampton oder Lon
don und zurück von Southampton :
Eajüte H 179 Gold.
Zwischendeck, H 58.59 Eourant.
Kinder zwischen 1 und 10 Jahren zahle die
Hälfte.
Wegen Fracht und Passage in diesen in jeder
Hinsicht eni psehicnswerthen Schiffen wende man
sich nn die Generai-Agenten der Linie, j
A. Schumacher sc Comp.,
No. 9. S.'Eharle Sie.,' Baltimore, Md.
PH. C. Ranningcr,
Nro. tll Nord Prince Straßr, Laneast".
Dezember 23, 1875—11.
Cmanuel Engwichrs
Hermitage Hotel,
Ecke der Front und Bank Straße,
Vturtett.
Reisende und andere finden in diese Hotel
stet einen guten Tis, wie auch die vorzüglich
sie Betränt. In Verdtndung mit dem H.
tel ist auch ein
Tabak- und Cigarren - Store,
wo die besten Slgareen nnd Tadak, sowie all
Sorten in diese Fach einschlagende Artikel aus
Hand find.
Agentur für dt „luman Passage
Dampschtss-Ltale."
Maeietta, Januar, 7.1875.—1j
Poesie.
Tie zwrh Berrrbcem.
Bon Anna Metz Byland
Schön Hannchc n der Bater sitze
Im Garte vor m Hans,
Es iS e schöner Summerobcnd,
Die Katz guckt owc raus.
Do sagt der Vater: Liebes Kind,
Ich bitt' Dich, 10ß de Fritz,
Dann Du hast niz nn er hat ni.r,
ttn wo niz i, do werd ah nix,
Drum 10ß D M r de Fritz."
Schön Hannche faiigt sc weine an.
Sic hat de Fritz so gern,
„Ach, Vater, kann ich vor die Lieb ,
Ich bin ja kcc Latcrn,
Was in m'r brennt, das blast m r n!t
Als wie cn Lichtche ans,
lln dcrf der Fritz gar niinmc zu m'r,
So lauf ich ans'm Haus."
Der alte brummt in de Bart:
„Der Fritz wär so schon recht,
Doch sich, mci Kind, wo gar i; is,
Geht'S jedem Mädchc schlecht.—"
Wasch' awer weiß c schwarze Mohr
Do gebt s kce Waffer aus,
Die Lehr' geht 'in beim ccnc Ohr,
Bei m annere Widder 'raus.
Emol bei ihr'm Fritzche sitzt
D's Aannche gar beqnccm.
Im Garte war ? so schön nn kühl,
Zwische zwec Bccrebccni.
Sic wechsle manches Küßche do,
Wie halt Verliebte sin,
Do guckt das Kind vn iingrfähr
Zum Gartcdcerche hin
„Der Bater kvnnl""der Fritz, nit lahm,
Springt wie c junge Katz
G'schwind nf de ecne Bccrcbaam,
Do is c sich rer Platz.
Der Vater hat c schwere Art,
ll sagt zn seinem Kind :
„Mir hat cn großer Schatz getreemt,
Vielleicht daß ich n find;
E Eng'lchc das sprach zn mccr:
Geh' zn de Bccicbecm,
De große hauscht de nm, geb Acht,
D bringscht c Sümmchc heem.
Unncr dem Baam sei'm Worz'ilverk
Hebscht d c große Kischt,
-nee Großmog'l war so reich,
Ais Du d'rnoocher bischt."—
„Ach Gott, der scheene Beerebaam,"
Sagt Ramichc, „kann'S et sinn,
Die Großmutter hat ja gepflanzt,
Wie käme Kischt do 'in,
Der kleene awer alt dick,
Do wär's c Möglichkeit,
Geh', Vattcr, haut der kleene nm,
Wer wceß, was drnnncr lcit."
„Das is schniin wahr," der Altespreckt;
„Der groß' oddcr der klecrn,
„Das weeß ich selber imme recht."
„Ach Pater, 's is der klccn!"
lind wie der Vater haut n hackt,
Do werd das Hannche roth,
„Ach, heil'gcr Joseph," bet'sc jetzt,
„Ach helf' m'r ans der Noth,
Ach mach' c bische or Mcraakel,
Dann snnscht gebt's heut' cWcllspcktakel.'
lln hipp u hipp nn bim nn bnm
II hipp nn bim bin,
lis emol laafl's u spring n hippt
Dukatc um un nm.
Potz Blitz nn Jub'l n kee End,
Das war c Herrlichkeit,
Da kommt ah gleich der Fritz gereimt
lln guckt als wie itg'schent.
„Was tuscht dami Dn do," sagt der Alt,
„Dich sah ich nel im Traam."
Do sagt sei Kmd: „Das is der Schatz
Vum große Beerebaam."
Jetzt merkt der Alte wohl de Pfiff,
Un ncmmt se bei der Hand,
E Pärchc iverrc se wie eens
Im schöne Pfälzerland.
Blicskascht l hecßt der Ort, da steht
Noch heut' der renne Baam,
Un Engclchcr verzähle sich
Der alte gute Traam.
tN.-A. Fortschritt.)
Feuilleton.
Die Jagd nach einem
Vetter.
(Schluß
Robert war wie vom Himmel gefal
lcn; er sah ganz verdutzt d rei und
wußte nicht, was er sage sollte. End
lich fiel ihm der Brief des „Onkels" ei,
und den überreichte er dem alten Herrn.
Dieser las denselben geduldig vom Au
fang bis zum Ende, und wie er damit
fertig war, so fing er hellauf an zu la
chen.
„Also ei Schneider ist Dein Oheim,
nd mich hast D für de Schneider gc
halte!" —Nunmehr mußte Robert
Haarklei erzählen, wie er dazu gekom
nie sei, in dem Gefährte des Herr John
Mayer herauszufahren und wie sich Al
les gemacht habe. Endlich klärte sich
der Horizont ans. „Nun," sagte der
alte Herr, „mein Robert Keller bist Du
nicht, ob Du gleich den nämlichen Namen
führst; so wenig als ich Dein John Ma
her bin, ob wir gleich auch diese Namen
mit einander gemeinschaftlich haben.
DaS war ei verdammtes Mißverständ
niß und ich bin nur froh, daß blos Dein
Vater gestorben ist nnd nicht der Vater
meines Robert.
Der alte Herr wurde nun wieder sce
lcnvergnügt, schenkte dem Robert noch
ei vollcsGlns ein ndlicß ihn amAbcnd
sogar in demselben Gefährte bis in die
Stadt hineinfahren, in welchem der junge
Bursche herausgekommen war; seinen
Oheim hatte Robert abermals nicht ge
funden.
Der Wirth in Äreenwichstrect, bei dem
Robert Keller wohnte, feuerte de Mann
an, seine Forschungen wieder fortzusetzen,
„er dürfe nicht ermüden" sprach er, „am
Ende müsse er doch das Ziel erreichen"
und Robert ließ sich zureden ; dachte er
doch an seine arme Mutter und an die
Geschwister. Der John Mayer der jetzt
an die Reihe kam, wohnte in der Fünf-
ten Avenue. „Rur mnthig hingegan
gen," sprach der Wirth, „Dein Onkel
war schon vor zivanzig Jahren ei reicher
Man, warum soll er nicht heute in der
Fünften Avenue wohnen können."
Robert hatte sich die Hausnummer
richtig gemerkt; es war ein großes Mar
morpala! mit breiter, doppelter Treppe,
er klingelte, ei Neger öffnete ihm, er
richtete an denselben seine Frage in
deutsch, der Neger verstand aber nur Mr.
John Mayer nnd machte die Pantoniinc
ihm z folgen.
Robert folgte im auch eine Gang ent
lang, der mit so kostbaren Teppichen be
legt war, daß der junge Deutsche nicht
wußte, ob er nicht „zur Schonung" seine
schivcrcn Stiefel nnsziehc sollte. Hätte
er icht de Schwarze ganz nngcnirt
darauf hingehen sehe, so hätte cr's sicher
gethan!—Nun kam er in ei Zimmer,
—nein, so was hatte er i seinem Leben
icht gesehen. A den Wänden hingen
kostbarcGcmälde, die Decke erglänzte von
Gold nnd Silber; dicKronlenchter bleu
dctc fast das Auge, die Möbeln desto
de ans lauter Sammt nd Seide, die
Spiegel reichten von der Decke bis auf
den Boden. Und doch war dies mir
das Vorzimmer z dem Privat
z i mm c r des Bankiers, i welches er
jetzt geführt wurde.
Der Inhaber all' dieser Pracht und
Herrlichkeit saß in einem breiten, reich
gepolsterten Lehnsessel vor einem Schreib
tische ans Roscnholz, dessen vergoldetes
Gestell mit Büchern in rcichcnEinbänden
verziert ivar. Er schrieb jedoch nicht,
sondern hatte sich weit in seinen Lehnsessel
zurückgelehnt und streckte seine Füße über
das Büchergestell hin, so daß die Pofi
tion der Füße weit höher Ivar, als die
des Kopfes. Im Munde des reichen
Mannes steckte eine brennende Eigarrc,
vermittelst derer starke Wolken ausblies.
Robert stand mit dem Hut in der Hand
au der Thür nd wagte natürlich vor
lauter Respekt nicht den Mund anfzu
thun. Der Bankier aber, den ein sol
cher war Mr. John Mayer in der Fünf
tenAvenne, rührte und bewegte sich nicht.
Seine cinzige Beschäftigung schien darin
zu bestehe, daß er alle Sekunden ans
spuckte nnd dabei mit wunderbarer Ge
auigkrit immer af denselben Gegen
stand, einen herrlichen Papierkorb, zielte.
Richtig traf er auf das Ziel unter hundert
gewiß ilennundiicunzig Mal, was ihn
offenbar bedeutend befriedigte.
„IVtiat äo )ou vimt?" fragte der
Vankier. als er Robert ansichtig wurde.
Dieser faßte sich ein Herz. „Mein
Herr, ich erlaube mir die Frage, ob Sie
eine Schwester mit dem Namen Therese
i Holzmadcn bei Stuttgart haben," be
gann er, natürlich deutsch, den er ver
stand ja kein englisch
„Pom!" rief jetzt der Hanshcr dem
Neger zu ; ü lliat Dutebmun?"
Tain nickte nnd grinste dazu.
„I'ut bim out!" sngtc der Bankier,
indem er das unterbrochene Rauchen und
Speie fortsetzte.
Tom ließ sich das nicht zweimal sage,
sondern nahm den Robert am Arme nd
führte ihn hinaus, ihm die Thür vor der
Nase zuschlagcndZ
So endete dieser vierte Versuch, den
reiche Oheim z finden.
„So kann's nicht fortgehe!" sagte
Robert am Abend, als er seinem Wirthe
den vierten vergeblichen Gang erzählte.
„Auf diese Art finde ich meinen Oheim
nimmermehr. Am Ende müßte ich ganz
New Aork und nachher och ganz Ameri
ka durchwandern und alle John Mayer
aufsuchen, ob nicht Einer darunter der
ächte ist! Da mach' ich mich ja znGesPött
der Welt!"
„Weißt D was?" erwiederte ihm der
Wirth. „Wir machen noch eine Vcr
such und Ivel, auch dieser fehlschlägt, so
greifst Du nach Deinem Handwerk, er
nährst Dich ehrlich, und überläßt es der
Zeit, ob sie dasGcheimniß aufdecken will,
oder nicht. Der letzte Versuch aber, den
wir machen, besteht darin, daß wir eine
Annonce in zwei der verbrcitctstcn amc
rikanischcn Zeitungen, in eine deutsche
und in eine englische, setze nnd Deine
Oheim anffordcr, sich, wenn er noch am
Lebe ist, zu melde nd seinen Neffen in
Empfang zu nehmen."
So geschah es auch ; den Robert war
glxich mit einverstanden. Der Wirth
machte einen rechte hübschen „Aufruf"
an de John Mayer aus Holzmadcn bei
Stuttgart znrccht, und am anderen Mor
gen schon konnte man denselben gedruckt
lese. Natürlich saß der gute Robert
den ganze Tag, wie auf Nadel; er
hatte keine Rast und kcincßuhe; das eine
Mal sprang er an s Fenster, das zweite
Mal vor dieHausthür, aber es wollte sich
Niemand zeigen, der nach ihm fragte,
nd noch viel weniger erschien der ersehn
te John Mayer i Person. Die Ge
duld Robert's war fast erschöpft, aber—
was konnte er machen ? Am Ende mußte
er doch in sei Schlafkämmerchen gehen
und versuchen, die Nacht hinzubringen,
ohne den Oheim gefunden zu habr.
Den Tag darauf führte den Wirth ei
nothwendiges Geschäft über Feld nnd er
konnte erst Abends spät wicdcr nach Hau
se kommen. Wie erstaunte er, zu hören,
daß der Robert von einem Fremden in
einem einspännige Gefährte abgeholt
nnd zu seinemOhcim geführt worden sei.
Natürlich war der Gastgeber hocherfreut,
daß cS dem armen Burschen doch noch
gelungen war, sein Ziel zn erreichen, aber
dieFlcndc war von keiner langen Dauer,
denn schau am anderen Morgen war Ro
bert schon wieder da nnd erzählte folgende
Geschichte: Ein Man sci gesternMorgcii
in die Wirthschaft getreten, habe sich nach
Robert Keller erkundigt nnd als er sich
ihm vorstellte, hatte er gesagt, sci On
kel, ei Farmer in Jersey, hätte den Auf
ruf in der Zeitung gelesen nd ihn, sei
nen Nachbar, sofort abgeschickt, um ihn
zn sich zn hole, da er selbst heute nicht
abkommen könne. Er sei in seiner Freu
de sofort bereit gewesen, ihm zu folge
und bald fuhren sie davon. Bevor sie
über die Ferry gingen, sprach der fremde
Mann, der Onkel hätte ihm Auftrag ge
geben, etwas zn kaufen, in der Eile hätte
er aber vergesse, ihm das nöthige Geld
dazu zn gebe, nd er fragte, ob er, Ro
bert, etwas Geld bei sich hätte; Ro
bert antwortete, er habe och vierzig Dol
lars.
„Dies wird reichen," icinic der Nach
bar des Onkels; crgabcsihm, dcrMann
ging in einen Laden, nach einer Weile
kam er heran und sie fnhrc da wci
ler. Unterwegs sprach der Fremde stets
von der Freude, die der alte Mann habe
würde, den Schwcstcrsoh zu sehe, den
er habe keine Kinder und sein Schwester
sahn solle, wie er ihm erst heilte sagte,
Alles erbe; es sei eine prächtige Be
sitzung.
Nach etwa zwei Stnndcn kamen sie in
ein Dorf, der Man hielt vor einem Hau
se. ließ Robert absteigen, setzte auch dessen
Koffer ab und fuhr fort, weil er, wie er
sagte, noch eine nöthigeßcsorgnng in dem
benachbarten Dorfe hatte; er hätte da
durch, daß er Mr.' Mayer de Gefalle
erzeigt, schon zu viel Zeit verloren.
Es war Robert zwar anfgcfallc, daß
sich kein Mensch regte, icht einmal ei
Stückchen Vieh sehen ließ, Alles schien wie
ansgestorbcn. Bor dem Wohnhaus war
eine lange Bank angebracht; hier stellte
er seine Koffer hin nnd ivar in Begriff
in die halboffene Hansthür zu treten,
als ei paar Hunde wie wüthend ans
derselben heranssprangcn und mit lau
tem Gebell ans ihn losstürzten.
dlurr!" rief z gleicher Zeit eine helle,
weibliche Stimme „Wollt ihr gleich
ruhig sein, ihr Kobolde," setzte sie auf gut
Deutsch Hinz, als die Hunde nicht gleich
Ruhe hielte. Jetzt trat die Sprechende
unter dieHausthür ans helle Tageslicht
nd Robert hatte volle Muße, die schöne
Gestalt z betrachten. Es worein lieb
liches Mädchen von 18 bis 19 Jahren,
blühend wie cincßose, mit Grübchen im
Kinn und schelmische blauen Augen.
Sie trug ein cinfachcs Kleid; aber m so
herrlicher coiitrastirtc damit ihre volle nd
doch schlanke Gestalt. Robert schaute
das Mädchen und das Mädchen schaute
ihn an.
„A il ii cMaric!" rief plötzlich Ro
bert.
„Robert!" rief in derselbe Sekunde
das Mädchen. Und Beide lagen sich in
den Armen und herzten nnd küßten sich.
Und dann stellten sie sich gerade vor ein
andcr hin und hielten sich an beiden Hän
den und schauten einander in s Auge nnd
sprachen kein Wort. Aber das Auge
sprach mehr, als tausend Zungen ge
sprochen hätte. Das war ei Wieder
sehen!
Und wie sie sich lange genug angeschaut
nnd in seligem Entzücken dagestanden,
da löste sich endlich auch die Znngc und
Jedes fragte das Andere: „Wie kommst
Du hierher?"
Die Anne Marie war nämlich dicT och
ler ehrlicher Schnhmachcrlcnte von Sil
lenbuch, einem kleinem Dorfe bei Holz
made. Die Eltern waren „Freunde"
wie man im Schwalbcnlandc sagt, d. h.
weitläufig mit einander verwandt, und
somit waren die Kinder fast mit einander
anfgetvachscn. Schon während dcrSchnl
zeit zeigte Robert und Anne Marie eine
für Kinder ungewöhnliche Zuneigung zu
einander; er war allerdings nm drei oder
vier Jahre älter, als das Mädchen, aber
nr um so eher konnte er ihren Ritter
spielen. Auch nachdem sie Beide confir
mirt waren, dauerte dieses Verhältniß
fort nnd Robert ward der cklärte „Schatz"
der Anne Marie, was ihm bei Sonn
tagsanSflügen oder den kleinen Volk-
Vergnügungen, welche da Landleben
im Schwabe verschönern, gewisse Vor
rechte gab. die er sich natürlich nicht neh
me ließ.
So durfte z.B. er allein die Anne
Marie zu Tanze führen nd kein anderer
Bursche hatte das Recht, ohne seine Er
laubniß den Arm nm sie zu schlingen nnd
sich mit ihr im Walzer oder Hopser zu
drehen. Di e Erlaubniß aber ertheilte
er nie. Und oft gab es in Holzmadcir
und Sillenbuch Etwas zu lachen, weil der
Robert nnd die Anne Marie so gar un
zertrennlich waren. Fünfzehn Jahre
war die Anne Marie alt, als Robert in
die Fremde ging nd wie er wieder heim
kam, war die ganze Schuhmacher Familie
nach Amerika ausgewandert.
Seither hatte man Nicht von ihnen,
von den Eltern ebenso wenig als dm
Kindern, erfahren, als daß sie glücklich
über s Waffer gekommen seien. Später
ging das Gerücht in Sillenbuch nd
Holzmadcn, die Eltern lebten in New
ark, unweit New Aork, und trieber ihr
altes Geschäft, die Anne Marie aber
habe sich ganz jung an einen Toldarbci
ter dort verheirathet. Woher das Gc-
Stro. 7.
rächt entstände, kannte Niemand sagen,
aber so viel ivar sicher, Jedermann
glaubte es. Und als daher Robert spä
ter von der Fremde zurückkam nnd na-
Inrlich gleich nach Anne Marie fragte,
so wurde ihm die Nachricht ihrer Vcr
hcirathnng als eine Gewißheit mitgc
theilt, nn der er seither nicht im Gering
ste gezweifelt. Er sagte nicht viel dar
über, und seine Bekannte, sogar seine
Mutter, meinten, er habe die Jugend
licbschaft als eine Thorheit vergessen,
aber—die erste Liebe vergißt man nie,
cS zieht sich mir eine Kruste über das
Herz, daß man die Wunde nicht sieht.
Co stand's mit Robert. Die Anne
Marie aber hatte nie daran gezweifelt,
daß der Robert ihr treu sci. Das Herz,
war ihr fast gebrochen, als sie mit den
Eltern von Sillenbuch vor etwa vier
Jahre fortzag und sie icht einmal von
ihrem Schatz Abschied nehmen konnte.
Aber—geschrieben hatte sie deßhalb doch
icht, denn an die Eltern Robert's woll
te sie nicht schreiben; die verstanden sie
doch nicht; nnd Er,—er war ja in der
Fremde! Natürlich, hätte sie eine Ah
nniig davon gehabt, daß ma sie dran
ßc für verheirathet ausgab, ja hätte sie
nur gewußt, daß Robert's Bater gestor
ben.—sie hätte sich längst an Robert's
Mutter gewandt. So aber dachte sie,
ivcnn's Gottes Wille sci. daß sie cinan
der wieder sehen, so geschehe es ganz ge
wiß von selbst, und ohne daß sie ivaS
dazu thue, und nn dem Vertraue hielt
sie fest j allen Stürmen der See und
des Lebens.
Und cS war Gottes Wille!-Die En
gel im Himmel mußten eine Freude
haben, wenn sie ans die Beiden herabsa
hen; denn ei glücklicheres, unschuldi
gcres Paar hatte die Erde noch nicht ge
sehen.—Er war vielleicht drei Uhr Mit
tags, wie Robert, die Anne Marie traf,
und in sechs Uhr Abends hatten sie
einander noch nicht mehr erzählt, als
daß die Anne Marie so ledig sei, wie
„Robert". Wohl fragten sie sich:
„Wie kam das Alles so Wunderbar?
Aber sie hatte keine Zeit zum Antwor
ten, denn sie mußte einander in die Au
ge sehen. Es war ihnen genug, daß
sie sich wieder brsaßcn! Wen sie sich ge
genseitig umarmt hielte, was brauch
ten sie mehr zu wissen?
Doch der Stundenzeiger des Tages
rückt vorwärts, trotz aller Liebespaare
der Welt. Die Zeit ist ein gar kaltblü
tigcr Gesell, ohne Herz und Phantasie
nnd nimmt keine Rücksicht auf irgend
eine Mensche oder ein Verhältniß. —
Die Anne Alane ivard zuerst aus ihrer
Seligkeit anfgcschrcckt, wie ein paar
Knechte mit ihrem Fuhrwerke vom Acker
heimgekehrten.
„Herr Gott!" rief sie, „ist's denn
schon m diese Zeit? Und jetzt wird
auch meine Herrschaft kommen, denn
die ist heute Morgen mit den Kindern
in die Stadt gefahren nnd wird zum
Abendessen wicdcr da sein. Und ich
habe noch gar nichts gerüstet. Da wird
meine „Lady" wicdcr schön donnern
und blitzen!"
Robert sprach, er wollte sie schon bei
seiner Tante eiltschnldigcn. „Was!—
Die ist Deine Tante!" rief Anne Marie
pcrwlindert aus, Robert mußte nun
schnell erzählen nnd als er fertig war,
lachte das Mädchen hellauf; sie wußte
ihr armer Rudolf ist betrogen worden,
denn ihr Herr hieß Parker, er war ein
„Stockamcrikancr"; ei Schwindler, so
combinirte das junge Mädchen, hatte
die Anzeige gelesen und die Gelegenheit
wahrgenommen, ihm sein ganzes Geld
abzunehmen Robert war wie vom Don
ner gerührt, was sollte, er machen, er
hatte ja keinen Eent mehr. Anne Ma
rie wußte alker Rath, sie holte schnell ihr
erspartes Geld ans dem Koffer, gab cS
ihren, Schatz und dieser versprach ihr
hoch nd theuer, nn nicht wieder ach
dein Onkel der vor zwanzig Jahren ge
schrieben hatte herum zu laufen.
Er wollte arbeiten nd seine Anne
Marie mußte sein liebes Weib werden.
Das hocherröthende Mädchen sprach
icht nein, sie trieb ihn rasch fort, damit
sie das Abendbrot besorgen könne und
gab ihm Anweisung, wie er nach New
Aork komme; am nächsten Sonntag
wollen sie sich dort treffen.
So kam Robert wicdcr in New Aork
bei sclnem Gastlvirthe an; der wollte
nn tvillcn, wie der Sitzbnbe ansgese
he, der den armen Bursche m seine
vierzig Dollars geprellt hatte. Biel
leicht war es doch möglich, wenn man
ei genaues Signalement hatte, Etwas
in der Sache zu thun. Allein Robert
wollte Nichts davon hören. „Das
Geld ist einmal verloren und wäre so
wie.so verloren gegangen; denn ich
hätte nicht nachgelassen, nach einem
Oheim zu fahnden, bis der letzte Cent
fort gewesen wäre. Jetzt aber bin ich
gründlich knrirt. Wen es sein soll,
daß ich ihn entdecke, so wird es von
selbst gehen; wen nicht,-auch gut;
mein Handwerk wird mich schon crnäh
ren. So will ich jetzt nur gleich auf
meinem Geschäft Arbeit suchen."
Vier Zahre lang arbeitete Robert Kcl
ler als Geselle, dann fing er sein eigenes
Geschäftchen an und Anne Marie ist sein
haushälterisches Weibchen, die jeden Cent
zu Rathe hält. Er hat jetzt eine kleine
Fabrik nd macht Nichts als Sophage
stelle, steht sich aber recht gut dabei.
Seine Mutter ließ er nicht herein kom-