Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, November 25, 1875, Image 1

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Jahrgang N>.
Dt
Sestzltzatsche Tttzeitß,
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Harrisburg, August 2 >, IB7S-ZVi*.
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Iw.j>oek.>to,.. I?l > Januar7a, 1875.
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Harsrg. 1nt>22,1575-li.
Poesie.
Der Abend.
Der Abend ist gekommen.
Das Glvcklein ruft zur Ruh',
Der Hirte mit den Schäslci
Zieht froh dem Dorfe zu.
Er singt mit Heller Stimme
Ein fröhlich GotteSlicd,
Daß durch die stillen Fluren
ES lveithinpchallend zieht
Der Bauer treibt vom Felde
Die Kühe still nach Haus ;
Die Mutter an dem Heerde
Kocht schon den Abendschinans.
Die Taube fliegt zu. Schlage,
Das Huhu schlaft schon im Stall';
Ein Stcrnlcin seh' ich blinken,
Und still wird'S überall!
Das Böglcin iu dem Walde
Schlüpft müde in sein Nest;
Das Kindlein in dcr Wiege,
Das schiäst schon süß und fest.
Der Abend ist gekommen,
Das Glöcklcin rief zur Ruh',
Und Alles nah' und ferne
Schließt müd' die Augen z.
Nur Gott, der treue Hüter,
Der schläft und schlummert nicht,
Sei Äug' ist nie geschlossen,
Ist ewig wach und licht.
Er sendet tausend Engel
Wohl in der stillen Nacht,
Die halten bei den Frommen
Auf Erden treue Wacht.
Sie decken mit den Flügeln
Die Kindlcin schützend zu,
Sie singen holde Träume
Und bringen süße Ruh'!
ef e u i l l e t o!!.
Das Kaewtnm.
-(01-
Humoreske
von
Ferdinand Zozrwirz.
IV.
sZortsetzung.)
Mitte dri in dem wohlciustiidirlcii
Begrüßung,ätze stockte die lwchbnsigc
Jllngfran nd wurde kreideweiß. Ihre
Augen Augen 'öffneten sich weit, weit,
als habe sie Belladonna gegessen; ihr
Herz wollte stillstehen, als sei es Milte
entzweigebrochen; sie konnte nicht ath
inen und schnappte ach Luft, wie ein
Fisch ans dem trockene Lande; sie
kramfte, krallte sich mit beiden Händen
am Wagenschlagc fest, als gälte es. sich
daran zwischen Himmel iind Erde frei
schwebend z erhalten.
Schicksals Tücke! Geincinheit ohne
Grenzen! Der Oberst war, freundlich
ihr zunickend, ausgestiegen aber an
statt ihre Hand zu ergreifen, die sie ihm
demonstrativ genug hinhielt, ja ahne
nnr ihrer Anrede zn achten, kehrte
er ihr den Rücke, das Gesicht dem In
ner deS Wagens zn, wo Aurora bc
kam ciucn Schlagaufall wo im Fond
eine ältliche, brünette Dame saß, die sich
trotz ihrer wohl auch schon mehr als vier
zig Jahre noch außerordciillich gut con
scrvirt halte!
Wie diese hasscnSwcrthe, cutsctzcncr
regende Wesen i diesen Wagen, wie es
aus demselben heraus auf das Pflaster
von Perlenheim kam, das war für Au
rora kein unlösbares Räthsel. Jeden
falls geschah Beides mit Hülse des O
berste, welcher jetzt, ei verbindliches,
nur ei klein ivruig höhnisches und scha
denfrohcs Lächeln ans den Lippen, sich
endlich zu Aurora wendete.
„Fräulein Aurora vo Flachstem, ich
habe die Ehre, Ihnen meine Freundin,
Signora Diana Orlosi vorzustellen, Ivel
che fortan Ihre Nachbarin z sein sich
erlaubt. Doch sieh' da, dort ist ja auch
Fräulein Eulalia. Bitte, theuerste Sig
nora !"
Eulalia kani eben vom Garte durch
den Hausflur daher, keuchend und pu
stend im Laufschritt und der Oberst
reichte der Italienerin, galant wie ein
Fähnrich, seinen Ann nd führte die mit
anspruchsloser Sicherheit auftretende,
nur etwas ermüdet scheinende Dame nach
der doppelt bekränzten Thür, ohne sich
nur ein Mal nach Aurora nizschc.
„Blendwerk der Hölle!" zitterte es
von den Lippen der Rothhaarige, als
ihre Finger endlich den Kutschenschlag
loslassen mußten, da ihn Käser schließen
wollte. Bor ihren Augen flimmerte und
flirrte, vor ihren Ohren brauste und surr
te es, und sie knirschte ihre falschen Zäh
ne aufeinander, sie krallte ihre Finger
nägel in die Fleischwulstc der Haudflä
che und stürzte davon, nach dem „ein
zig anständigen Hause von Pcrlcnhcim."
Eulalia's Ueberraschung war natür
lich nicht minder intensiv, und ihre Lage
war weit kritischer. DaS war der Vor
theil ihrer' Eigenschaft als Bcrmiethcrin
deS Hauses. Sie mußte das „Blcnd
werk der Hölle" sprechen hören, Kaffee
trinken nd Kuchen essen sehen. Denn
den gedeckten Tisch hinten in der Som
merlaube fand Signora ganz schön, nd
der Oberst erklärte seiner „Freundin,"
daß die Damen von Flachstem über
Haupt erdrückend höflich sein könnten.
Ob Eulalia zu aUedem überhaupt et
was und was sie sagte, davon konnte sie
sich ienials Rechenschaft gebe. Aber
der Augenblick erschien, wo sie sich nc
bcna im Wohnzimmer endlich wieder
fand und schirr in rinrn Wcinkramps
ausbrach.
~D bist ja ihre Wirthin!" höhnte
Aurora. „So geh' doch hinunter, geh,
liebe Eulalia, und mach Deine Hon
neurs ! Haha, Honneurs, Empfangssei
crlichkcilen für rin hcrgclanfrncs Weibs
bild, das „Signora" nd „Frrnndin"
genannt wird haha !"
V.
Aurora und Eulalia saßen im Wohn
zimmer bei rinandcr, trauernd ivic die
Juden an den Wassern Babylons.
Schrccklichcs war geschehen. Der Oberst
vonßosiuberg, dcr lückischc Mcnsch, bal
le das Hans nebenan, obschvii niemals
von einer anderen Absicht seinerseits ein
Wart vcrlaiilbartr, nicht für seine Per
son, sondern für eine ganz andere „Per
so." für ein Weibsbild mit sremdkliii
gendci Name gemiethet und einge
richtet, ja er ging sogar so weit, dieses
Frauenzimmer als seine „Freundin" zu
bezeichnen! Entsetzliche Lösung des
Räthsels, welches in Gestalt eines Brief
converts mit italienischer Adresse zum
erste Male afgctaiicht war! Von
dieser Signora Diana Orlosi also rühr
te damals der Brief her, in Folge des
scn der Oberst durch Käfer wegen drs
Hauses nebenan Erkundigungen cinzic
he ließ nd bald darauf selber zum er
sten Male bei Denen von Flachstem ein
trat, m definitiv zn miethen.
„Du bist mit Deinen Honneurs als
Wirthin außerordentlich schnell fertig ge
worden!" bemerkte Anrora, welche ih
ren kochende Groll zunächst an dcr
Schwester, als dem im Augenblick ein
zig erreichbaren Gegenstände, anszulas
scn sich anschickte. „Schmeckt dcn Herr
schaftcn der Kaffee ?"
„O, ausgezeichnet," höhnte Eulalia
—„Dank Deiner liebevollen Sorgfalt,
die Dich in die Küche gchrn und selbst
zum Rechten schcn ließ."
„Wer schickte mich denn, liebe Enla.
lia? Folgte ich nicht allein Deiner
frenndlichcn Aufforderung? Ich habe
das Mcinigc redlich gethan, Dich von
dcr Gelbsucht zn erretten ; sollte dieselbe
dennoch nicht ausbleiben, so darf ich ge
trost meine Hände in Unschuld waschen."
Eulalia war wirklich so fahl im Ge
sicht, als drohe die genannte Krankheit
bereits ausziibrcchc. Dabei war ihre
Brust beklommen und sie öffnete von
Zeit zu Zeit weit de Md, um nach
Luft zu schnappe, wie ein anf's Trok
kcnc gesetzter Fisch
„Nette Nachbarschaft, die wir in dem
hergelaufenen Frauenzimmer da bekom
men haben!" ahm Aurora nach kurzer
Pause wieder das Wort, sich weidend
an dcn Qualen dcr Schwester, welche
die ihrigen freilich wenig geling oder gar
nichts nachgaben.
„Sic muß heraus—morgen noch,"
brauste Eulalia auf. „Nicht ihr habe
ich das Haus vcrmicthet, sonder dem
Oberst von Roscnbcrg!"
„Ei, ei, D scheinst den am Tage
ach dcr inüiidlichen Abrechnung auf
des Oberste Bitte van Dir unlcrzeich
etcn Eontrakt..."
„Was geht mit der Eontrakt a !.jj
knirschte die arnie, betrogene Bcrmirthc
rin. „Unanständige Personen leide ich
nicht im Hanse."
„Kanust Du auch den Beweis crbrin
gc, daß diese Signora wirklich eine im
nnständigc Person ist?" fragte Aurora.
Eulalia schnappte wieder ach Luft,
weil sie keine Ausweg sah. Dabei der
Gedanke an Wäsche, Leiucnzcng, Fuß
bank und Stickrahmen!
„Ans diese Weise ist dem Fraucnzim
mcr nicht bcizukomnicu," hob Aurora
weiter an. „Du mußt es anders an
fange, Eulalia."
„Anders anfangen! Du bist sehr
klug, Aurora; aber sage mir doch nur
gefälligst, wie es anders auzusangcn
sei. Sie ist und bleibt eine unanstän
dige Person und eine Schande für ganz
Pcrlcnhcim Ha, so allein mit einem
rüstigen, schönen Mann zu reisen!"
„Es wird gesagt werden, er habe sie
nur von der Bahnstation abgeholt—
nd was ist den daran besonders Ver
werfliches ?"
„Ja, schlechte Mcuschcu haben immer
eine Ausrede und wissen sich zu decken
und zn verstecken-blos Unsereins—Un
scrcins..."
Heftiges Schluchzen erstickte ihr
Stimme, und in der Wuth zerriß sie ein
leinenes Taschentuch in dünne Streif
chcn, !
„Schade um den Kaffee —und m
das Gebäck!" seufzte Aurora und trat
an s Fenster um wenn möglich in den
Nachbargartin zu blicken.
„Ja schade um dir Kränze und um
die Blumen—und m das Bier, wel
ches Käfer getrunken hat!" stöhnte Eu
lalia herzbrechend.
Sie nahm die Hand von den Augev
fort und sah nun die Schwester am Fei
ster. Augenblicklich sprang sie ans nnl
an ihre Seite.
„Kannst Du sie sehen? rief sie noch
im Borwärtsschicben mit gieriger Hast.
„Bon hier aus nicht," erwiderte Au
rora, sich nach dem Zimmer wendend.
„Aber vom Garten aus—durch dir
Ritze in dem Bretterzäune—meinst) D
nicht?"
„Wohl möglich."
So gleichgültig Aurora dirsr beiden
Worte sagte, so sehr bemühte sie sich, ei
ligst da Schlafzimmer nd das Hans
zu verlassen, m nach dem Garten zu
gelangen. Natürlich blieb ihr Eulalia
so dicht auf drn Fersrn, als sir nur im
mer konnte.
Bald genug standen beide Schwestern
an dem Bretttrzannr, wrlchcr die Gär
trn der beiden Nachbargrundstücke von
einander trennte. Der Zaun war viel
leicht och älter als Eulalia, und darum
konnte es nicht Wunder nehme, daß er
nicht mehr absolut dicht schloß Er zeig
te zwischen den Brettern Ritze bis zn ri
cm Eentinictrr Breite, begnei zum
Durchblicke. Nu kamen och zwei
scharse Augriipaare, mit sehr spitzigen
Blicken, und bobrtcn durch die Fiigcn
nd sahen natürlich sehr gut
I der Laube saßen aus weichen Pol
slcrsesscln der Oberst und die Signara,
seine „Freundin." Sic aßen Kuchen,
tranken Kaffee d iitcrhicltc sich mit
einander. Anrora und Eulalia waren
mäuschenstill nd spitzte gcwalng die
Ohre.
Umsonst dcr Liebe Müh! Laute hör
tcn sir wohl, deutlich nd wohltöncnd,
aber Worte ans denselben zsammcnzii
stelle, das war nicht möglich—denn
diese Sprache war nicht die drntschc—
vielleicht gar—die Muttersprache dcr
Signora—die italienische.
„Käfer!" rief plötzlich dcr Oberst mit
lauter, krästigrr Eommandosliniinc
und aus dem Hanse heraus rrscholt die
Antwort:
..Hier!"
Gleich hinterher kam der Gerufene ei
lende Schrittes durch den Hofranni
ach dem Garten, ans dem dicht an dem
Bretterzäune entlang führenden Wege
daher, und gerade als er kaum zwei
Schritte mehr von drin Bcobachiiings
standpnnktc der beide Schwestern ent
fernt war. spürte Aurora ein Kratzc in
der Kehle und mußte, wenn auch och so
leise, sich räuspern.
Käfer s seines Ohr hatte das leise Gc
ränsch dennoch vernommen, nd äugen
blicklich spähte er scharf nach dem Zäune.
Hatte er der Edelfränlci blitzende
Augen wirklich gesehen? Keine Miene
seines Gesichts verrieth es nd anch sein
Fuß hatte im Borwärtsschrcitcn nicht
einen Moment innc gehalten. Fest nd
sicher ging er weiter, nach der Laube.
„Käset, wann haben Sic eine Stunde
Zeit zur Verfügung?" fragte ihn der
Oberst, natürlich i deutscher Sprache.
„Augenblicklich nicht mehr fünf Mi
nuten, Herr Oberst," entgegnete der
Lohndiencr. „Um vier Uhr habe ich
Dienst...''
Er warf dcn Kopf, ohne sich umzu
wenden, zurück, durch diese Pantomime
nach dem Flachstem schcn Haust hinüber
zeigend.
„Das weiß ich schon, Käser," versetzte
der Oberst „und deswegen rief ich
Sie eben jetzt. Wann werden Sie frei
sein?"
„Von siebe Uhr an stehe ich wieder
z Euer Gnaden Verfügung."
„Nicht ich bedarf Ihrer Dienste, son
dern Signora Orlosi wird dieselben i
Anspruch nehmen. Seien Sic pünktlich
und treu anch gegen diese Dame, wie ich
Sic stets gegen mich gesunde habe, nd
achten Sic besonders noch auf Folgen
des i Signora Orlosi versteht wohl das
Deutsche, aber nur, wenn man langsam
mit ihr spricht und die Worte und Sil
ben möglichst klar und deutlich von sich
giebt. Thu Sie das im Verkehr mit
dieser Dame im Ucbrigcn verlaß ich
mich auf Ihre Mutterwitz "
„Danke sehr, Euer Gnaden, soll alles
besorgt werden!" versetzte der Diener
und neigte sich nach dem Tische, als habe
er da z thu.
Leider verstanden die Dame von
Flachstem dieses Neigen schlecht genug
zu beurtheilen. Käfer bückte sich nnr,
um, ohne aufzufallen, dem Obersten die
Mittheilung zuflüstern zn können, daß
am Zaun Aurora nd Eulalia durch
den Ritz zwischen dcn Brettern sahen.
Der Oberst verstand die leise Mit
theilung, sowie aiich den Znsatz Käfer's,
daß derselbe anf dem Rückwege nach
dem Hause an derjenige Stelle des
Zaunes sich ränspcr würde, wo die bei
den Edelfräiilcin sich befanden aber
der alte Herr antwortete nicht darauf.
„Haben der Herr Oberst außerdem
noch einen Befehl für mich ?" fragte der
Diener dann laut, indem er sich wieder
aufrichtete.
„Wenn Rcginc im Haust vorn ist,
dann nicht," entgegnete der Oberst.
„Regincist in der Küche beim Ans
packen der Kiste und, wie der Herr O
berst wissen, heute dcn ganzen Tag z
Dero Befehlen."
Hieraus verabschienctc sich der Lohn
dicner. mit einer ganz netten Berken
gnng von der Signora, mit dem seit
lange schon üblichen militärische Gruße
von dem Obersten, und schritt, dir Uhr
au der Tasche nehmend und nachsehend,
an dem Zaune entlang. Genau an dem
Zanne entlang. Genau an dem Punk
te, wo Aurora und Eulalia bei seinem
Kommen lauschend standen nd wo sein
scheinbar zufällig eine halbe Scennde
lang von dem Zifferblatte der Taschen
uhr zur Seite schweifender Blick die bei
den Augenpaare auch jetzt noch bemerkt
Stro. 18.
hatte, räusperte er sich leise. Das ganze
Manöver war durchaus unauffällig, und
die Dame von Flachstem fanden auch
wirklich nichts Verfängliche darin.
Die Blicke Beider waren längst wieder
starr und neidvoll ans die Laube gerich-
Ict, indeß Käfer bereit den Garten im
Rücke hatte und über den Hof schritt.
„Käser!" ertönte da plötzlich de O
berste Stimme und erreichte den Lohn
dicner, als derselbe gerade in den Hans
flurtrcten wollte.
„Herr Oberst?"
„Ich mache da eben die Bemerkung,
daß hie und da die Breiter des Zaune
ich, gcbörig schließen, bestelle Sie da
rum eine Tischler."
„Zu Befehl, Herr Oberst, soll heule
och besorgt werde," entgegnete Küfer
im ruhigsten, geschäftsmäßigste Tone
und ging dann weiter.
Wie ei Blitzstrahl, der etwa zwischen
ihnen und der beobachteten Laube iu die
Erde gefahren wäre, trafen der Oberste
Worte auf die beiden Edclsränlci.
Der Oberst hatte zwar, während er mit
Käfer die letzten Worte sprach, ach ei
ner ganz anderen Partie des Zaunes
mit de, Finger gezeigt aber als Kä
fcr sich geräuspert, das fiel jetzt einer je
de aus. hatte er zu Aurora und Eula
lia hiuiibcrgcblickt. Sollte man ihr
heimliche Lauschen doch beobachtet, soll
tc e wohl gar Käfer verrathe haben?
Bleich und zittcnd traten, schlichen die
Schwester vom Gartcnzaune hinweg,
denn schon hörten sie dir Thür ihres ei
genen Hanse gehen und Beide wußten
es, daß jetzt Käfer zu i hneu kam, weil
seine täglichen Dienslstiindeu gekommen
waren.
„Das kommt davon, daS D laut
werden niußtcsl, als Käfer vorbei ging!"
zischte Eulalia eben so leise, als giftig.
„Unsinn, der Käfer hat doch nichts
gehört," entgegnete Aurora ebenfalls
gedämpft. „Es ist nichts Andere, als
das natürliche Bestrebe, sich für die bc
absichtigten Zusammenkünfte mit seiner
Signora so viel als möglich abznsper
rcn."
„Ich glaube es nicht, daß der Oberst
schlecht ist!" eiferte Eulalia. „Er ist
zu edel, zu groß, zu ja ja, er ist zu
gut, und dieses schreckliche, verkommene
Francnzimnicr hat den armen Man
verführt und macht ihn noch bodenlos
nglücklich mit "
Sie brach i ihrer allmählich weiner
lich werdende Rede plötzlich ab, denn
aus der andern Seite des ZauncS hörte
sie, eben so wie Aurora, laut sprechen,
doch nicht mehr von der Laube her, so
der aus dem Gange und näher dem
Hosraumc nd dem Hause und von
der Hinteren Thüre des eigenen Hauses
erscholl im selben Augenblicke laut stö
rend Käfers Stimme:
„Ergebenster Dinier, Euer Gnaden
Soll ich zu morgen früh Hamnielsteisch
oder Rindfleisch bestelle ?"
Beide Schwestern wünschte den
dienstfertigen Ehrysostomu ins PfefZ
fcrland. Wie sollte sie jetzt och wei
ter lauscht ?
,Geh Du ins Hans z Käser und
beschäftige den Menschen; ich werde
wieder an de Zaun gehen!" schlug Au
rora flüsternd vor.
„Nein, geh Du, und ich werde im
Garten bleibe! ' erwiderte Eulalia.
„Ja, Euer Gnaden, wie ist, Hain
mclsicisch oder Rindfleisch?" fragte Kä
fer.
Wüthend vor Aerger, Eine über die
Andere weil Keine der Andrrcu weichen
mochte, begncmten sich endlich beide
Schwestern, in s Haus zn gehen, ohne
nur och einen einzigen Blick aus da
Nachbargriindstück geworfen zn haben.
Freilich ahm sich sowohl Aurora wie
Eulalia fest vor, ehestens wieder ans
den kaum verlassene Beobachtung
punkt zurückzukehren.
(Fortsetzung folgt.)
Tie goldene Regel und die Regel dn
Gold.
Bor einigen Tagen—schreibt die „N.
H. Tribune"—erhielt ein New Harter
Herr mit der Post eine Geldanweisung
aus hüt, welche er iu seiner Bank de
ponirte, woraus er in die unter Stadt
ging. Dort hörte er ei Gerücht, Ivel
che ihn veranlaßte, eiligst ach der Bank
zurückzulaufen. Er erreichte dieselbe
kaum 2.', Minuten später, nachdem er
seinen Ehcck dcponirt hatte, doch die
Thüre war geschlossen. Sein Geld war
fort. War cS gestohlen ? War der
Bankirr ei Schwindler ? Durchaus
nicht! derselbe hatte nur sallirt.
Zu derselben Zeit erhielt ein Kauf
mann eine große Quantität Waaren
kurz nach Bankschlnß. Der Kaufmann
versprach, die Rechnung am folgenden
Tage zu bezahlen. Als der Versender
der Waaren am folgende Morgen i
die Zeitung blickte, bemerkte er, daß der
betreffende Kammann Bankerott gc
macht hatte. Derselbe hatte die Waa
ren, aber er hatte keinen Eheck erhalten
War der Kaufmann ei Dieb? Nicht
im Geringsten, er hatte nur seine Zah
lungen eingestellt und war nicht im
Stand, seinen Berbindlichkeite nachzu
kommen.
Zwei junge Männer wurde kürzlich
ms Polizcigericht gebracht, auf die A
klage, Schuhe aus einem Laden gestoh
len zu haben. Sic machte Beide ei
nen gute Eindruck und man kam zu
der Ueberzeugung, daß sie ans Noth
Verbrecher wurde. Hatten sie sallirt
oder ihre Zahlungen migcstcllt? Nein,
sie waren Diebe und Ivnrden prompt
in Zuchthaus geschickt.
Nun sage noch Einer, es sei keine Ge
rechtigkeit im Landq