Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, November 04, 1875, Image 2

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    Die Ztoott-Ztivulz.
Donnerstag, Nosi 4,1875.
HarrtSburg, V.
I. eor Ripper, Herausgeber
Wir kommen!
Unsern Freunden in Tyrone,
Altoona, Hollidaysburg, Johns
town, Williamsport, Lock Hä
ven, Renovo, Jork, Baltimore,
Port Deposit, Elkton und Chesa
peake City diene zur Nachricht,
daß wir sie diesen Herbst noch
zu besuchen gedenken. Wie
steht die Kaste?
Wegen der Wahl erscheint die
heiitigc Nummer einen Taz später.
Roch ist Polen nicht ver
loren.
Trotzdem die Demokraten in
Harrisburg von den Wollköpf
garstig verhaumutscht wurden,
so gewahrt es uns doch besonde
res Vergnügen zu melden, daß
Hr. John . Gramm, einer
unsrer angesehensten deutschen
Bürger und kernfester Demo
trat, als Mitglied in den Selekt
Council der Siebenten Ward
envahlr wurde! Bravo, tapfere
Kameraden! Nobel habt ihr ge
kämpft und bewiesen, daß ihr
freie Manner und keine Kauf
linge sind. Alle Ehre der Sie
benten Ward? Hrn. Gramm's
Mehrheit ist 75! Wir gratuli
ren?
Was uns noch am meisten
freut, ist, weil Hr. Gramm der
einzige deutsche Demokrat
ist vclchcr erwählt wurde, und
daß demnach die Demokraten kei
ne solche Deutschenhasser sind,
wie einige dumme Esel behaup
ten, Hr.' Piollet einer sei.
Ehre dem wackere Bällchen.
In Jnckson Townschip, Anglaizc Co.,
Ohio, wohnen sehr viele Deutsche. Bei
der letzten Wahl wurde 472 Stimmen
in jenem Townschip abgegeben, nd da
von erhielt Gov. Allen 468, und Hayes,
der Republikaner, blos 4! Bully für
Jackson Townschip.
Etwa Ltrr's Gchnldenmachrn.
Daß die Republikaner da Schulden
machen aus dem FF. verstehen, weiß
man schon lange ; daß aber Philadel
phia in diesem Wetteifer voran ging,
wiißirii wir nicht. Wie ans dem Be
richt der städtischen Beamten zu erse
hen, ist die Schuld Philadelphias bin
nen drei Jahre von 447,000,000 anf
464,302,000 (mehr denn vier nd sechs
zig Millionen,) nnd die laufende Schuld
von 43,333,000 anf 410,000,000 gestie
gen! Zu gleicher Zeit hat man es
fettig zu bringen gewußt, die jährlichen
Ausgaben von 45,694,00vauf 419,000,-
l00 zu erhöhen!!
Ist's da ein Wunder, daß die Bürger
Philadelphia über schwere Taren kla
ge ?
Hart zu schlucken.
Dem hiesigen „Baterlandswächter"
und „Pittsbiirgcr Freiheitsfrcund"
scheint folgende Beschuldigung welche
wir neulich machte, sehr hart ans dem
Magen z liegen, und Spuren von
Krämpfe zu verrathen:
„Für ein Glas Bier hat man als Stimmen
getauft? Wir haben schon öfter gehört, daß
Stimmen für eine Tonne Kohlen, Faß Wehl,
Wurst u. s. w. gekauft worden seien -, aber ,n
solch' nlederteächtiaem Gesindel, da sich für
ei Glas Blee kaufen läßt, haben wir noch nie
gehört x."
Kein Wort ist in obigem Artikel we
gen Deutschen noch irgend einer
andere Nationalität, wie obengenann
te Blätter vorgebe, zu lesen; daß es
indessen wahr -ist, läugnen diesel
be durchaus nicht. Ein jeder Schul
bube weiß eS ja, daß es genng Solcher
gibt, die sich kaufen lasse; und daß
selbst die Redakteure der obigen Blätter
keine Ausnahme machen, und
nicht ganz frei von diesem Ber
dacht sind, wird vielseitig geglaubt, nur
erhalten sie etwa größere „Brocken"!
Das ist eine harte Beschuldigung, aber
sie ist nicht so ganz aus der Luft gegrif
fcn.
Auf die bescheidene Anfrage: „Ob die
124 deutsche Lutheraner in einem Städt
chen Ohio's von ihrer Kirche nach dem
Stimmkasten marschirten, und für den
Republikaner Hahrs stimmten, auch mit
einem Glas Bier gekauft worden seien 1"!
erwiedern wir, daß, so lange der „Ba
terlandswächter" uns nicht daS Städt.
che nennt, in welchem ei solches
geschah, wir die ganze Geschichte als eine
reine Lüge betrachten, die mir Der
dem die Haare über die Ohren gewachsen
sind,—resp, ein Esel,-glauben kann.
Wir wissen übrigens einen Mann jn
Harrisburg, dem ein gewisser Metzger
ein Stück Fleisch nd Wurst gab, um
das republikanische Ticket zu stimme!
Will das der „Baterlandswächter"
oder der „Frcihtitsfrennd" läugnen?
Wenn der „Baterlandswächter" der
Wahrheit das Wort reden, und rine
Jeden Gerechtigkeit widerfahren lassen
will, warum veröffentlichte er nicht in
seiner letzten Nummer (wie wir ihn <da
zu aufforderten,) den Artikel worinödic
Beschuldigiing. daß Hr. Pcrsching tcin
Temperenzler sei, als L ü gen gebrchid
mar find? DaS Pittsburg „Voiks
blatt" war ehrenhaft genug dies zu tAi,
warum nicht auch der „Baterlandswäch
ter" ? War er doch gleich bereit, die Br
schuldigung selbst in sein Blatt aufzu
nehmen ?
Ein Zrnstls der Schnnrrer.
Der „Pittsbnrger Arelhettsfrennd"
ist Aber unsere Beschnlhigung,' daß Hr.
Carl Schurz vo de" Europäischen
BmThalttt und von den hicsigenlte
pichst kann bezahlt worden fei,
fiich4tefeWild geworden, nd schimpft
wie ein HMburgn gtschwcib af ns
l<B.'
Da, alles ist nnS nicht befrem
dend, denn wir kenne ja unser „Pap
penheimer" Daß er aber jene ehren
hafte Bürger von Cambria County,
die für den guten Charakter ihres frühe
rcn Mitbürgers, Hrn Richter Persching,
durch ihre eigenhändige Unterschriften
bürgen, als „Hinterwäldler" titulitt,
ist drum doch z lächerlich, ja, cs ist
zn gemein, den jene Männer stehen
weit über dem Schreiber des „Freiheits
freundes" beide als ehrbare, biedere
Bürger, wie auch als gebildete und gc
wisscnhaste Leute.
In Bezug niisrer Anspielung anf
rn. Carl Schurz, haben>ir kurz zn
erwiedern, daß Col. Jakob Zicgler vo
Butler, ein Mann, dessen Charakter
sicher vo Niemand angetastet werden
kann, Beweise hat, daß Carl Schurz
einen Okeelc (Wechsel auf Sicht) für
5300 erhielt, um eine Rede bei einer
gewissen republikanischen Versammlung
zu halten! Will nnn unser College in
Pittsburg noch mehr klaren Wein in Be
zug dieser Sache cingeschenkt habcn, so
wende er sich gefälligst an Col. Zicgler,
der ihm sage und beweisen kann, von
Wem Carl Schurz diese 4300 erhielt!!!
Also die „Hinterwäldler" in Zohns
town habcn jenes Schreiben, dessen
Ursprung man bezweifelt, nnd wo
rin Hr. Persching als Ehrenmann da
gestellt wird, tttzcichiict? Sind
Scheriff Baumcr, Ex-Schcriff Bonaker,
Jakob Fronhciscr, Col. Linto, Geo.
Schäffer, August Dangrs, Joh Schiff-
Hauer, Louis Luckhart, Georg, Conrad
nnd Carl Raab, Carl Kost, Chr. Kun
kel, Fritz Henbach nd Andere, sind da?
die „Hinterwäldln", an deren Wort
gezweifelt wird?
Eine frechere Berlänmdnng noch bos
haftere Gemeinheit habe wir nie gele
sen. Würde der Schreiber des „Frei
hcilsfrenndcs" in Johnstown sieWWl
chcr Ausdrücke bediene, was würde
ihm geschehe ? Etwa eine Tracht Prü
gel erhalten? Ei bewahre! Die
„Hinterwäldler" würde ans frciwil
ligc Stücken eine Kollekte lcr sich er
heben, m ihn i das Dizniont Narren-
Institut nahe Pittsburg zn schaffe, da
mit er dort lebenslänglich das „Gna
denbrod" hätte.
I Betreff von Gov. Hartraiift's
Dcutschthnm verweise wir iinscr
College an Col. Gcrst nd Capt.
Gang von AUeghcny; diese Wissen s
am besten, vo welcher Sorte
Deutsche der Herr Govcrnör ist!
Jetzt heraus mit der Farbe, ihr Her
ren; aber nur bei der Wahrheit!
Apropos: Warum veröffentlichte der
„Frcihcitsfrcnnd" nicht das Schreiben
der „Hinterwäldler" in Bezug dcsHrn.
Persching, wie cs das „Volksblatt"
that?
Offizieller Wahlbcricht von Ohio.
Die Wahl in Ohio im letzten Oktober
ergab folgendes Resultat:
Hays, Rcp., für Govcrnör, 297,813
Allen, Dem 297264
Hays Mehrheit 5,519
Houng, R, Licnt.-Governör, 297,931
Carry, Dem. „. 287,965
Nonng's Mehrheit 9,963
Williams,R.,StaatsAditor296,2ol
Green,? 292,271
Williams' Mehrheit 3,930
Milliken,R.,StaatsSlbahl.,2o6,677
Schreiner, D., „ 292,718
Millikcn's Mehrheit 3,959
Littlc, R., Staats-Anwalt, 296,858
Powell, D.. „ „ 292.487
Little's Mehrheit 4,371
McZlwainc, R., Richter der
Supreme-Court, 296,944
Aschbnrn, D., „ 292,328
McJlwaincsMehrh. 4,616
Thatcher. R., Publik W0rk5.296.901
O'Hagan, D., „ „ 292,067
Thatcher's Mehrheit 4,834
Die Temperenzler erhielte 2,591
Stimmen für Govcrnör, und 3,630 für
Lieutenant-Gdvcrnör.
Ein erheerendrr Brand in Virginia
ittz, Rrvada. - Iy,vot> Men
schen obdachlos!
Am 26. Oktober brach in Virginia
City, Nevada, ein Feuer in einem Lei
chenbesorgcrS-Etablisscment an B Stra
ße ans, und theilte sich dem angrenzen
den Leihstallt mit, nd von da theilten
sich die Flammen den angrenzenden Ge
bäulichkeiten an, so daß in wenigen Mi
nuten die Hälfte der Stadt in Flamme
stand. Die Fener-Mannschaft konnte
nichts gegen das furchtbare Element
ausrichten, da der Wasscrvorrath aus
ging und die Löschmaschinen nd Schläu
che auf den Straßen verbrannten. Ein
Panic ergriff die Bevölkerung nd das
Feuer drang ungehindert vorwärts nach
den Mühle nnd andere Werken der
Eousolidirten Virginia, der California
und der Ophir Minen, nnd zerstörst
AUrS auf dem Wege. Der gesammte
Haupt Neschnftstheil der Stadt ist zer
stört, sowle viele feine Wohnungen.
Die Brandstiftte bildet eine Fläche von
einer halben Meile bei dreiviertel Mei
len, nnd sieht aus, al ob dieselbe von
einem Erdbeben heimgesucht worden
wär.- Der Verlust belänft sich im
Tanzen ans ungefähr 8 Mill. Dollars.
Versicherung etwa 41,200,000. Hun
derte von Männern sind jetzt dadurch
arbeitslos geworden, und ettva 10,000
Menschen sind Obdachlos- geworden.
Auch mehrere Personen kamen in de
Flammen m. Jammer, Elend und
Noth ist furchtbar unter den Unglückli
chen. Eben jetzt, bei den, Einstitte der
rauhen Jahreszeit ist rasche Hülfe drin
gend nöthig.
Polen ist noch nicht verloren!
Sieg der Demokraten!
z asvff!lqtszL asq
Die Temperenzler anSgewischt!
Die Demokraten rnfen:
lsteliest Anin. Voriic!
Unser Demokratischer „Roo
fter" ist nicht zu bieten. „Ge
hauen" oder nicht „gehauen",
krähen thut er doch, und ruft
wie ein achter Soldat:
„Lieb' Vaterland magst ruhig fein.
Ein Demokrat ist fest wie Siein."
Wenn's auch hin und wieder
knallt, ein achter Demokrat
wankt nie!
Well, die Wahl ist vorüber;
es war eine hitzige Schlacht zwi
schen den weiße und schwarzen
Mammelttken, Käuflingen nd
Mucker auf der einen Seite,
und der- weißen freien Manner-
Garde auf der andern Seite.
Als Wurfgeschoße dienten Geld,
Lügen und Betrug, um leicht
gläubige Langohren zu verblen
den. In pennsylvanien und
mehreren andern Staaten hal
fen diese Wassel, in Maryland
und Rew Z)ork aber schlugen sie
an dem gesunden Verstand der
Bürger fehl.
Wie bereits oben bemerkt, sieg
ten die Demokraten in NewAork,
Marvland und auch in Missis
sippi ; in letzterem Staat zum
ersten Mal seit dein Krieg.
Jn Pennsylvanien, New Jer
sey, Massachusetts, Minnesota
und Wisconsin hingegen, siegten
die weißen und schwarzen Mam
melttken und ihre Sippschaft,
wobei dem radikalen „Rooster"
ein solcher Ekel überfiel, daß er
die „Epozootik" (wie kier zn
sehen ist) bekam. Darüber
lacht unser Tambour ans vollen
er hat die M 4
MEpozootik. W
Backen, und haut drauf los, als
ob alles die krenk bekam.
Jn Pennsylvanien sind wir
also wieder „verkeilt." Wir
grämen uns nicht darüber, weil
ivir's „verkeilen" so ziemlich ge
wohnt sind. Wenn die Zeiten
schlechter werden, und die Repu
blik vollends zu Grunde geht, so
haben unsre Gegner gerade so
viel zu leiden wie wir. Ja, wir
geben keine Pfifferling nm eine
Republik wie sie jetzt verwaltet
wird.
Die Wahl ist aljo vorüber.
Das genaue Resultat derselben
können wir indessen heute uusern
Lesern nicht vorlegen. Nur so
viel sei bemerkt, daß die Repu
blikaner im Staate mit einer
Mehrheit von eNva 14,000 sieg
ten. Vor drei Jahren hatte
Govcrnör Hartranft eine Mehr
heit von 35,621. Verlust dieses
Jahr, 21,000!!!!
In Dauphin County erhielten
sie eine Mehrheit von etwa
900 Stimmen. Ihren Scheriff
erwählten sie mit der winzigen
Mehrheit von etwa 160 Stim
men!
Die Temperenzler sind schänd
lich heimgegeigt worden. Ihre
ganze Stimmenzahl ist so winzig
klein, daß sie kaum zu sehen ist.
ZweiDrittheilcderselbenstimm
ten natürlich für die Republika
ner.
Hr. S. Boyd Marti, Demokrat, ist
als Commissioncr von Dauphin Coun
ty erwiihlt worden.
Stach dem Salzfluß!
Soeben erhielte wir ein Freibil
let durch fern College H a a s von
Lancastcr, um mit dem Dampfer B ä r
lin, nach dem Salzfliis, zu fahren!
Wir acccptircn's, bitten aber noch m
einige Tage Urlaub, um unsre Habse
ligkeiten, bestehend ans drei Büschel
Schmicrkäs, einer Tonne „Bitters"
und 11 Acker Zivicbelkuchen einpacken
z können!— Nächste Woche geht's los!
Correftwndenzen.
(rrs>dw,s PUMnrß.)
Pittburg, Oktober s. 1875.
Die Jndufttte-AnlstcSnng.
Endlich ist denn nnn ans dem ChaoS
der Verwirrung und Unordnung, die
Regelmäßigkeit entstanden; die Ansstel
liingSgkgenstände find sämmtlich ans ih
re respektive Plätze nntttgcbracht;
der Heizungsapparat'ZstJn Ordnung,
die großen Uu-tor welche bei Nachtzeit
ei wahres Flammenmeer von sich wer
ft, sind ebenfalls angebracht; cs arbei
ten die zahllosen Maschinen in Itter
brochencr Thätigkeit vom Morgen bis
spät in die Nacht; geschäftigt rühren sich
die Hände Derjenigen, welche durch Fa
brikation ihrer Prodnktc'dcm
ein lebendes Bild der Industrie liefern,
cs wird gebacken, geschnitten, genäht,
gesägt, gedruckt nd gespielt mit einer
Emsigkeit, die zn bewundern ist. Wie
in einem Bienenkorb wimmelt nd regt
sich Alles.
Die systematische Ordnung des In
nern vom Industrie-Palast, läßt nichls
zn wünschen übrig. In 3 breiten Gän
gen sind die zähligt Sehenswürdig
keiten ausgestellt, welche vo der diese
mgebeiiden Gallerie betrachtet, sich sehr
romantisch ausnehme.
Beim Eintritt vom mittleren Portal,
wird man durch den strahlenden Wasser
spiegcl eines Springbrunnens überrascht,
der als Hanptzicrdc des Gebäudes gel
ten darf. In dessen mittelbarer Nä
he befinden sich Gewächse der verschieden
sten Art, von der wohlriechendsten Blu
me bis zur seltenen botanischen Pflanze,
nnd ist dieser Platz mit einem kleinen
Paradies zn vergleiche.
Ein chinesischer Götzentempel (Pay
ode) befindet sich neben diesen, von Chi
nesen eigenhändig aufgebaut, in welchem
ein bezopfter Abkömmling drS himmli
sche Reiches in National Galatracht
Thee servirt; die hellbraune Flüssigkeit
findet anunllich bei den Damen reißen
den Absatz.
DaS musikalische Fach ist durch die
Firma Mellor L Hörne vo Pittsburg,
wohl am Besten vertreten; Pianos nd
Orgel von seltener Bauart sind in ih
rer Abtheilung in großer Auswahl zu
finde, iinter Anderem auch ein altes
Klavier welches im Jahre 1783 von
John Jacob Astor ans England nach
New-Aork gebracht wurde, wo er eS für
Pelze umtauschte.
Professor Wm. Crcdiicr, der Piano
Virtuose ist vo genannter Firma wäh
rcnd der AnSstellmigszcit cngagirt nd
weiß de verschiedene, wcrthvollc In
strumente bezaubernde Töneszn entlo
cken.
Sehr interessant ist die Gcmäldc Gal
lerte, welche prachtvolle Erciuplarc von
Bicrstadt und aiidcrcu hervorragenden
Küiistlcrii aufweist und alleinig schon
das Eintrittsgeld werth ist. Um dieses
Departement genau zu besichtigen, wür
de es eine ganzen Tag in Anspruch
nehme.
Die Möbclschreincr haben.zunstrcitig
das größte Verdienst um die Fortschritts-
Medaille sich erworben, denn die von ih
nen zur Ausstellung gebrachten Spcei
mcn sind für den Parlor eines Fürsten
geeignet.
Die Eisen-Industrie ist Verhältniß!-
Big nur schwach vertrete.
Jn Landmirthschaftlichcu Maschinen
und Ackerbaugeräthcn kau die Ausstel
lung gar nicht übcrtroffen werde.
Ucbcrhaupt ist eS gar nicht möglich
eine genaue Schilderung von Allem zn
gebe was Fleiß, Geschicklichkeit und
Kunst hier zur Einsicht vorgelegt haben,
das Beste ist eben sich selbst davon zu
überzeuge. . Der Zudrang ist auch
wirklich ein ganz enormer, was der Um
stand bcwcißt, daß am letzten Donnerstag
19,590 Einlaßkarccn verkauft wurden,
namentlich sind es die Bewohner der
umliegenden Städte und Ortschaften,
welche lebhaften Autheil an dieser Aus
stellung nehmen und schaarenweisc nach
Pittsburg kommen. L. dl.
(Sorrespoobenz > Lonroster Couottz.)
M arictta. Pa.. Ott. 25.1875.
Ihr Borwurf, daß ich Ihnen keine
Neuigkeiten schreibe, hat mich an der
nach dem Geldbeutel nächst-cmpnnd
lichstcn Stelle getroffen, das heißt —an
Ehrgefühl. Von diesem Rippenstöße in
den Rippen gekitzelt, will ich Ihne ei
Paar Neuigkeiten von dieser letzte Wo
che aus Columbia berichte, da ich, ivic
im vorige Artikel gesagt, immer mit
dem eine Fuße in Marictta, mit dem
ander in Columbia stehe.
Letzte Donnerstag, Nachts 2 Uhr
langte ei Zug mit vierfüßigen Passa
gieren, Ochsen, Schafe :c. vom Weste
i Columbia an. Als die geehrte Gä
ste daran waren, die CarS zu wechseln,
wurden 3 Ochsen nnd 15 Schafe von ei
nem in entgegengesetzter Richtung kom
menden Frachtzug überfahren. Die üb
rigen Ochse, ohnedies einer guten Auf
nahme iu der durchwegs gut rcpublika
nischcn Stadt Columbia gewiß, spran
gen in vollem Haus die Locust Straße
hinauf, und die Schafe, nach Schafsge
brauch. folgten ihnen nach. Mit vie
ler Mühe wurden die westlichen Gäste
wieder cingcfangen, nd Columbia zu
verlassen und die Cars wieder zn bestei
gen bewogen.
An demselben Tage brach ein Feuer
in Liphart's Bretter-Schneide- nd Ho
bel-Mühlc in Front Straße aus. was
gefahrdrohend war, übrigens durch den
Eifer der Feuer-Compagnie (Ltonmer)
„Columbia No. 1" bald unterdrückt wur
de, ohne großen Schaden zu thun. Ein
Paar Tage vorher brannten 6 Nigger
hänser anf Tow-Hill ab, wovon eines
dem Mcthodistcn-I'rvaelior Watson ge
hörte. Verschiedene unserer dunkelfar
bigen Mithürgcr gehen mit einer Col,
lckte für die Abgebrannten herum, nnd
wir haben das gute Zutrauen zu unserer,
ihrer Majorität nach, zwar Nicht schwarz
häutigen aber schwarz-socialischen, das
heißt schwarz-republikanischen Bevölker
ung, daß die abgebrannten Nigger bald
schönere Häuser als die Weißen in der
Nachbarschaft wieder haben werden.
Noch etwas über Marictta! An dem
Abende, wo Govcrnör in p (in der
Hoffnung) Hartranft und Govcr
nör in o? Ha y (Ohio) Marictta
Bürgerschaft im Croß-Kcc'sHotel haran
guirte, saßen wir mit mehrere Bekann
ten in Manlick's Brauerei bei einem Gla
se seine weltberühmten kräftigen nd ge
sunden Bieres beisammen. Die politi
sche Discnssion wurde ziemlich lebhaft,
da die republikanischen Eandidatcii-
Gässc alle Anwesenden höchst liberal ge
trcatct hatte. Ans einmal fing ein de
mokratischer Bursch an: „Ich will
Euch dc ganzen Käs czplänrn. Ihr
wollt uns den Hartranft, den harte
Ransl aufhänge. Den harten Rauft
solle wir habe, drn Käs selber wollt
ihr fressen. Oder, weil Ihr doch sagt,
daß sobald Hartranft Govcrnör wird,
wir Alle unser Brod habe werden,
wenn Ihr drn Hartranft mit einem Laib
Brod vergleicht, well! behaltet den
harten Ranft vom Brod selber nd rührt
Euch genug Buttermilch daran. Das
ist ein gutes Futter für für Ench.
Das m ä st e t, wriin Ihr nicht schon ge
nng gemästet seid. tlooä-b?!"
Sprach's nd verduftete. Der
Ihrige L. dl.
MaricttaChronik.
Ein alter Jäger und ein junger
Horiler.
Porigen Dienstag, den 26. Oktobcr
im Jahre de Herrn 1375, rllstcte sich
einer unserer erfahrensten Jäger, de r
selber den Namen eines jagd
baren Wildes führt, morgens
„in stiller, grauer Frühe" zur Jagd.
Ein nerbittlicher, unversöhnlicher und
seiner Gewandtheit wegen furchtbarer
Feind jener Wildgattung, deren Na
men er führt, (wie denn der Haß unter
Blutsverwandten und StammeSangc
hörigen oder StandeSgcnosse immer
der bitterste ist, wenn er einmal aus
bricht,)— stopfte er in seine Jagdtasche,
mit kühler Berechnung, Vorsicht und
Umsicht, allen zur Jagd nöthigen Pro
viant, als da sind unterschiedliche Fla
schen mit allerhand Flüssigkeiten gefüllt,
die sämmtlich im Hydrometer den O
odcr tt Punkt bedeutend überstiegen hat
ke, Bologna'S, Schweizer, gcviertheil
tcn Hühnern, einer falstafflich Ncinen
Quantität Brod und überflüssig reich
licher Munition von Pulver und Blei.
Besagte Jagdtasche lehnte er in dem
Eisenbahnwagen (Emigrantenzug.Har
riSlnirg-wärtS) der ihn zu den glückli
chen „Jagd-Gründen" tragen sollte, an
den Sitz hinter seinem Rücken; die alte
getreue, bewährte Büchse nahm er zwi
schen die Füße. So ging'S voran, und
er schaute öfters aus dem Fenster nach
seinem 4-füßigcn NanicnSgenossen und
Feinden ans. Offenbar muß hinter
ihm entweder ein langfingeriger Repu
blikaner oder ein Mitglied von Mr.
Bcrgh's alles Viehzeug beschützender
Genossenschaft gesessen habcn: denn als
der Zug Collin'S Station passirt hatte,
und bei Falmouth aiilangte, ergriff un
ser wackcrcx Jäger die Büchse, um aus
zusteigen, und wollte so eben natürlicher
weise auch nach seiner Jagdtasche grei
fen, als borribllo äiotu als er be
merkte. daß sie verschwunden,—
die Jagdtasche verduftet, gestohlen,
fort, no est, kurz pfutsch war! Ohne
Jagdtasche keine Jagd! Erlaßt uns, die
Gefühle zu beschreibe, mit welchen un
ser Freund unverrichtetersache n
den nächsten Zug zur Rückkehr nach
Hause ahm, erlaßt nS, eineWahr
scheiiilichkeltSberechiiung aufzustellen,
wie vielen hundert Hase durch dieses
Ereigniß das Leben zur Zeit gerettet,
geschenkt, d. h. vorläufig gefristet war.
Doo ball !
Ein anderes, welthistorisches Ereig
niß trug sich neulich vor einer weit und
breit berühmten Brauerei in Marictta
zu. Zwei befreundete Witzbolde hatten
mit Pferd und Buggy den Brauer be
sucht, wollte, nach kurzer Frist nnd
Einverleibung einer mäßigen Anzahl
Pinten des edlen Gerstensaftes in ihre
ebenso edlen Selbst'S, wieder abreisen,
sie waren nicht weit her—, und
schrieen „voeikerouslx" nach dem
Hörster) Hausknecht), der sich wahr
scheinlich zu Fuß an einen Platz bege
ben hatte, wohin auch der Präsident
Grant und der Kaiser von Rnßland zu
Fuße gehen. Der Hörster sollte au
genblicklich ihr Pferd anschirren I Un
ser Brauer nicht faul besorgst
dieses mit vielem Anstand selber, und
al die Herren ihm als HorSler-Ge
bühr beim Abschiede einen 10-CcntS
Currency-Strip spöttischerweise hin
recktcn, ergriff er mit Geistesgegenwart
sofort denselben und steckte ihn i die
Tasche, während er dem Pferd der bei
den Reisenden einen die AbschiedS-Cerr
monien zu sehr plötzlichen Abschluß brin
genden Kick gab. IVell äoao!
Der auf der Fenz.
Notiz für den Editor: Man woiß
nau scho! v. 1.
Wie alt unsere Präsidenten wurden.
Die Präsidenten der Vcr. Staaten
habe sämmtlich ei ziemlich hübsches
Alter erreicht, die ersteren jedoch ein be
deutend größeres, als die der neueren
Periode. Washington starb im Alter
von 67 Jahren, John Adams im Alter
von 9S, Jefferson 83, Madison 85,
Monroe 73, Joyn Qnincy Adams 81,
Jackson 78, Van Buren 80, Polk 54,
Taylor 60, Fillmore 74, Pierre 65,
Buchanan 77, Lincoln 56 und Johnson
67. Das Durchschnittsalter der ersten
zehn Präsidenten betrug 77, 78 Jayre,
und der nächsten sieben 64, 67 Jahre.
in jugendlicher lese gestarben.
In Greenville, Ttiincffee ist neulich
ein wahrer Riese, ein gewisser Slusher
gestorben. Derselbe war erst 19 Jahre
alt und hatte er keinen Anfall von
Rheumatismus bekommen, so wurde
er Wohl neu Fuß hoch geworden
sein. Seine Stieseln waren 15 Zoll
laug nnd eine seiner Hände hatte
den Umfang von vier gewöhnlichen
Menschenhänden. Er konnte auf einem
Stuhle sitzen und einen drei Fuß von
ihm entfernten Gegenstand aufnehmen.
Sein Kopf maß ngesähr 14 Zoll und
seine Brust hatte 71 Fuß im Umfang.!
(Siir die „Venns,!. Staaw-Zeitng."Z
Allerseelentag.
Mir zieht die Wchmiith durch die Seele
Wenn immer dirser Tag erwacht.
Und aramersüllt bin ich, als fehle
Mir selbst des Troste starke Macht.
Ein jeder Reiz, den ich im Leben
Genossen und gepflegt, entflicht .
Ich kann der Zeit das Lob nicht geben,
Daß sie dem Schmerz die Gränzezicbt
CS steh n Eyprcssen a der Mancr
In herbstlich stillem Sonncnglanz,
Dort zieht die Menge hin, in Traner,
Mit Kerze nnd gcivcihtcm Kranz.
Und tiefgebeugt zieh' ich auch wieder
Z jener Stätte mit hinab,
Lea' dort die Immottcllcn nieder,
Ans ei mir heilig theures Grab.
Was ich an Freude je genossen,
Was mir a Glück das Leben bot,
Liegt tief im Grab hier eingeschlossen,
Kalt, starr, entseelt, in ernstem Tod.
Kalt?— Nein, so sehr ich mich auch härme,
Wie groß die Beiden immer sind:
Mir pulst des Hrrzcns milde Wärme
Für's trcnc Wrib, für's liebe Kind.
Schon längst gebrochen sind die Augen,
Der Lieben Herzen ohne Schlag,
Nur die Eriiincrungc tauchen
Mir anf am AUcrftclcntag.
Das treue Weib, das stets mit Güte
Und Liebe mir zur Seite stand.
Ruht modernd hier im stillem Fricdr,
Vom Schicksal früh ihr zuerkannt.
Mit ihr, in sanftem Todcsschliiinmcr,
Ruht still daS cinz ge Kind vereint.
Wie oft hab ich in tiefem Kummer
Den Heimgang Beider schon beweint!
Das Kind, das mich so sehr beglückte,
Wenn ich s beim Spiele still bewacht,
Das mich so himmelhoch entzückte,
Wenn es mir herzlich zugelacht.
Ich denke sein in mancher Stunde,
Wie es die Acrmchcn nm mich schlang,
Und gern ans herzig liebem Munde
Mir seine kleine Lieder sang.
Wie suchte es so treulich gerne
In meinen Arme seine Ruh'.
Schloß müde dann die liebe Sterne
Der holde blauen Augen zn.
Und che es an meinem Herze
Zur letzten Ruhe schlummert ei.
Sprach cs: „Nimm, Vater, mir die
Schmerzen,
Ich will auch dann recht artig sein. "
So ruhet sanft ihr meine Liebe.
Die mir zu früh' das Schicksal ahm.
Es ist mir nichts, gar nichts geblieben,
Als tiefer Kummer, stiller Gram.
Kein Leitstern lacht mir mehr in s Lebe,
Kein Mühe lohnt der Liebe Blick',
KcinMnth giebt'S, der mich könnt erhebe
Z einem besseren Geschick.
C. S.
Philadelphia, 23. Oktobcr 1875.
Europäisches.
Deutschland. -Dresden. Die
durch den Tod im evangelisch-lutheri
schen Landtscousistoriliin entstandene
Lücke sind nunmehr ausgefüllt. Zum
Präsidenten wurde Geh, Rath Uhdc er
nannt, der als früherer Krcisdirrktor in
Zwickau dc kirchlichen Dingc nahe
stand; die Kirchenräthe Dr, Zapff von
hier und Jcntzsch aus Bantzcn sind zu
ordentlichen, der Hofprcdigcr Dr. Löbcr
von hier ist zum außerordentliche Mit
glied: des Laiidcscoiisistoriums ernannt
worden.
Unter de Rcgicriings Vorlagen, wel
che den bevorstehenden Landtag erwar
te, wird auch eine solche über die Ho-
Heits-Rcchtc des Staats über die Kir
chen genannt.
König Albert ist am 29. Sept. zum
Besuch des östreichische Kaisers nach
Schönbrnun bei Wien gereist; von dort
geht'S zur Gcmscnjagd nach Steycrmark.
Am 1. Oktober waren es 25 Jahre,
daß in Sachsen die erste Tclcgraphensta
tio (Lcipzig-Drcsdcn) der Benutzung
des Publikums übergeben wnrde.
Die 150 jährige Gcdächtnißfcier der
im Jahre 1725 vom Grafen Wacker
barth am Ende der hiesigen Ritterstraße
erbauten Kricgs-Tchule, des jetzigen Ca
dcttenhanscs, fand am 3. Oktober durch
Abhaltung einer Parade des Kadetten-
Corps statt. In Abwesenheit deS Kö
nigs ahm Prinz Georg die Parade ab.
Darm st and t. Der nieder!. Ma
jor a. D. Steck, der bekanntlich wegen
befugter Werbungen von Soldaten
für die holländische Regierung, die für
ihre atchinesischcu Krieg eine Anzahl
Rekruten braucht, verhaftet worden war,
ist nebst seinem einige Tage später einge
zogenen angeblichen Unteragent Schwarz
gegen Cantion anf freie Fß gestellt
worden.
Die nun vollzählige zweite Kammer
ist nach Bcrnfs-Arte, wie folgt zusam
mengesetzt: 15 Beamte: HaUwachs,
Jost (Heppenheim), Heinzcrling, Küch
lcr, Küniger, Theobald, Frank Maurer,
Stnber, Conradi, Usinger, Welker, Ha
bicht, Kühl. Dreizehn Industrielle
(Kasmanns und Gewerbe - Stand) :
Edingcr, Mühlberger, Occhsner. Nack,
Scriba, Schulze, Falck, Budcrn, Kug
lcr, Büchner, Weber (Darmstadt) Ste
phan (Osthofen); sechs Anwälte: v.
Wedckind (Darmstadt), Weber (Offen
bach), Hirschhorn, Zöckcl, Osann, Du
mont; 5 Bürgermeister: Pfannstiel, List.
Möllinger, Wolz, Heidenreich; 5 Land-
Wirthe: Stephan (Heßloch), Weith,
Wadsack, v. Wcdtkiud. v. Rabenau, Jost
(Allertshofen); 3 Rentner: Mathh, Dr.
Schröder, Martin; 2 Pfarrer: Ellen
berger, Schanb.
Bingen. Moses, genannt, Mayer
Lcbrecht von hier ist zum Rabbiner des
Pabbinats Bingen ernannt worden.
Die in unserer Nähe gelegenen Ort
schaften Ingelheim, Heideshcim, Ganal
gcsheim, die vorzugsweise frühe rothe
Trauben ziehen, haben mit der Lese be
gonnen und versenden, wie gewöhnlich,
große Mengen ihres Gewächses zum Ver
brauche als Kur- nd Tafelttauben ach
Frankfurt, an den Unterrhein, nach
England ?c. ,e.
Zn Deutschland, mit einer Bevöl
kerung von 42,000,000, gradnirten letz
te Jahr 680 Aerzte, 180 Applikanten
wurden zurückgewiesen. In derselben
Zeit gradiiitten in den Ber. Staaten bei
einer Bevölkerung von 40,000.000 3,-
000 Aerzte.
Das in Berlin dem vttciviglcn
Frcihcrrn von Stein grfttztc Denkmal
ist am Dienstag in Gegenwart dc Krsn
Prinzen unter den rntsprcchkndri, geicr
lichkritcn rnlhüllt worden.
An, 27. Oktober trat der dcntschr
Reichstag zusammen. Der Kaiser war
durch Unwohlsein verhindert, derselben
persönlich, wie er sonst zu thu pflegt,
zu eröffnen. Au seiner Staat Verla
der Staatsmiiiistcr Delbrück die Eröff
nungsrede; in derselben heißt cs. daß der
Friede jetzt mehr gesichert fti, als in drn.
letzten verflossenen 23 Jahren.
Schweiz -Zürich. Seit die links
uftigc Znrichsccbah nach zweitägigem
Betrieb ihren Verkehr eingestellt hat,
strömcn täglich ganze Schaarcn von
Ncnaittigc nach Horgcn. nm die Stelle
z scheu, wo einst cinc Bahn war. Die
Dampfschiffe sind daher immer gefüllt,
wie sonst nur an Sonntagen Ans cinc
Länge von 800 nd eine Breite bis zu
180 gnß ist der Bahnkörper nnd der
Bahnyofplatz spurlos verschwunden; daS
Bahnhosacbäiidc selbst ist von zwei Sei
ten von den Wellen bespült, die das
Fiiiidamciit erschüttern werden. Man
sing selbst a das Gebäude abzubrechen,
allein die Direktion gebot Einhalt; man
wollte keine Menschenleben riskiern—
und so biete die zum Theil abgedeckten
Dächer cinrn traurigen Anblick Drr
ganze gefährdete Platz ist mit einem
Cordon von Wächter mgrbcn, die
Niemanden zn nahe herbei kommen
lassen. Vo de übrigen benachbarten
Häuser ist nur eines bcdrobl und ac
räumt; die ander sind sicher. Die
Tiare oberhalb des Dorfes Horgc soll
verlegt werden. Schwierige niid kost
bare Erproprialioiic werde nothwen
dig und es kann geraume Zeit vergehen
bis die Arbeite in Angriff genommrii
werde können.
Spnnien.—Cardinal Anloiiclli hat
in einem Riindschrcibc säninitlichc deut
sche Bischöfe aufgefordert, ihm ihre An
sicht mitziilheilen, auf wrlchem Wege
zwischen ihnen und der dcntschcn Re
gierung ei Ciiivcrständniß erzielt wer
den
Sauerkraut und eingemachte Bahnen.
Der „Syracusc Union" entlehnen wir
die iiachsolgcndcn Rathschläge, aber
wohlwtißlich ohne uns dafür vcrant
wörtlich z erkläre, daß das so ge
machte Sauerkraut rcsp. Bohnen auch
dr Geschmack aller giilcn Haiisfrancn
cnlsrcchc. Man versuche diese Recepte
nd urtheile selbst.'
Saiicrkra! und ciiigcmach.
teßo hc Ii —lch sehe schon manch
höhnisches Lächeln und überhebendes
Achselzucken bezüglich der Ucbcrschrift,
als ob man nicht wisse, wie man Weiß
kraut und Bohnen'ciiiiachtc; was soll
da Neues toinmc ? Wir wollen sehen!
Geehrte Hausfrau, hast du in deiner
Praxis nicht schon wahrgenommen, daß
das Sauerkraut herb, streng und müsfig
schmeckt, die eingemachten Bohne beim
kochen einen penetranten Geruch im
Hans verbreiten nd nicht gar werden
wollen, obwohl d beide sorgfältig rin
gemacht und rci gehalten hast? Ich
glaube behaupten z können, daß die
meisten Hausfrauen diese Beobachtung
gemacht, gleichzeitig aber i diesem nd
iciicm Jahr Ausnahme gesunden ha
ben.
Das richtige Einmachen dieser beiden
Gcmüßartc beruht auf streng chemi
scher Wechselwirkung- Das Weißkraut,
Knmbs, Cabbage, soll eingemacht eine
angcuchuic wcinsäucrlichc Geschmack
haben. Um diesen durch Einmachen zn
erzielen, ist es erforderlich, daß das in
dieser Gcmüßart reichlich enthaltene
Stärckcmchl sich durch normale Göhr
nng in Zucker und diese nach
setziing und resp. Umwandlung kann
aber nur alsdaun vollständig erfolge,
wenn erstens keine die Gährung hem
mende Agentien, und zweitens griiü
gcndc Wärme nd hinreichendes Wasser
vorhanden ist, in eine rasche Gährung
einzuleiten und darzusührcn.
Da nun unser Kochsalz die Eigen
schaft besitzt, der Gährung vorzubeugen,
ist zu nterbrechen und bei stärkerer An-
Wendung auszuheben, leuchtet ei, daß
der Zusatz von Salz bei dem Emma
che des Weißkrautes störend ist; denn
wir können das Sauerkraut am wohl
schmeckendsten darstellen, wenn wir gar
kein Salz anwtndc, vielmehr das
Kraut in ei passendes Gcfäß fest ein
stampfen, pressen nd mit klarem Was
scr soweit übergieße, daß dttses sich 1—
2 Zoll hoch über die Mac erhebt, da
mit der Zutritt der atmosphärischen Luft
abgeschlossen werde.
Da wir aber in 'unseren häuslichen
Einrichtungen selten einen Raum haben,
welcher den zur Gährung nöthigen Wär
megrad (12—18 Grad Raum., 15—23
Celsius, Grad Fahrcnhcit) gleich
mäßig festhält, die Gährung folgerichtig
eine ungleichmäßige sei wird, hierdurch
aber die Zersetzung eines Theils des
Stärkemehls in Schleim nnd allmäh
ligc Vilzbildung eintritt, so setzt man
zur Verhütung dieser störenden Einwir
knngcii eine Kleinigkeit Salz zn. Und
zn diesem Zweck genügt Ijloo vollstän
dig^
Also, sorgsame Hausmutter, willst du
ei reines wohlschmeckendes, wenig sau
res, nicht salziges Sanerkraut haben, so
nimm anf ca. 100 Pfund nur 1 Pfund
Salz und sorge dafür, daß über dem
durch reines Linnen geschützten, durch
Deckel und Stein gepreßten Kraut, stets
eine Schichte von Brühe (Lack) vorhan
den ist. Du wirst alsdann auch in i—
-1 Stunde das Kraut weich kochen nd
ein feines Gericht deinem Manne vor
setzen können.
Nun komme ich zn den Bohnen, grüne
Schoten. Diese will man im Winter in
reicher und in möglichst ähnlich frischer
Bekchaffcnheitgcnicßcn. Um dies zu be
fördern, muß Vorsorge getroffen werden,
daß diese grünen Bohnen nicht in Güh
rnng gerathen könne Dich nnn zu
verhindern, bedarf es einer Masse Salz
nd zwar i des Gewichte. Diese
wird schichtweise, wie bei den Häringcn,
eingestreut, die ganze Masse, wie bei dem
Weißkraut vor Luftzutritt durch genü
gende Brühe acschutzt. Es ist jedoch
selbstverständlich daß diese Bohnen eini
ge Stunden vor dem Beimachen (KoZ
che) in kaltem, mehrmals zn erneuern
dem Wasser ausgelangt werden. Eine
halbe bis dreiviertel Stunde genügt als
dann zum Garkochen, die Farbe wie der
Geschmack sind naturgemäß, während
die mit wenig Salz cingcmachtcn nd
der Gährung überlassene Bohnen weiß,
farbig, strohig, übelriechend, schwer zu
kochen nnd—was das Wesentlichste ist
-schwer verdaulich sind.
Mit Absicht habe ich in dieser Apha
rismc auf die in diese conerrtcn Fällen
einflußreichen chemische Verhältnisse
aufincrksam gemacht, nm denkenden
Frauen Anregung zn gebe, warum die
ses und jenes im Hanshalt verschiedener
Auslegung aus mangclnder Kenntniß
chemischer Wechselwirkung unterworfen
sein kann nd nach den Verhältnincn
ntcrivorfen fein muß —W P.
Locale Neuigkeiten.
Donnerstag. Nov. 4.1876.
s > > -W ' '!
Nächsten Dienstag Abend sin
det ein großes
der prachtvollen neuen Orgel in der St.
Anthony Kirche z Lankaster statt.
V, http, im grgenwärttgen Monat
November werden wir warmes, sanftes
Wetter-einen echten Indianer - Som
mcr—habcn. weil es im Oktobcr don
nertc nnd wetterleuchtete. Nnn. wir
wollen sehen, ob's wahr wird; zufrieden
sind wir schon, ivenn dn liebe Gott
nur auch den Winter gnädig vorüber
gehen läßt.
in ,hnh,>i"nirdkr,rhr,,t.
Am Sonntag Morgen um 5 Uhr
wnrde das Wohnhaus de Abraham
Kreidn von Lcacock Townschip, Lanka
ster County gänzlich durch Kenn zrr
stört, trotz aller Anstrengungen die ge
macht wurden, nm dasselbe zu retten
Die Küche nnd da Waschhaus wurden
ebenfalls zerstört. Das Feuer war da
Werk eines Brandstifter
in Kalb grfl.hlT. nnd
schlachM!
Am Samstag Abend gingen Diebe in
einen Stall des Hr. Abraham Staus
scr, in Manheim Townschip, etwa 2
Meile von Lankaster entfernt, stahlen
ei Kalb, brachten dasselbe in einem
Wagen nach einem Feld drs Israel
Landis, wo sie es schlachtete, das
Fleisch unter sich theilten, und den Kopf
nebst Haut ans dem Feld liegen ließen z
Wen das so fortgeht, so sind die Far
mcr kam ihrrs Lebens mehr sicher.
Schildlich.
Während am vorletzten Samstag sie
be Landstreicher an die Wohnung der
Fräuleins Eby in Penn Townschip,
Lankaster Eounty kamen, nd vier da
von Milch forderten, welche ihnen auch
bereitwilligst gegeben wurde, stahlen die
übrigen drei eine neue wollene Decke
von einem Bett, das nahe dem offenen
Fenster in rincm andern Zimmer lag.
—Wahrlich! virlc dieser Landstreicher
sind ein wahrer Fluch für daS Land.
Aber woher kommt es? Einzig und al
lein von den schlechten Zeiten, und von
der elende Berwaltiing unsrer Regie
rung.
Riesenhaft Kiirdiff.
Hr. David L. Glackin von Drumore
Townschip, Lankastcr County pflanzte
anf seinem Eigenthum vier Kürbißsaa
mcn, von welchen er zehn Kürbisse zog,
die zusammen 630 Pfund wiegen, oder
im Durchschnitt 63 Pfund jede. Die
größte derselbe wiegt 95 Pfund, nd
mißt 63 Zoll im Durchschnitt wie auch
in der Länge! Wir glauben nicht, daß
l>c irgendwo übertroffen werden können.
Hr. Glackin sagt, rS sricn Pcrsching nd
Piollct - Kürbisse, und verdienen eben
deßhalb bcsonderc Erwähnung, weil be
sonders lrtztgcnanntcr Herr ein kürbiß
rundes Ansehen hat.
ach in Unglnck.
A G. Wilson von Ncwport, Perry
County, ein noch junger Mann, nd
noch nicht lange verheirathet, seit länge
re Jahren ein Produkten-Händlcr des
südwestlichen Uarkthauses in Philadel
phia, kam letzte Woche auf eine schreck
lichc Weise af der Eisenbahn um Le
be. Er war nämlich mit Produkte
anf dem Wege nach genannter Stadt
begriffen, und befand sich im Hinteren
Karre des Zugs, welcher gewöhnlich
von Frachteigenthümer zum Fahre de
nutzt wird, als der Zug nahe der Oak
land Station plötzlich anhielt, nnd ein
andrer nachfolgender Zug in denselben
rannte, wobei Hr. Wilson zn einer
kenntlichen Masse gedrückt wnrde
Der Verstorbene war 24 Jahren alt;
seine Frau welche in Zuniata Connty
wohnt, machst gerade Anstalten, bald
eine eigene Haushaltung einzurichten,
da sie, wie schon bemerkt, erst kürzlich
mit ihm gestaut wurde.
Wnrde schnldi, gesunde.
Wm. Hinder von Lankastcr, ein Kna
be von 18 bis 20 Jahren, welcher im
letzte Jly eine andern Knaben Na
mens Jakob Baumgardncr, ebenfalls
von Lankaster. nahe Capt. Chasteau s
Wohnung im West-Park z Philadel
phia, etwa 200 Schritte von der Cal
lowhill Straße Brücke zufällig erschoß,
wurde letzte Boche in Philadelphia des
Todtschlags im zweiten Grade schuldig
gefunden, und zu fünf monatlicher Ge
fangenschaft verurtheilt. Wie an den
Zeugnissen erhellt, so waren Wm. Hin
der, Jakob Baumgardner. Wm. Melch,
Nie. Mackcnsauls nd Teo. Bnck (ein
Neger), anf einem Frachtzug von Lan
kaster nach Philadelphia gefahren, wo
sie abstiegen, und auf der Eisenbahn na
he dem obengenannten Orte miteinander
spielten, al auf einmal Hinder ein Pi
stol hervorzog, und auf den Neger zielte.
Buck (der Neger) hieß Hinder das Pi
stol einstecken, da er Jemand verletzen
möchte, obwohl er der Meinung war,
das Pistol sei nicht geladen. Hinder
frug ihn, warum er sich fürchte, da die
Waffe ja doch nicht geladen fti. Wäh
rcnd Hinder so sprach, sagst Baumgard
ner: „Schieß nichj ihn, sondern mich;
schieße hierher," zu gleicher Zeit au sei
nen Hal deutend. Hinder that wie
ihm befohlen; zu seinem Schrecks ging
das Pistol aber los, worauf Baumgard
ner zn Boden stürzst! Seine Kamera
den wollten nun schuell davonlaufcn,
aber Hinder rief ihnen zn. nicht zn eut
fliehen, da sie Zeugen seien, daß da Pi
stol zufällig losging. (Diese Aussage
wnrde auch von Baumgardner selbst
bestätigt ehe er starb.) Dieß geschah
am 20stea Zuly, und drei Tage nachher
crsolgte der Tod des jungen Baumgard
I ner.
Warum erlaubt an junge Leuten
mit Pistolen und anderen Schießwaffen
umzugehcn? Wäre es nicht schicklich,
wenn Diejenige, die den jnngrn Leuten
solche Waffen verkanfrn. gehörig bestraft
werden würden?