Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, September 18, 1873, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    P eMsAbtlkttschk DM Ktmts-ZeituW.
Zahr„aa .
Die
Penilsylvaitlsche Staatszeituug,
Z. (IIMNiZIj! Nll'l'UK, IZox 19,
erschein! Irden Donnerstag, und kostet 2.aa
prr Jahr, zabldar innerHaid deslahres, und
GS.SS nach Berffuß drs Jahrgangs.
Einzeln Erempiaren, S CkentS per Stück.
Keine Snhsertpiionrn erden für weniger
al sechs Monaten angenommrn; auch kann
Niemand das Blalt abbestellen, bis allc Rück
stände bezahlt find.
Dir grösste Vrrbrcituiig.
Die Eircnlatio der „Pennsplvanische
Staats-Ze tung" in Dauphin Eonnip l
ist größer als die irgend einer anderrn in Har-
risburg gedruckten deutschen oder englische Zri- !
tung. Sie biciet deSbaibdie beste Gelegenheit, >
Anzeigen in diesem Theile des Staates eine
weite Verbreitung z verschaffe.
Dr. Heo. Illm. .IWeM,
Deutscher Arzt K Augenarzt,
bietet hiermit dem geehrten Publikum seine pro
pesflonellen Dienste an.
visier in No. zu Zweite Straße, drei Zbüren
unterhalb der Mulbcrro Straße. Oisicc- StUN- !
den - 7 bis 8 Uhr Vormittag, > bis 8 und 7 bis
8 llbr Nachmittags.
HarriSburg. No 2,1871—1 f.
Germania
Mn-nnd sjmr- Verein.
Nro. 2.
Hrn. 9.l.Äprengrr. Diejenigen, welche sich einem
guten und oetdeiibafien Verein anschließen wol
le, sind freundlichst eingeladen, den Versamm
lungen deljUwohnen.
Jakob Lehne r, Präsident.
C. F. Siebe, Sekretär.
HarrisbU'g, Mä>, 17. 1872.—11.
Hauer-Haus,
Ecke der Front Straße und Elbo Lane
Marirtta, Pa.,
kshristopher Hauer. Sigenthümce. >
gründe. gute Stallungen für Pferde, ,c.
Die besten Liquoren und delikatesten
Marietta, Juli 18. '7l-11. '
Ein ganz neuer Schon! Dreimal größer als je!
Die größten amüsirenden Kunst-Vorstellungen des l Neu Jahrhunderts!
P. T. Barium s großes Museum,
Mcnagcrir und Weit- Aiisstctlimiz!
Ganzlich neu ausgerüstet n. rcorganistrt mit eitlem Kostenaufwand
/ im Berdall so elessal.
v' ungeheure Exhibition gibt Norftellungen in
am Sums-
Vin Ticket S Cents für alle Shows. Kinder unter Jahren 23 Cents.
zu
trefflich reservirtei, Sitzen, um alle Anwesenden und sämmtliche Borstellungen hinreichend zu die
Drci seperate Circus-Vorstellungen,
mit einem gemeinschastllchen Sttzraum für 16,000 Personen.
In den verschiedenen Departements befinde fich 1^
1 111 l INN l wendige, historisch und andere Merkwürdigkeiten. 1500 Thiere. Vögel, Schlan
grn und Sre.Nngrheucr. HOV prachtvollr Thier Käfige, 1 ledendtge Giraffen,
HS prächtige Wagen mit Statuen, ij Eisenbahnzüge sind erforderlich die ganze Schau fortzuschaffen.
Die lägltche Ausgaben übersteigen die ganze Einnahme eines halben Dutzend andrer DM
Drei große Kircui-Truppen. Dr srperate und derschiedene Kircuö-Ringe geben
Vorstellungen zu einer und drrsrlben Zeit. Sech ausgezeichnete Clowns. Massive
Wasserbehälter, gefüllt mit lebendigen See-Löwen und andere Wasser-Thieren. >
Prof. Faber' Sprech.Maschine. Wilde Ftjt Canuibateu. Modoc nnd Dig.
aer-Indianer, Riesen, Zwerg, Vier Elephanten tVcrformer), wunderbare
Reit-Gatsrn. Avmiral'Dot, der wunderbare Californischt Zwerg, Ii! Jahre alt, 25 Zoll
Diese Erldltton Ist die einzige in AmerNa. welche von ter religiösen Presse begünstigt, U p-m W
und von Geistlichen besucht wird. Freier Eintritt in sämmtliche 21 große Shows wird D > W
Allen garantirt, welche ein Buch des P. T. Ba r n u m. von ihm selbst geschrieben, kau- M
s'N- Buch enthält 860 Seiten ist illusirlr,. und koste, blos Si.so. - „Für rin.n I I
Ansanger ist es SINN werth , sagte einstens Horace Greelry D sstüstWkNU stIHUWHNN W
Exeurfisck.Züge laufen auf allen Linien ad und zu der Exhibition an halben Raten.
Vorstellungen wrrden auch gegeben in
Sunbury, am 19. September, und in Baltimore, beginnend am 22. September, 1873.
Das deutsche Centralorga der Demokratie für PeiliWoaiiieit und die augräuzeuden Staaten.
Wirth's
Holet nnd Ziestnnralion.
Ro. -IVSB ttia Markt Str.,
I. H. Wlrtb, Eigrntbüme.
Juli lt. 1872.
A. Reviwld's
Nierbrauerei,
F r o t> t S t r a st'e,
Marietta, Pa.
gute, kräfiigrs und grsunorS
ich'
daupt ,u geneigter Prüsuug und fleißigem Deiail-
Consum m meinem hübschen Schcnllokale,
A. Reynolds,
Mariclta. Pa.. No. I I8?Z.-!"^""'
Christin Scidolt's
B r a er e i
UNd
Lagerbier-Saloon,
Südost-Ecke der liste Str. und Lancaster Av,,
Philadelphia, Pa.
Vorzügliches Bier, sowie andere Ge
tränke strij auf Hand.
Dezember 19. 1872—11.
National Hotel
Sck, der Broad und William Straße,
.HarriSbursz, Pa.
Äonis Nitpjilmlin, Hnstwirili.
Neiscndrn, wi>> de die l icsi.ca Märklc drzic
bcnden Farmern zur Nachiichl, easi odigrs, dem
West Yariisburg Martidavse gcg-nübcr liegen
de Hoiel mir bellen, lufiigen Zimmern und
guten retnrn Bellen reichlich crirbcn ist.
Mein Tisch ist llels mit gesunden, schmack
haft zuberrtteien Speisen besetzt.
Meinen diesigen zahlreiche Freunde und
Bekannten wird eS mir Vergnüge machen,
mit den
Vrflcn und reinsten Liquoren.
Importirte Weine, Ohio Cider und
Vorzüglichem Lagerbier
zu dienen. Unter Zusicherung sicnndlicher
Ausnadme, prompter Bedienung nd billigen
Preisen, bitte ich um geneigten Zuspruch.
Louis Kapphahn.
Harriödurg.lll. Juli 187ii--3m.
Mimt-Mes.
(Deutsches Gasthaus,)
Ks. 2W M'llm
HarriSburg, Pa.
Jacob Linsiumetier, Eig-nihümer.
tränkt und orzügltche Sxriftn. Prompte und
reelle Bedienung wird „aranlirl.
, HaniSdurq. Adril 17,1878.
MmhariVk Mi's
No. IS Nord Frederick Str.,
Baltimore, M.
Vortreffliches Vier, Wein und
Liquöre find fiel bei ihm zu haden.
Lazarus Bernhard,
No, IS Zredcrick Sir,, Baltimore, Md
Mai 30.1K72— 1f.
Havrisbnra, Pa., Donnerstag, Geptember 18, 187.
Reinhardt's
KmMesMMaus
s(?iti?.on'B Ilmue.)
No. Smithfield Straße,
Pittsburg, Pa.
! Obige Gasthaus ist och ganz nru, und auf's
allertegucmste eingerichlet, so d-p Besucher sich
recht bcimaidiich sübieu. Di beste Getränke und
Delikatessen sind stets oirälhig. Kost und
sogi billig. Uitterjeichneier empfiehlt sich der
Gunst des ecisentcn wie auch einheimischen Putii
loseph'.Nent,ardt.
PittSburg, Juni 27, IS7Z—II.
' Jolm A. Gärlner
Ziier- ck Meiu-kMrtMast,
No. KH hestnut Straße,
Re a d in g, Pa.
Reiser und Hetntze'S b'st'ö Bier.vsr
züglicher Wein und andere Erfrischungen stet
Neading, November 28. 872—11.
Bmeez Orsinzer'S
„Sechste Klard - Haus"
Ecke der Dritten und Verbrle Straße,
Harrisbu/g Pa.
Der Unterzeichnete empfiehlt dem geehrte
Publikum seincn obigen Gasthof unter Zusicher
ung prompt Bedienung und billiger Brhand
tung.
Vtncrnz Orstngrr.
HarriSburg, Juli 18. 'L7> 11.
Hierher geschaut!
Das Süd-Gelte Kupfer- nd
Eisenblech Depot!
Mtlhem Mle,
Händler in
OesenFupser und Zinn
Waaren,
Nro. 2IV Carson Str.,
Süd-Seite, Pittiburg, Pa.
PittSdurg, Drx. 12, 1872.
jsoefle.
lgür die „Pennsplvanische StaaS-Zeitung."l
Temperenz-Lied.
Nach der Melodie!
O Taunrndaum, O Tsnnrndaum,
Wie grlln sind deine Blätter.
(Zu smgrn mit Andacht, und teutsch! Ge
müthlichkeit det einem guten GiaS LagribtriS.)
Amerika, wie nagt an dir
Dein großcs Heer von Wangen !
Doch schlimmer noch als dtrsr, sind
Die frommen Temperanzen.
Ihr Ursprung ist vom Froschgeschlrcht,
D'rum äff'rtg ihr Gehirn.
Und wäff'rig - sali, ihr Blut und Herz,
Gedankenleer die Stirn.
D'rum heben Sie das Waffrr hoch,
Hoch übe alle Thronen,
AIS Gott und Leim der Politik
Und ihrer Religionen.
Doch wen Frau Sarah nicht dahrim,
Setzt Jod r flink zurücke
Und saufet sich kanonenvoll
In einem Augenblicke.
Unb kehrt grau Sarah wieber heim,
Hört ängstlich Job sie Ilagen !
„Lieb' Sar'chen. welch' ein grimmer Schmerz
Wühlt mir im Bauch und Magen!"
D'rauf Sarah spricht: „Ach, lieber Job,
Zur Apothrk geschwinde!
Da ist die beste Medizin
Für Magenschmrrz un Winde!"
Da wackelt Job zur Apothkk,
Sich einen noch zu kaufen,
Doch Sarah tauchzt tm Keller bald!
„Kannst dir jetzt einen saufrn."
DI Tochter seufzt im Wlegenstuhl:
„Was sollst du dich so lagen
Den ganzen Tag so Freudenleer,
Auch fühl' ich Pein im Magen.
Ich hab' ja meine Apothrk
In einen Belimateazen,
Auch ist die schöne Medizin
Gedrauei nicht für Katzen!"
Der Sohn tm Stalle jühii von Thee
So lass und krank den Mag.
„ti well, denkt er, ich will mich jetzt
Leij' in de Keller wagen !"
Dort trifft die Mamma schlafend er
Zu seine größten Freude,
D rum wählt er sich vom besten Faß,
Im Keller schlafen deide.
Die Tochter krächzt Im zvüg'iifluhl
Ein Loblied auf Soda-Wasser,
Der Alte kommt nach Mitternacht
Einstimmend als'Briimbasser.
Am andern Morgrn pauken sie
Des Katzenjammers wegen,
Und danken Gott, daß fie nicht sind,
Weil Gott allein sie auserwählt
Zu heil'gen Temperairzen.
D'rauf fluchen sie drn ganzen Tag
Den WhiSke, Wein und Lagrr,
nd sind sür dich, Amertta,
Dir allergrößten Plagcr.
D'rum, Teufel, knack bald uns'rem Land
All' seine ein Wanzen,
Doch seine Frösche fleck' nur ein
In Deinen großen Ranzen I
Bring' schleunigst sie zur Holl' hinein,
Dort lasse frrl hupfen,
Den kleine Trustetn zum Platsir
Im Rtifrock statt In Buchsen.
Papa Engelttng.
Süd-Pittsburg, Pa.
seuistelo I.
Die Zweite.
Eine Historie
von
W. v. von Horn.
2.
(Fotsetzung und Schluß.)
Sein Weg ging aber gerade zu der
Freundin, die lulchen aus dem Masken
ball fand, und die er dort selber kennen
gelernt. Er brachte ihr inen Brief von
Julchen's Hand.—Beim Abschiede er
sicherie sie ihn, sie werdr Ihn durchaus
nicht kennen, und Herbert kehrte sroh in
das Nest seines Pelikans zurück, wo er
sogleich hinter den Recepltritsch trat und
Herrn Rüble dringendst bat, Verweile
sein Pfeifchen in Rube zu rauche. Daß
er auch bier einen Stein tm Brett, hat
te wer entschiede. Rühle fragte Seit
ch ! „Wie g,fällt der Mensch doch
Ihre Antwort war nur ein bedeutsa
me Nicke mit dem Kopse.
„Er mach 'mal eine Ausnahme von
der Regel;" fuhr Rühle fort.
„Nro. 98," sagte Madame Rühle und
lächelte saiyrisch.
Der Gatte schlang hastig den Stich
hinunter und schwieg ; aber die Dampf
wölken, welche er blies, zeugten genug
sam, wie e tm Innern wogte, wie sich
ein Dwiimlc nahe. Der Eintritt eine
Fremden änderte jedoch die Scene.
ES war ein Mann von vierzig bis
sünsundvierzig lahren, hoch gewachsen,
von fester Haltung und determlrlem
Ausdrucke der Züge. Sein Gruß war
kurz, doch verbindlich.
Ich heiße Ausstecher," sprach der
Fremde, „und bin ein College von Ih
ne, v rehrter Herr Rühle, und zwar in
nächster, lokaler Beziehung, den ich ha
be die Concession für eine zweite Apothe
ke hterselbst. Ich wollte mir indeß nicht
versagen, Sie zu begrüßen, und den
Wunsch auszusprechen, künftig mit Jh.
neu freundlich zu verkehren."
Rühle wurde bleich wie Kreide, und
S war Ihm, als griffe der Tod mit eis
kalter Hand an srt Herz, und presse rS
zum Zerspringen; allein was war zu
thun? Sollleer dem—gegenüber eine
Blöße geben? Durste er, wie auch das
Herz blulrtc, d,r Utbanilä bet Seile se
tzen ? Erzwang drn Schmerz hinunter
bis i die tiefste Tiefe des Herzens nd
stellte mit freundlich Worten seine
Frau vor, indem er in sauersüßen Re
densarten des College Erbieten an-
Beide warrn bald in ein Fachgespräch
vertieft, dao Madame Rühle zu einem
salale Gähnen trieb.
Allgemach nahte jedoch das Gesprach
wieder ihrem Ideenkretse; denn Heer
Rühle fragte liebevoll, „wo der Herr
College denn sein, Apotheke errichten
würde?"
„Ich habe das schöne Haus, Ihnen
vis vi, gekaust von den Beutler'schen
Erben," versetzte der lakonisch. „Es
liegt vortrefflich, wie das Ihre, mitten
in der Stadt, so zu sage im Herzen
derselben, wo der Pulsschlag des Ver
kehres, besonders, wie ich mir habe sa
gen lasse, an de Wochenmärklen, recht
lebendig hüpft. Uebrigens," fuhr er
fort, „werde Ich dao Geschäft einrichten,
es etwa ein halbes Jahr selber führe,
und es alsdann einem Neffen überge
ben, der mein Erb, ein eminenter
Apoleker und wahrhaft gelehrter Chernt
kns ist. Der mag dann sein Glück in
Gottes Namen versuchen." „Sein
Glückt" lächelit zweifelhasi Rühle,
während er im Innern wünschte, daß
Onkel und Neffe da wäre, wo der Pfef
fer wächst; „glauben Sie, daß In einem
Neste, nie das unsrige, I Glück zu ma
chen sei? Ich sage Ihnen, daß e gut
geht, wenn zwei bis drei Recepte im Ta
ge kommen, und der Handverkauf ist,
Gott sei'S geklag, seit das vermaledetlr
Groschen- und Pfennigspstem herrschend
geworden, auch auf beinahe Null redu
elrt. So steh's bei mir allein. Wenn
nun gar Zweite da flnd—wie wird's da
gehen?"—
„Seien Sic ohne Kummer," versetzte
der Herr Ausstecher, „mein Neff. ist ein
Mordbursche, der Dampschocolade macht
und Piinschesscnz destillirt trotzdem Sei
ner in Düsseldorf. Der bringt seine
Apotheke in Flor." Das war eine
Rhabarberpille! Mit saurer Miene
wurde fie von dem Apotheker zum Peli
kan verschluckt. Er zuckte die Achseln.—
„Zweifeln Sie nicht," fuhr Jener
soit. „Die Concurrenz ist heilsam. Ich
bin überzeugt, daß Sie und wir die be
sten Geschäfte machen werte."
„Ich zweifle sehr," sprach, bebend vor
innere Erregung, Rühle.
„So?" sragle Ausflechee. „Wie vie
le Aerzte sind den hier?"
„Drei, daß sich Gott erbarme, und
ein vierter wird täglich erwartet. Da
bei pfuscht de Wundarzt erster Klasse,
und n.rlv.r voiria der Ablecker oder Wa
senmrister, wie auch beide Amme hiesi
ger Siadt in sehr srequenler Art.
„Borlrrffltch! Ir mehr Aerzte, je
mehr Krankt!" rief Ausstechet. „Glau
ben Sie mir, das ist rine alte Erfahrung
dir wrrden sich nun in die Apotheken
theilen, ausrlnaterschtmpsrn,wirüher
all, und desto mehr in den Häusern her
umlaufe, g wird sich machen. Man
muß sich nur mii ihnen hallen ; Jedem
artig und zuvorkommend sein, seine Li
qoeure in'S Haus sende und Einem die
Recepte de Ander heimlich zeigen, und
aus die chemischen Inconventenzen auf
merksam machen; denn Sie wissen, lieb
ster Herr College, daß es mit der Chemie
bei den hochgelehrten Herren nicht so
sürtrefflich zustehen pflegt, daß sie häu
fig Dinge in die Mixturen mischen, wel
che sich gegenseitig ausheben. Nun,
man weiß das ja hinlänglich. Ja
Summa, s giebt Mittel genug, ine
Apotheke in Ausnahme zu bringen—und
die versteht mein Neffe aus dem Funda
ment !" Cr empfahl sich jetzt und bat
um Erlaubniß, bald wieder kommen zu
dürfen.
Rühle sank erschöpft in sei, Stuhl.
Das war zu viel für einmal. Das
schönst, Haus der Stadt, schöner als der
Pelikan, groß, ge äumig, prachtvoll
,o war i der Hand dieses Broddlebs,
wie er den College seht nannle. Der
war reich, u >d, was mehr als Alles für
ihn war, er hatte inil seliener Offenhelt
sich über die Art und Weise ausgespro
chen, wie man eine Apotheke ou viPuv
bringen lönnr—und—kannte diese We
ge genau.
Aalter Schweiß bedeckte am ganzen
Lelbe.
Settchen saß ruhig da und schien sich
selbst au der Angst ihres Gatten zu wei
den. Sie lächelte und sagt - „Häng'
dich nur nicht auf, Rühlchen ! denke nur
daß du lang genug Hahn im Ambe
warst, und reich geworden bist, wie ein
Krösus. Laß den Zweiten auch 'mal
Etwas gewinnen."
„Auch du noch !' lies er mit Palhos
aas und rannte zur Thüre hinaus, um
tm Freien sich in Monologen Lust zu
machen, da es tm Dialog nicht ging.
Der Gehülte trat herein und bat sich die
Erlaubniß aus, aus dem Fortepiano sich
erlustiren zu dürfen. Frau Rühle ge
stand das gar gerne zu, denn sie liebte
die Musik, besonder Strauß'sche und
Lanner'iche Walzer. Dabei hatte sie
noch einen besonderen Grund, sie duselte
nie besser, süßer, sanfter, und räumte
nie wonniger, als wenn eben Walzer
ihren Geist einwiegten. Sie bewegte
sich dann leise im Tal und entschlum.
inerte saust. So auch jetzt.
Herder, der das wohl einsah und
st überhaupt aus seine Borlhetl ver
stand, setzte sich nun jeden Mittag an
da Instrument und handthlerle auf
demselben so lange herum, bis ein Kako
dämon ein Recept sandte.
Selbst den bösen Geist, der Rühle'n,
wie einst den König Saut, beschlich, fli,
die Zweite gewiß war, brschivor öfter
der finde,fixe Gehüls; denn auch er
theilte den Geschmack seiner Theuren,
und überhaupt de muflkliebentenTheil
der Sinwohnrr von —m an Walzrrn
und schottischen Tänzen. Jener besagte
böse Geist nahm oder mehr und rnejr
überhand > denn da drüben, wo der cc
lossale Mohr über ter Thüre auf das
Schild deutete, dessen Raum bloß die
Inschrift „Mohren - Apotheke" führte,
ohne den Namen des besttzer zu neu
en, da drüben hämmerte der Schreiner
pinselte der Lacktrer, kurz, alle Handwer
ker entwickelte ihr Kunst, das Hau
von außen und innen zn einem wahren
Palais herauszustasfiren. Rühle war
ganz außer sich; denn er sah den Brod
dieb vor der Nase, sah den Möhr, der die
weißen Zähne fleischte, als wolle er höh
nend ihn foppen, oder den alten Pelikan
der un schon seit hundert Jahren seine
Jungrn fütternd in die eigene Brust
biß, aus seinrm Neste trribrii.
Der Mann ging sichtlich zurück.
Srtn Auge war trüb und seien Farbe
strich über tn's Grlbe, und zwar dir Art
daß man sah, es war ein entschtedrnes
GaUenleidru. Zuletzt half auch Her
bert'S Spiel nicht mehr, denn er wurde
auch gegen ihn verschlossen und finster,
ja eS schien, als hege er Mißtrauen.
So war es wirklich, wir es sich in de
Prinzipal eigenen Worte aussprach.
„Settchen," rief er einst, als Herbeit
seinen freien Nachmittag genoß, „Alle
vereinigt sich, um mich unter die Er,
zu schaffen. Bestelle den Sarg, es ist
aus mit mir."—
„Muthe mir doch daß Ich! zu," sprach
mit unerschütlrrlichrr Ruhe die Gattin ;
~du kannst das am besten selbst; ich
kenne doch i dem Artikel deine Ge
schmack nicht."—
Rühle biß die Zähne auseinander.
„Willst du mich noch schneller in'S Grab
bringen?" fragte er giftig. „Bist du
tm Bunde mit Viesen Nägeln zu meiner
Todlenlade?"—
„Wer sind dir denn ?" fragte sie.
„Du zuerst, dann der vermaledeite
AuSstecher und—das Subjekt!" war
seine zornige Aniivor.
„Das Subject, der Gehüls —Her-
berl?—fuhr mit Erstaunen Madame zu
fragen fort. „Was thut dir denn dcr
seelengute Jungen. Ich sage die, dir rast
einmal wieder No. 09 im Kopse herum z
aber den guten Jungen laß mir au dem
Spiele, de nehm' ich in meinen Schutz,
und wer ihn antastei, tastet mich an!" —
„Dao fehlt noch," jammerte Rühle,
„nun nährt sie die Schlangt noch."—
„Die Schlange!" rles grau Rühle
und rlchlet sich empor, als wolle sie wie
eine Juno den Wurm niederschmettern,
der S wsge sollte, ihr gegenüber zu tre
ten.
Rühle zog sich gegen die Thüre be
zurück und wiederholt aus sicherer ger
ne „Ja, die Schlange, sag ich!"
Matame Rühle bemerkte das Manö
ver, das tb salviren sollte, und mußte
lachen. „O, diese Neunundneunziger!"
rles sie. „Geh' mal her und sprich dich
aus!"
„Ist nicht von Nöthen," sprach Rüh.
le, und behauptete seine Stellung—„ich
kann von hier aus be so gut mein
Elend klagen, als bet dir; aber das sag'
ich dir, der ist eine Schlange. Der
Stößer erzählt mir, daß er heimlich mit
dem Ausstecher, dem Spitzbuben, ver
kehrt."
„Schäme dich,"grollte Madama, „daß
du dem junge Manne zumuiheft, grob
gegen Herrn AuSstecher zu sein, der sich
human an jetrn Zunstgenoffrn a>
schließt."
„Was?" rief ter reizbare Rühle,
„Zuiislgenossen? Wir Apotheker find
keine zünslige Hai.twerker! Unser Ge
werbe ist eine Kunst, und du, die Frau
eine Apothekers, solltest das besser wis
sen."
„Rühle, Rühle, dir Ist der Teufel der
Bosheit unter deine Perrücke gefahren
Geh', nimm eln niederschlagend Pulver,
sammt einer Blutrelnlgung, die Galle
ist dir In'S Geblüt geschlagen. „Er
rannte hinaus und warf die Thüre zu,
diese spottenden Reden griffen ihm ln's
Her, hinein.
3.
Solcher Scenen gab es indeß immer
mehr. Es war Inder That mit Rühle
nicht wohl mehr auszukommen. Je är
gerlicher ihm der Gehülfe wurde, der ihm
übrigens Alle that, was er ihm nur tm
Aug lesen konnte, desto HSHer stieg die
ser in der Gunst der Madame Rühle.
Er hätte ihn schon gerne entlassen, wenn
er es gewagt hätte; denn nie hatte sich
seine Frau so für lnen Gehülfen aus
gesprochen, und nie saß einer so fest in
ihrer Gunst. Wenn ihm die schon Le
bensüberdruß berettete, so mußte der noch
Nro.
in s tti> ,wachsen, da dir Mohren
-PUb". .üg.-ch ihr. H.rr..chk.Nn
stiere,.. Maßstab, ,x,.s
-l-tz 7 "'deutend. Geldmittel lieh...
ball. I nicht
A """""" kir und fertig.
u-st...fandflch.,n,oNachm.„^
Mann war
übersetig. Erbäte
H. und Madam. Rüh,. se.„H,.,',^
seine Apotheke sähen.
Wttü"!.,?.'""" l'"" auf schicklich,
rv'ise nicht auszuweichen.
..O wie manchen sauern Apfel mnü
Wie sauer ah., -...g, p„ College
d", Miene zog. s'b er sich m.z Un
wsblseln en.schudlg.e. es half ich.
Zu des G B""n
-stellt, sich Schrecken
st ' st sei,., Fruu nun auch aus Aus
st-.. Sel"; den., st. drückt, schon
> It-ugierle. das Haus zu sehen, von
testen 1nn,.,, mucke dle Damen der
Siad. ich. wüßt. nnd
di- Mutter lau. glücklich priesen, weich,
'' "st "n den präsumtiven
Universale.be,. des steinreicher. Ausft..
ch" s ve.be,rathen könne, u., aller
>" Vo.wand.n waren st. s
d'ungen und es schi,.,. 5.h..
er nicht einmal ung.rne. So war
denn die Neugierde der Madam, Rühle
gestachelt und gespornt worden, und hat
>e eine mächtige Stärke erreicht.
..Mach' keinen Speenzpsesse, Rühl
ch'n. sag,, st, mit ungemeine gewin
nendem Ton,, „und komm!"
Das war unwiderstehlich. Rühle
schlich die Stieg,r hinaus, zog seinen
Bratenrock an und schritt dann den bit
teren Weg über den Markt hinüber.
Der Mohr fleisch, och höhnischer die
Zähne, als er es, von drüben gesehen,
ha. S drückte Rühle' fast die Gur
gel zu und das Herz ab.
Die Thüren öffneten sich endlich und
fie traten ein.
Man hatte tche zu viel gesagt. Hier
herrschte vörschwendertsche Pracht. Sol
chen Luxus hatt die guie Stadt-m
noch nicht gesehen, und grau Apotheker
Rühle meinte, sie sei in dem Palast de
Geisterköntgs, der den berühmten Dia
manten besaß.
Dies Apotheke! Nein, das mußte
selbst Rühle zugestehen, sie ließ, wa
Eleganz und Solidität betraf, nichts z
wünschen übrig.
Was tbn aber fast zusammendrückte,
war das Laboratorium ; denn dort stan
den olle die Apparate wirklich aus'
Herrlichste, von denen dieVlstiaioren ihm
so oft schon die Ohrwn vollgeorgelt. Er
sah fie zum ersten Male, aber er that,
als habe er sie längst gekannt, wir sie
vtngln's polytechnisches Journal g.
schildert. Als er abrr die Preise hörte,
da länzten alle diese Apparate wie HSl
lengeister um Ihn, und e schwindelte thm
schier.
Frau Ruhte drängte, au der Nähe
dieser Reiorie und Aolben, Tiegeln
und Mörser zu kommen. Selbst Rühle
wollte weg, denn e wurde ihm mit je
dem Momente zu Muthe, als sehe er
schon sein Gold zum Schornsteine Hin
auslaboriren, da er jetzt alle diese Ap
parat ja auch kaufen mußte. AuSste
cher gab nach und endete die pharmaceu
tische Tortur de College, die bet den
Plaiintiegeln begonnen hatte.
Jetzt trat man in die Aüche. Hier
schien die Hausfrau bereits geschaltet ,u
haben, so blinkte und glänzte Alle, so
vollständig war da Geschirre, so nett so
schon. In den Stuben übertrafen Ta
peten, Böten, Spiegel und Geräthe Al
le, was das kleine aber ungemein schar
fe Auge der Madame Rühle bis jetzt er
blickt. Und gar als sie in den Salon
traten dampfte in Meißner Por
zellain der duftend, Trank Arabien,
und der Tisch bog sich von köstlichem
Backwerk.
Je mehr Ausstecher bei Rühle.verlor
desto höher stiegen seine Fonds bet Ma
dame. Das ist eln Mann der Welt
hat. dachte sie; In voriresslicher Mann!
Uekerdies führte er die kolossale Figur
am Arme in allen Zimmern herum,
wischte sich den Schweiß ob der schweren
Arbeit, aber muckste nicht, sondern er
schöpfte sich in den elegantesten Redens
arten, wodurch Madame wahrhaft ch
auflirt wurde vor Vergnügen.
Mit der gewandtesten Artigkeit führ
te sie AuSstecher zum Ehrenplatz, und
bat sie so zart, die Ehre des Hanse zu
vertreten, daß e alle Nerven der Glück
lichen in harmonische Schwingungen
ersetzte. Mit Grazie servirte sie den
Kaffee.
Und als sie nun so traulich zusam.
mensaßen und Frau Rühle aus betten
Seiten kaut, meinte Rühle, um doch
auch 'mal Etwa zu sagen, „es fehle
hier setzt nur noch der rechte Haussegen
(er seufzte tles aus, unterdrückte jedoch
den verräther), nämlich die finnig ord
nende, reinlich waltende Hausrau."
„Für mich ist Spiel und Tanz vor
bet," deklamirle komisch Ausstecher; „al
lein der eigentliche Besitzer ist in Bur
sche von vterundzwanzig Jahren, der
ganz Ihrer Ansicht ist, Herr Tollega l"
„Nun, da ist ja de Sorge leicht geho
ben," ine nie Rü' le.
„Da irren Sie, Werthester; darf ich