Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, July 17, 1873, Image 1

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    Jahr,, .
Dt
Ptttitsylvauische StaatSzrttung,
I. (Zttonn ki??k:n, Lc>x 19,
erscheint jeden Donnerstag, und tolle AÄ.VV
per Jadr, zabldar tnneryald deSlad'eS, und
OA.ckv nach Vcefluß des ZabrgangS.
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HarrtSburg, März 27. '73.—lf.
HarriSburg, Pa., Donnerstag, Juli Z 7, Ii?.'!
Poesie.
igür die „Pennftlvanlsche StaatS^Sung.")
Das Vater-Unftr
die Macht des Gebetes.
Der schaniige Winter, so düster und alt.
Umhüllte das Häuslein im Tannenwald >
Da Häüslcin ist nur geringe und schlicht
E gehört dem äimpen Baueiknicht
Klaas, er hatte nicht so iel
Womit er den Hunger stillen will
Und dazu noch Weib und Kind,
Und allen Vater blind.
D'S war ein lainmer, ,s war ein Noch,
D-ei Tage im Hause, ein Stückiein Brod r
Klaus, er bettelte im Land, umher
Doch üdeeall Ncch er kommt wieder leer
Kimm leer zurück, und ohne Brod
Und findet seinen alten Vater todt.
Berzwtiflung teilbt ihn nochmals hinaus,
Doch wieder tehit er leer nach Haus,
Und als er auch zum Dritten Mai
Heiogekehel, mit der alten Qual,
Da tagte ihm der finstrer Höllenwahn
In dir wirre Seele den Süntcnpian r
So hilf' die nun selbst mit dlutlger That,
Wett G°„ und Mensch dich e.iaffen Hai.
glster ichirichl er in die Hütte herein.
Hier sitzt sein Weib beim Lampenschtin
Sonst fröhlich, jetzt firudenlooS
Und wirgt ihr Mägdlein auf dem Schooß.
Da Mägdlein weint, - r eint um Brod, -
Und martert die Muttee fast zu todt.
Da wrtd an dem Blick ihres Mannes erkennt
Daß die alte Wunde im Herzen ihn brennt.
Schlaf! Töchterlein, schlaf! und schwrige still,
Golt kann ja noch helfen wenn er nur will >
Und das Kindlein sanft und gut
Bald rs in der Wiege ruht
Uud schlummrit süß. und schiummrrt g'rad
AI rd r stch hätte gegessen satt.
Und leidet auch Hunger ein Eagelei,
So muß lieh Annchen ein Engelein sein,
Da blutete de Eltern das Herz noch mehr
Und drr Vater brummte so dumpf und schwer
So will ich Euch nähren mit flnstrrer That,
Will Gott und Mrnsch mit erlassen hat.
Was denkst du, Klaus! eust da Weid erblaßt,
Dich hat drr Höllenliug erfaßt!
S c jammerte noch, da hörte man icheei'n,
Ja! ja, eS kommt aus dem Kämmerlein,
„Wer ist denn da drinnen", fragtc nun KiauS,
„Wee sucht noch was im leeren HauS! ?"
„Ei Wandrer ist's," cutgegnele das Weib,
Er kam vor die Hülle mit starrem Leid.
Er hat verfehlt den Weg tn die Stadl
Drum gewährte ich ihm um a er bat:
Ein Lager da drinnrn dis Morgen früh,
Aus daß rr gesund vou tannen z'eh,
E< schläft, und träumt, und von ihm kam
Drr Scherl, tr unscr Ohr vernahm.
Ha l lächle Klaus, verzweifelt wild,
Der hal wohl dle Börse mi, Gold gefüllt;
Mit der Art rennt er zur Kammeethür,
Dein Weid vor Angst vee,eiseil schür.
E' öffnet, wirf, einen Blick hinein,
Und sieht eine Böise beim Lampenscheüi.
Ee höit tief aihnitn den fremden Mann,
Der schläft, daß <r kaum erwachen kann.
KiauS er keucht und rlnget fast
Mit seinem Weide, die ihn anfaßi -
„Laß mich ! dei Gott, ich hade nun
DaS Elend satt, laß mlch es thun."
„Enisttzlich, Morde)" ruft das Wrld
„Mörder! du-chbohrr meinen Leib!
„Denn, hast du an dtm Wand'eer den Moid
~So will Ich nicht ltbrn du dluthiger Mann i—
„Nicht leben mit meinem Kinde bei Die,
„Zu theilen den l!ob deiner Höstengier;
„Laß uns rc-hungeen, ich klage nicht
„Bleibst du geeicht ue vor Gottes Geeicht!"
Der Angstschweiß von der Stirn ihr floß,
Aber sie hatte so fest ihn gedrückt im Kamps,
Daß ihm die staust staeeet am Nre>ramps.
Und dennoch versucht er zu schwingen da Beil
Er rennt tu dir Stüde um und um,
Da hält er an der Wiege stumm.
Hier rahel lieb Annchen in EageiSgestalt,
Da Halle das Böse feine Bewalt.
Und wie in elnem Traum au dem Paradies,
Spricht lächele d d.,S Kind die Woite so süß!
„Baier unsee, der du in dem Himmel bist!"
Uad elter sähet das Kind tm Gedet e
„Dein Reich komme ,u uns ; Dein Wille weid.
Die Art entsäi nun seiner Hand,
Auf Annchen blickt er unveiwand.
Das Weid dewegl die Lippen von seen.
Als spläche sie nach das Gedet des Heren,
Die Lippen tS Kindes, die roseneoih.
Lallen daraus, „Äied uns heule unsee tägliches
Brod!"
Da ,ang Klaus ans des Kindes Siehe,
Mit aller Kraft ach den hlmmllsche, Hoh n >
Der Mutter stllh'n gledt das Schluchzen fund,
D'raus tönt es wieder vom Kindes Mund !
'.Bergied uns die Schuld wie wir auch gern
„vergeben unsern Schuldigern."
Klaus, er zittert, er beb und auf.
Die Mutter dem Himmel im Stillen danlt!
Uad wieder bat Kind im Traume spricht!
„Und führe uns nur in Versuchung nicht l"
DaS hat durchdrungen des Vaters Herz
An die Wiege sinkt er tm höchsten Schmerz,
Und weine jämmerlich überlaut,
AIS er sein giäßlichtS Beegehen durchschaut.
Das teeue Wetb lntet nebenan.
Und tröstet de zirlairschlen Mann.
Nun sprach noch lächelnd da holde Kind,
~Bom Uebel erlöse ns on der Günd'l
Un „Amen" sagte die Altern,
„Gott ist un in dem Kinde nah.
Und thut nnS seinen Willen kund !"
Rief Klau, „durch uns Kinde Mund
„So will ich nun sündige nimmermehr,
„Mein Elend trogen wie dishee >
„Venn wir haden, ich weiß es gewiß,
„Einen schützenden Engel, hold und süß."
Und Annchen lächelte hold und mild
Aus de. Wiege heran ein himmlische Bild-
Es war erwach, und der Vater hob
Et an sein Herz, zum Dank uad Lot.
Bäte,lrl! Ich betete da Bater Unser
fri
„Lieb Mütterchen hat e mir gestern gelehrt,
„Zu deten, wenn Väterlein heimwärts kehet;
„Dann sei e ordei mit unserer Noth
„Nun aber Ilet' Bater gled mlr Brod."
„Ja," sagte dle Mutter, „hie Arbeit hart
„Veijagle bei un die rechte Alt
„Zu deten und der Mißmuts wild
„Hat mein und dein Heiz mit Giumm erfüllt;
„D'eum konnte dem Hinim>l unser Schrei'
„Um Hilfe gewiß nicht mchr angenchm sein.
„Da dachte ich! betet da aime Kind
„Die zar'c Ilnschul Srhörung sind.
„Nun ging eS so; es ist genug,
„Du dist gerettet vom Siindeiitrug,
„Laß uns nun schwören ten beiligen Schwur,
„Gott zu dienen in Wahrheit nur;
„Auszuhallen in aller Noth,
„ssttst zusammen bis an den Tod."
„Sifülll", ins, KiauS, „sei dein Begehr'
„So wahr mir helfe Gott der Heer!"
Da öffnet stch die Kimineilhür
Und die feemte Wand ler tiitt hcifür!
, Und daß es Euch so schlecht legeht
„Seid getrost, ich helfe Such
„Dieweil ich kann, denn ich bin reich.
, Hier dabt ihr was süe die ärgste Noth;
, Kauset Euch und dem Kinde Brod.
„Nnd Mi, mich der Weg wieder vortri allhier
„Dann nehm' ich Euch sammt dem Kinde mit
„Ihr sollt veiwuUen mein Hud' und Gut;
„Dieß will ich bullen wie mein eigenes Blut,
„Venn ich din alt und reif zum Grad,
„Da sei rleßKind mein Stock und Stad ;
„Da ladc mich noch diS Kindes Gedet
„Zum litzten Mal ai dem Sterdedelt." '
Erhard Zemsck,
fcuitlelon.
Tko eck.
Historisch - romtltliische Erzäh
lung aus drm dreizehn Jahr
hundert.
voll
W. O. von Hor n.
(Fortsetzung.!
Oer Domscholaster wollte weittäufi
grn Bericht, wir e ihm ergangen, al
lein Gisbald trieb zur Weiterreise an,
deren Richtung stch jetzt wirter mehr dem
Rheine zuneigte. Die dicke Eiche lag
Er mußte stch taher tn einer angemesse
nen Entfernung hatten. Ununttrbro
che ging setzt die Reise wetter über
Stock und Stein, durch Dickicht und Ge
strüpp. Drr Domlaster wehklagte und
wunderte stch nur, wir das arm, Ktnd,
er meinte Hedwig, so stille die Herz-leid
ertrage. Diese trug freudig alles Un
gemach ; wußte sie ja doch, der Vater
werde gerettet, ud—thr Gisbald war
ihr Retter und der seine. Da sproßte
eine süße Hoffnung auf.
Der Walpode tonnte stch noch Immer
nicht beruhigen. Obwohl rr I, Stil
len dem Jünglinge schon da Unrecht
abgebeten, quälte ihn dennoch das Miß
trauen-und war Gisbatd ganz schuld
los, die schuldtgeDankbaikett gegen ihn.
So beharite er tn seinem trotzigen
Schweigen, und schritt tapfer, keiner
Ermüdung Unterthan, als Schluß de
Zuges, mit seinem Morgensteentiäger
zur Seite, etnher ; indeß sreudtgen Mu
the Gisbald, immer voraus, die
Schwierigkeiten de Weges überwand.
Sie Sonne begann schon teder dt
Bahn, welche sie verfolgten, lichter zu
machin. Sie war mächtiger als am
Tage vorher. Die Nebel, von ihr ge
gediücki, der fast Alle zu tuechnäffen
drohte; aber st senkten stch wirbelnd
htnab tn die Thäler des Rheins, um
mit dem feuchten Elemente stch zu er
etatgen.
Alle folgt, sttll dem Führer, der Intl
Kraft und Muth Bahn brach. Aus al-
Irn lag das rückende Bewußtsein der
Gefahr; den mit jelem Augenblicke
wurde der Nebet ltchter, und bald strahl
te an lichten Waltesstellen die Sonne
ten Reisende.
Da hielt mit Etnemmale Glsbald an.
„Gottlob," sprach er, „wir sind am
Ziel.!"
Wenige Schrille wetter, nnd fle tra
ten aus dem Walte heraus, und vor
ihnen lag, im Golde der Morgensonu,
der Retngau.
An jeder Brust löste stch et Ach,
daß gleichsam die ganze Zentnerlast ab
wais, welche fle bis jetzt beengte, drückte
und quälte: aber jede Glied der Nei
segrnossenschasi gab sich auch dem Anblt
ckc HI, der bezaubernd stch darbot, nur
nicht eer Domscholaster.
„Dir Gefahr ist vorbei," sagte rr mit
Fiohgesühl; „denn da vor mir liegt ja
RüdrShetm. Set mir gegrüßt! Aber
da mahnt mich an den edel Saft, drr
dort wächst I Ss ist so nahe, daß wir
nun den Rest, den ich noch habe, woht
teeren können. Forschner, löse seine
Fesseln."
Der Angeredete that seine.Pflicht,
und der Dicke hob den Becker i „Unserm
Retter Gisbatd!" rief er freudig au,
und bob den schweren silbernen Pokal,
daß kein Tröpfchen drinnen bltrd.
Während der Becher kreist, wetdetr
Hedwig thr leuchtende Blicke an dem
Anblicke der heirtichen Landschaft, wel
che stch vor ihren Füßen ausbeellete.
E war In der That eln wunderbarer
Anblick. Dle Sellen der dlesselllgen
und jenseitigen Berge waren frei, und
dle Ort zeigten stch lm Grün der Bäu
me und Rrbrn, das stch hier ln der Nähe
de Strome länger erhalten hatt, und
nur stellenweise dem herbstlichen Gelb
und Roth Raum gab, das nur noch den
Anbllck verschöne te. Dle Sonne vee
kläele da Kloster auf dem Johannis
berg, die Burgen RüdeShelm, die Thür
me on Gelsenhelm. Winkel und Sllftld.
Mehr l Vordergrunde lag Klopp, und
Bingen Thürme tauchten au dem
Nebtlmeere auf, .Ich. „n Main, bl
zum Maulhum über dem Slrome
wogte, bald sich hob, bald stch s ,if
senkte, daß dle Wipfel der Ulmen und
Pappeln der Inseln au ihm hervorsa
hen. Zur Linken lag Vollrai, dle
stattliche Burg, und droben iauchea dl
Thürme von Mainz hervor, während
seledltch die hellen Mauern von Elbin
gen heraufsahen, wo dle Nonnen Feie
den gesunden, nachdem RuperiSberg vee
ödet war. Immer mächtiger wurde
setzt die Soane; immer tleser legi stch
der Nebel auf den Strom, und e war,
als nähmen seine Welle ihn mit sich
herab, um lhn in dle Berg. h,nz„ dem
MauSihurme zusammen zu pressen;
denn dor, häufte er stch zu ungeh.urren
dichten Massen auf. Jetzt lag der
Sirom mi seine Inseln frel, dle so
frisch und grün ln seinem Belle schwam
men. als wohne hier WälschlandS ewi
ger Frühling, und falle nie Schnee ln
diese saftige Grün.
Selbst Arnold, der tn tiefem Sinnen
und wie es schien l schweren inneren
Kämpfen dastand, wurde zellwelse abge
zogen on diesem BrKlen, da nur Ra
che sanaubte gegen dle Rlller, dle hm
naibgistclll, und deren Elnem er den
noch selu Leben danken mußle. Gl,
bald Blicke suchten el andere Zau
beiland, da lbn aus Hedwig' Augen
on Zeit zu Zeit anstrahlte.
Endlich e,lnnert er stch drr Rückkehr.
„Ich muß scheiden," hob er an; „denn
thr bedürfet meiner nicht mehr. Nehmt
die Maullhtere mlt und auch dle Krech
te, meinen Rückweg mache Ich mlt mei
nem Knecht allein."
Der Domscholaster legte segnend sei
e Hand aus des lüngltngs Haupt und
sprach! „Friede mit dir, wein Sohn!
Gott segne dich, wie ich dich segne! Ver
gesse ich je. Wa du an mir gethan, so
vergesse mich der Herr I" Er drückte in
ig sein Hand.
Gisbald trat zu H-dwlg, „Lebt
wobt, die Jungfrau," sprach er, und
bot Ihr die Hand, aus die eine Thrän
fiel.
Rasch die unterdrechend, trat Ar
nold vor de Jüngling hin.
„Ich habe Euch nicht getraut," sprach
er mit rauhem Tone, „wett Ihr einer
Sippe angehört, die nur Verderben für
uns Städter brütet; aber ich sehe, Ihr
selb brsser, als ich dachte; darum nehmt
metnen Dank-ui d—"
, Ich mag ihn nicht," rief auffahrend
drr Jüngling. „Mit Euch habe ich
blos meinNchnung abgeschlossen. Ich
schulte Euch nun gottlob Nichts mehr,
und solltet Ihr irgend einer Verbind
ltchkett gegen mich Euch bewußt sein, so
sage ich Euch auch davon tos und tedlg."
Er wie stolz die dargebotene Hand de
Walpoden zurück, drehte stch um und
schritt dem Walde zu.
Der Walpode stand betroffen da. Er
wechselte die Farbe schnell. In setner
Seele sprach eine mächtige Stimme für
diesen Jüngling, der Ihm trotzte, wett er
stch schwer verletzt suhlte; dem er Un
recht angethan durch sein Mißtrauen,
so schwere Unrecht, als er je einem
Menschen zugefügt. Aber auch srin
ungemessener Stolz erwachte wieder,
richtete stch hoch aus in setner Brust und
drückte sen bessere Stimme nteder, daß
sie verstummte.
„Fahre bin, gant," rief er, „du ver
dienst keinen Dank!"
Und der Zug drwrgte sich stumm gen
RüdeShelm hinab.
Au dem Dickicht tr Walte aber
trat Gisbatd wieder hervor. In fttorr
Seele wogten die Gefühl wild durch
einander, wie vor wenigen Minuten der
Nebet tm Wald ; aber wie ihn die Son
ne besiegt, so überwand las Gefühl et
ner stillen wehmnih jedes andere tn set
ner Brust. Set Aug ruhte aus Hed
wig' Gestalt. Ahnet sie es, daß er Ihr
nachsehen würde? Ei sah zurück, und
—wie zusällig—wehte thr schneeweißes
Tuch Ihm einen Geuß zu. Der Wal
srode schritt voraus tn seinem Getmm
und bemerkte Nicht, und der alte Dom
scholaster bereitete sich aus eine derb
Straspredtg vor, die rr drm harten
Bender zu halten beabsichtigt. So
dauerte das stille Grüßen fort, bis tn
RüdeShelm Gaffen sich der Zug verlor.
Mit süßem Entzücke verließ nun
auch Gisbatd dt schöne Stelle, aufwel
lahihunderte später zur Freude Tau
sender ein sinniger Mann trn Tempel
de Niederwaldes baute.
Aus stch krrnzrudru Wrgrn erreichte
Gisbald wieder das Wlsperlhal, ohne
daß Jemand nur ähnele, was geschehen
war. In einem hohlen Baum barg
er sein Uebertleld und kehrt ohne Aus
sehen I da HauS Bodo , und am
Abend nach Soneck heim.
0.
Mll der größten Sorgsall harrten
dle Ritter de gemetnsamen Feinde, der
aber lmmer nicht kommen wollte. Dle
Ankunft GlSbald'S tm Hause Burg
thor auf Soneck sehte sie n nlch gertn
ge Verwunderung, und ihr Mißtrauen
gegen thu schwand um so mehr, als sie
I seine seindseitgen Aeußerungen gegen
Nro. i.
den Walpoden so bestimm und ktäfllg
ernahmen, wie fle der tn seinem Her.
gährenbe Haß gebar. Ihre Absicht
aber verbargen sie vor ihm sorgfältig,
und eben so eifrig lheen Aerger, als sie
endlich durch ihre Kundschafter iuue
wurden, daß ihnen der Bogel ntwtscht
ae. Am Schlimmsten befand stch her
bei Rolf von Heppendorf, dessen Sorg,
lostgkeit man eben sein Entwischen zur
Last legte.
Gisbald's Theilnahme an diesem
Mißlingen der heißgenährten Pläne
blieb Indessen ein undurdrungene Gl
helmniß.
Der Haß gegen ten Walpoden von
von Mainz war aber aus' Neue ange
facht; er Halle ine neue Nahrung ge
wonnen. und warf stch nun n seiner
ustehnuag auf die Städter und Kauf,
leuie mehr, als zu legend einer Zeil.
Vlellelchl halte dle Ahnung Thell daraa
daß der kräftig die Zügel der Regierung
fassende Rudolph von Habsburg ohne
hin bald drm Raubweseu lu Ente ma.
che würde, und s nun galt, dle Zelt
n dieser Welse recht auszukaufen. Gl,
bald war diesem Unwesen fremd. E
lag ln der Zelt und der Bildung der
RNlrr. E schien ihnen eine wichti
gen Thell de Berus ihre Slaude
auszumachen. Sle erkannten lade
Heraniva.dten der Städte hren Unter
gang. und so war der Kamps gegen sie
E<,> und Slandrssache. Der Raub
Ihrer oade!sgiiler war et um so leich
terer Weg. zu dlrsrrm Ziele zu gelangen
als sie offenen Kamps als Lantsrleden.
brnch gebrandmarkt sahe.
Gisdald Halle bet Bodo andere
Grundsätze stch angeeignet von Pflicht
Uad Recht. Ganz war er sretllch weder
srlnrm Stande, noch seiner Zelt entwach
sen. Er haßte auch dle Macht dlesrr
patzigen Städter. Er s-h ln lhrem
Auskomme seine Stande Untergang,
wenigstens eines bedeutenden Theile
seiner Macht und Gewalt; aber stch zu
einem Räuber herabzuwürdigen, dazu
konnte es ihre Uebrtredung nicht brin
gen. In offener Felde Ihnen z„ scha
den, hlelt er srellich für kein Unrecht, so
wenig, wie alle seine Standesgenossen.
Ebensowenig war er im Allgemeinen drr
Pfoffhri hold. Bodo machte unter
Tausenden eine Ausnahme. Die Ue
brigen trachtete ja nur darnach, tn Uep
pigkeit zu schwelgen und der Laien Gü
ter an stch zu bringen. Ihm so wentg.
wie allen Gliedern seine Standes, war
Sein Gehriinniß, daß die Reichthümer
drr Kirche nnd Klöster häufig aus Ue
berlistung ihrer Vorsahren ruhten.
Galt es also, lhnen elnen Voithell zu
entziehen, der nur nicht offener Raub
war, so achtete er und Andere es nur als
ein wohlbegrüntele Zurücknehmen des
sen, wa man ihren Vorfahren entlockt.
Zu GlSbald'S Ehre sedoch sei e also
gesagt, daß er nie, fortgerlffen von den
Soneckern und Hohenfels, an lheen
Raubzügen Antheil nahm. Diese e
-streckten stch nun aus jene Straß,, dle
von Koblenz aus über das HunSeücker
Gebiegt und durch den Soonwald führte,
zur Nahe hinab, und dann, dem Ptlgrr
pfade folgend, stch gen Maln, wandte.
Nachdem rhelnaus die Schiffe so vielen
Gefahren ausgesetzt waren, wandte stch
der rhelnaus kommende Waarenzug die
ser Straß zu. Bald war fle so unsicher
wie jede andere, und überall, wo Raub
und grivel geschah, da waren r die So
necker und Relchenstelner, denen er auf
dt große Sündenrechnung gesetzt ur
de—meist mit Grund und Recht, manch
mal jedoch auch unerschuldet; denn e
trieben fast Alle, ohne Ausnahme, da
wohlfeile Erweebswerk de Wegelageen.
Von allem Frevel dieser Art hielt stch
allein dle Burg Fauteberg frei, dle
Mainzer Lehen war. Auf lhr hauset
la lunger RiNee, der stch Kurt von
Fautsberg nannte. Er war Dlenst
mann ds Erzstift, und sah nur mit
Abscheu da Treiben der RanbrNler.
An lhn schloß stch Glsbald ab. Er
wurde selu Freund, und dieser Einfluß
war so gut, daß wie auch seine Vellern
spotteten, Bodo's Lehren olle Leben
wurden. Kurl war sitn Veitrauler, er
kannte selne Lüde zu Hedwig. Voa
ihm, öfter in Mainz war, vernahm er
Kunde voa Ihr.
So kroch langsam und träge der Win
ter herum. Die Jagd allein erheiterte
selne Einsörmlgkelt. Das El legt
selne furchtbaren Fesseln an dl Wellen
de Stroms, und der Reis und Schnee
seine Lasten aus die ächzenden Aest der
Elchen und Buchen. Es war entsetzlich
öde im Rhelnthai, so öde, als ob Alle,
wa Lebe hatte, gestorben sei. Als
un aber von dem milden Regen des
Eise Decke brach, als a den Bergen
da Giün wieder sproßi, und der Wald
die dürre Blätter abwaif. um er
schwellenden Knospe Raum zu gebe,
und die Vögel ltder jubelte, und die
srommeSchwalbe anGtSbald Fenster thr
Nest taule, und den Morgen grüßt mit
ihrem Liede, da regt stch selue Seele tae
s mächtige und unbestegbare Sehnsuch
nach setner Hedwig, daß er e wagt,
zum Osteeseste nach Mainz zu gehen, um
sie wieder zu sehen.
Dieß war etn allerdings sehr gewag
ter Schritt.
Der Raub der Sonecker war zu oFa
kuudlg grwtsen. ss daß nicht der Mb
ler ganz Haß sich auf fle hätt erseu