Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, January 23, 1873, Image 1

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HarriSburg, März lt. 1872-tf.
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Poesie.
Mrin deutsches Vtrlaid.
Von Karl Hrinit h Schrauff r.''
O sprich von leine: schönen Zone
Ich bang' an meinem Heimaibiand.
Und mir ist aller Lander Krone
Met lbeures deutschis Vaterland.
O sprich ich! on des C üden Palmen
De SchroarzwaidS lraule Tannennach',
Das Thal mit Blumen und mii Halmen r
Wo find' ich diese deuische Prachi's
O sprich von leinim dissern Volke,
AiS dem, daß meine Sprache spricht!
Oer Slern dlelbl Slern, auch Venn die Wollen,
Verfinfterl hal sein gold'ne Lichl,
Und jene Sprache, sanft und linde
K.iagl sie im Her,, fori und fort,
Darin die Müller mildem Kinde
Getos! einst das erste Wort.
O sprich on leinen frohern Sluudrn,
Die hier die Zutuns dringen mag ,
Di Hrimalh hrilt die llrfften Wunde,
Und Freuden diiugl st jeden Tag.
O Zeit, pro froh im Lenz als Knade
Mild, wie der Slrahl drr Himmelskerzen.
Ist meines deutschen BoiteS Blick!
Zum Heimaihland steht mein Verlangen;
Am Grabe eine FreiindrS.
Hohe Zierden einst der dualen Flur,
Von de Frühlings blulhenreicher Fülle,
Schaut das Auge legend eine Spur,
Freund der zarten Blumen! deine zilage,
B >ld erdlüihel hchrrr die Naiur.
Frisch eaiglüht als äiönigin drr Rose,
Dir dem Pflückrndcn cntqegrniachi,
gh.c Sichri dann die Schnitterin,
Dcckle dirse kalte Schneeohöile
Mir tr-ch Knosp' und Blume nur,
Mittrrlich rrN r.kir die Naiur!
Abcr dirse lalle Hülle deckt
Von des WinieiS Leichenluch dcdeckt
Wie an deinem Grad der Freundschaft Rose
Bald das Wrh'n des grühiinaSodeinS wrckt:
4 euiilelon.
Gerettete Ghre.
Novelle
von
Edmund Hösir.
3.
tSoilfthuiigl
Zu antworten vermochte ile nicht.
Da Gefühl ihn Glücks und ihres
Unglücks durchdrang nd üliermannle
sie mit einer qualvollen Gewalt. Da
war sa Alle dasselbe, was sie sich gesagt
und ln sich erwogen hatte Alle, HI
aus die Schlußfolgerung. Sie erkann
te leider den Bater besser. Für sie gab
e, gerade in diesem Augenblick, keine
Hoffnung auf eine freundliche, günstige
Aenderung. Und die Thränen dräng
ten sich unter den Wimpern hervor und
glitten über die blassen Wangen.
Er sah st lange schweigend, voll tie
fer Zärtlichkeit, voll warmer Theilnah
me an. Dann zog er iir lrise, leise an
sich, leicht den Arm um sie legend, und
sprach voll Innigkeit, „Seien Sie nicht
so traurig, Marir! Es Ist nicht anders
möglich, wiederhole ich, als daß hier ein
böse Mißverständniß herrscht oder auch
vielleicht eine-grillenhafte Abneigung
die aber ganz sicher rinrr ruhige und
vernünftigen Anschauung weichen wird,
sobald wir gleichfalls mit Ruhe und
Vernunft, mit Liebe und Geduld den
Vater von ihrer Grundlosigkeit über
zeugen. Glauben Sie, mein liebes,
ließe Herz, das muß uns gelingen.
Erkann nicht blind bleiben gegen un
ser Glück, erkann sich nicht verschlie
ßen gegen die Einsicht, daß seine Grille
—denn dabei bleib' Ich!—uns nickt ei
ne Augenblick länger beherrschen und
fesseln kann, als wir selber-"
„Ah—hier wird, wie es scheint, auf
lue Komödieavater spekullrl oder virl
letcht gar auf den Tod des Alten!" er
klang in diesem Augenblick plöhlich de
Herrn Siemens vor Aufregung zitternde
Stimme. Der Greis stand dem erschro
cken sich ihm zuwendenden Paare ganz
nahe, in der Thür, die aus dem hier g
I'geueii Zimmer aus die Veranda sührle.
Wie er bis hierher, ja wie er überhaupt
nnr in das nicht rinmal große Gemach
gelangt war, ohne on den Liebenden
bemeill zu werten, wußte rälhseihas
eisckeinen, denn im Garten so wenig
wie im Hans regte sich ein Laut, und
das Gespräch Beider, wie ergreifend e
für sie auch sein mochle, war noch bisher
gewlssermaßen zu ruhig geblieben, al
daß dadurch ihre ganze Umgebung >h
nen hätte entzogen erden können.
Obendrein stand Lambert gegen die os
seue Thür und las net en ihr befindliche
Fenster gewendet, durch welche man da
ganze Zimmer überblickt, und Mari,
hatte seit der Anwesenheit de Geliebte
auch ln Zusammentreffen mit dem va
ler fast mit Bestimmtheit erwartet.
Er ließ flch fast keine andere Erklä
rug drnk-n, als daß der Alle, sobald
er das Paar erblickt hatte, sich demselben
mit schlauester Vorsicht näher geschlichen
habe, eine Möglichkeit, die für beide
etwa sehr Peinliche, wo nicht gar Un
heimliches hatte. Und dieser Eindruck
wurde durch des Greise Erscheinung
nicht verringert r sein Gesicht war dun
kel geiöihet, die Augen brannten förm
lich und funkelten, und durch seine Züge
durch die welken Händ, durch drn gan
zen hageren Körper zuckte und zitterte
die furchtbarste Aufregung.
Selbst Lambert.war durch die p'öhll
che Anwesenheit nnd vorzüglich durch
die geschllderie erschreckende Erscheinung
de Alten so bestürzt, daß er nicht so
gleich eine Antwort aus die Rede dessel
ben fand, und diese Pause bennßle Herr
Clemens, um in noch grimmmlgerem
Tone fortzufahren: „Wahrhaftig—ein
zartes Rendezvous, am hellen Tage, im
Hause, uuter den Augen de Vater !
Ah ! Seit gestern bekann, und heute ein
Herz und eine Seele! In dir That!
Aber was wundre ich mich k Ich krnr.'
das ja ! E ist ja nur rine neue Auflax
der gleichen Menschen der gleichen Her
zen l"
Das sprudelte hervor, 01l Knirschen,
voll Hohn und Grimm ; drr Greis sah
nicht die Entsihtrn Blicke seine Kinde
er Hörle nicht ihr flehende: „Aber,
Vater!" Ersah nicht dir sich immer
dunkler tvihende, immer finsterer sich
saltende Stirn Lambert', nicht den zür
nenden Stolz, der aus dem fest auf ihm
ruhenden Auge sprach. Es zuckle und
ziiterte Alles an Ihm, und sein Gesicht
Man sah'S, mit welcher Anstrengung
Lambert sich saßtr. Er warf Marlen
einen beschwichtigenden und zugleich er
inuibigenden Blick zu, und sagie dann,
sich zu Herrn Clemens wendend, in ern
stem, aber möglichst ruhigem Tone:
„Die Anklagen, Herr Rothmann, weiche
Sie gegen Jene erheben, die Ihnen
nicht mehr begegnen können, die mögen
Sie vor Goit verantworten. Uns aber
Ihre Tochirr nnd mich, triffen st nicht,"
fuhr er fort, und sein Auge und sein
Ton, und der ganz Ausdruck der stol
zen? ichrrheit und Enlschlvssenhrtt bana
len gewissermaßen den knirschenden
Grimm des Greises, so daß statt der
versuchten Einrede, nur ein wilder Laut
seine Llpprn durchdrang: „Ihre Tochter
und ich sind nicht erst seit neulich, son
tern seit Jahren mtlrtnander bekannt—"
„Ah hinler tem Rücken! Gleich
sucht sich, gleich findet sich!' brach e
au den zitternden Lippen wild hervor.
„Sie sollen und Sie fnüffea mich seht
zu Ende hören I" sprach Lambert ml
sener Entschiedenheit, deren Unwtder
stehllchkeit Marie eullch an sich selbst
erfahren halte, und dl auch nun den
Alten wieder bann e. „Ihre Tochter
und ich wurden durch—einMißverständ
niß getrennl, das mir selbst erst vor
kurzem klar wurde, und von dem Marie
durch mich erst seit vorgestern unterrich
tet ist. Ihr Mißtrauen entwich —e
mußte entweichen l und damit trat
auch das Gefühl, das sie mir vordem
gegönnt, wieder in sein alte Recht.
Daß meine Absichten die redlichsten, das
können Ihnen die Ihren in Mildensee,
das wird Ihnen Marie selbst, da muß
Ihnen gerade meine h-utige Anwesen
heit auf dieser Stelle bezeugen. Ich
bin hier, obgleich Ihre Frau Tochter
mlr von Ihrrr mir rälhselhaften Abnei
gung gegen mich und von Martens
Entschluß sagte, diese Abneigung unser
Glück zum Opfer zu bringen. Ich
konnte und kann mich bei dieser Angabe
nicht beruhigen—ich mußte Ihre Toch
ter sehen, ich mnßle und muß Sie selber
sehen, mit Ihnen reden, Sie bitte—"
„Spare Delne Schmeichelivorle,
Schlange, sie sind verloren!" brach der
Alte ganz außer sich au, und warf bei
de zitternd Arme tu die Höhe. „Ja,
lch hasse Sie, ich verabscheue Sie
den Sohn und das Ebenbild
de Mannes, der mich und
nietn Glück zu Grunve gertch
teil Tilnlcr diese Zügen lauert Brr
rath und da Verde,den! Ich will
Sie nicht höien, nicht sehen, hier nicht
dulde ! Ich nicht, und was zu mir
gehört, auch nicht! Und wenn dies Ge
schöpf", und er wandte sich mit der glei
chen, an Wahnsinn grenzenden Leiden
schasilichkeit gegen Marie „wenn sie
S dennoch wagt sie st, sich von
Ihnen einspinnen zu lassen lieber
lieber als Dich, Schlange, der
To>. der Tod!"
Die Stimme versagt ihm. die Lipps
zitieite noch aus und zu, die von Neu
em erhobenen Fäuste schütte sich, <,>
wollten sie den Fluch herabiusen aus da
unselige Paar aber es wurde kein
ort mehr laut. Uad na einem
wilden Anstarren wandle er sich und
rille stürzenden Schrille in' Zimmer
und weiter.
Marie hatt die Hände vor' Gesicht
gepreß. Dt ganze Gestalt bebte und
zitterte, so daß Lambert,a ihr trat und
den Ar um sie legt,.
„Barmherziger Go,!" sag, Laar
der, aus da letste ergriffen, „was ist
das für in furchtbarer Zufall! Da
tft allerdtng kein Haß mehr. Hter Ist
te schreckllchft Gefahr, hier t'st dt
schnellste Hülse nöthig! Aber Kind,
mein armr Kind, l sie schaffen V Ich
kann Sle j.tzl nicht allein lassen !'
Ihr Händ, sanken herab; sie war
leichenblaß. „Sie müssen gehen, Lam
der, Sie müssen gehen l" sprach
sie kaum verständlich, so Merten ihre
Lippen. „Sie sehen' la Ihre Ge
genwart
„Abrr mria thrure arm Kind,
wie kann ich Sie allrin lasten mit dem
—" r zögerte einen Augenblick und
fügte dann, die Braunen zusammenzie
hend, hinzu - „mit dem Krankrn, seiner
selbst mehr Mächtigen? —"
Marie Hörle nicht mehr, was Lambert
sagte, sie war ihrem Vater nachgestürzt.
Von Herrn ClemrnS war nichts zu
hören, noch zu sehen; er hatte sich tn
srtn Zimmer eiugeschloffru, und erst als
der Mittagstisch, an den sich heute Nie
mand gesrht halte, längst ivirdrr abge
deckt war, trat er plöpiich in die Siubt
setnrr Tochter. Von rinrr Erschöpfung,
wie man flr nach der furchtbaren Erre
gung hätte rivaileu sollen, war nicht
an ihm zu bemrikrn. Im Gegentheil
zrtgle sich an ihm tue grwiffr Straff,
hrtt, die sich fast als KräfNgkrtt bezeich
nen Urft, und die zeigir flch auch in
setner Stimme und tn srinrn Worten,
mi denen er sich an Marie wandte.
„Mein Kind", sagte er, „ich Hass alle
Erlläiungei, und Entschuldigungen.—
Was heuie Morgen geschehen ist, ist ge
schehen. Daß ich außer mir war, thut
mir allrrding Irid auch um jene
Herrn willen und Deinetwegen. Aber
es ist nicht meine Schuld. Du stehst,
wie ich über ih drnke, und da Du weißt,
daß ich Dich lieb hade, und ohne de
äußerst, Zwang uuddie unabwrislich
sie Gründe Deinem Glück mich nicht
wideisehen würde, so wirst Du Dich als
gehorsames Kind ohne welter Fragen
in meinen Willen ergeben."
„Das wird alleldings geschehen", ver
sehie sie kali und starr, wie sie denn auch
stßen geblieben war bei seinem Cinirilt
und ohne Regung seinen Worte zuge
hört halte, „und das.war schon aus Dei
ne vorgestrige Aeußerung hin bei mir
deschloffen. Allein, daß diese Frage in
meinem Innern ssrltling.o, und daß
von einer Zustimmung meine Herzens
und meiner Vernunsl ohne eine Ant
wort auf dirselben kein Rede sein kann,
das wirst v wohl selber begreifen,
lieber Vater."
sähe Röihe flog durch die Runzeln sel>
ne Gesicht. Ela Ausbruch ersolgte
jedoch nicht. Er zuckle nur die Achseln
und erwidert kalt: „Von solchen unge
lösten Fragen und solchem Widerspruch
seine HerzeuS unv Verstände hat man
che zu sage, meto Kind, und muß den
noch fertig werden mit dem Leben. Dan
ke Du Goit und mir, daß die Antwort
Dir verwtlgerl wird. Du würdest nicht
vrtragen." Damit wandle er sich ab
und verließ da Gemach.
Eine Stunde später etwa es mach
te aber auch mehr oder weniger sein,
denn Marl dachte ln den schweren Träu
men, denen sie nachhing, nicht an die
Zeit und wußte nickt von Ihr trat,
ohne daß sie lhn hätte komn.en hören,
Ihr Schwager Berg bei ihr ein. Er be
giüßte sie ernst, aber voll großer Herz
lichkeit.
„Was Lambert uns rrzählle, hat uns
wohl erschreckt, weil wir eine solche
Steigerung der gestrigen Anfälle nicht
ahnten", sprach er ohne weitere Cinlei
tung, „aber überrascht hat e mich kaum.
Dein Bruder Marlin machte neulich,
nachdem Ihr abgefahren wäret allerlel
Andeutungen, und ließ Besorgnisse laut
werden, denen ich damal noch wider-
Hauptpunkle selber nicht glauben könn
te. Ich habe da Ding muß etamal
ausgesprochen werden! bisher wohl
einmal gedacht, daß der Bater an einer
gewissen geistigen Störung leide, die sich
freilich nur von Zeit zu Zeit äußer und
im Ganzen unbedenklich und unschädlich
sei. Dcclor Heim weiß davon und giebt
mir nicht Unrecht. Nach meinen neue
sten Ersahrungen aber istander und
ich komme fast ans Mariin' Besorgnis
se. Jedenfalls", schloß er herzlich, „muß
für Dich Raih geschafft wrrden. Sce
nen, wie die heutige, dürfen Dich nicht
mehr quälen."
„wie Du da ändern willst, weiß ich
Rra. 2.
N cht," versehie sie ml, der finsteren Käl
te", tn der sie auch seinen Korten zuge
hört hatte. „An eine gewaltsame Hin
derung tannst Du Ich, denken, und daß
Vorstellungen von Einfloß sein soll
ien —"
„Laß es mir immer versuchen, dee
Vaier bat sonst stris uus mich gehört,"
fiel er ein. „läi bab, auch noch über
Anderes mit ihm zu rede. —"
„Heule 1' unterbrach sie ihn zweifelnd
und mit einem leisen Anklang vv
„Heuie-das Ding leide keinen Auf
schub. Und wie wtr thu kennen, und
wie Du selber Lambert gesagt haft, wird
der Aufall jeßl überwunden nnd er er
hSltnlßmäßtg ruhig und klar sein. Daß
ich schonend sein werde, erfleht sich on
selbst. Uebrigeu habe ich auch den
Doktor bitten lassen, heute noch heraus
zukommen. Er taun jeden Augenblick
Drr Empfang, de Brrg bet drm al
ten Mann saud, war denuock ander,
al er thu erwar rt haben mochte. Ru
hig und klar war Herr Clemens aller
dings, wie e den Anschein hat, voll
ständig ; allein gerade wir sich dir in
seinen Worten äußert, mußte drn
Schwiegersohn bestürzen und jede Hoff
nung aus einen günstigen Erfolg >iurr
Vorstellung fast ganz niedrrschlagrn
„Sir komincn wohl wegen dr Vor
fall on hrutr Morgen, rrdrt r drn
Elntrelrndrn an. „Der—Hrrr hat wohl
geklagt. Da mag sein. Aber geän
dert wird hirr turch Vorstellung und
Erklärungen nicht—ich habe schon ei
ner Tochter gesagt, daß ich mich auf kei
nerlei Erörterungen einlassen kann, nd
ich bitte Sir, Herr Sohn, verlangen auch
Sie nichts Derartige. E ist, wie es
ist. Und wrnn Marl, wenn Ihr ich
jieb habt und rhri, so begnügt Ihr Euch
mit mrlnrrErklärung, daß dirsrr Mensch
niemals zu drn Meinen gehören kann."
„Das, lieber Vater, lst leicht gesagt,
aber schwer gelhon," erwiderte Berg mit
einem an Strenge grrnzenden Ernst.
„Str dürsrn denn doch nicht vergesst
daß—.von uns rede Ich instwrllen nicht!
Marie am Ende alt genug ist, um
rrnste und klare Gründe zu verlang
wo ihr das, was flr für ihr Glück hätt,
von Ihne versagt wird. Sie begreifen
gar nicht gebessert, virlmehr nur drr
allerprlnltchste Eindruck heivvrgrbracht
wird. Und endlich muß ich Sie daran
erinnern, daß Marlens Gesundheit rln
zarte ist und solch Stößen—"
„Wäre fle iodt! E wäre vielleicht
für sie und—es wäre das Beste!" mur
meite Herr Clemens abgebrochen vor
flch hin.
„Da, Vater, ist ein grausame,
ln unverständige, ei gewiffensloses
Wort!" sagie Berg streng und mit
scharfem Blick den ailen Herrn messend.
„Daraus giebt e keine Antwort, nnd ich
lasse von diesem Thema nicht ob, bis Sie
selbst sich erst völlig klar über dasselbe
geworden sind."
„Das bin ich," sprach der Gret
dumpf.
„Genug, lasse wir da, e hat zum
mindestens noch Zelt, a bet der zwet
ten Veranlassung mein Kommen nicht
der Fall sein dürste. Ich habe nämlich
wegen deS Heinz ml Ihnen zu reden—"
Herr Clemens zucki auf." Wegen
de Müller i ' itef er, veiächtllch auf
lachend ; „was will der undankbaSe, al
bernr Mensch k"
„Albern? Den Ausdruck möcht, ich
nicht wählen," versiple Berg, und be
gann on der geistigen Begegnung zu
berichte und wie Heinz ihn heut' tn
Mildensee ausgesucht habe, wett er sich
ausgedrückt, Affe klar zwischen ihnen
sein müsse. Er habe dann ausgesprochen,
daß er Herrn Clemens völlig t den
Händen habe wegen dessen, a t wer
grühiingsnacht de Jahre 1808 orge
fallen, und daher entschlossen sei,davon
Gebranch zu machen, wenn man sich
ml ihm nicht zu verständigen wisse."
„Alberner Mensch, sagte ich I" spiach
Heer Clemens, der dieser Mittheilung
mit anscheinend ruhiger Aufmerksamkett
gefolgt war, als Berg schwieg, mit ver
ächtlichem Achselzucken. „Selbst wenn
etwa Unrechte vorgefallen wäre
wa könnte der Narr davon wissen ?"
„Das hielt Ich ihm gletchfall entge
gen. Aber er behauptet, die Kunde von
seinem Vater, dem verstorbenen Johann,
mit bestimmten Weisungen für gewiffe
Fälle erhalten zu haben. Und Sle se
hen tn, Vater", fügte Berg hinzu, „daß
Sie entweder selbst, oder indem Stenn
autoriflren —"
„Ihm zeigen muß, daß er ein un
dankbarer Mensch ist und daß weder er
noch sonst Jemand mich in Händen
hat?" fiel der Greis mit einem eigen
lhümtichen, rauhen Lachen ein. „Seid
ruhig, da soll ihm bewiesen werden !
Ich dachte schon in paar Mal an der
gleichen, und seht ist es Zelt! Nun
aber, Herr Sohn, bt tr ich Sie, mich ein
wenig allein zu lassen", brach er ganz
freundlich ab. „Der hrvtig Tag war
ein angreifender für mich, und Ich sühle.
baß ich Ruhe brauche. Grüßen Sie
Charlotte und dl Kleinen von mir."
Als nach einer lletneu Stunde der
Arzt wtlkttch anlangte und sich, wie tm
mer tn Mallen's Begleitung, zu Herrn
Clemens begab, fand er den Alien be
quem aus dem Sopha ausgestreckt, tu
der Stellung etnra ruhig Schlummrrn
den. Dem Arzt mußte jedoch irgend
etwa auffallend; er trat rasch zu ihm
und beugte ssch über Ihn es war keine
Täuschung, der Greis war todl!
Am Schreibtisch war rine Schublade
ausgezogen, und oben aus de Papieren,
dl sie erfüllte, lag ein Couv-rt, da
Papier vergilbt nd auch d'e Ttntr der
Aufschrift von rlnrm weit entlegene
Tage zeugend. Und die Aufschrift lau
te! : „An meine Erben. Nach meinem
Tode zu eröffnen."
(Schluß folg'.)