Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, November 14, 1872, Image 2

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    Me Naats-Mmg.
Heran Sa der.
HarrtSbnrg, Pa.
Do er stag, Nov. 11. 1872.
Herr Harare Grceleh hat dir Redac
tioider „Tribune" wieder üdernom
mn. Die gestrig, „Tribune" rnlhält
FsigentrS!
Der Uaierzelchnetr übernimmt wieder
dir Rrdactivn rr „Teibunr", die er vor
0 Monaten ausgab, um in einer andern
Carriere srin Glück zu versuchen. ES
wird Hinsort srin Bistrrben sein, da
Blait zu einem vollständig unabhängi
gen zu machen, das alle Par
tien und poliiische Bewegungen mii
bjecitver Unparteilichkeit und Ansrich
ttgkeit beHandel, vbne Jemandes Gunst
zu suchen, noch Jemand Zor zu
fürchten.
wird r ihm hinsott vergönnt sein,
durch sein Woit zur herzlichen Einigung
de ganzen amrrtkanischrn Volke aus
der breiten Piatsorm allgemeiner Amne
stie und unierschiedlosen SiimmrechteS
beizutragen, so wird er darin seine Freu
de und Genugthuung finden z unter al
len Umständen empfielt er für jetzt die
sem Ziele zuzustreben, indem man sich
schweigend mit Geduld fügt. Die Sie
ger im jüngsten Kampfe werden kaum
umhin lönnrn, dir ganze Angelegenheit
von Recht und Unrecht des Süden in
baldige ernst, Ciwägnng zu ziehen, und
ihnen überläßt rr sie für die Gegenwart.
In Zukunft wird er niemals wieder
Candida für irgend ein Amt sein, und
wenn er sich mii keiner der beiden großen
Parielt, in die das Land sich bisher
spaltrie, völlig im Einklang befindet, so
wird er Im Stande sein und sich bestre
ben. den Forischritien der Wissenschaft,
de gewerbliche Leben und der ge
meinnützigen Künste sein Ansmerksam
keit in umfassend.! Maße und an
dauernder zuzuwendrn, als e einem
Parteiorgane möglich ist; die Versuch
ung wird dabei nicht an ihn herantre
ten, sich in jene bitteren Persönlichkeiten
einzulassen, die aneikanntermaßen der
Fluch des Journallsteuihums sind.
Von dem Wohlwollen eine hochherzige
Publikums unterstützt wird er sein Be
ste thun, die „Tribune" zu einer Macht
aus dtm.wiileren Gebiet, das sie jitzi
in' Auge faßt, zu erheben, wie sie Sin
der Arena te politischen Parteilebcns
war, als es sich um den Kamps für Frei
heil und Menscherrechte Handelle.
Hochachtungsvoll
Hvrace Grele y
New Ijork, . Nov. 1872.
Bitterer SarkaSmuö. Eine Zei-
tung In Scranton, Luzerne Couniy, Pa.
die „Time ", gibt der neuzusammeu
tretenden Legislatur des Staate Penn
splvanien folgenden guten Rath
„Ein Punkt ist'S, den wir während
diese Winters in yarrisburg berücksich
tlgt zu sehen wünschten, und da ist die
Nothwendigkeit, den Kaufpreis der L -
gtlatoren bis zu einer wenigstens eini
germaßen anständigen Höhe zu bringen.
So, wie e jetzt ist, haben wir zu errö
then, wenn wir z. B. mit einem New
Zjorkerüber GesrtzgebungS - Angelegen
trn sprechen. Während Gesetzgeber zu
Albanp von KI,OOO bi SIO.OOO per
Kopf werth find, kann derselbe Artikel
dahier von S 5 bis zu 850 da Stück ge
kaust werden. Im Hinblick auf die
großen Reichthümer und die bedeutenden
Geldinte essen unsire Staates, ist die
in höchst demüthigender Vergleich. Wir
sortern alle unsere Senatoren und As
semblp - Mitglieder, die noch inigen
pennsvlvautschen Nationalst!; haben,
anf, sich nicht einen Cent unter dem ge
wöhnlichen Albanp Tarife zu erkau
fen. Die Wüide unseres Staate muß
ausrecht erhallen werten, und um das
zu thun, müssen wir trm Lande zeigen,
daß wir ebenso weilhvolle Gesetzgeber
haben, al Irgend ein anderer Staat der
Union st lirfern kann."
Da schneitet in's Fleisch! Aber
a Hilft'S? Unblutige Stiche; die
Getroffenen schütteln so etwas ab, wie
er Hund die Flöhe.
Ich tia ein Grerleh-Mann der nach
WtftlN geht," so lautete die Aufschrift
aus einem riesige Plakate, welches neu-
Herr James Watson vom Hoff
an Hous in Cast New Zsrk bi zur
Peck Slip Fähre tu Williamsburg aus
seinem Rücken trug, zum großen Gau
dium aller Grantleute und des süßen
Straßenxöbel. Dtsex Spa,iergang
ar veranlaßt durch ine Welle, die
Waison, ein Anhänger Greelep's mit
eine Herrn Emoi, einem Anhänger
Granl'S, gemacht hatte. Wäre Gran
geschlagen worden, hätte Smorp den
Spaziergang machen müssen.
Herr Harare Sreeley erhielt neulich
bei seinem Erscheinen auf Prinling
Hous Square, al er sich am Morgen
t die Office der . Tribune" begab, eine
nthnflasttsche Ovation. Vorüberge
hend, die ihn erkannten, drängten sich
um ihn, um ihm die Hand zu schütteln
und ließen ihn hoch leben. Herr Giee
l,p mag ans englisch bei sich gedacht ha
he r „Wert ich mir davor koose! Hättet
Ihr lieber eifriger für mich gestimmt!
lel Beschret und wenig Wolle I"
Nigger im Cabinet.
Washington, 7, Nov. Die gardigen
erden Alle ausdieten, einen ihrer Rare in
ist in sirdiger Arvelat, Ramens John M.
Langstvv, anSersehe, welche bei der Wahl
shr thätig war. Langst restertirt auf den
Posten eS General Kowalls. Der Sheoulcl
enthält eine lange Mittel über Langst'
Befähigung siir in heivorragendk Stellung
über die rege Ihiiinahwr der Saitigen an
er Wahl.
Da ist Eonsiguenj. und nichts rtler l
Van erden l, inen Nigger auf de Prä
ßdentenstndle srh ? Wahrscheinlich bälvn,
IS einen Deutjchen oder von Dentsche Eltern
geborn!
Capital und Arbeit.
Eine Frag, deren ungeheure Ge
wicht sich der Well von Jahr zu Jahr
immer mehr aufvrängt, ist die Feststel
lung de richtigen Verhältnisse zwischen
Capital und Arbeit. Trotz Allem, wa
professionell Finanzleute, mlileidig stolz
lächelnd im Gefühle ihrer Superioritat,
chierüber sagen mögen, wagen wir mit
völler Urberzeugung d'e Behauptung
aufznstelltn, daß dieses Problem aus
maihematischem Wege ebensowenig voll
kommen gelöst iöerden kann, als die
Ouadratur de Zirkels. Die Frage über
Capital und Arbeit ist weil weniger eine
Frage der Finanz, als vielmehr der
SlaatSwissensehast und Moral und einr
besrirdlgende Lösung derselben ist nach
unserer Anficht nicht durch Berechnung,
Zwang und Gesetzgebung, sondern we
sentllch nur durch de aus einer richli
gen Eikennintß beruhenden, freien,
guten, aufopfernden Willen
der Majorität drr Mrnschheiz
möglich.—Wir wollen dasGesagte zu be
weisen suchen.
Es ist wahr, das, da Capital zum
großen Theilt jetzt nicht anderes ist, als
die Summe dir Resultate von Arbeits
kräften. Aber nicht ursprünglich, nicht
seiner Wesenheit ulid Cniflehung na.
Da Ur- und Grunt-Capiial ist die
Erde selbst mi! alle ihren Rohstoffen,
den Organismen, Pflanzen und Thie
ren, die sie von selbst hervorbringt. Die
se Capital, die Mutter Erde selbst, wo
rin das Sein der ganze Menschheit wur
zelt und woraus es sein Ernährung
zieht, wurde von Denen in Besitz
genommen, weiche zuerst ka
men. Die frühere Besitzer
greifung begründet alles Eigen
thumS-Necht, alles „Haben". Ha
ben ist das einer menschlichen Persön
iichkeit anhängende, von den Uebrigen
eingeräumte oder zugestandene, aS
schließlich (d. h. alle übrigen
menschlichen Persönlichkeiten ausschlie
Bende) Recht, über einen Gegenstand
ganz nach eigenem Willen und Belieben
zu rerss'z?'
Alle Souvereignitäi, alle Aristokratie,
der Ursprung alles Grundbesitzes und
Eigenthums ist historisch. I der Hi
storie, der Zeit, der natürlichen Ent
wicklung der Menschheit und ihrer
Schicksale, dem frühern Werden
und dem Gewordenen wurzeln
alle die Urübel, an denen die Weil
krankt, und das weitere, künftige
Werden wird diese Uebel in noch weit
schlimmerer Weise zeitigen und zur gif
tigen Reise bringen, wenn nicht ein
überirdischer und übrrmeitschlichrr, das
Wohl der ganzen Menschheit in erster
Linie und erst in zweiter den individuel
len Vortheil sich zum Zweck setzender,
freier Wille der Majorität dazwischen
tritt.
Was.ist Arbeit? Arbeit ist die
menschliche LebenSthatigkeit ach Außen
bin, welche die Erde und ihre Rohstoff
nachdem Willen u. Gedankede Men
schen, nach seinen Bedürfnisse gestalte!
und umformt, str vergeistigt, ihr dasßild,
der Menschheit ausdrückt. Dir, welchr
zu spät kamen bei der Theilung der Er
de, zu spät zum „Haben", dir, welchr
ausgtschlosstn sind von jenen natürli
chen, ursprüngliche Onellen, aus denen
die Menschheit ihren irdischen Lebensbe
darf, ihre körpirliche Nahrung saug,—
müssen sich beständig ihre Existenz da
durch erkämpfen, daß sie die Rohstoffe
der Erde zur Verwendung für ihre Be
sttzer und skr die Menschheit überhaupt
geeignet machen, das heißt dadurch,
daß sie arbeiten. Die Arbeiter ver
hallen sich zum Repräsentanten des Ca
pitals ungefähr wie die Glieder zum
Haupt. Wenn das Haupt klug ist, wird
es dafür sorgen, daß es allen seinen
Gliedern, Armrn, güßrn rc. wohl er
geht; und dirsr werden durch dir
Nothwendigkeit selbst bald daraus hin
gewiesen werden, daß sie sehr gut in ih
rem eigenen Interesse daran thun, sich
in brstmögllcher und zweckmäßigster
Weise für das Haupt zu rühren. Haupt
und Glieder machen erst zusammen den
Organismus der menschlichen Gesell
schaft aus. Der Vergleich hinkt übri
gen itwas, wie alle Vergleiche.
Capital und Arbeit sollten ehrlich und
nach besten Kräften zusammenhalten;
dann wird es der menschlichen oder bür
gerlichen Gesellschaft wohl ergeh.
Wenn sie aber nicht zusammenhalten,
wenn sie mißtrauisch gegeneinander sind,
und bitter gegen einander kämpsrn, wie
e setzt fast allenthalben der Fall ist,
was dann?
Seht aus die Strike (klrbeiieraus-
stand), von denen wir nur allein in
diesem Monaie schon ein Dutzend hat
ten oder haben, z. B. Str'ke der Back
steinlegerzu Chicago; Strike der Schnei
der (Adamssöhne) zu Baltimore; Stri
ke der Cigarrenmacher zu New-Jork,
denkt an den großartigen Kohlenarbei
terstrike, der die Grundvesten Pennspl
vantens im vorigen Jahre erschüttert
hat, seht aufdie tirsverbttlerte Silin-
England und gegenwärtig vor Allem in
Deutschland, an den kolossalen Aus
I stand der Maschinenarbeit in Beeiln,
denkt an die Internationale, die von
allen Besitzenden und nicht ohne Grund
verflucht wird, und Ihr wertet nicht
läugnen können, daß die frage ine ern
ste und immer ernller weidendt ist.
Wir wollen kurz unsere Meinnng
hierüier sagen, da der Raum unseres
Blattes eine aussühriiche Adhandlung
! über diese Weltsrage nicht gestattet.
Wir machen uns vollkommen darauf g.
faßt, daß unsere Ansicht von Wenige
getheilt, von den meist. Capilaliften
sowohl wie Arbeitern als chimärisch,
utopisch ic. verschrieen erden wird. Das
thut aber nichts; Die Zukunft (viel
leicht erst in ein Paar Tausend Jahren)
mag über ihr Wahiheit entscheiden.
Sobald Capital und Arbeit, d. h.
diejenigen, weiche man Repräsentan
ten derselben nennen konnte, (ob
gleich dt beiden Begriffe nie in th
rer Reinheit aufireten, da wohl jeder
Tapitalift denn doch wohl auch In ge
wissem Tina Arbeiter ist, und jeder
Arbeiter auch ein Kapital, wenn auch ein
sehr kleines besitzis sobald, sagen wir,
Capital und Arbelt mit inandrr in ern
sten, unversöhnlichen, rücksichtslosen
Kamps gerathen, wird die Ar
beit am En d e Imme r nt e r
liegen, falls nicht entweder die bru
tale, bluilge, rohe Gewalt der Revo
lution, ode r der hohe, gute, freie
menschliche Wille der Majorität
eine Aenderung des R-suilate hervor
ruft.
Das Capital, sobald der Be
sitzer desselben einmal weil medr bat. als
er zum Leben braucht, vermehrt sich
nothwendig und nalurgrmäß ach den
ihm innewohnenden, arithmetische Ge
setzen, fast ohne menschliches Zuthun,
so sicher und regelmäßig, wie die La
wine, die vom Gletscher fällt, bis sie
sich der Reichthum und die Fülle der Le
schiingi. Das was dort in kolvssalrm
Maße z viel ist, muß offenbar De
nrn, die zu wenig haben, entzogen wer
ten So wird dir Noth der Arbelier
Brr, ohne daß Bosheit oder formelle Un
gerechtigkeit der Rrichrn irgend dazu zu
kommen braucht.
Strike'S sind, bri ernstem, rück
sichislosrm Widerstande der Gegenpar
tei, und wenn nicht andrer Aibritcr mit
esse ihrer Existenz durch Gewalt ver
los, sondern höchst schädlich für di'
Strikendrn selbst und die Massen da
Irr nich t.
Dir Genossrnschastö- (Co
und eifolgios. Sie werden immer bald
zu Geunde gehen, Abgesebin von an
dern Umständen, so kann da Capital
für sich selbst, mit sehr kleiner Mühe und
zu Todr quetschen, kurz, sie ausdörrn
machen. Associationen, selbst
wenn sie über die ganze Erde verbreitet
Uebel ;—di Reichen find in ibreni so r
ein jämmerliche Palllativ-Miiiel dag.-
gitt. Irgend ein zufällig gewählter
Einzelner soll Gewrrbssragen cn
scheiden, über die Tausende der King
die Wahl I Wird das Capital nicht auch
auf iie Ciwählung rine solchen
Schiedsrichters seinen Einfluß äußrrn
können? Dir Wahl eines vollkommen
unparteiischen und campelenlen Schieds
richters zu sicher, —ist einfach ein
Ding der Unmöglichkeit. Und doch häng!
das Schicksal von Tausenden und aber
mals Tausenden oft davon ab.
dl gewallthätige Erhebung der riichtbe
sltzentenVolkSmassen gegen die ihnen im -
mrr näher rückenden undCrdrückung dro.
henden Eisenmauern der mathematisch
natürlichen Entwicklung des Capitals,—
bietet kein AbhilfSmittel und keine wirk
licht Lösung der socialen Frage, sie
ist nur das Ente, zu dem dieser Weg
unfehlbar hlnsührt, der Tod, das Stür-
derer und besserer!
Daß eine solche gewaltsame Zer-
Revolution der W-lt, allerdings
zunächst der allen Welt, Europa, wirk
lich droht,— das ist gegenwärtig
von dkin größten Staatsmanne des
Jahrhundert?, Fürst Bismarck und lem
ganzen Ministerium, an dessen Spitze er
Gegnern, den Sp>tz.'N des katholischen
ikplecopatS, z. B. Tim Fürstdischos von
Breslau, die ln merkrvüidtgen Hirten
brlefen eo laut vor der Welt ausspre
chen, — anerkannt worden. Auf
Siaaismänner, Professoren der Unlver
stläten-Halle Berlin, Bonn ic. und gro-
große Mahnwort! Es droht eine
sociale Revolution' der Welt
zugeruf-n u >d das Bestehen einer drohen
den feciale Frage der Menschheit zum
allgemeinen Beivuß.setn gebracht hat.
Dieser Eongreß conftattrte „etue stet
gende Ungleichheit de Einkommens und
Vermögens, unreelle Treiben, mangeln
de Solidität in einzelnen Kreisen de
Handel, ebenso auch die zureh
mende Rohheit und Zügellostgkeit
in einem Theile der untere Klassen.
Die Reform habe zugehen von der
Erkenntniß de psychologischen Zusam
menhange zwischen den OrganisationS
formen der VolkSwtrthschaft und dem
ganzen flttlichenZustande etaer Nation.'
Unsere Ansicht, von wo ine wahre
und wirkliche Lösung der socialen Frage
ausgehen soll, und aus welchem Wege
eine gründliche Heilung der immer
dräuender wertenden Uebel allein mög
lich ist, werden wir iu einem zwelteuArtt
kel in der nächsten Nummer drr Zeitung
darzulegen versuchen.
Elvis über die Emanripirten od
Fraurn-Rtchls-Araut.
Drr nsinn, den ein großrr Tbiil tS weib
lichen GeschlechirS seit ein Paar Jahre und
darüder in Kleidern, Verleime,Anforderungrn
sie bat der natürliche, ursprüngliche, richtige
Instinkt drr Menschheit, der allerdings später
durch Phiiosophlr, Nainrwissrnschait, Psycholo
gie und RechlSenlwiellung vol kommen bestächt
wurde, dem Wette die SteLuag in der Well
ige verschiedene Versuche von Frauen gemacht,
Waid der Stadt Nochester, im Staate New
der trotz der Untristützung des Stadtrats.,S, die
Registeienng ve.weigert wurde. Sie ging zur
schied, appellüte str an das höhere Gericht,
Eine andere hübsche Geschichte setzt seit An
fang November ganz New Ziork in Aufregung.
Mrs. und Miß Ciaffiin geben in
ähnlicher Angriff war in derselben Nummer
auf den bekannten Broker Mr. L. C. ChalliS
gemacht.—Bride Herrn klagten.—Die beiden
wurden gegen 55099 Bali I.)
einlasse. MrS. Victoria Woodbull und Miß
Man
dient, a n rn muß, Antlagen,
und Weibliches i
Die Wiener Gcldbrohe und Prole
iarice.
Heinrich Bö.nstein, der geistreiche
Wiener Correspondent de Eine. Vkobl."
schlägt I sitnem letzten Briefe inen
recht düsteren Ton an. Cr schreibt
u. A.:
„Ich fürchie mich vor diesem Winter
und was er in seinem Gefolge bringen
wirb—denn Wien ist künstlich mit eine,
durch Hobe Löhn verwöhnten Proletar
iat überfüllt worden, und sollte der
Hunger unlrr diese Hunderttausende
dringe und sie zur Verzweiflung brin
gen, so sehe ich nicht ein, was die paar
Tausend Soldaten und Polizisten, in
deren Händrn die Sicherheit der Städte
wie der Staaten jetzt ruht, gegen diese
verhungernden und frierenden Massen
ausrichten sollen. „Ein Schritt ist'S
vom Capttole zum tarpeja,ischen Fei
sen."—Der Weltausstellungs-Palast ist
nahezu fertig, die Theilnahme der civtli
strten Weit wird eine außerordentliche
sein,—und doch hinter diesrrWelt-AuS
stellung droht ein furchtbares Gespeust
mit seinem! Aloiio, Dsieol, llpbaxziui!
Wer kümmert sich aber darum? Lpi-oz
aus ia eloiu^e! —sagt die Börse und
arbeitet täglich mit zweihundert Pferde
krast in der Hausse und gründet und
schwindelt und schwindelt und gründet,-
al ob es nie In „Morgen" und einen
Abrechnungstag geben könnte.
Habe ich e doch mit meinen eigenen
Augen gesehen, wie im Gasthause zum
„Strauß" in Neulerchenfeld, mitten un-
ter einer zahlreichen Gesellschaft von
Arbeitern und und ihren grauen, ein
champagnerberauschter Börsianer sich
seine Cigarre mit einer Fünfzig Gul
den-Banlnvie als gidtbus anbrannte.—
Und da wunderte man sich über dle Pe.
irolcuin - Produklione der Partser-
Eommune! Diese fünfzig Gülten
die hier alsßravadei Uebermuihe des
Geld- und Weinrausche es als gidibuS
verbrannt wurde, sie sind die grausam
ste Ironie auf die ehrlicheArbeit, auf, das
ehrliche Streben des Arbeiter.
Ein armer Schullehrer hä t.' mit die-
sen !t> Gulden inen ganzen Monat sor
genfrei gelebt.—ein armer Arbeiter hüt
le damit ein Winterkleid und Holz und
Kohlen für die Seine beschafft-und
ein dummer Geldiirotze verbrennt sie als
Ftdibu.
ausgestandene Volt sich an solche Züge
eitnnern, wie es sich 17!>2 an die Gräu
el der Leibeigenschaft erinnerte und
blutige Zahlung des Sünden Kapital,
nem Zettabschnltle entgegengehen, wo
eine heranwachsende Generation für die
Sünden ihrer Väter heimgesucht werten
und wo abermals ein neue Evange
lium der Menschheit verkündet werden
wird, mit denselben Hossaungen, Er
wartungen und Ausstchten und demsel
ben trostlosen End und Ziele. Nicht
die International und ihre Organisa
tion flnd zu fürchten, sondern die jetzt
vnorgantstrlen Massen.
Schlünder Reisende? HeraiiSgedcr !
nach dem Westen
Meinen letzten Brief schrieb ich in
Springfield, Ohio. It baiie gehofft,
derselbe würde noch in letz'er Nummer
der „Staatszeitung" erscheinen; wie aber
dt amerikanische Postverwallung sich des
allgemeinen Ruft rrsreut, Briest und
Zeitungen gewöhnlich erst nach Belieben
drr Herren Postmeister abzuliesrrn, so
Indessen will ich mir keine graue
Haare darüber wachsen lass, den trotz
aller Klage bleibt es doch immer beim
alten Schlendrian, bis einmal dir Gr
duid zu Ende ist, und das 8011, mir fei
ler „Deutsche Michel", mit den Fäustru
drein schlägt.
Zwar war jener Brief, wir schon
oben bemeikt, von Springfield daiirt,
aber den Bericht über die Reise
schloß ich mit dem wackeren Völkchen
in BucyruS. Ich erlaube mir nun
mit demselben weiter zu fahren, und
alle haarklein, aber so kurz wie möglich,
niederzuschreiben.
Von Bucyru reiste ich nach Crestline.
Gar gerne hätten es meine alten Freun
de Rettig und Volk in BucyruS gesehen,
wenn ich bis zum nächsten Tag dort ver
weilt wär, allein es Hais nichts; da
Geschäft drängte. In Crestline traf ich
meinen alten Schulkamerad, Hrn. Job.
Neff, leider aber nicht ganz wohl;
hoffentlich wird er bald wieder genesen.
Die Heriea Hecker t, Blassrr und
Ludwig, wohnhaft in und nahe Lee
villr, brachten mich noch an jenem Abend
nach jenimStädtchen, wo ich mich beihni.
Clemens, einem braven Lnxembur
ger Wirth, einqnarlierte, und trefflich
brwirlhet wurde. Die obengenann-
In LtisoiUe traf ick auch dir Herren
Geo. Hvsf man n, Wm. Hosf -
mann und Geo. Daum, welcher
, früber aufdrm sog. „Kr schlebe r g"
in Lancaftrr Couniv, wohnte.
Da es in jener Stacht rrgneir, so war
ich genöthigt, am nächsten Morgen „avf
" zukehren. Aber welch' ein Weg! Oo
herrje! Meine Stiefel sahen au, als od
sie In der Schlacht bei Bull Run gewe
' sen wären.
In Crestline war es, wo Ich meinen
' allen Freund, Hrn. John Spiegel,
- früher in Chamberoburg, und später in
i Hogersiowii wohndaft, zufälliger Wtisc
l antraf. Gegenwärtig wohnt rr in drr
: Nähe von BueyruS, nnd war in Be
- griff, seine liebe Eltern, die seh, alt sind,
auf einer Besuchsreise zu ihrer Tochter
- nach LouisviUe, Kentucky, zu begleiten.
Von Crestline reiste ich Morgens nach
r Springfield ab, wo ich meinen gute al
i ten Osnkel und Tauspaiben, Inen GieiS
z von nphezu 81 Jahien, noch recht wohl
. und munter antraf. Auch meine übri
. gen greundr daftli st fand ich Alle wohl.
- Da mein Onkel, wie schon bemerkt, ein
sehr hohe Alter erreicht hat, und er die
, Tage zu sühlrn scheint, von welchen es
, im guten Buche heißt - „Sie gefall,
. mir nicht", so fand er sich bewogen, die
Agentur drr „StaatSzeitung", weiche er
bisher treu nd'redllch verwaltete, nie
derzulegen. Hr. Gro. Hartman,
ein sehr liebenswürdiger und allgemein
' grachleter junger Mann, Halle die Güte,
' die Agentur der „Staaiezeiiung" für
' Springfield und Umgegend z übernch
l men. Hr. Hartmann ist drr tüchlige
Organist der erste drntschrn lulb. Gr
meindc, sowie auch der deutsche Lehrer
an den dortigen Schuir. M.inem
geehrten Onkel erstatte Ich meinen herz
lichsien Dank, (wie ach Hrn. Michael
Schäfer, welch r ihm lrc'u zur Seite
stand ) für dir Treue und Sorgsal. mit
welcher sie das Amt verwaitelen. Möge
der würdige Greis noch lange leben, und
seine Abenrjahie milde auf ihm ruhe;
und wenn einstens seine geteradendstun
le schlägt, möge der Gott unsrer Väter
ihn wie -ine reise Garbe einsammeln,
und mit den lieben Vorangegangenen im
himmlische Valeilandc wieder vrreini
gen. Viele Schicksal- balle er zu rrlr
brn, und wohl kann rr jetzt, am Abend
seines Lebens hiiiausbiicken zu seinem
Gott und sprechen „Hcrr! bi, hielher
warst Du mein Schirm und mein Schild.
Du hast manche Prüfung mit mir
vorgenommen, und nun, da ich alt und
grau bin, lasse mich ein seliges Ende fin
den !"
Springfield ist eine bedeutende Stadt,
und scheint mit jedem Jahre zuzuneh
men. Sie besitzt eine bedeutende Anzahl
Fabriken, in welchen viele fleißige Ar
beiier beschäftigt werden. Auch eine
Otlmühle befindet sich hier, die einzig,
von >ec ich weiß. Die sog. „Oelku
che" werde nach England verschickt.
Mein aller Freund Brehm ist darin
neu beschäftigt.
Da ich schon siüber Näheres über
Springfield meldete, so halte ich es für
unnölhig, mehr davon zu sagen, denn
sonst würde mein Schreiben wieder zu
lange werden.
-Von Springfield reiste ich über Co
lumbuS nach Crestline zurück. In Co
lunibus hatte ich das Vergnügen, einen
jungen Harrisburger Freund zu treffen,
nämlich Hrn. Geo. Marzolf, den
wackeren Sohn unsers geschätzten Mit
bürgers, Hrn. Geo.g Marzols, jun.
Hr. M, befand sich recht wohl und mun
ter. und srealr sich srhr, mich zu treffen. >
Meine geschätztenCoUegen vom „Wesibo
ien" und „Voltszettung" konnte ich lei i
der nicht besuchen, da die Zeit zu kurz .
war. i
Nach Crestline zurückgekehrt, reiste ich
an jenem Abend noch ach Carrion.
Auch hier fand ich meine Freunde in der
besten Laune. Nur mein Agent, Hr.
Het ngär tner, war nicht ganz wohl,
da ein großes Stück Holz einige Tage
zuvor auf ihn gestürzt war. Der alte
„Jakob" hat indessen noch gute Knochen,
die sich nicht so "mir nix, vir nix", ver.
hammulsche lassen. Freund Räb e r,
der alte Drucker-Veteran, sunglrt immer
noch als "Ltjuiro", besorgt Vollmachte
>c. und versteht seine Pstrchien aus dem
gg. Freund We b e r's „Kümmel" ist
nicht zu „bieten"; ebensoweuig der Ger
stensaft der Hrn. Bierbrauer Baiser.
Der bekannte Bildhauer, Hr. Hau
be r, und jener tüchtiger Möbelfabri-
Kant, Hr. Bernhard, liesern Was
rrn, die nicht zu übertrifft sind. Die
Herren Martin Orstnger und
Heinrtch Becker tischen ihrenKun.
den die besten Grocerie sund auch zu
weilen e bible „Nasses") in Carito auf.
Hrn. Becker, wie auch den Herren Hein
gärtner und Räber sage ich meinen
wärmsten Dank für ihre Dienste die sie
mir leisteten, besonders Hrn. Becker und
seiner lieben Gattin, die mir noch in
später Stunde ein Nachtquartier ver
schafften.
In Canlon ist eine Fabrik, in welcher
knkü (eiserne Schränke) fabrizirt wer
den, wo lauter Deutsche angestellt sind.
Auch wird jetzt eine Fabrik
rin Drucker - Pressen fabrizirt erden
sollen. Aus allem diesem ist ersichtlich,
daß Canton „sich macht," und bald als
eine Citp" proklamirt werden soll.
Gratuliren.
Bon Canton ging'S nach Braver
Fall, New-Brighton, Rochester, Beaver
und Freedom. Dies Ortschaften liege
tnnerhalb drei Meilen von einander, cm s
Beaver-und Ohio-Fluß. In B-av r- i
Falls, wo sich unter anderem Ire .
Schne dewaaren-Fabrik befind, bat j
man Chinesen al Arbeiter angestellt.
Einen dieser bezopften Chinesen sah ich
elbsi. Vom Scheitel seines Kopses her
ab hing ein langer Zopf Haare bis an
die Waden herunter; t-r Kops Intes
sen schien ganz kabl zu sein. Ob die
Haare diese Leute ich! wachsen, ist mir
unbikane.t. Die Gesichiosarbe der Chi
nesen ist grlbailig, und ist leicht von an
dern Raren zu nt..scheiden. Diese
Chinesen hat man also in der That tu
den Fabriken angestellt, und warum?
Weil str viel billiger arbeite, und da
durch die Weiße verdränge i Wahr
lich, wir geben einer schönen Zukunft
entgegen Neger und Chinese treten
an die Stelle der weißen Arbeiter, wäh
rend diese bettelnd und Arbeit suchend tm
Lande herumlaufen müssen. In Ohio
sah ich auf den Eisenbahnen lauter Ne
ger als Bremser slirnlce.oi>) ange
stellt' Stehst Du, lieber Leser, wie
weit es komm? Siehst Du, wie man
den Neger bevorzug, und Dich hinten
an setzt ? Und wer ist Schuld an alleyi
diesem ? Niemand anter als die Wei
ßen selbst die arbeitende Klasse, wel
che sürdirse reichenZabrikhenea und Et
senbahnlönlge stimmt. Nur so sortge
stlmmt, dann kommen wir in Amerika
gerade so wett, wie in England, wo e
blos zwei Klassen von Leuten, nämlich
Reiche und Arme gibt. Ja, Leser, e ist
jetzt schon so weit. Siehst Du nicht,
wie die reichen Herren, die Geld-
Aristokratie große Paläste baut, wie
sie selbst Grasen un Fürsten in Europa
nicht köstlicher haben, von welchen sie
auf die niedere Klasse auf den Pöbel
cherabschauen können? Merkst Du
dieses nicht? Und zu dtrsen Palästen
lirfttst Du selber den Schweiß!
Au Deinem Schweiß wrrden dies
Fürsten - Schlösser gebaut! Ist dies
nicht wahr? Wer will ? leugnen?
Doch genug hiervon; ich muß zum
Schluß eilen. Die lieben Freunde in
, den obengenannten Ortschaften, bewir
. iheirn mich auf's gastfreundlichste. Dir
freundliche Gallin des Hrn. Ripper
in New Brigbton überreichte mir eine
, Flasche vortrefflichen Wein für meine
bessere Eb'hälfte, wofür diese ihr herz
lich dankt. Meinem Agent t Rochester,
Hrn. Schmidt, sowie auch jenem jovia
len und geselligen alten Freund, Hrn.
' Hein et ch Hö h l nnd Hrn. Scheriff
Grübln nebst Gattin in Braver, bin
ich vielen Dank schuldig für ihre offen
herzige Gastfreundschaft.
In Rochester traf ich auch meinen al
te Freund, Hrn. Zi.nmmermann
von Zrltenople, und Hrn. I o h. Dom-
bart h, von ebendaselbst. Auch grau
' Stirrlr von West-Newton traf ich
dort. Die beiden Letzteren ließen sich
! 's „R pper'sche Corps" einmustern,
woraus rinrs hinter die Binde gegossen
wurtr, damit die „Musterung" um so
fester hält.
Entlich krhrte Ich ach PiitSburq zu-
rück, wo bei meinem Agenten, Hrn. F r.
Schmidt, in drr Concoidta - Halle,
ei, q.iaxtixt ward. Daß ich von dem
galanten nd freundlich- Wirth, sowie
auch von dessen Baikeiper Henry
auf's rklatantrsie bewirthet wurde, läßt
sich leicht denke,i. da Beide ganz treffliche
Leute seid. Bei Freund Schmidt traf
ich auch jene zwei koipulrvtrn Kamera
den, Hrn. Capt. Louis Hagrr und
Aldermann Neubrr 1, die sich freuten,
mich zu sehen. Schade, daß es zwei
R-publikaner sind. Es sind intesscn
keixe ..Hartleibige Ra ttkalen". die j<-
den ..Schnhnagei" schlucke, der ihnen
vorgeworfen wird, sonder es find ganz
neile Leulche, denen man es ansieht,
daß sie den R.pper just so gut leiden und
verlragen lönnen, trotzdem er (der R-p
per) rin so harter Vemvkral ist. wir rn
Gläsle guten Gelsiensast, nur ist hier
d e r Utttrischied, daß. während der Rip
per ihnen mit seinem Päper ganz gehö
rig auf's Zwergfell klopft, füllt der
Gerstensaft das „gell", wieder aus, in
dem er schnui stracks in's Zwergsell
htneinruischt. Zufälliger Weise traf ich
in Piltsburg auch meinen Freund, Hrn.
Joseph Hart von Schaepshurg,
welcher mir mehrere „Kaiser-Lappen"
anhängtr. die er von jenem wackeren Ka
merad, Hrn. Geo. Kaiser in Spiing-
Dair mitgebracht Halle.
AU den liebe Freunden in West
Pennsylvanien, Ohio und Indiana
nochmals herzlich tankend, und ihnen
Allen das beste Wohlergehe wünschend,
rufe ich ihnen noch zu guter Letzt ein
herzliches Lebewohl zu.
Der Herausgeber.
Niich ein Brief vom Herausgeber.
N e w < C a st l e, Lawrence Co., Pg.,
November I>, 1872.
Kaum zu Hause vsn meiner Rel.
se nach dem Westen angekommen, mußte
ch schon wieber, wie die Leser der
~Staats,eitung" wissen, meinen Reise
sack packe, die „Stovepipe" und den
Stock ergreifen, um meinen Freunden
und Gönnern in New Castle, Sharon
und Meatville einen Besuch abzustat
ten. '
Ich verließ deßhalb Harrisburg am
letzte Donnerstag Morgen um halb drei
Uhr, und langte erst zwischen 12 und 1
Uhr Mittags in Pitlsburg an. Dort
mußte ich bis Abends S Uhr verweilen,
ehe der Zug nach New Castle abging.
Da diese betten Städte etwa 5 Meilen
von einander entfernt liegen, so sab ich
gleich, daß ich des Nachts hier ankom.
wen würde. Was es beißt, in einer
fremden Stadt bei der Nacht anzukom
men, werten wohl tele Leser wissen.
Man liebt es nicht, besonders In der
jetzige Zeit, wo so viele Raub- un>
Mordthat n geschehen. Zwar war ich
vor sieben Jahren schon einmal in New-
Castle, aber seitdem hat sich gar Vieles
geändert. Was nun thun? Ich tele
grarhirie von Pittsburg aus an mein
Freunde, die Herren Gottlieb Koch
und Christian Genkinger, mich
am Bahnhof daselbst abzuholen.
Es war etwa Uhr, als ich an jenem
Abend hier ankam. „Werden wohl
meine Freunde am Bahnhof sein ?" war
mein einziger Gedanke auf dem Wege.
Wie freudig war ich deßhalb überrascht,
als ich in New Castle ankam, und am
Bahnhof zwei handfeste und korpulente
Männer eibliitie. Und wer waren sie k
Es waren die Heiren Gottl. Koch
und dessen Coust, Friedrich Koch!
Obschon ich Leplere früher Halle ken
nen gelernt, so schien er mlr doch die,
mal unbekannt, denn damals war
er nicht so koipulent und mannhaft le
teht. Folglich wußte ich im ersten Au
gentlich der richtige Koch sei, bis
Hr. Gottlieb Koch, der mich vor stehen
lahren so nobel tn Sharon bewirthete,
mlr die Sache erklärte. Dle lieben
Freunde hier hatten mich schon am Nach
mittag h!er erwartet, und hatten die
Herren G. Kochund Christian Genkin
gcr als Empfangs Eommittee ernannt,
um mlch am Bahnhof abzuholen.
Nach meiner Ankunft brachte mlch
Hrn. Gottlteb Koch nach seiner freund
lichen Wohnung, wo dessen würdige
Gattin wie eine gute Mutter für ein
treffliches Abendessen gesorgt hatte. Wer
lne wirkliche herzliche Gastfreundschaft
finden will, der gehe nach New-Castle. !
Ein fidelere, ausHchiig.r s und gesell! !
grre Völkchen al hier, ist nicht letqt >
zu finde. ,
Es gelang mir, eine recht nelit An
zahl frischer „Rekruten" hier ii>zumu
st-rn, und damit der Leser auch weiß,
er dir niuiitrre Kameraden sind, so las
se leb hier ihre Namen folgen! Hr.
Christian Kätzle, früher in M.d
die Lanc-isier, Butler Couniv, wohnhaft;
!Hr. Hrnrv Brand, lüchtigrr
Apotb'ker: Hr. The o. H. Stebvld,
ein aller Pitloburger Freund und Nach
bar, de ich anfangs nicht erkannte, bis
er mir seine wackere Ebehälste vorstellte
(die lirbcn giaurn kennen mich im
mer am ersten); er bat eir Bäckerei
und Saloan; Hr. Io h n Kra f t, ein
von der Firma Tresser k Sieglr), Bier
brauer, die einen vortresflichen Gersten
saft brauen; Hr. Io h n Eichinger,
ein sreundicher Saioonhailer; Hr. G ro.
We i tz, ein lernfeilrr nd lüchtigrr
Metzgrr; Hr. lultan Caln v t, ein
lebeiisf.oher Kamerad, und Hrn. I o h.
M. Hammr l, von ver wohlbekannten
Firma: Hechilmann k Hammel, Bier
brauer in AlltghinvCiip, welcher gerade
as Besuch hier war. Hr. Hammel ist
rin tresflicher junger Mann, der sich
überall Freunde zu verschaffen weiß.
Dir „StaatSzeilung" hat üdrrhaupl I
recht gute und pünktliche Adonnrnirn
hier, auf dir ich stolz bin. Den Heilen
Koch, nämlich Golilieb und dessen Cou
sins, Friedrich und Christian, drei eh
renhafte und biedere Männer, bin ich
zu vielem Dante verbunden, für die
große Anzahl Leser, welche dt „Slaals
zeitung" hirr hat. Letzterer (Chr. Koch)
ist erst sei etwa 0 Jahren hier, und hat
die Brauerei des verstorbenen Hrn. Jak.
Grnktnger übernommen. Das von ihm
gebraute Bier ist rin östlicher Gersten
säst, und erfreu! sich des besten Rufes;
ich habe noch selten bessere Bier geko
stet, als das de Hrn. Koch und irr Her
ren Tressrr k Siegle. Auch Hr. Pö
grlr von hier hat (zwar k-inr Vögel,
aber doch) schon mehrere „Rekrnlrn"
sü.'s „N ppri'schr Cvtps" gesammelt,
(Wie ich höre, dat Freund V. mehrere
' junge Vögel, die schon Papa und Mama
pfeifen lönnen. Bull? für ihn!)
In Begleitung einer Anzahl Freunde,
' besuchte ich auch meinen alten Freund
Gen kluger, wrlchrr eine hübsche
! Wohnung in der Nähr der Stadt hat,
die schönste i > der ganzen Gegend. - Er
besitzt li ien ver bestenObstgärlrn.den ich
je nnd gewann i.n letzten Sommer
ine trrsstiche Erndle aus demselben.
" Seine Tienen sind P-Sch ig und schmek
ken ausge,,ichnel gut. Hr. G:n!i ,qer
wie auch Hx. F > tii h Koch babrn W.in
" und Liquolhandiunge dem Maiklbause
' i , New Castle gegenüber, und da biioe
srhr zuvorkommrntr nd iüch.ize Gr
l schäjlsmännrr sind, so thun lle auch
reckn gute G.-schäste. Hr. Gott i.b Koch,
mein alter Herbergsvater, Haidas Brau
ergeschäst an den Nagel gehängt, und
hat jetzt tiuen Saloo, wo er das den
zapft.
Es wohnt hie i > New-Castle über
haupt rix solch' fipelrS und herzensgutes
Völkchen, daß es schwer hält, von dem
selben zu scheiden. Tie Stadt selbst
Hai sich seil mrinem irtzten Besuch sehr
vergrößert und auch verschönert. Es
sollen jetzt wieder mehrere Eisenwerke
ji.-r errichtet werden, was der Stadt
zum große Vorth, ii gereichen wird.
Kurz. New Castle geht ,i-,er glänzenden
Zukunft entgegrn, wozu ich dem siiißi
ge und betriebsamen Völkchen herzlich
gratulier.
Für all. li. Li be und Gastfreund
schaft, die mir aus Ii ser R:ise zu Theil
Goit i.-b, FZ d,i d und Christian Koch,
und Christ. Gtnli rgcc in Ntw-Castir,
nrbst ihren lieben Familien. All den
biederen Freunde das beste Wohlerge
hen wünschend, rus ih ihnen ei herz-
Ii hrs Lebewohl zu.
I. Gr. Ripper.
Erntebericht
von der Itrn Hälfte de Monats Ok
tober 1872.
Die Herrn Frederik Walt, Commts
sioner, und I. N. Dodge Statistiker
vom Ackerbau - Departement hatten die
Güte, uns den soeben erschienenen M o
natsbericht über Oktober zu über
senden, dem wir einstweilen folgend
Daten über den Stand der Ernten ent
nehmen !
Weizen.
Die Neu - England - Staaten weisen leine
Zunahme der Wrize Produktion auf, mit
Ausnahme von MaMe. In den Mittel-Staa
ten ist eine sehr maikirte Abnahme derselben,
da die Frucht sich von den Wirkungen der Win
terfröste nicht mehr erholt ha. Im Süden ist
die Produktion viel größer, als gewöhnlich, da
ein ausgedehnteres Flächengediet damit brdaut
ist, und von vorzüglicherer Qualität. In Mrs
souri, Kansas, Michigan und Ohio wird die
Ernte schwach sein, in Indiana und Illinois
steht sie der cm vorigen Jahre beiläufig glrich.
Maine 109, Virginia tili, Nord Carolina,
130, Süd Carolina l 13, Georgia 181, Ala
bama 133, Mississippi 101, Texas 3ZO, Arka.
sas IVZ. Tenneffee ZW, West Virginia 101,
Kentucky 175, Indiana 101, Wisconsin tZI,
Minnesota 130, lowa IIZ, Nebraska 140, Sa-
New HazyMlre 98, Vermont 95, Massachu
setts 90z Lo-citieut 9u, New Aork 70, New
lerse 80, Peirnsiilvania itt, Delaware 75,
Marvland tili. Odl 85, Michigan BV. Illinois
98, Missouri 0. Kansas B'>>.
Berichte ou 30 EountpS in Pennsvlva
nlen, weicht an 1809 über 13 Millionen
Büschel erzeugten, ergeben Heuer nur ein,
Durchschnittszahl von 00. Lancasier, das ge
wöhnlich 2 Millionen liefert, ist mlt 50 zu de
zeichnen, also um die Halste zurück; und Aort,
wo eine Million Busche! als schwache Ernt,
angesehn wird, derechne sich auf-t?. BerlS
gibt 00, granllin 30, Eumberland 100, West
moreland 93, Lebanon 33 und BuckS Eountz
70.-Diese 8 EountieS lieferten nun 1809
zusammen deinahe 7,1>00,000 Büschel—(leineS
weniger als eine halbe Million)—alo mehr als
ein Drittel der Ernte des ganzen Staates
Pennsploanien. Nur 7 SounlteS gaben Heuer
100, oder darüber. Erawford und görest I lv,
Elearfleld und Ell 105, Cumberland, Montgo-
Dl Ernte l Eal if or n ien ist delspleloS,
Die Zunahmt gegen letztes Jahr lst 75 Prozent,
was dieGesammtzahl der ringeerntete Busch!
aus fast 3 Millionen bring.-Der Ertrag wa,
ein sehr reicher, der Anbau auf bedeutend gro
ßere glachenraum ausgedehnt, und dle Qua
lität der Frucht Ist Im Durchschnitt auSgezeich.
ne. S eristire jetzt l Gacramento, San
louquln ic. wahre Sliesen-garme,—lue o
ZS.voo Acker, dle ander on 23.0(0, el,
ritte on t7,0c0 Acker. Es gib elnzelne Ber
läuser genug, dl von 50,000 bis zu einer Mil
lion Büschel vorräthlg haben. Dle Schwierig
st lst nur im Verpacken, Aufbewahren ode.
Sch ff-laduüg.n nuch S„g,.,nd ve.s>,ndi, und
in d kommenden Monaten wird die Summe
der Verschissana nur durch die Avradl v,-,
banden- Schiffe d.sch.ä?z..'^'
Korn.
Di. Cent-ist vortrefflich, und i.d .In. der
"güb-gfien sei. Mensch.ng-d.n1...
7,59,7?"" "" Du'chlchntttssnmm.
' """Delaware 90.Maryland
07, Virginia 92. 80 und rkansvs 91.
m.d a"""'s''- nd all
andern sind uder 10. nämlich -
k"""pld're UO. Vrrmv,
I.N.W
N°,d - ?, 2"'" P-°si°ania 107,
Süd Carolina M.Geor
ll. e. -r '' "6' UZ. Loni
siana 121. T-ras IZ>. T.nn.ss.e i<. West
aa? Nt UZ.Oblo UN. Michl
-07 .„777 ?-!.'"' 2°°" IM-Missouri
7. Kansas 11. N-draSta 101. California
Du-chschnltts-rteag
all., -tua.e., ist h.n„ WZ;-cin r.iche.S.g-n!
Baumwolle.
vi- AuSstchlrn haben sich s,„ Septem
ber-Berich, nicht i,t verändert. Wir haben
diesen in einer nnsercr oeigrn Numm.r gr
bracht und köunrn daher hier tue, sein. Som
meedure. und Raup... haben de, Ernte gescha
d-t und sie beschleunigt—Die allgemcinevnrch.
schntttSnummir de EitrageS ist von 9l (in er
erste Hälfte des September) jetzt im Oktober
auf 82 redujtrt.
Virginia gibt 87. Nord Carolina9o. Süd
o M?e?' W. Alabama
82, Mississippi 76, Louisiana 72, Tt,aS 85, Ar
kansas 75 und Tenn.sscr 90. Das W-ttrr ist
der Ernte sehr günstig. An Vitien Ortrn Ist
die Vaumwolleaernie schon vorüber und fast
uderall wird sie in der eisten Häiste de Novem
b-r brendigl sein.
Hafer.
Dir Hafer-Produktion hat grgrn das orizr
Jahr um etwa 3 Prozente zugenommen, doch
bleibt sie dinier dem Census - Jahr zurück.-
Man schaßt etc altgimeine ErtragSsummr ans
Z>>s Millionen Vuschel.
Gerste.
Die Protullion übersteigt was je r
vorigen Jahres in alle westliche Staaten
außer in Missouri, Ohio und Indiana, sd!
den atlantischen Staaten hat sie abgenommen,
-Die Total-Eitragssumme wird nicht ganz so
groß, wie die des ve,flössen. Jahres erben.
Die Hanpi-Ploducenten find: California, New
Zlorl, Illinois, lowa, Wisconsin und Ohio.
Auch die Qualität ist in den meisten Staaten
unter dem DurchschnittS-Grade.
Roggen
Die Roggen Ernte scheint um etwa 2 Prozent
Vinter derbes ttßten Jahres zurückzubleiben.—
Kartoffeln.
Die Karicffel. Eri'lc wird verhäilnißmäßig
schwach ausfallen. Nord Carolina. Texas, Ar
kansas, Kentucky, Illinois, lowa, Wi.'ronsin
und Min,sola geben einen Durchschnitts-
Ertrag.
Die Kaitsffclfaule und die Colorado - jjiirgc
baden in Pennsylvania und Virginia und dir
Dürre Hai in den westlichen Crntral - Staat,
Fut te rk rä ute r und Heu.
Hribstfrrtler und Wirst a de meisten Or
ten gut und reich, außer in einigen Gegenden
d-r südlichen Staatrn. Im Wanzen guter
DurchschniNS-Ertrag.
Vereinigten Staaten.
Von Washington.
Washington,. Nov. Der Präst
dent empfing eine große Anzahl Depe
schen und Besucher, welche ihn wegen
seiner Wiederwahl beglückwünschten.
Die Depariemenischess werden vor Ende
der Woche zurückgekehrt sein, so daß am
Freitag eine vollzählige CabtnetSsltzung
gehalten weiden kann.
Sekretär Fish wird am End deck lau
senden Prästbentschaststermiiia reflgnt
ren, doch stehen weiter keine Veränder
ungen im Cabinet in Aussich. Der
Präsident sagte heute während einer
Unterhaltung, daß er die nöthigen Re
formen einführen und den Frieden im
ganzen Lande so herzustellen beabsich
tige, daß er den Erwartungen Aller ge
nügen werde.
Washington, 0. Nov. Die
Pferdes.uche scheint seht ihren Höhe-
Punkt erreicht zu haben. Es ist kaun
ein gesunde Pfero zu finden.
General Howard, welcher eben von seiner
Mission zu den Indianern in Arizona zurück
gekedrt ist, nd der Er-Sekretär des Innern,
I. D. Cor, hatten heute längere Unterredungen
General Sherman hat rincn General-Befehl
erlassen, warin er das Lebe und die Dienste
des erstorbenen General - Majors Georg G.
Mcate in gefühlvoller Welse schildert. Gene
ral McDowill in Nr Jork ist angewiesen,
die Arrangements für das Lcicheabezräimiß ,u
treffen. Auf allen Militär-Station sollen am
Begräbnißtage die Flaggen auf Halbmast
wehen und Minutenschüffe gefeuert erden.
Die Offiziere der Armee find zur Theilnahme
eingeladen und tragen während 30 Tagen die
üblichen Trauerzeichen.
Serrciär Boutwell hat heute entschieden, daß
die neuliche Proklamation des Präsidenten be
treffs der verschiedenen Einfuhrzölle auf alle
Güter Anwendung findet, die aus anderen als
französischen Häfen in französischen Schiffen
eintreffen. Die Bestimmung sei am 3V. Okt.
La Kraft getreten.
Nachrichten von Camdeo.
Deutsche Liquor Dealer
Protect! Association. Diese
Gesellschaft hat folgend- Herren zr Be
amten erwählt? John Heilemann,
Präsident, John Pfeiffer, Blct-Präst
dent, Fritz Schwrmb, Sekretär, Geo.
Pfeiffer, Schatzmeister, M. Klelnheintz,
Bote.
Am letzten Montag wurde mitgetheilt,
daß u. A. die HH. Christian Ueberleen
und Jacob Lack wegen Haltens eines
unordentlichen Hauses
licmso) v.'rurtheilt worden seien. Um
Mißverständnissen voezubeagea, sei be-
merkt, daß darunter nur eine Uebertre
tung de Liquor Verkaus-Gesttze zu
erstehen Ist.—Sie wühlen wieder, wie
die Maulwürfe, —dl Wasserstmpel'!—
Birginierr.j
ssortreß Monroe, 7, Noobr. Heute
traf hier die Nachtlicht ein, daß der Norddeut
sche Lloyd Dampfer „Berlin" de! llape Halte
rs Havarie irlitten habe. Wahrscheinlich ist
die Schraube gebrochen. Der Dampfer wird
nach Baltimore gebracht erden, um repartrt