Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, July 25, 1872, Image 1

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    Denusjjldittnschc MIM-Ztituüg.
Lahrgau 7.
VenMvanische StaatSzrituug.
Herausgegeben o
(Zxc>il<ZL Riri>L, IZox Ist,
schein irden Donnerstag, und
pcrlalir. zahlbar innerhalb dkSZahilS. und
M-i Kit nach Verstuh des Jahrgang,
itlnzelne Exemplaren, Z
Keine Sudsrelptioni werden
I sechsMonatcn angenomnien ; ach ann
Niemand da Blatt abb, dl all. Ruch
stände bezahlt sin.
Die orövtr Serbr-itm'g.
Die Sirculallo teen U^ch-
G ättjße/ als die irgend einer and'"
ö7'K'bi?!tt"d.ÄK?.?b^
'Sgen m d!ttrm'Tb.N°d°-S.aa.eS e.n.
weite Beedreilung zu oreschasten.
Ä^cttten
der
Pennsylvanischen StaatS-Zeilung.
Pen nsV lv a n I n:
lleghcn? —Val. H°f fmann,t7dOhi° Sir-
Moona.- s o.'^u
Birmingham. <lalnb D res sei.
Phorie gorst".
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Brralnick. - Dr. Te o d. .t' rst > ng.
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Dravosburg und Coalßaliey.—A. chn p.
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ssreedom. —>!b r i st. Tch ii cmann.
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HollidahSturg. S. g l e > s w e r.
lohnsiown. L da s. S. ?! ü e b.
ätreamer. Ai. Daul> cr in an n.
kI.M. Wefthäfs".
r°-Scr j Anibonh Islc.
.uraUcr. 1 , z ,z„g,
(Georg Wall,
Lalrrerrrviiie. Hob Mah >r.
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E. F. Sie der, Sekretär.
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Harrisburg, Mai 16, '72—tf.
Rernhard'sHotel,
No. IS Nord Frederick Str.,
Daltimore, Md.
Uniirzeichuiier nlaub! sich, seine Freunden
sowie dem geebrlen Publikum die ergebene Anzei
ge zu wiche, daß e obige Hole! überuommen
dol, und beieil ist.,sichern aus'o esle zu acco
odtee.
V-S' Doririsfllche sr. W,s„ und
Liquöre sindpei bei ihm , Huden.
Lazaru Bernhard,
No. IS Sttdnick Dir., BaMmore, Md.
Mai R>, tS72-f.
1872.
Hamburg-Amrrikanisch
Paiketfahrt Aktie - Gesellschaft.
M-cheatliche V-st.ZlWffsr,
Hambur g
ew Bo r k,^
ffraneonia, ," <neu> "
Srista, „ „
Germania 000 „ sneu) „ T. Hedich.
Holsatia, ovo " " U. Barend.
Silesta, S2O " N. Iraunnann.
Teutonia, ZI „ „H. Milo.
Thuringta.szoo „ „ E. Merr.
Westphalia soov „ „ H.A. Schwenken
Dir Dampfer dieser Linie bcfSrdern die
VrretnigteStaaten-Posi
fvoitock titatoo hlnilj
und werd! während diese Jahre regelmäßig
Donnerstags
Von Neiv-Aork nach Plymonth,
London, Chcrbourg, und
Hamburg
I Caiuie > Oberer Salon ' - . 12
gwls dck ' ' so
Von Hamburg und Havrc nach
New-Aork:
I Laiute I Oberer Salon . .120
Unterer Talen . . 72
Kinder und 10 Jahren die Hälfte.-
lAlle inel. Beköstigung).
zu ermäßigten spreisen.
G. B. Richard ä- BoaS,
>)!o. v Barrla Str., nahe Broadway
Pb. C. Ranninger,
T. N. Zlichard rk Avas,
Krchscl- und SchifssahrtS - Gcschöst.
Hanibnrger Dampfs
John B. Bastian,'
Verfrrtigcr iid Händler
In
hübschen und netten
Möbeln.^,
Markt Straße, nahe dem Markt Square
ZNarielta, Pa.
I. B. Bastian benachrichtigt hiermit da
Publikum, da er jeht bereit ist, ganze Seit
Mrlor - ZlMeln,
st.
Cgamker - 8 e t t s,
Patent-Särgen '
weiten Diese Patent-Todtenladen Hu
den stäche Deckel mit Gla, welche da Gesicht
Auch hat er EtSboxen, um Todten
Marietta, Febr. <5,1872.
Hierher geschaut!
Frühjahr- - Sommer-
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818 Eldcr Straße, nahe der Aoster.
HarriSburg.lMärz 7, 1872—KMt.
Schömberg,
Schneider,
Na. K Nord Dritte Straße,
nahe der Marktstraße,
und Bisiv-r einer augkwihlten,
Kleider- und Tuch-
Handlung,
macht seine geehrten grennde nnd Gönner hiermit
achlungSooll darauf anfmerlsam, daß er an otiger
Stelle
die besten Stoffe
tri
vorzüglicher Arbeit
billigsten Preise
erkauft und garanlirt.
Um geneigten Zuspruch tlttet
Wm. M. Schomderg,
Hr,itr, Seht. 2, ISN,
Harrisburg, Pa., Donnerstag, Juli 23, ,672.
Freiheit?
Li- grilheit, welche den Stolz die Bürger
der Ber. Staaten dildet, tst In Jedermanns
den. Rede- und Preßfreihelt friiitch, die hat
schäfiigung ergreifen, wil.he rr will, ist abrr
dir Druckrr, der Eigarrenfabitkant, der Wirth
dir Bierbrauer, des Destillateur ic. frei? Kinn
iristirrn, ist eine Schwach, und wer garantiit
dieses Grsrh prallisch zur Geltung bringt? Von
manchen Staaten in Kraft sind. Die Eonsti
ist. darf ein öffentlichiS Amt befinden." Die
>."
Verachtung von der Bibel redet, mit >PSOO
lind das Alles in dn Lande, dessen Freiheit
prüchwöitiich geworden ist. Da ist noch ein
>elt. Das Schlimmste dabei ist, daß die Be
rächst, anstatt zu schwinden. Blickt auf die
versuche, Gott in die Tonstitution zu schmug
fragt Such selbst, wie sieht es mit der Freiheit
aus? Wollt Ihr das Wenige, wa uns on
Freiheit geblieben, retten, und das, aS uns
dtese muckerische Gesehe eingeführt hat? Wer
Indiana, lowa, New Jork, Massachusetts,
Maine und anderen Staaten. Passirl? Waren
Ueber den schleichenden Unterganz,
dem unser republikanisches Leben entge
gengeht, drück sich der ehemalige Ge
neralanivalt I. Black bel Gelegenheil
elner Unterhaltung mit dem Redacteur
elnes Pennsplvanier Blatte in folgen
den Worten au -
„Da man", sagte Hr. Black, „Freiheiten
durch Redolutlonen gewinnen kann, so iristii>
Volke der irrthiimliche Glaube, daß auch
,hr Verlust auf dem Wege der Gewalt vor sich
zu gehen pflege. Verlust der Freiheiten kommt
tu Stande durch jene langsame, unmerkliche
und heimtückische Untergrabung, die erst Faul
niß, dann Einsturz tevirkt, und durch inen
Feind, elcher, wie die Riesenschlange, sein Op
fer zuvor mit einem schlüpfrigen Schleime de.
heckt, eh'er e erschlingt. Alles tst bereit
verlorengegangen, he wir nur an die Mög
lichkeit de Verlustes denken, und dann kostet
e eine Revolution und Blut, um nur das wie
,u gewinnen, wovon wir uns so leicht getrennt
haben. In diesem Augenblicke bereichern sich
Monopolcompagnien aS den Einkünften der
Regierung, und Elsentahncompagnlen sind dir
Eigenthümer von gesehgebenden Körperschaften
und Senatorensthe erden offen an den höch
sten Bieter ausvrrkauftund Gerichtshöfe gepackt
und bestochen, und Fartionen zanken sich um
die Präsidentschaft, während das Volk ntrr ei.
nem Steuersystem zu Grunde gerichtet wird,
welche vom Arme nimmt, um de Reichen
zu gebe, nd so leiden wir durch harte Zeit-
Verhältnisse, an denen ei schlechte Regierung
dl Schuld trägt. Wie lang wir da noch
ertrage könne, da ei? Gott allein; aber,
wenn ich die menschliche Natur ganz und gar
erkrhrt wirb, muß früher der später Wider
stand eintrete.'!
poch?
Des Schweizer' Heimweh.
Und Win mitn Aug' im Sonnenuntersanz
Der Alpin ferne Gtpfel sieht erglühen.
Da lächl' ich sltll, mein Blick strahlt frendtz dang—
Vergessen, Berge, Eaer WaldeSgrün,
Dich, schwarz Erhält, das Obdach treu gcltih'n
Wa Glück mii Wohlstand man ercini erblicke,
Ein Zephpr lühl des Mittags süße Stille!
Mein Aenfcrsee, so zaubervoll an Pracht,
/e u i i l e l o it.
Der Hagestolz.
Eine Doppelhistorie
W. O. v. Ho rn.
?U?dic über die Maa
ßen toll, ja bisweilen complete rasend
machen können, zumal wenn er ungedul
diger Gemüthsart ist. trafen mich in
O..einem—schen Landstädtchen.dreij
nämlich: Mein Wagen zerbrach—der
Posthalter war das dümmste Beest, was
je in einer schwarzen Stutzperücke steckte,
und die Gegend halte auch für mich
durchaus nichts, was mich hätte anzie
hen können. Der Gegenstand meiner
Nelse war zudem der Art, daß ich nur
mit dem heftigsten Widerwillen mich da
zu entschlossen. Das Höschen, in dessen
Refldrnzchen ich lebte, in dessen Dien
sten ich stand, hatte einen Knäul alter
Händel zu entwirren. Mich Unglückli
chen erkor trS Fürsten rechte Hand zu
seiner Nichten, und nun mußte ich,
wohl- oder übelwollend, darangehen,
diesen Aug'asstall zu misten. Die hun
dert Meilen der Reise hätten mich kei
neswegs geärgert, denn reisen gehörte
zu meinen Liebhabereien von den Zeilen
her, wo ich in Jena mein Bier trank—
aber am Ziele der Reise eine solche Her
kuiesarbeit zu wissen, bei der ich zu schar
wenzeln angewiesen war, laut meiner,
von der Excellenz empfangenen Instruc
tion—das war eben die harte Nuß und
die saure und bittere Arznei, die mir die
Lust zu Allem, was mich sonst erheitern
konnte, bensbm. Jene oben berührtcn
Kalamitäten machten mich jetzt total
falsch. Ich schnauzte meinen neugieri
gen, ekelhasten Wirth einige Maie gr
hörigst ab stopfte mir in Pfeife, setzte
mich tn die Eck dS Zimmer und biteS
dickt Rauchwolken tn die Stube. Lesen
konnte ich nicht des Tumultes wegen,
den die liebe Jugend, de Wirthes hoff
nungSvolle Nachkommenschaft, aus höchst
naive Weise zu machen beliebte. Im
höchsten Unwillen warf ich endlich mein
Pfeife weg, und rannte in's Frei,
Aber wohin willst du denn? fragte ich
mich, und gab mir über kurz die Ant
wort- Narr du, der du fragst wohin?
Ist denn nicht des Herrgottes beste Welt
überall, wohin ich laufe? Und ist es
denn nicht überall besser, als dort tn der
brillanten Kneipe, wo keine veruünstige
Seele lebt?—lch trabte zum Thore hin
aus. Vor mir öffnete sich eine weite
Ebene, von Fruchtseldern bedeckt, gleich
förmig, ohne die kleinste Abwechselung.
Kein Baum, kein Strauch, kein Bach
Recht hin meinen Kopf wendend, ge
wahrte ich aber bald eine kleine Anhöhe
mit Bäumen beteckt. Die Sonne stand
fast im Zenith. Glühend, ja beinahe
sengend, trafen ihr Strahlen, meiner
ziemlichen Corpulenz höchst unlieb, da
der Schweiß rann. Stärker trabte ich
nun dem schattigen Orte zu und ließ
mich wehklagen im kühlen Schatten
nieder.
Meine Blicke schweiften über das
Städtchen hin und weiiien aus einem
stattlichen Gebäude, das, von ungemein
großen und schönen Gärten umzogen,
in einer kleinen Entfernung vor mir
lag.
Noch eilten eine Blicke darauf
da raschelte e über mir im Baum, e
krachte ein Ast, und ließ sich alsdald ein
Schrei de Schreckens vernehmen. Mei
ne raschen Blicken begegnete ein Kna
be von etwa neun Jahren, der oben an
einem Aste hing. Der unter ihm, der
ihm zum Standpunkte gedient hatte,
war gebrochen. Die Gefahr war au
genscheinlich und groß.
„Halte dich fest!" rief ich dem Kna
machte, den Baum hinaus. Oben an
gelangt, faßte ich feite Fuß, ahm mei
treibe 1"
Ind an undsagte: „Ein Siaarmah hat
sein Nest da oben. Es sink Jungen ta
ri, die wallte ich ausnehmen I"
Der Zunge war gut gekleidet. Sei
ne Alt, sich zub nehmen und zu reien,
zeigte, daß er grbiltrter Eilern Kind
war. Seine kindliche Naivetät war un
beschreiblich lieb.
„Ach," rief er au, „tu hast deine
Hosen zerrissen z was wird deiu Va>r
sage ?"
Zch lachte. Seine Gefahr war er
g'ss"-
„Wah wärt aber dein Vater sagen,
wenn er wüßte, du seiest in Gefahr ge
wesen, den Hals zu brechen k"
„War ich denn das k" fragte er, und
maß mit dem Blicke die Höhe.
„Freilich!" antwortete ich. „Sieh,
wenn du da herabgestürzt wärest, d
hätt st dich lodtgesaUen, Dein Vaier,
geweint haben!"
Er sah mich groß an. Sein Gesicht
wurde ernst. Sein Auge, ein sprechend
blaues Auge, füllt sich mit Thränen. --
„Ich darf wohl nicht mehr hinauf
steigen? Nicht wahr?"—siagie er.
„Wenn du gerne deine lieben Eltern
kränken wolltest!"
„Ach, nein!" sagte er sehr weich.
„Aber —die Staarinahe —"
Ich septe mlch und zog ihn zu mir,
denn der Knabe hatte mein ganze Herz
gewonnen.
„Wie heißt tu denn?" fragte ich.
„Adolph!"
„Nun Adolph, denl' einmal, wenn
nun ein böser Mensch käme und raubte
dich deiner guten Mutter, deinem guten
Vater, nähme dich mit sich hinweg, und
sie wüßten nicht, wo du seiest, ob S dir
gut oder übel ginge, ob du leblest oder
gestorben seiest was würden sie thun,
wie würde ihnen sein?"-
Er sah mich ernst an und sagte,
~Da wird kein Mensch !"
„Und wenn er e aber dennoch thäte,
wie?"
„Ich glaube, sie würden sterben vor
Leid!" sagte er fast weinend.
„Sieh nun, Adolph, und du, tu woll
iest doch dem armen Thierchen da oben,
dem Staarmah, seine Klnter hole,
wolltest sie mit dir nehmen. Ihre El
lern haben sie ja auch so lieb, wie die
deinen dich. Würden sie sich nicht auch
zu Tode gehärmt haben k—Sieh, wie sie
wie du unbarmherzig und unmenschlich
ihre Kinder rauben wolltest. War da
recht, war da schön von dir?"
Er reichte mir seine Hand. Ein
Paar helle, groß Thränen rieselten über
die blühenden Wange herab. „Nein,"
sagte er, „lch wlll e nie mehr thun '."
Zr wandte sich nun an die, um uns noch
immer herumkretsenden Vögel. „Seid
aur ruhig, ihr Bögelchen," sagte er.
.Eure Jungen hätten' gut gehabt, ich
hätt sie mit Semmel und Fleisch gesüt
iert; aber nun—weil ihr so klagt, will
ich sie euch daraus nicht nehmen. Bist
u mit mir zufrieden !" fragte er mich.
Ich drückte das herzliche Kind an mei
ne Brust, und küßte es mit dem innigen
Wunsche, daß de Schicksal und der
Liebe Sonnenblicke dies herrliche Knos
pe möchten zur herrlichern Vlütbe wer
den lassen, und nie der Wurm des Bö
sen an ihr nage.
„Willst du nicht mit mir gehen !" bat
er mich seht. „Mütterchen macht dir
deine Hosen wieder!"
Ich aber mochte nicht zudringlich sein,
obgleich ich von dem Kind auf vortreff
liche Eltern schloß.
Er versprach mir noch, nie mehr ein
Nest auszunehmen, und hüpfte dann
fröhlich den Pfad entlang. Bald aber
blieb er stehen besann sich und kam
wieder. Wie heißt du denn?" fragte
er, „Vater wird mich doch fragen, wie
der gute Mann geheißen."
„Wie du, Adolph!" sagte ich, küßte
ihn noch einmal, und bald verschwand
er hinter dem Städtchen.
Ich saß noch eine Weile in süßen
Rückerinnerungen meiner Kindheit, in
v-hmüthigem Andenken an meine vor
treffliche Mutler, die nun auch schon
'ange unter dem Rasen schlummerte.
!!>, sie hatte ja auch, wenn de wilden
Knaben Lust an den kleinen gefiederten
Geschöpfen mich zum Ausnehmen eine
Neste treiben wollte, mein Gefühl an
geregt ; hatte mit der vollen, fast zauber
hasten UeberredungSkunst der Mutterlie
be der Böge! Wey und Leid geschildert,
und mich nicht selten bis zu Thränen
gerührt, zu dem Entschluß und Schwüre
gebracht, nie ein Nestchen auszunehmen.
O, mit der innigsten Liebe dachte ich ih
rer, mit der Innigsten Wehmuth, daß sie
nicht >hr w. r. daß 1 Ihr Liebe nicht
mehr vergelte Ivnni,!
Ich mußie lange mit meiner Srele in
den Paradieses - Auen sener Unschnip.
und Liebe - Weit geweilt haben wie
lange, da wußte ich nickt. Die Bäum,
aber warfen schon lange Sckn„n die
Heerte lehrten heim, die Leute eiließen
die geller. Ick knüpfte meine Reise
Überrock fest zusamm-n, daß das ziemlich
große gensterlctn, durck welches ineine
Unliihos- so recht naseweis i dl
Welt hlnarislugit, unbemeithar wurde
und schleuderte aus einem Umwege rem
Posthaust zu.
Zu meinem nicht kleinen Erstaune
stand trr Reisewagen fix und fertig vor
der Thüre. Wer war sivher als ich 1
Die Erlösung war ja nahe!
Posthalterentgegen. Ergänzte freund
lich unier der schwarze Perücke hervor
und jagte: „Haben lange aus sich war
en lasten!"
„Wen?' fuhr ich ihn a.
„Nun, den Hrrirn Jostizamimann."
„Hol' ihn der —, was habe ich hier
mit Eurer Justiz zu verkehren ?'
„Thut nichts fuhr der Mensch fort;
„der Herr Jnstizamimann warten be
reit ein gu-e Llurrte."
te lch lachend ; denn ich meinte, die sein
nastge Justiz oder Polizei wittere viel
leicht in meiner Person ein eminentes
demagogisches Genie. Ich freute mich
ans das Huick pro <zuc>. Was mußt
der Herr Jnstizamimann für eine Nase
machen, wenn er statt eines Kopitalre
sormerS einen philiströsen Rath von et
wa dreißig Jahren traf? Mir das
Aber-mein spötisck lächelnder Mund
öffnete sich weit und verweilte in dieser
liberalen Stellung eine lange Weile
denn vor mir stand doch ich
muß ein wenig zurückgehen in meine
Jugendjahre und bleibe derweilen in
der bischriebenen Stellung in der Thüre
des Postbauses zu O ... stehen.-
Meine gute Mutter war frühe, zu
frühe für die glückliche Ehe, die sie mit
meinem Vater geführt, Wittwe gewor
den. Sie hatte keine verwandte Seele
mehr—außer der geistigen Verwandt
schast mit allen Eveln und Guten—auf
der weiten Erde. Ich war ihre einzige
Hoffnung, damals dreizehn Jahre alt.
Der Fürst, gerührt von dem Unglücke
der Vermögenslosen, gab ihr ine Pen
sion, die sie wenigstens vor Mangel
schützte, und auch die Mittel bot, mich
auf dem Gpmnaslo zu erhalten, das ich
in A schon Mehrere Jahre be
suchte. Sie verließ die Restrenz und
zog zu mir nach kl Wir wohn
ten dort in tliiti Hause, das hinten hin
aus Inen schönen Garten hatte, an den
sich mehrere Nachbarsgärten relheten.
Dieser Garten war der Ort, wo in der
milden Jahreszeit meine Mutter den
ganze Tag zubrachte, wo sie arbeitete,
weinte, wo wir aßen und ich in der
Laube meine Aufgaben fertigte. Wir
lebten so uns selbst, glücklich vielleicht,
wenn nicht der Schmerz um den Gatten
meine Mutter trostlos gemacht hätte und
kalt gegen jede Lebensfreude.
Nie werde ich vergessen diese Tage, wo
ihre Liebe so ungetbeilt an mir hing.
Ei Jahr daraus zog in das Hau ne
ben an uns ein seltsamer Kauz. In
A nannte man ihn nur den Hoch
grauen, weil sein Kleid von dieser Far
be war. Es war ein Fremder, ein
Mann von vierzig lahen, der bloß, um
seinen Neffen auf das Gymackstum zu
bringen, hierher gezogen war. Sein
AeußereS wäre sehr einnehmend gewe
sen, dätte nicht die finstere Miene, die
gefurchte Stirne, das menschenscheue
oder menschenfeindliche Wesen Jeden
von ihm abgeschreckt. Er pflog mit
Niemanden Umgang. In seinem Gar
ten war er immer beschäftigt, seine Au
rikeln zu pflegen, die er unbeschreiblich
schön besaß. Sein N,sfe, meine Al
ler S—ein Junge, der viel von ter Ar,
seines Obeim an sich trug und in stck
aufgenommen hatte, wurde bath um
mir bekannt und e traf sich in uns
eine Seelenharmonte, wie sie selten ge
funden wird. Obwohl der Alle sehr
reich war, lebte Beide und kleideten
sich so einfach, wie mich die Noth lehrte.
Auch das brach und näher. Der Alte
sab e sehr ungern, wenn Albert, so
hieß sein Neffe. Gemeinschaft mit Kna
den seines Alters hatte. Da that aber
nicht. Die Freundschaft Halle un
verbunden, und dies Hinderniß gab ihr
einen gehetmnißvollen Charakter, der
um so mehr reizte. Zu mir kam Albert
selten In Haus. Draußen aber san
den wir uns in der herrlichen Gegend,
und unsere Herzen wuchsen zusammen
wir zwei Schosse einer Wurzel. Der
Alle mußte e zuletzt doch erfahren ha
den. Er sah mich sreundlicher an,
wenn ich über die Mauer, die unsere
Gärten schied, seine Aurtkeln bewun
derte. Durch mich wurde er aufmerk
sam auf meine Mutter. Der stillt,
tief Schmer,, de ihr so leserlich auf
dem Gesichte stand, zog den Griesgram
an. Es traf sich wohl, daß er mit mir
sprach, mit meiner Mutter wohl auch
einmal in Wort außer dem nachbar
lichen Gruße. Der Kinder Freund
schaft brachte die Eltern sich näher.
Noch ein Jahr entschlief im Mutter
schooße der Zeit, und wir waren be
freundet. Harpel, so nannte sich der
alte Jsegrtmm, war nun ein sehr wohl
wollender Mann—aber nur gegen mei
ne Mutter und mich. Allen Anderen
kehrte er die Nordseite seines Wesens
zu, die rauh und unfreundlich war wle
die der Waldbäum. Eine recht lau
tere Freundschaft umschloß uns Alle.
Glücklicher war Niemand als Albert
id ich.
Haipel halte viele Bildung, große
Belesenheit, feinen Geschmack. Seine
llnterhaltung war geistvoll. E dient
zu meiner Mutter Zerstreuung, mit ihm
fich zu unterhalten. Drei Jahre noch
Kr,, s.
dauert dtese schöne, s lteae Verhältniß.
Universität. Albert
und Ich. Die Trennung war nahe, sehr
nahe. Wir ahnten mcht.
(Snts-hung f01g,.)
Europäisches^
Deutschland.
s'dr hübsch- Illustration des
Lerhaltniss-s zw>scn L-Hrer und Gr
meinden an vteleii Orten wird au ei
c' P°s'n g-legenrn Ort
schasl nitlgelhrilt. Dort deutet stch
V !? -lnrm Thurm?
eine Glocke mi, wlchr d'e Kinder zur
°u'ch den
häufig.,, Gebrauch der Strick, an vel
che... die Glockr grzog-n wird, r.para
lurvedursttq war. wkk-.tete stch ter Leb
rer an den O.lSschuizen und die Schul
o.st.dir mit den, Anirage. einen tuen
strick zu besorgen, .vorauf ihm jedoch
der Ä-icheid wurde, da derientae, wel
cher denjelden zum Lauien denunie auch
iue ..jchaffung ""dein zu ,org.n
Hude. Der Lehrer, wrlcher stch zu
nii ve.pfl.ch,,, fühl,.-sann auf Ah.
bilfe; er nahm rin Zirohbai.d und be
testig e es an den ab r >ssenrn Stricke.
Da ertonle an einem Tage z I e.ner UN
gewöhnliche Znt d.e Schulglocke, Cr
ichrrckl!,,, die Brwohner mit blassen
G'fichtern aus chr.n Wohnungen, um
zu irden, ob geurr oder welch- andere
G.sahr ihr sei,dl,che bedrohe.
Aber, o Staunen! Sin mächtiae
Schwein steh, unter dem Thurme hat
die mit Körner grsüllten Aehrrn' de
sirohbunr. tm Maule, zerrt an dem
selben und schlagt es stch wollüstig um
die Ohren. Alles ist empört. Ein
ehrba.rr Kr.io d-r einflußreichsten
Männer drö Ortes tritt,lammen, um
der dielen unerhörien Vorfall Beschlüs
se zu fassen. Fama erzähir, sie seien
nach langer Berathung darüber einig
geworden, die Veranlasse diesro Vorfal
les streng zu bestrafen, die erschreckten
Dorjbewohner aber z belohne. Da
Schwein sei dem Eigenthümer zu con
sisctren, zu schlachten und—zu verspri
i-n, der Lehrer ab als .in Verschwender
zu erklären und seine Anträge um Ge
haltserhöhung für immer zurück zu wrt
s'"> '-er am Stroh gefüllte
Aehren gelassen habe.
Wie viele Deutsche mögen wohl
durch die 486.000 Gewehre, 150 Kano
nen und 54 Millionen, Patronen. Ivel
che Giant nach grankreich senden ließ
und ohne welche der dluttge Winterfeld
zug unmöglich gewesen war, Leben oder
Gesundheit verloren haben?
Grenze zwischen Deutschland und
Frankreich.—Der zu Meß erscheinende
„Courier de la Moselle" berichtet
„Die mit der Feststellung der neuen
Grenzen zwischen Deutschland und
Frankreich getraute Sommiston hat he
schlössen, daß eine zwei Meter breite
Jone an der Grenzlinie ganz von Bäu
men oder Anpflanzungen entblößt sein
müsse. Die ine Hälsie dieser Brette
jällt auf deutsches, die andere fällt auf
französtscheo Gebiet."
Berlin. Prof. Dr. Graß aus
Brislau, Kaufmann Ascher Leby aus
Polzl, Pommern und Kaufmann M.
Gottschalt von hier haben eine Reise
nach Palästina unternommen und ver
öffentlichen seht, von dort zurückgekehrt,
-tue Denkschrift über die Zustände der
indischen Gemeinden in Palästina, be
onder in Jerusalem. Diese Denk
lchrist hat tu so fern ein Interesse, wetl
ke darthut, daß es den dortigen Juden,
zegenüber denen anderer Staatra, an
der Cultur fehlt. Dt jüdische Be
ölkerung in Palästina zählt nur 16..
>6O Seelen, welche meist miitello find
ind von Unterstützungen leben, die au
kuropa, Astcn, Amerika und Australien
ließen.
Das deutsche Reich besitzt in
unker Summe 60 oi.'o Volksschule
nit 6 Millionen Schülern, so daß auf
r 1666 Einwohner circa 466 Schüler
ömmrn, ivelchrr Durchschnitt stch jedoch
n Braunschweig, Oldenburg, Sachsen
rnd Tliürtaen auf 17S, in Mecklenburg
ins 166 Schüler erhöbe, in vielen Ge
jenven aber wett daiunter bleibt, so daß
uf vielem wichtigen Gebiete durch ftren
>eren Schulzwang: abrr auch durch Ber
nehrung und Vrrbess-'ung der Lrhrer
roch viel geschasst wr den kann.
Luxemburg, 18. Juni. Seltden
etz en Wablen baden stlb v e hitflgrn
Zustände sehr geklärt. Man weiß nun,
voran sie baiirn in Betriff der vre
irdenen Parteien. Rar ist ein glück
,> Cretgniß schon gleich jetzt festzu
,alten. Deuischigud rbSI den Be
rieb unserer Bahnen. Deutscher Geist
rnd deutsche Tüchtigkeit können stch nun
ich det uns geltend machen.
Münster, Ib. Innt. Die katho
lischen Soldat unserer Garnison sind
oorgestern von den Feldwebeln befragt
worden, b st „alt", oder „neu"katho
lisch seien. Im ersteren Fallt, so ist ih
neu bedeutet worden, würden sie fortan
ntcht mehr zum Militär-GotteSdienste
commandirt werden. Da soll, wird
vem Wests. Merkur erzählt, eine ganze
Compagnie de 53. Infanterie-Regi
ment erklärt haben - Dann seien st
alle altkatholisch.
Eifersuchtsscene am Gra
be.—Auf dem Walichauer Friedhofe
spielte st, wie die „Bohemia" au
Prag erzähl, am 15. Juni eine Höch t
eigenthümliche Scene ab. Eine elegant
gekleidete Dame bekränzte in Grab und
zündete darauf Kerzen an. Sie hatte
noch nicht lange dabei gebetet, al eine
zweite elegante Dam stch dem Grabe
näherte, die Kränze wegschleuderte, die
Kerzen löschie und dabei die Beterin
anfuhr, was sie bei dem Grab ihn
Manne zu fachen habe. Dies hier
über nicht wenig erstaunt, stellte dieselbe
Frage an die znletzt Angekommen und
tracttrte ste mit eben nicht schmetchel
hafte Titulaturen wegen ihre Beneh
men. Bette geanen tehanpteten, der
Todte wär ihr Mann gewesen. Na
türltch halten stch bald viel Leute an
gesammelt, und er weiß, a noch gr
schehen wäre, wenn sich ntcht ein Sich
erheitswachniaun in Mittel gelegt hät
le, worauf stch dl zuletzt angekommen,
Dame entfernt.