Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, February 15, 1872, Image 1

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Poesie,
Erinnerungen auZ dem Kriegslrben,
der Kamps mit einem Aligator.
Dee Tumult tm Wasser. die Fische Iried f,I.
Tic getrirbrn, on tommruder FluthrSmacht,
Ten Spiegel de Wasser unsichtdar macht.
Da User defekt mit ewigem Schils,
Wo niemal In menschliche Wesen schlief.
Verwundernd delrachl' er den einsamen Pfad,
Welch' Wandrer diesen zuerst wohl delral.
I Vom Wasser her, kam diese rälhselnde Svur;
Sic konnle nicht sein, ein Wert der Statur
Kein Schiffer tonni' landen sein Fahrzeug hier,
Gcdildetnur sein —on einem gräßlichen Thier.
Verfolgend den Spurwcg bald aus und dald ad
Da neigt er sich endlich zum Wasser hinad —'
Doch wälz't sich ergebrn Im schwarzen Bit
Die endende, lootliche, giftige Brut.
John Simon,
Hasre de Ärare, Md., gedr. lii, tB7-.
Herzlos und Herzensgut.
Eine Erzählung für oic Jiigciid.
Vierte Kapitel
Vorschlüqe und Plane.
Um dieselbe Zeit, wo grau Gutmar.n
den Brief ihres Bruders empfing, lies
auch das Schreiben desselben an den Ge
hetmrath Fretstng ein.
„Alles in Ordnung", sagte der Ge
hetmrath zu seinem Sohne, indem er
ihm den Brief hinreichte. „Der Weg
ist dir gebahnt, steh' nun zu, daß er
zu deinem Glücke führt."
Ludwig nahm den Brief und warf et.
nen gleichgültigen Blick auf dl, wenigen
Zeilen.
„Kurz und bündig genug!" sprgch er,
und warf den Brief verächtlich zur Seile.
„Er scheint so eine Art Bär zu sein, der
noch geleckt werden muß! Nun da fin
det sich. Wie viel Geld schickt er denn k"
Fünfzig Thaler. Jedenfalls genug,
um von hier nach Bremen zu kommen.
Hier ist der Wechsel."
„Eine rechte Lumperei!" höhnte Lud
wtg, „Also auch noch geizig neben sei
ner Grobheit. Das find schöne Aus
sichten, die sich da eröffnen. Gleichwohl,
man wird mit ihm fertig werden!"
„Jedenfalls rechne ich darauf,"
sagte derGeheimrath nachdrücklich. „Be
denke wohl, mein Lieber, daß die Mil
lionen nicht auf der Straße umherlie
gen, und aß du von mir keinerlei Un
terstützung mehr zu erwarten hast. Dar
nach nimm deine Maßregeln. Wie mir
e scheint, und wie ich den alten Kra.
pelberger von früher her kenne, so ist
ihm nicht mehr zuwider, al Prahlerei
undGroßthueret. Wenn du gut Freund
mit ihm werten willst, so mußt tu dich
vollständig in seine Launen schicken und
fügen, und allezeit hübsch demüthig, be
scheiden, gehorsam und einschmeichelnd
sein. Auf anderem Wege kommst du
nicht zum Ziele. Das merke dir!"
Ludwig stand in tiefen Gedanken, die
Stirne gerunzelt, die Lippen fest zusam
mengekniffen, die Augen zu Boden ge
senkt.
Ich glaube, du hast recht, Valer!"
sagte er endlich. ..Genug, ich werde
meine MaSte studiren und mich bemü
hen, meine Rolle so zu spielen, daß alle
unsere Hoffnungen und Erwartungen
erfüllt werden."
„Und a für eine Maske und Rolle
ist dies?" fragte der Gehetmrath.
„Wie kann ich die jetzt schon wis
sen?" erwtderte Ludwig. „Ich muß
vor Allem da Feld kennen lernen, auf
dem ich mich bewegen soll, und da ist e
den am besten, ich reise so schnell al
möglich ab."
„Wann denkst du ?"
„Run, übermorgen, mein' ich. Der
alte Bär liebt die Pünktlichkeit, wie er
schreibt. Er soll sehen, daß er einen äu
ßerst pünktlichen Neffen in mir hat."
„Bravo, Ludwig!" lachte der Geheim
rath. „Glück zu auf den Weg I Wenn
du' richtig anfängst, so muß dir der Al
te mit seinen Millionen in da Netz ge
hen. Lange kann er' nicht mehr trei
ben, und dann—da große Erbe he >l-
te ist schon etiler kleinen Verstellung
werth!"
chmthien Blickt, traf seine Vorbereitun-
Abschi'd vom Valer war kuiz nd weder
rr och ler Geheim'aih z igten nur die
geringste Rühlung.
„Adieu, Vater," iagieLudwig,— „wenn
wir uns wieder sehe, werde die Ver
seht."
„Adiru, Ludwig!" erwiderte der Gr
heimrath. „Sei klug nd brnupe alle
Vortheil-, Dem Klugen lächelt da
Glück!"
Noch ein kühler Händedruck, und Lud
wig ging. Keine Thräne wurde ihm
achgeweint, er selber vergoß keine. Der
Postillon stieß i srin Horn, der Post
wagen rätselte durch die Straßen und
Ludwig lag iu eine Eck de Innern
gedrückt, und dachte-nicht etwa an den
Abschied, die Trennung vom Vater und
der Heimaih, sondern an den alten
Kraepelberger und die Mittel und Wege,
ihn zu berücken und den Goldfisch t
seine Netze zu locken. Bon Liebt und
Dankbarkeik war keine Spur in seinem
Herzen. ledeo bessere Gefühl schlum
merte in ihm. Nur Selbstsucht und
schlaue Berechnung seines Vortheil er
füllte seine Gedanken.
Dies waren die dcidrn Neffr, dir von
verschiedenen Gegenden her t> Oheime
zueilte, welcher ihnen eine Stelle an
seinem Heerde bereite hatte. Bride ka
men mit dem gleichen Borsatze, seine
Zuneigung und sein undeschränktes Ver
trauen zu erringen. Welchen, von Bei
den wird rs gelinge 7 Hier Herzlosig
keit und Berechnung,—dort innigeDanl
barkeit und volle Hingebung ! Wir
werden srhen!
Fünftes Kapitel.
Die Heiden Neffen.
Fünf oder sechs Meilen von Bremen
entfernt irasen i einem Siädichen an
der großen Straße die beiden Postwa
gen zusammen in denen Ernst und Lud
lerndem Hörnerklang rasselten diePostil
lone durch die Thorr hinein, hielten auf
dem Posthvfe still und die Conducteure
sorderten die Reisendrn höflich auf, aus
zusteigen, weil sie hier einen anderen,
größere und bequemere Wagen be
kommen würden. In der Passagier-
Stube trafen Ernst und Ludwig, die flch
btide och nicht kannten und noch nicht
einmal von einander gehört hatten, zum
ersten Male zusammen. Ernst zog flch
tilll und bescheiden in ein Ecke der Stu
be zurück und schien keine Lust zu haben,
mit den übrigen Reisenten ine Unter
haltung anzuknüpfen; Ludwig dagegen
mischte sich dreist unter die kleine Gesell
schaf, sprach mit Diesem und Jenem ein
paar flüchtige Worte und näherte sich
zuletzt auch dem schüchternen Ernst, um
ihn anzureden.
„Wohin reisen Sie?" fragte er ihn.
„Nach Bremen!" erwiderte Ernst.
„So? Da fahren wir zusammen, und
wenn Ich nicht irre, so kommen wir sogar
in ein und dasselbe Eoupe zu sitzen, we
nigstens sagte mir der Eondukteur vor
hin, ich und och ein junger Mensch
würden vorne bet ihm Platz finde.
Nun, desto besser! Da tönnrn wir mit
einander plaudern und uns die lang
weiligen Stunden bis nach Bremen ver
kürzen. Was haben Sie aber dort zu
thun?"
Ich geh Zu einem Onkel von mir,
in dessen Geschäft ich die Handlung er
lernen soll."
„Was tausend! Da Ist ja gerade
wir bei mir! Wte heißen Sie?"
„Ernst Gutmann."
„Und Ihr Onkel?"
„Herr Krasprlbrrger?"
Ludwig war nicht wrnig übeerascht.
„Wohl gar Benjamin KraSpelber
ger?" fragte er.
„Ja, so heiß er."
„Hm! Das ist ja seltsam!" murmelte
Ludwig in sich hinein und betrachtete
Ernst von oben bis unten mit neugieri
gen, forschenden Blicken, ohne sich aber
al jrinen Better zu erkennen zu geben.
Vielmehr fragte er ihn noch weiter nach
seinen Verhältnissen, nach seiner Her
kunst und nach seinen Hoffnungen, bt
er von dem arglosen Ernst, welcher un
befangen Alle erzählte und sogar nicht
verschwieg, daß seine Mutier von Onkel
Kraspeiberger auf da Großmüthigste
unterstützt würde, sämmtliche Umstände
erfahren hatte, die mit setner Reise nach
Bremen im Zusammenhange standen.
Die Nachrichten, die Ludwig auf dies
Weise einzog, schienen ihm gar nicht an
genehm zu sein. Sein Blick verdüsterte
sich und ruhte fast drohend auf seinem
Vetter, der für Ihn, wir er meinte, in
gefährlicher Nebenbuhler in der Gunst
de reichrn Onkel werden konnte. Doch
ließ er sich vorläufig davon nicht mer
ken, verschwieg auch jetzt noch, daß rr
da gleiche Ziel mit Ernst verfolge, und
drehte diesem endlich mit leichtem Kopf
nicken den Rücken zu, um flch au der
Paffagter-Stube in Freie zu begeben
und über da ganz uuerwarlrir Zusam
mentreffen mit einem bt dahin ihm
ganz unbekannt gebliebenen Vetter nach
zudenken.
Mit gesnrchier Stirn, die Hände ans
dem Rücken und ten Kops zur Brust ge
beugt, ging er tu einem klrinrn Gärt
chrn hinier dem Posthausr aus und ab
und murmelte halblaut kurz abqrstvßene
Worte vor sich hin.
„Das ist ein Strich durch die Rech-
Nling!" sagte rr in setiier adgedroche
nen Weise. „Ich glaubte de Allrn
allein ,u haben np soll nun wohl gar
mit dem Bnischrn da Iheilen. Nichl
da. Er muß wieder foit. Mein Feld
muß frei sein. Er scheint einfältig,
schüchtern. da wird sich ja ein Mittel
finden ' Jedenfalls, sorl muß rr! Abrr
wie' Wir k E, nun. ich w.,t srhen !
Aus etn bischen Lüge und Berläumdung
Eindruck ist immer der entscheidende—ich
muß ihm schon hier eine Suppe einbr
cken. Vielleicht gelingt r."
Sinnend, grübelnd, in Gedanken or
flch hin redend, verweilte er so fast eine
halbe Siundr in trm Garien, bis ihm
plötzlich eine Idee zu kommen schien,
welchr zu seinen Absichle und Plänen
paßte.
„Das wird gehen I" rief er und rieb
sich vergnügt die Hände. „Der Alte
lieb die Pünktlichkeit, also jedenfalls
auch Ordnung, Umstch, und dergleichen
Tugenden. Wen der kleinstädtische
Bursche hne seine Koffer ankommt,
so ... . Ja, ja, da geht! Dann Haler
schon bald verloren.' Will doch sehen!"
Hurtig verließ Ludwig den Garten
wieder, ging nach drm Posthause, wo
eben die virichirdrnr Koffer und Packele
aus den zwei angekommenen Postwägen
in ten neuen geschafft wurden, und
suchte ach Ernst, Koffer. Bald hatte
er ihn gesunde, nah, thu ganz dreist
weg, als ob tersrlde ihm gehörte, trug
ihn in das Postgebätiio und warf ihn
in eine dunlein Raum unter derTrrppr.
Niemand achtete aus >h. Selbst der
Packmtister, wenn er das Wegtragen des
Koffers bemerkt Hatto, mochte glauben,
daß deiseibe Ludwigs Eigenthum sei,
und im Drange der Geschäfte fragte er
nicht weiter darnach. Ludwig mischte
sich wieder unter dir Reisenden im Pas
sagier-Zimmer und ging endlich au
wieder zu Ernst, um das abgebrochene
Gespräch von Neurm anzuknüpfen und
ihn nölhlgtnfalls zu verhindern, hinaus
zu gehen und nach seinem Koffer zu fra
gen. Die List gelang. Ernst dachte
nicht au seinen Koffer, bis plötzlich das
Posthorn schmeiterlr und die Reisenden
an da Einsteigen mahnte. Alle eilten
hinaus, und nun erst erinnerte sich Ernst
seines Gepäcks und fragte den Wagen
meister darnach.
„Alles in Ordnung, junger Herr!"
antwortete dieser. „Steigen Sie nur
auf."
„Nein, nein, lieber Herr," sagte Ernst
ängstlich,—„ich muß erst sehen, ob mein
Koffer richtig mit aufgegeben ist."
„Beruhigen Sie sich," mischt sich jetzt
Ludwig schnell ein. „Ich habe selbst
gesehen, wie da Gepäck ausgeladtn
wurde, und Ihr Koffer war dabei. Ein
schwarzer Lederkoffer mit Ihrer Adresse
auf Pappe an dem einen Griffe, nicht
wahr?"
„Ganz recht!" sagte Ernst treuherzig
und leichtgläubig. „Sie haben e also
gesehen?"
„Gewiß! Steigen Sie nur auf! Die
anderen Herren werden ungeduldig, wenn
Sie so lange zögern und auf sich warten
lassen."
Ernst machte zwar immer noch ein
bedenkliche Gesicht und man sah ihm
an, daß er sich am liebsten durch den ei
genen Augenschein vom Dasein de Kof
fer überzeugt hätte, aber allerding,
die übrigen Passagiere riefen ungedul
dig: „Fort! fort!" und da war der
unerfahrene, junge Bursche dann viel zu
schüchtern, um auf seinem verlangen
noch ferner zu bestehen. Er stieg auf,
nahm neben Ludwig Platz, der Postillon
knallte mit der Peitsche, die Pferde zogen
an, der Wagen rasselte schwerfällig über
da Straßenpflaster dahin, und Ernst
kleiner Koffer lag unbemerkt in dem
dunkeln Winkel unter der Treppe im
Posthause.—Drei Stunden später lang
te die Post in Bremen an und nun erst
gab flch Ludwig dem überraschten Reise
gefährten zu erkennen, indem er ihn auf
forderte, sogleich mit ihm zum Onkel zu
gehen. Aber Ernst wollte sein Gepäck
nicht fremden Leuten anvertraue und
fragte vor Allem ängstlich nach seinem
Koffer. Die Sachen aller anderen Rei
senden waren vorhanden, nur der ein
zige kleine Koffer de armen Jungen
fehlte und konnte trotz allen Suchen
nicht aufgesunden werden. Ernst stellte
den Schaffner zur Rede, der sich achsel
zuckend entschuldigte und ihn zu beruht
gen suchte. Trostlos, bestürzt, außer
Fassung suchte Ernst nach Ludwig, aber
dieser hatte flch ganz in der Stille au
dem Staube gemacht und den armen
Better in seiner Verlegenheit stecken las
sen. Ernst konnte kaum seine Thränen
zurückhalten.
„Nun, nun, seien Sie nur nicht ängst
lich, junger Herr," sagte der Schaffner
zu ihm und klopfte ihm freundlich auf
die Achsel. „Der Koffer wird eben auf
der Station, wo die Wagen gewechselt
wurde, stehe geblieben setu und spä
testen morgen ganz gewiß nachkommen.
Schreiben Sie mir aus, wo er hier ab
gegeben erden soll, und erlassen Sie
st h aus mein Wort, aß er morgen um
diese Zeit richtig in Ihren Händen ist."
Rro. SS.
Ernst sab ein.. bli.h lchi
al dem Schaffner zu folgen. Er be
zeichnete seine Wohnung I Bremen,
und al der Schaffner den Namen Kra
pelberger HSrie. wurde er noai freundli
cher und zuthunlicher.
„Seien Sie gan, ruhig." sagte er
ersichtlich. - ..ich ft.h. Ih„,„
morgen ist der Koffer hier an Ort ad
Stelle, denn er kann nur au versehen
vergessen worden sein!"
Mit dies-m Troste mußte sich Ernst
begnügen und schlich trübselig daoon.
um da, Hau seine, Onkel zu erfra
gen. Man te ihn bereitwillig zn
rei, aber ehe er die Wohnung de On
kel fand, hatte Ludwig vies.lbe schon
längst „reicht, sich dem Onkel orgestell,
ihm die größte Hreude, Dankbarkeit.
Liebe und Zärtlichkeit geheuchelt, und
dann so nebenbei fallen lassen, daß auch
Vetter Ernst mit ihm zugleich angekom
men sei.
„Aber wo ist er denn k" fragt Herr
Kraspelberger. „Wo bleib er Wa
rum hast du ihn nicht gleich mitge
bracht?"
„Ich konnte nicht aus ihn warte, te
fler Onkel," entgegnete Ludwig heuch
elnd und schmeichelnd, wie in Wachtel
hund, und zog die runzelige Hand de
Alten an seine Lippen. „Mein H„,
trieb mich, den besten aller Onkel ken
nen zu lernen und ihm für seine große
Güte zu danken. Ernst fragte noch nach
seinem Koffer und zankte sich mit dem
Schaffner herum. Wenn ich nicht irr,
so Ist der Koffer wohl ganz und gar ver
lor gegangen oder irgendwo stehen
geblieben, ich weiß nicht genau, ich
mußte fvrr zu meinem lieben, guten
Onkel und ihm tausend Dank und tau
send Grüße meine Vater dringen, den
er durch meine Aufnahme glücklich ge
macht hat."
„Den Köster verloren—stehen lassenk"
sagte Herr Kraspeiberger mit einem leich
ten Anfluge von Unzufriedenheit ud
runzelte ein wenig die Siirn. „Da
gefällt mir nicht. Der jungt Mensch
hätte aus seine Sachen hübsch axsptts
sen, sie nicht au den Augen lassen sol
le ! Scheint leichtsinnig zu seln! Ein
schlechtes Zeichen! Run, wir müssen
nach ihm schicken, damit er flch nicht sel
brr noch hier in den Siraßen verliert.
Abrr warum hast du dich nicht seiaer
angenommen, Ludwig ? Da wäre wohl
deine Schuldigkeit gewesen."
„Ich wußte ja gar nicht, daß rr met
Vetter sei, liebe Onkelchen l" erwiderte
Ludwig geschmeidig mit frecher Stir.
„Wir lernten un erst ganz zuletzt keu
neu, und vorher achtele ich nicht aus ihn-
Er mag ein guier Junge sein, aber ei
bischen sehr einfältig schien er mir, und
halt so schmutzige Hände,-kurz, liebe
Onkelchen, wen er sich nicht al Vetter
zu erkennen gegeben, würbe ich ich gar
nicht um ihn bekümmert haben."
„Einfältig schmutzig," murmelt
Herr Kraspelbrrger vor sich hia. „Da
mpfiehlt freilich nicht. Nun, ir er
den sehen, werden sehen l Müsse atrr
doch nach ihm schicken, besonder wen
er etnsälitg ist und flch nicht selber zu
helfen weiß."
Indem er der Thüre zuschritt, um Ei
nen von seinen Leuten zu rufe, wurde
diese aber schon von außen geöffnet, und
schüchtern, gesenkten Haupte, Scham
und Verlegenheit in den Zügen, trat
Ernst zögernd herein, und wagte kau
seine Auge zum Onkel zu erhebe.
„Da ist er ja," sagte Ludwig. „Da
ist Ernst Gutmann, Onkelchenl"
(Fortsetzung folgt.)
Warnung.—Die Befahren de Beuus
se von Limburg Käse waren oe lulge
Monaten in dem in LouiIlle erschein
..ilouriir - Journal" zum Brgrnstanbr eine
ingehrnden Aittlrl gemacht worden. Veran
laßt war derselbe durch die Vergiftung er drei
Kinder eine gewissrn Herrn Koch, welch nech
die Ärzte dadurch erklärt wnrde, daß die Flüssig
keit, welche der in gäniniß übergegangene Käse
erzeugt, in Berührung mit dem Bleiütenng
lam, und Bleisäur erzeugte, die de ganze
Käselaib durchdrang. Nun Hai sich gleichfall
In Louisville, in ganz ähnliche Fall am ei
gen Miilwoch in der Familie eine Deuische
Namen PH. Haag ereigne. Deeselb isi Ma
terialwaarenhändirr und Vater ou ler Kin
dern. Vairr, Muiirr und Kinder wurde er
gifie. Der Käse wurde um 0 Uhr Abend -
Nossen und eine Stunde später wurden die die
Kinder plötzlich krank. Al der herhelgeinfene
Arzl erfuhr, daß die Familie zum Abendesse
Limburg Käst gegessen Halle, nleesuchie e
den Lald und fand, daß i demselben da Bist
gerade so erzeug war, wie in de Fall er
Vergiftn der Kochschen Klnde. Dl delden
äliere Mnder waren bald außer Befahr und
schon am nächsten Tage irdrr öllig erhol,
adcr die jünglre defande sich in eine s,
schlimmen Zustande, daß kaum' mehr ein
Hoffnung auf ihre Rettung blied. Da er
Arzt sie in er Nacht erließ, glaubte, aß
sie den Morgen nicht mehr eriede würden,
A> der Morgen jedoch andrach, halten sich die
Kleinen mertiich gebesser, und sind seitdem wie-
Für die Reugirrtgen. Da Jahr
1872 Hai 52 Sonntage. Sipttwber Dr
zlmder diginnen an Sannlagt. Januar,
peil und Juli an Montage. Ott i? er
einzige Manat er an ein eine Dielag e
glnn, Ii als fünf Dieuftage ha,
or de Jahr 1900 ich iedee eiukeffe
vir. In dem Jahre 1880 wir >r Februar
oe de Jahr 1920 lnneffe wir. Da
seid wie lr dr Sali seln lm Jahr 1882
und wir sich alle II Jahre ledeiholi.