Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, September 07, 1871, Image 1

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Die
Pennsylvanische StaatSzrituug,
I. (IxmlttL Itri-i'nn, IZox 19,
erscheint ftdcil Donnerstag, und lostet US. töv
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Cholera
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Minuten, die drr Patient Erleichterung er
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Nachlaß ährend de Monats (Ol-
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HarrlSdnrg, April S, IS6S-If.
Poch,'.
' Warten für Papa.
Am Fenster beim Zwillich da blicken
' Zwei Wesen in'S Dunkle hineinz
Ihre Hcrz'chen sind voller Entzücken,
Mit dem Bado auf ihrem Arm.
Da sprich! Sir so hrr>llch, so warm :
Nüst! „Papa Ist kommen! ich hör'.
„Ach, Mamma! ich hör' seine Trillr,
„hör' du nur!—ist es nicht wahr?"
Und lohnnp, und Alle, sie scheelen :
„Ach, Papa! mein Papa ist kommen,
„Ach Papa, der Papa ist da!"
Und scherzen und tändeln mit ihm -
„Ach Papp, wo bist du gewesen?
„Ach Papa, wo wärest du hin?
„Du wärest so weit in der gerne,
„Und immerhin dachten wir gerne
„Ach Papa, wäe'st du nur da!"
Port Deposit, Md. I. S.
-f e >l i i l e l o n.
Treue gewinnt.
-!)-
Erzak! u >, g
Franz Hossman.
s?-el>eiiup,>
Seirbcntcö Kapitel.
Ei treuer Freund stellt fester
bei, denn ein Bruder.
Au einem lieblichen Frühsvmmerlage
näberte sich in einsamer alter Wan
stch aus einem schlössen Feise, dessen
gusi vvn den Welle des Meere bespült
wurde, der Stammsitz des Grasen von
an birilein ledernem Bande aus demßü
cken, wie ibu zu jene Zeiten die Hausl
rer und Tabuleikrämer bei stch zu. füh
ren pflegten. Er stützte sich aus einen
derben Knotenstock, und mujjle wohl
schon einen ansehnlichen Tagmarsch zu
rückgelegt haben, denn er schlich langsam
und trübsinnig dahin, und sein ganzes
Aussehen zeigte von großer Ermüdung.
Nahe bet dem Dörfchen stand am Wege
eine schöne, breitwipslige Linde, an de
ren Stamine ine hölzerne Banl ange
bracht war. Die Sonne schien heiß
der kühle Schatten der Linde winkte ein
ladend dem wandernden alten Krämer
—er näherte sich der Bank—setzte seine
Last darauf nieder, und nahm neben der
selben Platz. Den Kopf auf die Hand
gestützt saß er da eine Zeillang ln stil
lem Nachdenken, und detrachtete Schoß
Averton, welches mit seinen alten, grau
en Thürmrn und Mauern vor ihm tn
die Lüfte ragt.
Da Schloß schien einsam und unbe
wohnt zu stehen; kein Fähnlein flatterte
auf den Zinnen, keine menschliche Ge
stalt zeigte sich auf den Ringmauern
oder an drn schmalen Fenstern, das enge
Thor, drr einzige Zugang von außen
her, war fest geschlossen.
„Wer nur rinrn Blick, einen einzigen,
durch diese feste Mauer senden könnte!"
„Zum zweiten Male stehe ich nun vor
ihnen, und wtetrr, wie damals, leine
Hoffnung, hinein zu dringen und,den
Schleier zu lüften, drr das Innere de
Schlosse vor jedem fremden Auge ver
birgt! Ach, Alle, Alle umsonst! Wie
der ewig Jude wandere ich von Ort zu
Ort, und nirgends zeigt stch eine Spur
nirgends eine Hoffnung nirgend ine
Aussicht! Sind sie denn spurlos von
der Erde verschwunden, die ich suche?
Ach, vergebens schaue ich nach ihnen aus
ergeben forsche und srage ich der
schändliche Bubr und sein Helfershelfer
haben ibre Maßiegeln zu gut genom
men I"
Wieder versank der Alt, in dem ge
iß nlchi leicht Jemand den alle Brl
quet erkannt häiie, so gut hatte er sich
verkleidet und sein Gesicht durch Abnah
me de Harte und allerlei Malereien
erstellt, in in ltübstnnige und grü
belnde Nachdenken. Wohl hatte er.
nun schon viele Monate lang, alle Be
sthungen de Grafen Monifort durch
streift, war von einem Schlosse' zum an
dern grwandert, war keine Gefahr scheu
nd, unter mancherlei Verlleidungen in
die Schlösser und Burgen eingedrungen
hallt kein Mittel unversucht gesassrn, um
nur erst wenigsten den Ort zu tdecken
wo der Graf und Lucia gefangen ge
halten wurden-aber Alle war verge
hen gewesen, und schon begann er zu
fürchten, daß die Gefangenen, troh der
Versprechungen de Grafen Fougore,
dennoch seiner Habgier zum Opftr ge
„Nozu diese ängstliche Wachsamkeit,
die selbst bei Tage da Tdor verschlossen
hält?" sagte er sich selbst. „Wenn Ir
gendwo, so müssen die Armrn hier sein,
und diesmal will ich nicht wanken und
weichen, he ich mir Gewißheit darüber
verschafft habe."
Nach kurzer Rast nahm er seinen Ka
sten wieder auf, hing ihn über dieSchul
trr und näherte stch dem Dorfe, wo er
tn einem elenden Wirthshaus ein noth
diirftigeo Unterkommen fand. Er setzte
stch an de Tisch, forderte Wein, mit
dem er kaum seine Lippen benitzle, und
überlegte dann hin und her, wie er wohl
in da Schloß hinein kommen könnte.
Meister Pierre, der Wirth der kleinen
Schenke, beobachtete verwundert den
schweigsamen Gast, nnd setzte stch endlich
neugierig an seine Seite.
„Schmeckt Euch der Wein nicht, mein
Freund 1" fragte er. „Ich habe noch
bessere Sorte im Keller, und alle stehen
Euch zu Diensten."
Briquet empfand große Lust, drn zu
dringlichen Burschen mit einer varschen
Antwort hinweg zu scheuchen; aber er
besann sich rinr Bessere und erwiederte
freundlich : „Nicht doch, Meister Pierre,
-der Wein ist gut. aber wenn man ihn
so aUrin trinken muß, mundet er nicht.
Schafft rin Glas herbrt und helft mir."
Diese Einladung lautete zu angenehm,
als daß Meister Pierre e hält über
jein Herz bringen können, str auszu
schlagen. Im Nu war ein Glas zur
Hand, und Briquet schenkte seinem Ge
sellschafter fleißig ein.
„Ihr seid etn braver Herr," sagte der
Wirth zutraulich. „Watzcr kommt Ihr,
nietn Freund? Und was habt Ihr in
dem großen Kasten da?'
„Ich komme von Paris," entgegnete
Briquet, „und tn dem Kasten steckt Ge
sundheit für kranke Menschen. Ich bin'
in reisender Arzt, Meister Pierre, und
wen Ihr Gebrechliche und Kranke tn
Eurem Dorft habt, so mögen sie zn mir
kommen!"
„Ah!" sagte Mrister Pierre verwun
dert. „Aber Eure Arzneien stnd gewiß
sehr theuer, nicht wahr?"
„Ich gbe sie umsonst," anlwortele
Briquet glelchmüihtg, „wenigstens ar
me Leuten ! Die Reichen freilich müs
se iezahltii."
„Ja gewiß, das ist in der Ordnung."
sprach Meister Pierre, und rückte vertrau
lich näher. Sehl, mein Freund, ich ha
be auch einen Patienten im Hause — S
ist freilich nur rin Pferd und kein Mensch
—aber vielleicht—es liegt mir viel an
dem guten Geschöpft—wenn Ihr' ge
„Zeigt mir das Thier," sagte Briquel.
„Wenn S zu hellen ist, so wtll ich'sEuch
unentgeldlich knriren!"
Hoch erfreut sühzte Meister Pierre sei
nen Gast in den Stall, wo das kranke
Pferd stand. Briquet betrachtete es ge
nau, und da er als alter ReilrrSmann
wirklich etwas von den Krankheiten der
Pferde verstand, so erkannte er bald, daß
da Uebel bet diesem leicht zu heben
war „Seid getrost, Meister Pierre,"
sagte er mlt wichtiger Miene. „Mvr
gen schon soll Euer Brauner so munter
fttn, als ob ihm im Leben nichts gefehlt
hätte."
Brlqurt hielt Wort. Ein einfache
Mittel machte das Pferd gesund, und
fröhlich wiehert e seinem Herr entge
gen, als dieser am nächsten MVrgen in
den Stall trat. Meister Pierre war
außer sich vor Entzücken, und wäre dem
alten Brlquet vor Freude beinahe zu
Füßen gefallen. Dieser lehnt aber
nicht nur den Danl ab, sondern lud so
gar den glücklichen Schenkwirth zu einer
neuen Flasche Wein z Gaste, in der
Hoffnung, von ihm etwas Näheres über
die Bewohner des Schlosse Aoerion iy
Eisahrung zu bringe. Denn er wußte
wohl, daß Freunde und Wein selbst eine
verschwiegen Zunge lösen, wie viel mehr
also nicht eine so geschweige, wie Mei
ster Pierre sich ihrer rühmen konnte.
Unter heiterem Geplauder wußte daher
Brlquet bald das Gespräch auf da
Schloß zu dringen, indem er, vvn Wei
tem ausholend, nur erst fragte, wer der
Besitzer desselben sei. Aber kann, halt
er nur den Name de Schlosse ge
nannt, so vtränderle stch plötzlich die
heiter Miene dS lustigen Meister Pier
re und sichtliche Aengstlichkeit prägte stch
in seinem Gesichie au.
„Still, still!" sagteer. „Von dem
Schlosse wollen wir nicht rede, Freund.
Kein Wort darf darüber laut werden!"
„Und warum nicht'?" fragte Brlque
unbefangen. ~Wa für Gefahr ist da
bei, von dem alten Felsenneste zu reden?
E wohnt wohl gar Niemand dort, denn
da Thor ist Pst verschloss und krln
menschliches Wesen laßt sich blicken."
„Ach was." sagte Meister Pierre lro
tzig, „das lümoieri mich nicht! Schweigt
von dem Schlosse, denn von mlr erfahrt
Ihr krtne Slde darüber! Es ist nicht
zu spaßen damit l Der Gras Hat'S ver
boten. das Schloß nur zu nennen, und
wehe de, der ihm ungehorsam ist ! Laß
un von andern Dingen plandern!"
„Nun meinetwegen I" sagte Brlquet
mit verstellter Gleichgültigfett. „Ich
dachte nur, wenn das Schloß etwa be
wohnt wäre, so könnte ich ivobl etwas
verbleuen oben, und hoffte, Jhe würde
mlr dazu behülslich sela!"
„Gern wollte ich da, von Herzen
gern", eewlederte Meister Pierre geheim
ntßvoll und ängstlich; „einem wackern
Manne, wie Ihr sei, ist man ja gern
zu Dienst—aber seht-e darf Nie
mand aus' Schloß—Niemand! Und
Niemand weiß auch, was darin vorgeht!
Nur ein einzige Mal tn der Woche
kommt ein darscher Soldat von oben u.
holt Lebrnsmttlel au de Dorft. Mit
keinem Menschen spricht er, un Keiner
spricht mit ihm. Schweigend und fin
ster, wie er kommt, so geht er auch.
Nein, mein geeun, für Euch ist nicht
zu hslen von ort, und darum still l"
„Sch.on recht", sagte Brtquet. „Was
kümmert mi-d da alte Felsennrst ? Aber
Ihr habt mich doch wirklich neugierig
gemacht morgen will ich einmal hin
auf und anllopfen!"
„Um aller Heiligen willen, hu da
nicht, Freund!" rief Meister Pierre auf's
Höchste erschrocken au. „Wer stch dem
Schlosse nähert, ist in K>nd de/ Tode!
Erst neulich ersuchte es ein vorwitziger
Bursche hier aus dem Dorfe—aber noch
war er nicht auf fünfzig Schritte heran
—krach! ging's, und eine Kugel sauste
ihm dicht am Kopfe vorbet. Da kehrte
er um und der Borwitz ist ihm auf immer
„Pah, sie werden Einen nicht gleich
totischießen." sagte Briquet. „Will'
doch ersuchen morgen, Ihr macht
mich immer neugierig?, Meister!"
Drr gute Pierre wurde bloß. „Herr,"
sprach erzitternd. „Ihr habt mein Pferd
gerettet und seid ein guier Kamerad
und da mag daran werden was will
—da will ich Euch reinen Wein elnschea
ten ! Aber Euer Ehrenwort darauf, daß
Ihr mich nicht errathet!"
„Was werbe ich wohl sprecht nur
nur zu," sagte Briquet lachend. „Ihr
fürchtet Euch gewiß ohne Noth, Freund."
„Rein, nein, die Sache ist ernst," er
wiederte M,ister Pierre scheu und leise.
„Seht, das Schloß gehört dem Grasen
FougvreS, einem döse, bösen Manne,
und der bewahrt dort oben einen wichti
ge Gefangene, von dem kein Mensch
weiß, wer er ist. Wir wissen nur, daß
er bald nach dem Blntbade in Pa
ri hinaus geschafft wurde, und
bald darauf kam auch der Gras selber
und bediodete Jeden mit dem' Tode, der
von dem Gesangrnen ein Wort verlau
ten ließe Wir kennest ihn, Alle im
Dorfe wissen, daß er Wort haltcn und
Jeden hängen ließe, der ihn verrathen
würde, und also schweigt man hübsch
auf dem Schlosse vorgeht. Schweigt
auch Ihr, mein Freund, und um Alle tn
der Welt nähert Euch nicht dem Schlosse.
Es wäre Euer Verderben! Ich mein'
es gut mit Euch denn Ihr habt mir
meinen Braunen gerettet, und so, seht
Ihr, kann ich nicht glrichgülltg zusehen,
wenn Ihr bltnd dem Tode tn die Armee
renen wollt! Versprecht mir, Freund,
dem Schlosse aus dem Wege zu gehen
und zu thun, als ob e gar nicht in der
Welt wär!"
„Ja, ja, Meister Pierre, ich verspre
che Euch, mein Leben zu wahren, denn
ich habe e lieb," antwortete Brlquet
mit ruhigem Gletchmuthe, obgleich ihm
innerlich da Herz vor Freude hüpft.
Wer konnte der Gefangene ander sei,
al entweder der guter Graf Montsort
odrr dessen Sohn Lucia ? Jetzt war
doch endlich eine Spur gefunden, und
Brlquet gelobte stch selbst, daß er st ge
wiß nicht wieder virlteren wolle. , Ja,
ja," wiederholte er, „mein Leben ist mir
zu lieb, Meister Pierre, al daß ich e
wegen nutzloser Neugierde tn Gefahr
bringen sollte! Darum still von dem
Schlosse und seinem Herrn, der gewiß
nicht dir beste ist, da er Euch armen Leu
ten so große Furcht einsagt. Plaudern
wir von andern Dingen, die fröhlicher
find.
Meister Pierre ließ sich das nicht zwei
mal sagen, und schwatzte frisch von der
Leber weg, was ihm einfiel. Brtquet
nahm den Schein an, als ob rein aus
merlsamerZuhörer de gesprägichenWir
the sei innerlich aber dachte er nur
an das Schloß, an den Gefangenen und
an die Befreiung desselben.
Etwa war für Brlqurt nun freilich
gewonnen. Er hlelt sich srst überzeugt
daß wenigsten Einer der Graft Moot
sort ihm nahe sei aber da war auch
Alle. Wie sollte er in das Schloß
gelangen, da mit so furchtbarer Sorg
salt bewach wurde? Wie sich de Ge
fangenen nähern ? Wl vollend seine
Kelten brechen und thu avSdlesenMau
rn entführ,, denen kein Fremdling sich
nähern dnrfte? Seine Hvffnnng, irgend
ein kühne Wagftück unternehmen zu
können, da eine günstigen Erfolg er
warten ließe, sank bedeutend, ft deutltcher
e sich die th entgegenstehende Schwie
rigkeiten klar machte; und schon war er
entschlvffen, nach Montsort zurück zu
lehre und Philipp' Hüls tn Anspruch
zu nehmen, als tn uneewarlet lnlre
tende günstige Eretgntß seine gesunke
ne, fast erloschene Hoffnung von Neue
belebte-
Meister Pierre halt nämlich nicht
verfehlt, den Ruhm seine Gaste, der
seine Braune so schnell von Krankheit
befreit hatte, im ganze Dorfe zu er-
Nr. io.
kündigen. Kranke aller Art amen nun
zu ihm gestürmt un verlangten Hülfe
von Ihm, die Einigen auch tn her That
zu Theil würd, was den Ruh vrl
quet' natürlich noch erhöhet. Velbst
i da Schloß drang der Ruf selnerGe
schlcklichtrl, und eine Tage ,schien
Plötzlich ein finster aussehender Vnrsche
in dem Gasthaus Meister Plrrrr'S und
verlangte den Wuaderdoctor z sprechen
von dem s viel Reden im Dorfe sei.
Briquet kam sogleich und Hille vor
Freute fast einen Jubelrnf ausgestoßen,
al er vernahm, daß er angenbllckltch
nach dem Schlosse kommen, nnd sein
Arzneien ltbrlugea solle.
Und wer bedarf meiner im Schlos
ft?" fragte kalidlülig Briquet. der stch
volltkommen zu beherrschen wußt, al
der Augenblick de ersten Uebeeraschnng
„Das wirst du oben erfahren, entgeg
nete der Bote.
„Nun, dann werd'lch wohl nie er
fahren," sagte Brlquet glelchgülttg.
„Bevor t nicht elß, wa ich on thun
soll, bring, mich kein Mens von de
Stelle, wer stch in Grsahr begtebl.
kommt darin um."
„Dummer Alber, werdrnkt daran, dir
eln Leide zu thun." sagte der Bote.
„Du hast keine Gefahr zu befürchten."
„Ich geh nicht, bevor lch weiß, a
lch wissen will," versetzte vriqne hart
näckig.
Der Bote stieß einen Fluch au, zog
Briquet auf die Seit und sag! th
leise in'S Ohr, daß er nur den LiebllNg
hund de Commandanten, der plötzlich
schwer erkrankt wäre, kulrlren solle.
„Ah so!" sagte Briquel. „Run, da
will ich wohl thun. Wartet ln paar
Minuten—ich will nur meinen Arznet
kasten hoirn."
Er ging, und leh > bald mir de schon
erwähnten großen und schweren Kasten
wieder zurück. Krck und sorglos näherte
er stch dann an der Seite seines Beglei
ter dem Schlosse.
So unbefangen übrigen Brlquet
auch auSsad—in seinem Innern erbarg
er die ernstltchsten Besorgnisse. Wie
leicht konnte stch unter der Mannschaft,
welche da Schieß besetzt hielt, Jemand
befinden, der ihn von früherer Zeit her
kannte. Wurde es entdeckt, daß nicht
etn hauslrender 'Ouacksalber, sondern
Brlquet, der alte treue Diener der Msnt
sorts, den Wcg in Schloß gesunden hat
te, so konnten die Folgen sehr ernsthaft
werden, und ihm, wenn nicht augen
blicklichen Tod, so doch ewige Gefangen
schaft bringen. Briqurt wußte, haß er
einen gefährlichen Versuch wagte, einen
gefährlicheren selbst, als den, durch den
geheimen Gang im Schloß Montsort
einzudringen -aber srin Muth nrde
dadurch nicht erschüttert. Festen Schrit
te ging er neben seinem Gelettann
her, erstieg den steilen Felftnpfad, her zu
dem Schlosse führte, nnd stand vor dem
Thore desftlben. Die schweren Flügel
knarrten auf—schlagen wieder zu —nnd
Brlquet befand stch tn der Gewalt derer,
die er als seine schlimmsten Feind te
trachten mußte. Ein paar Augenblicke
pochte sein Herz ängstlicher gegen die
Rippen—in Gefühl banger Ahnung
wollte ihn überschieichea aber er
trat muthig und gefaßt vor den Tom
mandanten. Bet fttnrm Anblicke ath
mete er erleichtert aus—da Gesicht die
selben war ihm fremd.
„Wie heißt Ihr?" fragte der Com
mandant lurz und barsch.
„Germain—an Pari," entgegnete
Brlquet, seinen Vornamen statt he
wirklichen Namen angebend.
„Und Ihr seid ein H.llkünstler
„Zu dtrnen. Herr!"
„Wohl, getraut Ihr Euch, den Hund
zu kurtren? Eist mein Lteblingthir I
Hütet Euch! Befreit Ihr ihn von seiner
Krankheit, so sollt Ihr reich belohnt
werden—wo nicht, unp verendet da
Thier, so werdet Ihr gepeitscht."
„Ich bin nicht Herr über Leben und
Tod," entgegnet Brlquet kaltblütig.
„Aber gleichviel, der Hund ist zu helle,
doch muß ich mit ihm machen dütsen,
was ich will."
„Gut—nehmt ihn mit Euch htnat tn
die Kasematten—-abe Ihr kennt meine
Bedingungen.' '
„Ich bedarf et einsame Gemach,"
sagte Beiquet. „Biet und zwanzig
Stunden darf mich Niemand störe, darf
mir Niemand nahen. Um Mitternacht
muß ich den Hund den Strahlen de
Monde aussetzen! Gebt Befehl, Herr,
daß dann Niemand mich anrede, Nie
mand tn meine Nähe kommt I"
„Da geht nicht an," erwiederte der
Commandant barsch und mit einem mlß
trantsche Blicke. „Kein Fremder darf
über Nacht dir Kasematten verlasse."
„Gut, so hab ich hier nicht mehr zu
thun," sprach Brlquet. Entlaßt ich,
Herr!"
Der Commandant gab keine Antwort,
sondern zog den Bolen, elcher Briquet
nach de Schlosse geleitet hatte, ans dt
Seite ,d sprach letse mit th.
~E se!" sagte er dann. „Aber hü
tet Euch! Brt dem geringsten Verdachte
wird an Eucki über den Hansen schft?
Bea."
„Bet welchem Verdachte k" fragte
Brtquet mit erkünsteltem Erstaunen.
„Herr, Ihr muthet mir viel zu I Wenn
Ihr so mit mir redet nd mich s dedra-