Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, August 10, 1871, Image 1

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Poesie.
Grnte-Trgen.
Seine Güte, i-ic tas All' eiha.
Dank Die, Vater, Donk für Deine große
Güte! O, wie Du die Menschen liebst!
Daß Du aus der Erde Itisem Schooße
Jedem seine N.chinng icichlich gibst.
Deinem Segen giebst Du das Gedeih'. .
Gleichen nicht die Menschen auch den Garden?
Ist die Erde nicht ein Aehrenfeld?
Kamcn nicht schon Tausende, und starben,
Wohl dem Menschen, bessen kurzes Lebe
Volle Aehren, nicht nur Spreue, trägt!
Ist drs Menschen höchstes, schönstes Gut;
Dem ruht auf der Erde Gottes Segen,
Denn er lebt und handelt als et Christ.
/eulsseloii.
Treue Mimik.
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Erzah l u q
Franz Hofsma.
Vierte Kapitel.
Dil! Eavpter spräche: wir sind
alle des Todes.
Eine Augenblick, gelähmt, gefesselt,
erstarrt von Schrccken und Entsetze
Mondlichl siel hell aufsei graues Haar
auf seine entstellten todtblassc Züge
da krachte et Gewehr auf der Straße;
eine Kugel psiiff an seinem Haupte vor
über, und der wilde Schrei: „Stirb
verdammter Hund !" gellte In sein Ohr
Da erwachte er aus seiner Betäubung,
fuhr auf, ckd mit dem Geschrei. „Meine
„Aus! Auf! 'Aus! ' schrie er wild.
„Der Mord, ter rnisctzliche, ist entfesselt
nd schreitet bluttriefend ducch die Stra
ße ! Verrath und Tod überall ' Auf,
Herr! Aus! Zu de Waffen! Schon
stürmen ste berbei, die mordsuchNgen
Schurken! Der Palast ist mringi! Ach
warum folgtet Ihr nicht meinem Ra
the ?'
Der Graf Montsort taumelte in die
Höhe. „Träumst d Briquet!"' fragte
er, noch halb schlaftrunken. „Was
giebt es de ? D bist ei Thor, wahr
lich!"
..Aber hört doch, Herr, hört doch!"
rief Briquet außer sich. „Vernehmt
Ihr denn nicht dao Gebrüll, das Toben
das Krachen der Musketen, da Geläute
der Glocken, reu Ruf: „Tod den Huge
notlen!" Uns gilt das mörderisch Wü
then! Wir sind verrathen!"
Der Graf stutzte horchte wurde
bleich. Das Geschrei, da Gelöse schlug
deutlich vernehnbar an sein Ohr—und
seht trachir die Thürr des Palastes un
ter de Axtschlägrn der nahenden Mör
der, und Kugeln, o der Straße au
entsendet, zerschmetterten klirrend die
Fenster und schlugen > Wand und De
cke des Zimmer eln.
„Schändltchr, verruchte Verrälherei!"
rief Graf Monlfort au. „Jetzt sehe,
seht höre Ich, daß du Zlecht hallest mit
deinen Ahnungen! Hinunter zu den
Reisigen, treuer Briquet! Zum Kam
pfe! Ster Monifort und sein Arm!
Und hübe den Knabe, hüte meinen Lu
cia, Briquet! Fort!"
Briquet flog davon—der Graf sprang
aus drm Belle warf einige Kleider
über, griff nach Schwert und Pistolen,
und so, nur halb gekleidet, etlle er, sich
an dt Spitze seiner Leute zu stellen.
„Vorwärts tapfere Männer!" rief er
ihnen zu. „Besetzt die Fenster, schießt
die meuchelmörderischen Schürten nieder,
treibt sie zurück—vorwärts—vorwärt!"
Dir Anwesenheit de Grafen, sein
ermunternder Zuruf, seine Besonnen
heil, mit der er dir Leule an die Fenster
postlrtr, entriß die Männer der Betäu
bung, in welcher sie ralh- und Hülflos
gestanden hatten. Mulhvoii und kampf
lustig nahmen sie ihre Stellungen ein,
und die blanken Läufe ihrer Musketen
blitzten drohend durch die Fensteröffnun
gen de Palastes.
„Zurück, eiiälherischr Bube!"
schrie der Gras der brüllenden Rotte aus
der Straße zu, „weicht zurück, oder ich
lasse Feuer gebe ! Zuiück, sage ich, zu
rück!"
deutlich im Mondlichte erkennen konnte,
war die Antwort auf seine Anrede.
„Feuer!" rief Graf Monifort, nun
nicht länger zögernd, seiner Drohung
Nachdruck zu geben—ud aus allengen
stern de Schlosses brach ei Feuerstrom
hervor—rollend knatterten die Schüsse—
fünfzehn von den wülhendeden An
greisern sanken tödllich getroffen zu Bo
den.
Eine tiefe, schreckensvolle Stille sdlgte
der Salve. Dann eine Stimme von
der Straße her: „Rache! Rache!
D'raus auf die Hunde' Tödtet ste!
Mordet sie! Sprengt die Thüren!
D'raus! d'raus!"
Herr, mein Heiland," schrie Gras
Montsort auf, „dirs ist gougures Stim
me ! Schändlicher Verräther, der Lohn
deiner Schandthat wird dich ereilen!
Fechtet tapfer, meine Männer! Macht
den Verrath zu Schanden! Schießt!"
Er selber feuerte seine Pistolen ad,
riß dem nächsten Reisigen die Muskete
aus der Hand, und entlud ihre tödt
lichen Inhalt auf die mörderisch Rotte;
un.d wieder wallten die Schüsse seiner
Krieger, wieder stürzte eine Anzahl ter
sanken die Kämpfer—und dazwischen er
tönte der gellende Ruf des Grafen gou
gre - „Tödtet! Tödtet!" und das
Thür des Palaste.
Der Kampf brannte heiß, und wogte
bange, schreckliche Minuten hindurch
unentschieden hin und her. Plötzlich
erschien die Gestalt de verrätherische
Fougvces hoch zu Pferde unter dem Fen
ster, wo Gras Montsort furchtlos sein
Letzen den mörderischen Kugeln aussetz
te, rief mit brüllender Stimme - „Wir
müssen zu Ende kommen !" hob stch im
Sattel und feuerte ein lange Pistol
auf den Graf Mentsort ab. Mit et
ilem Anssairei sank dieser zusammen,
und Schrecke erstarrte seine Reisigen.
Die Angreifenden aber, jauchzend über
den schändlichen Mord, verdoppelten ih
re Anstrengungen und bald wurde die
Thür de Palastes von ihren Arthieben
zertrümmert. Wie tn Strom wälzt
sich dir blutgierige Rolle in den Palast
hinein und ihr sarchttzares Gebrüll
dröhnte durch die Hallen und Gänge
drssekben. Alles schien verloren, jede
athmende Seele dem unerbittlichen To
de verfalle; denn raihlos standen die
Reisigen des Grafen, so gelähmt von
fahr, daß sie an leine Widerstand mehr
dachten, und in regelloser Flucht stch tn
den Hof de Palastes ergossen.
„Halt!" rief ihnen hier eine drohen
de Stimme zu. „Seid Ihr Männer d
Wollt Ihr te Sohn Tiireo Grase
den Mordhänden ter Verräther preis
geben? Schließt die Hofthüren! Und
dann zu Pferde—eng zusammen gehal
ten—und wir schlagen nS wohl durch,
in Erfüllung unserer Pflicht !"
. Der alte Briquet war es, der trn
Flüchtigen entgegentrat. An seiner
Linken führte er de Knaben Lucian,
in der Rechten blitzte sein Schwert.
Schnell besonnen und entschlossen ver
rammeile er das Thor, welches vom Pa,
laste in den Hof führte, und gewann da
durch Zeit, die Leute.wenigstens so weit
zu ermuthtgen, daß ste aus seine Befeh
le hörten. Die sreiNch sehr zusammen
geschmolzene Schaar zog die Pferde aus
den Ställen, Alle saß auf—Briquet
half Lucian in den Sattel—ergriff die
Zügel sein Rosses, und kommandirte:
„Vorwärts ! In geschlossenen Reihen
sprengten die Reisigen in den Garten,
von wo ein zweite Thor durch die Hin
tergebäude auf eine stillt, abgelegene
Straße führte, und Briquet besaht
eben, diese Thor zu öffnen, al berett
das Wuthgeschrei ersolgender Massen
und da Krachen abgefeuerter Gewehre
hinter ihnen her erschallte.
„Vorwärt! Vorwärts !" schrie
Briquet. „Haben wir erst die Straße
gewonnen, so sind wir geborgen! Auf,
auf mit dem Thor !"
Da Thor flog auf —tn demselben
Äugenblicke wälzte stch auch ein Feuer
strom von der stillen Straße her den
Flüchligen entgegen—hundert Kugeln
schlugen auf einmal tn ihre Reihen
und der gellende Aufschrei der Verwun
deten und Sterbenden mischte stch
schrecklich in das donnernde Knattern
„Das ist Fougv" Wert >" schrie ter
alle Briquet mit furchtbarer Stimme.
„Er hat es auf den Untergang der Moni
fort abgesehen! Aber wehr dem Buben,
kommt er in meine Gewalt! D'raus,
Lrute, schlagt Euch durch! Rettet ste
nieder! Vorwärt! Vorwärts!"
Ungrhört, unbeachtet verhallt sein
Zuruf. In panischem Schrecken flogen
die Reisigen Moniforl's nach allen
Richtungen hin aus einander, und wie
der risolgte eine Salve von der Straße,
und ein zweite gleich darauf von dem
Palaste her. Mit jauchzendem Gebrüll
stürzten Ii Verfolger in I?en Garten
und seueite ihre Gewrbrr aus die wild
umher flüchtenden Netter ab.
~Es Ist alles oerioeen!" rlef der alte
Brtquet grimmig aus. „Wir müsse
stieben, Kuabe ! Herunter vom Pferde !
Herunter ! '
Er sprang au dem Sattel, hob Lu
cia In seinen Arme vom Roste, unv
eilte mit ibm einem Bostett zu. tessrn
dichte Schalte einige Sicherheit zu ge
währe schiene. Zwei, Peel Schüss
knalltrn hinter thue her—die Kugel
pfiffen dicht qn ihren Köpfen vorüber,
aber sie trafen ste nicht, und mit zwei
Sprüngen waren die Flüchtlinge im
Gehölz.
„Jetzt sind wir gerettet, Lucian!
Muth, Muth, mein Knabe !' sagte
Briquet. „Der teustische Bube soll
sein Spiel doch nicht so ganz gewinnen !
Wie er wüthen wird, daß wir ihm ent
ronnen sind!"
,'O Gott, weiche Nacht!" rief Luct
an aus. „Und wo mein Vater, Bri
quet ! Wo ist mein Vater?"
„Gott allein weiß da !" entgegnete
der alt Diener. „Als wir kamen, war
der Kampf ja schon entschieden und kei
ne Zeit mehr übrig zum Fragen ! Aber
getrost, uiti Knabe! Gott wird deinen
Vater geschützt haben, wie uns I Nur
fort, nur fort! Lange wird man die
Gehölz nicht undurchsucht lassen!"
Luctan rang die Hände. „Ich kann
nicht fliehen !" rief er, „kann nicht, be
vor ich wrtß, was aus meinem Vater
geworden ist! Briquet vielleicht kön
nen wir ihn noch ertten! Habe Barm
herzigkeit, Briquet! Nett, rette ihn!"
„Es ist unmöglich, Lucian," erwiederte
der alt, treue Diener. „Metnst du.
wenn noch Irgend eine Hoffnung da wä
re, Ich würde fliehen ? Aber es ist zu "
spät, zu spät, ud ich will Gott auf de
Knieen danken, wenn ich nur dich vor
der Wuth der schändlichen Mordbnben
reiten kann! Da, horch! das ist die
Stimme de verruchten Verrälher !"
„Sucht, Leute!" hörte man in der
That den Grafen Fougsres schreien.
„Nur der alte Löwe ist schädlich gemacht
die junge Brut ist veschwunden! Durch
sucht das Gebüsch! Alle die ver.pfluch-
Hunde, Alt und Jung, Weib, Mann und
Kind! Sucht! Tödtet! Mordet! Auf
ste, die Hunde!"
Ein laute wildes Geschrei. folgte
dieser Auffordrrung. Wie Spurhunde
stürzte ine Schaar der Mordbuden auf
dao Gehölz zu, und ihre Waffen blitz
ten drohend durch die Blätter dr Ge
sträuchs.
„Vorwärts, Knabe! Vorwärts!"
sagte Briquet mit unterdrückter Stimme,
„Kein Augenblick ist mehr zu verlieren!
Vorwärts!"
Und vorwärts ließ er de betäubten
Knaben durch Dick und Düu, erericht,
immer verfolgt von dem wüthenden Ge
schrei der hinterher stürzenden Blutrotte,
das Geländer des Gartens, zertrüm
merte es mit einigen Hieben seine
Schwer, und flüchtete in den Neben
garten.
„Jetzt hinaus!" sagte er. „Nur
Kühnheit veiniag uns zu reiten! Thue,
was du mich thun stehst, Lucia! Zeige
keine Furcht! Mutbig, inuthig vor
wärts !"
Nähec, immer näher erschollen die
Schritte und Stimme der Verfolger
in wenigen Augenblicken mußten sie da
zersplittert Geländer erreicht haben.
Briquet, immer den zitternden Knaben
fest an der Hand haltend, wandte stch
setiwärt, und eilte durch die offen ste
henden Thüren eine Gebäudes der
Straße zu.
„Aber Briquet, wir rennen ja gera
de in' Verderbe hinein !" rief Lucia.
„Da, müssen wir," entgegnete der al
te Diener, und etlle kühn weiter. „Hin
ter uns ist sicherer Tod—tn Versteck zu
suchen, unmöglich —nur vorwärts liegt
te Hoffnung auf Rettung t"
Die Straße, wimmelnd von brül
lenden, entmenschten Massen, von
flüchtigen sammelnden Männern, Wei
been und Kindern, war hell vom Mond
scheine eileuchtet. Briquet zöger
te inen Augenblick dann plötzlich
warf er stch mitten tn einen Haufen der
von Wuth und Mordsucht berauschten
Verfolger hinein und riß Luctan hinter
stch her.
„Tod den Hnuden I" brüllte er, ärger
noch, als dl Anter. „Nieder mit den
Hunden! Vergießt ihr Blut, Kamera
den ! Schont nicht, kein Erbarmen den
Verfluchten! Mordet! Mordet! Mor
det !"
„Schreie mit, Luctan I" flüsterte er
de blaffen zitternde Knaben zu.
„Schreie, sonst sind wir verloren l"
Aus ter Straße lagen Waffen tn
Menge zerstreu, umher. Briquet raffte
eine Hellebarde auf, rückte sie Luctan
tn die Hand, und schlug mit seinem
Schwert wüthend um st. „Tod den
Hunden! Tod den Verfluchten!" brüllt
er immerzu initLöwensttinme, und auch
Lucian sttmintr, anfangs schwach, dann
muthlger n den rnlsetzltchrn Ruf mt
ein. .
„He, Kameraden, eine schöne Nacht!"
Rr. S.
brüllte ein riesengroßer Kerl, d.r vo
vergossenem Blute,r est, dem neben hm
schreitenden Briquet zu. „Die Hunde
von Hugenotte sallen wie die Fliegen!
Keiner rars übetg bleiben von der
rt! Schlag ,u. Kamera l Dort,
toit tu de, Winkel steh, Einer!
Nieter! Nieder! Stirb, Canaille!"
Der Kerl selbcifchlug zu—aber Bri
quet. wie zufällig, parirte den Hieb
der arme bedrohet Mensch entrann
flüchtig, Laufes, wl. ein gehetzter
Hirsch aber kaum jüns Schrittr wett,
iank er nieder, getroffen von einer lädt
che Kugel, die dicht an seinem Kopse
abgefeuert wurde.
„Schändlich, schändlich >" rief Luctan
in überwallender Empörung über den
gräßlichen Mord aus.
„Ja, schändlich, daß du den Hund
verfehlen mußtest!" sch.ie Briquet
seinem Nachbar zu. „Aber dt Arme
erlahmen allmählig bei er Biutarbr!
Richt wahr, Kamerad?"
Der Riese, ter den unbesonnenen
Ausruf Lucia' vernommen und einen
mißtrauischen Blick auf ihn und vrt
qur geworfen hatte, wurde glücklich
durch Brtquel's Auslegung de Aufru
fe getäuscht und lachte wild auf. „Dei
ne Knochen sind mürbe, Aller!" schrie
er, „aberich-ich habe schon einige sechs
zig hugenottische Bestien niedergeschla
gen, und fühle noch Kraft für andere
sechSztg Im Arme l D'raus und d'ra !
Haut! Stecht! Schießt ! Nieder, nte
der mit d u Hunden !"
„Ntedee mit den Hunden!" schrie
Briquet nach, stimmte Lucia, wenn
setzen mit ein.
Weiter und weiter zog der Zug durch
die biuldespienglen Straßen, und Hun
derle von armen Hugenotten fielen un
ter den Schwertern, den Hellebarde,
den Muoteleu- und Pistolen-Schüssen
der erbarmungslosen, entmenschten
Wütheriche. Hände, Gesicht, Kleider
nd Waffen Briquet' und de Knaben
stauten von Blut, das aus den Adern
der unglücklichen Scklachtopser über fie
hin spritzte, Lucia schauderte davon
—aber gerade das Blut sicherte ihn u.
Briquet vor einer Entdeckung. I
Vorwärts riß Briqueteine weißt
Binde von dt m Arme eines Leichname
—denn mit Schrecken hatte er bemerkt,
daß alle Minder mit solchen weißen
Binden versehen waien. Ei schlang ste
um den Arm Lucia', und stch selbst
band er ein weißes Tuch m. So
siüimlen ste voiwärte—von Straße zu
Straße—bis a de Platz de Louvre.
(Foetsipung folg).
Lesen ist Bildung Z
Eine unserer Tanschblätter macht
die richtige Bemerkung, daß Krim Be
treten eines Hause man aus er ersten
Blick erkennen kann, auf welcher Stufe
der Bildung dessen Bewohner stehen,
noch ehe man stch in eine Eonversalton
mit denselben eingelassen hat. Diese
untrügliche Eekennngzeichen besteht
darin, wenn man beim Eintritt tn da
Zimmer einen Blick aus den Tisch oder
die Komvde wlis; steht man eine Zei
tung darauf liegen, so ist mit Gewißheit
anzunehmen, daß die Bewohner de e
-schreite, da sie da Bedüefniß^fühlea
Vorgänge t der Hetmalh unterrichtet
z werden. Wcr kann die Richtigkeit
dieser Beobachtung beanstanden? Wer
davon überzeugen und der
wird, ohne ihm mit dem Scheunenlhore
winken zu müssen, finden, daß „Lesen
Bildung ist."
Zur Charalteristik unserer ve>-
ten.—Ueber zwanzig Millionen Dol
lars sind der Regierung, seit der Ein
führung der Revenuesteuer, durch gewts
welche sich an den Gelder Onkel Sam'
vergriffen uen entweder durchbrannten
oder ihres Amte entsetzt wurden, be
lauft stch auf circa 39(1. Gleichmäßig
vertheilt würde also die Summe, um
welche ein Jeder dieser radikalen Mu
stcrbeamten die Regierung betrog, durch
schnittlich fast slli,00u betragen.
Dieo geht au einem Bericht hervor,
welchen der Schatzsekretär Boutwell auf
eine Interpellation hin dem Kongreß
erstattet. Nun ist anzunehmen, das
sämmtliche desraudirende Beamte der
Regierung die übliche Bürgschaft ge
stellt hatten; allein Hr. Boutwell be
lehrt uns, daß s nur In SO von den
30U Fällen sur angemessen erachtet wur
de, die Bürgen für den Betrag der un
terschlagenen Gelder zu belange.
Weiche Gründe einem solchen Verfahren
in den übrigen Fällen im Wege standen,
geht au dem Bericht nicht hervor; eben
sowenig erfährt man au demselben das
auch nur ein einziger der Kassendirb
die ihm gebührende Strafe erhalten
Es ist wahrlich an der Zeit, daß der
Eorruplton, welche unter der Herrschaft
der Radikalen stch tn alle Zweige der
öffentlichen Verwaltung eingeschttchea
hat und mit ihrem verpestenden Einfluß
alle Schichten der Gesellschaft anzustecken
droht, endlich ein Ziel gesetzt, und die
guten atten demolralischen Grundsätze
der Recht schastenhett und Ehelichte t
öffentlichen wie im Privatleben wieder
zur Geltung gebracht werden sollten.
ES liegt allein an dem Volte, eine Bes
serung herbeizuführen und hoffentlich
wird r schon bei der nächsten Herdjt
wahl zeigen, daß es nicht länger ge
neigt ist, sie durch eitle Phrasen auf
dem Irrwege halten zu lassen und da
rücksichtslose Treiben der Radikalen dnrch
sein Stimmen zu unterstützen.