Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, November 28, 1867, Image 1

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    Jahrgang 2.
Pennsylvanische StaatSzeitung,
Herausgegeben von
loh. Georg Ripper,
scheint jeden Donnerstag, und kostet OI.Yt
GZ.AO nach Berfluß des Jahrgang.
Niemand da Blatt abbestellen, di alle Rück
A n z e i g e n - Be d i ng n g e.
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Harrisburg, Pa., Donnerstag, November 28 18S7.
Poesie.
.Herbsiblätter.
Hin über die erstord'ne Flur.
Den Witlwenschleier der Natur.
Am göhrenwalde traulich glimmt!
Es zieht der Rauch sich hin am Weiber,
Bis er im Nebelduft verschwimmt.
Der Hirt diäst on der Bergeshaidt
Das Herz der tief entschlaf Welt
Feuilleton.
S cl, l m e i st e r s
iiöllzsi.
!>t > ch a rd K Ii n isch.
(Fortsetzung.)
Aber zu literiarische Forschungen
Da Sträußchc ist fertig, sie eilt
hinauf. Jetzt ist sie och ganz sicher,
vor einer Stunde kehrt er nicht zurück.
Und wenn er käme und wenn er sie
überraschte—wäre denn der Schreck gar
so groß, da Unglück so entsetzlich?
Da Fränzli wurde purpurroth.
Sie betritt da Zimmer de Candida,
ten und nähert sich seinem Arbeitstisch.
Dort liegt ein Bogen Papier, auf wel
chem ein paar Zeilen geschrieben sind —
legt sie ihre Blumen darauf, so muß er
bald bemerken, wenn er nach Hause
kommt und den angefangenen Brief
fortsetzt. „Gewiß eine Eingabe an HM
langweilige Consistorium I" Solche
große, mitten gebrochene Bogen hatte
sie auch manchmal beim Vater gesehen
und wenn er darauf schrieb, war er im
mer übler Laune. Unwillkürlich liest
sie ein Wort sie stutzt sieltest wei
ter— „aber wa kann denn da sein?
Die Worte lauten: Hochgeborner
Herr Gras! Hochgebietender
nister! Da der von Ew. ge
neigtest mir bewilligte drei monatliche
worden. Graf! Minister! Dreimo
natlicher Urlaub! Da sind lauter
Räthsel, das versteht sie nicht, aber in
ihrer Brust fühlt sie einen dumpfen
Schmerz, der ihr sagt, daß diese wild
fremden Worte mit ihrem Herzen, mit
ihrem Glück, mit ihrem Leben in Ver
bindung stehen. E wnrde dunkel vor
ihren Augen,.sie mußte sich an der Leh
ne de Stuhle anklammern, um nicht
umzusinken. Ist denn die Sonne schon
Untergängen? E ist so trübe ringsum
her. Der Tag war so schön, so schön —
weshalb kommt schon die Nacht ?
Luft! Luft! Wie alle ringsum wir
belt in tollem Tanz! Bunte Bilder
sie nähern sich, neigen sich über sie, dann
weichen sie spottend zurück der drei
monatliche Urlaub läuft ab! Warum
grellt dieser SchreckenSruf unaufhörlich
durch ihre Seele? Dort, dort auf
diesem weißen Papier steht e ja ge
schrieben von seiner Hand! Aber wa
haben diese Worte mit ihrem Glück zu
schaffen? Sie weiß es nicht
aber dieser brennende Schmerz tn ihrer
Brust
Ist er denn kein Kandidat ?
Wie au einem Traum erwacht, blickt
sie um sich um sich und schaut eine frem
de Welt. Die Welt, tn der sie
lebte, liebte unb selig war, ist todt und
begraben.
Aber wie können diese Worte so zau
berhaft wirken? Lassen sie nicht hundert
fache Deutung zu ? Sie rafft gewaltsam
alle ihre Kräfte zusammen und verläßt
mit schwankenden Schritten da Zimmer.
Den Strauß nimmt sie mit sich.
Der Vater schläft noch. Ganz leise
öffnet sie die Thür seiner Stube; <
hörbar, mit angehaltenem Athem schleicht
sie nach seinem Büchertisch, nimmt einen
Band und entfernt sich, wie sie gekom
men. Der Vater ist nicht erwacht.
Auf ihrem Zimmer öffnet sie da
Buch. E ist ganz neu und enthält die
Titulaturen der Behörden; der Rector
hat e al Rathgeber für die seltenen
Fälle, tn denen er eine solchen bedarf,
erst kürzlich gekauft. Hier sind auch die
Minister verzeichnet drei von ihnen
sind Grafen aber der Minister
für den Unterricht ist nicht darunter.
Die Hand de Mädchen zitterte so
heftig, daß sie da Buch auf den Tisch
legen mußte.
Ihr Auge blieb starr und trocken.
Hätte sit weinen können, den brennen-
Thränen vielleicht gelindert. Aber sie
sah Jugend und Glück versinken; sie
fühlte, daß sie von diesem Aufenblick an
nicht mehr jung war, nur elend.
Dafür hatte sie keine Thräne.
Was lag auch an dem Schmerz die
ser Stunde? Breitet sich doch da Leben
noch so lang, so schrecklich lang vor ihr
au ! Sie ist ja heute erst 17 Jahre alt
geworden. Erst 17 Jahre und Jugend
nd Glück schon für immer dahin !
Sie bedeckte da Gesicht niit beiden
„Ja, Frau Rektorin! Der Herr Wild-
AI er vorübersuhr, erkannte er ihn, ließ
sogleich hallen und sprang heran. Er
war ganz erstaunt, ihn hier zu finden,
Zimmer de Vater trat und ihm wohl
gefällig von der vornehmen Bekannt
schast seine Hülfslchrer erzählte.
Der arme Vater! Die arme Mutter!
Sie verließ da Zimmer und suchte
eine verborgene Laube im Garten auf.
Hier konnte sie nach Fassung ringen, ehe
sie ihren Aeltern vor die Augen trat.
Als sie nach einer Stunde in da
Hau zurückkehrte, war sie äußerlich ru-
Bltck hätte freilich bemerkt, daß eine ge
waltsame, bleibende Veränderung in ihr
vorgegangen war. Aber ihre Aeltern
aHuten ja nicht!
Ehe sie die nächste Stubenthür öffne
te, trat ein eleganter junger Mann in
da Hau. „Wohnt hier der Herr
Wildhofen der Herr Candida Wild-
Hofen?" fragte er mit ironischem Lä
cheln. „Hier oben!" erwiederte Fränz
chen leise. „Sie sind wohl da Töch
terchen vom Hause?" fuhr der Fremde
in demselben nachlässigen Tone fort, in
dem er sie durch da eingeklemmte Lorg
non betrachtete und einen Schritt näher
trat. Da Mädchen vermochte nichts
zu erwiedern, sich nicht von der Stelle zu
bewegen. Ihr Stolz, der sie früher
stet die richtige Haltung finden ließ,
war dahiu. Sie hätte tn die Erde sin
ken mögen vor Scham über die Demü
thigung, die in dem Benehmen de
Fremden lag; aber diese Demüthigung
zeigte ihr auch die Kluft, welche sich zwi
schen ihr und ihrem Glücke aufthat.
Ein schwache Zittern überlief sie. „So
furchtsam, mein schöne Kind ?" scherz
te der Fremde, trat aber zurück und
sprang die Treppe hinauf.
Dort oben, dort oben ! Wenn sie
völlige Gewißheit haben will, dort kann
st sie jetzt finden! Zweifelt sie denn
noch? Nein, nein, e ist kein Zwei
fel mehr übrig und dennoch
Sie kann nicht widerstehen leise
schleicht sie hinauf, nähert sich der Thür,
hinter welcher die Stimme der Spre
chenden ertönen. Daß e unwürdig sei,
zu lauschen sie denkt nicht daran.
Dort, hinter jener Thür, handelt e sich
für sie um Seligkeit oder Verdammniß
sie kann nicht ander, sie muß dort
hin !
Sie sprechen französisch. Mit fieber
hafter Spannung, mit Anstrengung al
ler geistigen Kräfte lauscht die Tochter
de Rector auf den schnellen Erguß der
Rede. Erleichtert athmet sie auf, sie
versteht die Worte, sie kann ihnen fol
gen.
„Jetzt verstehe Ich erst den tollen
Streich! Weißt daß du für den
nächsten Winter drr Löwe der Gesell
schaft wirst, wenn dein Abenteuer be
kanntwird? Wahrhaftig, ich könnte dich
darum beneiden! Alle wiederholt sich,
aber da ist sicherlich noch nicht dagewe
sen! Das ist originell, da ist pikant,
da ist der blühendsten Zeiten der Ro-
mantik würdig! Und die Kleine wird
berühmt werden, denn jetzt weiß ich,
weshalb du au der Welt spurlo ver
schwunden bist und hier, tn süßer Abge
schiedenheit, den Schulmeister spielst!
Ich habe Schulmeister Töchterlein, von
dem du mr vorher nichts gesagt hast,
gesehen. Die Kleine ist allerliebst!
„Sprich nicht tn leichtfertigem Tone
von ihr", entgegnete Wtidhosen ernst,
„ich liebe sie!"
Ein Strahl de Entzücken flog über
da bleiche Antlitz de Mädchen. „Er
liebt mich, er liebt mich !" flüstert sie.
mit seligem Lächeln.
„Du nimmst also die Sache ernhast ?
Aber dann hast du jedenfall auch da
ran gedacht, daß du da schöne Kind doch
früher oder später verlassen mußt und
daß deine Lage eine verwickelte werden
kann, wenn du noch länger hier ver
weist !"
„Ich liebe sie und werde sie hetra
lhen!" entgegnete Wtidhosen ruhig und
bestimmt.
„Heirathen? Aber da kann ja
dein Ernst nicht sein ! Schulmeister
Töchterlein heirathen ? Aber da wäre
geradezu ei Selbstmord.' Freilich ein
interessanter! Man würde vierzehn
Tage lang überalle davon sprechen, die
Frauen würden diese That interessant,
originell, bewundernswürdig finden
aber man würde diese Lobeserhebungen
dem Verstorbene al Nachrufzollen, du
wärst todt für die Gesellschaft und müß
test doch vermöge deiner amtlichen Stel
lung al Lebender unter ihr herumwan
deln. Bedenke doch, ich beschwöre dich
al Freund, die unerträgliche Situation,
in welche d dich selbst, und nicht min
der deine Frau bringen würdest! Du
würdest die Häuser deiner Bekannten
nicht mehr besuchen oder, fall du e
einmal versuchtest, den Versuch nicht
de wurden dir bleibe, aber du würdest
mit peinlichen Gefühlen sehen, wie dei
ner Frau jede Dame und jeder Herr der
großen Welt imponirt, wie sie bald lin
kisch erlegen, bald, wenn sie diese Ver
legenheit verdecken will, mit bäurischem
Stolz auftritt! Du würdest Mängel
ihrer Erziehung, Mängel ihrer Bildung
erblicke, die hier in diesem dörflichen
Rahmen vielleicht ebenso viel Tugenden
sind! Du würdest schließlich über deine
Frau erröthen und die Erröthen wäre
das Todesurtheil für deine Liebe zu
ihr!"
che; aber ich denke auch nicht daran.
Dort liegt mein Abschjedgesuch, morgen
früh sende ich es ab. Sind denn die
Annehmlichkeiten, welche meine Stel
lung mir bietet, im Stande, da Glück
aufzuwiegen, welche die Liebe gewährt?
Ich weiß, daß der Versuch sich heimisch
zu machen in meinen Kreisen, peinlich
wäre für sie und für mich ; wohlan, ich
werde mich einbürgern in ihre Sphä
re !"
Dankgebet ikre gefalteten Hände auf die
Brust, ihre Auge leuchteten.
„Vielleicht Schulmeister werden?
Und du glaubst, ein bloßer Vorsatz ge
nüge, um dein ganze bisherige Leben
wegzuwischen au deiner Erinnerung?
Nein, wahrlich viel eher könntest du es
durchsetzen, daß deine Frau al eben
bürtig von den Frauen deiner Standes
genossen betrachtet würde, al daß du
dich als ebenbürtig ihren Kreisen fühl
test ! Jetzt, wo die Welt dir offen steht,
kannst du leicht sagen, ich will sie ver
lassen ; wenn aber ihre Pforten dir für
immer geschlossen sind, wenn du festge
bannt bist in diese Kreise, wirst du dann
nie mit Sehnsucht nach jenen Pforten
blicken, hinter welchen jene Leben rauscht
und pulsirt, dem du mit allen deinen
Gewohnheiten, Erinnerungen, Neigun
gen angehörst?"
„Nicht mit meinen Neigungen ! Ich
hasse die Treiben ich sehnte mich seit
lange schon nach Rückkehr zur unver
dorbenen Natur!"
, Natur! Wo ist sie und wo ist sie
nicht? Ist nur dies Wiese mit ihren
wildwachsenden Maßliebchen Natur?
Und ist der Garten, in welchem Jasmin
und Rose duftet, nicht mehr Natur, weil
die veredelnde, sorgende Hand de Gärt
ner darin wirkte? Sind die Töchter
der höhern Stände minder schön, al die
Kinder de Volks, weil ihre Hände nicht
rauh sind von der Arbeit, weil ihre Ar
me nicht gebräunt sind von der Sonne?
Ist nicht die weibliche Schönheit der
Pflege bedürftig und deshalb in ihrer
zartesten, veredeltsten Offenbarung nur
anzutreffen bei jenen Frauen der großen
Welt? Und gibt e inen Fehler die
ser oft von sentimentalen Schriftstellern
verschrieenen Frauen, der nicht ebenso
heimisch, nur weniger durch Erziehung
gemildert wäre bei den Töchtern de
mittlern und untern Stande?
Sind etwa die Comtessen neidischer, ge
fallsüchtiger, eitler, ehrgeiziger, klatsch
süchtiger al die Bürgermädchen?
Wenn einmal eine Geheimrathtochter
inen armen Referendar, der sie liebt,
nicht heirathet und dafür ihre Hand ei
nem Bankier reicht, dann schreit man
freilich, daß wahre Liebt in den höher
Ständen nicht zu finden sei. Aber für
jede solche Gehetmrathstochter will ich
dir hundert Töchter von Handwerks
metstern finden, die auch den geliebtesten
Gesellen ihre Vater jubelnd gegen ei
nen Lieutenant eintauschen würden."
„Auch wenn er sie nicht hetrathet?
Du hast darin Erfahrungen—"
„Eben deshalb ist mein Auge klar.
Wa dich zu diesem tollen Einfall trieb,
ist nicht andere al jene Krankheit, die
so furchtbar unter uns Kindern diese
Jahrhundert wüthet > die Jagd nach
dem Unbekannten. Irgendwo muß es
doch zu finden sein, welches dich mit un
versiegbarer Liebe erfüllen wird. In
den Salon war sie nicht, sie wird also
in den Hütten sein. Suche immerhin,
aber hur keinen Schritt, der dir nach
der Enttäuschung die Rückkehr versperrt!
Du willst in ihre Verhältnisse eintreten !
Jetzt hast du diese Verhältnisse noch im
mer verklärt von, Zauber der erwachen
den Neigung und mit den Augen eines
völlig Freien betrachtet und doch, schon
jetzt, da deine Liebe auf ihrem Höhe
punkte ist, da das Gefühl des Gebunden
seins noch nicht auf dir lastet, hast du
dich in diesen zehn Wochen einmal ge
fragt, ob du dich untrr deinen gegen
wärtigen Verhältnissen dauernd glücklich
fühlen könntest? Und hast du dir diese
Frage mit ruhiger Uebcrlegnng be
jaht?"
Fränzli, welche unter den Worte de
Fremde gezuckt hatte vor Weh, lauschte
athemlos ans die Antwort des Gelieb
ten.
Eine lange Pause trat ein.
Diese Pause war ein Todesurtheil.
Die Tochter de Nectors ließ das Haupt
auf die Brust sinken.
„Ich kann nicht ja sagen", erwiederte
endlich Wildhofen, „ich will auch nicht
bestreiten, daß ich geschwankt und gezö
gert habe mit meiner Entschließung.
Aber jetzt habe ich gewählt und dieser
Brief geht morgen früh an den Mini
ster ab!"
Fränzli schwankte fort. Was in
ihr vorging, wa in ihrer Brust kämpf
te, mußte sie jetzt ebenfalls zur Klar
heit, zur Entscheidung bringen. Sie
eilte auf ihr Zimmer und schloß sich
dort ein.
„Ich liebe sie!" Wie Engelsgrüße
klangen die Worte tn ihrer Seele nach.
Er liebt mich, in meiner beißen unsag
baren Liebe wird er Ersatz finden für al
le, wa er verläßt! Ich werde seine
Gewohnheiten errathen, seine Neigun
gen studiren; ich werde- alle au mir
machen, wa er im Weibe sucht und
braucht! So flüsterten lockende Stim
men in ihrer Brust. Aber dazwischen
ertönten erbarmungslos die kalten
Worten jene Manne, den Fränzli
haßte, weil sie ihn doch nicht zu wider
legen vermochte. Kann er denn nim
mer heimisch werden in meinem Kreise ?
Und sie ließ angstvoll prüfend die
Persönlichkeit de Geliebten aufsteigen
vor ihrer Seele, schaute und verglich
und grübelte. „Herr mein Gott!" rief
sie inbrünstig, indem sie auf die Kniee
sank, „laß mich da Rechte erkennen und
gib mir Kraft. E ist ja nicht mein
Glück, um da e sich handelt, aber da
seinig! "
lSchlnß folgt.)
furchtbare Abwege der Aberglaube führen kann.
Ein Mitglied der fanatischen Serie der Retter
hat in der Meinung, daß ein solche Opfer dem
Herrn angenehm sein würde, seinen einzigen
Sohn getödtet. Der Slam de Fanatiker ist
Kursin und er hat selbst die folgende Aussage
der Gedanke, der on der rechten seile kommt,
von der Linken ist die Einflüsterung de Teu
fel. Nach einem langen Bebele kam mir drr
Sohn an der Seite meine Weibe schlummer
te. Da ich wußte, aß sie sich dem Opfer, wel
che ich Bott darzubringrn wünscht, wiederse
die gethan, legte ich ihn auf die Bant und
stieß ihm da Messer mehrfach in den Bauch."
Wie schein, halte sich da Kind dem schreck
lichen Schicksal, da ihm dereilet ward, zu ent
ziehe gestredt nnd in diesem Kampf war e
ehrfach anf da Messer gefallen > al S ge
funden ward, war r mit Wunden bedeckt.
nenaufgang. Kursin sagt au, aß gerade al
da Kind sei lehten Hauch athmet, die
ersten Strahle der Sonne durch da Fenster
j sielen und in einer Ar von Verzückung fiel er
Rr. ss.
dann auf seine Kni, und flehte Gott an, daß
er die Opfer gnädig entgegennehmen möge,
'kursin schloß seine Aussage mit den folgenden
Worten - „Gerade al ich mich or den heilt
gen Blldern niedergeworfen hatte und aIS meln
Sohn in seinem Blute lag, öffnet sich die Thll
re und ein Gattin trat ein. Sie sah sofort,
a sich ereignet hatt und om Grausen er
griffen, sank sie ohnmächtig zu Boden. Ich
hob sie auf und sagte lhr - „Geh zum Bürger
meister und erzähl ihm Alles. Ich stehe lm
Begriff, den Heiligen in gest, geben." Die
russischen Zeitungen, die diesen Vorfall erzäh
len, theilen mit, daß Knrfin, nachdem er in
Gefängniß gebracht orden, unbedingt jede
Art on Nahrung zuriiilmies und den Hunger
tod starb, bwor da Urtheil an ihm ollstreckt
Dievpium-Esser.
„Bruder" Peterson, schreibt die „lowa Tri
bune", von der „Tempere Plattform" gibt
einen ausführlichen Berich über die Behand
lunge der Großloge der „Guten Templer", in
welcher Unter Anterm auch eine Reihe von Ge
wiffenS-gragen gestellt, und zum Theil in recht
inleressanter Weise heantwortel wurden. Wir
heben heule blos ine davon hervor.
„gragei Ist der regelmäßige Gebrauch
Gebrauch on Opium als Reizmittel, wenn da
durch Berauschung ranlaßt wird, eine Verlest
ung unserer Verbindlichkeit?
Antwort, Rein. Aufmerksamkeit ist je
doch in einem solchen Falle am Plaste."
Hier haben wir die ganze Tendenz nd Rich
tung der Temperzlerei in einer Nußschale.
Der Genuß von reinen, unschädlichen und heil
samen Getränken, wie Wein, Bier und llioer,
ist auch in den bescheidensten Ouantitäten, in
den Augen dieser überschnappten Heuchler in
großes Verbrechen. Die Opium-gresserri da
gegen, das entnervendste alle bekannnten Laster
wird nicht al ein Beuch ihres Enthaltsamkeit.
Gelübdes bewachtet!
Man sieht sestt au ihren eigenen Gestädnis
sen, weßhald der Verbrauch von Opium sich in
den Ber. Staaten in den lestten lahrzeheude
über die Zunahme der Bevölkerung hinaus
erdrei- oder eivlerfach hat. Die Temperenz
ler fressen el
Und diese Gesellschaft, die linaestandenerma
ßen einem Laster stöhnt, welches seine Anhän
ger gründlicher zu Sklaven macht, als irgend
ein anderes, will der großen Majorität ihrer
Nebenmenschen Sitten-Geseste vorschreiben und
aufzwingen! Hat e jemals einen elenderen
und verächtlicheren Humbug gegeben ?
Kalte FüAe.—Kalte Füße sind nach medi
zinischen Autoritäten die Verboten von Tod bei
einer Menge on Menschen in jedem Jahr; es
ifl ein Zeichen on mivolltoniminerCirtiilalion,
Mangel an Kraft und sich nähernder Schwäche.
Niemandkann gesund sein, dessen Füße gewobn
lich kalt sind. Wenn das Blut gleichmäßig
durch ten Körper vertheilt ist, so ist in allen
Theilen des Körper Gesundheit vorbanden.
Der Theil, in welchem weniger Blut ist, wird
kalt, und da alsdann an einem andern Theile
des Körper zu viel Blut ist, so leidet dieser an
Fieberhitze dadurch. Im Falle die Füße kalt
sind.ssammelt sich das dort fehlende Blut in d,r
Regel am schwächsten Theile des Körper, wel
cher den andringenden Feind am wenigsten ab
hallt kann. Wenn B. die Lungen am
schwächsten sind, so sammelt sich das üderflüssige
liche Redner, Sänger >c. haben durch ihre Be
schäftigung gewöhnlich eine schwachen Hals;
sie erden daher durch kalte Füße heiser oder be
kommen Beschwerden an der Gurgel; Trinker,
Leuten, welche an kalten Füßen leiden, geben
Man stecke beim Aufstehen des Morgen die
Füße in kalte Wasser und zwar dl bi zu den
heilen daran entstehen können. Die gußbe
kleidung ist nach der Transpiration Seide, Wolle
der Baumwolle und e ist natürlich nicht für
Diese Rathschläge dürften desonders bei dem
Wenn man heut zu Tage in Restaurationen
oder dei Festessen die Speisekarte überblickt, so
findet man gewiß manche sonderbare Namen
den „Gebackene Brenndacks" nicht aus dem
Speisezettel. Und doch hatte wir gestern Ge
legenheit, ein derartige Gericht mit eigenen
eichten Greendack konnten natürlich nicht zu
dem üdrigen Gelde gelegt werben.
Allein unser Bekannter wußte sich zu helfen;
desselde noch die zum Trocknen erforderliche
Hitze halte. Und da hinein wurden die nassen
Bill gelegt und sorgfältig ausgebreitet. Die
Idee war so ganz dumm eigentlich nicht, na
mentlich da sich der Pfiffiku vorgenommen hat
t, am ander Morgen der Erste dei der Hand
zu fein. Allein es kam ander; e war un
glücklicher Weise Waschtag, und hatte die
Magd schon früh tei Tagesanbruch ein tüchli
ge Feuer im Kücheuofe angemacht, welche
den im Backofen befindlichen Grcenback zu
Gute kam. Sie wurden trocken, ganz trocken
und immer trockener, so daß, al unser beuge
nannte Pfiffikus au bangen Träumen erwacht,
mit verzweifelte, Haft tn die Küche hinabge
sprungen und den Ofen offen gerissen hatte, er
seine Greendack ganz raun.gebacken nd
Zwieback ähnlich wieder fand.