Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, November 14, 1867, Image 1

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Harrisburg, Pa., Donnerstag, November , IBS7.
Poesie.
(Aus dem „Bellete. Blätter.)
Spätherbst.
NachdemEngllschcnvonE. A. Zündt.
De frost'gen Nebels TraumcSwcb'n erfüllt
Der blätterlosen Wälder ernstes Reich,
Dem müden sonngcdräüntcn Schnitter gleich.
Die graue Scheune hat vom Hügelrand
Hin über düstre Wasser in das Thal
Den Gruß der Drescher mit der Flegel Fall
Geschüttelt von den Schwingen süßen Schlaf,
Und säumiger Mähder Ohr ihr Schmettern traf.
Das ist jetzt Alle sonnlos, öde, todt.
Wie ist drr Haag so dürr und blüthcnlrce.
Die DistclwoUe selbst, der Blumen Geist,
So still dahin, trieb leis ihr Rädchen an
Und sah dem Deetz' des stüchl'grn Fadens nach.
Die Schwergeprüfte! Einstens war'S lcinTranm
Daß Er sie hier geküßt, zum Mahl gesllhrl i
Horch, wie'S im dürren Laub sich eben rührt.
Da sie geblüht in lugendglanz und Glück,
Rief ihn sein Land; sie gab ihr Alles hin ;
Zweimal hieß ihn der Krieg von dannen zieh';
Die für die Freiheit führte manche Hieb;
Er lam nicht wieder, auf der Wahlstatl blieb
Er in dem heil'gen Kampf sür's Vaterland.
Lang, doch nur leise hat stch'S Rad gedreht,
Wie Bienen summen in der Mittagszeit;
Lang, doch nur leise klagte sie ihr Leid
lffitt Llppcn zitternd, flüsternd im Gebet.
Da reißt der Faden und sie senkt das Haupt,
Getreue Nachbarn legen sie in'S Grad:
Lang war ihr Spätherbst, den der Tod entlaubt.
-feuitlelou.
Schulmeisters
-fränzli.
Erzählung
von
Richard Kunisch.
3.
(Fortsetzung.)
Am folgenden Tage trat der Candi
dat nach Beendigung der Schulstunden
aus seinem Zimmer, um vor dem Abend
essen noch einen Spaziergang zu ma
chen. Im Schlafsaal erblickte er Fränz
li, die nach der Vorrathskammer ging.
Auf diesem Wege war er ihr sowie ihrer
Cousine und der Rektorin schon oft be
gegnet und mit flüchtigem Gruße vor
übergegangen.
Fränzli wurde roth, als sie ihn er
blickte. Sie machte Miene, ihren Weg
fortzusetzen, er aber ergriff ihre Hand.
„Sind Sie so eilig?"
„Ich muß Schinken für morgen her
unterholen."
„Und da duldet keine Minute Ver
zug ?" scherzte Wildhofcn. Fränzli
lachte ein wenig.
Außer ein paar entfernt stehenden
Schemeln gab e hier nur Betten. Der
junge Mann setzte sich auf eins dersel
den und zog das Mädchen neben sich.
Dann schlang er seinen Arm um sie und
bedeckte sie mit Küssen. Sie sträubte
sich nicht, sie überließ sich erröthend,
aber unbefangen seinen Liebkosungen.
„Du böse Fränzli, warum hast Du
mich bisher so geflohen?"
„Das weiß ich ja selbst nicht! Ost,
wenn Du mit mir sprachst und ich ant
worten wollte, versagte mir die Stimme
und ich brachte kein Wort heraus. Un
zähligemal habe ich Dir nachgeschaut,
aber tratest Du dann vor mich hin,
dann konnte ich Dich nicht ansehen.
Beachtetest Du mich nicht, so hätte ich
weinen mögen vor Schmerz, und doch
war ich nicht im Stande, Dir wie Her
mann die Hand zu reichen."
„Und fällt es Dir jetzt auch noch
schwer?" fragte Wildhofen neckend.
Statt der Antwort reicht fle ihm mit
seligem Lächeln beide Hände.
„Du böses, unartiges Kind!" sagte
er, indem er sie küßte.
„Jetzt kannst Du mich ja strafen für
allr meine Unarten!" erwiderte sie leise
und schmiegte sich erröthend an ihn.
Der Abendwind, der durch die Bäu
mr des Gartens strich, stieß eins der
Fenster auf, wrlchr nicht geschloffen war.
Das Mädchen blickte auf und bemerkte
jetzt erst, daß es inzwischen dunkel ge
worden war.
Sie erhob sich.
In diesem Augenblick ließ eine Nachti
gall, welche auf den Zweigen der alten,
dicht am Hause emporstrebenden Lind
saß, ihren süßen, weichen Gesang er
schallen.
„Horch, wie schön !" flüsterte Fränzli.
Die Lerche jubelt von Glück ad Se
ligkeit, die Nachtigall Nagt tn schmel
zender Sehnsucht. Aber tn den Her
zen der beiden erweckte ihr Lied jetzt nur
als Widerhall den Triumphgesang der
Lerche.
„Ich muß gehen!" Aber wie die
Lippen Fränzli' so zögcnd und wider
willig das Trennungswort sprachen !
„Aber Du kommst morgen wieder?"
bat zärtlich der Mann. Ein heißer
Kuß war ihre Antwort. Dann war sie
seinem übervollen Herzen hinaus in
Freie.
Die Kinder de Osten, wo die Rose
am herrlichsten duftet, wo die Nachtigall
ihre hezauberndsten Lieder ertönen läßt,
Stern konnte sich nicht Luft machen in
der Sprache der andern, da erfand sie
die Sprache der Tone. So entstand der
erste Dichter. Und als er starb, da ver
wandelte Gott ihn in einen Bogel und
erhielt tn ihm die neue Sprache der
Schöpfung. Und die Menschen lausch
ten seinem Lied und wo tn Herz in
Sehnsucht schwoll, da lernte es von der
Nachtigall die Sprache der klagenden
Liebe. Aber auch der schöne Stern des
Himmels wurde mächtig angezogen von
den Liedern der Erde und sank hernie
der. Und als er de Boden berührte,
blühte er als Rose empor und ließ sei
nen Duft aufströmen zu den Zweigen,
in denen der Sänger saß. So blüht
die Rose, so klagt die Nachtigall fort und
fort; sie find sich so nahe und doch für
ewig geschieden, denn die schöne Blume
sinkt entblättert zu Boden, wenn ihr
Sänger sie berührt.
Die Töchter von Schiras erbeben,
wenn sie, tn den Armen de Geliebten
ruhend, das schwermuthsvolle Lied der
Nachtigall vernehmen. Sie ahnen das
Schicksal der Rose.
Weich und süß und klagend schwollen
die Töne durch dste dunkeln Blätter der
alten Linde. Dann verstummte der Ge
sang.
Durch das geöffnete Fenster wehte der
Wind eine zarte Blüthe herein, die sich
losgerissen hatte vom schützenden Zwei
g'-
Und in derselben Stunde blickte im
Garten die Tochter des RectorS zum
Himmel empor, dir Hände auf da Herz
gepreßt, als sei e zu eng für so telSe
ligleit, da Auge strahlend und keuch
tend, als send S ein Dankgebet zn
Gott für so nicht Glück.
„Wir schön! flüsterte sie plötzlich,
indem sie nach dem Abendhtmmel schau
te.
Ein Stern hatte sich vom dnnkeln
Firmament gelöst und schoß glänzend
und feurig hernieder.
Wohin ist er geschwunden?
Dir Tochter de RectorS ging in da
Haus zurück.
Kühl, still und dunkel senkte sich die
Nacht herab-
Der Candidat Hermann hatte am
Sonntage wieder in drr Stadt gepre
digt ; Nachmittags besucht er die Fa
milie/ bet welcher er inen großen Theil
seiner Freistunde zuzubringen gewöhnt
war. Beim Eintreten fand er nur Ber
tha.
„Sit sind ganz allein?"
„Der Onkel ist in die Stadt geritten,
um ein Packet selbst abzuholen. S
soll eine Ueberraschung für Fränzli wer
den, zu ihrem Geburtstage. Herr Wild
hofen ist mit den Knaben gegangen;
aber die Tante ist z Hause. Wollen
Sie nicht Plast nehmen, Herr Her
mann?"
Der Candidat sestte sich neben sie.
„Immer so steißig, anch am Sonn
tage ?"
„Ach, ich sollte wohl heute nicht stil
len, aber ich muß den Krage bt Mitt
woch fertig machen!"
„Auch eine Geburttagüberraschung
für Fränzlt ?"
„Ja wohl, deshalb duldet die Arbeit
keine Aufschub! Dafür habe ich den
Vormittag best besser zugebracht."
„Sie waren tn der Kirch; ich hab
Sie gesehen!"
„Wirklich? Ach, Sie haben auch
teder so schön gepredigt! Ich mag,
seit ich Sie gehört habe, zu keinem an
dern Geistlichen mehr gehen."
Der Eandidat lächrlte geschmeichelt.
Er würde unter andern Umständen über
diese Schmeichelei, die durch Ausdruck
und Blick noch auffallender wurde, auch
gelächelt haben, aber in andererßezteh
ung. Daß sie ihn selbst betraf, ent
waffnete seine Kritik.
Bertha war nicht besonders scharfsin
nig, aber fir besaß jenen weiblichen In
sttnct, zvelcher sicherer leitet al der Ber
stand drr Verständigen.
Ueberdieß war sie schon über zwanzig
Jahren alt und ohne Vermögen.
„Ich bin, ehe ich hierher kam, alle
Sonntage in die Kirche gegangen, denn
das ist mir Bedürfniß. Der Tag wür
de mir nicht lieb sein, wenn ich nicht am
Vormittage die Worte der Schrift ge
hört hätte. Aber wie man von einer
Predigt ergriffen und erschüttert we-den
kann, das weiß ich erst, seit ich Ihre er
ste Predigt gehört habt."
Bertha bemühte sich, auch durch dir
Erinnerung davon ergriffen zu werten.
„Es freut mich, wenn meine Worte
Eingang fanden in Ihr Herz", sagte
wohlgefällig und nicht ohne Salbung
der junge Theologe, „es ist dies der
schönste Lohn, den der Verkünder der
Schrift sich wünschen kann."
„Ich habe noch jedes Wort daran
behalten. Sie sprachen über den Text:
„Lasset die Kinblein zu mir kommen",
und dann setzten Sie auseinander, wie
wir alle streben müssen, so unschuldig zu
werden, wie wir als Kinder waren, und
wir nicht sorgsam genug unser Herz
wahren könnten vor allem Argen, vor
Mißtrauen und bösen Gedanken. Ach,
ich habe so weinen müsse wie noch nie
bei einer Predigt!"
Sie drückte das Taschentuch a die
Augen.
„Wohl Ihnen, daß die Worte der
Schrift und ihre einfache, schlichte Aus
legung noch so tiefen Eindruck auf Sie
machen können I" sagte sehr wohlwol
lend der Candidat; „solche Empfänglich
keit ist gar ein herrlicher Beweis eines
unverdorbenen, kindlichen Sinnes!"
„Ich hätte eigentlich eine recht große
Bitte an Sie, aber Sie dürfen nicht bö
se werden!"
„Das will ich gewiß nicht!"
„Sie könnten mir eine recht, recht
große Freude machen "
„Nun?" fragte Hermann freundlich
„Ihre Hand darauf, daß Sie nicht
böse werden —"
Der Eandidat reichte bejahend die
Hand, welche Bertha ergriff und dann
loszulassen vergaß. Sie versuchte, sehr
furchtsam und zagbaft auszusehen, rück
te dem junge Mann noch etwa näher,
blickte bittend in sein Auge und sagte
dann i „Sie haben doch gewiß noch ei
nige Concepte Ihre Predigten! Ich
wäre ganz glücklich, wenn Sie mir eini
ge davon leihen wollten! So herrliche
Worte kann man sich gar nicht oft ge
nug einprägen! Wollen Sie?"
„Ich werde Ihnen gern bringen, was
ich etwa noch vorfinde. Ich halte mich
zwar wenig an das geschriebene Wort
und füge aus der Kanzel vieles hinzu,
was der Augenblick mir eingicbt, aber
die leitenden Gedanken finden Sie doch
darin."
„Da werden Sie mir eine sehr, sehr
große Freude machen!" betheuerte Ber
tha mit möglichst entzücktem Ausdruck.
„Ich wollte Sie schon lange darum bit
ten und ich hatte nie den Muth. Heu
te aber, unter Ihrer Predigt, da faßte
ich mir ein Herz I Sie sind so gut und
freundlich, dachte ich, Sie werden es ge
wiß nicht übel nehmen. Und überdies,
einem Geistlichen darf man ja alles an
vertrauen, wa man auf dem Herzen
hat. Ich habe immer geschwärmt für
den geistliche Stand wäre ich Kna
be, ich möchte nicht andere werden.
Aber wie segenreich ein Berkünder der
Schrift wirken kann, da weiß ich erst,
seit ich Sie kenne!"
Ded Candidat drückte gerührt die
Hand de Mädchen, welche noch immer
vergessen hatte, die seinige loszulassen.
Ermuthigt fuhr Bertha fort: „Zu
keinem andern Menschen würde ich so
sprechen, aber ein Geistlicher ist ja an
der als alle andern. Er verkündet uns
die Worte unsers himmlischen Vater
und er selbst ist ja, mag er jung oder alt
sein, ein Vater setner Gemeinde, dem
wir durch kindlichen Gehorsam und durch
kindliche Verehrung danken für alles
Gute, da wir von ihm empfangen ha
ben."
Sie hatte die letzten Worte mit un
verkennbarer Rührung gesprochen und
erhob jetzt die och immer festgehalten
Hand des Theologen, um sie in kind
licher Verehrung— an ihr Lippen zu
drücken.
„Sie sind in gute, liebes Kind!"
sagte Hermann, indem er sanft seine
Hand zurückzog und, sich verbeugend,
Bertha' Stirn mit flüchtigem Kuß de
rührte.
Draußen lärmte die Schaar der zu
rückkrhreaden.
„Ich werde diesen Sonntag nie ver
gessen !" sagte Bertha leise, imdrm str
die Hand des Candtdaten nochmals er
griff und drückte. Bei Wildhofeii's
Eintritt, der dem Mädchen noch nie so
ungelegen erschienen war, ließ sie die
Rechte de jungen Seelsorgers los, in
dem sie nur noch mit eindringender In
nigkeit die Worte flüsterte: „Die Con
cepte bekomme ich doch?"
„Ich wollte Sie eigentlich zum Spa
ziergang abholen", rief Hermann dem
College entgegen, „da aber der Herr
Rector nicht da ist, müssen Sie wohl bei
den Knoden bleiben."
Die Rectorin, welch in diesem Au
genblick gleichfall eintrat, hatte die letz
ten Worte gehör. „Bittr, Herr Wild-
Hofen", sagte sie freundlich, „wenn Sie
ausgehen wollen, dann können sich ja
die Knaben hier vor dem Hause herum
tummeln und ich und Fränzli oder Ber
tha, wir setzen uns mit dem Strickzeug
vor die Thür und beaufsichtige sie.
Es ist wieder so schönes Wetter, daß es
unrecht wäre, zu Hause zu bleiben.
Wildhofen versprach, bald herunter
zukommrn, und ging aus sein Zimmer.
„Ist denn Ihr Besuch noch da?"
fragte die Rectorin.
„Ja, aber er wird noch in dieser Wo
che abreise. Ich komme wenig mit
ihm zusammen und freue mich, daß er
bald fortkommt. Er ist mit dem ältern
Brudcr meines Zöglings befreundet,
aber es läßt sich nicht vermeiden, daß
auch mein Kurt viel in seiner Gesell
schaft ist und da ist mir nicht lieb.
Männer wie dieser können keine gün
stigen Einfluß auf einen ftchSzehnjähri
gen jungen Menschen ausüben."
„Gefällt er Ihnen nicht?"
„Er hat viele Anlage zum Hochmuth
und scheint so leichtfertig in seinen Eit
len zu sein, wie leider gar manche in den
höheren Ständen. In der Kirche habe
ich ihn noch nie gesehen, der Spieltisch
scheint ihm lieber zu sein."
„Da muß ja ein schrecklicher Mensch
sein !" rief Bertha im Tone der tiefsten
sittlichen Entrüstung. Sie hatte verge
geben gehofft, dem Fremden einmal zu
begegnen; jetzt, da seine Abreise bevor
stand, war auch das letzte Interesse für
ihn geschwunden.
„Da hat unser Herr Wildhofen frei
lich nicht viel an seiner Bekanntschaft
verloren", meinte die Rectorin, „aber
schrecklich ungezogen von ihm war cS
doch" sie blickte sich ängstlich um, ob
er auch och nicht zurückgekehrt sei
„schrecklich ungezogen von ihm war es
Grafen seine Aufwartung gemacht hat!
Er ist nun bald drei Mansie hier, aber
dazu konnte ich ihn nicht bewegen, so
oft ich ihn auch erwähnte."
„Ja, ich habe ihm auch gesagt, daß
man es im Schlosse erwarte, aber es ließ
sich in dieser Beziehung nichts mit ihm
anfangen."
Fränzli, welche eintrat, sagte lachend -
„Das ist wohl wieder der alte Streit
darüber, daß der Herr Wildhofen durch
aus Schloß gehen soll? Hat er nicht
seine Straft schon dadurch empfangen,
daß er sich um das kostbare Diner ge
bracht hat, zu dem ihn die gräfliche Fa
milie sonst eingeladen hätte?"
„Mit vier Gängen und zweierlei
„Und zum Schluß warme Limonade
ohne Zucker!"
„Das muß ja abscheulich schmecken!"
rief Bertha.
„Kennst Du die Geschichte noch nicht?"
rief Fränzli mnthwiiliger Laune; „dann
muß ich sie Dir erzählen, wie ich sie ge
hört habe. Im Schlosse wird nämlich
nach dem Essen warme parsümirtes
Waffer in GlaSschalrn herumgereicht
und damit reinigt man sich den Mund
und die Finger; da ist so Sitte bei den
Vornehmen. Wir machen das Geschäft
freilich etwa einfacher mit kaltem Was
ser in unsere Küche ab, aber tn einem
Schlosse können doch nicht alle nach der
Mahlzeit in die Küche laufen! Als
nun der Vorgänger meines Schwager
hier ankam und nach seinem Besuch aufs
Schloß gebeten wurde, wurden am En
de der Mahlzeit diese Glasschalen in
großen Unterschalen vor jrdrn Gast ge
setzt. Die Gräfin dachte daran, daß er
möglicherweise diese Sitte der Vorneh
men nicht kenne, und machte r ihm vor;
er aber denkt, sie spucke das Gctränk des
halb aus, weil es ihrem verwöhnten
Gaumen nicht zusage, und fühlt sich da
durch doppelt verpflichtet, ftinerfttt den
ganzen Becher bis auf den letzten Trop
ftn auszutrinken. Aber er meinte nach
her, diese warme Limonade ohne Zucker
habe ihm Uebelkcit erregt, und daher
stammt drr Name."
„Ist da wahr?" fragte Bertha er
staunt.
„Die Frau Gräfin hat es mir auch
so erzählt", bestätigte Hermann, „und
sagt, sie habe, trotz ihre Mitleiden für
den jungen Mann, Müh gehabt, da
Lachen zurückzuhalten."
Wildhofen trat wieder ein und mit
ihm empfahl sich der Theologe.
(Fortsetzung folgt.)
Ep-Gou. Andrew von Mas
sachusetts ist letzte Mittwoch gestorben;
er war 4S Jahre alt.
Nro. 2.
in furchtbare Prairie.Feuer.
Von gort Ramson, Daeota, wird vom 7.
Ott. folgende Seme in Folge ine Prairie-
Feuers gemeldet i
Der Wind hatt längere Zelt gewehl und
der Montag Mittag die Heftigkeit eines Or
lau erreicht,. Ich (de. Eorrespondti) saß
eben gegm elf Uhr in meinem Sidleyzelle, als
ein Mann sich zu mir heeeindrängte und mir
zurief, daß mein Küchenzell eben weggeweht
werde. Ich trat gerade zeitig genug in'S Freie,
um zu sehen, wie das Zelt in Fetzen zerrissen
wurde, während da Kochgeschirr und andere
Küchen-Aetitet or dem Sturme her über die
Prairie geiriedm wurden. Ich war so sehr in
Anspruch genommen mit der Jagd auf meine
Küchenntensilien, daß ich die Rauchwolke nicht
bemerkte, die übn den Höhenkamm getrieben
wurde, dis dl erstickende Lust mich darauf auf
merksam machte, und so befremdend es lauten
mag, auch sonst Niemand hatte da Prairie-
Feuer früher demerkt, was sich damit eellärt,
daß sich unsere Lager in einer Bodenvertiefung
Ein Blick ließ mich die Gefahr erkennen und
in mein Zelt stürzen, die grauen herausholen
und sie nach dem SntlerS Lagerhaus
dem einzigen bedeckten Gedände bringen
war da Wert eines Augenblicks. Da ich Ta
gcSoffiziee war, so mußte ich zurückeilen, die
Wache herausrufen und den Allarm. Das
Feuer kam un mit intsetzlichcrGcschwindigkrit
näher und war von dichtenßauchwolkenbegleilel,
die uns zu ersticken drohten, och ehe das Feuer
selbst nn erreichte. Geblendet und athemlos
war jeder Versuch des Widerstandes gegen da
Feuer vergeblich und unsere schwachen Versuche
sein, denn der Sturm trieb da gener dis volle
fünfzig Nard weit in einem Sprunge fort.
Ich warf mich auf den Boden um meine Au
gen zu beschützen und Athem holen zu können,
als es mlr infiel, daß 66t)Psd. Pulver im Snl
ler-Waarenhaus ans gespeichert waren. So
fort sprang ich auf und eilte nach dem Lager-
Haus, wo ich Major S. fand, der gleichfalls an
da Pulver gedacht und die grauen nach dem
Posten hinadgeschick hatte. Ich eilte jetzt nach
dem Lager zurück und dassclde würde in diesem
Augenblicke gänzlich zerstört worden sein, wenn
nicht in plötzlicher Windwcchsel eingetreten
Der Sturm trieb jetzt da Feuer s-iiwärts
vom Lager, innerhalb fünf Narps an den Zel
te vorüder, und den aufgepflügien Boden uni
die Heuschober überspringend, setzte es diese, die
über sechshundert Tonnen Heu enthielte, in
Brand. DaS Feuer ergriff dann einige Außen
gcdäüdc des Posten, die zeestörl wurden und
flog dann die Hügelreihe hinauf und weiter fort
über die Prairie, Männer, Frauen und Kinder,
sowie das Bleh erdrannte, während wir selbst
halberstickt durch Ranch und Feuer nd durch
er an, um den Posten und das eigene Leden zu
retten, und der Wind begünstigte unsere An
strengungen. Auszulöschen was brannle, war
unmöglich. Die Flamme crbreilelen ine
entsetzliche Hitze, wurden aber durch de Sturm
die Gefahr vorüber, und wir legten uns er
schöpft zur Ruhe nieder. Alles war mit Ruß
und Asche bedeckt und der Verlust war dedeu-
der.
Getreidewucher. Die Getreide
ucherer sind schon wieder stark an der Arbeil,
dem anten Volt der Ver. Staaten den Brod
kord so hoch als möglich zu hängen. Die New-
Aork „Times" sag,, daß sich dort und tn den
Haupthafenplätzen der westlichen Staate Seen
inneehald der letzten paar Wochen Ine Anzahl
reicher Spekulanten zu dem Zwecke eröttndel
hade, den neuen Watzen so stark als möglich
auszukaufen und dann t großen Magazinen
zu Vuffalo, Aldanp u. s. w. zu deponiern, um
ihn vorderhand dem Vertehr zu entziehen.
Mittlerweile sollen dar. durch da Geschrei über
die Unzulänglichkeit der heurigen Ernte, das
Fehlschlagen er Welschkornernie und die gäul
nlß der Kartoffeln die Marktprelse auf eine
Höhe getriebcu werden, welche es dm Wucher
seelen möglich macht, ihre ausgespeicherten Vor
räthe mit enormen Profi abzusetzen, gast
scheint es also, als sollte selbst die reichste Ernte
das Volk nicht mehr vor Hungerpreisen schützen
können. ES ist in der That ein geduldige
Volk, da Volk in diesem Lande de allmächti
am Dollars? Wo anders würde man mit
solchen Wucherern wenig Federlesens machen.
Im Jahre 1788 wurde im Nord
Waltham Theater zuNorfolk, Va., „Die
schöne Büßerin" gegeben. Als im letzten
Akte "Calista" die Hand auf denTodten
schädel legt, befiel die jene Rolle spielen
de Schauspielerin, Madam Berg, ein
unwillkürlicher Schauder und sie stürzte
ohnmächtig zu Boden. Sie wurde wäh
rend der Nacht augenscheinlich tränker—
am anderen Morgen beschied sie den
Theaterdiener zu sich und frug ihn, woher
er jenen Schädel habe. Er sagte, er
hätte ihn von eine Todtrngräber erlangt
und e stellte sich heran, daß S der
Schädel eine gewissen Norrt, eine
Schauspieler, der 12 Jahre vorher ge
storben, war. Dieser Norrt war der
erste Gemahl der Frau Berg; sie starb
6 Wochen nach jener Vorstellung.