Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, August 01, 1867, Image 2

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    Die Staats-Zeitung.
.yarrisbmft, Pa.
Doilne r st d Aq u st l, !
' 5.
Angriffe Asienlen.
F. T. LoeS,2li Nord Fünfte Straße, Phi
ladelphia, Pa.
I>r. F. Micrso, „Dcmokrat" Office,
Philadelphia, Pa.
C. M eye, No. 37 Park Row, New-
Avrk.
Für Richter der Suprcmc-Court:
(Heorg Tharowovd,
„(bleiche Lumpen, qlciche
firn".
Seitdem die Radikalen am Ruder
sind, pajsircn Dinge, deren Abenteuer
lichkeit an die wunderbaren Erzählun
gen erinnert, welche von Negierungö
kuiiststückcn, Lauuen und tollen Spässen
orientalischer Herrscher berichtet werden.
Hier ist ein Gcschichtchcn, welches in Eu
ropa sicherlich Niemand glaube würde,
und dem amerikanischen Volke muß es
sicherlich die Augen öffnen, wenn es nicht
gänzlich mit Blindheit geschlagen ist.
Bekanntlich hat der Eongreß u. A. ein
Gesetz erlassen, welches den Präsidenten
verhindern soll, irgend einen Beamten
definitiv abzusetzen, bis der N a ch
folger vom Senate bestätigt
ist. Der Präsident darf zwar einen
Beamten snsp endire n, bis der
Senat in Sitzung ist und die Ent
scheidung trifft; wird aber der vom
Präsidenten ernannte N a chfolge r
vom Senate verworfen, so bleibt der
alte Beamte in seiner Stellung—
g l e ich viel, welches Vergehens
crsi ch schuldig ge mach t. Es
ist dies das berühmte ~'l'onuro cck llioo
!.-nvn ein Gesetz, um die von Lincoln
angestellte „r epublikanisch c"
B utterbrv d B rigade mögliehst
mit Aemtern versorgt zu erhalten.
Nu trng es sich kürzlich zu, daß der
Postmeister zn Greeusburg, Indiana,
schwere ilnlerschleise beging und um die
selben zu verbergt, seine Bücher falsch
tc. Ein Sprzial-Ageut des General-
Postmeisters entdeckte den Betrug und
der Präsident suspeudirte den Betrüger
vom Amte. Wahrend der letzten Con
greß-Sitzung wnrde dem Senate der
Thatbestand mitgetheilt und der Name
des ernannten Nachfolgers übcrsandt.
Der Senat verwarf den Letzteren und
vertagte sich, ehe eine neue Ernennung
gemachterden konnte. In Folge des
sen bleibt dem Gcncralpostmcister nichts
Anderes übrig, als seinen diebischen Nu
ergebenen im Amte zu behalten. Er
hat demsclbcn die glückliche Wendung
der Dinge mitgetheilt und das Wiedcr
anslellnngs Dekret mit der Bitte heglci
ket:
„Sie werden hiermit rcspectvollst er
sucht, als eine besondere Gunst für
das Postdcpartement, so wenig als
möglich Gelder, die der Regierung
gehören, dnrchznhringcn und so we
nig als möglich Ihre Bücher zu fal
schen."
Es ist in der That weit gekommen,
daß die radikale Partciherrschaft das
Post-Departement zwingt, einen spitz
bübischen Untergebenen im Amte zu be
lassen und denselben zu bitten, nicht
mehr so viel zu stehle. Pfui!
O, es ist schrecklich!
Tic radikale Eincinnati Times klagt
seit einigen Tagen mit rührender Nai
vität über die entsetzliche Acmterjägcrci
und Corrnption, welche in der radikalen
Partei von Hamiitvn Evunty überhand
genommen hat. Ihren gewiß nicht
übertriebenen Darstellungen zufolge ha
den wir es hier mit einem „Miami Tri
bc" der allerschlimmstcn Sorte zu thun.
Ein geheimer Ring, sagt sie,vertheilt
schon lange vor der Nominalionseon
vention alle zu besetzenden Aemter.
Dieser Ring hält jede Woche eine Ver
sammlung bei verschlossenen Thüren
und beschließt, für welche seiner eigen
en Mitglieder die radikalen Schafe und
Lämmer nachher Hurrah zu rufen und
ihre Stimmen abzugeben haben.
Der Times zufolge ist das Uebel so
tief eingewurzelt daß innerhalb derra
dikalc Partei an eine AbHülse kaum zn
denken ist. Geld und geheime Draht
zieherei sind allmächtig und beide bewe
genden Siräste stehen im Dienst der
schlechtesten Ercaturcn. Diese drängen
sich in den Vordergrund, und nachdem
sie im geheimen Caucus ihr Ziel erreicht,
zeigen sie sich ans allen Picnics und
Volksfesten und „spenden"Geld mit vol
len Händen.
So wird der Times zusolge, das Ding
gcfirt zum große und direkten Schaden
des Volkes und der öffentlichen Moral.
Und wcßhalb sucht man keine durch
greifende Abhülfe dieser Ucbelstände, in
dem man einer so corrnptcn Partei den
Lauspaß gibt? Auch das erzählt uns
die Times. Es ist, weil die Gegenpar
tei einst nicht sehr begeistert für einen
Krieg war, der jetzt längst vorüber
und dessen Wunden zu heilen ge
genwärtig unsere Aufgabe ist. Zwar
zweifelten ihrer Zeit auch viele Republi
kaner an dem glücklichen Ausgange die
ses Krieges, und sowohl der erste Jour
nalist der republikanische Partei, Ho
racc Grcelev, wie selbst ihr Präsident,
'Abraham Lincoln, pflogen (in Niagara
Falls uud hei Fort Monroe) geheime
Fricdcnsuutcrhaiidluugeu mit bewaffne
ten Rebellen.
Ihnen darf man deSbalb nichts nach
tragen ; aber weil viele Demokraten
denselben Zweifel an einem glücklichen
Ausgange hegten, deßhalb darf es der
demolratischcn Partei nicht zzestattct sein,
das Volk von seinen Schindern und
Peinigern zu erlösen.
So lautet die sophistische Parole, un
tcr welcher der Radikalismus fortfährt,
an dem Ruin des Landes zu arbeiten,
Es ist geradezu unmöglich, daß das
Volk nicht endlich den elenden Trick mer
ken unddcm corruptenHenchlergeschlechte
den Dienst kündigen sollte.
Limlinrstcr Käse nud Bier.
Der .nvw NothingiSmuö der Führer
der radikalen Partei entpuppt sich im
mer tcullichcr. Sie haben den Neger
und glauben die Deutschen entbehre zu
können. Ihre Tempcrenzumtriebe und
Muckergclüstc rufen natürlich in den
deutschen radikalen Blätteun starke La
mentationen uud Protestationen hervor.
Das erregt den Zorn dieser hochgebore
nen Herren und sie glauben, daß die
Zeit gekommen ist, wo sie diesen „Dutch
iiien" gegenüber kein Blatt mehr von den
Mund zu nehmen brauchen. Hören wir,
wie im Nachfolgenden die „St. Paul
Preß," das radikale Organ von Minne
sota, über die Deutschen Radikalen von
St. LoniS herfällt.
„Die deutschen, nach Limburger
Käse stinkenden Bicrsäuser von St.
LoniS, welche die lärmenden Auszüge
unter dem -Klange von Blech - Eym
belu uud Trommeln in ihren verlasse
nen Biergärten entbehren müssen, sto
ßen dasselbe Geheul über „puritani
sche Unduldsamkeit" aus."
So, so, die radikalen Führer haben
ausgesundc, daß ihre deutschen Par
thcigcnossen in St. Louis „nach Lim
hnrgcr Käse stinken!" Das ist der Dank
für ihre Parteitreue. Ter Deutsche
Mohr bat seine Schuldigkeit gethan, er
kaun jetzt gehen, der s ch warze Mohr
wird jetzt seine Stelle einnehmen. An
dere Zeiten, andere Lieder. Im Jahre
1800 pfiffen diese eingeborenen radika
len Vögel ganz anders, denn damals
brauchte man die Stimmen der Teut
schen von St. Louis uud man schmei
chelte sickc derart, daß Karl Schürt, (der
jetzt au.b in St. Louis nach Limburgcr
stinkt in seinen Reden begeistert aus
rief: „Wir deutschen Repnblikancrwer
den geachtet, wir werde geehrt, wir
sind die Schvoßkindcr der Partei der
Bildung und der Freiheit."
Viele „romantische" Deutsche Rcpub
iikaner haben sich früher eingebildet, daß
die republikanische Partei wirklich die
Partei der Freiheit und der wahren
„Bildung" sei. Diejenigen, die nicht
gar zu sehr vom Partci-Vorurtheil be
sangen sind, müssen langst die Entdeck
ung gemacht haben, daß sie in einem
groben Irrthum befangen waren. Es
muß ihnen langst klar geworden sein,
daß die sogenannte „Bildung" der an
glo amerikanischen Führer der radikale
Partei blos ein sehr dünner Firniß
war, der ihre Nohheit versteckte. Der
Firniß ist abgenutzt und die Rvhheit
tritt desto haßlicher hervor. Kann man
sich etwas Roheres denken, als den obi
gen brutalen Linssall gegen die Deut
schen von St. Louis von Seiten eines
radikalen Blattes? Kann man sich ei
nen gemeineren Undank denken, wenn
man sich der wichtigen Dienste erinnert,
welche die radikalen Deutschen von St.
Louis jener Partei leisteten ? Und die
ser gemeine Rohrspatz in der Hauptstadt
von Minnesota steht kcincswcges allein;
gar viele radikale Blätter fangen an,
ans dsmsclbcn Tone zu pfeifen. Hier
hüten sie sich allerdings noch, weil
sie vorläufig die deutschen Stimmen nicht
entbehren könne, weil der schwarze
Mohr die Stelle des dculschen Mohren
noch nicht ersetzen kann. —W.
Göll. Gcary hat die Hinrichtung von
Ehas. Ehase, alias Ehas. Winten auf
den 28. Aug. festgesetzt. Der Verurtheil
te wurde der Ermordung von Elisabeth
McDonald in Brooksvillc, Jcfferson
Countp, Pa., überführt.
W. T. Davis, der Postmeister von
Van Wert, wurde letzte Woche, unter der
'Anklage, im März Geld aus Briefen ge
stohlen zu haben, vor dem Ver. Staaten
Eommissär inElcveland verhört und un
ter 85,000 Bürgschaft gestellt. Sein
Schwager leistete die Bürgschaft und
beide reisten zusammen nach Hause. In
Ercstlinc aber machte sich Davis aus dem
Staube und floh gegen Süden. Er
wird verfolgt.
* Ei Frauenzimmer Namens Anna
Leck sandte an Richter Dawling in New
Ilvrk eine Bittschrift um Entlassung ans
dein Zuchthaus. Sie wurde von dem
Richter abschläglich beschicden, weil sie
schon 100 mal als Vagcbundin in's
Zuchthaus geschickt worden sei.
Hon. Daniel McKce, Er-Mitglied
des Congrcsses und Postmeister zu La
faycttc,lndiana, beging Selbstmord, in
dem er sich erschoß.
Achiwaria, einer der japenesischen
Studenten an der Akademie zu Monson,
Mass., erhängte sich in vorletzter Sonn
tag-Nacht.
Teuncssc e.—Am 20. Juli wurde die Re
qislriruuqder Stimmen in Nashville geschlossen.
i>,o >0 Stimmgeber wurden registrirt, von denen
nur 1,000 weiße sind. Hurras,! für die St
Domingo Partei. Die Wahl findet heute
den t. August statt.
(Cvrrespondenz der „Pa. StaatS-Zeitung".)
Wilmington, Del., 25. Juli 07.
Geehrter Herr Editor!
Sie machen un in Ihrer „StaatS-
Zeitung" der letzten Nummer interessante Mit
theilungen
l.) „Ueber die bevorstehende StaatSwahl".
„Thaddens Stevens glaubt an eine Nieder
lage der republikanischen (?) Partei".
Könnte Herr Thad. Stevens dem Staat
Pennsylvanien, dem geliebten deutschen Staate
Pennsylvanien, wohl eine größere Ehrenerklä
rung geben, als die: daß dieser Staat das Aan
kce-Joch d. h. das Joch der antirepublikanischen
Partei abschütteln wird ?
Gewiß nicht! Umsomchr, da Herr Stevens
sich trotz all seiner Arglist und Heuchelei, von den
Thatsachen zu dieser Erklärung gezwungen
sieht.
Herr Stevens verzweifelt an der (sogenann
ten) republikanische Einheit ; er glaubt nicht,
daß die republikanische Stärke so zu vereinige
und entfalten sei —damit meint der Herr dl. v.
die radikale Umsturzpartei der Constitution und
der republikanischen Prinzipien. Zur Ehre des
republikanischen Volkes sei es gesagt, daß diese
antirepublikanischc Partei noch niemals in den
Ver. Staaten eine Stärke besessen hat; Lug und
Trug, Heiligenschein und falsche Versprechungen
haben blos die Massen des Volkes getäuscht
über die wahren hochverrätherischen Absichten
jener Partei. Jetzt, da der ganze Schwindel
ant Tage liegt, wo das Volk sich betrogen sieht,
wo eine hochverrätherische Majorilät im Ver.
St. Congrcß den Präsidenten und die Supreme-
Court durch Drohungen einzuschüchtern sucht,
und durch Vernichtung von zehn Republiken des
Staatenbundes und Errichtung eines Militär
depotismus die gcsammte Republik gefährdet:
da will sich solch ein verschlagener Thaddens
Stevens nocki aus der Verlegenheit reißen und
die Schuld der Niederlage jener verbrecherischen
Partei, in der nächsten Wahl, auf die Lcgisla
tnr von Pennsylvanien werfen, daß sie notorisch
schamlos und corrupt gewesen sei, und drnun
zirt selbst den Gouverneur Gear als eine Fchl-
Hört Ihr cS, Herren radikalen Repräsentan
ten von Pennsylvanien? Ihr sollt also die räu
digen Schaafe — und Euer Gouverneur Geary,
soll der Sündenbock der radikalen Partei sein.
Nun, die Demokratie muß Euch arme Sün
der vor der Beschuldigung dieses gerechten
Thaddens Stevens vertheidigen, ja sie muß
Euch aus der Schleppe ziehen, in die Euch die
scr Rebellen-Häuptling so unbarmherzig gc
stürz.
So höret denn, die Demokratie giebt Euch
vor der ganzen Welt das Zeugniß - daß Ihr
nicht notorisch schamloser und corruptcr gewe
sen seit, als die radikale Majorität im Sonder
bundS-Congrcß in Washington, mit ihrem
Thad. Stevens an der Spitze. Ihr habt blos
die Interessen des Staates gefährdet und das
Volk ausgebeutet, dumme, unrepublikanische
Gesetze gemacht -c. aber Ihr habt den Staat
als Republik nicht verachtet; habt anstatt der
StaalSrcgierung keinen absoluten Militärdes
potismus eingeführt: Ihr seit demnach noch
viel—viel besser, als der Rebellen - Häupt
ling Thad. Stevens mit seiner Rebellcnschaar,
der radikale Majorität des ungesetzlichen Eon
grcssrs in Washington!
Hat Eucb nn die Demokratie in so gerechter
Weise vertheidigt, so gebt auch Ihr der Wahr
heil die Ehre, uud gestehet vor der Welt, daß
die südlichen Patrioten der vernichteten zehn
Republiken des Staatenbundes keineswegs den
Vorwurf des RebeUcn-Häuptling Thad. Ste
vens verdienen : als haben sie die Republik und
das Govcrnement der Ver. Staaten zu stürzen
gesucht! Gestehet, daß sie nur die hochverräthc
rischcn Pläne der nördlichen Politiker der Abo
litionistcn Partei durchschaut, und ihre ererbten
coiistitutioucllcn heiligen Rechte zu schütze ge
sucht ; gestehet nach den wahren Principien der
Republik, daß ein Republikaner verpflichtet ist,
seine heiligen constitutiouetten Rechte, im Noth
fall mit bewaffneter Hand zu vertheidige, auf
Leben oder Verderbe ! Unter welcher Form
das brave Volk des Südens auch immerhin die
se Pflicht erfüllt hat, ob in Verbindung unter
einer tLoiitvllornox der bedrohten Staaten,
bleibt sich gleich; jeucs Volk hat als Republik
ner gefochten, für Aufrechterhaltung seiner Ne
publiken und für die Supremacp der weißen
Race cS hat durchaus weder die nördlichen
Republiken zu vernichten, noch das nördliche
Govcrnement zu stürzen gesucht, sondern es
gönnte den nördlichen Staaten und seiner Re
gierung Besteben und Gedeihen, und nahm
nichts in seine Confcdcration vom Norden mit
hinüber als die Constitution der Väter, die
ihm heilig und theuer war!
Wofür aber das brave und tapfere Volk des
Südens gefochten hat, dafür werden sich die
nördlichen Patrioten noch gezwungen sehen, zu
fechten, nämlich: für Aufrechterhaltung der
nördlichen Republiken und für die Supremacp
der weißen Race!
Merket es Euch, radikale Rebellen und Ver
ächter republikanischer Institutionen!
2.) Berichten Sie uns von „Wiederaufste
hnng des KiiownothingiSmuS". Darüber be
darf es einer kurzen Bemerkung; der Aankee-
Nationaldünkel ist noch nie zu Grabe gegangen
und ist noch niemals eingeschlafrn, er gehört
zur Aankee Politik, ebenso wie hohe Schutzzölle,
Muckerthum, Tempcrenzunfug und Antircpu
blikanismus, nur haben die AankceS die Deut
schen und Jrländer zu Kriegsknechten gebraucht,
um ihre Herrschaft aufzurichten, jetzt glauben
sie die Neger schon sicher genug als Werkzeuge
ihrer MachtauSdehnung zu besitzen, und so las
scn sie ihren NativiSmuS wieder laut sprechen,
die Neger stehen ihnen ja höher im Range, als
die Europäer die Neger sind ja dlatives !
Möge die Zeit kommen, wo kein Patriot sich
von der Aankee Politik täuschen läßt. „Es
lebe die Republik, zerbrochen sei das Jankce-
Joch"! Dieser Ruf sei das Siegessignal in
' F. H.
Wie wir hör en, soll gegenwärtig kein
Mann im Stnate Pennsylvanien sein, der un
zufriedener ist mit seiner Stellung als Gouv.
Gcarp. Jeht, da er Sheridan und Sickels und
alle die Andern so großartig die Selbstherrscher
spielen steht, und von dem vielen Geld liest, wel
ches der Eongreß für die Militär - Herrschaften
verwilligt, da ärgert es ihn, daß er das Gou
vernörS Amt von Pennsylvanien mit seinen lum
pigen P5OOO per Jahr, und seinem Temperenz-
Humbug angenommen ha, anstatt auf ine
Selbstherrscher-Stelle i Süden, mit all dem
Gelde, zu warten. Da hätte er sich so recht aus
lassen können. Hier kann er seine Willtür nur
im Pardoniren auslassen und das bezahlt nicht.
Daß er kein regelmäßiger General-Mapor ist,
meint er, hätte nichts ausgemacht.
General SichelS, der Militär-
Despot für die beidenEarolina, lebt auf großem
Fuß in Eharlestou. An schönen Nachmittagen
kann mgn ihn durch dir Straßen fahren sehen
in einer Earriagc, von vier prächtigen Rgppen
gezogen, und das Geschirr prachtvoll M Sil
der beschlagen. Seine Tochter begleitet ihn ge
wöhnlich, immer aber ist ein Livrebedienter
dabei. Dieser sürstliche Pomp soll der Neger
bevölkerung sehr gefaflen.
(Correspondcnz des Herausgeber.)
DaS Sängerfest in Vhiladelphia
u. s w . u s. w
Aus den zwei letzten Nummern der„StaatS-
Zeitung" hat der Leser dereitS da Nähere über
da große Sängerfest in Philadelphia erfahren.
Ich erlaube mir nur noch einige Schlnßbemer
kuugen über da gest selbst sowohl als auch über
meine Erlebnisse in Philadelphia . hier bei
zufügen.
Mein erster Brief datirte vom Montag Mor-
FesteS. Mein geschätzter Freund Hiller von
Wilmington, Del., hatte versprochen, an jenem
Morgen mich bei meinem freundlichen Her
bergvater, Hrn. Franz Orth, zu treffen;
allein er kam nicht. Während des Tage mach
te ich verschiedene Besuche. Da ich meine Rei
segefährten, Herrn Gerdig von EhamberS
burg und Herrn Ltßmann von EarliSle seit
unserer Trennung am vorhergehenden Samstag
nicht wieder gesehen hatte, so glaubte ich diesel
ben in Camden, N.J., zu treffen; ging deß
halb auf ein am schönen Delaware Fluß lie
gendes „Ferryboot", das mich in wenigen Mi
nuten trockenen Fuße an das New-lersey Ufer
ach Camden, brachte. Ohne mich viel um
zusehen, ging ich gleich nach der freundlichen
Sommerwirlhschaft der Madame Lö b, allein
die gesuchten Vögel waren just kurz zuvor auS
tapferen Soldat, der seine Liebe zur Union mit
dem Verlust eines Beines besiegelt hat. Unser
junger Freund war früher ein Republikaner;
allein er, wie Tausende seiner Kampfgenossen
fochten für die Union, undnicht für den
Neger. DaS heuchlerische Betragen der zu
hausebleibenden radikalen Heuler hat ihm die
Städtchen, so würden wir ihnen rathen, der
Löb 'schen Sommerwirthschaft einen Besuch ab
zustatten; man genießt dort nebst angenehmer
Unterhaltung auch einen guten Bissen und vor
treffliche Getränke.
AIS ich am Nachmittag in mein Quar
tier zurückkehrte, wurde mir eine freundliche
Einladung überreicht, nächsten Mittag mit Hrn.
Hiller und den übrigen Wilmingtoner Freun
den, in ihrem Hauptquartier im Diamond Cot
tage, zu Camden, das Mittagsmahl einzuneh
men. Der gastfreundlichen Einladung wurde
auch entsprochen.
Als ich am nächsten Tage am bestimmten
Orte anlangte, fand es sich aber, daß Freund
Hitler nicht zugegen war; (als Committe-Mit
glied hatte er einer Probe beizuwohnen) ; statt
dessen wurde ich aber von einem anwesenden
Freunde in den Speisesaal gefühlt, wo er
sagte, Herr Hiller habe mich eingeladen, heute
hier zu erscheinen, zu gleicher Zeit den Einla
dungSzcttel vorzeigend. Einer der Herren (des
sen Name ist mir entfallen), der gerade am
Tische saß, meine Verlegenheit wahrnehmend,
bemerkte ganz trocken: „Ist das vielleicht gar
der Ripper mit der Stovepipe"? Auf meine
Antwort: „Ja wohl, der bin ich!" erscholl aus
allen Kehlen ein Hur-r-r-r-r-r-r-r-r rah ! das
mich wirklich überraschte. Gleich waren ein
halbes Dutzend bei der Hand, die mir meinen
Rock, Stock und die famose Stovepipe abnah
men, worauf rann ein treffliches Mahl ringe
nommen wurde. Die Wilmingtoner sind ein
eben so kreuzfidclcs, lustiges, als biedcrS, auf
richtiges Völkchen. Gegen Abend kehrte ich
wieder nach Philadelphia zurück.
Wie bekannt, fand das PreiSstngcn der Sän
ger am Dienstag Abend statt, dem ich ebenfalls
beiwohnte. Ich hatte das Glück, neben mehrc
brav benommen, bezeugte der ungeheure Ap
plauS mit welchem sie begrüßt wurden. (DaS
Nähere wurde schon in letzter Nro. erwähnt.)
Am Mittwoch Morgen, dem Galatag des
Feste, an welchem das Pic Nie statlfand, be
zeug, daß er ein Mann von seltenen gähigtei
ten und festem, unerschütterlichen Charakter ist
gerade der Mann, der für das Amt paßt.
Richter SharSwood ist kein Mucker; das be
zeugt sein bisheriger Lebenswandel. In Phi
ladelphia, wo er am besten bekannt ist, wird er
von Freund wie Feind geachtet; ja, man
schmeichelt sich der Hoffnung, daß er wegen sei
ner hohen Stellung, die er als Bürger und
Beamter genießt, bei der nächsten Wahl mit
einer bedeutenden Mehrheit selbst in Philadel
phia den Sieg davon tragen wird.
Nachdem ich Hrn. SharSwood erlassen, stat
tete ich meinem geschätzten Freunde, Capital I.
Conrad, gegenüber dem Pferde-Eisenbahn-
Depot in West-Philadelphia, nochmals einen
Besuch ab.
Der „Cäptcn" ist, wie schon früher bemerkt,
ei eben so tapferer Soldat, als braver Wirth.
Sein famoser Lunch, den er täglich seinen
Gästen vorsetzt, seine würzige und delikate Ge
tränke und die Leutseligkeit des Wirthes selbst,
machen das „Union-Haus" zum LieblingSorte
vieler Reisenden und anderen Gästen. Ehe ich
Abschied von ihm nahm, überreichte mir Herr
Conrad eine Flasche California Wein, der den
imporlirten deutschen Weinen täuschend nahe
kommt; ja, Viele glauben, es sei wirklich deut
scher Wein; ich selbst konnte wenigstens ke i
n e n Unterschied zwischen diesem und den deut
schen Weinen wahrnehmen. Freund Conrad
erstatte ich meinen wärmsten Dank für seinen
trefflichen „Californier".
Am Mittwoch Nachmittag besuchte ich dann
in Begleitung meines Freundes Orth und
seiner freundlichen Gattin, deren herzliche Auf
nahme und Gastfreundschaft ich nie vergessen
werde, nebst Hrn. F. Rothacker, den man
bei solchen Gelegenheiten nicht wohl entbeh
ren kann, und Hrn. Weber, (daß die lieben
grauen meiner Gesellschafter nicht fehlen durf
ten, ersteht sich von selbst,) das Pic-Nie. Aber
welch' ein Getümmel von Menschen! Das
Hin- und Herrennen der vielen Tausenden I
Die große Masse Bier, die hier hinter die Binde
gegossen wurde! Die verschiedenen Größen
der „Seideln" und „Schoppen!" Und Alles
in der schönsten Ordnung. ES war in Fest,
wie in Amerika noch keines gefeiert wurde. !
Sin Fest der Freude-ein VerdrüderungSfest l
deutscher Sänger und Sängerfreunde, das j
meine Feder nicht zu schildern vermag. !
Nachdem mir feiler freundliche Wirth, Hr.
Heinrich Rothacker, in der New Straße
wohnhast, ei famose „Seidel" Gerstensaft
überreicht, uud ich e hinter die Binde gegossen
hatte, urde ich von einem Freund begrüßt, der
mich frug, die PittSdurger seien? ich sagte
ihm i Ja, mein lieber Freund, da weiß i
nit". Sogleich batten wir in Committee-
Mitgliet bei der Hand, der un da Lager der
PittSburger zeigen sollte; allein der gute
Mann wußte es eben so wenig als wir, End
lich, nach langem Suchen, und nachdem unser
Führer uns schon längst verlassen oder verlo
ren hatte, fanden wir sie wirklich um einen
Tisch sitzend, auf welchem e Fäßle Gerstensaft
ebenfall Platz genommen hatte. Hier fanden
wir die fidele Gesellschaft vergnügt beisammen,
soeben ein kräftige Lied singend, da mit vie
lem Beifall aufgenommen wurde. Unter den
Gästen bemerkte ich die Herren Biehlmc. nn,
Stein, Meyer, Mentzer, Stanz, die
Gebrüder Florig,, Kirschmann, Kühl
mann, Portz I, nebst einer großen Anzahl
anderer lieben Freunde, deren Namen mir ent
fallen sind lauter wackere Sänger und Sän-
Nachdem ich die lustige Gesellschaft erlassen
hatte, traf ich auch mehrere HarriSburger Freun
de, worunter die Gebrüder Mergenthaler,
Hrn. Bierbrauer Kön ig und Hrn. C aSper
Scheiner zu nennen sind. Freund Hähn
l en, der zwar auf dem Platze aber nicht unter
den Sängern war, hatte sich in die freundliche
Wohnung der Eigenthümer de Platzes (En
gel und Wolf) zurückgezogen, um dem Ge
drängt zu entgehe, wcßhalb ich ihn auch nicht
traf.
Kaum hatte ich meine HarriSburger Freun
de erlassen, als ich zufälliger Weise Hrn. G eo.
Falken st ein von Baltimore begegnete, der
mir den Aufenthaltsort der Wilmingtoner Sän
ger zeigte, woselbst ich dann auch recht herzlich
bewillkomm wurde.
Nachdem mich Freund Hiller eine schöne
Strecke Weges nach Hause begleitet hatte, nahm
ich von dem lieben Freund Abschied, in der
Hoffnung eines recht baldigen Wiedersehens.
Wenn man in Rom ist, muß man auch den
Papst sehen, ist die gewöhnliche Sage. Nun,
ich war gerade nicht in dem weltberühmten
vor lauter Sehenswürdigkeiten den Elephanten
nicht sieht. Da meine Epistel sich aber bereits
in die Länge gezogen hat, so will ich meinen
Besuch in das StaatSgesängniß, sowohl als
I. Geo. Rip p er.
Die diesjährige Weizen-Ernte.
wir die freudigsten Nachrichten über den Aus
fall der diesjährigen Ernte.
In Pennsylvanien ist die Weizencrnte, Dank
I Ohio ist die Weizcnernte besser als seit
Dreschmaschinen in Bewegung gesetzt, um von
den bisherigen hohen Preise zu profitiren, ehe
Michigan und andere nordwestliche Staaten
wie Hickory Nüsse und das Mehl ist No. l.
was dünne bcstaudet, aber die Behren sind allent
halben prachtvoll. Die Binder bezeugen, daß
sie niemals solch ein glänzendes und goldenes
Stroh in ihre Arme nahmen und die Aehren
hängen schwer an dem Stroh herunter-
Ein Farmer bei Terre Haute verkaufte seine
Weizenernte auf 00 Acker für P 2500. Im
Durchschnitt ward der Ertrag auf 2 Büschel
per Acker geschätzt.
lowa. Der Burlington Hawkeye sagt
über die Ernten im südlichen Iowa: Der
ten, und giebt eine olle Mittelernte. Der
Sommerweizen reift sehr schnell und wird bald
für die Sichel bereit sein. Die Furcht vor dem
Rost ist verschwunden und kaum eines aus
zehn Feldern hat dadurch gelitten. DaS kühle
und klar Wetter während der letzten Wochen
Wisconsin. Die Aussichten für eine
In einem Kreis von l 0 Meilen um Seneca
Falls sind 10,000 Acker meistens mit Weizen
besäet und eine Ernte wird zu 200,000 Bushel
Minnesota. ES sind 10 Prozent Land
mehr als je zuvor mit Weizen besäet und die
Felder im ganzen Staate gewähren einen pracht
vollen Anblick.
Maryland. Obgleich viel Land mit
Weizen bestellt wurde, so ist doch der Ertrag
nicht so bedeutend al erwartet wurde. Der
größte Ertrag, von dem wir hörten, waren t 2
Büschel auf einemßuschel Einsaat, und die mei
sten Felder ergeben nur 8 Büschel.
Telegraphisches.
Aon Washington.
Washington, 23. Juli.
Fre edmenS-Angelegcnheiten.
Generalmajor Howard Haiden Be
richt des Generalmajors MileS, der Un
ter-Commissär in Nord-Carolina ist,
über die Operationen des Bureaus im
Monat Juni erhalten. Esheißt darin,
daß sich im Staat Nord-Carolina eine
Klasse von Personen befindet, welche die
unschuldigen Dulder der Folgen des letz
ten Krieges sind, deren Zustand ein
trauriger ist und die ein Gegenstand des
Mitleiden sein sollten, nämlich die ar
mcn weißen Frauen und Kinder, die
Wittwen und Waisen geworden, deren
Väter, Männer unp Bpüder ipährend
d.r Rebellion getodtet pder verkrüppelt
worden sind, deren es viele Tausende
gibt und die jetzt nur von der Wohl
thätigkeit Anderer leben. Deren Zu
tunst gewährt ihnen keine bessere Aus
ficht, sie müssen im Müßiggang und im
Mangel den Rest ihres Lebegs zubrin- j
gen, wenn nicht Capital und ll ntcruch
mungSgeist nach Nord-Carolina ge
bracht werden.
Es ist keine Verwendung im Staat
für fie möglich. Hunderte sind in die
Felder gegangen und haben versucht ge
nug zu verdienen, um das Leben zu fri
sten, aber ihre schwachen Leiber brachen
gar bald unter dem versengenden Son
nenstrablzusammen. Wenn jene Classe
von Leuten nur in den Fabrikstädten
Neu-Englands untergebracht werden
wollten,dann würde man sie einerSphärc
zurückgeben, in der sie sich nützlich mach
en und sich des Lebens wieder erfreuen
und zuglchch ihren Kindern die Vor
theile der Erziehung geben könnten, die
ihnen hier nicht zu Theil werden.
Wenn ihnen in irgend einem Theil de
Landes Arbeit garantirt werden wollte,
dann würde das Bureau sie recht gerne
an den Ort ihrer Bestimmung transpor
tircn lassen, damit sie die Scenen de
Mangels und der Sorgen verlassen.
Ein Bischof, 10 Priester und v
Normen fallen in die Hände
der Indianer!
Eine neue Greuelthat wird gemeldet,
welche die Indianer am 15. Juli an der
Santa Fee Straße, in der Nähe von
Fort Larned, verübten. Sie nahmen
einen Zug weg, unter dessen Passagie
ren sich Bischoff Lamy von Santa Fee,
10 Priester und 0 barmherzige Schwe
stern befanden. Die Männer wurden
getödtct und schrecklich verstümmlt, die
Frauen aber für ein noch schrecklichere
Schicksal aufgespart. Die Nachricht
wurdedurch eineEscortc übcrbracht, wel
che den Zug einzuholen und zu beschü
tzen suchte, aber zu spät kam.
Aus Europa.
Depeschen mit dem atlantischen
Telegraphen.
London, 2ii. Juli, Abends. Die hiesigen
Kapitalisten und Geschäftsleute legen große
Vorsicht an den Tag, da man allgemein glaubt,
daß ein Krieg zwischen Frankreich und Preußen
ausbrechen wird.
Eine heute Abend hier eingetroffene Privat
mein den Ausbruch eines Krieg für gewiß an
sehe und fügt zugleich bei, daß Preußen eifrig
damit beschäftigt sei, auf ein solches Ereigniß
sich vorzubereiten. >
Die Nordschlcswig'sche Frage.
Wien, 2ii. Juli. Der Kaiser Napoleon
hat eine Note an König Wilhelm von Preuße
gesandt, worin er die Abtretung von Nord-
SchlcSwig an Dänemark verlangt.
Der Kaiser von Oesterreich, Franz Joseph,
lehnt ab, sich um die Sache überhaupt zu be
kümmern.
Berlin, 26. Juli, Einige Militärpflich-
O est erre i ch.
Wien, 12. Juli. Es werden hier große
Vorbereitungen für den Empfang deS türkischen
Sultans getroffen, Wenn alle Pläne wirklich
he hat.
Deutsch land.
Berlin, 23. Juli. Das offizielle Organ
des Grafen Bismarck stellt in Abrede, daß de
lichkeit des Ausbruchs eines Kriegs irgend eine
Wahrheit zu Grunde liege.
Die Wiener „Presse" kündig an, daß 200
schösse.
Furchtbares Hagelwetter.
Der WitterungSzustand ist in Europa eben
so außergewöhnlich wie hier. Starke Kälte
und häusige Regengüsse, begleitet von großen
Ueberschwemmungen, waren im Frühjahr sehr
häusig. Dann hatte man plötzlich furchtbare
Hitze und verheerende Gewitter. Vom 23sten
bis 24stcn Mai fiel fast in ganz Deutschland
wird von einem schrecklichen Hagelwetter berich
tet, das am 7ten eine lange Strecke gänzlich
verwüstet hat. Die Beschreibungen lauten
entsetzlich. Am Nachmittag deö 7ten zeigten
sich einige Wolken am Himmel, die, von Süd
west heranziehend, sich bald zu einem Gewitter
gestalteten, das um 5j Uhr zum Ausbruch kam.
Binnen 15 Minuten war der ganze Strich von
Lüben bis Boignowo, fast eine Länge von 7
(geographischen) Meilen, in der Breite von ei
ner halben Meile, durch den Hagelsturm voll
ständig zur Oede gemacht. Im Guhrauer
Kreise allein sind fünf Dörfer davon getroffen
worden. Am Aergsten wüthete das Wetter in
Nistriz, Nadschllz und Lllbchen. Hier fiel der
Hagei in Stücken wie Hühner-, ja wie Gänse-
Eier groß. In Köben wurden 2 Menschen
getödtrt, in Lübchen liegen mehrere dem Tode
nahe: viele sah man blutig geschlagen. Im
Freien wurden alle Thiere getödtct; Hasen,
Hühner, Lerchen, Kibitze, Sperlinge lagen todt
umher, selbst Mäuse und Maulwürfe und im
Wasser getödtete oder betäubte Zische. An den
Bäumen blieb kein Blatt, oft kein Zweig, selbst
die Rinde wurde von den Bäumen geschlagen
so daß dieselben nackt und weiß dastehen.
Ganze Schonungen und Waldstrccken wurden
vernichtet, starke Bäume umgebrochen, Häuser
schwer beschädigt, kein Fenster blieb ganz. Die
ganze Ernte ist vernichtet, das Getreide ist auf
vielen Plätzen durch das Wasser förmlich vom
Boden verschwunden, große Strecken waren zu
einem See geworden. Ein solches Wetter hat
seit Menschengedenken nicht getobt. Die Aus-
sichten der armen Bewohner sind trostlos ; wen
auch Brod zu beschaffen wäre—das ganze Vieh
futter ist vernichtet! Dazu kommt, daß der größ- ,
te Theil gegen Hagelschlag gar nicht versicher
war. Das Elend und die Verzweiflung sind un
beschreiblich. > j t
SchrrcklilhrS vergwerlsunglück
in Deuisrhlaud. I
Bei Luga im Niedern Erzgebirge
ereignete sich am I.Julietn schreckliche
Unglück, wobei über 100 Bergarbeiter
lebendig begraben wurden. In der als
„Neue Fundgrube" bekannten Zeche
stürzte ein 000 Ellen tiefer Sacht ein und
schnitt den unten befindlichen Arbeitern
jeden Weg ab, lebendig zu Tage zu kom
men. Die angestellten Versuche, zu ih
nen zu gelangen,hatten in mehreren Ta
gen zu keinem Resultate geführt und
man hatte deshalb die Hoffnung aufge
geben, irgendeinen der Verschütteten le
bend zu finden. Nur drei oder vier
Arbeiter entgingen diesem schrecklichen
Tode durch besonnene, fast übermenschli
che Anstrengungen.
Berezonski, der Pole, der in Paris
aus den Kaiser von Rußland geschossen,
ist schuldig befunden und zn lebenslang
licher Einkerkerung verurthcilt worden,
weil mildernde Umstände obwalteten.
Was diese Umstände sind, ist nicht ver
lautet.
Deutschland.
Franksurt, 20. Juli. Die aus
serordentlichc Thätgkeit, welche in den
französischen Mtlitärwerkstätten herrscht
und fvrtgesctzterAnkauf von Pferden für
die Armee haben hier in finanziellen
Kreisen ein großes Mißtrauen erregt
und man hegt Befürchtungen wegen ei
nes bevorstehenden Krieges.
Die französische Negierung hat der
würtembergischen die Mittheilung zu
gchen lassen, daß a den großenStatio
uen von Straßburg, Paris und Havre
besondere Commissariate zum Schutz
der fremden Auswanderer errichtet wor
den sind. In Gräozorten wie Farbuch
St. Louis, Weißenburg, sind die vor
handenen Polizeicommissäre entspre
chend instruirt worden; ebenso in Ba
ponne, Bordeaux und Marseille die Ha
fenoffiziere; an letzteren Orten sind au
ßerdem noch besondere Cvmmissäre auf
gestellt.
Der schweizerische Gesandte am preu
ßischen Hofe und den süddeutschen Hö
fen, Landamman Heer, war in Mün
chen eingetroffen, um sein Beglaubi
gungsschreiben zu überreiche.
Der Wahnsinn der Kaiserin Char
lotte ist jetzt ein vollständiger. Nichts
vermag sie mehr aus ihrem melancholi
schen Vorsichbinbrüten herauszureißen.
Ihr Leibarzt, Dr. Jlleck, hat nicht das
schwächste Sympton des Bewußtseins
hervorzurufen vermocht, selbst als er ihr
die Nachricht von der Hinrichtung ihres
Gatten meldete. Sie hörte seine Wor
te mit der vollkommensten Gleichgültig
keit an.
Räthsel.
Die Auflösung der Räthsel in der letzten
ummcr ist.
„G astwirt h".
Auflösung No. 2.
„Herz."
F. W. Haas, William Jäger, David Hollan
gr. Mötsch, Fort Wapnc, Ind.; Nie. Klein,
Auflösung Nro. 3.
„B a r t."
W. LicSmann, David Holländer, Michael Ei
scman, Hermann Holländer, Hugo Schützcn
bach, HairiSburg; Fr. Mötsch, Fort Wapne,
Ind.; Nie. Klei, Sharpsburg ; Philipp We
ber, Lancastcr.
Auflösung Nro. 4.
„Mark".
Folgende Personen haben die richtige Auflö
sung eingesandt: Fr. W. LieSmann, Martin
Rirger, Harrisburg; Fr. Mötsch, gort Wapne,
Ind.; Nie. Klein, Sharpsburg ; Philipp We
ber, Lancas-r.
Auflösung Nro. 5.
„Weil sie den andern aufzieht".
Folgende Personen haben die richtige Auflö
sung eingesandt: William Jäger, F. W. LieS
mann, EaSper Scheiner, Martin Nieger; Har
risburg; Philipp Weber, Lancaster.
0
Neue Aufgaben:
Nro. l.
(Eingesandt von Hrn. H. Schützenbach, dahier.)
Sin Graf hatte eine Tochter ; drei junge i
Männer bewarben sich um ihre Hand z der Herr
Graf wollte sie keinem derselben abschlage, gab
ihnen aber folgendes Räthsel auf. Derjenige,
der das Räthsel löse, solle die Tochter als Braut
heimführen. Einer der Dreien hat es gelöst.
Das Räthsel lautet:
muß auf einem Hornvieh zu reiten kommen, es
darf aber weder ein Ochse noch eine Kuh sein,
und weder im GelciS noch außerhalb des Ge
leis. Wie ist er gekommen?
Nro. 2.
Zweisilbig.
Lom Himmel komme ich zur Erde
Und grüße sie mit SegenSkuß;
Wenn oftmals ich verderblich werde,
So liegt die Schuld viel an dem Fluß.
Nun lies' mich rückwärts! Du erschrickst,
Wenn Du mich Häßlichen erblickst!
Erst jüngst hab' ich Du mußt es wissen—
Ein großes, schönes Reich zerrissen.
Nr. 3.
Zweisilbig.
(Eingesandt von Hrn. Wm. Schömberg, Har
risburg, und Hrn.W.Gebhardt, Rochester.)
Je mehr man mich zusammen zwängt, biegt,
bindet, martert, rüttelt, drängt; um desto küh
ner werde ich Dir widerstehen, und mußt beim
Messer Du um Hülfe flehn. Was ist das?
Nro. 4.
(Eingesandt vonHrn.G. Esenwine, LockHaven.)
Aufgedeckt, die Beine auseinander und hin
eingesteckt; herausgezogen, in die Höhe geho
ben, hineingestoßen, zurückgezogen; dann abge
wischt und zugedeckt, Was ist das?
Auflösung Uro. 5.
(Eingesandt von Hrn. Peter Frank, Springfield,
Ohio.)
Welche Leute sehen es gerne, wenn ihre Un
tergebenen nicht arbeiten sondern müßig stehen ?
iLocale Neuigkeiten.
Lancaster, Pa.
August 1. 1807.
Den Verhandlungen der Schulbehör
de vom Donnerstag Abend entnehmen wir, daß
es mit dem Einführen des Unterrichts in der
Deutschen Sprache in den Volksschulen Ernst
zn werden scheint. Zwar wehrten sich die rali-'
kalen Nichtswisser dagegen, namentlich Herr
Brcilneman, allein die demokratische Majorität
der Schnlbehörde setzte eine Beschluß durch,
daß eine Commiltce von Fünfen ernannt er
nannte die Herrn Eby, Wilson, Evans, Schober
und Reynolds als Glieder dieser Committee.
Wie wir vernehmen, wird der Vorsitzer der
Committee, Hr. Eby, täglich von gewisser Seite
bestürmt, doch ja nicht die Deutsche Sprache in
den Schulen einzuführen, indem es gegen allen
Anstand und einM ückschri in der Heran
bildung der Jugend sei! Hr. Eby hat jedoch an
hervorragende Schulmänner in New - Aork,
Philadelphphia, Reading und Harrisburg, wo
diese deutsch-cnglischc Schulen bereits mit dem
besten Erfolge eingeführt sind, geschrieben, und
wird wahrscheinlich die erhaltenen Briefe bei der
nern solcher Schulen klar gemacht wird, daß ge
rade durch diese deutsch-englische Schulen
die Kinder zu nützlichen Bürger herangebildet
werden; und daß die Erlernung der deutschen
Sprache vieles zur Vervollkommnung
der englischen Sprache beiträgt und durchaus
nothwendig ist, da sie gleichsam der Hebel
zur feineren Bildung ist.
Die hervorragendsten Amerikaner, z. B.
Bayard Taylor, Bancroft und Andere heben
die deutsche Sprache hoch über die französische,
weil es die Sprache der Künste, Wissenschaften
und des Denkens ist.
Wir wollen hoffen, daß sich obige Committee
nicht durch Andersdenkende irren machen läßt,
und wenigstens einmal den Versuch macht,
das dcutsch-englische Schulsystem auch in Lan
kaster einzuführen. Erweißt es sich später al
nutzlos, so ist es immer och Zeit dasselbe ab
zuschaffen. Wir sagen also: „Frisch an'S
Werk".
Landpartie. Der St. Josephs Ver
ein veranstaltet am 12. August eine Landpartie,
unter Betheiligung des St. Joseph Verein.
Der Auszug findet um !t Uhr Morgens von der
St. Josephs Straße an statt, geführt von der
Coruct Band. Eintritt 2i>CcntS ; wer sich am
Zug beiheiligt, zahlt blos lü Cents. Siehe die
Anzeige.
(Toroiicr'S Bericht über die Nr
fache der Dampfkessel-Explosion.—
Die vorgeladene Jury, um die Ursachen, welche
zu der nculichrn Damvfkcsscl-Erplosion in der
Fulton Baumwollen-Mühle führten, zu unter
suchen, statteten vorigen Mittwoch nach einer
langen und durchgängige Erforschung den Be
richt ab, daß weder den Eigenthümer der
Taback und (sigarrcn-Inspektor.
von Inspektoren von Tabak und Cigarren in
diesem Distrikt gemacht: William Barton,
Stadt; John A. Jordan, Columbia; Heurp
Diffenderfer, Manheim Boro; John H. Metz
ler, Canop Township; DanielE. Potts, SträS
burg Township, und Adam Muskctnuß, Stadt.
Gestohlene Pferde wiedererlangt.
—Das Ponp-Gcspann, welches vor sechs Wo-
Dicb, Charles Nagel, dasselbe für P 250 an ei
nen Eigenthümer eincsMiethstallS verkauft hat
te, der eine der Ponies an eine andere Person
! Verhaftung von luthmaßlichen
Mördern.— ln unserer letzten Nummer be-
Smith und Mary An Mückcnsüß, alias Mary
An Ebirt, welche angeklagt sind den Mord be
gange zu haben, wurden vorletzten Montag un-
zog voriges grühj ihr der gemordete John Eomra
oder Kemctet, von Reading, und bewohnte ein
von Zesse Lutz geeignetes HauS, nahcßeinhold'S
Station. Er brachte die grau Ebirt mit sich
und beschäftigte sich mitKnochcnsammcl. John
Smith ist von Westmoreland County, ist seit
ungefähr sechs Wochen bei ReinholdS Station
bruch. Er besuchte öfters Comra'S Haus uud
am Ken Juli ging er und Mary Ann Ebirt
nach Reading. Am Samstag Abend kehrten sie
rcnd sie dort waren, entstand ein Streit, und
Eomra rief Lutz nach seinem Hause zu kommen,
da Smith und die grau ihn zu tödten gedroht
hätten. Lutz ging nach Comra'S Mahnung
und nach einigem Fechte zwischen Smith und
Eomra, gelang es Herrn Lutz dieselben zu Iren
uen, worauf Smith und Frau Ebirt fort gingen.
Nach einer kurzen Zeit erfuhr man, daß Eomra
eine Wunde am Kopf erhalte hatte, an deren
Folgen er am Sonntag Morgen halb nach 12 Uhr
starb. Friedensrichter Strein hielt eine Leichen
schau. Der Strohm machte die Postmortem Un
tersuchung und bezeugte, daß Comra'STod durch
einen Schädelbruch verursacht, welcher durch ei
nen Stein oder andern Gegenstand beigebracht
wurde.
Eomra ist ein Deutscher, ungefähr 50 Jahre
alt, und hinterläßt ein fünfjähriges Kind.
Smith ist ungefähr 35, Jahre alt, gänglich u.
wissend, und kann weder lesen noch schreiben,
Maro Ann Ebirt ist augenscheinlich 35 Jahre
alt, hat ein Auge verloren, und desihi keines
wegS ein annehmliches Aeußerc. Ein früherer
Ehemann, mit welchem sie etwa sechs Kinder
hatte, wohnt in Reading; er schildert ihre Chc
rakter als schlecht und sagt, sie habe schon dres
Versuche gemacht ihn mit Gift zu todte.
Die Gefangenen schieneich ganz gleichgültig
üder ihre Lage zu sein, und sprachen nur wenig
außer in Antwort auf Fragen., >