Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, June 20, 1867, Image 2

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    der Beamte mit einer verdrießlichen
Miene.
„Nein, daß ist sehr angenehm !" rief
der junge Mann, indem er mit einem
raschen Satze aus dem Wagen sprang
und dem freundlichen Hotelbesitzer herz
lich dankend die Hand schüttelte.
Auch der Polizelcommissär stieg aus
dem Wagen, aber ziemlich langsam, be
dächtig und kopfschüttelnd.
Ich muß um Entschuldigung bitten,
sagte er alsdann ; „aber wer hätte das
auch denke können! Alles traf so ge
nau, die elegante Dame, Ihre Gestalt,
Ihr Anzug."
„Hol' der Teufel diesen Anzug! eS
ist ja nicht der mcinige an Artigkeit
gegen jene Dame zog ich ihn an, und!
um besser die Hände frei zu haben, de
ren Gepäck zu tragen."
„Aber wem gehört denn dieser hell
graue Paletot und rothe Tuch 1"
„Dem Bruder der Gräfin Mathilde
Patasky sahen Sie während der
Fahrt hierher nicht, ob die Dame sonst
mit einem Passagier verkehrte?"
„Während der Fahrt nicht: aber vor
hin, erinnern Sie sich, Herr Polizcikom
missär, als Sic mir Handschellen anle
gen wollten, stand jene Dame auf der
Treppe vor der Einsteighalle mit dem
Großkarrirte."
„Wer ist der Großkarrirte!
„Ein höchst langweiliger Kerl, der in
einem fort die Fahncnwacht pfeift und
zuerst in einem Caupc mit mir faß, che
ich mich durch die Schönheit meiner in
teressanten Bekanntschaft verführen ließ,
meinen seitherigen Platz zu verlassen."
„Ich hätte die Dame ebenfalls arre
tircn sollen, sagte der Pvlizeikommissär
mit einem nachdenklichen Kopfschüttcln :
„aber ich halte keine Befehl dazu ; doch
wollen wir thu, wasin unserer Macht
steht —erinnern Sie sich genau der Klei
dung der Dame ?"
„Ziemlich genau sie hatte ein Kleid
von schwerem grauem, sich sehr reich an
fühlenden Seidenstoffe au,darüber einen
weite, brauen Mantel, dessen Enden sie
mit außerordentlicher Geschicklichkeit
über die linke Schulter zu schlagen ver
stand."
„Wie ihr Begleiter es mit dem rothen
Haloiuch in ciitgcgcngcsetzicrNichiung zu
machen pflegt."
„Aus dem Kopse trug sie ein sogenann
tes Kvssiithhütchcn von schwarzem Sam
met —aber wer ist jene Dame, Herr Po
lizeikomnüssär?"
„Ich kann Ihnen das mit Bestimmt
heit nicht sagen."
„Und ihr Begleiter, für den ich ge
halten wurde?"
„Ist ein ganz infamer Kerl ei
Haupischwindlcr, welcher die deutsche
Polizei mit einer Geschicklichkeit an der
Rase herumfuhrt, die einer besseren Sa
che werth wäre."
ES ist ohne allen Zweifel der Groß
karrirte—trösten Sie sich mit mir, Herr
Polizeikommissär ich wurde ärger an
der Nase herumgeführt wie Sie, und
ließ mich freiwillig herumführen, wäh
rend dies Ihr Dienst mit sich brachte."
„Bitte, Herr Stollberg, beschreibe
Sie mir ei wenig den Großkarrirte."
„O, wie gesagt, ein höchst langweili
ger Kerl, der beständig die Fahncnwacht
pfeift."
„Das sind nur innere Vorzüge des
selben. Wie aber sah ein AcußcreS
aus?"
„Nun, sein Anzug, um vo unten an
anzufangcn, Gamaschc, Beinkleider
Weste, Nvck.Ncisemützc, ich glaube wahr
haftig, auch sein Taschentuch bestand
aus einem großkarririen wollenen Stof
fe, in welchem auf hellgrauem Grunde
Dunkelgrau und Dunkelblau vorherr
schend waren, —daß er vo meiner Ge
stalt war, wissen Sie, aber ich schmeiche
le mir eines interessanteren, mcidestcnS
viel offeneren und ehrlicheren Gesichtes:
er hatte höchst moqnante Züge'um die
Lippen und seine kleinen, stechenden Au
gen blinzelten unruhig uuter buschigen
Augenbrauen hervor."
„Ich danke Ihnen—aber diesen Eh
renmann ist wie ein Chamäleon. Bon
Stuttgart reiste er ab iu hellgrauem Pa
letot und rothem Halstuch; hier finden
wir ihn großkarrirt, und wer weiß, ob
ob er nicht in einer audcren Station in
gelben Lcderhofcn und blauer Blouse
aussteigt."
„Wollen Sie uicht mit mir soupiren,
Herr Poltzcikommissär?"
„Unmöglich—ich muß noch einen Be
richt machen wünsche vergnügten
Abend."
Bald nachher saß Herr Stollberg mit
seinem freundlichen Wirth im behagli
chen Speisesaal der „Vier JahreSzei
ten, soupirie ausgezeichnet und trank
dazu einen vortrefflichen Wein. Und als
er später eine Cigarre anzündete, konnte
er sich der Frage nicht enthalten: „Wo
mag jetzt wohl die schöne Gräfin Patas
ky sein?"
Eine Frage, die fast in demselben Au
genblicke auch der PolizeikommissärWild
huber an sich that, nachdem er nach ver
schiedenen Richtungen hin per Telegraph
in und einem halben Dutzend seiner
verehrlichcn College eine junge Dame
in grauem Seidenkleid? braunem Man
tel und Kossuthut, sowie deren Begleiter
wahrscheinlich in einem Anzüge von
großkarririen, Stoffe, indem die Farben
hellgrau und vorherrschend waren, be- i
steiis empfohlen und dringend an ihr
-fürsorgliches Polizcihcrz gelegt hatte.
* Du Stadtrath von Des-Moinc, lowa,
hat cht blos den Verkauf, sonder auch da
Bauern von Lagerbier innerhalb der Stadt
grenzcn verboten. Da ist Radikalismus.
Die Stall -Zeitaaz.
Zoh. Georg Nipper,
Herausgeber und Eigenthümer.
Harrisbnrg, Pa.
Donnerstag, Juni 20, 1807.
Anzeige Agenten.
Fol.,ende Herren sind unsere authorisirten
Agenten um Anzeigen und Subscriptionen für
die „Pennsvlvaiiische Staats - Zeitung" in
Empfang zu nehmen:
F. T. L ° e S, 244 Nord Fünfte Straße, Phi
ladelphia, Pa.
Ur. F. Mierson, „Demokrat" Office,
Philadelphia, Pa.
il. M e p e n, No. 37 Park Ro, New
?>ork.
Für Richter der Supreme-Epurt:
Georg Sharswood,
von Philadelphia.
Schluß des ersten Jahrgangs.
Mit dieser Nummer schließen wir den
ersten Jahrgang der „Pennsplvanischen
StaatS-Zeitung". Für die seither un
geschenkte Unterstütznng erstatten wirun
seren Lesern den wärmsten Dank.
Als wir vor einem Jahre die Grün
dung dieses Blattes unternahmen, wurde
das Unternehmen von vielen Seiten mit
Mißtrauen angesehen. Manche Ach
selzucken und manchen Zweifel ob dt
Gelingens desselben, mußten wir wahr
nehme. Das Zutrauen und die Hoff
nung, ein permanentes deutsche Blatt
am Sitze der Regierung zu besitzen, war
fast gänzlich erloschen, indem während
der letzte sechs Jahre mehrere Versu
che, ein solches Blatt hier zu gründe,
scheiterten.
Wir wußte schon im Voraus die
Schwierigkeiten, niit denen wir zu
kämpfen haben würden; wir wußten,
daß man uns den Untergang prophezeite,
und daß es uns um kein Haar besser ge
hen würde, als unsern Borgängern.
Ja, von gewisser Seite hatte man uns
Gruben gegraben ; aber Diejenigen, die
sie gruben, sind selbst hineingestürzt!
Im Vertrauen auf den Beistand einer
gütigen Vorsehung, und in der Hoff
nung, den guten Willen unserer Mit-
und Ncbenmenschkn durch einen ehren
haften Lebenswandel und strenge Recht
lichkeitSgefühl zu erwerben, begannen
wir die Herausgab? dieses Blattes mit
blos 48 Abonnenten; und jetzt, nach
Verlauf von fast kaum einem Jahre,
zählen wir derer 1 KH 8!!!
Fürwahr! ein stolzer Lohn für un
sere Mühe und Arbeit! Den lieben
Freunden können wir nicht genug dan
ken für diese liberale und schmeichelhaf
te Unterstützung. Besonder haben un
sere geehrten Herren Agenten Viele da
zu beigetragen, um diese erkleckliche An
zahl Abonnenten zu gewinnen.
Wir hoffen un auch ferner der Gunst
unserer Leser würdig zu zeigen, zznd bit
ten, daß man un in dem bald eintre
tenden neuen Jahre dasselbe Zutrauen
wie bisher schenke.
Solchen, die ihren Verbindlichkeiten
gegen uns während de Jahres so frei
gebig nachgekommen sind, erstatten wir
den innigsten Dank, und hoffen, daß
Alle dem schönen Beispiele nachfolgen
mögen. Ein Jeder beherzige den schö
ne Grundsatz: „Leben, und leben las
sen". Der Herausgeber.
Georg Sharsvood.
Die Würfel sind gefallen Georg
Sharswood, der Jurist u. Staatsmann
ist nominirt, und so gewiß al der zwei
te Dienstag im Oktober kommt, so gewiß
wird er auch erwählt werden. Schon
lange vor der Nomination hatten wir
den Namen dieses erprobten Juristen an
die Spitze unserer Spalten gestellt, wohl
wissend, daß durch dessen Nomination
und schließlich Erwählung die demo
kratische Partei von Pennsylvanten wie
der zu ihren Rechten und ihrer früheren
Macht und Größe kommen würde. Deß
halb sagen wir auch mit einem geschätz
ten College, daß wir noch nie mit mehr
Freude und Sieges-Zuverflcht den Na
men eines demokratischen Candidaten an
de Spitze unserer Spalten gestellt ha
ben, als den de Achtb. Georg
SharSwood. So groß ist sein
Ruf als Rechtsgelehrter und so fleckenlos
sein Privat-Charakter, daß seine Nomi
nation von dem Augenblicke an gewiß
war, wo e bekannt wurde, daß er diesel
be nicht ablehnen werde. Die Delega
ten zur Demokratischen Staat Con
vention inHarrisburg hatten einfach den
allgemeinen Wunsch de Volkes zu regi
slriren. Selbst einflußreich Zeitungen
der Gegenpartei (worunter die „PittS
burg Gazette,") gestehen die ausgezeich
neten Eigenschaften unseres Candidaten
zu und erklären, es werde schwer jhglten,
in ihren Reihen einen Mann zzi >
der Hrn. Sharswood mit einiger Aus
sicht auf Erfolg entßegentreten könnte.
DieJuliSesflondesCsngrefftS. Mgn
rechnet jetzt mitßestimwtheit darauf, daß
im Juli ein Ouorum im Hau zusammen
kommen werde, nur bezweifelt man ob
fich esu solches auch im Senat einfinden
wird.
* Der Generai - Postmeister hat beschlossen,
keine Listen unbestellbarer Meies mehr durch dt
Zeitungen zu veröffentliche. Die Listen wer
den blos in den Popämtern zur Einficht anstie
gen.
Auzug au den
verhadlungen der demokratischen
Staats-Convention.
Wie bereit in unserer letzten Num
mer gemeldet, versammelte sich die demo
kratische StaatS-Convention von Penn
splvanien am Ilten Diese hier in Har
risburg, um einen Candidaten für Su
preme Court Richter zu nominiren.
Nachdem die Versammlung eröffnet,
und die nöthigen Beamten und Com
mittee ernannt worden waren, wurde
zur Nomination geschritten.
Nur zwei Ballot waren erforderlich,
um eine Nomination zn bewerkstelligen.
Das erste Ballot stand wie folgt:
Sharswood - - - 50
Maynard .... 14
Fischer, ... 8
Ryan (von Schuylkill) - 14
Pershing ... 2
Lowrie .... 10
Elwell- .... 7
Church .... 3
Graham ... - 0
Grant... - 2
Da kein Candidat die Mehrheit der
abgegebenen Stimmen hatte, schritt man
zu einem zweiten Ballot, in welchem
Sharswood mit 85 Stimmen die No
mination erhielt.
Das Resultar wurde mit dem laute
sten Jubel begrüßt und die Nomination
einstimmig gemacht. Hrn. Wallace
übertrug man wieder den Vorsitz der
Central Committee.
Dft Beschlüsse, welche die Conven
tion annahm, nthalttn in gedrängter
Form eine Darlegung der bekannten
demokratischen Grundsätze.
Sie dringen daraus, daß der Süden
wieder Vertretung im Congreffe erhalte;
Erklären sich gegen Aufdringen
des Neger.SttinmrchlS im Süden wie
gegen Bewilligung desselbrn in diesem
Staate;
Beschuldigen die republikanische
Partei, ihre Versprechungen in Be
treff des TariffS, nicht gehalten zu ha
ben ;
Geben der letzten republikanischen
Gesetzgebung von Prnnsylvanftn einen
wohlverdienten Rüffel;
Emfehlen allen Demokraten, die
Zettungen ihrer Partei zu unterstützen ;
Danken dem jetzigen Ober-Richter
Woodward für seine treuen Dienste :
Und sprechen Vertrauen in den zu
seinem Nachfolger nominlrten Candi
daten au.
Wir lassen hier sofort eine kurze Le
bensskizzr des
Achtb. Georg Sharswood,
unser, Candidaten für Richter der Su
preme Court, folgen. Derselbe wurde
am 7. Jult 1810 in diesem Staate ge
boren. Er erhielt eine gründliche
Schulbildung, wurde noch sehr jung
mehrere Mal in die Gesetzgebung und
in den Philadelphia Stadtrath erwählt.
Go. Schunk ernannte ihn 1845 zum
Richter der Distrikt Court für Philadel
phia. Das Nichteramt wurde 1851
wählbar gemacht, und so groß war die
Achtung, deren er sich allgemein erfreute,
daß Niemand gegen ihn auftrat. Das
selbe geschah 1801, wo sein 10-jähriger
Termin abgelaufen war; beide Partei
en gaben ihm die Nomination und r
wurde einstimmig erwählt.
Seit 22 Jahren bekleidet mithin Hr.
Sharswood eine Richterstelle, vor wel
cher mehr Geschäfte erledigt werden
müssen, als von irgend einer andern im
Staate. Nur ein Mann von seinem
Talente und seiner Thätigkeit konnte
einem solchen Amte zu so allgemeiner
Zufriedenheit vorstehen. Seine Gut
achten sind so gründlich und gediegen,
daß selten eine Berufung dagegen an
ein höhere Gericht stattfindet. Bet
seinen vielen Berufsgeschäften hat er
noch Zeit gefunden, mehrere Bücher
über Rechtskunde zu schreiben, die ihm
einen weit verbreiteten Ruf verschaff
ten. Sein Privat Charakter ist über
jeden Tadel erhaben, und obschon er,
wie es die Würde seine Amte erfor
dert, sich nie in Partei Angelegenheiten
gemischt hat, weiß man doch zur Genü
ge, daß kein treuerer Anhänger demo
kratischer Lehren lebt, als George
Sharswood.
Surratt'S Prozeß
hat nun endlich begonnen. Surratt
selbst ist ungemein heiter. Er hat ganz
recht, den s liegt doch klar am Tag,
daß das wieder einmal nichts Andere
ist als ein infames Spiel, das mit der
Justiz getrieben wird. Bei all' den
schauerlich offenen Schäden, die hier zu
Lande ekelerregend Einem entgegenstin
ken, ist der schmachvolle Zustand, in
welchem die RechtSzustände und da
Rechtsbewußtsein de Landes liegen,
vielleicht der ärgste. Ohne Uebertrei
bung. In Rußland und der Türkei
ist mehr Recht und Gerechtigkeit vor
handen, wie in den Ver. Staaten I
Von Geld ganz abgesehen-d a versteht
sich von selber, dafür ist in den Ver.
Staaten Alle zu haben, und noch ver
schiedene Andere. Es handelt sich gar
nicht darum, ob, sondern blos: wie
viel 4 Aber Außerdem: Blo die
leichjeste Schwenkung 1 der öffentlichen
Meinung, blos das Interesse irgend pi
e in kleineren oder größeren Kreisen
hochgestellte Mssnnes—und c zieht
kein Recht und keine Gerechtigkeit. Ist
da nicht schauderhaft? Wenn da
Rechtsbewußtsein der Nation in solcher
Weise spstematisch zu Grunde gerichtet
wird, kann man fich da wundern, wenn
die Zeitungen von nichts mehr zu er
zählen wissen, als von Raub und Mord
und Nothzucht?
Was nun Surratt anbetrifft, so wird
ihm nichls gethan werden, weil ihm
nichts gethan werden kann. Im Noth
falle läßt man ihn entfliehen, oder auch
„Selbstmord" brgrhen. Im letzteren
Falle wird er feierlichst begraben, mit
Zeugniß on „Dahkier" und „Eurner".
Alles dagewesen.
Unsere Reis nach dem Westen.
Die erlebte A be'nte u er, u. s. Tv
Wie die Leser der „StaatSzeitung" bereit
glücklich in Springfield, Ohio angekommen und
on unserm ehrenwerihen Onkel und anderen
lüden Freunden aus herzlichste empfangen und
bewirthet worden. Am darauffolgenden Diens
tag (den 2tstn Mai) wurde die Rückreise üder
Delaware angetreten. Die Sirecke on3B
Meilen zwischen Delaware und Crestline ur
de in dem kurzen Zeitraum vn einer Stunde
und t 0 Minuten zurückgelegt! Kaum in rest
line angelangt, nahmen wir die Car nach
ManSsield, um auch dort einige Stunden zu
zuzubringen.
Hier trafen wir zufälliger Weise auch einen
nahen „Landsmann", (er war au Oder-
Mudau, im Darmstädttschrn) jetzt bei Ballion
wohnhaft, mit Namen Heist. Er sagte
up, daß er sqon längere Jahr im Lande
sei, daß der seine Kinder nicht mehr deutsch
sprechen, und folglich auch nicht deutsch lesen
könnten! Wir glotzten den Man mit Erstau
nen an, brtrachüün ihn on Kopf zu Fuß und
dachten bei un selbst! „Wahrlich, ein schönes
„landsinännischrs" Muster! Ist e mög
lich, daß ein gebildeter Deutscher seine
Muttersprache so weit hinünan setzen kann?—
Wir glauben' nicht. Daß e aber Deutsche
gibt, di die Sprache ihrer Väter nur zu gern
unter die Füße treten, nzußten wir leider hei
diesem „Landtmanne" wieder erfahren.
Da wir an jenem Abend noch in Bnepru
einznireffen wünschten, so war der Aufenthalt
in Manofield on kurzer Dauer. Der 4 Uhr
Passagirrzug brachte un wieder zurück nach
Errstiine, wo wir etwa eine Stunde warten
mußten, ehe wir wessfr stiftn konnten. In
zwischen betraten wir den Friseur- und Barbir-
Salon unsere jungen grrundr Philipp
Nr ff, der in kurzer Zeit unsern „Pari" s
hübsch und glatt zugestutzt hatte, daß wir um
ein Duzend Jahre jünger aussahen. Sollte
der eine der andere unserer Leser je nach Leest
line kommen, und nicht „über den Löffel bar
hisi" zu sein wünschen, dem rathen wir, dei
Hrn. Neff (gm Bahnhof) orzusprecheu, der
seine vgoiireio vollkommen versteht.
Endlich ging denn nach Bueorn. Auf der
Reise dorthin saßen wie neben einem Fremden,
der vorgab, in New-Phlladelphia, Ohio zu woh
nen. Während der Unterhaltung mit ihm ka
men wir auf Politik zu sprechen. Er meinte,
Bucoru und da Countp, worin e lügt,
sei der rechte Platz für un (nämlich um
Abonnenten zu sammeln) ; e sei alle start
Demokratisch ; allein e passe nicht für ihn.
~E freut uns, dieses zu hören", sagten wir,
„denn on der Negerparüi wollen wir durch
aus nicht wissen".
Auf dieses erwiedert est „Nun, e wird
doch endlich einmal dazu kom
m c n, daß die Neger stimmen dürfen".
„Nie und nimmer, wird c dazu kommen,
wenn dem Volke die freie Wahl überlassen
wird", war uusere Antwort.
„Sje würden doch lieber den Negern das
Stimmrecht erlauben al den Rebellen, die die
Constitution diese Lande mit Füßen traten,
und unsere Gefangenen in Andersonville Hun
ger sterben ließen V" sagte er.
„Wie k haben die Rebellen unsere Ge
fangenen austauschen, und war e nicht dieser
selbe Stanton,—dieser elende Schuft, einer der
größten Tyrannen de jetzigen Zeitalter—war
e nicht Er, der von keinem Tausche etwas
wissen wvllte, e sei denn, daß auch die Neger
miteinbegriffen seien?"
Auf diese unerwartete, aber wahre Antwort,
schien der Fremde wie vom Blitz getroffen zu
sein; er hatte kein Wort zn erwiedern. Diese
derbe Zurechtweisung hatte er nicht erwartet.
Unterdessen war der Zug in dem „demokrati
schen" Bucpru angekommen, wo wir ausstie
gen. E freut un. unsern alten Freund und
Landsmann, Hrn. Agent Rett ig und sein
liebe Familie wohl und munter anzutreffen.
Hr. Rettig ist einer jener alten deutschen Ehren
männer, bei denen och echte „deutsche Bieder
keit und Treue" zu finden ist. Möge er noch
viele Jahre leben.
Während unsere Aufenthalte in Bucpru
besuchten wir auch die ausgedehnte Brauerei
der Herren Donnenwirth und Sohn.
Die Firma fabrizirt ein irklich köstliche Bier,
da dem besten Gebräu würdig zur Seite ge
stellt werden kann; die Güte de „Stoffe"
hat ihm bereit inen guten Ruf erschafft.
Nachdem wir auch hier unsere „Musterrolle"
gehörig in' „Armee-Register" eingetragen
halten, reisten wir von Bucpru nach Rechtster,
Pennsplvanien zurück, wo Abend bei unserm
geschätzten Freunde, Capt. Eitenmillrr,
nach freundlicher Einladung, einquartirt wurde.
Wir hatten nämlich dort einen Brief von uns,
rer Familie erwartet, allein derselbe war noch
nicht angekommen. (Der amlBten Mai da
tirte Brief kam erst, wie un Hr. Eitenmiller
seitdem benachrichtigte, nach einer sechstägigen
Reise wirklich doch noch dort an!)
Da wir in Rochester am nächsten Morgen ei
nige Stunden Muße hatten, benutzten wir die
Gelegenheit, um in der Umgegend zu rekruti
ren, und siehe da! in kurzer Zeit hatten wir
ein nette Eorp kernfester Rekruten zusammen
ge - „angelt".
Rochester desitzt eine sehr hübsch eingerichtete
deutsche Apotheke. Die Herren Apotheker
Brehm und Rößler sind gerade die „rech,
ten Männer am rechten Platze," und wissen,
Iva zu einer guten Apotheke gehört—ftische
und gute Arznei. Sie verdienen die Unter
stützung aller Deutschen jenfr Stadt und Um
gegend.
Am Nachmittag de Ästen ging'S dann nach
Zelienople. Die Reisegesellschaft bestand au
mehreren Damen und Herren i unter Letzteren
befanden fich zwei der verbissensten, radikalsten
"woollzchsacko", die wir noch je antrafen. Sie
behaupteten, daß die Negerrasse auf einer noch
h bhereu Stufe stünden und edensoguk
seien, al die Weißen t Wir sagten ihnen, daß
ipir spit ihnen zmd glaub
gen auch, die Zieger seien so gut ) sie,
jäugnpjey aber die Gleichstellung de Zieger ist
eine, Me j ß e y ZHgnne, der noch Seldstach.
tung und Ehrgefühl Mua jhesPet 'Die zibi
schen un stattgehabte Debatte war heftig, so
daß wir wirklich an der Wohnung unsere? ge-
schätzten Freunde, de Hrn. C. W. Wagner,
wo wir auszusteigen hatten, vorbei gefahren wa
ren, eh man e gewahr wurde.
Bon Hrn. Wagner und seiner liehen Familie,
sowie von all den biederen Freunden in un um
Zelienople wurden wir auf herzlichste bewill,
kommt. (Besonder erfreu, He. Buhl,
al er om „Ripper mit der Stodepipe" auf
eine „Gaul" tesuchi ward.)
Indem schonen, friedlichen Waisenhaus zu
Zelienople rasen wir da Söhnchen unsere
erstorbenen Freunde Leonhard Art, frü
her in Chambersburg wohnhaft. Als wir den
Jungen frugen, ob er un kenne, schaute er un
mit seinen blauen Avgen in'S Gesicht, besann
sich ein venig und sagte dann: „Ja, Sie sind
der Mister Ripper." Gefällt es Dir hier?"
fragten wir weiter, worauf er mit „Ja" ant
worteie. Auf die Frage, ob es ihm nicht leid
thue, schlug er die Augen nieder, ohne zu antwor
ten. Vielleicht dachte er an Vater und Mutter,
die im kühlen Schooß der Erde ruhen, vielleicht
auch an die noch übenden Geschwisterchen, die
aber weit von ihm entfernt bei guten Menschen
ohne. Wie glücklich und dankbar sollten
doch Kinder sein, über denen noch das treue
Vater-und lüdende Mutterauge acht? Als
wir Abschied on ihm genommen hatten, konn
ten wir un einer Thräne de Mitleid über
die erlassenen Waisen nicht erwehren. E
sind ja die Kinder Heimgegangener Freunde!
Freund Wagner hatte die Güte, ün von Ze
lünople nach Ebensburg zu begleite. Wir
dachten dort den Hrn. Pfr. Winter zu tref
fen, allein der würdige Pastor war unwohl
geworden und konnü nicht komme; hin
gegen aber kam unser geschätzter Agent, Freund
Heid, jedoch nicht zu predigen, denn da ist
„nicht seine Amte," sondern um uns nach
seiner freundlichen Wohnung, (einer prächtigen
Farm, etwa drei Meilen von EbenSburg) zu
bringen. Düse Gegend ist reizend schön; üp
pige Wälder, Wiesen und Felder nebst schönen
Farmhäusern, Scheunen und Obstgarten triff
man hier; besonder malerisch uyd anziehend
ist e da, wo Hr. Heid seine Wohnung aufge
schlagen Hai; un würde e dort sehr gut gefal
len, und sollte Freund H. je geneigt sein zu
„schwappen", so wären wir gar nicht abgeneigt,
ja, wir würden lieber noch die „Stovepipe"
zum Besten geben.
Nach treffliches Be>z>irihu,,g ging' dann am
nächsten Morgen nach Buller, wohin Hr. Heid
die Güte hatte un zu begleiten. In Butler
wurhe bei dem freundlichen Wirth, Hrn. Joe
bau Epth eingtkehri. Wü merkten c dem
sonst so muntrer Wirth gleich an, daß etwa
„letz" ist, fanden aber bald die Ursache; in ganz
Butler ist nämlich nicht ein einziger Wirth, der
on der Court eine Wirthshau-Licenz erhal
ten hat! Im ganzen Countp sind blo drei li
zensirü Wirthshäuser! So weis hqben e die
Rgditqlen TtVprstnz-ganaiiftr Coun
tp' gebracht. WS aber da Schönste ander
Sache ist, ist, daß die beiden Söhne der zwei
hervorragendsten Temperenzler, de Prediger
Aoung und eine gewissen Vo, als Applikan
ikn für dg W h >kro - Inspektor - Ami
von den Herren Papa' in Porschlag gebracht
worden sind! Also i Prediger, Temperenzler
und Whiskey-Inspektor!?!
Ist da nicht verkappte Heuchelei? Daß Gov.
Gearp diese sauberen Sprößlinge als WhiSüp-
Jnspekioren anstelle wird, unterliegt keinem
Zweifel, denn hier heißt': „Gleiche Brüder,
gleiche Zsappen ; gleiche Lumpen, gleiche Lap-
Pen."
Den Schlußbcricht unserer Reise hoffen wir
in der nächsten Nummer zu bringen.
Der Herausgeber.
Die yraster ssksteis die Temperenzler.
Vorige Woche versammelte sich der
Haupt Verein der Brauer der Ver.
Staaten in Chicago. Hr. Fr. Lauer von
Rcading wurde zum Ehren-Präsidenten
erwählt. Die versammelten Brauer
ahmen folgende Beschlüsse in Beireff
der Temperenzfrage an:
In Ansteiracht der Gefahre, die der
individuellen Freiheit und politischen
Gleichheit von Seiten der Temperenz
und Sonntagsseier - Fanatiker drohen,
beschließen wir insgesammt, gegen die
Bestrebungen der Temperenz-Partei und
de PuritaniSmuS alle un nur zu Ge
bote stehenden Mittel zu ergreifen, um
die persönliche Freiheit zu schützen und
keinen Candidaten ohne Rücksicht auf
politische Partei bei irgend einer Wahl
zu unterstützen, der jener Partei ange
hört.
Beschlossen: Als durchaus nothwen
dig betrachten wir unsere Brauer. Or
ganisation in tinem jeden Staate und
Countp und deren Verbindung mit al
len Vereinen oder Organtsationeu, die
in gleicher Weise die individuelle Frei
heit und politische Gleichheit zu unter
stützen suchen.
Beschlossen, daß wir alle Zettungen,
welche die freie Richtung vertreten, un
terstützen und dahin wirken wollen, bei
den Amerikanern ein richtige Verständ
niß de socialen Lebens der Deutschen zu
fördern.
Beschlossen, daß wir es in geschäftli
cher Beziehung für durchaus nothwen
dig halten, nur solche Geschäftsleute zu
unterstützen, die mit uns Hand in Hand
gehen.
Beschlossen, daß wir dir Namen der
Beamten der einzelnen Temperenz - Lo
gen von Zeit zu Zeit in den Zeitungen
publtziren.
Einsturz einer Kohlenmine.
(Ein Haus sammt Inhalt verschwun
den). —Der„Amerikaner Republikaner"
von PottSville, Pa., schreibt:
„Letzten Freitag Nachmittag ereignete
sich tn der Nähe von Girardville, unge
fähr sechs Meilen von Mahoney City,
Schuylkill Countp, .ein ungewöhnlicher
und eigenthümlicher Vorfall. E scheint
daß an obigem Platze eine sogenannte
„Brust" tn der Kohlenmine der „Boston
v. Mahanoy Kohlen Company" bis zu
ungefähr 20 Fuß von der Oberfläche der
Erde bearbeitet worden war, und ober
halb dieser „Brust" befand sich ein zwei
stöckige Farm Hau, bewohnt von Herrn
ThomasT. MyerS, Aufseher der Kohlen-
Mine und Familie. Er hatte auch eine
Anzahl Kostgänger, dxren Kleider ,c. im
Hause waren.
Um ungefähr 3 Uhr besagten Nach
mittags, als Morris Robinson v?n
PottSville und Myers in der Küche zu
sammen waren, fühlten sie das Haus
sich bewegen und rannten sogleich hin
aus. Zwei Minuten waren kaum ver
flossen, als dasselbe mit einer wogenden
Beweauya in die Kluft, eine tiefe von
86 Fuß, hinabsän/.
Größe Massen von Erde uyp Sfti-
welche sich an den Seilen Vir Klüft
befanden, Selen auf das Hans hinunter
iznp herüben es beinahe vollständig.
Der Krach, als es hinuntersank, war
fürchterlich und in weiter Ferne vernrhm
bar.
In dem Hause befanden sich zur Zeit
Oese mit Feuer darin, und gleich nach
dem Vorfallt gewahrte man Rauch aus
der Erde, welche das Dach bedeckte, auf
steigen, welches deutlich zeigte, daß das
Haus in Brand war. Eine große
Ouaniität Wasser wurde sogleich in die
Kluft hinunter gegossen und man glaubt,
daß das Haus nicht ganzltch zerstört
worden sei.
Der Werth des Eigenthum des Herrn
Mpers im Hause war ungefähr KSOVO,
davon 8200 in Geld. Außerdem verlo
ren die Kostgänger beinahe alle ihre
Kleider, Uhren,e.
Glücklicherweise war dieser Vorfall
nicht von Menschenverlust begleitet. Hät
te er in der Nacht stattgefunden, so wä
ren ohne Zweifel zehn Leben verloren
gegangen. So ereignete er sich aber zu
einer Stunde, wo die Kinder des MyerS
entweder in der Schule oder vom Hause
abwesend waren.
Mrs. Mpers erhielt zeitige Warnung
und kam noch zur rechten Zeit heraus ;
die Kostgänger waren an der Arbeit.
Aus Europa.
Nachrichten Per Dampfer.
Deutschland.
Ueber einen furchtbaren Brand In Brod
wird der Wiener „Presse" on dort unier dem
25. Mai geschrieben: „Nach einem Intervall
on 8 Jahren (der letzte Brand war am 5. Mai
1850) wurden wir vorgestern neuerding von
einer furchtbare FeuerSbrunst betroffen. Um 5
Uhr Nachmittags de 23. d. brach da Feuer,
dessen Ursprung noch unermittelt ist, in einer
engen, au hölzernen Häusern destehenden Gas
se au, griff bei dem Borhandensein leicht brenn
barer Stoffe, und angefacht durch einen scharf
gehenden Wind so rasch um sich, daß man kaum
wußte, wohin zuerst die Spritzen und Mann
schaft zu dirigiren, und Haid stand da ganze er
sie Stadtviertel in hellen Flammen. Da gcu
er begnügte sich nicht mit den niedrigen Hölzer
nen Wohnhäusern der Armen, die e rasch weg.
fegte, cgriff die beide Spnagogrn an, de
nen die eine nicht unerheblich gelitten.
Von da zog sich da Feuer, Alles auf seinem
Wege vernichtend, zum großen israelitischen
Spital, aus dem die Kranken winselnd krochen,
um sich in nahen Gärten zwischen schützendem
Gebüsch zu verbergen. Das Spital wurde völ
lig niedergebrannt, ebenso di, horrschaftliche
Bierbrauerei „edst den Nebengebäuden. Der
Brand griff dann ein grßtS, der Herrschaft ge
höriges Holzlager a, erbreiieie sich über die
Bauernhütten de Vorwerkes Folwarki, wende
te sich mit den Winde gegen das östliche und süd
liche Stadtgebiet, griff die Limdergasse, die
Pfarrgasse und einen Theil des Ringes an und
legte so innerhalb 14 bis l 5 Stunden 7itHäu
ser in Asche, machte 4M Menschen obdachlos
und iödteie zehn Mensche, von denen Einige
erstickten, Andere verbrannten, denn das Feuer
griff so verheerend um sich, daß man sich eine
Minute früher ziemlich sicher,—nur mit Le
bensgesahr durch Flammen nd Rauch, welche
aus allen Gaffe schlugen, flüchten konnte. Der
Wirbelwind schleuderte überdies die glühenden
Kohlen vom den prasselnden und krachenden
Dächern, daß es buchstäblich Feuer hagelte! Es
war ein entsetzliches Schauspiel, das Hezz und
Nerven erschütterte!"
Nach hcnz ärztlichen Büllettn ist in dem Be
finden der Erzherzogin Maihilde (welche, wie
schon berichtet, da Unglück gehadt hatte, daß
ihre Kleider durch eine Zufall Feuer singen
A. d. R.) keine ungünstige Erscheinung einge
treten. Das gieber ist immer im gleiche Gra
de mäßig, auch hat der gestrige ParoriSmuS nicht
lange gedauert. Die Schmerzen sind wohl an
einzelnen Stellen vermehr, im Ganzen jedoch
erträglich, die Estlust, wenn auch uubcdeutcnd,
ist doch Vorhände, der Schlaf kurz uud unter
brochen-
Frankreich.
Der Kaiser on Rußland war am
i. Juni, 4 Uhr k 5 Minuten Nachmittags, in
Paris eingetroffen. Der Kaiser empfing ihn
am Bahnhofe. Derselbe war von den Mini
stern, dem Ober Commandanten der kaiserlichen
Garde und der Armee on Pari und den bei
den Präsekten begleitet. Von dem Bahnhofe
begaben sich der Kaiser und der Czar nach den
Tuileriecn, wo bedeute de Truppenmassen auf.
gestellt waren, worauf sich der Czar nach der Be
grüßung der Kaiserin in' Elps, wo er woh.
nen soll, begab. Den Czaren begleiteten seine
beiden Söhne, Fürst Gorischakow, dem
da Hotel der Gräfin Moniejo, in der Nähe des
Elvsee, zur Verfügung gestellt war; ferner
GrafAdlcrberg, Adjutant de Kaiser,
und Graf Schmad w, der Polizeiminister;
letztere beiden wohnten im Palai de Czaren.
Der Besuch de Kaiser in Thalon wird unter
bleiden. Bei der zu Ehren desselben veranstal
teten Heeresmusterung werde; sich 5V Bataill
one, eben so viele Escadronen und 20 Batterie
en beiheiligen.
Norddeutscher Bund.
Am 2. Juni waren die Minister
präsidenten von Baiern. Würtemberg,
Hessen Darmstadt und Baden in Ber
lin eingetroffen, um an einer Conferenz
Theil zu nehmen, die noch vorder Ab
reise de Königs von Preußen und de
Grafen von Bismark nach Paris abge
halten werden sollte. Sie wurden wenige
Stunden nach ihrer Ankunft vom Kö
nig empfangen. In Folge dieser Eon
ferenz hatte Herr von Savigny seine
Abreise von Berlin hinausgeschoben.
Am Nachmittag de 4. Juni hatte
der König in Begleitung der Gene
räle Mottle und Treskow, de Grafen
Goltz, de preußischen Botschafters am
französischen Hofe, desGrafcn Lehndorf,
Adjutanten des Königs, des Fürsten
Anton Radzivil und des Grafen Bis
marck die Reise angetreten. Graf Bis
marck hatte große Abneigung gegen den
Besuch von Paris verrathen und sich
nur auf die wiederholten dringenden
Bitten des Königs dazu entschlossen.
Der Geheimrath Dr. Stieber, der
Polizei-Director Seifried und Polizei,
rath Goldheim sollten dem König nach
dpr französischen Hauptstadt folgen, um
Über seine Sicherheit zu wachen.
Das halbpfficielle „Pays" n Paris
hatte einen Artikel veröffentlicht, wo
rin ziemlich unumwunden gesagt wor,
den war, daß man in Paris nicht be
! tlübt darüber sein würde, wenn Graf
Bismarck keinen Besuch dort machen
sollke; man könne ihn Nicht als Freund
Frankreichs betrachten, Venn er hübe es
mpstistclrt, sollte aber doch kommen, so
würdö'er, trotz allem, wq geschehen sei
mit respektvoller Höflichkeit behandelt
werden. ' <
Die „Kreuzzeitnng" Hai ans diese
Aeußerungen mit einem ziemlich hefti
gen Artikel geantwortet. Daß dir
Politik de Grasen Bismarck mehr da
raus abgezielt habe, die Wohlfahrt seine
eigenen Vaterlande zu fördern, als.die
fremder Staaten uud mehr -von seinen
Landsleuten, al von den Franzosen ge
priesen werde, sei ein Umstand, der
schwerlich in irgend einem civtiisirien
Theile der Welt getadelt werden würde;
wenn Graf Bismarck nach Paris kom
me, so werde ihm Respect lieber sein, als
Vertraulichkeit, und er sei in der glück
lichen Lage, die Zuneigung des Pays
(d. h. der französchen Regierung) ent
behren zu können, da ihm die dankbare
Anerkennung Deutschlands zu Theil
werde.
Die preußischen Blätter sprechen sich
sehr zweifelhaft hinsichtlich der Zukunft
aus, und scheine es kaum für möglich zu
halten, daß der Friede noch la nge erhal
ten werde.
Oestreich.
Der Kaiser von Oesterreich wollte
sich nebst seiner Gemahlin am ersten.
Juli nach Paris begeben und dort bis
zum 10. Juli verweilen.
Die offizielle Wiener Zeitung vom
22. Mai veröffentlicht ein Telegramm,
welches der mexikanische Gesandte in
Wien empfangen hatte, und worin ge
meldet wird, daß die Republikaner bei
Oueretaro vollständig geschlagen wor
den seien und daß Juarez die Flucht er
griffen habe.
Die Wiener Abendpost enthält eine
vom löten Mai datirte Korrespondenz
au Washington, worin versichert wird,
daß General Santa Anna auf dem
Punkte stebe, sich nach Mexiko z bege
ben und eine Diversion zu Gunsten des
Kaiser Maximilian zu machen. San
ta Anna habe drei Dampfer gekauft
und sei geneigt, eventuellUnier-Califor
nien an die Ver. Staaten abzutreten.
Frankreich.
Dem Czaren wurden in Paris die
größten Aufmerksamkeiten erwiest; die
französischen Blätter sind voll von
Schilderungen des glänzenden Emp
fangs, der ihm zu Theil geworden, nnd
der mannigfachen Feste, durch die seine
Anwesenheit geehrt worden. Zu dem
Wettrennen, da am 1. Juni in der
Nähe des Bois de Boulogne stattfand,
war er in Begleitung des Kaisers Napo
leon hinausgefahren. Es war das
glänzendste Wettrennen, das noch je in
Frankreich abgehalten worden. Das
gewinnende Pferd war VervoqueS, Ei
genthum dcö Herrn Montgomery. Am
Abend vorher waren noch 50 und 00 ge
gen 1 dagegen gewettet worden. Nach
dem Wettrennen sprach der Czar den
Wunsch aus, dem kaiserlichen Prinzen,
der sich in St. Clvud aufhält, einen Be
such abzustatten. Der Czar uud der
Kaiser Napoleon begaben sich in Folge
dessen in Begleitung de russischen
Großfürsten nach St. Clvud und ver
peilten dort eine halbe Stunde.
Der Krieg auf Crelo,
Const a n tin opc l, 15. Juni,
Offizielle Berichte, weiche soeben von
Creta hier eingelaufen sind, besagen,
daß Omer Pascha am 3, Juni die Stel
lung der Insurgenten Christen im Di
strikt Lazeine angriff; jene Stellung
befand sich in einem von Felsen um
schlossenen Thal und ist eine der treff
lichsten strategischen Punkte, die man
auf der Insel findet.
Es fanden mehrere Treffen an einer
Stelle statt, auf welcher die Insurgen
ten sich verschanzt hatten.
Zuletzt gelang es den türkischen Trup-
Pen, die Christen aus ihrer Stellung zu
verdrängen und sich den Besitz des Tha
les zu sichern.
Die Berichte sagen, daß die Crcicn
ser fünfhundert Mann an Todten und
Verwundeten verloren, während die
Türken blos zehn Todte und sechzig
Verwundete verloren haben wollen.
Depeschen mit dem atlantischen
Telegraphen.
Deutschland.
Verl i n, 15, Juni, Abend. König
Wilhelm und Graf Bismarck sind von
Paris heute hier angekominen.
Darmstadt, 15. Juni. Ber
Kaiser von Rußland hält sich für kurze
Zeit hier auf.
Schleswig.
London, 15. Juni. Es ver
lautet, daß die seit geraumer Zeit we
gen Schleswig schwebenden Verhand
lungen zwischen Preußen und Däne
mark jetzt geschlossen sind; jedoch ist
nicht bekannt, auf welche Weise beide
Regierungen die obschwebenden Fragen
unier sich erledigt haben.
Griechenland.
London, 15. Juni. Depeschen
von Athen berichten, daß viele Volon
täre Griechenland verlassen haben, um
sich den christlichen Truppen auf Candia
anzuschließen.
Irland.
Dubl i n, 15. June. Der Prozeß
gegen den Fenier Walsh und eine An
zahlMitangeklagier,welcher vor dcrSpe
zial-Commisston in Limerick verhandelt
worden ist, hat mit der Verurtheilung
aller Angeklagten geendigt.
Der spants ch.ch ilenische'
Streit.
Madri d, 15. Juni. Die spanische
Regierung hat sich entschlossen, einen
außerordentlichen Gesandten nach
Washington zu schicken mit Aufträgen
hinsichtlich der Streitigkeiten mit Chili.
Papst Pius, der neunte, war am
13. Mai fünf und siebenzig Jahre alt.
Schlechte Aussichten für unseren
Brodstoff-xport. Der Dampfer
„Virginia" brachte gestern 14,480 vushel
Weizen von Liverpool. Man braucht drü
gen unsere Brodstoffe nicht, hier ist ein immen
ser Vorrath und die Spekulation kann unter
diesen Umstanden die horrenden Preise nicht
mehr aufrecht erhalten. Von Tag zu Tag
sinken die Preise an „Sorn-Erchange" und doch
ollen unsere Detail-Händler nicht herunter
uud die Bäcker wollen die Brode nicht größer
machen! '
Locale Neuigkeiten.
LancaSter, tpa
D on nerstag, Juni 2V. 1867.
Dir Fahnenweihe de iinneretznr.
Es wnr unsere Absicht, der Fahnenweih de
„Lancaster Männerchor" am lrtzie Montag
beizuwohnen. Au irgend inrm Umstand ver
fehlten wir jedoch den Eisendahnzug an jenem
Morgen, so daß wir genöthigt waren ü unft.
rrm beabsichten Ausflug bis zum Nachmittag
zu warte. Wir sind deßhalb außer Stande,
in dieser Nummer einen genauen Bericht über
da Pic Nie unscrn Lesern vorzulegen. Ein
Augrnzrugc hat un jedoch verfprochen, ei,
ausführliche Bericht für dir nächste Rummer
zu liefern.
Wurde wieder gefunden. Da
Paguc, den Herren Reed, McSrum u. E.,
Bankier, gehörend, wrlche am letzten Dienstag
durch den Boten der Expreß Compagnie verlo
ren gegangen war, wurde on grau E a t h
Kem p f wieder grfunde, und der Erpreß-
Compagnie überreicht, grau Kempf iß die
Gattin eine Schuhmachers, und ernährt fich
durch Waschen; sie war auf dem Wege ach
Eapt. Schuh'S Hotel, um dort Wäscht zu holen,
al sie da Paguet fand. E waren HAK) Be
lohnung ausgesetzt für die Auffindung desselben,
PaquetS. Alle Ehre der ehrlichen Finderin.
Ex-Präsident Buchanan hai durch
den Ehrw. Dr. Boardman in Philadelphia
P2OO an die Noihleidcnden im Süden über
sandi.
Pfui, Schande. Thad Stepen, der
ungebleichte Aankee, der das Volt diese
Couittp' im Eongreß m i ß repräsentirt, hat sich
geweigert, der zu errichtenden „Kinder - Hei
math" eine Unterstützung zukommen zu lassen,
es sei denn, daß auch Neger in die Anstalt
aufgenommen werde! Steven will mit al
ler Gewalt eine Racen-Vermischung zu Stau
be bringen. Dem alten Sünder scheinen die
Neger näher um Herzen zu liegen al die Wei
ße. Nun, e ist ja auch kein Wunder. Lebt
er doch mit einer schwarzen „Köchin" al
„Mann und Frau" zusammen, warum sollt ex
nicht für die „schwarzen Brüder und Schwe
stern" eine größere Vorliebe haben al für
Weiß ?
Plötzlicher Tod.—Hr. John Schau
bel, ein wohlbekannter Bäck unserer Stadt,
starb plötzlich am letzten Donnerstag Abend in
seiner Wohnung. Hr. Schande! war geliebt
Columbia-Brücke. Wie wir ver
lumbia Brücke erhalten. E wäre nun einmal
Zeit, daß man mit dem Bau der Brücke den.
Anfang machte.
Wichtig für Soldaten-Krämer.
Die letzte Gesetzgebung von Pennsylvaniei
pnssirte el Gesetz, wodurch alle ehrenvoll ent
lassenen Soldaten, welche in Folge von Verwun
dungen oder im Dienste zugezogenen Krankhei
ten, zu einer Krämer-Lizen umsonst berechtigt
sind. Um einem Soldaten den Nutzen diese
Gesetzes zu sichern, ist es nothwendig, daß der
Anspruchmachende von einem Ver. SiaatenArzt
oder einem Ver. Staaten PensionS-Arzt ein Cer
iifikai erhält, daß er durch Händearbeit unfähig
ist, sich zu ernähren, und ein Ccriifikai vom Pro
ihonoiar des Conulp'S bekomme, daß er der
rechtmäßige Eigner der Waaren ist, eiche er
erkauft.
Wegen Diebstahl verhaftet.—
Vorigen Samstag wurde Emil RobolSk! auf
Anklage von Victor Kasser verhaftet, wegen de
Diebstahls von zwei Taschenuhren im Werthe
von Pis jede. Die Uhren gehörten Lewis
Hearlp und Peter Perrp, zwei Köstgängern de
Herrn Kasser. NobolSki bekannte sich de Dieb
stahls schuldig und wurde in Ermangelung vn
5300 Bürgschaft eingesteckt, um sein Verhör bei
der nächsten Court zu nehmen.
Auf den Eisenbahn - Karren be
raubt. Gen. Jos. W. Fischer, einer de
vor einigen Tagen in den Karren zwischen New-
Aork und Harrisburg, während er schlief, seine
HutS und Taschdnbuchs beraubt. Der General
war in New-Aort aus Besuch gewesen, und be
fand sich auf seinem Wege nach Harrisburg, um
einer Versammlung der Pennsplvanischen Re
serve beizuwohnen. Der Herr General hatte
wahrscheinlich ein Schläfchen genommen, al
ihm dies Malheuer widerfuhr.
Wurde beraubt. Ein Mann, Na
mens F. M. Gramm von Bainbridge, diesem
Countp, wurde am letzten Donnerstag am hie
sigen Bahnhof um PI 500 beraubt. Seine
Tasche war mit irgend einem scharfen Instru
ment aufgeschnitten, und ihm dadurch da Geld
entwendet worden. Er setzt eine Belohnung
von P 250 für die Ergreifung des Diebe.
Brennereien u. Liquor-Stohr in
Beschlag genommen.—Vorigen Freitag
Morgen nahm Ver. Staaten Collector Wiiey
für diesen Distrikt, die Brennereien von Fried.
Sener in Manor Township, und W. E. Ranck
inOstLampeterlownship, und den Liqour-Stohr
von I. R. Watkins, Agent, in Centre Sqnar
in dieser Stadt, wegen Verletzung der Ver.
Staaten Rcvenüen-Gesetze, in Beschlag und
stellte dieselben unter Aufsicht von Revenüen-
Beamten. Ihr Herren Branntweinbrenner und
Bierbrauer nehmet euch in Acht; e gibt dieser
Tage gar Viele, die gerne durch' Schlüsselloch
gucken!!
Feuer.—Vorletzten Dienstag Nachmittag
. wurde ein dem Herrn G. I. Diller gehöriger
Stall in der Allep zwischen der Südquien- und
Princestraßen und German- und Vinestraßen,
theilweis durch Feuer zerstört. Es befand sich ei
ne Quantität Heu indem Gebäude, welche
beinahe gänzlich zerstört wurde.
DeS Diebstahls überführt.—Wift
liam und Levi Nirdorf und Heinrich geller,
welche angeklagt, Briefe aus dem zwischen La
caster und Eolcbrook beförderten Postsack gestoh
len zu habe, haben seit ihrer Verhaftung den
Diebstahl eingestanden. Heinrich Feller sagt,
daß, als er den Postsack von dem Miethftall nach
der Postoffice trug, er in Herrn Michael'S Hof
anhielt und mehrere Briefe durch in im Post
sack sich befindliche Loch herausnahm. Zur
Zeit, als er diese begieng, bekennt er, daß einer
seiner Finger geschnitten war, und von diesem
geschnittenen Finger vermuthet man, bekämen
die übrigen im Postsack befindlichen Briefe die
Blutflecken, welche die Postbeamten aus den
Briefe bemerkten. Fester bekennt edensals?,
daß er ein oder zweimal vorher Briefe auN dem
Postsack genommen hätte. Bei dem ersten dieser
Diebstähle war ihm von einer andern PersoN
welche sich jetzt in der Armee befindet, geholfen
worden.
Vorigen Samstag wurden die zwei Nirdors
und Henrp Feller von dem Ver. Staaten Mar
schall nach Philadelphia genommen, um vordem
Ver, St. Circuit Gericht erhört zu werden.