Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, June 13, 1867, Image 1

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    HmilsglimiMcht Mb MMS'Zntmlg.
Jahrgang 1..
Die
Peunsylvauische Staatszeitung,
Herausgegeben von
Höh. Georg Ripper,
erscheint jede Donnerstag, und kostet 03.V
per Jahr, zahlbar innerhalb desJahrc, und
OS.SV nach Versluß des Jahrgang.
Einzelne Eremplaren, Z Cents per Stück.
Keine Subskriptionen werden für weniger
Niemand da Blatt abbestellen, bis alle Rück
stände bezahlt sind.
Anzeigen werden zu den gewöhnlichen Prei
sen inserirt.
Officen: in der „Patriot und llnion"
Druckerei, Dritten Straße, Harrisburg, und
in der „Intelligeneer" Druckerei, am Eentre
Square, Lancaster.
Wohnung: Nro. IM Cbesnutstraße, zwi-
Agenten
der
Pennsylvanischcn Staats-Zeitung.
Pennsylvania:
Nltoona. Georg Brun er. Gen. Agent.
Allegheny City! Friedensrichter Scri da.
Birmingham. Io h n P. Hei sei.
Breakneck. Jacob Heid.
Butler. Jakob Keck.
Earlisle. Loniö Weidmann.
Ehambersburg. Peter Gruß.
Columbia. Andrea Zellen
DravoSburg und CoalVatlry.—A. Schütz.
Harinony. Caoper Herzog.
Huntingdon. Jakob Leonhard.
Kreamer. R. Dau bcrm a n.
c I. M. Westhäffrr.
Lankastcr. j A. Jske.
k C. Krau.
Lawrenceville. Jakob Waidlcr.
Lock Häven. Friedrich Dictz.
Lvkenstown. Sebastian Träger.
Marietta. Friedrich Haas.
Millersviile. C. F. Nee.
Middletown Christ. Bauer.
Mrunlville. Martin Seibel.
c F. Kaiser, Nro. 236 Pa. Av.
PittSburg. < gr. Schmidt, 92 Smithsield
( Straße, nahe der Fünften.
Rochester. R. Albin Schmidt.
Saronburg. A. L. Krause.
Sharpsdurg. Franz A. Klein.
Tamaqua. A'aver Bender.
WiconiSc. Eduard Wiedcmann.
Williamsport. Fetir Stopper.
Aork. Friedrich A. Stieg.
Zelienople. Philip Ripper, sen.
Ohio:
BucyruS. -Georg Ncttig.
Santo. Jakob Heingärtner.
East-Lewiötown. David Wunderling.
New Watersord. Wm. Daubart.
Springsield. I o h. Georg Ripper.
Indiana:
gort Wayne.—P eter HohnhauS, Gen. Agt.
Dr. Hossmaim 5
weltberühmte Medizinen,
welche in Deutschland jahrelang mit dem
besten Erfolg verordnet wurden.
Doktor Hossmlum's
Begetablische Nerveu - Pillen
dienen zur sicheren Heilung folgender Krank
heitsanfällr, welche die Folge eines verdorbenen
Magen und einer geschwächten unthätigen Le
ber sind, nämlich:
Nervöse Kopfweh, Nvsc, Blutandrang
zum Kopfe, heftiges Herzklopfen,
schwache Circulativn de Blute
Schmerzen im ganzen Körper,
Schmerzen im Rücken und der
Brust, Magen-Entzündun
gen, Unverdaulichkeit,
Hartleibigkeit, Ohn
machten, Erbrechen,
Blähungen, schwercTränme, Schlaflosig
keit, Melancholie, Wechselsieher, ,e.
Doktor Hoffmann's
universal LebensPulver
Dies feinste aromatische und vegetabilische
Pulver ist eine Zusammenstellung der besten
Kräutern und Wurzeln, und ist eine unfehlbare
Medizin gegen alle Magenübel, wie z. B.
DySpepsta, fühlbar durch eine Schwere
und Drücken im Magen, Zittern und
Beklemmungen, Blähungen, Säu
re de Magen; unregelmäßiges
Herzklopfen, Uehclkeit, Sod
brennen n. s. w.
Diese Symptome habe einen gefährlichen
Eindruck auf da 'Nerven System ; welche alle
durch den Gebrauch de Pulver sicher abge
wendet, und in schon längeren Leiden gründlich
kurirt werden können.
Für Damen
besonders bildet es ein fast unentbehrliches
Mittel, indem dieselben aus dem Pulver eine
vorzüglichen Aromatischen und äußerst wohl
schmeckenden Wein bereiten können; welcher
eine höchst überraschende Wirkung in allen
Weiblichen Leiden erzeugen wird ; und wir sind
im voraus überzeugt, daß es von allen, die es
Dr. Hoffmann's Soothing Syrup
für zahnende Kinder.
Dieser Syrup ist ein vortreffliche Mittel zur
Erleichterung des Zahnen bei Kindern, er er
weicht daS Zahnfleisch, und entfernt alle Ent
zündung desselben, und ist sicher in seiner Wir
kung gegen Grimmen und Schmerzen in den
Eingeweiden, Gichter, plötzliches Auffahren aus
dem Schlafe, Zuckungen, Säure im Magen,
Blähungen, Kolik und Erkältungen. Liesen
Anfällen sind alle Kinder während der Periode
de Zahnens unterworfen. Der Syrup ist
sicher in seiner Wirkung, und giebt den Kindern,
sowie den Müttern eine gehörige Nachtruhe;
scheut euch nicht ein Fläschchen zu prvbiren,
denn wir geben Euch die Versicherung, daß da
rin kein „Opium" noch irgend andere ge
fährliche Substanzen enthalte sind, denn dies
ist ein Mittel, welche in Deutschland Jahre
lang bigtn berühmten Arzt mit dem besten
Erfolg gegeben wurde.
Alle obige Medizinen, sind mit einer gedruck
ten Einlage versehen, wmauf die volle Beschrei-
Hütet Euch vor Verfälschungen, und
sehet genau darauf, daß die eigenhändige Un
terschrift onßrehm L Roeßler aus den
äußern Umschlägen der Pillen, de Pulver,
svwie de Syrups vorhanden ist.
Begetablische Nerven Pillen die Bor 56 Cts.
Universal Leben Pulver die Flasche 56 Ct.
Soothing Syrup „ „ 25 Et.
N. B. —Alle Order im Einzeln wer
den durch Einsendung des Betrags bei Mail
prompt besorgt.
Zu haben bei allen Drugisten der Vereinig
te Staaten, sowie von den alleinigen Eigen
genlhütnern
im Haupt-Depot
Brehm K Roeßler.
Rechtster,
(April 18.1867.) Beaver Cvunty, Pa.
Dr. Eonst. Rutgers,
praktischer Arzt und Geburtshelfer.
Office: Dritte Straße, nahe dem neuen
Markthau, Verbektown,
April 1.'67. bv.
Fünfte Ward Haus,
Ecke der Forster und Elder Straße,
Harrioborg, Pa.,
Daniel Wagner, Eigenthümer.
Der Untcrzeichnete macht hiermit seinen
Freunde und Bekannten, sowie dem Publikum
ergebene daß er obiges
Die Bar enthält alle Sorte Geträn
ke der besten Qualität.
Harrisburg, Juni 28, '66.
Bincenz Orsinger's
..Sechste Ülard - Haus"
Ecke der Dritten und Verbeke Straße,
Harri hurg Pa.
Der Unterzeichnete empfiehlt dem geehrten
Publikum seinen obigen Gasthof unter Zusicher
ung promptrn Bedienung und billiger Brband
lung, und lenkt zugleich die Aufmerksamkeit auf
eine wohleiilgerichtete
Bäckerei
im Basement de Hauses.
HarriSdurg, Juli 5. '66:IJ.
Wirthschasts-Berlegung.
Der Unterzeichnete macht seinen zahlreichen
Freunden und dem Publikum überhaupt die
ergebenste Anzeige, daß er seine Wirlhschaft
nach der Süd Vierte Straße, zwischen der
Markt und ChcSnut Straße, verlegt hat. Er
ladet dcßhach seine alten sowie auch neue Kun-
C. F.Vb e l!
HarriSdurg, April 1.1867 .-tf.
de egung.^.^
Gottlieb Jung.
Harrisburg, April -I. 1967.-3 M.
Neuer L a gerb ie r - u -
neuen Lagerbier - Bat on,
Allcy, zwischen der Markt und
Straße eröffnet hat. Durch gute Ge-WM
tränke und reelle Bedienung hofft er sich die
Gunst de Publikum zu erwerbe. Um ge
neigte Zuspruch bittet
Georg Dinger.
Harrisburg, März, 28. '67
Lucas König's
City Bierbrauerei,
CheSnut Straße, zwischen der 2. und 3.
Harrisburg, Pa.
Obige Brauerei ist mit alle neueren Vrrbel
scrungcn versehen und dazu eingerichtet, allen
In dem findet man stet frisches
guten Wein, Bitters, Schweizcr-
und Li m b urge r käse, :c.
Dankbar für da dish geschenkte Zu-
L u ka S K ö nig.
H. Frisch s
State Capital Nrauerei.
Vierte Straße, nahe Walnut,
HarriSdurg.
Braugeschäft,
H. Frisch's Erben.
EineOrdonnanz,
bezüglich der Entfernung von Bäumen und
Pfosten, wo sie da Trottoir versperren.
Abschnitts. ie verfügt
cist der Stadt HarriSdurg, daß e
nicht gesetzlich sein soll, Bäume oder Pfosten
weiter als acht (8) Zoll von der inneren Linie
de Rande entlang irgend einer Straße oder
Gasse in besagter Eity zu setzen; und wo bis
her Trottoir erweiiert worden sind, auf welchen
sich nunmehr Bäume der Pfosten befinden,
da soll e die Pflicht der Grundeigenthümer
sein, sie in die hier vorgeschriebene Lage zu
bringeu.
Abschnitt 2. Daß e die Pflicht de
SlraßtnkonlmissärS sofort nach der Passirung
dieser Ordonnanz sein soll, Grundeigenthümer
da, wo Bäume oder Pfosten solchergestalt die
Seitenwege versperren, zu benachrichtigen, baß
sie selbige innerhalb 16 Tagen om Datum der
Benachrichtigung an beseitigen.
Abschnitts. Wenn sich Jemand weigert
oder ersäumt, solche im Wege stehende Bäume
oder Pfosten zu entfernen, so soll er oder sie
zum Nutzen der City drei Dollars für jeden
Tag Wngerung oder Versäuinniß nach der w
lauf der 16 Tage Frist soll r für den Straßen
kommissär gesetzlich sein, solche im Wege stehen
de Bäume oder Pfosten auf Kosten der saumse
ligen Grundeigenthümer zu entfernen; und
sollen Strafe und Kosten so eingetrieben wer
den, wie andere Geldstrafennach den Bestim
mungen de Elty-Eharter.
Abschnitt 4. Alle Ordonnanzen, welche
dieser widerstreiten ober widersprechen, sind hier
mit widrrrufe.
A.Boyh Hamilton,
Präsident de S. <l.
W. O. H i ck o ck<
Präsident de <!. E.
Passirt: Mai 14,1867.
Attestirtt David Harris,
Schreiber dt E. C.
Ich bescheinige, daß obige Ordonnanz dem
Council vom Mayor nicht innerhalb der durch
die 9te Sektion de Eity-EhartcrS bestimmten
Zeit zurückgeschickt wurde, und deßhalb dse näm
liche Kraft und Wirkung hat, wie wenn sie om
Mayor genehmigt worden wär.
Da id Harrl.
Schreiber de E. il.
l Harrisburg, Juni 6. 1867.—3.
Poesie.
DaS letzte Glas.
Da letzte GlaS! Wer mag cS denken!
Und dennoch muß ein letzte sein!
Mich drängt es hastig einzuschenken,
Fällt auch die Thräne mit hinein.
Stoß an! Du stießest gar zu heftig!
In tausend Scherben liegt das Glas,
Ein neue bringt mir schon geschäftig
Der Kellner, nochmals füll' ich das.
DaS letzte Glas! Wer mag es schauen!
Und dennoch muß ein letztes sein!
Du ziehst nun bald in ferne Gauen;
Denkst Du im fernen Land noch mein?
Stoß an! ich zitire gar zu heftig!
In tausend Scherben liegt das GlaS.
Ein neues bringt mir schon geschäftig
Der Kellner, nochmals füll' ich das.
DaS letzte GlaS! wer mag es trinken!
Und dennoch muß ein letztes sein!
Warum schon jetzt das letzte GlaS!
Ein neues bringt mir schon geschäftig
Der Kellner, nochmals füll' ich das.
Das letzte Glas ! Wir lassen'S stehen !
Ai wärst du selbst mein letzte Glas !
Jetzt geh' mit Gott! Wir bleiben da.
Feuilleton.
Ein
Eisenbahn - Abenteuer.
Bon
F. W. Hackländer.
(Fortsetzung.)
„A —a —ah!" machte er, einiger
m Ben verblüfft, „Sie reisen also nicht
allein, mein Fräulein? oder meine
j Gnädige?"
! „Vorderhand wollen wir eö bei dem
Fräulein bewenden lassen", erwiederte
sie heiter, „und ihre Frage will ich da
! hin beantworten, daß ich bis vor weni
! gen Stunden allerdings nicht allein
j reiste- Wir fuhren gestern Abend von
Paris ab, niein Bruder und ich, um
ohne Ausenthalt nach Wien zu gehen—
denken Sie aber, was mir geschieht.
In Stuttgart hieß es, zwanzig Minu
ten Aufenthalt. Mein Bruder verließ
deir Bahnhof, um einen Blick aus die
neuen Schloßplatzanlagen zu werfe,
von denen er gehört ich, die ich seine
große Pünktlichkeit kenne, war durch
aus nicht besorgt, als er nach dem er
sten und zweiten Zeichen zur Abfahrt
nicht erschien, selbst nicht, als zum drit
ten Male geläutet wurde: denn ich
dachte, er habe sich etwas verspätet und
sei vielleicht in einen der letzten Wagen
gesprungen nun haben wir aber
seitdem schon eine Menge Stationen
gemacht, und da er bis jetzt nicht zum
Vorschein kam so muß ich annehmen,
daß er in Stuttgart zurückgeblieben
ist."
Der junge Mann beobachtete auf
nierksrun ihre Gesichtszüge, als sie von
diesem Vorkalle sprach; denn es war
ihm sehr daran gelegen, in dem Aus
druck derselben lesen zu können, ob hier
in der That von einem Bruder, oder
von einem Manne, oder gar von einem
Geliebten die Rede sei nein, cS
konnte nicht ander sein, es war ihr
Bruder, zurückgeblieben; denn wäh
rend sie davon sprach, flog nicht die
Spur eine Schattens über ihre schö
nen Züge sie lachte so fröhlich über
das Zurückbleiben desselben und bedau
erte nur, daß sie jetzt ihre Reise un
terbrechen und die Nacht in München
bleiben müsse „Das ist für mich kei
ne Kleinigkeit," sagte sie, plötzlich ernst
werdend, „bei der Masse von Gepäck
und der späten Stunde unserer An
kunft !
Er konnte es nicht begreifen, weshalb
jetzt sein Herz so heftig, fast ungestüm
schlug und woher es kam, daß er die
Worte, die er nun sprach, so mühsam
hervorbrachte- „Mein Fräulein, ich
bedaure aufrichtig Ihren Unfall ; doch
wenn ich so glücklich sein dürfte, Ihnen
bei der Ankunft in München behilflich
zu sein, Ihr Gepäck zu besorgen, Ihnen
eine Droschke zu suchen und Sie vielleicht
bis an den Gasthof zu begleiten, so wäre
dieser Abend der schönste Tag meines
Lebens l"
„Ich wünscht Ihnen für Ihre Güte
noch weit schönere Tage !" gab sie lau
nig zur Antwort, „und wenn Sie mir
erlauben, überlege ich auf der Fahrt
nach Augsburg, ob und wie ich mir wohl
gestatten darf, von Ihrer außerordent
lichen Freundlichkeit Gebrauch zu mach
en."
„Einsteigen nach Augsburg!"
„Bitte, überlegen Sie nicht allzu ge
nau, und seien Sie versichert, daß mein
Anerbieten in der uneigennützigsten
Absicht geschah."
Der junge Mann trat an seinen
Wagen, und hier sagte ihm der freund
liche bayerische Schaffner, während er
Harrisburg, Pa., Donnerstag, Juni 13, RBV7.
einstieg: „Wenn Sie mir nur einen
Wink gegeben hätten, so würde ich Ih
nen den Schlag da drüben geöffnet ha
ben ; es ist allerdings erste Klasse, aber
für ein paar Stationen niinmt man
das nicht so genau."
„Ich danke Ihnen und werde mir das
für die uächste Station merken."
Wieder rasselte und brauste der Zug
dahin und die Lokomotive pfiff gellend
in den heiteren Abend hinaus, als freue
sie sich ihres eiligen Laufes in der mil
den Sominerlnft, durch die von den letz,
ten Strahlen der Sonne beschienene
Landschaft. Ein gleiches Gefühl von
Behaglichkeit durchströmte auch die
meisten der fühlenden Wesen auf dem
Zuge, und wenn sie hinausschauten
auf die weite Ebene, die sich vor ihren
Blicken aufthat, und auf die zurück
weichenden Anhöhen, gekrönt mit
Schlössern und Kirchen, deren Fenster
wie glühende Augen funkelten, wenn
sie den Blick schweifen ließen über die
blumigen Wiesen, bestrahlt von dein
röthlichen Sonncnglanze, 'vernetzt so
intensiv war, daß die hcrumgaukelnden
weißen Schmetterlinge golden und
röthlich glänzend aussahen; wenn man
dazu beinerkte, wie die Arbeiter mit
Weib und Kind wieder von ihrem har
ten Tagewerke langsam in ihr Dorf
heimkehrten, so fühlte man sich von ei
nem süßen Frieden beseelt, fjwobei man
mit offenen Augen so angenehm träu
men konnte und wobei die lieblichsten
Bilder aus Vergangenheit und Zu
kunft so lebendig vor unserem inneren
Blicke vorüberzogen.
Auch der junge Mann in der rechte
Ecke des HalbcvupeS häOr so gern das
liebliche Bild gegenüber hoffnungsvoll
und erwartend nit seinen phantastischen
Gedanken umsponnen, seine Wünsche
nur auf sie gerichtet, hätte sich so gerne
nur mit ihr allein beschäftigt, wenn ihm
sein dicker Nachbar hiezu die nöthige
Ruhe und Muße vergönnt. Dieses
Murmelthier war aber nach einem fünf
stündigen Schlafe jetzt zu klarem Be
wußtsein aufgewacht, und erschien ihm
wie einer jener fetten Nachtschmet erlin
ge, die bei sinkender Nacht beweglich
werden und uns durch ihr unaufhör
liches Gesumme beunruhigen; dabei
hatte dieser Mann ein fürcht-rliches
Gedächtniß, denn er fing sein Gespräch
damit an, Ivo er eS vor dem Einschlafen
hatte fallen lassen, bei Eisenbahnunfäl
len der unglaublichsten Art. Hiezu
kam och, daß er sich mit seinen Er
zählungen an Niemand anders als
an seinen rechten Nachbar wende
konnte; denn wenn er auch gegen den
Linken, de Großkarrirten, eine Be
merkung, hinwarf, so that dieses durch
aus keine andere Wirkung, als das jen
er vielleicht sein berühmtes Lied ein
oder zwei Minuten lang in einer ganz
verschiedenen Touart wieder zu pfeifen
ansing. Zum öfteren sah der junge
Mann auf seine Uhr und der dahinja
gende Zug schien ihm förmlich langsam
zu schleichen. Doch gibt kein wahreres
Sprüchwort, als folgendes:
„Mit Geduld und Zeit
Wildaus einem Maulbeerbaum ein Kleid."
Auch müssen wir eingestehen, daß er
die Fahrt auf dieser ziemlich langen
Station nicht unbenützt verlor er
hatte wieder angefangen, sich mit seinem
schönen Gegenüber pantomimisch zu
unterhalten, und beinerkte nit Ent
zücken, daß er wenigstens so weit ge
kommen war, daß sie seine stumincn
Liebeserklärungen mit einem nicht un
freundlichen Lächeln, ja sogar crröthend,
mit einem gewissen vielsagenden Augen
niederschlag beantwortete. Jetzt sah
man rechts und links an der Bahn
zahlreiche Bauernhöfe und Landhäuser
mit parkähnlichen Umgebungen, auch
hohe und lange Fabrikgebäude mit
zahllosen, hell erleuchteten Fenstern, end
lich den Schimmer von Gaslichtern, und
nun Pfiff auch die Lokomotive anhaltend
und heftig.
„Augsburg zehn Minute Aufent
halt!"
Dießmal hatte unser junger Mann
die Vorsicht gebraucht, die Thüre wäh
rend der Einfahrt in den Bahnhof zu
öffnen, und sprang heraus, als der Zug
noch nicht einmal ruhig stand.
Dann öffnete er rasch die Thüre des
Coupes gegenüber, bot der jungen Da
me seinen Arm, und eS durchzuckte ihn
ein wonniges Gefühl, als sie sich wäh
rend des Ausstetgen fest darauf stützte;
dann legte sie ihren Arm in den seini
gen und schritt mit ihm auf dein Tret
tor auf und nieder. Wie war ihm da
bei so froh und glücklich zu Muthe, denn
das junge Mädchen schien alle Scheu
vor ihm als einem fremden Manne
gänzlich verloren zu haben. Sie hatte
sich fest an seinen Arm gehängt, ja man
hätte sagen können, innig an ihn ge
schmiegt, und plauderte dabei unbefan
gen, lustig, fast ausgelassen, indem sie
die andern Passagiere, die auf- und ab
gingen, zur Zielscheibe ihrer fröhlichen
Bemerkungen nlachee. Auch die Nach
barn des jungen Mannes entgingen ih
ren pikanten Einfällen nicht, besonders,
nachdem er ihr dieselben geschildert; ja
er hatte Mühe, das heitere Mädchen da
von abzubringen, daß sie nicht die Fah
nenwacht vor sich hinsummte, als ihr
der Großkarrtrte begegnete; doch konnte
sie nicht unterlassen, ihm einen sehr hei
tern Blick zuzuwerfen, den er aber nicht
zu sehen schien, oder den er, wenn er
ihn sah, mit einer an Verachtung strei
fenden Gleichgültigkeit erwiederte.
„Haben Sie einen Entschluß gefaßt
in Betreff der Ankunft in München ?"
fragte er in einem bittenden Tone, „und
werde Sie mir erlauben, mit aller
Ehrfurcht, die ich einer Dame schuldig,
dort für Sie zu sorgen?"
„Was kann ich macheu ?"—gab sie in
ernstem Tone, doch mit einer ergebenen
Miene zur Antwort, „komme ich mir
doch vor wie ein schwacher Kahn, den
der Sturin dem sichern Hafen entführt,
und muß froh sein, eine starke Hand ge
funden zu haben, die das arme Fahr
zeug auf die rechte Bahn zurückführt!"
„Gewiß, mein Fräulein, eine starke
Hand," sagte er und setzte mit einem in
nigen Tone hinzu: „welche aber von
einein ehrlichen Herzen regiert wird."
„So will ich ibr denn vertrauen!"
versetzte sie, ihn offen und ehrlich an
schauend, „den ich glaube in Ihren
Zügen zu lesen, daß Sie nicht im
Stande sind, ein Ihnen geschenktes Ver
trauen zu mißbrauchen."
„Sie sind also entschlossen, für heute
in München zu bleiben?"
„Kann ich anders ? Und dabei ist nur
Eines, was mich beruhigt, daß nämlich
nein Bruder, der sehr praktisch ist, über
zeugt sein wird, daß ich mich morgen
Abend zur selben Stunde entweder hier
in Augsburg oder, was ich in diesem
Falle vorziehe," sagte sie, den jungen
Mann freundlich anblickend, „in Mün
chen be der Ankunft des Schnellzuges
einfinden werde."
„Wenn Sie erlauben, in meiner Be
gleitung, um mich Ihrem Herrn Bru
der vorzustellen und ihm zu sagen, wie
glücklich mich sein Unfall gemacht?"
„Gut denn, ich begebe mich unter
Ihre Schutz darf aber jetzt wohl um
Ihren Namen bitten?"
„Ich heiße Engen Stollberg—Besi
tzer eines kleinen, aber schön gelegenen
Gute an den Ufern des Rheines, in
der Nähe von Bingen—Sie kenne
wohl die herrlichste Gegend unsere
schönsten deutschen Stromes?"
„Gewiß, Herr Stollberg, ich besuchte
Bingen, ich war auf dem Niederwald
und auf dem Johannisberg. Der letz
tere gehört z meinen liebsten Erinner
gen. Ich war dort vor zwei Jahren
auf ein Paar Tage zum Besuch bei
Fürst Metternich."
„A—ah !" machte der junge Mann
und konnte sich nicht enthalte, seine
schöne Nachbarin mit einer etwas scheu
en Ehrerbietung zu beteachten.
„Kennen Sie den Johannisberg?"
fragte sie.
„Ich war sehr häustg droben—aber,"
setzte er mit einer Verbeugung hinzu,
„nie zu gleicher Zeit mit der fürstlichen
Familie."
„Hätte ich das Vergnügen gehabt,
früher mit Ihnen beiannt zu werden, so
würde ich Ihnen ein paar empfehlende
Worte an de Fürsten gegeben—was
indessen immer noch geschehen kann,"
fuhr sie heiter fort, „wenn Sie nämlich
Ihren Posten als mein Kavalier zu mei
ner vollkommenen Zufriedenheit ausfül
len —jedenfalls will ich Ihnen meine
Karte gebe, damit Sie sich vielleicht
später erinnern, wem Sie so gütig wa
ren, Ihre Dienste anzubieten."
Als sie so sprach, stand die junge Da
me neben dem Coupe, wo sie ihren Platz
hatte, und zeigte auf eine Reisetasche
von rothem Maroquin, die aber soweit
entfernt lag, daß sie sie mit der Hand
nicht erreichen konnte, „Wollen Sie
vielleicht so freundlich sein, mir meine
Tasche zu gebe ?"
Er sprang rasch in den Wagen und
reichte ihr das Verlangte.
Sie öffnrte die Reisetasche, nahm ein
kleines Etui von weißem Elfenbein her
aus und zog ans demselben eine Karte,
die sie ihm darreichte.
Die Etsenbahnglocke gab in diesem
Augenblicke das dritte Zeichen.
Er glaubte, es sei bescheidener, wenn
er die Visitenkarte ungelesen in die Tas
che stecke; doch da sie sein Vorhaben er
rieth, sagte sie lächelnd - „Lesen Sie
immerhin; es wäre unrecht von mir,
wenn ich, die Ihren Namen weiß, jetzt
noch als Unbekannte vor Ihnen stände."
Darauf las er brim Schein einer
Laterne t „Mathilde, Gräfin Patasky,"
und machte alsdann gegen die junge
Dame eine tiefe Verbeugung, was eini
germaßen komisch aussah, da er vorher
schon in etwas gebückter Stellung in
dem Coupe stand.
„Einsteigen nach München!" rief der
freundliche bayerische Schaffner, und da
er ein kluger Mann war und die Lage
der Dinge mit einem einzigen Blicke
überschaute, so half er der Dame ein
steigen, ohne dem jungen Manne Zeit
!zu lassen, aus dem Coupe zu springen.
„Lassen sie mich zuerst hinaus!" rief
dieser, „mein Platz ist im andern Wa
gen
(Schluß folgt.)
Vermischtes.
Tod eines alten Redak
teurs. Herr Wm. B. Townscnd,
früher einer der Eigenthümer des
„New-lork Expreß", starb am letzten
Samstag in Elision, Staten Island, im
Alter von 78 lahren. Hr Townscnd
kam im Jahre 18)2 von seinem Gc
burtSstaate Connecticut nach New.Pork
und gründete im Jahre 1818 mit Hrn-
Theodor Dwight den „New-Ziork Ad
vertiser". Im Jahre 1830 ging der
„Advertiser" in den „New-Aork Ezpreß"
ein, welcheSßlatt damals, wie jetzt, un
ter der Leitung der Herr James und
Erastus Brooks stand. Herr Town
scnd blieb fast 2V Jahre bei letztgenann
tem Blatte und erst vor wenigen Jahren
,og er sich von den Freuden und Leiden
eines ZeitungS-RedaktcnrS zurück und
lebte auf Staten Island, sich mit der
Verwaltung seines Eigenthums be
schäftigend. Hr. Townscnd gehörte
früher der alten Whig-Partei an. Er
war Sekretär der Hartford Convention
im Jahre 1812 und schrieb später die
Geschichte derselben. Der Verstorbene
war in seinen letzten Lebensjahren durch
einen Schlagfluß gelähmt. Herr Tvwn
send war übrigens einer der wenigen
ZeitungSrcdakteure, die in ihren letzte
Lebensjahren Gelegenheit fanden, sich
mit der Verwaltung von Grundeigen
thum beschäftigen zu können. Einem
großen Theile der „Zunft" ist ein derar
tiges Ende nicht bcschiede.
D i e K r u p p's ch e Resenka
none ist jetzt ach Paris abgegangen.
Die Kanone ruht auf einem mit 12 Rä
dern versehenen und eigens für diesen
Transport in gem Kruppschen Etablisse
ment gebauten Wagen von 1000 Eent
ern Tragfähigkeit. Das Gewicht der
Kanone beträgt 04,008 Pfd., der Wag
gon selbst wiegt 40,1.14 Pfd., also das
Gesammt-Gewicht des Waggons mit
der Kanone 141,082 Pfv. Der Durch
messer des Rohrs ander dicksten Stelle
beirägt 5 Fuß 7j Zoll und der innere
Durchmesser desselben (die Seele) 17
Zoll, die Länge ist 15 Fuß. Die Laffet
te welche auf einen ebenfalls besonders
gebauten Wagen von 000 Eentnein
Tragfähigkeit auf 8 Rädern ruhte, wur
de schon früher weiter befördert, indem
die Kanone als Ertrazug nur mit einem
einzigen begleitenden Packwagen tranS
portirt werden sollte. Hoffentlich wird
dieses Erzeugniß verKrupp'schen Indu
strie mit mehr Glück seinen Einzug in
Parts halten, als der große Gußstahl
block, welcher sechs Stunden von Paris
durch den Bruch einer Eisenbahnschiene
sammt dem Wagon umlippte und nur
nit größter Mühe an seinen Bestim
mungsort gebracht werden konnte. Um
einem möglichen Unfälle auf der Eisen
bahn diesmal vorzubeugen, hat man
namentlich inßelgien mehrere leicht ge
baute Eisenbahnbrücken gestützt.
* Bei Dundas, Minnesota, tödtetr
ein Bauer, Namen Alfred Hoyt, seinen
Nachbar losiah Stanford. Er hieb den
selben heinahe den Kopf von Rumpfe,
und auch seine Heiden Hände ab. Dann
ging Hoyt in's Haus und wollte auch die
Frau Stanford ermorden, her sie wich
ihm aus, und auf ihr Geschrei kamen
ihre Heide erwachsenen Söhne herbei, die
den Mörder ergriffen und banden. Hoyt
sagte, er wäre froh, daß er drn alten
Mann tödtete, und hätte auch gern die
alte Frau umgebracht. Streit über frei
Umherlaufende Vieh war der Beweg
grund zu dieser Unthat.
* JnderßundeS-DruckcreiinWash
ihgton ist soeben eine neue Presse von
Bnllock'sPatent aufgestellt worden, wel
che 20,999 Bogen in der Stunde druckt
das Papier selbst anfeuchtet, auflegt und
nachdem es gedruckt ist, in das Format
faltet. Nur zwei Mann sind nöthig, um
die Presse zu controllircn u. imGange zu
halten.
* Der aus Granit erbaute neue Frei
maurcrtempel in Boston wird am24sten
Juni eingeweiht werden. Präsident
Johnson und General Graut haben
Einladungen der Einweihung beizuwoh
nen angenommen.
* In CouncantTownship, Erie Coun
ty, passirte letzthin wieder einmal die al
te Geschichte, daß ein Mann die erspar
ten Grccnbackö zur Sicherheit in die O
senröhre steckte. Es kam Besuch —bei der
frostigen Witterung brauchte man Feuer
imOfen und —brrr flogen die Greenbacks
zum Schornstein hinaus.
Bestrafte Nngcnügsamkeit. Ein
Farmer Namen Hite sollte von der Western
Pennsvlvania Eisenbahn-Compagnie 81569
für zwei Acker Land bekommen. Da war
ihm nicht genug. Er avpellirtc an den Ge
richtShof nd die Jury sprach ihm 8575 z.
Der hätte auch lieber da Prozessiren sein
lassen.
Kein Geld!— Daist ungefähr jetzt
tich wenn man irgend Jemanden antrifft und
ihn fragt, wie e geht und wie er sich befindet.
Die Vcr. Staaten sind die glücklichen Besitz
er von gl Millionen in Papiergeld und doch /
jammern die Leute über Geldmangel! Die
Sache ist sehr leicht erklärlich, wen wir die ho
hen Preise aller Artikel in Anschlag bringen
und namentlich den hohen Tribut, den wir den
ostlicht dreifach beschützten Fabrikanten bezah
len müsse.
Ein Dollar reicht nicht so weit, als !>i) Cent
vor dem Kriege. Dazu kommen noch die
schweren Steuern, die da Volk beständig
in Athem halten. Kanin ist der Lokalassessor
aus dem Hause, so erscheint schon der Assessor
des Onkel Sam mit seiner langen Elnkommen
stcucrlistc, seiner Licenzen und wie die schönen
Vescherrungen alle heißen mögen. Die Ein
kommensteuer wird dieses Jahr sehr schmal aus
fallen, den die vier fetten Kühe des Krieges,
die de Günstlingen so viel Milch gaben, sind
aufgezehrt und wir müsse un begnügen.
Am besten stehen die Besitzer von Ver. Staa
ten Bonds, die alle i> Monate ihre Zinsen in
Gold oder i Papier einstreichen und andern
heute das Privilegium überlassen, ihren ge
rechte Theile an den Staats- und Countp-
Steuern mitznbezahlen. Ist es ein Wunder,
oasi trotz allem Papiergeld das Geld dennoch
rar ist ?
Radikale Gesinnung.—WS v ""i
-gcr Zeit in der Chicago Handelskammer die
Sprache anf die Notbleidenden im Süden kam
da erklärte sich ei Mitglied bereit, den Hunge
rigen im Süden irgend welche Quantität Mehl
zuzuschicken, vorausgesetzt, daß e vorher mit
Arsenik gnt gemischt sei. Ja, er wolle alle
Weiße im Süden speise helfen, vorausgesetzt,
daß alle Speise so vergiftet sind, daß Alle ster
schcn sind Eure Parteigenossen, Ihr deutschen
Republikaner, das ist die Partei Gottes und
der Humaniiät, das ist die Partei der höheren
moralische Ideen.
Gin gewisser Dr. Starck, ein gclebter Pro
scssor und ei unerbittlicher Statistiker von
AmlSwcgcn, erzählt, daß die Zahl der Sterbe
fällc unter Jnnggesclicn im Alter von 29- 25
Jahren die Sicrblicbkcit der in demselben Alter
schon unter daß süße Joch der Ehe Gebeugten
um das Doppelte übersteige. Versündigt sich
aber ei Znngrsclle so weit, auch im litt Jahre
noch seine Freiheit sieh erkalten zu könne, so
wächst ihm kein Kraut mehr gegen „Freund
Hain." Er muß unbedingt in'S Gras beißen.
Seine Kaste stirbt in jenem Alter ach der
Verhältniß von lii 7zw Junggesellen im Tau
send, während von je lliltli Ehcgcsponsten nur
8 Bjli> darauf gehen. Freut Euch daher, Ihr
Familienväter mit unversorgtcu Töchtern! Die
gute Zeit ist un gekommen! So ist die Stati
stik auch zur Ehestifirrin geworden.
RereS Bcrauscimngbmittcl.
Seit etwa kli Jat rcn hat der Genuß des Ab
sluthS Mermuth auf eine wahrhaft beuuruhe
gcudc Weise zugenommen. Hoch und Nieder
huldigt dieser verderbliche Leidenschaft, die sieb
nicht minder schädlich erweist, al Opiumgenutz
Namentlich geben siel, die Studircndcn und die
Künstler diesem Genusse hin. Sie behaupten,
daß dieselbe neue Ideen bei ihnen wecke und sie
befähige, in Kunst und Literatur Wunder zu
wirken ; aber sie bedenke nicht die bedauerlichen
Folgen dieser verwerflichen Gewohnheit, welche
u, so schädlicher riirkt, weil manche Bereiter de
Absinths sich erlauben, außerordentlich schädliche
Stoffe dabei zu verwende.
Deutsche Adressen. Gar häufig
wirb von unsern Landsleuten Beschwerde ge
führt, daß ihre Briese nicht angekommen sein
könne, da sie sonst schon lange Antwort haben
müßten. Um unscrn Lesern aber zu zeigen,
wie schwierig es bisweilen für unsere Postbe
amten sein muß, alle deutschen Schriftstücke
richtig zu crpediren, legen wir ihnen hier eine
Liste deutscher Adressen vor, wie sie ei hirsiger
Postbeamter im Laufe der Zeit sammelte:
Mr. O. C., Ehärmcdaun statt Gcrmontown.
Jackob F., dcrmahlcn im Busch im Ttaat
Ohio.
I. T., Sandgon statt St. John, Ind.
N. 8., Shalckegathe statt Ehillicothe, O.
C. P>, Nciorig statt New Aork.
D. L., St. Hosti statt SanduSkp, O.
M. St. K., Mandilon, Indianer statt Mount
Eaton, Indiana.
A. G., Nuperoirc, statt Ncw-Bavaria.
Folgende Adresse eines deutschen Briefes
„bietet" aber Alles dagewesene:
Friedrick G— aus B ,
in WhiSlanstn't, 19 Meile von Millwaukp, die
Eisenbahn geht corch sein Land, und er hat 2
rothe Ochse.
Gliic neue Manier eine Note zu be
zahlen, wurde dieser Tage von einem gewissen
Ernst Scheercr in Philadelphia probirt. Er hat
te eine Note von hundert Dollar zu bezahlen
und begab sich am Verfalltage richtig zu seinem
Schuldner, von welchem er sich, während er sich
austellte, als wolle er sie bezahlen, die Note ge
ben ließ. Kaum aber hatte er sie in der Hand,
als er sie rasch in den Mund schob und ver
schluckte. Sein Schuldner aber verstand keinen
Spaß und ließ ihn arretirc. In Ermangelung
von -AlN Bürgschaft muß der neumodische
Notenbczahler jetzt brumme.
Taback —lst der nächste Artikel, gegen
dessen Gebrauch die Fanatiker losziehen. Die
Methodisten Convention Kr Vermont hat kürz-
— lich bereits beschlossen, daß künftig Niemand
mehr als Mitglied bei zugelassen werde, der
raucht. Einige der wüthigsten Radikalen
dieser Gegend sind beider Verarbeitung und
dem Verkaufe von Taback betheiligt. Wie
wirb es ihnen gefallen, wen der Fanatismn
sie als Opfer ausersicht nd mit derselben
Bitterkeit verfolg, wie gegenwärtig den Sü
den und die Händler i geistigen Getränke ?
Stand derNationalschnld am I.Juni
18K7.
Washington, 5. Juni.
Folgende ist der Stand der Nalionaischuid
M i t G old verzinsliche Schuld:
Obiigalioncn-iiprozcntiqc 8169,431,25 66
„ 6prz..'67u.'ti9. 15,325,61196
„ 6prz. von 198 t, 293,746,356 66
tiprz. 5-26er...k,692,646,666 66
Marine-PtttsionSsond 12,566,666 66
Zusammc 81,662,643,9 ll 96
Mit Papiergeld v er
üprozentige Obligationen 813,722,666 66
3 JabreS.linse Zinse.Noten >36,636,246 66
3 Jahre Siebendieißig Note 511,636,525 66
Znsamme 5655,661,765 66
Verfallene, noch nicht zur Zah
lung präscnlirte Schuld .89,713,626 32
Nicht verzi sbare
Schuld:
Bunde - Tresor - Noten 8373,269,737 66
Kilingcidschcint 29,459,675 46
Clold-Depositen.Certificate.... 47,323,996 66
Zusammen 8 l 18,991,792 46
Gcs.immtbcttag der 5chu1d,.82,697,643,519 59
Cassabc st a d t
Hartqc1d...8!9,758,417 61
Papiergeld. 72,666,16 t 99
Zusammen 8171,42 !,582 59
Ncitobelrag der Schuld 82,515,615,936 99
Beglaubigt am I. Juni 1967.
H ng I> M l l och.
Neber die ltrsaclrea der Cholera.
Mit Sicherheit weiß man, daß die Cholera
anstrelcnd ist. Diese seit dem ersten 'Auftreten
der verderbliche Seuche in Ostindien und
Europa vielfach discutirtc Frage ist seit einigen
lahren in bejahendem Sinne beantwortet.
Mit der Feststellung dieser Thatsache wurde die
Quelle der Irrthümer aufgedeckt, in welche
früher viele der bedeutendste 'Aerzte und Na
turforscher befangen gewesen waren, als sie ach
ihren eigenen Erfahrungen die Cholera für
nicht ansteckend hielten. Diese Meinung könn
te sehr leicht entstehen, weil die Krankheit nicht
sogleich nach erfolgter Ansteckung ausbricht,
E können darüber Tage vergehen, wahrschein
lich dauert c strls mehrere Tage, in einzelnen
Fällen können sogar Wochen vergehe, während
welcher der 'Angesteckte vollkommen gesund er
scheint und sich doch schon die Seuche in seinem
Körper entwickelt. Ferner steckt kcinsweg der
Ehoicra Kranke direkt an. durch Berührung n.
dgl., wie c z. B. hei der Pest der Fall ist, so
been nur seine Ausleerungen sind e, die da
Gift verbreiten und auch diese erst ach einiger
Zeit, wenn sie in Zersetzung übergegangen sind,
wenn sie in Abörtcr und durch lockere Erdreich
in da Trinkwasser benachbarter Brunnen ge
langt sind.
Diese eigenthümliche Verhalten de Cho-
Icragifie so kann man die ansteckende Sud
stanz wohl nennen, da sie in kleiner Menge und
dem Leben höchst gefährlich wirkt läßt sich
u nicht wohl mit der Annahme vereinigen,
daß es sich dabei m eine chemisch wirksame
Substanz bandle. Den e wäre nicht ahgc
sehen, weßhaib ein chemisch wirkende Gift die
Entfaltung seiner Wirkungen nicht sofort de
ginnen solllc. E ist daher mit Rücksicht ant
unsere sonsiigc Kenntnisse von den Ursachen
der Krankheiten i hohem trade wahrscheinlich
das, da Wesen de Ehoiera Gifte in einer
mikroskopisch kleinen Pflanze, einem Pilze,
oder einem Thiere besteht. Solche niedere
Organismen haben nämlich rinc bestimmte 'Art
der Entwickrlung und Lebensdauer, so gut wie
die höhereu Pflanzen, die Thiere oder der
Mensch selbst. So lange dieselben im Körper
keimen, werden sie keine Erscheinungen machrn ;
so langt flc in reifer Entwickelung verharre, so
lange dauert die Krankheit; sind sie abgcstor
btn, so hört der Cholera-Anfall auf, falls nicht
dir Kranke schon früher gestorben ist.
Wie einen Carpet z kehren.-
Nimm einen Waschzuber oder irgend ein Ge
fäß groß genug, daß ein Besen hineingeht, und
fülle t einen Fuß tief oder drüber mit reinem
kaltem Wasser a. Dan nimm einen Besrn,
(ein zum Theil abgenutzter, so d.chj er etwa
steif ist, ist am besten), tauche ihn sechs Zoll lies
in Wasser und dann halte ihn über dem Zu
ber oder auch draußen vor der Thür nd klopft
alle Tropfen Wasser ab. Diese kann recht
gethan werde, wenn man tcn Besen in der ei
ncn Hand hält und mit der andrren oberhalb
de nassen Theil daran klopft. Nu fange an
zu kehren, zuerst ganz leicht, dann gehe darüber
zum zweiten Mal, oder mehr; und wenn dein
Earpei sehr staubig ist, kehre nicht mehr ai ei
e oder zwei Quadratvard, che tu de Besen
bis der ganze Carpci gesäubert ist. Sollte da
Wasser sehr dreckig werde, ehe da Zimmer
fertig ist, so nehme man wieder frische Wasser.
Ai mit einem trockenen Besen, indem der
Staub sich a den nassen Besen ansetzt nd
nicht in die Höhe steigt und dann wieder auf
den Carpet fällt. E ist aikch keine Gefahr,
daß man einen schönen Earpet beschädige oder
Neueste Mode.— Manche Wechsel
blätter theilen eine genaue Beschreibung der
neuesten Pariser Moden mit. Wir glaube
nicht daß unseren Leserinnen damit gedient sein
würde. Ersten verstehen wir un gar nicht ans
die Mode und würden, wenn wir uns auf die
Beschreibung de neuesten Schnitte einlassen
wollten, gewiß lauter confust, dumme Zeug
schreiben. Zweite setzen wir voran, daß un
sere Leserinnen zu guten Geschmack haben und
zu verständig sind, a> daß sie sich zu Skia
Vinnen jeder einfältigen Mode erniedrigen soll
ten. Moden sind für Leute die keine Geschmack
haben; wer seinem guten Geschmacke folgt,
der ist immer in Mode. Ob' der weise Solo
mon gesagt hat, da wissen wir nicht, aber wahr
bleibt, daß ein einfache Kleid und ei freund
liche Gesicht schöner stehen als alle Spitzen und
Klinkeilitzen.
Nro. S 1
Abermals ei Selbstmord. Am
Donnerstag hat sich die in Liberty Township
wohnende Frau Jane MeChcSney, die 56 Jah
re alte Gattin eine Gärtner und Mutter
mehrerer Kinder, da Leben durch einen Pi
stoicnschuß in de Unterleib genommen. Sie
hatte seit sechs Wochen an Magenkrämpfen ge
litten, und war hierdurch wie durch fortgesetzte
Nachdenken über religiöse Gegenstände ihr