Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, May 09, 1867, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Mmsyltmnischt Ä.l>Us-7titnll.
Zahrgma 1..
Di
Peunsylvauische StiatSzeitg,
Herausgegeben von
Job. Georg Ripper.
jeden Donnerstag, und koftet G2.VO
/ pn Jahr, zahlbar innerhalb brSJahre, und
2.SV nach Verfluß de Jahrgangs.
Einzelne Sremplare, S Cent Per Stück.
Keine Subscrlptionen werben für euign
al sechs Monaten angenommen; auch kann
Niemand das Blatt abbestelle, bis alle Rück
stände bezahlt sind.
Anzeigen wcrden zu den gewöhnlichen Prei
se inserirt.
Office! in der „Patriot und Union"
Druckerei, Dritten Straße, Harrisbarg, und
in der „Jnlelligenrer" Druckerei, am Eentre
Square, Lancaster.
Wohnung: Nr. 4(8 SheSnutstraße, zwi
schen der 4ten und sten Straße.
Anzeigen.
Dr. Hossmaim 5
weltberühmte Medizinen,
welche in Deutschland jahrelang mit dem
besten Erfolg verordnet wurden.
Doktor Hossmaml'B
Begetablische Nerve - Pike
dienen zur sicheren Heilung folgender Krank
heitsanfälle, welche die Folge eines verdorbenen
Magens und einer geschwächten unthätigen Le
ber sind, nämlich:
Nervöse Kopfweh, Rose, Blutandrang
zum Kopfe, heftiges Herzklopfen,
schwache Emulation des Blutes
Schmerzen im ganzen Körper,
Schmerzen im Rücken und der
Brust, Magen-Entzündun
gen, Unverdaulichkeit,
Hartleibigkeit, Ohn
machten, Erbrechen,
Blähungen, schwe
re Träume, Schla
flosigkeit, Melau
cholie, Wechsel
fieberu.s.w.,
u. f. w.
Doktor Hoffmann'S
universal LebensPulver
Medizin gegen alle ZKagenübel, wie z. B.
Dyspepsia, fühlbar durch eine Schwere
und Drücken im Magen, Zittern und
Beklemmungen, Blähungen, Säu
re des Magens, unregelmäßiges
Herzklopfen, Uedelkeit. Sod
brennen u. f. w.
Diese Symptome haben einen gefährliche
Eindruck auf da Nerven Svstem; welche alle
dnrch den Gebrauch des Pulvers sicher abge-
Für Damen
besonders bildet es ein fast unentbehrliches
Mittel, indem dieselben aus dem Pulver einen
Dr. Hoffmann'S Ssothing Shrnp
für zahnende Kinder.
Dieser Sprup vortreffliches Mittel znr
kung gegen Grimmen und' Schmerzen in den
Eingeweiden, Gichter, plötzliche Auffahren au
dem Schlaft, Zuckungen, Säure im Magen,
Blähungen, Kolik und Erkältungen. Diesen
sicheren seiner Wirkung, und giebt den rindern?
sowie den Müllem eine gehörige Nachtruhe;
scheut euch nicht ein gläschchen zu probiren,
denn wir geben Such die Versicherung, aß da
rin kein „Opium" noch irgend andere ae
sährliche Substanzen enthalten find, denn dir
ist ein Mittel, welche in Deutschland Jahre
wng von obigen berühmten Arzt mit dem beste
ken Einlage ersehen, worauf die ollr Beschert
tung desselben, sowie Diät und Anweisungen
zu finden find.
Hütet Euch vor Verfälschungen, und
sehet genau darauf, daß die eigenhändige Un
terschrift von Brehm K Roeßler auf den
äußern Umschlägen der Pillen, de Pulver,
sowie de Sprups vorhanden ist.
Vegetarische Nerven Pillen die Bor 58 Et.
Universal Lebens Pulvrr die Flasche 58 El.
Soothlng Sprup „ „ 25 Et.
Zu haben bei allen Drugisten der Vereinig
ten Staaten, sowie von den alleinigen Eigen
genthümern
im Haupt-Depot
Brehm k Roeßler.
R o ch e st e r,
Beaver Eountp, Pa.
April t 8.1887.
Theo. F. Scheffer,
Auchhändtercklob-Dl ucker
Harrisburg,
hat stet auf Verlag
schön colorirte
Geburt- uß Tafschei>e.
Da Herz de Menschen; ein Tem
pel Gottes, der: die Wertstätte de Ten
sel. Deutsch und Englisch.
Habermann' Gebet-Buchlei.—
Deutsch nnd Englisch.
Genese.— Deutsch und Englisch.
Heinrich von EichenselS; der: Da
gestohlene Kind.
Holtmann' an erborgener
Frennd; eine Sammlung wunderbarer
und werthvllm Mittel und Kuren.
Buchhändler werden zum billig
sten Preise bedient.
Mär, 7, (887.
ieez Orsiuzer'S
„Sechste ÜZarü - Haus"
Ecke der Dritten nnd Berdel Straße,
HarriSbnrg Pa.
Der Untrrzeichnetr empfirhlt dem grehrtr
Publikum srineii obigen Gasthof unter Zusicher
nag prompt Bedienung uub billige, Behand-
bie Aufmerksamkeit ans
iserei
i vasement be Hanse.
HarnSburg, Juli 5, 'B6-iJ.
ttllein- und Liqucrren-
Handlung.
Gtztttikb Miller,
Wholesale nd Ret Händler in
einheimische ad ausländischen
Weinen, Brandys, Gins,
Whisky, Champagaer, Sprup, ic-
Ferner:
Schweizer- d LibrzerKäse,
Senf, Lagerbier-Gläser, Flaschen,
verschied Sorte Trinkgläser. >e.
Gottl. Miller,
Dritte Straße, zwischen Veedeke
und Soulter Straße,
NsttztziSittttA,
pril ((, 1867. ' !
Wein K Liquor Store,
im Groß- und Kleiu-Verkauf,
von
Z. C. Sucher,
Ecke der Front und Locust Strafte
Columbia, Pa.
Cognac Brandy,
Eastilloa Sc So.', I. Hennessp'S K Eo.'S,
und Bohlen'S
H,bischer Gl,
Wachholder, Roggen, Korn und
Nnmmrl Schnaps;
Poet, Schern, St. Gallen, Elaret, Madeira,
Malaga, Rhein, Edampagner' Eatawda
Ginheimische Weine,
Cock Tatl, Wein und Brünens BitterS.
Agentur für Mischler'S Bitter.
Äingari „
~ ~ Stöoer's
Äsn, ö Mch-Wg. tt.
Um freundlichen Zuspruch ladet ergedendst ein
I. C. Bucbcr,
Columbia Okt. tt, >66.
E. S. Germas's Buchstore,
Ro. 27 Süd 2te Str.
Harrisburg, Pa.
Deutsche und Englische
Sonntagsschul - Bücher,
Füchem, Materialien, er. er.
(Wholesale und Retail.)
Charter'S berühmte
Schreib- und Copir - Tinte,
Laughlin'S und Burchfield'S chemische
S ch r e t t - F l u i d, tt. ,r.
stet an Hand.
HarriSbnrg, Inn! 28:'6K-(Z.
Reuer Grocerie
d De>tsche Früchte - Lade.
Theo. George,
benachrichtigt achtungsvoll seine Frennde und
da Publikum überhaupt, baß er einen neuen
Grarerie und deutsche Früchte-
Laden,
Ecke der Strawberry und Dew
berrp Alley,
(zwischen der Dritten und iten Straße,)
eröffnet ha, w er stet eine große Auswahl
Vrerme, Btdtsrhr Frücht,
Deutsche Zwetschen,
Französische Pflaumen, Birnen,
Aepfel, Rosinen, Coriander, Linsen,
Erbsen, Bohnen, Gerste, Grütze,
K Lmmel, Senk, Srtöl,
Lorbeerblätter, SarbinS, Harlinge,
Schweizer- und Limburger Käse,
Spielkarten, c., :c.
zu erkaufen an Hand hält.
Zu freuntlichemßesuch labet ergebenst ein
Theo. George.
Harrisburg, Juni 28, 1866.
Futter- und Frucht-
Handlung,
Ezchaage-Vekande, Walnut Straße,
Harrisburt, P.
Die Unterzeichnete haben ihr Geschäft in
dem Exchange-Gebäube eröffnet und sind in den
Stand geseht, Familien Mit den auserlesensten
Sorten -
Mehl,
aller Art, al:
Wetze-. Negge-, Welschkeru-
und Buchweizen-
Zlkeht,
zu ersehen, während sie zugleich
Hafer, Welfchkoru, Klei
es, Häcksel ud Futter
aller Art und i bester Onalität an Hand halten.
Besonder möchten wir die Frauen
auf unsre gezeichnete
AKstzl (für Back,wecke)
anfmerksa ach, indem wir diesem Gegen
stand uusee hauptsächliche Sorgfalt zuwenden,
und uech nsere ausgebreitete Berbindnagen
in de Stand gesetzt sind, Viesen Artikel in vor
züglicher Ouantätschaßrn.
Bt. Louis Nteht-v
stet orrälhig.
Wir bürge dafür, daß Käufer ftez zufrie
dengestellt werd, und sind stet erbbtig, da
Gew für eine gekauften Artikel zurückzuerstat
tau, fall er ich eonoentrr fallt.
U geueigw Zuspruch bitte, Irr Znstche
rung prompter mch seelftr Bedienung,
A. SchiSlrr o.
Joseph Schtsler, )
Joh. E. Hitler. j
Harrisburg, Febr. 14, (BK7.
Boll 's Hotel,
(seither ühler Hau.,
ip.
. Ä. Lotto,
Rod. 8, Bk. timchür.
Sesrg
Ecke der Strn nd Salut Straße.
(Uatee de Mausien-Haus.)
Lrrimtsi, V.
Smpstebl sich eine geehrten Publikum zur
beging
Gas ndWaffer-Röhren,
sowie per Unstet ignng er '
Dreh- Ar t t tr n
in Messing, Zknpstru. i..
HarnSburg, geb, 21.
Poesie.
Gesang der Kögel h Bl>en.
i
Ihr Blumen im Felde, ihr Blumen am Bach,
WaS ttäumt ihr s lang? nun werdet ach !
' Ihr Kinder der Erde, o kommt hervor!
. Ihr Schläfer alle, nun steig empor!
Versäumt nicht die Zeit z
, Der Festtag, der hohe, er ist nicht weit!
„Wir schlieft so still an der Mutter Brust,
Da hörten wir fernher Jauchze der Lusft
Nun wollen wir auch nicht verdrossen sein,
Ihr Sänge der Luft,
WaS ist'S für ein Festtag, dazu ihr uns ruft?
Der Frühling, der herrliche ziehet heran ;
Wir sahen ihn schreiten auf seiner Bahn ;
Wir kommen auf eilende Flügeln herzu,
Euch eckend aus langer, thatloser Ruh'!
Auf, rüstet euch bald.
Damit ihr dem hohen Konig gefallt.
„Wohlauf denn, wir kommen, wir zögern nicht.
Wir bringen ihm freudig des Dankes Pflicht.
Wir Bäume, wir nehmen ein neu Gewand,
Wir Blumen, wir schmücken des WegeS Rand;
Wir Saaten entsteh ,
Mit freudigen Blicken ihn anzuseh'n.
Willkommen, o König, in deinem Land !
Dich haben mit Jauchzen die Leinen erkannt.
Erst waren so stumm wir, so todtenblrich,
Run strömt von dir
Auf alle dir Deinen Segen und Zier."
-feuitlelon.
I den
Casematte Magdeburgs.
Bon
Leoin Schücking.
8
.
In kurzer Zeit, schon nach eine Hai
be Stunde, kehrte der Major mit sei
nem Adjutanten und begleitet von dem
Commandanten, dem Platzmajor und
einem dritten Stabsofficier in die Case
matte zurück.
„Wir bringe Ihnen eine Botschaft
vom Herzog, Trenck", sagte er; „Seine
Durchlaucht läßt Ihnen mittheilen,
wenn Sie Ihre Worte wahr machen,
so wolle er Ihre Bitte gewähren; er
sichert Ihnen s.ine nachdrückliche Pro
tection und auch die Gnade des Königs
zu; auch sollten Ihnen dann sofort
alle Fesseln abgenommen werden."
„Ich danke Seiner Durchlaucht",
versetzte Trenck, „und verlasse mich auf
sein fürstliches Wort. Wann befiehlt
er, daß ich morgen ausführen soll, was
ich versprochen habe ?"
Der Commandant batte sich nterdeß
mit scharfen Blicken umherspähend in
dem Kerker umgesehen. „Glauben Sie
uns denn wirklich zu Narren halten zu
können?" fiel er jetzt ein.
„Durchaus nicht!" versetzte Trenck
stolz und kalt z „ich bin weder ein Narr,
noch halte ich Sie dafür
„Machen Sie anderen Leute weiß,
daß Sie mit dem Teufel im Bunde
stehen", sagte der Platzmajor lachend.
„Es handelt sich hier nicht um den
Teufel, sondern um den Befehl des
Herzogs, um welche Stunde morgen ich
auf dem GlaciS spazieren gehen soll."
„Nun, wohl", sagte der Commandant,
„der Herzog läßt Ihnen sagen, e be
dürfe dessen nicht es reiche hin, wenn
Sie uns nur genau angäben, wie Sie
es bewerkstelligen wollen, und wir die
Möglichkeit einräumen müssen."
Trenck blickte forschend in die Gesich
ter derer, die ihn umstanden. Es lag
ein Ausdruck darin, der ihm nicht gefiel
und der ihn hätte zum Mißtrauen füh
ren müssen. Aber er war zu sehr in
Aufregung bet dieser ganzen Scene, er
dürstete zu nach dem Triumphe von
Staunen und Bewunderung, den ihm
der nächste Augenblick bringen konnte,
als daß er besonnen geblieben wäre.
„Hat der Herzog das in der That ge
sagt?"
Zweifeln Sie an unsern Worten?"
„Er sichert mir die Gnade de Königs
zu, auch wenn ich Ihnen blos den Be
weis führe, das ich frei und ungehin
dert davon gehen kann, ohne, wie der
Herr Platzmajor glaubt, die Hülfe de
Teufel in Anspruch zu nehmen?"
Ja!"
„Nun wohl, meine Herren," rief jetzt
Trenck laut ans—„so geben Sie Acht!"
Damit begann er den rechten Fuß
an seiner Fessel zu lösen, dann die
Kette, die an seinem HalSringe hing,
dem Commandanten trotzig vor die Fü
ße zu werfen nnd die Handschellen mit
der Stange dazwischen ebenfalls ; da
rauf schleuderte er das Halseisen dem
Uebrigen ach, und dann trater stolz und
aufgerichtet ein paar Schritte vor, daß
dir Ofpcierr bestürzt zurückwichen. Er
wandte sich nun der Ecke zwischen seinem
Lager und der Wand zu, hob hier etwa
vom Boden auf und zog einen mit Gold
gefüllten Beutel, ein Pistol, ein paar
Schlüssel, Pulver und Blei und mehre
re Feile hervor, die er auf seinen Tisch
legte; dann ahm er die zwischen seine
Handschellen befindliche Stange vom Bo
den ans, löste sie von den Fesseln lo nnd
Harrisburg, Pa., Donnerstag, Mai S, 18V7.
schritt nun auf die andere Seite der
Zelle, wo er vorsichtig in große Stück
de Boden au den geschickt mit Brod
krummen zugeftrichenen Fugen hob.
Dann hob er ein zweite darunter lie
gendes und endlich ein dtitte auf.
Aus der Tieft darunter zog er zwei klei
ne Sandsäcke hervor und sagte nun,
die Arme wie e>n Triumphator über der
breiten und kräftigen Brust verschlin
gend:
„Sie sehe, meine Herren OfficierS,
daß ich die Wahrheit gesagt. Meine
Ketten hab ich de Herren vor die
Füße geworfen ; dort liegt Ine Waffe,
um mich auf drr Flucht vor dem Wie
dereifangen zu schützen, und Geld, um
mir weiter zu helfen; hier ist der Ein
gang zu dem Wege, der mich aus mei
nem Kerker führt. Ueberzeugen Sie
sich selbst.
Untersuchen Sie den Gang; Sie wer
den finde, daß er siebenunddreißig Fuß
lang ist. Er mündet in der Casematte
drüben. Die österreichischen Gefange
nen, welche dort eingesperrt sind, wer
den meine Flucht nicht hindern; das
Thor der Casematte wird S auch nicht,
denn dort liegen die Schlüssel, welche
es von innen öffnen. Höchstens würde
die ganze dort eingesperrte Mannschaft
mich als Escorte begie'ten. Die Leute
haben mir schon jetzt ihren guien Willen
gezeigt, denn sie haben mir schon jetzt
ihren guten Willen gezeigt, denn sie ha
ben das End meines Ganges in ihrer
Casematte entdeckt und mich dennoch
nicht verrathen. Und was, wenn ich
einmal draußen bin, meine weitere
Flucht angehn, so istdafür gesorgt. Der
Ort, wo ein vertrauter sicherer Mann
mit zwei gesattelten Pferden auf mich
wartet, ist mir genau bekannt. Bin ich
aber einmal im Sattel, ein zuverlässi
ges Pistol in der Faust, dann fangt
Ihr Herrn mit allen Euer Deserteur,
Cordonlinien den Trenck nicht wieder
ein, weit eher den Teufel mit einer Leim
ruthe auf flachem Felde."
Die Offiziere sahen sich allerdings
ganz wie der Gefangene es erwartet
hatte, mit stummer Verwunderung an.
Die ganze Scene war so überraschend,
namentlich für den Commandanten, der
zunächst für seinen Gefangenen verant
wortlich war, daß er mehrmals die Farbe
wechselte nnd kaum wußte, was er er
wiedern sollte. Der Platzmajor richtete
nterdeß seine Aufmerksamkeit auf den
Minengang Trenck's, er sprang in die
Tiefe Hinali und verschmähte es auch
nicht, um sich zu überzeugen, in den
Gang hineinzukriechen. Als er sich
wiederaufrichtete, versicherte er: „Es
ist wirtlich und wahrhaftig ein tiefer
Gang unter der Erde her so weit
ich den Arm vorgestreckt habe ist kein En
de zu finden I"
„Er ist sieben und dreißig Schuh
lang !" fiel Trenck ein.
„Jetzt (st wieder die Kunst herauszu
kommen," sagte der Pkatzmajor, der we
der so groß gewachsen, noch ein so guter
Voltigeur war, wie Frohn, um sich mit
einem Sprung auf den Rand des Lo
che schwingen zu können. Zwei Lie.
tenant faßten ihn unter die Arme und
schroteten ihn in die Höhe.
„Da sollte man ja rein des Teufels
werden,", brach jetzt der Commandant
au, der schaudernd überdachte, welche
zahlreichen Mitwisser Trenck gehabt ha
ben müsse, um sich all die Gegen
stände zu verschaffen, die er jetzt offen
vorzeigte. ... . . „es scheint, man
hat mir die ganze Garnison bestochen
und verführt!"
„Niemanden, der in ihrer Gewalt wä
re, Herr Commandant, versetzte Trenck.
„Ich habe ihnen nicht dazu meine
Karten offen gelegt, daß Sie jetzt eine
Inquisition beginnen und Unschuldige
als Verdächtige chicaniren. Der elnzi
ge Schuldige ist mein Witz, der stär
ker war, al der Witz, derer, die alles
thaten, m mir da Entkommen unmög
lich zu machen. Der König hat mich
hier ohne Urtheil und Recht, ohne daß
ich nur ei einziges Mal verhört wäre,
ohne daß mir nur angegeben wäre, wes
sen ich beschuldig, bin, in der unmensch
lichsten und grausamsten Haft gehalten.
Mich ihr zu entziehen, wie ich kann,
da ist mein unveräußerliche Menschen
recht !"
„Kommen Sie jetzt mit uns," sagte
der Commandant. „Ich nehme Sie
mit mir in meine Wohnung. Ich wer
de vondyrt au dem Herzoge die Sache
melden, und pir werben seine weiteren
Befehle abwarten."...
Trenck war natürlich sehr bereit da
zu.
Er schritt zwischen den Offizieren ans
seinem Kerker heran nnd dann der
Wohnung de Commandanten zu die
nicht in der Sternschanze, sondern in
der Stadt lag. In zuversichtlicher
Stimmung, voll sanguinischer Hoffnun
gen, sog er die für ihn fast berauschende
frisch, frei Luft ein, die er seit neun
Jahren nicht mehr gelostet.
Wir wenig ließ er sich träumen, daß
von Allem, was vorgegangen, der Her
zog von Braunschweig leine Ahnung
hatte; daß er ach acht Tagen wieder
in seinen neubefestigten Kerker zurückge
bracht, daß sein Fuß mit einer doppelt
so schweren Kette an die Mauer geschlos
sen sein würde !*
S.
Es mochte halb elf sein. Frohn hatte
Esther heute nicht gesehen, denn wenn
die Gefangenen nicht draußen arbeite
ten, so wagte sie sich nicht zu ihm, durch
die Menge von Männern, welche die
Casematte füllten. Ein Laufbursche
hatte Frohn das Frühstück gebracht. Er
hatte dieses kaum verzehrt, der Lauf
bursche war kaum gegangen, als zur
Ueberraschung der Gefangenen sich das
Thor der Cassematte noch einmal öffne
te und ein Offizier eintrat, dem drei
oder vier Handwerker mit Schaufeln
und Schiebkarren versehen, folgten.
Sechs Mann Wache besetzten das of
fen bleibende Thor.
Frohn trat dem Offizier entgegen.
„Wozu kommen der Herr Camerad ?"
fragte er ihn.
„Man fragt noch lange?" versetzte
dieser barsch und von Diensteifer erregt.
„Man hat sich in ein Complott einge
lassen ! Man wird die Folgen schon zu
fühlen haben. Wo ist der Eingang zu
dem Loch, durch welches man mit dem
Trenck conipirirt hat?"
Der Offizier war offenbar vortrefflich
orieniirt, denn er schritt, ohne eine Ant
wort abzuwarten, dem obersten Ende
der Casematte zu, wohin die Arbeiter
ihm folgten. Bei dem Erscheinen des
Offiziers war cö natürlich Frohn'S er
ster Gedanke, daß er verrathen sei. Bei
den Worten desselben, bei dem Borwurf,
daß er sich in ein „Complott" eingelas
sen, durchzucktees ihn wie ein Blitzschlag.
Es war gewiß, Trenck hatte den Ver
räther gespielt !
Was war zu thun ? War das große
Unternehmen aufzugeben, in der Furcht,
daß die Festiingsbehörden bereits alle
Maßregeln ergriffen, um es scheitern
zu machen ? Dazu war es zu wohl über
legt, dazu sicherte die unvcrhältnißmäßi
ge llebebzahl der Gefangenen über die
Besatzung zu sehr den Erfolg ! Nein
der Streich mußte geführt werden
aber auch sofort! Eö war jetzt keine Zeit
mehr zu verlieren. Jeder weitere vre
lorene Augenblick war für die sich ge
gen einen Angriff der Gefangenen rü
stende Besatzung ein Gewinn.
Frohn war bald entschlossen. Der
Offizier halte unter Frohn's Matratze
das Loch, welches in Trencks Kerker
führte, bald aufgefunden. Er gab jetzt
de Arbeiter, die herantretend ihn um
gaben nnd das aufgewühlte Loch betrach
teten, seine Befehle.
Frohn benutzte diesen Augenblick. Er
winkte seinen Leuten drängte sich an
den Offizier, riß ihm mit Blitzesschnelle
den Degen aus der Scheide, faßte ihn
im selben Augenblick am Kragen und
warf ihn in das Loch hinunter. Zu
gleich rief er mit einer donnernden
Stimme! „Es lebe die Kaiserin^"'
Es war ein entsetzliches Gebrüll und
und Gejauchz', was diesem Rufe folgte
und die niedrige Casemattr mit einem
Getöse erfüllte, welches allein hinreich
end schien, die kleine, sofort hereinstür
zende Escorte des Offiziers zu überwäl
tigen. In der That war dies halbe
Dutzend ziemlich harmloser Landmiliz
ohne alle Schwierigkeit zu Boden ge
worfen, und sechs Musketen und ebenso
viele Patrontaschen und Seitengewehre
waren in den Händen der Gefangenen.
Frohn, den blanken Degen in die Faust,
stürzte nun zur Casemattr hinan die
zwei davor aufgestellten Schildwachen
konnten nicht daran denken, dem Men
schenstrom, der sich hinter ihm her da.
raus ergoß, Widerleisten; sie waren
entwaffnet, ehe sie zur Besinnung über
das, was vorging, gekommen. Der
entzügelte Hanfe rannte nun über den
inneren Hof der Sternschanze fort, der
Hauptwache zu. Diese war mit einer
so geringen Mannschaft besetzt, daß
Frohn über den Ausgang nicht zweifel
haft sein konnte; er hielt es deshalb
nicht für nöthig, den Angriff zu leiten,
sondern trennte sich von der Schaar und
lief quer über den Platz de Wällen Zu.
Vierzig Mann der Schaar hatten sich
ihm zunächst gehalten; diese folgten ihm
jetzt.
Durch sein Plan orkentirt, fand er cS
nicht schwer, sein Ziel zu erreichen,
nämlich die Alarmkanoue auf dem Wall
der Sternschanze. Zwei schwere Ge
schütze stet geladen, um jeden Augen
blick, so bald die Meldung kam, daß ei
Deserteur entsprungen, abgefeuert wer
den zu können und die Landbevölkerung
in der Umgegend der Festung auf ihre
* Er erzählt wenigsten in seiner LebenSge
schichte (Wien l 787) - „Nach meiner erlangten
Freiheit reifte ich selbst nach raunschweig und
erfuhr vom Herzoge selbst, daß die damals über
mich bestellten Majors demselben nicht die
Wahrheit raporlirt und um eine erweis we
gen nachlässigen VisitirenS zu vermeiden, dem
selben gemeldet, sie haben mich bei der Arbeit
ertappt, und bei genauer Untersuchung gesun
den, daß ich ohne ihre Wachsamkeit entflohen
wäre. Einige Zeit nachher habe aber der Her
zog die Wahrheit erfahren, dem König den
Vorfall gemeldet, und von dieser Zeit an habe
der Monarch nur auf Gelegenheit gewartet, um
mir die Freiheit wieder zu geben."
Posten zum Schließen eine doppelten
Cordons zu rufen. >1
Ein rtillertst schtttt als Wache ne
ben den Geschützen auf und ab; als er
die herbetstürzenden Gefangenen erblick
te, deren laute Zurufe ihm an's Ohr
schlugen, ohne daß er sie verstand, blieb
er wie vor schrecken regungslos stehen
und ließ sich ohne Widerstand entwaff
nen. Frohn fand augenblicklich in ei
nem der Protzkästen da nöthige Pulver,
schüttete es aus da Zündloch der zwei
Geschütze, schlug mit dem Stahl und
Stein, den er bei sich führte, Feuer, ent
zündete die Lunte, die er an ihrem rich
tigen Platze neben der Lafette fand, und
einen Augenblick nachher flammte ein
Heller Blitz auf ein weithin krachen
der Schuß donnerte über die Festungs
werke, die Stadt und die Elbe fort; ein
zweiter Blitz ein zweiter Donner
folgte, und aufgeregt von seiner ei
genen That schrie Frohn, die Mütze
schwenkend:
„Vivat Maria Theresia ! Der Tanz
beginnt! Jetzt vorwärts, Ihr Mannen !
Ein Bombardier und sechs Mann blei
ben hier und halten die Batterie besetzt.
Die Andern folgen mir!"
Er eilte fort, von seinen Artilleristen
gefolgt, die brennende Lunte in der
Hand. Als er den Hof inmitten der
Sternschanze wieder erreicht hatte, sah
er, daß seine früheren Anordnungen be
folgt und hereitS ausgeführt waren.
Die Wach war von seinen Leuten be
setzt, das Thor der Sternschanze war in
ihren Händen ; viele von ihnen wa
ren schon bewaffnet sie hatten von
dem kleinen Häuflein, welches die Be
satzung des Forts bildete, nirgends Wi
derstand gefunden. Vor der Wache
standen zwei kleine Kanonen, sogenannte
BataillonSgeschütze wie sie damals den
einzelnen Regimentern zugetheilt waren,
aufgefahren. Sie waren wegen den
zahlreichen in der Festung aufgenomme
uen Kriegsgefangenen geladen und stan
den auch gegen den Eingang in die Ca
sematte gerichtet den sie freilich zu
bewahren, sich heute wenig dienlich ge
zeigt hatten. Frohn erkannte augen
blicklich ihre Wichtigkeit für ihn.
„Kommt her, Ihr Burschen," rief er
seinen Leuten zu „die Geschütze müs
sen mit spannt Euch davor und dann
mir nach!"
Die Leute griffen augeblicklich zu, und
indem an jeden der beiden Vierpfünder
sich etwa fünfzehn der Artilleristen spann
ten, wurden sie ohne große Schwierig
keit in Bewegung gebracht. Frohn
schritt auf das Thor zu ; in der Nähe
desselben ließ er Halt machen und den
beiden Geschützen eine Wendung nach
rechts geben. So richtete sind ihre
Mündungen wider ein niedriges aber
festes Bvlcntor, welches den Eingang in
ein kleines blockhausartiges Gebäude
verschloß. Eine Cartouche wurde zer
rissen und gab Pulver für die Zünd
löcher her. Frohn selbst vislrte dann,
trat zu Seite, legte die Lunte au, das Ge
schütz krachte los und als der Dampf sich
verzogen hatte, sah man, wie das Thor
zerplittert aufkrachte. Der Eingang zu
dem Pulverhaus, z den Munitions
vorrräthe, war gewonnen.
Ein Eljen- nd Pivatschreic der
Leute folgte. Alles stürzte dem Gebäu
de zu, auch die Mannschaft, welche nach
seinem früheren Befehl das Thor besetzt
hatte, lies herbei, in sich mit Munition
zu versehen. Frohn rief mit seiner weit
hinschallenden Stimme die Leute zurück,
aber erst nach einigen Minuten hatte er
soviel Mannschaft wieder um sich, um
mit seinen Geschützen vorgehen zu kön
nen. Er verließ die Sternschanze und
rückte durch das Sudenburger Thor vor.
Bald hatte er vor sich ein noch von den
ältesten Befestigungen übriges zweites
Stadtthor. Durch dasselbe blickte er in
die Gaffe hinein, welche in das Innere
der Stadt führte. Er sah, wie dort an
der Straße die Menschen, erschrocken
über den Tumult, zusammenliefen, und
zu gleicher Zeit, wie die Straße herun
ter ein Haufen Soldaten von der Be
satzung, unter der Anführung eines Of
fiziers, herbeigeeilt kam. Im ersten
Augenblick dachte er, daß dieselben kä
men, um der Sternschanze zu Hülfe zu
eilen, und lachend rief er aus !
„Vortrefflich, sie kommen, um uns
ihre Gewehre zu bringen —"
Dann aber durchblitzte ihn der Ge
danke, daß sie beabsichtigen könnten, das
alte Stadtthor zu schließen. In diesem
Falle war Froh mit einem großen Zeit
verlust bedroht wenn er nämlich ge
nöthigt war, da Thor zn forcircn.
Augenblicklich gefaßt, sprang er deshalb
an da noch geladene BatqzllonSgeschütz,
faßt den Schwanz der Lafette, warf ihn
mit Riesenkraft herum, so daß er gerade
in die Straß hineingerichtet stand, dem
drüben herbeistürzenden Haufea entge
gen, dann griff er nach der brennenden
Lunte, visirte noch einmal
drüben leuchtete etwas wie ein weißes,
hochgeschwungencö Tuch vor seinem
Auge auf aber nur einen Moment;
als er von dem Geschützrohr aufsah er
blickte er nur die setzt dem Thore ganz
nahegekommenen Leinde, während der
Hnnfen Bürger rschxhcken zur Seite
stürzte. Frohn legte bin Zünder an.
und (ine Kartätschenladung schlug in
bey Zrnp ein, deh aagenblickltch ans
etnander floh.
Zu gleicher Zeit kamen die noch im
Pulverhau Zurückgrblirbenen mit ihrer
gemachten Beute herangestürzt.
Frohn rief sie um sich: „Alle, die
Musketen haben, (n die ersten Glieder
hinter mir !" rief er ihnen zu. „Die
Artilleristen laden die Geschütze wieder;
sobald da geschehen, folgen sie damit.
Vorwärts!"
(Fortsetzung folgt.)
(Ans der Zellschrist der „Odd Fell".)
Mitgliederzahl der vdd Fellow
Logen in den Ver. Staaten.
Während der letzten Sitzung der Groß Loge
der Ver. Staaten haben alle Großlogen welche
in unserm Orden bestehen, wieder Berichte ein
gereicht, viele derselben zum ersten Mal selt
188 t. In der folgenden Tabelle haben wir die
Mitgliederzahl in den verschiedene Staaten,
wie sie seit (885 und (868 angegeben waren,
zusammen gestellt; die dritte Zahlreiht zeigt
die Vennehrung der Mitgliederzahl während
des Jahres und die vierten wieviel Prozent
dieselbe in (888 größer war al in (885.
Mitgliederzahl. Z
Staaten.
Marpland (8,782 tt.448 884 6.(6
Massa'chsetlS 4,9 5,786 788 (4.(6
New-Aork (2,672 (4,1>?8 (.356 (8.78
Pennivlvania 43,992 5t,797 7,885 (7.74
Dist.Eolumbia (.698 2,(56 (58 7.6 t
Delaware (.889 2,t89 388 ( 5.88
Ohio 28,212 22,694 2,482 ( 2.28
Louisiana (,535 (,887 72 4.89
New-Jerse, 5,822 B(5 (8.22
Kentuckp 4.424 5,(6t 737 ( 6.66
Indiana 2,738 ((.283 (.553 ( 5.96
Missouri 3,8(5 4.852 (,837 3t.88
Illinois 8,553 48,512 (.9(2 22.86
Eonnrcticu (.362 (.655 293 2t.k>(
Tennessee (.837 (.243 2l (9.86
Georgia t,172 (.987 ( 5 1.39
Maine (.188 (.287 27 2.29
St. Hampshire 2,855 2,388 248 ( 2.86
Michigan 3,865 3,562 673 24.15
Wisconsin 2,8(1 2.38 l 578 3.(4
lowa 3,682 4,597 995 27.62
Rhodc Island 534 686 72 13.48
Minnesota 313 365 55 17.74
California 6.876 7,559 623 9.93
Canada West 539 787 243 46.88
Oregon 649 726 77 1t.86
Nebraska 31>6 36t 53 (8.95
Kansas 422 871 349 82.78
Eolorado 4! (8? 83(69.88
New-Mmco 49 43
Grrblr Loge* 49
Arkansas § 258 258
Florida § kW (88
Vermont j 195 Z 95
Nord Carolina 547 547
Alabamas 583 583
TeraSS 294 294
Mississippis - (.337 1.337 -
Virginias 2.418 2,4(8
W. Virginia (.6(8 (,6(8 1,6(8
SUdEarolinaS k,w2 1,882
Utah 36 36
L. ProvinceS S (54 154
Im Ganzen (53,594 (87,8(233,842 21.79
Diese Tabelle zeigt, daß sich der Orden im
Ganzen um 21.79 Prozent, als beinahe um
ein Viertel vergrößert hat. Eolorado, Canada
West, Kansas, Missouri, lowa, Michigan, und
Illinois haben verhältnißmäßig am stärksten zu
genommen und zwar in der Rethenfolge wie
sie hier angeführt sind.
* Gehört jetzt zur Großlogt von Birglnim.
S Hat für 1885 keinen Berich gemach.
f- Im Jahre (888 oeganisirl.
Der drohende Jndianerkrieg.
Nach den neuesten von den westlichen Ebenen
erhaltenen Nachrichten zur Folge, bürste der
Ausbruch eine allgemeinen Zndianerkrieges
icht unvermeidlich sein. Es ist allerdings
wahr, (wie auch die New-Zsorker StaatSzeituag
richtig bemerkt,) daß in Krieg mit den India
ner nicht jene Gefahren in seinem Gefolge
führt, die bei einem feindlichen Zusammenstoß
mit einer bedeutenden auswärtigen Macht zu
befürchten sind ; aber was die dadurch mögli
cher Weife verursachten Ausgaben, was die
Opfer nnd was die Störung detrifft, welche
einzelne Unternehmungen von nationaler Be
deutung erleiden würden, so dürsten dieselben
nicht unbedeutender sein, als die sind, die in
einem ernstlichen Kriege mit elner fremden
Mach zu befürchten ständen. Die Erfahrun
gen, welche die Vereinigten Staaten in dem
Seminolen Kriege gesammelt, liefern den Be
weis dafür und würden zweifellos von Renem
in einem Jndianerkriege bestätigt werden, des
sen Schauplatz die gesummten weit ausgedehn
ten westlichen Ebenen wären. Wohl ermögen
die Indianer keine organisirte Armee in'S Feld
zu stellen, wobt sind ihre Hülfsquellen zum An
griffe wie zur Vertheidigung sehr unvollkommen,
der ihr Vortheil besteht eben darin, daß sie als
in Naturvolk von den meiste der der Bedürf
nisse, die civilirsirten Nationen zu ihrer Existenz
unentbehrlich sind, unabhängig bleiben. Ueber
ein ungeheures Terrain zerstreu, werden sie
unseren Truppen niemals in großen Massen
begegnen, u Widerstand zu leisten, sondern
sich auf kleine Angriffe und Neckereien beschrän
ken, und wo sich ine Gelegenheit bietet, durch
Grausamkeit die Niederlagen zu rächen suchen,
die sie bei etwaigem Zusammenstoß mit unseren
Truppen erlitten. Sie können trotz ihrer Ver
wahrlosung in dieser Weise den Krieg Jahre
lang fortsetzen und unser Soldaten, trotz al
len Anstrengungen und Aufopferungen, vermö
gen dieselben nicht zum Aufgeden des Wider
standes zn bringen, weil dies so lange blos Te
walt angewendet wird, nur durch die vollständi
ge Ausrottung der Jndianerstämme möglich
wäre. Die Kosten, die durch die Führung ei
nes solchen Krieges im entfernten Westen er
ursacht werden, würden außer allem Verhält
niß zur Bedeutung de Kriege selbst stehen,
und der für die Entwickelung unserer Zukunft
so bedeutende Bau der Pacific Eisenbahn, könn
te dadurch für längere Zeit sistirt und die be
reits in Angriff genommenen oder vollendeten
Strecke derselben erwüstet werden.
Unsere Indianer - Angelegeneeilen sind rineS
der schwierigsten und zugleich eine am wenig
ste beachteten Probleme, welch unsrre Regier
ung zu lösen hat. Der Eongreß, er sich mit
allem Möglichen beschäftigt und Wochenlang
mit Parteijänkereien zugebracht, hat Hiesee ich-
Nro.
igen Frage kaum eine vorübergehende Aufmerk
samkeit geschenkt. Eorruptton und Betrug, die
in allen Zweigen unserer nationalen Regierung
zu finden, wucherten am üppigsten unter den
Beamten, welche mit der Leitung de Verkehrs
mit den Indianern betraut waren, und es ist
dekannt, daß ein großer Theil de felndseligen
Geiste, der tele der Jndianerstämme beseelt,
den Betrügerelen zuzuschreiben ist, welche die
von der Regierung angestellten der licensirte
Jndianer-Agenten sich in ihrem Verkehr mit
diesem wilden Naturvolk erlaubt haben. In
Washington wußte man von diesen Uebelstän
den, aber anstatt eine gründliche Reform vor
zubereiten, entschloß man sich, die ganze Leitung
der Indianer - Angelegenheiten der Armer zu
Wir zweifeln icht, daß dadurch den bisher
vorherrschenden Betrügereien ein Ziel gesetzt
erden wird; sehr ernstlich tezlvcifetn wir
adrr, ob unsere Armee - Offiziere diejenigen
Fähigkeiten besitzen, welche bei der Behandlung
der Indianer unerläßlich sind, wen nicht aus
serordentlich kostspielige und endlose Zwistigkei
ten das Resultat sein sollen. Die Indianer
müssen wie Kinder dehandelt werden; bald muß
ihnen Ernst und Strenge, bald müssen Milde
und Güte verwendet werden. Um den richti
gen Zeitpunkt zu ermitteln, wann diese oder
jene Methode in Anwendung gebracht werden
soll, erfordert ine genaue Kenntniß des Ehar
acterS der Wilden, einen durch Erfahrung er
höhten Scharfblick und Taft. Vereint sind die
se Eigenschaften selten bei einem Armee - Offi
zier zu finden, der durch Erziehung und Ge-
wvhnheit bestimmt wird, nur Strenge und En
ergie vorwalten zu lassen.
Wir zweifeln daher, daß die Erpedition des
Gen. Hancock be! allen ausgezeichneten Eigen
schaften, die dieser Offizier als solcher desitzt, von
günstigem Erfolge begleitet sein wird; wir fürch
ten vielmehr, daß sie die Einleitung zu einem
Jndianerkrieg sei wird, dessen Ausdehnung und
Opfer Wenige jetzt ahnen. Bald wird der Ruf
nach Verstärkungen der Truppen in den Ebenen
laut werden und se mehr man dahin schicken
wird, desto mehr wird man zu der Ueberzeugung
gelangen, daß alle Truppen, über die wir bei
unserem gegenwärtigen Militär-Etat zn erfü
gen haben, eben so wenig ausreichend sind, bei
der ungeheuren Ausdehnung der Indianer-Ter
ritorien den Widerstand nicderzubrrchtn und den
Frieden wiederherzustellen, als überhaupt die
Organisation unserer Armee in ihrer gegenwär
tigen Verfassung wenig geeignet ist zur Führung
eine ausgedehnten Jndianerkriege.
Romantisches aus Indiana.
EntführungSgeschichten sind heutzutage sehr
häufig in Indiana. Zuweilen enden sie sehr
kläglich, wie das Abenteuer de jungen Schul
meisters von R., der die Tochter eines reichen
Grundeigen thumerS dem väterlichen Hause ent
führen und sich dann in der Stadt trauen las
sen wollte, zeigt. Alle war schon für das ro
mantische Abenteuer vorbereitet. Nachts um
die zwölfte Stunde wartete der schmachtende
Seladon unter dem Fenster seiner Tulcinea
Nicht weit davon stand ein Wagen, der die bei
den schleunigst aus dem Bereiche des erzürnten
Papa'S bringen sollte. Seladon setzte eine Lei
ter an Fenster, gab seiner Zukünftigen ein Sig
nal z sie öffiicti das Fenster und stieg auf die er
ste SpreWrder Leiter z aber ihre Erinoline ver
wickelte sich in eine Range am Fenster; die Un
glückliche konnte weder vorwärts och rückwärts;
sie rief den unten auf Kohlen stehenden Gcliebe
ten kläglich um Hülfe a ; schon wollte er di-
Lelter hinanklimmen, als plötzlich am Fenster
da rächende Verhängniß in Gestalt der dicken
Mama sichtbar wurde. Mit einem Ausruft
der Indignation und des Erstaunens packte sie
ihre Tochter und zog sie ins Fenster hinein, wäh
rend der unglückliche Liebhaber sich das Haar
zerraufte und schleunigst das Weile suchte.
Ueber diese Geschichte hat man in Indiana
viel gelacht; etwa ernstere Folgen hatte jedoch
die folgende, bei der es sich auch um eine, der
richtiger um zwei Entführungen handelte. In
der lebhaftesten Stadt am mittleren Wabash
hat ein reicher Mann zwei Zwillingstöchter, die
recht passadel aussahen und auf eine Mitgift
von P 58.888 rechnen können, was ihnen natür
lich viele Bewerber zuführte. Sie hatten, als
sie sich schließlich für zwei derselben entschieden,
da Unglück, gerade zwci junge Männer zu wäh
len, von denen ihr Papa durchaus nicht wis
sen wollte. Um das väterliche Veto zu annul
liren, nahm man seine Zuflucht zu der ultima
r8o einer Entführung. Beide wollten sich in
derselden Nacht an einer bestimmten Stelle ein
finden, wo ihre Geliebten sie mit zwei Wagen
erwarten sollten. Um dann de Herrn Papa,
wenn er an eine Verfolgung denken sollte irre
zu leiten, sollte drr Wagen mit dem einen Lie
bespaar nach der nächsten Eisenbahnstation un
terhalb der Stadt fahren, und der mit dem an
deren nach der nächsten Eisenbahnstation ober
halb derselben. Unstern, der böse Junge, füg
te rS nun, daß die beiden Schwestern in den
unrechten Wagen geriethen, und der Irrthum
wurde erst entdeckt, als man zwei oder der! Mei
len von der Stadt entfernt war. Es mußte al
so umgekehrt werden und als der eine der Wa
gen in der Nähe der Stadt ankam, fielen zwei
Polizisten, die der wüthende Vater den Flücht
lingen nachgesandt hatte, üder denselben her
und verhasteten Bräutigam No. ( mit Braut
No. 2. Der jungeMann war so unvernünftig,
Widerstand zu leistr, und so wurden mehrere
Leute an Ort und Stelle gelockt, die sich nicht
wenig wunderten, als sie das junge Mädchen
inGesellschaft deSJünglingS sahen. Nach eini
ger Zeit langte auch die zweite Entführte sehr
letnmiithig wieder im Elternhause an. Am
nächsten Tage wußte die ganze Stadt in die
Geschichte, und die beiden junge Mädchen ha
ben mit ihrem romantischen Plane einfach ih
rem guten Ruf geschade.
Weckte die Schläfer. In der gu
ten alten Zeit ging in MassachussettS während
de Gottesdienste in der Kirche ein Mann um
her um die Schläfer aufzuwecken. Er trug ei
nen Stab, an Hessen einem Ende eine Kugel
befestigt war, während sich am andern ein Fuchs
schwanz befand. Entdeckte er einen schlafenden
Mann im Kirchenstuhle, so fuhr er ihm mit
der Kugel über den Kopf! warS eine Frau, so
strich er ihr den Fuchsschwanz über Gesicht.
Damals waren die Eiße nicht gepolstert, aber
die Leute hatten gutes Gewissen und schliefen
lest. Ob wohl gegenwärtig zuweilen solche ein
Wäcker nöthig wäre ?